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Gliederung der Vorlesung »Die athenische Demokratie«

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Quellen zu: (7.) Die zeitgenössische Kritik an <strong>der</strong> <strong>athenische</strong>n Demokratie<br />

1. Pseudo-Xenophon, Vom Staat <strong>der</strong> Athener 1,1-8: Was die Staatsform <strong>der</strong> Athener anlangt,<br />

kann ich es freilich nicht billigen, dass sie gerade für diese Art <strong>der</strong> Staatsform sich entschieden<br />

haben; denn hiermit haben sie sich zugleich dafür entschieden, dass es die gemeinen Leute<br />

besser haben als die Edlen; aus diesem Grunde kann ich das nicht billigen. Dass sie aber,<br />

nachdem sie das nun einmal beschlossen haben, zweckmäßig ihre Staatsform sich zu erhalten<br />

und alles an<strong>der</strong>e sich einzurichten wissen, worin sie nach Ansicht <strong>der</strong> übrigen Griechen Fehler<br />

begehen, das will ich jetzt beweisen. (2) Zunächst muss ich es aussprechen, dass mit Recht<br />

daselbst die Armen und das Volk berechtigt sind, den Vorzug vor den Vornehmen und den<br />

Reichen zu haben, und zwar deshalb, weil nur das Volk es ist, das die Schiffe treibt und<br />

dadurch die Stadt ihre Machtstellung verschafft; ... wenigstens viel eher als die Hopliten und<br />

die Vornehmen und überhaupt die Edlen. Unter diesen Umständen erscheint es nur gerecht,<br />

dass allen bei <strong>der</strong> jetzt üblichen Bestallung - sei es durchs Los o<strong>der</strong> durch Abstimmung - die<br />

Ämter offen stehen und dass es jedem von den Bürgern, wer da will, frei steht. öffentlich zu<br />

reden. (3) Alle Ämter ferner, die <strong>der</strong> Gesamtheit des Volkes Nutzen bringen, wenn sie in<br />

guten, und Gefahr, wenn sie in schlechten Händen sind, an denen verlangt das Volk<br />

keineswegs, Anteil zu haben (we<strong>der</strong> die Stellen <strong>der</strong> Strategen noch die <strong>der</strong> Reiterobersten<br />

wollen sie sich durch die Loswahl offen halten); denn das Volk versteht es sehr wohl, dass es<br />

die größeren Nutzen davon hat, wenn es diese Ämter nicht selbst verwaltet, son<strong>der</strong>n sie durch<br />

die Vermögendsten verwalten lässt. Alle Ämter aber, die geeignet sind, Sold einzubringen und<br />

Nutzen ins Haus zu tragen, um die bewirbt sich das Volk. (4) Ferner wun<strong>der</strong>n sich manche<br />

darüber, dass sie allenthalben den gemeinen Leuten und Armen, kurz den Leuten vom Volk<br />

den Vorzug geben vor dem Edlen; doch gerade in diesem Punkte wird sich sogleich zeigen,<br />

dass sie damit die Volksherrschaft wahren. Wenn nämlich die Armen und die Leute aus dem<br />

Volke und überhaupt die Min<strong>der</strong>wertigen gut gestellt und Menschen dieses Schlages zur<br />

Menge anwachsen, so wird damit die Demokratie geför<strong>der</strong>t; wenn aber die Reichen und Edlen<br />

gut gestellt sind, so stärken die Anhänger <strong>der</strong> Demokratie damit selber das ihr gegnerische<br />

Element. (5) Es gilt aber auch wirklich für jedes Land, dass das bessere Element Gegner <strong>der</strong><br />

Demokratie ist; denn bei den Besseren ist Zuchtlosigkeit und Ungerechtigkeit am geringsten,<br />

gewissenhafter Eifer für das Gute und Edle am größten, beim Volke aber Mangel an Bildung<br />

und Selbstzucht am größten und Gemeinheit; denn sowohl die Armut verleitet sie viel eher zur<br />

Schlechtigkeit als auch <strong>der</strong> Mangel an Erziehung und Bildung - seinerseits bedingt dadurch,<br />

dass es einigen <strong>der</strong> Leute an Mitteln gebricht. (6) Daraus aber könnte einer folgern, dass es<br />

geboten wäre, sie nicht alle ohne Unterschied reden und am Rate teilnehmen zu lassen, son<strong>der</strong>n<br />

nur die Gescheitesten und überhaupt ausgezeichnete Männer. Sie sind aber auch in diesem<br />

Punkte ausgezeichnet beraten, indem sie auch den gemeinen Mann reden lassen; denn wenn nur<br />

die Edlen redeten und sich berieten, so wäre es ganz unleugbar für ihresgleichen selbst<br />

vorteilhaft, für die Volkspartei jedoch nicht gerade vorteilhaft; so aber, da je<strong>der</strong>, wer da will,<br />

zu Worte kommt, wenn er sich nur erhebt, macht irgendein gemeiner Mensch ausfindig, was<br />

für ihn wie für seinesgleichen vorteilhaft ist. (7) Nun könnte einer einwenden: Was kann denn<br />

ein solcher Mensch für sich und das Volk Vorteilhaftes ersinnen? Sie aber verstehen sehr wohl,<br />

dass <strong>der</strong> Mangel an Bildung und die Niedrigkeit dieses Mannes gepaart mit Wohlwollen eher<br />

vorteilhaft ist als <strong>der</strong> Wert (areté) und die Einsicht des Edlen gepaart mit Überwollen. (8) Mag<br />

nun ein Staatswesen bei solchen politischen Verhältnissen auch nicht den Anspruch erheben<br />

können, das politische Ideal zu sein, so dürfte doch auf diese Weise die Demokratie am ehesten<br />

erhalten werden. Das Volk will ja doch nicht in einem wohl geordneten Staatswesen selber<br />

geknechtet sein, son<strong>der</strong>n frei sein und herrschen, die Missordnung kümmert es wenig; denn aus

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