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Lebensnerv der Gemeinde - Gemeinde Neftenbach

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Das <strong>Gemeinde</strong>wappen<br />

von <strong>Neftenbach</strong><br />

Bis 1928 verwendeten die Kirchgemeinde und die <strong>Gemeinde</strong>behörden<br />

auf ihren Siegeln die Darstellung einer<br />

entwurzelten Tanne auf verschiedenen Untergründen.<br />

1921 wollte die Kirchgemeinde ein neues Geläute anschaffen<br />

und holte beim Staatsarchiv des Kantons Zürich<br />

ein heraldisches Gutachten ein, wie das Wappen auf den<br />

Glocken zu gestalten sei.<br />

«Nicht schon wie<strong>der</strong> Gemüse!»<br />

soll <strong>der</strong> Wappenspezialist Dr. Hans Hess sarkastisch zum<br />

traditionellen Wappen gesagt haben.<br />

Dr. Hess riet damals, die Tanne als Wappenfigur fallen zu<br />

lassen, da Bäume z.B. in den Wappen von Buch am<br />

Irchel, Buchs, Wald, Bauma und Lufingen vorkommen.<br />

Er empfahl, stattdessen das Wappen <strong>der</strong> Freiherren von<br />

Wart zu übernehmen.<br />

Tanne am Türsturz des Schulhauses «Drei Linden»<br />

Das neue Wappen<br />

Anlässlich <strong>der</strong> Bereinigung <strong>der</strong> Zürcher <strong>Gemeinde</strong>wappen<br />

bestätigte <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at, mit Beschluss vom 30. März<br />

1928, das Wappen in Form und Inhalt für endgültig.<br />

«Schräg geviert von Silber und Blau» lautet die offizielle<br />

Bezeichnung.<br />

Die Anordnung <strong>der</strong> Farben ist auf alten Darstellungen<br />

unterschiedlich. Es gibt auch die Version mit Blau oben<br />

und unten. Der schweizerische Kulturgüterschutz beansprucht<br />

diese Version aber für sein «Wappen»!<br />

Als im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t Johann Hch. Sulzer, Besitzer des<br />

Landgutes am Wartberg, vom Bayrischen König den<br />

Adelsstatus verliehen erhielt, nannte er sich fortan<br />

Baron von Sulzer-Wart. Der Erbauer des heutigen Schloss<br />

Wart, Baron Max von Wart, hatte somit mit dem Geschlecht<br />

<strong>der</strong> Freiherren von Wart nichts zu tun.<br />

Papiersiegel mit entwurzelter Tanne des Kirchenstillstands<br />

<strong>Neftenbach</strong>, <strong>der</strong> damaligen Kirchenpflege


Vorgeschichte<br />

Schon tausend Jahre vor <strong>der</strong> ersten urkundlichen Erwähnung<br />

von <strong>Neftenbach</strong> gab es pulsierendes Leben an<br />

diesem Ort. Zur Römerzeit wurden hier Kultur, Landwirtschaft<br />

und Handel gepflegt.<br />

Auf dem Terrain <strong>der</strong> Steinmöri<br />

wurde 1780 von Jägerhauptmann<br />

Ziegler aus dem<br />

Herrenhaus ein goldener<br />

Ring mit einer Gemme geborgen,<br />

die den Kopf eines<br />

jungen Mannes zeigt. Die<br />

Regierung in Zürich staunte,<br />

als ihnen Ziegler diesen<br />

Fund präsentierte. Begierig<br />

darauf, noch mehr solche<br />

Schätze zu heben, beschlossen<br />

die Räte, die Ausgrabungen<br />

auf ihre Kosten weiterzuführen.<br />

Bei <strong>der</strong> Grossgrabung<br />

1986 kam es zu<br />

einem sensationellen Fund. Aus einem Versteck in<br />

einem Nebengebäude zogen die Archäologen eine<br />

bronzene Weinkanne hervor, die mit sechs Kilogramm<br />

Silbermünzen angefüllt war.<br />

Der Silberschatz von <strong>Neftenbach</strong><br />

Die Kanne war in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 3. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

in kriegerischen Zeiten vergraben worden. Die abgebildeten<br />

Silbermünzen aus diesem Tresor zeigen oben die<br />

Vor<strong>der</strong>seite, darunter die Rückseite <strong>der</strong> Münzen. Diese<br />

Silberstücke wurden im Jahre 248 in Rom geprägt. Die<br />

Köpfe stellen Kaiser Philippus I. und Otacilia Severa, seine<br />

Gattin, dar. Auf <strong>der</strong> Rückseite sind Romulus und Remus,<br />

die legendären Grün<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stadt Rom, ein schreiten<strong>der</strong><br />

Löwe und ein Nilpferd dargestellt. Löwe und Nilpferd<br />

waren Beutetiere, die Philippus von seinen Feldzügen<br />

zurück nach Rom brachte.<br />

Die bronzene Weinkanne aus <strong>der</strong> Steinmöri<br />

Alemannische Funde<br />

im Frühmittelalter<br />

Im Chlimberg wurde in einem Frauengrab eine Zierscheibe<br />

aus dem 7. Jahrhun<strong>der</strong>t gefunden. Sie weist einen<br />

Durchmesser von lediglich 7.5 cm auf. Das Fundstück ist<br />

aus Bronze gearbeitet und zeigt in einfacher Durchbruchtechnik<br />

einen Reiter mit angelegter Lanze. Solche<br />

Scheiben wurden in einigen alemannischen Siedlungsgebieten<br />

gefunden. Neuere Fundbeobachtungen haben<br />

gezeigt, dass die durchbrochenen Zierscheiben nur in<br />

Frauengräbern und stets auf <strong>der</strong> Höhe des linken Schienbeins<br />

vorkommen. Die Vermutung liegt nahe, dass es<br />

sich dabei um Reste einer le<strong>der</strong>nen Umhängetasche<br />

handelt, die mit einer Bronzeschnalle verschlossen wurde.<br />

Die Scheibe von <strong>Neftenbach</strong> weist am oberen Rand des<br />

Rahmens eine Abnützungsstelle auf, vermutlich war sie<br />

dort mit einem Le<strong>der</strong>riemen an <strong>der</strong> Tasche befestigt. Der<br />

historisch sehr bedeutende Fund aus <strong>Neftenbach</strong> wurde<br />

1972 auf einer Pro Patria Briefmarke geehrt.


Der römische Gutshof<br />

in <strong>der</strong> Steinmöri<br />

Säulengang?<br />

Herrenhaus<br />

Heiligtum?<br />

Pars urbana<br />

(Wohnteil)<br />

Brunnen<br />

Tor<br />

Pars rustica<br />

(Wirtschaftsteil)<br />

Gebäude mit<br />

dem Münzhort<br />

Ummauerter<br />

Annex (Zustand 3. Jahrhun<strong>der</strong>t n. Chr.)<br />

Rekonstruktion des Gutshofs <strong>Neftenbach</strong><br />

Bad (Grundriss<br />

nicht bekannt)<br />

Tor<br />

Beim Gutshof von <strong>Neftenbach</strong> lassen sich drei verschiedene<br />

Bauphasen unterscheiden. Anfänglich, etwa ums<br />

Jahr 30 n. Chr., entstand ein einfaches Bauernhaus mit<br />

Wirtschafts- und Wohnräumen unter einem Dach. Dieses<br />

Gebäude aus Holz war mit einem Schindeldach gedeckt.<br />

Vermutlich hatte sich ein römischer Legionär in <strong>der</strong><br />

Steinmöri nie<strong>der</strong>gelassen. Nach dem Brand um die Jahrhun<strong>der</strong>tmitte<br />

kamen neue Gutsherren, die einen Neubau<br />

in gallisch-römischer Architektur verwirklichten. Die Herren<br />

wohnten nun in einer noblen Villa (Pars urbana). Nebenan<br />

stand ein römisches Bad, ausgestattet mit Boden- und<br />

Wandheizung. Die einheimischen Landarbeiter dagegen<br />

mussten mit bescheidenen Häusern im Wirtschaftsteil<br />

(Pars rustica) im Talgrund Vorlieb nehmen.<br />

Neue Gebäude aus Stein<br />

Gegen Ende des 1. Jahrhun<strong>der</strong>ts führte ein neuer Bauschub<br />

zu einer ganz in Stein ausgeführten Anlage. Der<br />

Gutsherr war nun in <strong>der</strong> Lage, mit seinen etwa 120<br />

Landleuten die ganze ebene Fläche zwischen dem<br />

Taggenberg, <strong>der</strong> Töss, dem Irchel und dem Ried und<br />

Sumpf im Osten zu bewirtschaften.<br />

Der landwirtschaftliche Grossbetrieb<br />

Die landwirtschaftliche Produktion führte nun weit über<br />

den Eigenbedarf hinaus. Aus seiner Domäne von etwa<br />

400 Hektaren Kulturland konnte <strong>der</strong> Gutsherr Nahrungsmittel<br />

ins nahe gelegene Vitudurum (Oberwinterthur)<br />

liefern. Im Vor<strong>der</strong>grund stand die Rin<strong>der</strong>zucht, ergänzt<br />

durch Schweine-, Schaf- und Ziegenhaltung. Zeitweise<br />

fand eine intensive Hirschjagd für den Fleischexport<br />

statt. Ferner war das Wildbret so beliebt wie in keinem<br />

an<strong>der</strong>en Gutshof. Die Graswirtschaft sicherte den<br />

Heuvorrat für die Rin<strong>der</strong>. An Getreide wurde Gerste,<br />

Dinkel, Hafer sowie die alten Sorten Hirse und Emmer<br />

angebaut.<br />

Eine feudale Badeanlage für die<br />

Herrschaft<br />

Caldarium<br />

Praefurnium<br />

Frigidarium<br />

Apodyterium<br />

Tepidarium<br />

Praefurnium<br />

Plan des römischen Bades<br />

Das Bad bestand aus Warmbad (Caldarium), Laubad<br />

(Tepidarium), Kaltbad (Frigidarium) und <strong>der</strong> Gar<strong>der</strong>obe<br />

