Von 0 auf 355.000* in 59,8 Stunden - Innovatives Niedersachsen
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Nase im W<strong>in</strong>d<br />
S<strong>in</strong>kende Conta<strong>in</strong>er-frachtraten können ihm nur wenig anhaben. Der Reeder Roelf Briese setzt <strong>auf</strong> <strong>in</strong>novative<br />
transportschiffe. So macht er sich den Boom der Offshore-<strong>in</strong>dustrie geschickt zunutze. W<strong>in</strong>d voraus!<br />
Herr Briese, s<strong>in</strong>d Seefahrer von natur aus neugierig? Sehr neugierig,<br />
ja. Die See ist e<strong>in</strong> weites Feld. Man muss sich immer wieder<br />
neue und <strong>in</strong>novative Konzepte überlegen, um im Wettbewerb zu bestehen.<br />
Der Welthandel ist dramatisch geschrumpft. Wie sehr bekommen<br />
dies die niedersächsischen Reedereien zu spüren? Wir<br />
haben uns schon früh gesagt, dass wir mit den <strong>in</strong>ternationalen Global<br />
Carriern der Conta<strong>in</strong>erschifffahrt nicht mithalten können. Wir haben<br />
uns <strong>auf</strong> Spezialschiffe mit eigenen Transportl<strong>in</strong>ien verlegt, das macht<br />
uns weniger abhängig.<br />
Auf welche Schiffe setzen Sie? Unsere Reederei hat sich <strong>auf</strong> Heavylift-Schiffe<br />
für Schwertransporte und <strong>auf</strong> Multipurpose-Schiffe spezia-<br />
lisiert – mit denen lassen sich alle möglichen Stückgüter vom Generator<br />
bis zur Jacht transportieren. Mit 98 Schiffen gehören wir zu den<br />
größten Anbietern weltweit.<br />
Woher kommen ihre Wettbewerber? Neben uns s<strong>in</strong>d die Norweger<br />
sehr <strong>in</strong>novativ bei Spezialschiffen, die Amerikaner im Offshore-<br />
Bereich. Auch die Japaner, Koreaner und Ch<strong>in</strong>esen drängen <strong>auf</strong> den<br />
Markt. Da müssen wir uns immer wieder neu ausrichten.<br />
Was s<strong>in</strong>d die größten <strong>in</strong>novationstreiber im Schiffbau? Die Öl-<br />
und Gasförderung vom Meeresboden und die Offshore-Installation<br />
von W<strong>in</strong>dkraftanlagen. H<strong>in</strong>zu kommt der Heavylift-Bereich: Die Anlagen,<br />
die wir transportieren, werden weltweit immer größer, schwerer<br />
und sperriger.<br />
Wie lösen Sie das Problem? Wir haben als erste Reederei W<strong>in</strong>dkraftmasten<br />
<strong>auf</strong>recht an Bord transportiert. Das erleichtert die Installation<br />
<strong>auf</strong> See. E<strong>in</strong>e weitere Innovation s<strong>in</strong>d unsere Installationsschiffe<br />
mit Stützpfeilern. Die Pfeiler fahren wir bei Bedarf aus dem Schiff <strong>auf</strong><br />
den Meeresboden herunter, um schwere Ladungen auch bei Seegang<br />
<strong>in</strong>stallieren zu können.<br />
Wer denkt sich so etwas aus? Das machen wir <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />
mit den Offshore-W<strong>in</strong>dparkbetreibern und externen Konstruktions-<br />
büros. Als Reederei stehen wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ständigen Dialog mit den hiesigen<br />
Werften, den Konstrukteuren und den Klassifikationsgesellschaften.<br />
Wir selbst beschäftigen <strong>in</strong> unserer Reederei viele Schiffbau<strong>in</strong>genieure,<br />
die beobachten, wie sich neue Schiffe <strong>in</strong> der Praxis bewähren.<br />
Wie eng ist das netz der maritimen Wirtschaft <strong>in</strong> niedersachsen<br />
geknüpft? Das ist schon erstaunlich: Die Konstruktion und Entwicklung<br />
s<strong>in</strong>d hier sehr stark vernetzt, auch beim Bau hochkomplexer<br />
Spezialschiffe durch hiesige Werften. Das ist e<strong>in</strong>e echte Domäne von<br />
uns. Über die Reedergeme<strong>in</strong>schaft Ems-Achse fördern wir außerdem<br />
drei Honorar-Professuren an der Fachhochschule für Seefahrt <strong>in</strong> Leer.<br />
Seefahrer blicken gerne weit voraus: Wo verändert sich die<br />
Schifffahrt am meisten? Beim umweltfreundlichen Antrieb. Da gibt<br />
es verschiedene Möglichkeiten: Antriebsunterstützung durch Sky Sails<br />
– das s<strong>in</strong>d riesige Zusatzsegel – oder auch das „E-Ship 1“ von Enercon,<br />
das mit Segelrotoren angetrieben werden soll.<br />
Welche Ersparnis ist dr<strong>in</strong>? Man ist bei den Treibstoffverbräuchen<br />
schon deutlich runtergekommen. Viel wichtiger aber ist die Reduzierung<br />
der Emissionen, da kommt noch e<strong>in</strong>iges <strong>auf</strong> die Masch<strong>in</strong>enbauer zu.<br />
Stößt die Schifffahrt eigentlich an Grenzen? Wie viel Platz ist<br />
noch <strong>auf</strong> dem Meer? Da ist noch sehr viel Platz.<br />
www.briese.de<br />
Zur Person Roelf Briese war schon mit 23 Jahren als Kapitän <strong>auf</strong> den Weltmeeren unterwegs.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em mehrtägigen Sturm der W<strong>in</strong>dstärke 10 fasste er den Entschluss, Schiffbau<br />
zu studieren. 1983 gründete er se<strong>in</strong>e eigene Reederei <strong>in</strong> Leer, die heute zu den größten<br />
des Landes zählt. Briese hat sich schon früh <strong>auf</strong> Spezialtransporte konzentriert.<br />
Letzte Woche noch stand der 65-Jährige selbst am Steuer e<strong>in</strong>es 6.500-tonners:<br />
„So verliere ich nie das Gefühl, wie es läuft an Bord!“<br />
1-2010 | plietsch | 17