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LAnD & LEUtE Oh Ginseng! Wie die koreanische Wurzel in die Lüneburger Heide kommt Das Stück Ginseng sieht aus wie trockener Champignon. „Einfach in der Wangentasche parken“, ermuntert Gesine Wischmann, Chefin der Flora Farm. Es schmeckt nussig, wie Süßholz – nur bitterer. Ginseng ist nicht besonders schmackhaft, aber gesund. Die koreanische Wurzel – ein zugelassenes Arzneimittel zur körperlichen Stärkung – wächst in Walsrode. Wischmann, junge Oma und begeisterte Golferin, baut sie als Einzige in Deutschland an. Seien Sie ehrlich – richtig lecker ist Ginseng nicht. Wie bringen Sie die Wurzel unter die Leute? Was gut ist, muss ja auch schlecht schmecken. Nein, im Ernst: Der allergrößte Teil der Wurzeln geht in Kapseln, die wir mit niedersächsischen Partnern herstellen. Wir verkaufen aber auch Wurzeln – manche knabbern die mit Honig. Vielen schmeckt auch unser herbes Ginseng-Weizen- bier. Auch in Cremes für problematische Haut und in Shampoo steckt die Wurzel. Wie kommt die asiatische Heilpflanze nach niedersachsen? Mit einer Streichholzschachtel voller Samen fing es an. Mein Vater hat die ersten Pflanzen in den Achtzigern aus China bekommen – trotz Ausfuhrverbots. Wir waren auf der Suche nach einer Alter- native für unseren Hof und sind durch die Presse auf Ginseng gestoßen. Andere Bauern nahmen fünf Kühe dazu, mein Vater baute Ginseng an. Das war natürlich toll. Trotzdem habe ich erstmal BWL studiert und dann für die Pharmaindustrie gearbeitet. Als meine Familie zehn Jahre später erste Ernten einfuhr, bin ich zurück aufs Land. Das war schon ein Einschnitt. Auf der Flora 04 | plietsch | 1-2010 Farm habe ich das Marketing in die Hand genommen. Nach dem Motto ‚Schweine raus – Möbel rein‘ haben wir den Hofladen samt Internet-Versandhandel aufgezogen. Erst mit meinem Pharma- Wissen konnten Kapseln entstehen. Eigentlich begann alles als spinnerte Idee – aber mit Erfolg. Heute macht die Flora Farm eine gute Million Euro Jahresumsatz. ihre felder wirken futuristisch. Schwarze Stoffbahnen und Pflanzen, die man kaum sieht. Woher kommt ihr Anbau- Know-how? Es gab chinesische Quellen, übersetzt hat die der Wirt des China-Restaurants im Ort. Das Meiste haben wir aber durch Trial and Error entdeckt. Heute bauen wir die Wurzeln wie Spargel im Damm an, so kann Wasser gut abfließen. Darüber hängen Schattenfolien, die direkte Sonne abhalten, aber Regen durchlassen. Warum ist da so wenig Grün auf dem Acker? Die Pflanzen wachsen langsam, im Mai sprießen fünf Zentimeter, und das war es dann. Sechs Jahre wächst die Wurzel; zwei Tonnen ernten wir jährlich. Und das zieht Besucher an? Ungewöhnlich ist auch spannend – die Farm ist heute ein Ausflugsziel. 40.000 Gäste kommen pro Jahr, sehen sich die Felder an und schlürfen Ginseng-Tee. Wir gehen mit der Zeit. In Kürze gibt es auch eine Anti-Aging Serie mit Ginseng. www.florafarm.de
Ort des Geschehens: Walsrode Gesprächspartnerin: Gesine Wischmann, Geschäftsführerin der flora farm 1-2010 | plietsch | 05
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