(Apodyterium). Links erkennt man die Einführung <strong>der</strong><br />

gemauerten Wasserleitung die entlang dem Taggenberg<br />

bis zur Villa in <strong>der</strong> Steinmöri führt.<br />

Die römische Villa nach Markus Schoch, Illustrator, Winterthur


Die alte Kirche vor dem Umbau 1842<br />

JANUAR 2009<br />

Leutpriester Conrad<br />

von <strong>Neftenbach</strong><br />

1209<br />

Nos autem super his de nostro intellectu minus<br />

confidentes, potioribus ab utraque parte personis ad<br />

dietandam sentenciam nobis adiunctis, scilicet<br />

C.plebano de Neftinbach...<br />

«Wir aber vertrauten unserer Einsicht bezüglich dieses Falles<br />

zu wenig und zogen zum Fällen des Richtspruchs fähigere<br />

Leute (Experten) von beiden Parteien hinzu,<br />

nämlich C. Leutpriester von Neftinbach, H. von Liebinberch<br />

und Hiltebolt Havenare. Wir berieten uns mit ihnen und<br />

haben einstimmig für das Kloster entschieden, wobei wir <strong>der</strong><br />

Gegenpartei Stillschweigen auferlegten».<br />

Geschehen in <strong>der</strong> Kirche zu Winterthur im Jahre 1209<br />

Monatsthema: Die erste urkundliche Erwähnung von <strong>Neftenbach</strong>


Leutpriester Conrad von<br />

<strong>Neftenbach</strong> 1209 erwähnt<br />

Die erste urkundliche Erwähnung von <strong>Neftenbach</strong> stammt<br />

aus dem Jahre 1209. Darum feiern wir heuer das 800jährige<br />

Jubiläum.<br />

C. plebano de Neftinbach<br />

Es handelt sich hier um einen Streitfall, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Kirche<br />

zu Winterthur geschlichtet wurde. Der Leutpriester von<br />

Büslingen stritt sich um den Zehnten in Nordhalden bei<br />

Tengen mit den Nonnen von St. Agnes in Schaffhausen.<br />

Zur Klärung des Falles wurde auch <strong>der</strong> Leutpriester<br />

Conrad von Neftinbach beigezogen. Der Leutpriester genoss<br />

wohl einen guten Ruf, dass er zu diesem weit abliegenden<br />

Streitobjekt als Berater herangezogen wurde.<br />

Durch diese Distanz war auch eine gewisse Neutralität<br />

gewährleistet.<br />

Conrad war Leutpriester / Prediger (plebanus), das heisst,<br />

dass es 1209 schon eine Kirche gab.<br />

Wie kam <strong>Neftenbach</strong> zu seinem<br />

eigenwilligen Namen?<br />

Nicht ganz einfach ist die Erklärung und Bedeutung des<br />

Namens <strong>Neftenbach</strong>. Der Schlüssel dazu ist das althochdeutsche<br />

Wort «nafizan», welches «langsam fliessend»<br />

bedeutet. Der Fachmann rekonstruiert die Ortsangabe<br />

folgen<strong>der</strong>massen: «ze demo näftintin pache» = bei dem<br />

schläfrig dahinfliessenden Bach. Über die ältere Form<br />

Näfzenbach kam es zur jüngeren, eben Neftinbach. Das<br />

Bild von dem langsam dahinsprudelnden Wiesenbach ist<br />

allerdings trügerisch. Mehrmals in <strong>der</strong> Geschichte kam<br />

<strong>der</strong> Dorfbach als wild tosen<strong>der</strong> Wildbach daher, <strong>der</strong> Überschwemmungen<br />

verursachte und Häuser und Gärten am<br />

Bach verwüstete. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t verlor sogar ein<br />

<strong>Gemeinde</strong>präsident im Hochwasser sein Leben.<br />

Das Dorf wurde von den<br />

Alemannen an einem Bach<br />

ins Leben gerufen<br />

Schon zur Römerzeit führte ein Weg von Vitudurum<br />

(Oberwinterthur) an die Wachtürme am Rhein. Er wurde<br />

über dem sumpfigen Talgrund den Hügelflanken entlang<br />

in gesicherter Höhe angelegt.<br />

An <strong>der</strong> Reichsstrasse<br />

Auf <strong>der</strong> römischen Wegspur verlief im Frühmittelalter die<br />

Reichsstrasse. Am Bachübergang stockte <strong>der</strong> Verkehr.<br />

Wagen und Fuhrwerke durchfuhren kurzerhand das Bachwasser.<br />

Für die Reisenden und Wan<strong>der</strong>er aber musste<br />

früher o<strong>der</strong> später ein Steg gezimmert werden. Den<br />

Unterhalt besorgten Zimmerleute, Schmiede und<br />

Wagner, die sich am Bach nie<strong>der</strong>liessen.<br />

Die Ackerbauern hingegen zogen es vor, sich auf <strong>der</strong> höher<br />

gelegenen Schotterterrasse anzusiedeln. Sie profitierten<br />

dabei von den Wasserquellen, die am Bachbord zutage<br />

traten. An <strong>der</strong> Reichsstrasse beidseits des Stegs bildete<br />

sich je ein Ort <strong>der</strong> Begegnung.<br />

Die Kirche als Zufluchtsort<br />

Im Süden entstand auf sicherer Anhöhe über dem Bach<br />

die Kirche, die neben ihrer religiösen Funktion auch ein<br />

Zufluchtsort in kriegerischen Zeiten war. Den Kirchenbezirk<br />

umgab und schützte eine Mauer, und in <strong>der</strong> Turmkammer<br />

wurde das Pulver für die wehrhafte Mannschaft gelagert.<br />

Bei Hochwasser und Überschwemmungen flüchteten die<br />

Bewohner am Bach mit ihrer Viehhabe zur Kirche hinauf.<br />

Gerichts- und <strong>Gemeinde</strong>platz<br />

Jenseits des Baches lag <strong>der</strong> Gerichts- und <strong>Gemeinde</strong>platz<br />

(heute ein Parkplatz), <strong>der</strong> von einem Kranz von<br />

Linden eingefasst war. Zweimal im Jahr kamen die Bürger<br />

hier zum Maien- und Herbstgericht zusammen. Den Vorsitz<br />

führte <strong>der</strong> Gerichtsherr; wenn dieser abwesend war,<br />

wurde er durch den Vogt vertreten. Alle Dorfleute, die<br />

ein Stück Land besassen, waren verpflichtet, am Gericht<br />

teilzunehmen. Die Richter hatten unter Mithilfe <strong>der</strong> Umstehenden<br />

die Aufgabe, das Recht zu finden.<br />

Ein <strong>Gemeinde</strong>haus muss her!<br />

Unter freiem Himmel war man aber stets Wind und Regen<br />

und <strong>der</strong> stechenden Sonne ausgesetzt. Darum waren die<br />

Bauern bestrebt, ein <strong>Gemeinde</strong>haus zu bauen. Im Jahre<br />

1640 kam es zur Errichtung eines <strong>Gemeinde</strong>- und Schulhauses<br />

neben dem Steg. Die <strong>Gemeinde</strong>versammlungen<br />

fanden aber weiterhin auch im Wirtshaus statt.<br />

Endlich eine befahrbare Brücke<br />

Bis anfangs des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts diente <strong>der</strong> Steg als<br />

Bachübergang. Erst im Jahre 1828 beschloss <strong>der</strong> Gemein<strong>der</strong>at,<br />

eine befahrbare Holzbrücke zu erstellen. Diese<br />

erwies sich aber als wenig dauerhaft. Darum projektierte<br />

1849 <strong>der</strong> Ingenieur J. Wimmersberger eine wohlproportionierte<br />

Steinbrücke, die aber lei<strong>der</strong> nicht zur Ausführung<br />

kam. Auf ein Gutachten des Zimmermanns Waser wurde<br />

1890 eine eiserne Brücke erstellt, die erst anlässlich <strong>der</strong><br />

Bachverbauung einer Betonbrücke weichen musste.<br />

Die eiserne Brücke von 1890 über den<br />

Näfbach zur Wartgutstrasse


Minnesänger und Dichter Jakob von Wart<br />

FEBRUAR 2009<br />

Man sol hoeren süezzez singen<br />

in den ouwen uberal<br />

Lobelichen sang erklingen<br />

sun<strong>der</strong> von <strong>der</strong> nahtegal<br />

Ach, vil minneclichiu guote<br />

entbinde ich von sen<strong>der</strong> nôt<br />

Lâ mich niht ûz dîner huote<br />

ald ich bin an<br />

fröiden tôt<br />

Ein Loblied auf den Gesang, vom<br />

<strong>Neftenbach</strong>er Minnesänger und Dichter Jakob von Wart<br />

Monatsthema: Die Freiherren von Wart


Die Edeln von Wart:<br />

Minnesänger und Ritter<br />

Die Freiherren Jakob und Rudolf<br />

von Wart waren zwei ganz ungleiche<br />

Brü<strong>der</strong>.<br />

Jakob war eher den schönen Dingen<br />

des Lebens zugetan.<br />

Rudolf war dabei, wenn es zur<br />

Fehde ging.<br />

Jakob, <strong>der</strong> Minnesänger - Liebliche<br />

Lie<strong>der</strong>klänge aus <strong>Neftenbach</strong><br />

Jakob von Wart war ein friedlicher Mensch. Er wurde oft<br />

als Schiedsrichter in Rechtsangelegenheiten berufen und<br />

galt im Lande als geachteter, vertrauenswürdiger Edelmann.<br />

Nach den harten Wintern regte ihn das blühende<br />

Frühjahr zum Dichten an. Aus seiner Fe<strong>der</strong> stammen<br />

sechs Frühlings- und Liebeslie<strong>der</strong>, die in die berühmte<br />

Manessische Lie<strong>der</strong>handschrift Eingang fanden. Dort<br />

wurde er, in einer hölzernen Badekufe sitzend, als<br />

Baden<strong>der</strong> dargestellt, <strong>der</strong> von drei edeln Frauen bedient<br />

und verwöhnt wird. Die Magd, die sich um das Feuer<br />

unter dem Heizkessel müht, wurde als sozial tiefer<br />

gestellte Person deutlich kleiner gezeichnet.<br />

Rudolf, <strong>der</strong> Haudegen, und <strong>der</strong><br />

Königsmord von 1308<br />

Rudolf von Wart zog aus, um Johann von Schwaben zu<br />

seinem Recht in dem ihm zustehenden Herrschaftsgebiet<br />

zu verhelfen. Doch König Albrecht von Habsburg<br />

weigerte sich, seinem Neffen die Län<strong>der</strong>eien herauszugeben.<br />

