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Heft Seckau heute 830311_Heftlayout - Abtei Seckau

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geschenkt im Leben, jedem das Seine, auf dass er das ihm Mögliche daraus macht. Das heißt<br />

nicht, dass hier einer Realitätsferne das Wort geredet wird und das Schwere, das Leid der<br />

Welt und die eigene Unzulänglichkeit ausgeblendet werden soll. Aber in der Regel sind wir<br />

durch Erziehung und die umfassende Berichterstattung einer medial vernetzten Welt darauf<br />

erheblich besser trainiert und oft von Kindheit an konditioniert und jedes Aufschlagen einer<br />

Zeitung führt dies zur Genüge vor Augen. Durch bewusstes Achten auf das Gute und Schöne<br />

im Leben wird sich jedoch das Leben verändern, nicht weil das Leben per se sich ändert,<br />

sondern weil unsere Sichtweise und das daraus resultierende Verhalten sich verändert und<br />

dies wiederum zur Veränderung der Umwelt führt. So lassen sich neben den Schwächen des<br />

Partners auch seine guten Seiten wertschätzen, wir könnten sehen wie viel wir aus scheinbaren<br />

Krisen und Katastrophen unseres Lebens auch gewonnen haben, wie viel uns unverdient<br />

und „zufällig“ zugefallen ist, wir übersehen nicht mehr die kleinen Freundlichkeiten des<br />

Alltags, sondern geben sie lächelnd zurück. All die kleinen Freuden des Alltags könnten wir<br />

so bewusst wahrnehmen und genießen: von der heißen Dusche am Morgen, über den Kaffee<br />

am Vormittag, die warme Sonne beim Mittagessen, das nette Gespräch mit der Nachbarin<br />

und die herrlich blühenden Rosen im Park.<br />

Gerade das aufmerksame Betrachten der Natur kann eine große Hilfe sein, auf diesem<br />

Übungsweg fortzuschreiten und Franz von Assisi hat diesbezüglich wohl eines der schönsten<br />

Gebete des Abendlandes, seinen „Sonnengesang“ hinterlassen, in dem er Gott lobt<br />

und preist durch seine wunderbare Schöpfung.<br />

Trägt nun aber Lob, Preis und Dankbarkeit auch in schweren Zeiten, ist uns da ein Gebet<br />

der Dankbarkeit und der Freude noch möglich?<br />

Zwei Beispiele möchte ich anführen: Inmitten den Gräuel des dreißigjährigen Krieges, mitten<br />

im massenhaften Sterben auf den Schlachtfeldern und im Wüten der Pest schrieb der<br />

Komponist Heinrich Schütz, (1585-1672, Vorbild und Wegbereiter des großen Johann Sebastian<br />

Bach) in seinem Requiem „Musikalischen Exequien“, ein fast schon heiter anmutendes<br />

Vorwort: „Den dreimal heiligen Gott lobsingen, rühmen, preisen will ich durch wundersüßen<br />

Ton und allerschönste Weisen“…<br />

Und ein Bespiel aus der furchtbaren Zeit des Holocaust: Anne Frank, das jüdische<br />

Mädchen aus Amsterdam, bekannt geworden durch ihr posthum veröffentlichtes Tagebuch,<br />

das nach 2 Jahren Untertauchen in ein Versteck doch noch von der SS entdeckt wurde und<br />

mit ihrer gesamten Familie ins KZ nach Bergen-Belsen gebracht und vergast wurde, soll bei<br />

Ihrem Abtransport fast mit Freude gesagt haben „endlich kann ich noch einmal die wunderschöne<br />

Natur, das Grün der Bäume und das Blau des Himmels sehen…“<br />

Mich erinnert das an Hildegard von Bingen und ihren Begriff der „Grünkraft“ (lat. viriditas).<br />

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