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BAYERNOIL aktuell - Bayernoil Raffineriegesellschaft mbH

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Rund um die Raffinerie<br />

Alles O.K. für mehr OK (Ottokraftstoff) in Neustadt<br />

Mit der jetzt durch das zuständige Landratsamt Kelheim genehmigten Durchsatzerhöhung in Reformer 1 ist der Weg<br />

frei für die Produktionssteigerung von Ottokraftstoff am Standort Neustadt. Damit wird der relativ größeren Marktnachfrage<br />

dieser Kraftstoffsorte Rechnung getragen.<br />

Die Wirtschaftskrise wirkt sich auch auf<br />

den Mineralölproduktmarkt aus. So hat sich<br />

in den vergangenen Monaten die Nachfrage<br />

nach allen Produkten verringert, wobei<br />

Ottokraftstoff derzeit noch am meisten<br />

gefragt ist. Produktionsplanung und Produktion<br />

reagieren durch bedarfsorientierte<br />

Fahrweisen der Anlagen und angepasste<br />

Einsatzqualitäten zeitnah auf Marktänderungen.<br />

Darüber hinaus sucht das Team<br />

der Prozessingenieure (PI) kontinuierlich<br />

nach Möglichkeiten, mit geringem Investitionsaufwand<br />

den Erfordernissen des<br />

Marktes noch besser gerecht zu werden<br />

und entwickelt die <strong>BAYERNOIL</strong>­Raffinerie<br />

damit konsequent weiter. Eine dieser erfolgreichen<br />

Optimierungsmaßnahmen ist<br />

die Durchsatzsteigerung des Neustädter<br />

Reformers 1 von zuvor 62 t/h auf 75 t/h, die<br />

wir kürzlich von den zuständigen Behörden<br />

genehmigt bekommen haben.<br />

Benzinreformer in <strong>BAYERNOIL</strong><br />

<strong>BAYERNOIL</strong> betreibt insgesamt 3 Benzinreformer,<br />

von denen einer in Vohburg und<br />

zwei in Neustadt stehen. Alle arbeiten nach<br />

dem sogenannten Platforming­Verfahren. Es<br />

sind durchweg Festbettreformer, bei denen<br />

der Katalysator im Reaktor während der<br />

Produktion nicht bewegt wird. Die Reformer<br />

erhöhen die Oktanzahl des Benzineinsatzes<br />

und somit dessen Qualität. Dies<br />

wird durch eine Vielzahl an chemischen<br />

Reaktionen erreicht, wie zum Beispiel<br />

ISAR-Optionen werden genutzt<br />

Die ersten Planungen des kürzlich abgeschlossenen<br />

Großprojektes ISAR sahen<br />

eine Umwandlung des Neustädter Reformers<br />

2 in eine Benzinisomerisierungsanlage<br />

(Par Isom) vor. Die aus der Umwidmung<br />

des Reformers 2 resultierende Verminderung<br />

der Reformerkapazität sollte durch<br />

eine Ertüchtigung des Reformers 1 teilkompensiert<br />

werden. Zur Identifizierung der<br />

limitierenden Anlagenteile (Bottlenecks)<br />

initiierte der PI Tagdienst einen dreitägigen<br />

Testlauf, welcher unter der Leitung von Rudolf<br />

Dieterich (USGQ) durchgeführt wurde.<br />

Dieser Testlauf war ein voller Erfolg, zeigte<br />

er doch keine gravierenden Einschränkungen<br />

für eine Durchsatzerhöhung, die<br />

über die bereits eingeplanten Stillstandsarbeiten<br />

wie der Neuberohrung der beiden<br />

Öfen und Modifikationen am Luftkühler hinausgingen.<br />

der Bildung von aromatischen und naphtenischen<br />

ringförmigen Kohlenwasserstoffen<br />

sowie der Isomerisierung und der Spaltung<br />

von Kohlenwasserstoffketten. Eine Übersicht<br />

der Apparate im Neustädter Reformer<br />

1 ist im Verfahrensschema (Abbildung 1) zu<br />

sehen. Der Einsatz (entschwefeltes Benzin<br />

aus der Hydrobon) wird zunächst mit wasserstoffhaltigem<br />

Kreislaufgas gemischt und<br />

über die Texas Towers EA­401 A/B und Ofen<br />

BA­401 aufgewärmt. Er gelangt dann in den<br />

ersten Reaktor DC­401. Danach wird die bei<br />

der Reaktion verlorene Wärme durch jeweils<br />

einen der beiden Öfen ausgeglichen,<br />

Effizienter Mitteleinsatz<br />

für effektive Ergebnisse<br />

Außerdem wurde in einer HAZOP die bestimmungsgemäße<br />

und sichere Betreibbarkeit<br />

der Anlage untersucht und eine Liste<br />

mit notwendigen Verbesserungen erstellt.<br />

Während des ISAR­Projektes wuchs die<br />

Gewissheit, dass der Gesetzgeber in Zukunft<br />

die Zublendung von Ethanol ins OK<br />

fordern würde. Daraufhin wurde das Par<br />

