05.12.2012 Aufrufe

Gliederung der Vorlesung »Die athenische Demokratie«

Gliederung der Vorlesung »Die athenische Demokratie«

Gliederung der Vorlesung »Die athenische Demokratie«

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Abgeordneten des Volkes sind also nicht seine Vertreter, noch können sie es sein; sie sind<br />

nur seine Beauftragten; sie können nicht endgültig beschließen. Jedes Gesetz, das das Volk<br />

nicht selbst beschlossen hat, ist nichtig; es ist überhaupt kein Gesetz. Das englische Volk glaubt<br />

frei zu sein, es täuscht sich gewaltig, es ist nur frei während <strong>der</strong> Wahl <strong>der</strong><br />

Parlamentsmitglie<strong>der</strong>; sobald diese gewählt sind, ist es Sklave, ist es nichts. Bei dem Gebrauch,<br />

den es in kurzen Augenblicken seiner Freiheit von ihr macht, geschieht es ihm recht, dass es sie<br />

verliert.<br />

3. Alexan<strong>der</strong> Hamilton - James Madison - John Jay, Die Fe<strong>der</strong>alist Papers (1787/88),<br />

Darmstadt 1993: No 10: Daraus kann man schließen, daß eine reine Demokratie, und damit<br />

meine ich eine Gesellschaft, bestehend aus einer kleinen Zahl von Bürgern, die sich versammelt<br />

und die Regierung in Person ausübt, kein Heilmittel gegen das Übel <strong>der</strong> Parteiungen bietet. ...<br />

Deshalb haben solche Demokratien immer den Schauplatz für Unruhen und Streitigkeiten<br />

abgegeben, sind stets als unvereinbar mit den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> persönlichen Sicherheit o<strong>der</strong><br />

den Eigentumsrechten betrachtet worden, und ihre Lebensdauer war im allgemeinen ebenso<br />

kurz wie ihr Ende gewaltsam. Die politischen Theoretiker, die sich zum Anwalt dieser<br />

Regierungsform gemacht haben, sind dem Irrtum erlegen, man könne die Menschheit durch die<br />

Gewährung völlig gleicher politischer Rechte auch in bezug auf Besitz, Anschauung und<br />

Leidenschaften vollkommen aneinan<strong>der</strong> angleichen. No 14: Die natürliche Grenze für eine<br />

Demokratie ist diejenige Entfernung vom Zentrum, die es den am weitesten entfernt lebenden<br />

Bürgern gerade noch erlaubt, sich so oft zu versammeln, wie es ihre öffentlichen Funktionen<br />

erfor<strong>der</strong>n. Eine größere Zahl an Bürgern, als an den Versammlungen teilnehmen können, kann<br />

eine Demokratie nicht umfassen. Die natürliche Grenze einer Republik ist entsprechend jene<br />

Entfernung vom Zentrum, die es den Repräsentanten des Volkes eben noch erlaubt, sich so oft<br />

zu treffen, wie es für die Verwaltung <strong>der</strong> öffentlichen Angelegenheiten nötig ist. ... Auf den<br />

wahren Unterschied zwischen diesen beiden Regierungsformen ist auch bei früherer<br />

Gelegenheit schon hingewiesen worden. Es ist <strong>der</strong>, dass in einer Demokratie das Volk selbst<br />

zusammentritt und die Regierung ausübt, während sich in einer Republik die Vertreter des<br />

Volkes versammeln und regieren. Eine Demokratie muß folglich auf einen engen Bereich<br />

beschränkt bleiben; eine Republik hingegen kann auf ein großes Gebiet ausgedehnt werden. No<br />

63: Der Unterschied zwischen <strong>der</strong> amerikanischen Republik und an<strong>der</strong>en Republiken, auf den<br />

man am meisten baut, ist das Prinzip <strong>der</strong> Repräsentation; das ist <strong>der</strong> Angelpunkt, um den sich<br />

die amerikanische Republik dreht und von dem man annimmt, dass es in letzteren o<strong>der</strong><br />

zumindest in den antiken Republiken unbekannt war. ... In den meisten reinen Demokratien<br />

Griechenlands wurden viele <strong>der</strong> exekutiven Funktionen nicht vom Volk selbst ausgeübt,<br />

son<strong>der</strong>n von Beamten, die durch das Volk gewählt wurden und es in seiner Eigenschaft als<br />

Träger <strong>der</strong> exekutiven Gewalt vertraten. Vor <strong>der</strong> Reform Solons wurde Athen von 9<br />

Archonten regiert, die jedes Jahr vom gesamten Volk gewählt wurden. Welches Maß an Macht<br />

ihnen übertragen war, scheint sehr im dunkeln zu liegen. Nach dieser Periode findet man eine<br />

Versammlung mit zunächst 400, später 600 Mitglie<strong>der</strong>n, die jährlich vom Volk gewählt<br />

wurden. Sie vertraten das Volk zum teil in seiner Eigenschaft als Träger <strong>der</strong> gesetzgebenden<br />

Gewalt, da sie mit dem Volk nicht nur in ihrer Funktion, Gesetze zu erlassen, verbunden<br />

waren, son<strong>der</strong>n auch das Exklusivrecht hatten, ihm Gesetzesvorschläge zu unterbreiten. Auch<br />

<strong>der</strong> Senat von Karthago - welches immer seine Befugnisse o<strong>der</strong> wie lange seine Amtsdauer<br />

gewesen sein mögen -, konnte offenbar vom Volk durch Abstimmung gewählt werden.<br />

Ähnliche Beispiele ließen sich in den meisten, wenn nicht in allen Volksregierungen <strong>der</strong> Antike<br />

aufspüren. In Sparta schließlich treffen wir auf die Ephoren und in Rom auf die Tribunen; zwei<br />

Körperschaften, die tatsächlich gering an Zahl waren, aber jährlich vom gesamten Volk<br />

gewählt und als Repräsentanten des Volkes betrachtet wurden, die nahezu den Status von<br />

Bevollmächtigten hatten. ... Aus diesen Fakten, denen man noch viele an<strong>der</strong>e hinzufügen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!