Es kränkte Johann, dass er von seinem Onkel<br />

immer noch als unreifer Jüngling behandelt wurde. Mit<br />

an<strong>der</strong>en jungen Rittern, darunter Rudolf von Wart,<br />

schmiedete er ein Komplott, das am 1. Mai 1308 zur<br />

Ermordung König Albrechts führte. Als <strong>der</strong> königliche<br />

Tross im Aargau unterwegs war, gelang es den Verschwörern<br />

als erste, gemeinsam mit dem König bei<br />

Windisch über die Reuss zu setzen. Beim anschliessenden<br />

Ritt soll angeblich Rudolf von Wart mit dem Satz:<br />

«Wie lang wämmer dää Chäib no la riite?»<br />

den Mordanschlag ausgelöst haben.<br />

Die hinterhältige Aktion war wenig durchdacht, denn<br />

nach <strong>der</strong> Tat zerstoben die Übeltäter in alle Winde und<br />

tauchten unter. Rudolf von Wart wurde jedoch verraten<br />

und an die Habsburger ausgeliefert. Am Ort seiner<br />

Missetat, beim heutigen Kloster Königsfelden, wurde er<br />

aufs Rad geflochten, nachdem man ihm alle Knochen<br />

gebrochen hatte. Ein Jahr später, am 11. Mai 1309, zerstörten<br />

die Söhne Albrechts auf ihrem Rachefeldzug die<br />

Burg Wart bis auf den Grund, und das reizende Umgelände<br />

wurde verwüstet.<br />

Der Mönch Johannes von Winterthur erinnerte sich, als<br />

er seine Chronik schrieb, ganz genau, wie er als Knabe<br />

vor das Untertor getreten war und in <strong>der</strong> Ferne sah, wie<br />

die Burg Wart in Flammen aufging. Seine Blickrichtung ist<br />

heute durch die Wartstrasse gekennzeichnet. Die Rudolf-,<br />

Gertrud- und Albrechtstrasse sind ebenfalls Zeugen jener<br />

vergangenen Zeit.<br />

Der Charme einer alten Burg<br />

Die Burg Wart stand auf einem Hügel unterhalb des Talguts.<br />

Von dieser strategisch geeigneten Stelle aus wurde <strong>der</strong><br />

Verkehr im Tösstal wie auf <strong>der</strong> Strasse nach Zurzach kontrolliert.<br />

Nach einer alten Urkunde gehörten zur Burganlage<br />

auch ein Turm und eine Kapelle, die inmitten von<br />

Weinbergen und Obstgärten standen. Dieses Umgelände<br />

bildete eine zauberhafte Kulisse.<br />

Die Multburg im dunkeln Tann oberhalb Pfungen gehörte<br />

auch den Freiherren von Wart, doch war sie so primitiv ausgestattet,<br />

dass sie kaum bewohnbar war. Es wird deshalb<br />

angenommen, dass sowohl Jakob als auch Rudolf von Wart<br />

mit ihren Familien auf <strong>der</strong> Burg Wart lebten. Da herrschte<br />

meistens eine emsige Geschäftigkeit. Kriegsleute kamen<br />

und gingen und die Lehensleute lieferten ihre Grundzinsen<br />

und Zehnten ab. Der Burgenkenner Georg Hartmann hat<br />

nach den vorhandenen Absackungen und Mauerlinien mit<br />

sicherem Blick die ganze Anlage rekonstruiert. Nach seiner<br />

Skizze bot die Burg für beide Brü<strong>der</strong> genügend Platz.<br />

Grundriss <strong>der</strong> Burg Wart Ansicht <strong>der</strong> Burg Wart (Rekonstruktionsskizze, Georg Hartmann)


MÄRZ 2009<br />

Monatsthema: Die Entstehung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>


Die Entstehung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong><br />

Nach alter Tradition schreiten die Behörden alle vier<br />

Jahre unter Führung des Försters die Grenzen <strong>der</strong><br />

Politischen <strong>Gemeinde</strong> ab. Vor allem die neu gewählten<br />

Räte bekommen dabei einen Begriff, wie weit sich ihr<br />

«Herrschaftsgebiet» ausdehnt. Die angepeilten Grenzsteine<br />

sind Endstation einer langen, dynamischen<br />

Entwicklung.<br />

Die Kirche prägt das tägliche Leben<br />

Schon im frühen Mittelalter bildete die Kirche durch die<br />

Begleitung <strong>der</strong> Einwohner durch Taufe, Eheschliessung<br />

und Bestattung ein Kraftfeld, in das je<strong>der</strong> Einwohner eingebunden<br />

war.<br />

Wei<strong>der</strong>echte bestimmen<br />

die Grenzen<br />

Der Grenzverlauf hingegen wurde erst nach langwierigen<br />

Streitereien zwischen den Bauernschaften festgelegt.<br />

Bald nachdem durch Rodungen das Land für den Ackerbau<br />

ausgeschieden war, kam es um die Wei<strong>der</strong>echte in<br />

den Wäl<strong>der</strong>n zu stets neu aufflackernden Auseinan<strong>der</strong>setzungen.<br />

So stritten sich die <strong>Neftenbach</strong>er mit den<br />

Wülflingern um die Rechte im Taggenberg, weil sie meinten,<br />

dass ihr Bann «ferner und weiter reichen würde». Die<br />

Dörfer Hünikon, Aesch und Riet entzweiten sich mit<br />

Hettlingen um die Wei<strong>der</strong>echte und den Grenzverlauf.<br />

Gegen Pfungen wäre die Töss die natürliche Grenze<br />

gewesen. Aber <strong>der</strong> stets mäandrierende und sich verän<strong>der</strong>nde<br />

Flusslauf wirkte mit, dass sich die <strong>Neftenbach</strong>er<br />

auch auf <strong>der</strong> Pfungener Seite ein schönes Weideland<br />

sichern konnten.<br />

Nach altem Verlauf führte die Grenze von <strong>der</strong> Oberen<br />

Hub «gen kala (Chälhof) an den nidren hofe». Nach dem<br />

Zehntenplan von 1780 lagen sowohl Bebikon wie die<br />

Obere Hub im Bereich des <strong>Neftenbach</strong>er Zehntens.<br />

Die Munizipalgemeinde<br />

<strong>der</strong> Franzosen<br />

Im Jahre 1798 errichteten die Franzosen ohne Rücksicht<br />

auf historische Traditionen grössere Verwaltungseinheiten,<br />

die so genannten Munizipalgemeinden. Diese fussten in<br />

<strong>der</strong> Regel auf den Kirchspielen. So wurden Bebikon und<br />

die Obere Hub jetzt <strong>der</strong> Munizipalität Buch zugerechnet.<br />

Der Chälhof kam zeitweise zum Notariat und Bezirk<br />

Andelfingen. Nimmt man den Höhenzug zwischen den<br />

beiden <strong>Gemeinde</strong>n als natürliche Grenze, so erbte Buch<br />

auf diese Weise seine «ennetbirgischen Gebiete».<br />

Rückkehr zu den Zivil- und<br />

Politischen <strong>Gemeinde</strong>n<br />

Nach Abzug <strong>der</strong> Franzosen setzten sich die Bauernschaften<br />

wie<strong>der</strong> durch und pflegten in den Zivilgemeinden<br />

ihr Eigenleben. Die Munizipalgemeinden wurden<br />

durch die Politischen <strong>Gemeinde</strong>n ersetzt und erstarkten<br />

mehr und mehr, da sie von den kantonalen Instanzen<br />

kräftig geför<strong>der</strong>t wurden. Diese Tendenz von <strong>Gemeinde</strong>zusammenschlüssen<br />

zu grösseren Verwaltungseinheiten<br />

wird auch heute wie<strong>der</strong> von Zürich aus tatkräftig<br />

unterstützt.<br />

Alter <strong>Gemeinde</strong>grenzstein<br />

an <strong>der</strong> Winterthurstrasse


APRIL 2009<br />

Monatsthema: Unsere Aussenwachten


Die Aussenwachten<br />

Riet<br />

Der Riethof entwickelte sich, wie schon <strong>der</strong> Name sagt,<br />

in einem Sumpf- und Riedgebiet. Noch 1797 bezeichnete<br />

<strong>der</strong> Kartograf Leonhard Ziegler das Terrain um den Hof<br />

als «impracticable». Es handelte sich um einen bis zwei<br />

Höfe, die dem Kloster Töss zinspflichtig waren. Erst zu<br />

Anfang des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, als die Entwässerungen<br />

des Bodens einsetzten, begann <strong>der</strong> Ort sprunghaft zu<br />

wachsen, so dass 1826 sogar eine eigene Zivilgemeinde<br />

gebildet werden konnte.<br />

Aesch<br />

Um das Jahr 1320 wurde das «Gut ze Escha» erstmals<br />

erwähnt. Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t war <strong>der</strong> Weiler schon auf vier<br />

Höfe angewachsen und 1634 bildeten 16 Haushaltungen<br />

bereits ein Dorf. Neben dem Ackerbau und <strong>der</strong><br />

Viehzucht spielte auch <strong>der</strong> Weinbau eine wichtige Rolle.<br />

Das Amt Winterthur liess vom Weinberg im «Wingert»<br />

einen Plan erstellen und in den zwei Trotten wurden die<br />

Trauben weiterverarbeitet. Im 19. und 20. Jahrhun<strong>der</strong>t verliehen<br />