Isom­Projekt neu bewertet und schließlich<br />

gestoppt. Folglich stand die Durchsatzsteigerung<br />

im Reformer 1 nicht mehr auf<br />

der Agenda, denn aus damaliger Sicht erschien<br />

ein Szenario mit erhöhter Nachfrage<br />

nach Ottokraftstoffen unwahrscheinlich.<br />

Das Konzept verschwand in den Schubladen.<br />

Die entscheidenden Punkte aus der<br />

HAZOP­Improvement­Liste wurden jedoch<br />

weiterhin umgesetzt, um auch den Anlagenbetrieb<br />

mit <strong>aktuell</strong>er Verarbeitungs­<br />

bevor der Stoffstrom die beiden weiteren<br />

Reaktoren passiert. Das Reaktionsprodukt<br />

wird in den Texas Towers, im Luftkühler<br />

ED­401 und im Wasserkühler EE­401 abgekühlt.<br />

Die verschiedenen Produktströme<br />

(Überschussgas, Abgas, Flüssiggas (LPG))<br />

und das eigentliche Endprodukt Reformat<br />

(hochoktaniges Benzin) werden in den Abscheidern<br />

und der Stabilkolonne voneinander<br />

getrennt. Nach Abzweigung des Überschussgases<br />

wird das Kreislaufgas mit dem<br />

Kompressor GB­401 wieder auf höheren<br />

Druck gebracht und dem Reaktionsprozess<br />

erneut zugeführt.<br />

menge zu verbessern. Zu nennen wäre hier<br />

beispielsweise die Druckabsicherung des<br />

Hochdruckteils durch Einsatzpumpenabschaltung.<br />

Nachfrage bestimmt Anlagenplanung<br />

Erst in diesem Jahr wurde durch die hohe<br />

Nachfrage nach Ottokraftstoff das Konzept<br />

zur Durchsatzerhöhung des Reformers 1<br />

wieder interessant. Der Betrieb startete<br />

daher nach Abstimmung mit der Produktionsplanung,<br />

unter Einbeziehung der Abteilungen<br />

Projekte (Klaus­Dieter Rost) und<br />

USGQ (Rudolf Dieterich), die Beantragung<br />

Abbildung 1: Verfahrenschema<br />

des Reformers 1 in Neustadt.<br />

dieser Durchsatzerhöhung beim zuständigen<br />

Landratsamt Kelheim. Hierzu waren noch<br />

einige vorbereitende Maßnahmen notwendig.<br />

Die schon vor dem Testlauf als Engpass<br />

klassifizierten Ofenrohre wurden bereits im<br />

Stillstand 2008 ausgetauscht, so dass diese<br />

Haupt­Einschränkung nicht mehr besteht.<br />

Darüber hinaus wurde der Ofen gemäß<br />

neuem <strong>BAYERNOIL</strong>­Ofensicherheitskonzept<br />

umgerüstet. Der Lüfterheader des ED­401<br />

wurde strömungstechnisch optimiert und<br />

ebenfalls bereits im Stillstand 2008 ausgetauscht.<br />

Verschiedene Sicherheitsabschaltungen<br />

wurden installiert und modifiziert.<br />

Das riesige Ofenrohrpaket wird am<br />

Stück in den Reformerofen geschoben.<br />

Um die Ausmaße zu verstehen,<br />

beachte man die beiden Schweißer<br />

am linken unteren Bildrand.<br />

Korrekt modifizieren<br />

Mit dem reinen Austausch von Anlagenteilen<br />

ist die Durchsatzerhöhung längst nicht abgeschlossen.<br />

Der erhöhte Durchsatz belastet<br />

den Reformer stärker als vorher. Die Prozessingenieure<br />

und die Schichtmit arbeiter müssen<br />

in erhöhtem Maße auf Limitierungen<br />

und Besonderheiten bei den verschiedenen<br />

Anlagenteilen achten. PIs und Monitoring<br />

and Planning Ingenieure (MAPs) müssen gemeinsam<br />

abstimmen, welche Laufzeitziele<br />

bei welcher Anlagenbelastung („Severity“)<br />

erreicht werden sollen. Ebenso wurden seitens<br />

Inspektion und Produktion Inspektionsintervalle<br />

und Außenrundgänge an die neue<br />

Reformerauslastung angepasst.<br />

Fazit<br />

Die erreichten Ergebnisse sind ein Beleg<br />

für die Effizienz der <strong>BAYERNOIL</strong>­Organisation.<br />

Innerhalb kürzester Zeit wurde eine<br />

Idee geboren und verwirklicht. Es wurde<br />

anschaulich demonstriert, welche Resultate<br />

durch Kreativität und Flexibilität der<br />

BO­Mitarbeiter erreichbar sind. Diese altbewährten<br />

<strong>BAYERNOIL</strong>­Tugenden stimmen<br />

zuversichtlich und stützen das Vertrauen in<br />

die Zukunft. Aufgrund eines schwieriger<br />

werdenden Umfeldes entwickelt sich die<br />

Raffinerie den Marktanforderungen entsprechend<br />

weiter.<br />

Dr. Ralf Giesen<br />

Prozessingenieur BTN<br />

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