Von 0 auf 355.000* in 59,8 Stunden - Innovatives Niedersachsen
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Die Sonne <strong>in</strong> die Falle locken<br />
Wie e<strong>in</strong>e junge forscher<strong>in</strong> Solarzellen besser machen will<br />
Die Begeisterung, mit der Diplom-Physiker<strong>in</strong> Wilma<br />
Dewald von ihrer Forschung spricht, ist wie e<strong>in</strong> Sonnenbad:<br />
warm und gute Laune verbreitend. Im Detail<br />
forscht sie an verbesserten transparenten leitfähigen<br />
Schichten für Silizium-Dünnschichtsolarzellen; im<br />
Großen geht es ihr um e<strong>in</strong>e unabhängige Energie-<br />
versorgung für die Zukunft. „Ich möchte forschen und<br />
etwas bewegen“, bekennt die 27-Jährige. Nach e<strong>in</strong>em<br />
kurzen Ausflug <strong>in</strong> die Materialphysik hat sie die<br />
Solarenergie für sich entdeckt. Am Fraunhofer Institut<br />
für Schicht- und Oberflächentechnik <strong>in</strong> Braunschweig<br />
ist sie am richtigen Platz angekommen. Hier kann sie<br />
daran arbeiten, dass Solarzellen kostengünstiger hergestellt<br />
werden können und zugleich e<strong>in</strong>en höheren<br />
Wirkungsgrad <strong>in</strong> der Stromerzeugung erreichen.<br />
Stellt man Solarzellen nur mit hauchdünnen Siliziumschichten<br />
her, s<strong>in</strong>d sie billiger als die heute marktgängigen<br />
Produkte <strong>auf</strong> Basis von Siliziumscheiben,<br />
denn die Dünnschichttechnik spart sowohl Material<br />
als auch Energie bei der Herstellung. Wilma Dewald<br />
erprobt alum<strong>in</strong>iumdotiertes Z<strong>in</strong>koxid als oberste<br />
Schicht – e<strong>in</strong> ungiftiger und leicht herstellbarer Stoff.<br />
Das eigentliche Kunststück besteht dar<strong>in</strong>, diese<br />
Schicht, die 100-mal dünner als e<strong>in</strong> Haar ist, so zu<br />
strukturieren, dass sie möglichst viel Sonnenlicht e<strong>in</strong>fängt<br />
– und damit mehr Strom <strong>in</strong> der Zelle erzeugt<br />
werden kann. Die Methode dafür haben Dewald und<br />
ihr Team weiterentwickelt und dar<strong>auf</strong> ist sie e<strong>in</strong> wenig<br />
stolz, denn das erste angemeldete Patent ist etwas<br />
ganz Besonderes. „Langfristig können wir mit diesen<br />
extrem dünnen Silizium-Tandem-Zellen e<strong>in</strong>en Wirkungsgrad<br />
von mehr als 13 Prozent erreichen“, prognostiziert<br />
die Wissenschaftler<strong>in</strong>. Die am Markt bef<strong>in</strong>dlichen<br />
br<strong>in</strong>gen derzeit nur 9 Prozent. In drei Jahren soll<br />
das Verfahren, strukturiertes Z<strong>in</strong>koxid e<strong>in</strong>zusetzen,<br />
marktreif se<strong>in</strong>. „Ich b<strong>in</strong> überzeugt, wir können künftig<br />
Solarzellen wie e<strong>in</strong>en riesigen Teppich <strong>auf</strong> Dächern<br />
ausrollen und damit Solarstrom zu e<strong>in</strong>er echten Alternative<br />
zu Kohle, Atom und Gas machen“, ist sich die<br />
Physiker<strong>in</strong> sicher. Die Entwicklungsschritte müssten<br />
jetzt stattf<strong>in</strong>den. Nicht erst, wenn Öl und Gas knapp<br />
werden, sollte die Solartechnik optimal se<strong>in</strong>. Und wie<br />
geht es mit ihr weiter? Doktorarbeit abschließen und<br />
weiter die Sonne e<strong>in</strong>fangen, heißt die Antwort.<br />
www.ist.fraunhofer.de<br />
Die Methode: Die oberste Schicht e<strong>in</strong>er Dünnschichtsolarzelle muss so strukturiert werden,<br />
dass das Licht möglichst ungestört <strong>in</strong> die Zelle e<strong>in</strong>fällt und dort e<strong>in</strong>gefangen wird. <strong>in</strong> verdünnter<br />
Salzsäure wird <strong>in</strong> die Oberfläche e<strong>in</strong>e Landschaft aus M<strong>in</strong>i-Vulkanen geätzt, jeder mit e<strong>in</strong>em<br />
Durchmesser von e<strong>in</strong>em Mikrometer. So bleibt das Licht <strong>in</strong> der Zelle gefangen, bis es zur Stromerzeugung<br />
absorbiert wird.<br />
1-2010 | plietsch | 25