Schule und Post dem Ort eine gewisse Eigenständigkeit.<br />

Die 1906 eröffnete Poststelle wurde lei<strong>der</strong> am<br />

29. 9. 2001, nach 95 Betriebsjahren, geschlossen.<br />

Die drei Siedlungen sind durch eigene Geschichten und beson<strong>der</strong>e Entwicklungen gekennzeichnet. Sie gehörten<br />

aber zur Kirchgemeinde <strong>Neftenbach</strong> und waren dadurch lose mit dem Kirchdorf verbunden. Die Einbindung in<br />

eine Munizipalgemeinde und später in die Politische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Neftenbach</strong> än<strong>der</strong>te vorerst nicht viel an ihrer<br />

Eigenständigkeit. Erst im Jahre 1928 wurden die Zivilgemeinden auf Druck des Kantons aufgehoben und in die<br />

<strong>Gemeinde</strong> <strong>Neftenbach</strong> integriert.<br />

Hünikon<br />

An diesem Ort stand im Mittelalter eine Burg; die Edlen<br />

von Hünikon, Ritter Burkhard und Priorin Willeburg, die<br />

Grün<strong>der</strong>in des Klosters Katharinental bei Diessenhofen,<br />

sind erstmals 1243 urkundlich erwähnt. Aus ihrer Hand<br />

gelangten Zehnten und Güter später in den Besitz von<br />

Winterthurer Familien und von Klöstern. Im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

gab es nur fünf bis sechs Haushaltungen. Bis zum<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t wuchs die Siedlung zu einem stattlichen<br />

Dorf heran. Eine <strong>Gemeinde</strong>ordnung und vier Vorsteher<br />

regelten die Flur- und Weideordnung. Der Verkehr wikkelte<br />

sich in <strong>der</strong> Nord-Süd-Richtung auf dem alten<br />

Säumerweg ab. Dieser Achse entlang entwickelte sich<br />

dann auch das Dorf. Die Strasse von Aesch nach Dorf<br />

wurde erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t angelegt.<br />

Die Hüniker haben ein eigenes<br />

Dorfwappen, an das sie sich bei<br />

passenden Gelegenheiten gern<br />

erinnern.


Amerikanischer Bomber in <strong>Neftenbach</strong>, 1944<br />

MAI 2009<br />

Monatsthema: Fremde Krieger in <strong>Neftenbach</strong>


Fremde Krieger in <strong>Neftenbach</strong><br />

Als die Franzosen kamen<br />

Mit <strong>der</strong> Französischen Revolution entwickelten sich die<br />

Ideen <strong>der</strong> gleichen Rechte für alle Bürgerinnen und<br />

Bürger, <strong>der</strong> Freiheit und <strong>der</strong> Abschaffung <strong>der</strong> Grundlasten.<br />

Doch diese Ideen kamen mit den französischen Truppen<br />

in <strong>der</strong> Form von Einquartierungen, Requisitionen und<br />

Gewalt daher. In <strong>Neftenbach</strong> regte sich Opposition. So<br />

berichtete <strong>der</strong> helvetische Statthalter Pfenninger am 8. Mai<br />

1798 von seiner Inspektionsreise im Kanton Zürich:<br />

«Die Stimmung des Volkes für die republikanische<br />

Verfassung war gut. Der einzige Ort, wo<br />

ich mit auffallen<strong>der</strong> Verachtung empfangen und<br />

mit Hohn entlassen wurde, ist <strong>Neftenbach</strong>.»<br />

Am 13. Mai 1799 marschierten 130 bis 140 Mann <strong>der</strong><br />

«fränkischen Truppen» in <strong>Neftenbach</strong> ein.<br />

Verbarrikadierung <strong>der</strong> Dorfeingänge<br />

Am 21. Mai 1799 stiessen die Koalitionstruppen unter<br />

Erzherzog Karl von Österreich bis nach Hünikon vor.<br />

Die Franzosen zogen sich hinter die Töss zurück, sodass<br />

Kaiserliche Husaren bis nach <strong>Neftenbach</strong> kommen<br />

konnten und den Freiheitsbaum fällen liessen. Die<br />

<strong>Neftenbach</strong>er verbarrikadierten die Dorfeingänge.<br />

«Vengeance terrible»<br />

Dies erzürnte die Franzosen und sie schworen «vengeance<br />

terrible». Am 23. Mai erzwangen sie mit ihrer Übermacht<br />

Eingang ins Dorf und jagten die Rebellen von<br />

Gasse zu Gasse. Fazit: 7 Tote, 9 Gefangene, während<br />

drei Tagen Plün<strong>der</strong>ung des Dorfes, Brandschatzung des<br />

Herrenhauses.<br />

Die Kanonenkugel in <strong>der</strong> Kirche<br />

Am 27. Mai griffen die Österreicher wie<strong>der</strong> an. Eine<br />

Kanonenkugel landete im Dachstock <strong>der</strong> Kirche. Und am<br />

28./29. Mai wurden durch die Österreicher versehentlich<br />

vier Häuser bei <strong>der</strong> Kirche in Brand gesteckt.<br />

Die Folgen all dieser Ereignisse seit dem Einmarsch<br />

<strong>der</strong> Franzosen waren dramatisch: 47 völlig verarmte<br />

Familien, Hungersnot und eine leere <strong>Gemeinde</strong>kasse<br />

mit über 1000 Gulden Schulden. Die Kanonenkugel<br />

wurde als Andenken an diese Zeit in den Chor <strong>der</strong><br />

Kirche eingemauert.<br />

Gedenktafel im Dachstock <strong>der</strong> Kirche<br />

Die Besatzung des Bombers<br />

Am Tag, an dem die Bomber kamen<br />

Am 24. April 1944 flogen 1621 amerikanische Flugzeuge<br />

von London aus einen Angriff gegen Deutschland. Eine<br />

<strong>der</strong> fliegenden Festungen wurde bereits beim Einflug<br />

nach Deutschland beschossen und ein Motor fiel aus.<br />

In München wurde sie wie<strong>der</strong> angegriffen und ein zweiter<br />

Motor wurde beschädigt. Auf die angeordnete Bombardierung<br />

des Flughafens Oberpfaffenhofen musste verzichtet<br />

werden. Die Bomben wurden notfallmässig abgeworfen.<br />

Auf 300 Metern Höhe flog <strong>der</strong> Bomber in die<br />

Schweiz, überflog mit nur noch einem funktionierenden<br />

Motor Winterthur und landete mit 500 Schuss MG-<br />

Munition und 22 diversen Raketen auf <strong>der</strong> Unterwiese<br />

in <strong>Neftenbach</strong>.<br />

Durch diese wun<strong>der</strong>same Rettung blieb <strong>Neftenbach</strong> für<br />

die Familie des Bomberkommandanten, Lt Kerneth J. Hall<br />

kein unbekanntes «Kaff». Seine Tochter liess es sich nicht<br />

nehmen, auf einer Europareise den Ort <strong>der</strong> Rettung<br />

ihres Vaters aufzusuchen und die freundschaftliche<br />

Beziehung ihrer Familie mit alt <strong>Gemeinde</strong>schreiber Fritz<br />

Wohlgemuth fortzusetzen, die dank glücklicher Fügung<br />

am 24. April 1944 ihren Anfang nahm.


JUNI 2009<br />

Monatsthema: Weinbau


Weinbau<br />

Wein war früher ein allgegenwärtiges Volksgetränk. Für<br />

den Bauern brachte <strong>der</strong> Wein Bargeld, während die<br />

Ackerfrüchte vorwiegend die Eigenversorgung sicherstellten.<br />

Deshalb wurde so viel wie möglich produziert. Je<strong>der</strong><br />

Hang wurde mit Reben bepflanzt. Aber oft war <strong>der</strong> Wein<br />

so sauer, dass er mit allerlei Beigaben wie Holun<strong>der</strong>,<br />

gerötetem Kirschwasser o<strong>der</strong> in Butter geröstetem Mehl<br />

verbessert werden musste.<br />

Vor <strong>der</strong> Stadttrotte ca. 1910<br />

Der <strong>Neftenbach</strong>er wurde berühmt<br />

Als <strong>der</strong> Zürcher Bürgermeister<br />

Leonhard Holzhalb um 1600 das<br />

«Herrenhaus» (heute Bibliothek)<br />

in <strong>Neftenbach</strong> als Landsitz erwarb,<br />

kaufte er auch den Rebberg «uff<br />

em Wartberg», lieferte seinen<br />

Wein an die Stadt Zürich und<br />

tischte den edlen «<strong>Neftenbach</strong>er»<br />

seinen Gästen und den ausländischen<br />

Delegationen auf. So wurde dieser Wein berühmt.<br />

In <strong>der</strong> Novelle «Jürg Jenatsch» von C. F. Meyer wird denn<br />

auch <strong>der</strong> «<strong>Neftenbach</strong>er» kredenzt.<br />

Kunstwerke im Weinkeller<br />

Nachdem die Stadt Zürich 1531 die Gerichtsherrschaft<br />

<strong>Neftenbach</strong> kaufte, erhielt sie auch einen Teil <strong>der</strong> Weinernten<br />

als Abgabe (Zehnten). Aus den 21 Trotten wurden<br />

die Trauben ins Amtshaus (Frohhof) gebracht und gekeltert.<br />

Gelagert wurde <strong>der</strong> Wein im Keller des Treppengiebelhauses<br />

an <strong>der</strong> Zürichstrasse. Dieser Ort hatte eine so<br />

grosse Bedeutung, dass die Wände mit eindrücklichen<br />

Malereien geschmückt waren. 1880 wurde <strong>der</strong> Keller<br />

teilweise mit Kies aufgefüllt und eine Wagnerwerkstatt<br />

eingerichtet. So sind die ländlichen Kunstwerke lei<strong>der</strong><br />

nicht mehr zu sehen.<br />

Ein Pfarrer wird Reblausexperte<br />

Um 1880 pflegten ca. 300 Rebbesitzer<br />

mehr als 92 Hektaren<br />

Reben. Anschliessend ist ein dramatischer<br />

Rückgang zu verzeichnen.<br />

Die Arbeitslöhne <strong>der</strong> Industrie<br />

stiegen, während die Weinpreise<br />

gleich blieben. Die Eisenbahn erleichterte<br />

Billigimporte aus dem<br />

Ausland. Weinfälschungen und<br />

Kunstweine kamen auf. Zudem verursachten <strong>der</strong> Falsche<br />

Mehltau und die Reblaus enorme Schäden in den Rebbergen.<br />

Für die Bauern war dies eine Katastrophe. Deshalb<br />

engagierte sich <strong>der</strong> <strong>Neftenbach</strong>er Pfarrer Kübler im<br />

