Sozialraumanalyse und Befragungsergebnisse - Region in Aktion

Amadeu Antonio StiftungRegion in Aktion – Kommunikation im ländlichen Raumheute werden sie unsere Reiseleiter sein. Ihre erste Amtshandlung: Die Verteilung derAnwesenden auf die Fahrzeuge. Dass dafür bereits einiges Organisationsgeschick gefragt ist,gehört zu den ersten Erfolgsmeldungen des Tages. „Ich bin echt baff, hier zwei Busse voll mitMenschen zu sehen. Ich hätte eher vermutet, dass die Plätze weggehen wie Sauerbier“, staunteiner der Gäste, der sich auf Nachfrage als Matthias Diekhoff aus Anklam vorstellt. Er istheute gekommen, weil ihn „die Kombination aus Kunst, Landschaft und Dorflebeninteressiert. Und um die Helden des Alltags herauszufiltern.“ Denn, so Matthias Diekhoff, essei wichtig „zu zeigen, dass es vor Ort in der Nachbarschaft auch Vorbilder für die jungenLeute gibt. Und das ist besonders vor dem Hintergrund der NPD wichtig, die hier ziemlichviele Sachen an sich reißt.“Das Thema Held ist dann auch gleich Thema, als sich die Busse in Bewegung setzen.Reiseleiterin Inés, mit dem Mikrofon im vorderen Teil des Busses positioniert, möchte vonuns wissen: wer oder was ist heutzutage ein Held? Zögerlich gehen einige Hände in die Höhe,sprechen vor Leuten ist nicht jedermanns Sache, erfordert gewissermaßen auch „Heldenmut“.Und den scheinen im Bus eindeutig die weiblichen Mitreisenden zu besitzen, denn: alle dreiWortmeldungen kommen von Frauen. „Mein Ehemann ist für mich ein Held, denn er istimmer für mich da, egal ob das Rohr kaputt ist oder das Auto“, sagt eine. „Für mich sindKinder Helden, wenn sie füreinander einstehen“, die zweite. Und die dritte Dame befindet:„Wenn jemand gegen viele Widerstände seinen Standpunkt verteidigt und dafür eintritt“.Während wir zur Musik von David Bowies „Hero“ noch ein wenig über unsere Vorstellungeneines held/in sinnieren, nähern wir uns dem 1. Stopp: Fahrenwalde. An der Dorfkirche steigenwir aus, vor uns befindet sich ein Denkmal aus dem Ersten Weltkrieg, Inschrift: „Unserngefallenen Helden“. Eine Erinnerung daran, dass der Begriff Held durchaus auch seineambivalenten Seiten hat. Das klamme Gefühl wird verstärkt durch den Friedhof direkt hinterdem Denkmal – und durch die nun stattfindende Theater-Performance eines studentischenWorkshops unter Leitung von Benno Plassmann und Pip Hill. Die SchauspielerInnen werdenhier und im weiteren Verlauf der Busreise unterschiedliche Interpretationen zum Themaheld/in präsentieren, und für diesen Ort fällt die Interpretation ganz eindeutig in die Abteilung„schwere Kost“. Held sein ist eben auch nicht immer einfach.Wenige Minuten später ist die Stimmung jedoch schon wieder deutlich besser: Im Bus hörenwir über Lautsprecher Audio-Collagen von Menschen aus der Region an. Sie schildern, wasfür sie einen Helden ausmacht. Die Eindrücke muntern auf, zudem winken uns immer wiederMenschen freundlich vom Wegesrand zu, während wir das Dorf Züsedom passieren unddamit Stopp No.2. Hier betreiben die „Züsedomer Oldtimer Freunde e.V.“ aus reinem Spaßan der Freude ein kleines, aber feines Oldtimer-Museum für alle Interessierten. EindeutigHelden! Wenige Minuten später besteigt in Damerow, Stopp No. 3, eine weitere Heldinhöchstpersönlich den Bus: Frau Martin erzählt uns, wie mit vereinten Kräften und einergesunden Portion Gemeinschaftssinn aus einem alten Küsterschulhaus ein Gutsmuseumwurde, das längst nicht nur wegen des vorzüglichen Kuchens im angeschlossenen CaféNeugierige von nah und fern anlockt. À propos fern: eine gewisse Familie Völker sei bereitsvor vielen Jahrzehnten aus Damerow nach Australien ausgewandert und halte doch bis heute43