thema - Lutherisch in Nordhorn
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Schalom! Me<strong>in</strong> Name ist Jonathan.<br />
Wie e<strong>in</strong> Bettler zu dem Namen „Von Gott gegeben“ kommt? – Me<strong>in</strong>e Mutter nannte mich so. Sie hat<br />
mich geboren, als sie schon nicht mehr damit rechnete. E<strong>in</strong> Gottesgeschenk. – Als klar war, dass ich nie<br />
würde laufen und mich selbst versorgen können, sagten me<strong>in</strong>e älteren Brüder: e<strong>in</strong>e Strafe Gottes! – Doch<br />
ich hatte Glück. Obwohl es bei uns kaum zum Überleben reichte, wurde ich mit durchgefüttert. Ich wurde<br />
nicht ausgesetzt. Obwohl ich so armselig aussehe, habe ich viel <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Leben, für das ich Gott danke.<br />
Als ich alt genug war, um eigentlich zu arbeiten, beschlossen wir, dass ich betteln sollte. So konnte ich<br />
me<strong>in</strong>en Teil zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Seit fast 20 Jahren sitze ich nun Tag für Tag auf<br />
der Straße. Und es war e<strong>in</strong> langer Weg bis an das Tor des Tempels im großartigen Jerusalem. Es hat mich<br />
und me<strong>in</strong>e Brüder viele Blessuren gekostet. Doch es hat sich gelohnt. Heute verdiene ich gut. Fast könnte<br />
man sagen, ich b<strong>in</strong> der Ernährer me<strong>in</strong>er Familie geworden. Gott sei Dank! Denn als gesunder Mann<br />
Arbeit zu f<strong>in</strong>den ist heutzutage sehr schwer. Davon können me<strong>in</strong>e Brüder e<strong>in</strong> Lied s<strong>in</strong>gen! – Wie ich das<br />
mache, das Betteln? – Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, Menschen e<strong>in</strong>zuschätzen. Ich sehe auf den<br />
ersten Blick, wer bereit ist zu geben – und auch den nötigen Geldbeutel hat! Ich denke, dass ist auch e<strong>in</strong>e<br />
Gabe Gottes. Denn das sichert das Überleben me<strong>in</strong>er Familie. – Der dort, der gerade aus dem Tempel<br />
kommt, der sucht nach e<strong>in</strong>er Gelegenheit, e<strong>in</strong>e gute Tat zu tun: „Herr, helfen Sie e<strong>in</strong>em armen Krüppel,<br />
e<strong>in</strong>e milde Gabe!“ – Sehen Sie, das ist es, was ich me<strong>in</strong>e. Für dieses Geld muss e<strong>in</strong> Tagelöhner e<strong>in</strong>en halben<br />
Tag arbeiten. – Doch da kommen wieder zwei. Die gehen jeden Tag <strong>in</strong> den Tempel. Doch die beiden<br />
haben leere Taschen und e<strong>in</strong> volles Herz. Ich frage sie nie, denn außer warmen Worten haben sie nichts<br />
zu geben. Ich beweise es Ihnen: „E<strong>in</strong>e milde Gabe, helft e<strong>in</strong>em Krüppel!“<br />
„Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen<br />
Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete<br />
ihn auf. Sogleich wurden se<strong>in</strong>e Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte gehen und stehen und g<strong>in</strong>g<br />
mit ihnen <strong>in</strong> den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott!“ (Apg 3)<br />
Die Lebensgeschichte des Bettlers entspr<strong>in</strong>gt me<strong>in</strong>er Phantasie. Doch so ähnlich könnte es gewesen<br />
se<strong>in</strong>. Diesen Mann heilt Petrus. Tatsächlich bedeutet das: er wirbelt das gesamte Leben dieses Mannes<br />
durche<strong>in</strong>ander. Bisher war er zufrieden, hatte se<strong>in</strong> Auskommen. Ja, er war Gott dankbar für se<strong>in</strong> Leben: er<br />
hatte Freunde, Familie, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>trägliche Tätigkeit. Was braucht der Mensch noch? – Was wollen wir<br />
mehr? Wir s<strong>in</strong>d doch ebenso zufrieden, wie der Bettler, wenn wir genau dies <strong>in</strong> unserem Leben erreichen:<br />
e<strong>in</strong>e gesicherte Existenz. Dafür danken wir Gott, und fragen nicht nach mehr.<br />
Petrus heilt den Gelähmten. – Und nimmt ihm damit alles, was bisher wichtig war <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Leben.<br />
Er verliert se<strong>in</strong>en Job, se<strong>in</strong>en Freundeskreis unter den anderen Bettlern. Er kann se<strong>in</strong>e Familie nicht mehr<br />
unterstützen wie bisher. Die „gesicherte Existenz“ ist dah<strong>in</strong>. Was hat sich Petrus bloß dabei gedacht? -<br />
Und wie reagiert der geheilte Mann?<br />
„Er sprang auf, konnte gehen und stehen und g<strong>in</strong>g mit ihnen <strong>in</strong> den Tempel, lief und sprang umher<br />
und lobte Gott.“<br />
Der Geheilte lobte Gott, er sprudelte über vor Freude. Er lief und sprang umher, als könnte er se<strong>in</strong>e<br />
Freiheit noch gar nicht begreifen. Petrus schenkt ihm e<strong>in</strong>e neue Freiheit, e<strong>in</strong> neues Leben – im Namen<br />
Jesu Christi. Nichts ist mehr so, wie es war.<br />
Der Gelähmte hat nicht darum gebeten, „gesund“ zu werden. Er machte das Beste aus se<strong>in</strong>em Leben.<br />
Und se<strong>in</strong>e Gebete richteten sich eher auf e<strong>in</strong>en Erhalt der e<strong>in</strong>igermaßen guten Situation, der „gesicherten<br />
Existenz“. Doch er macht die Erfahrung: Gott gibt nicht immer, worum wir bitten.<br />
Gott gibt, was wir wirklich brauchen. Gott gibt neue Chancen, neue Wege, neues Leben: „was ich<br />
aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh!“<br />
Ich habe es nie bereut, mich auf neue Wege e<strong>in</strong>gelassen zu haben.<br />
Ich habe mich auf die Füße stellen lassen und b<strong>in</strong> losgegangen. Doch, ehrlich gesagt, e<strong>in</strong>facher und<br />
bequemer wurde me<strong>in</strong> Leben nie! Aber lassen Sie sich nicht erschrecken! So wie der Gelähmte voller<br />
Freude <strong>in</strong> se<strong>in</strong> neues Leben lief, seien auch Sie bereit für neue Wege!<br />
Silke Kuck