Kampf gegen die Reblaus und wurde ein anerkannter<br />

Fachmann auf diesem Gebiet.<br />

Die Rebfläche wurde bis 1960 in <strong>Neftenbach</strong> auf ca.<br />

sieben Hektaren reduziert. Da <strong>der</strong> Bedarf an einheimischem<br />

Wein im Kanton Zürich nicht mehr gedeckt werden<br />

konnte, wurde mit Unterstützung des kantonalen<br />

Landwirtschaftsamtes die Rebfläche bis auf 24 Hektaren<br />

erweitert. Heute umfassen die <strong>Neftenbach</strong>er Rebberge<br />

eine Fläche von ca. 21 Hektaren.<br />

Vom Saueracher zum Spitzenwein<br />

Die Zeiten vom sauren Ostschweizer sind vorbei. Dank<br />

sorgfältiger Arbeit im Rebberg, strikter Mengenregulierung<br />

am Weinstock, schonen<strong>der</strong> Verarbeitung im Keller, neuer<br />

Technologien und guter Ausbildung <strong>der</strong> Fachleute werden<br />

heute Qualitätsweine produziert, die auch im internationalen<br />

Vergleich mithalten können. Für die Bauern haben<br />

die Reben als Nebenerwerb keine grosse Bedeutung<br />

mehr, denn die Traubenpreise sind gesunken. Dafür gibt<br />

es immer mehr Leute, die in ihrer Freizeit Reben pflegen<br />

und ihre Trauben von Fachleuten zu hervorragenden<br />

Weinen verarbeiten lassen.


Hüniker Schülerschaft mit Lehrer Zollinger, 1955<br />

JULI 2009<br />

Monatsthema: Schulwesen


Die Schule als dauernde Baustelle<br />

Schulstuben im Dienste <strong>der</strong> Kirche<br />

Im Jahre 1799 gab es unter <strong>der</strong> Aufsicht <strong>der</strong> Kirche<br />

Schulen in <strong>Neftenbach</strong>, Hünikon, Aesch und Huben.<br />

Rechnen lernte man nur in <strong>Neftenbach</strong>. Die wichtigste<br />

Zielsetzung <strong>der</strong> Schule war, den Kin<strong>der</strong>n das Lesen beizubringen,<br />

um ihnen die Lektüre <strong>der</strong> Bibel und erbaulicher<br />

Schriften zu ermöglichen.<br />

In <strong>Neftenbach</strong> wurde die Schule seit 1640 in einer Stube<br />

des (alten) <strong>Gemeinde</strong>hauses abgehalten, in den Aussenwachten<br />

in den Wohnstuben <strong>der</strong> Lehrer. Allerdings muss<br />

es in Hünikon bereits 1643 einmal ein Schulhaus gegeben<br />

haben, denn die <strong>Gemeinde</strong> erhielt von <strong>der</strong> Stadt<br />

Winterthur ein Fenster und ein Wappen dazu.<br />

Volksbildung ist Volksbefreiung<br />

Mit <strong>der</strong> demokratischen Bewegung und <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

in <strong>der</strong> ersten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Ausbildung immer grösser. Denn nur mit<br />

mündigen Bürgern, die Gesetze lesen und Wahlzettel ausfüllen<br />

konnten, liess sich die neue demokratische<br />

Ordnung behaupten. Der Kanton übernahm die Aufsicht.<br />

Man begann, Schulhäuser zu bauen: in Hünikon, Aesch<br />

und auf den Huben. 1838 wurde in <strong>Neftenbach</strong> die<br />

Sekundarschule eingeweiht und 1877 mit <strong>der</strong> ersten<br />

«Turnhalle» <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> ergänzt.<br />

Festumzug zur Einweihung des Schulhauses «Drei Linden» 1908<br />

Moralisch gute und bürgerlich<br />

brauchbare Menschen bilden<br />

Es dauerte bis etwa 1870, bis <strong>der</strong> obligatorische Schulunterricht<br />

allgemein akzeptiert war. Gleichzeitig fand<br />

eine eigentliche Leserevolution statt. Buch und Zeitung<br />

ersetzten die mündliche Kommunikation (Erzählung,<br />

Predigt). Die Wirtschaft brauchte qualifizierte, zuverlässige<br />

Arbeitskräfte. Der Aufgabenkatalog <strong>der</strong> Schule<br />

wurde erweitert und die Disziplin verstärkt. Zudem wurden<br />

Handarbeits- und Haushaltsunterricht eingeführt,<br />

<strong>der</strong> Hygiene und dem Turnen wurde grössere Beachtung<br />

geschenkt.<br />

Waren die Schulhäuser bisher sehr bescheiden, so wurden<br />

nun Bauten mit monumentalem Charakter errichtet:<br />

1905 das Schulhaus in Aesch (heute Kin<strong>der</strong>garten) und<br />

1908 das Schulhaus «Drei Linden» in <strong>Neftenbach</strong>. Der<br />

Staat dokumentierte damit, dass die Schule eine seiner<br />

wichtigsten Institutionen ist.<br />

Die Persönlichkeitsentwicklung und<br />

Sozialisation als zusätzliche Aufgabe<br />

Das Schulwesen entwickelte sich weiter. Neue Schulfächer<br />

kamen dazu, und die individuelle Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> wurde immer wichtiger. 1922 wurde <strong>der</strong><br />

Kin<strong>der</strong>garten gegründet. Ab 1960 entstanden mo<strong>der</strong>ne,<br />

kin<strong>der</strong>gerechte Schulanlagen, welche auch vermehrt in<br />

den Dienst <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> gestellt wurden.<br />

Primarschule im Herrenhaus,<br />

ca. 1873-1908<br />

Sekundarschule, 1863-1908<br />

(heute Zwiwo)<br />

Erste Sekundarschule am Bach,<br />

1838-1863<br />

Primarschule Aesch,<br />

1905-1960<br />

Die Schule musste sich immer mehr auch mit <strong>der</strong><br />

Sozialisation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> beschäftigen und Erziehungsaufgaben<br />

übernehmen. Ihr wurde ein erweiterter Handlungsspielraum<br />

zugesprochen («Teilautonome Volksschule»).<br />

Mit dem neuen Volksschulgesetz von 2005 wurde die<br />

Schulleitung eingerichtet und gleichzeitig wurde mit dem<br />

Elternrat die Mitverantwortung <strong>der</strong> Eltern verstärkt. 2007<br />

wurde zudem die Schulsozialarbeit eingeführt.


Rotfarb um 1920 (heute Soutec-Soudronic AG)<br />

AUGUST 2009<br />

Monatsthema: Industrie & Gewerbe


Industrie und Gewerbe<br />

<strong>Neftenbach</strong> war während Jahrhun<strong>der</strong>ten eine ländliche<br />

bäuerliche Ansiedlung mit einer Mühle in <strong>Neftenbach</strong><br />

und einer in Hünikon sowie bescheidenem einheimischem<br />

Gewerbe.<br />

Firma Bodmer, Fabrikation von Feuerspritzen und Glocken, 1870<br />

Nach 1800 entwickelte sich eine rege gewerbliche Tätigkeit.<br />

Dazu waren günstige Voraussetzungen vorhanden:<br />

risikofreudige Unternehmer, Angebote für die Ausnützung<br />

<strong>der</strong> Wasserkraft und die Möglichkeit <strong>der</strong> Ausbeutung von<br />

Sand, Ton und Kies.<br />

Kiesen <strong>der</strong> Waldstrassen im Taggenberg<br />

Die Rotfarb<br />

1815 errichtete <strong>der</strong> Winterthurer Jakob Ziegler-Pellis eine<br />

Rasenbleiche am unteren Näfbach. Daraus entstand die<br />

grösste Türkischrotfärberei <strong>der</strong> Schweiz, welche 1851<br />

an <strong>der</strong> Weltausstellung in London mit den türkischroten<br />

Tüchern eine Medaille gewann. 1927 wurde die «Rotfarb»<br />

liquidiert, und die Firma Graber+Wening AG zog in die leer<br />

stehenden Gebäude ein. Diese produzierte unter an<strong>der</strong>em<br />

Zement-Rohrpressen und Freistrahlanlagen. Heute steht<br />

an diesem Ort die Soutec-Soudronic AG.<br />

<strong>Neftenbach</strong> auf dem Ozean<br />

Auch das übrige Gewerbe nahm zu. Viele Lebensmittelläden<br />

und Handwerksbetriebe garantierten die Versorgung<br />

für den täglichen Bedarf und boten Dienstleistungen an.<br />

Die Konkurrenz durch die Geschäfte in <strong>der</strong> Stadt und in<br />

den Einkaufszentren wurde jedoch immer grösser, und das<br />

Konsumverhalten verän<strong>der</strong>te sich. Ein grosser Teil dieser<br />

Betriebe musste schliessen. Einige entwickelten sich zu<br />

mittleren Unternehmen und passten ihr Angebot an. So<br />

baut zum Beispiel die frühere Sägerei heute Klimahäuser,<br />

und das Elektrogeschäft fertigt elektrische und pneumatische<br />

Bauteile für die Hochseeschifffahrt an.<br />

Zudem entstanden neue Firmen im Dienstleistungssektor,<br />

wie zum Beispiel Treuhandbüros und Betriebe im<br />

EDV-Bereich. Es gibt aber auch immer wie<strong>der</strong> neue Kleinbetriebe,<br />

welche mit guten Dienstleistungen konkurrenzfähig<br />

sind.<br />

Im Jahr 2001 gab es insgesamt 181 Arbeitsstätten mit<br />

1046 Arbeitsplätzen (Industrie/Gewerbe: 49/356; Dienstleistungen:<br />

132/690). Zudem hat sich in <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

vieles verän<strong>der</strong>t. Die Landwirte bewirtschaften<br />

nicht nur etwa 55% des <strong>Gemeinde</strong>gebietes, son<strong>der</strong>n<br />

werden immer mehr zu innovativen Unternehmern,<br />

welche auch Dienstleistungen anbieten. Es ist deshalb<br />

kein Zufall, dass in <strong>Neftenbach</strong> <strong>der</strong> erste Melkroboter <strong>der</strong><br />

Schweiz stand.<br />

Transport über den Gotthardpass, J. Möckli sen.<br />

<strong>Neftenbach</strong> als attraktiver Standort<br />

Die gute Verkehrslage <strong>Neftenbach</strong>s und die ländliche<br />

Umgebung machen das Dorf als Wohnsitz attraktiv. In den<br />

letzten Jahren wurden aber auch Industriezonen gebildet,<br />

wo sich initiative und innovative Unternehmen angesiedelt<br />

haben. So werden zum Beispiel von <strong>Neftenbach</strong> aus fast<br />

alle Guggenmusiken <strong>der</strong> Schweiz mit Stoffen und Accessoires<br />

beliefert, es werden in Zusammenarbeit mit <strong>der</strong><br />

Winterthurer Fachhochschule (ZHAW) Apparate und Einrichtungen<br />

produziert, welche <strong>der</strong> Vermischung und<br />

Verbindung flüssiger und an<strong>der</strong>er Stoffe dienen, es werden<br />

weltweit Schweissanlagen mit zukunftsweisenden Entwicklungen<br />

im Bereich <strong>der</strong> Automobilindustrie angeboten.


<strong>Neftenbach</strong> um 1922<br />

SEPTEMBER 2009<br />

Monatsthema: Verkehr und Strassen


Römer als Wegbereiter<br />

Die Römer waren die ersten Wegbauer. Die Strasse von<br />

Vitudurum an die Römerwarten des Limes am Rhein<br />

führte durch <strong>Neftenbach</strong>. Die Wege waren den damaligen<br />

Bedürfnissen angepasst: Fuss-, Reit- und Karrenwege.<br />

Eigentliche Hauptstrassen wurden erst im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

erstellt. Eine dieser für die weitere industrielle Entwicklung<br />

wichtigen Verbindungen war die Strasse Winterthur –<br />

Weiach. Als Brückenkopf über die Töss wurde die uralte<br />

Furt im Bruni, nahe <strong>der</strong> alten Ziegelei Pfungen, gewählt.<br />

1839 gebaut, diente die gedeckte, einspurige Bruni-<br />

Brücke bis 1974 ihrem Zweck, bis sie durch die heutige<br />

Betonbrücke ersetzt werden musste. Die alte Holz-<br />

Konstruktion wurde, da <strong>Neftenbach</strong> nicht für <strong>der</strong>en<br />

Unterhalt aufkommen wollte, abgebrochen und oberhalb<br />

des Winterthurer Reitplatzes im Linsental wie<strong>der</strong><br />

aufgebaut. Die Lager <strong>der</strong> alten Brücke, knapp oberhalb<br />

des heutigen Übergangs, sind immer noch zu sehen.<br />

Üble Gerüche<br />

Staubig und holprig waren die unbefestigten Strassen.<br />

Sie waren dem zunehmenden Motorfahrzeugverkehr<br />

nicht gewachsen. Mit Sulfitablauge und an<strong>der</strong>en chemischen<br />

Mitteln wurde <strong>der</strong> Staub bekämpft. Allerdings mit<br />

begrenztem Erfolg. Nur wenige wichtige Strassen konnten<br />

regelmässig mit einem provisorischen (und teuren)<br />

Teerspritzbelag versehen werden. Erst ab Mitte <strong>der</strong> 50er<br />

Jahre des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts wurden schrittweise auch<br />

auf den <strong>Gemeinde</strong>strassen feste Beläge eingebaut.<br />

Den Zug verpasst?<br />

Dass die <strong>Neftenbach</strong>er keine rauchenden Züge in ihrer<br />

<strong>Gemeinde</strong> wollten, um ihre Reben vor dem gefürchteten<br />

«neuen Teufelswerk» zu schützen, trifft nicht zu. Vielmehr<br />

waren es handfeste wirtschaftliche Gründe, welche die<br />

heutige Linienführung bestimmten.<br />

Angestrebt wurde durch unsere <strong>Gemeinde</strong> eine Doppelstation<br />

<strong>Neftenbach</strong> / Pfungen in <strong>der</strong> Hard. Durchgesetzt<br />

haben sich jedoch die Interessen <strong>der</strong> Industrie in<br />

Winterthur, welche die für sie vorteilhaftere Linienführung<br />

über das Dorf Töss bevorzugte («Zeit ist Geld»).<br />

Auch <strong>der</strong> Rotfarb lag die Station Pfungen nahe genug.<br />

Am 1. August 1876 fuhr <strong>der</strong> erste Zug auf <strong>der</strong> neuen<br />

Linie <strong>der</strong> Nordostbahn. Die «Einweihung <strong>der</strong> Elektrifikation»<br />

erfolgte am 14. Juli 1945. So blieb <strong>Neftenbach</strong> sowohl von<br />

einem Zugang zu den Bahnlinien Winterthur – Schaffhausen<br />

als auch Winterthur – Bülach – Koblenz ausgeschlossen.<br />

Also dann per Tram nach Winterthur<br />

1907 wurde das Projekt einer eingleisigen «elektrisch<br />

betriebenen Trambahn» vorgestellt, Spurweite: 1 Meter.<br />

Vom Hauptbahnhof Winterthur sollte sie via Wülflingen<br />

zur Kirche <strong>Neftenbach</strong> führen. 9 Wagen waren geplant.<br />

Für die 6 Kilometer lange Strecke wurde ein Kostenvoranschlag<br />

über 670'000 Franken veranschlagt. Mit einem<br />

Betriebsdefizit wurde von Beginn an gerechnet. Dem<br />

entgegengehalten wurden die erwarteten positiven<br />

Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung. Trotzdem:<br />

Das finanzielle Risiko wurde als zu hoch betrachtet<br />

und das Projekt beerdigt.<br />

Uns bleibt <strong>der</strong> Bus<br />

Zu Beginn des letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts kamen die ersten<br />

Automobile auf. Dieses neue Transportmittel wurde rasch<br />

auch für den öffentlichen Verkehr eingesetzt. Ab März<br />

1906 betrieb die Mobil A.G. Zürich mit ihren Benzinbussen<br />

einen regelmässigen Kurs von <strong>Neftenbach</strong> nach Winterthur.<br />

Acht Kurse pro Tag! Erlaubte Höchstgeschwindigkeit:<br />

20 km/h. Die Fahrkosten waren aber nur für wenige erschwinglich.<br />

Im gleichen Jahr musste <strong>der</strong> Betrieb wie<strong>der</strong><br />

eingestellt werden.<br />

Anschliessend übernahm ein Gipsermeister aus Wülflingen<br />

auf eigene Rechnung Fahrten nach <strong>Neftenbach</strong>. Ab 1922<br />

bestand ein regulärer Kurs von Wülflingen nach <strong>Neftenbach</strong><br />

und Buch am Irchel. Die Strassen waren dannzumal<br />

<strong>der</strong>massen holprig, dass einmal ein heftiger Westwind<br />

das hochgebaute Fahrzeug auf <strong>der</strong> Strasse nach <strong>Neftenbach</strong><br />

zum Kippen brachte. Die Verbindung war aber rentabel,<br />

worauf die Postdirektion den Busbetrieb übernahm.<br />

Nach laufenden Fahrplanverbesserungen stellen heute<br />

die Bus-Linien 665 und 670 die regelmässigen Verbindungen<br />

Richtung Winterthur, Pfungen und Rafz sicher.<br />

Und das Busangebot wird weiter ausgebaut.


Das Schloss Wart, Mitte 19. Jh.<br />

OKTOBER 2009<br />

Monatsthema: Schloss Wart


Das Geschlecht<br />

<strong>der</strong>er von Sulzer-Wart<br />

Stammvater <strong>der</strong>er von Sulzer-<br />

Wart war Johann Hch. Sulzer, <strong>der</strong><br />

sich als Oberkommissär des bayrischen<br />

Salzhandels ein Millionenvermögen<br />

verdiente. J.H. Sulzer<br />

erwarb sich in <strong>Neftenbach</strong> einen<br />

Landsitz. 1814 wurde ihm vom<br />

bayrischen König <strong>der</strong> erbliche Freiherrenstand<br />

verliehen, womit die<br />

Familie fortan von Sulzer-Wart hiess. 1840 verstarb J.H.<br />

Sulzer, und sein Sohn, ein wohltätiger und beliebter<br />

Bürger, lebte nun auf diesem Sommersitz. Nach seinem<br />

Tode 1887 kam das Gut in den Besitz seines Sohnes<br />

Max, als jüngstes von 11 Kin<strong>der</strong>n 1854 geboren.<br />

In fremden Diensten...<br />

Nachdem Max in <strong>der</strong> Schweiz seine militärische Pflicht<br />

erfüllt hatte, trat er, seinen Neigungen folgend, in ein<br />

württembergisches Dragonerregiment ein, in dem er 10<br />

Jahre diente und es zum Oberleutnant brachte. Auf<br />

Wunsch seines Vaters kehrte er zurück. Kurz darauf<br />

baute sich <strong>der</strong> junge Baron ein neues Schloss.<br />

...und im Dienste <strong>Neftenbach</strong>s<br />

Auch Max von Sulzer-Wart war ein äusserst beliebter<br />

Bürger, <strong>der</strong> trotz seines immensen Reichtums nie die<br />

Fühlung zum Dorf verlor. Er diente viele Jahre als<br />

Sekundar-Schulgutsverwalter und beriet die <strong>Gemeinde</strong><br />

in vielen technischen Angelegenheiten. Als Sportsmann<br />

erlangte er Erfolge als Schütze und Reiter. Er war Aviatikför<strong>der</strong>er<br />

und Automobilist mit einem <strong>der</strong> ersten Autos<br />

<strong>der</strong> Schweiz (ZH Nr. 1). 57-jährig verstarb er am 7.11.1910<br />

unerwartet an einer Lungenentzündung.<br />

Der Schlossbau von 1889-1891<br />

Vom nur zum Sommeraufenthalt dienenden alten Landsitz<br />

wurden rund zwei Drittel und <strong>der</strong> Gartenpavillon abgetragen,<br />

<strong>der</strong> Rest mit dem rückwärtigen Türmchen umgebaut.<br />

Der mit dem Bau des neuen Schlosses beauftragte<br />

Architekt Jung errichtete gleichzeitig das Ökonomiegebäude<br />

mit Stallungen, dazu Verwalter-, Kutscher- und<br />

Pächterwohnung, eine Trotte und ein Treibhaus.<br />

Schlossherr und Techniker<br />

Dem auf technischem Gebiet vor allem <strong>der</strong> Elektrizität<br />

sehr bewan<strong>der</strong>ten Max von Sulzer-Wart ist zuzuschreiben,<br />

dass beim Bau mo<strong>der</strong>nste zukunftsweisende Pläne<br />

verwirklicht wurden. Eine Nie<strong>der</strong>druckdampfheizung versorgte<br />

das ganze Schloss mit Wärme und Heisswasser,<br />

ein Petroleummotor mit Accumulatoren lieferte die<br />

Energie für 150 Glühlampen.<br />

Nicht nur Weltenbummler, auch Handwerker<br />

Im Untergeschoss liess sich <strong>der</strong> Schlossherr eine vollständige<br />

mechanische Werkstatt mit Esse und Drehbank<br />

sowie eine Schreinerei einrichten. Der aufgestellte Voranschlag<br />

rechnete mit Baukosten von 350'000 Franken<br />

für das Schloss, die effektiven Kosten ohne elektrische<br />

Beleuchtung betrugen 321'319 Franken. Schloss Wart<br />

wird oft als «Minikopie» von Schloss Neuschwanstein<br />

bezeichnet. Wahrscheinlicher ist aber, dass für den<br />

Baustil <strong>der</strong> damalige architektonische Zeitgeist Pate gestanden<br />

hat.<br />

Schatten über Schloss Wart<br />

Mit dem Tode von Max von Sulzer-Wart, dem letzten seines<br />

Stammes, verblasste <strong>der</strong> Glanz dieses Sitzes für die<br />

anschliessenden 25 Jahre. Seine Tochter und Erbin verkaufte<br />

am 4. März 1912 das Anwesen an den Deutschen<br />

Richard Breit. Durch den Krieg verarmt, trennte sich Breit<br />

im Dezember 1918 vom Schloss.<br />

Ein grosser Stratege auf dem Schloss...<br />

Neuer Besitzer wurde nun Oberst-Divisionär Fritz Gertsch,<br />

<strong>der</strong> vielleicht fähigste, aber ebenso umstrittenste<br />

Heerführer <strong>der</strong> Schweizer Armee. Doch auch ihm war<br />

hier kein Glück beschieden. Im Herbst 1924 wurde das<br />

auf 695'000 Franken geschätzte Schloss für 387'000<br />

Franken zwangsversteigert. Der allseits beliebte Dr. Hans<br />

Huber zog nun für die nächsten sieben Jahre mit seiner<br />

Praxis im Schloss ein, ehe 1931, inzwischen um die<br />

zugehörenden Liegenschaften Claisberg und Wartbad<br />

verkleinert, die nächste Än<strong>der</strong>ung anstand.<br />

...und beinahe eine Adelsfamilie<br />

Ein Zürcher Kaufmann<br />

erwarb als<br />

nächster das Anwesen<br />

(angeblich<br />

als Strohmann) im<br />

Auftrag einer deutschen<br />

Adelsfamilie.<br />

Der Deal platzte<br />

und das Märchenschloss<br />

musste die<br />

zweite Zwangsversteigerung<br />

über sich<br />

ergehen lassen. Einer ersten ergebnislosen Gant am<br />

2. August 1935 folgte am 6. September gleichen Jahres<br />

das erlösende Ende. Für 205'000 Franken ging <strong>der</strong><br />

Zuschlag an das Philantropische Werk, das bis heute<br />

dem Schloss seine fürsorgliche Pflege angedeihen lässt.


Ehemalige Mühle<br />

NOVEMBER 2009<br />

Monatsthema: Die Bedeutung des Wassers


<strong>Lebensnerv</strong> <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>: Wasser Wasser als Wirtschaftsmotor Von den Badestuben zum<br />

Schwimmbad<br />

Lochbrunnen<br />

an <strong>der</strong> Zürichstrasse<br />

Wasser ist seit Menschengedenken die Quelle allen<br />

Lebens und dadurch auch <strong>der</strong> Auslöser von Streitigkeiten<br />

um dieses kostbare Gut. Das älteste nachgewiesene Werk<br />

in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist eine Wasserleitung im Rötelgebiet,<br />

die das Wasser dem römischen Gutshof zuleitete.<br />

Vom <strong>Gemeinde</strong>brunnen zum Hausanschluss<br />

Bis 1890 mussten sich die <strong>Neftenbach</strong>er an <strong>Gemeinde</strong>brunnen<br />

(z.B. am Lochbrunnen) o<strong>der</strong> Brunnen privater<br />

Korporationen versorgen, die das Wasser aus vielen Quellen<br />

ins Dorf leiteten. Die Zivilgemeinde Aesch war fortschrittlicher:<br />

bereits 1876 hatte sie eine Hauswasserversorgung<br />

bereitgestellt. 1890 fasste die Zivilgemeinde <strong>Neftenbach</strong><br />

den Beschluss, fünf bereits gefasste Quellen zu<br />

einer Hauswasserversorgung auszubauen und daran 29<br />

Löschwasserhydranten anzuschliessen (Kosten 135'000<br />

Franken).<br />

«Bru<strong>der</strong>streit» ums Wasser<br />

Nebst den gewaltigen Kosten trübte ein 14-jähriger<br />

Rechtsstreit zwischen den Zivilgemeinden <strong>Neftenbach</strong><br />

und Aesch, später noch mit Hünikon, das Werk. Auslöser<br />

war die Abgrabung des Wassers <strong>der</strong> Aeschemer Quellen.<br />

Noch 1918 warteten in <strong>der</strong> Tössallmend einige Liegenschaftsbesitzer<br />

sehnlichst auf einen Hausanschluss. 1925<br />

wurde in <strong>der</strong> Hofstetten das erste Grundwasserpumpwerk<br />

in Betrieb genommen. Nochmals 25 Jahre später errichtete<br />

Winterthur zusammen mit Pfungen und unserer<br />

<strong>Gemeinde</strong> ein gemeinschaftliches Pumpwerk in <strong>der</strong> Hard.<br />

Der Titel mag für <strong>Neftenbach</strong> etwas «grossspurig» klingen.<br />

Tatsache aber ist, dass Wasser nicht nur <strong>Lebensnerv</strong> für<br />

Mensch und Tier ist, son<strong>der</strong>n seit alters her zuerst das<br />

Gewerbe, später auch die Industrialisierung för<strong>der</strong>te.<br />

Der älteste Gewerbebetrieb im Dorf ?<br />

Bereits im Jahre 1322 wird von einem Verkaufsvertrag einer<br />

Mühle am Standort <strong>der</strong> heutigen Liegenschaft «Mühle»<br />

berichtet. Im Laufe <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>te finden sich viele Hinweise<br />

über Bauten, Grundzinsen und Besitzerwechsel<br />

dieses wohl ältesten hiesigen Gewerbebetriebes, in dem<br />

von 1805 bis 1983 auch ein Schankrecht ausgeübt wurde.<br />

Der Dichter und die Wasserrä<strong>der</strong><br />

Die neue, umfangreiche Konzessionsbewilligung des<br />

Kantons von 1862, in schönster Handschrift und unterschrieben<br />

vom Staatsschreiber und Dichter Gottfried<br />

Keller, regelte ganz genau die Benützung des Wassers, das<br />

auch früher schon die Färberei Rotfarb via Kanal bediente.<br />

Auf dem Höhepunkt <strong>der</strong> Wassernutzung wurden vom<br />

Bach nicht weniger als sechs Rä<strong>der</strong> angetrieben, die beiden<br />

letzten, Säge- und Mühlerad, wurden 1952 und 1997<br />

stillgelegt. Dem steten Ausbau <strong>der</strong> Zieglerschen Rotfarb<br />

genügte das Näfbachwasser nicht mehr, sodass ihr ab<br />

1848 Wasser von <strong>der</strong> Töss her zugeleitet und 1860 im<br />

Ausserdorf ein Weiher als Wassersammler erstellt werden<br />

musste. Ein kleines Kraftwerk im Näfbach lieferte ab 1890<br />

<strong>der</strong> Rotfarb und dem Schloss erste kleine Strommengen.<br />

«Badi» um 1930<br />

Wasser dient auch <strong>der</strong> Hygiene. So «erlaubten» sich die<br />

<strong>Neftenbach</strong>er, 1504 dem hohen Rat in Zürich ein Gesuch<br />

um den Bau einer neuen Badestube zu stellen. Der<br />

Winterthurer Rat war aber <strong>der</strong> Ansicht, dass die Führung<br />

einer Badestube eine städtische Angelegenheit sei und<br />

war über den <strong>Neftenbach</strong>er Wunsch sehr befremdet.<br />

Zinsrödel aber belegen bereits 1450 das Vorhandensein<br />

von Badestanden.<br />

«<strong>Neftenbach</strong>-les-Bains»?<br />

1829 wurde im Wartbad ein Badebetrieb eröffnet, <strong>der</strong><br />

wie<strong>der</strong>um die Konkurrenten auf den Plan rief. Ein Winterthurer<br />

Bad und das weit entfernte Gyrenbad fürchteten<br />

um ihre Existenz und erhoben Einsprache. 1872 wurde<br />

<strong>der</strong> Badebetrieb im Wartbad wie<strong>der</strong> eingestellt.<br />

Sensation im Bauerndorf<br />

Der nächste hygienebewusste Pionier war Geometer und<br />

<strong>Gemeinde</strong>schreiber Fritz Wohlgemuth. In seinem Notizbuch<br />

ist mit Datum vom 9. Oktober 1928 das Projekt<br />

<strong>der</strong> heutigen «Badi» zu finden, die 1930 mit einem<br />

50m-Becken eingeweiht und für ein1700-Seelendorf als<br />

Sensation galt. Geschaffen wurde das Werk in einer<br />

Krisenzeit mit Arbeitslosen. Eine weitere Vorreiterrolle in<br />

Sachen Badebetrieb kann die Schulgemeinde in Anspruch<br />

nehmen: als eine <strong>der</strong> ersten Landgemeinden wurde<br />

1966/68 im Schulhaus Ebni ein Lernschwimmbecken<br />

gebaut, jedoch wie<strong>der</strong> aufgehoben.


DEZEMBER 2009<br />

Monatsthema: Projekte und Visionen


Planung ist das halbe Leben<br />

Unsere Behörden haben sich früh für eine geregelte<br />

Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> engagiert. Schon 1930 wurde<br />

die Möglichkeit einer Bauordnung geprüft. Die Krise <strong>der</strong><br />

30er Jahre bereitete aller weiteren Planung ein Ende.<br />

Trotzdem wurde schon 1937 im Sinne einer Arbeitsbeschaffungsmassnahme<br />

ein generelles Kanalisationsprojekt<br />

erstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte die<br />

Planungsdiskussion wie<strong>der</strong> aufgenommen werden. Dabei<br />

diskutierte man auch einmal eine Bauzone von 7 ha bei<br />

<strong>der</strong> Station Hettlingen. Die Ortsplanung von 1947 galt als<br />

beispielhaft, bis aufgrund ungenügen<strong>der</strong> rechtlicher<br />

Grundlagen ein Planungsstopp erfolgte. Erst 1957 konnte<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong>versammlung eine Bauordnung und ein<br />

Zonenplan vorgelegt werden. Beide wurden äusserst<br />

knapp angenommen.<br />

Die Bevölkerungsprognosen waren nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg eher zurückhaltend. In den 50er bis 70er Jahren<br />

setzte aber eine wahre Planungseuphorie ein. So wurde<br />

mit einem Maximum von 18'000 Einwohnern gerechnet,<br />

das die <strong>Gemeinde</strong> im Endausbau umfassen würde.<br />

In diesem Prognoseumfeld war die Steuerung <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> eine Kunst für sich.<br />

Korrektion des Chrebs- und Näfbaches<br />

1970 beschloss <strong>der</strong> Kantonsrat, den Kredit für die<br />

Korrektion des Chrebsbaches (in seinem Unterlauf<br />

Näfbach genannt) <strong>der</strong> Volksabstimmung zu unterbreiten.<br />

Über 14 Mio. Franken waren veranschlagt. 1980 folgte<br />

die Realisierung. Notwendig war dieses Vorhaben, weil<br />

zahlreiche Überschwemmungen Schäden verursacht<br />

hatten. Zudem rechnete man infolge <strong>der</strong> starken baulichen<br />

Entwicklung im Einzugsgebiet des Chrebsbaches<br />

mit häufigeren Hochwasserspitzen. Dem Näfbach wurde<br />

im Bereich Riet ein neuer Lauf ermöglicht, <strong>der</strong> längs <strong>der</strong><br />

Strasse nach Aesch führt und in den Wisenbach mündet.<br />

Der Näfbach wurde so weit abgesenkt, dass er die prognostizierte<br />

maximale Hochwassermenge von 57 m 3 pro<br />

Sekunde aufnehmen kann. Fortan blieben die Fel<strong>der</strong> zwischen<br />

Riet und <strong>Neftenbach</strong> und die an den Bach angrenzenden<br />

Häuser vor Überschwemmungen verschont.<br />

Das lange Warten auf die Umfahrung<br />

Eine Umfahrung des Dorfes drängte sich schon früh auf:<br />

Die Dorfstrasse (heute Zürichstrasse) war schmal,<br />

Miststöcke zierten ihre Grenzen, ein Trottoir hatte keinen<br />

Platz, <strong>der</strong> zunehmende rollende Verkehr gefährdete die<br />

Fussgänger. Mehrere Umfahrungsprojekte wurden vom<br />

Kanton zur Vernehmlassung vorgestellt. Vor einem<br />

Entscheid musste jedoch die Güterzusammenlegung von<br />

Land und Wald erfolgen. 1965 wurde entschieden, diese<br />

durchzuführen. Dies bedeutete grünes Licht für gezielte<br />

Überbauungen und auch für die Dorfumfahrung. Aber<br />

<strong>der</strong> Weg war steinig. Erst 1980 wurde <strong>der</strong> Baubeginn<br />

vom Kanton bewilligt. Über 45 Jahre lang wurde von<br />

einer Umfahrung gesprochen – am 13. November 1982<br />

konnte sie eingeweiht werden. Der in früheren Jahren<br />

angestrebte Schutz des Dorfkerns konnte jedoch nicht<br />

mehr umgesetzt werden.<br />

Werden wir erneut in den Würgegriff des Verkehrs<br />

genommen?<br />

Ein neues Quartier: Der Chlimberg<br />

Das Dorf entwickelt sich schubweise: Die Flur Wolfzangen<br />

wurde früh schon überbaut, dann folgten das Schulstrassequartier<br />

und Ende <strong>der</strong> 80er Jahre das Usserdorf. Die<br />

Einwohnerzahl <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> stieg auf heute ca. 4'700.<br />

Der letzte Schub: 200 Neubauten für 500 «Stadtmüde»<br />

an schönster Lage im Chlimberg. Das verfügbare Bauland<br />

in <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> ist erschöpft. Dank des neuen Quartiers<br />

wird die Umfahrungsstrasse wie<strong>der</strong> ins Dorf integriert.<br />

Unsere Sportanlagen – ein<br />

Aushängeschild<br />

<strong>Neftenbach</strong> hat sich früh für Sportanlagen engagiert:<br />

Turnhallen, zuletzt die Dreifachturnhalle im Ebni, eine<br />

wun<strong>der</strong>schöne Badi, Fussball- und Tennisplätze. Im<br />

Pöschenpüntli entwickelt sich ein kleines Sportzentrum.<br />

Und <strong>der</strong> Jugendtreff «InPoint» macht die Musik dazu.<br />

Wo stehen wir in 10 Jahren?<br />

Die Voraussetzungen sind bestens: Die <strong>Gemeinde</strong> ist<br />

gebaut, sie ist intakt, die nötige Infrastruktur steht. Eine<br />

ideale Wohngemeinde im «Speckgürtel» von Winterthur.<br />

Zu lösen sein werden Probleme des Privatverkehrs,<br />

Ersatzinvestitionen werden drücken. Eine Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

wird das soziale Zusammenleben sein. Es liegt an jedem<br />

von uns, zum Charakter <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> Sorge zu tragen.


Herausgeber: OK 800 Jahre <strong>Neftenbach</strong><br />

8413 <strong>Neftenbach</strong><br />

Impressum:<br />

Konzept: Riccardo Steiner<br />

Redaktion Text | Bild: Martin Guler | Hans-Ulrich Hug | Ueli Meier | Eugen Ott | Albert Rietiker | Riccardo Steiner<br />

Gestaltung | Festlogo: Daniel Spiegel<br />

Auflage: 2500 Exemplare<br />

Anlässe <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> im Jubiläumsjahr<br />

Sa 10. Jan. 2009 Christbaumverbrännet beim Forsthaus<br />

Sa 17. Jan. 2009 Vortrag «Die Herren von Hünikon»<br />

So 25. Jan. 2009 Son<strong>der</strong>ausstellung Hünikon<br />

Sa 9. Mai 2009 Einweihung Kunstwerk Jans auf dem <strong>Gemeinde</strong>hausplatz<br />

Uraufführung des «Nefti-Swing» mit dem Musikverein <strong>Neftenbach</strong><br />

Sa 16. Mai 2009 75 Jahre Gemischter Chor Hünikon<br />

Sa/So 16.+17. Mai 2009 Weinlän<strong>der</strong> Musiktage<br />

Do 21. Mai 2009 Start 800 Jahre <strong>Neftenbach</strong><br />

Fr -So 22. - 24. Mai 2009 800-Jahrfeier, Mittelalterspektakel, Son<strong>der</strong>ausstellung, etc.<br />

Sa 1. Aug. 2009 Bundesfeier auf dem Chräen<br />

Sa 19. Sept. 2009 Regionaler Orientierungslauf <strong>Neftenbach</strong> (OL Meisterschaft)<br />

Stand November 08 / Aktuelles siehe im Mitteilungsblatt <strong>der</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Neftenbach</strong><br />

Anlässe <strong>der</strong> Ref. Kirchgemeinde <strong>Neftenbach</strong><br />

Do 1. Jan. 2009 Ökumenischer Eröffnungs-Gottesdienst zur<br />

800-Jahrfeier mit anschliessendem Apéro<br />

So 15. Feb. 2009 Gottesdienst mit Musik aus dem<br />

14. Jahrhun<strong>der</strong>t mit Christoph Peter u.a.<br />

So 8. März 2009 Gottesdienst zur Geschichte von <strong>Neftenbach</strong>,<br />

mit Eugen Ott<br />

Do 21. Mai 2009 Ökumenischer Gottesdienst zur 800-Jahrfeier<br />

in Hünikon mit dem Posaunenchor <strong>Neftenbach</strong><br />

So 5. Juli 2009 Gottesdienst zur Reformation in <strong>Neftenbach</strong><br />

mit dem Männerchor <strong>Neftenbach</strong><br />

So 2. Aug. 2009 Gottesdienst mit Musik aus dem<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>t mit Thomas Goetschel u.a.<br />

So 6. Sept. 2009 Gottesdienst mit Musik aus dem<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>t (J.S. Bach)<br />

So 4. Okt. 2009 Gottesdienst mit Musik und Texten aus dem<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t (Romantik)<br />

So 8. Nov. 2009 Gottesdienst mit Musik aus dem<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t mit Stefan We<strong>der</strong> u.a.<br />

So 13. Dez. 2009 Offenes Adventssingen zur 800-Jahrfeier<br />

mit anschliessendem Apéro

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