Meraner Höhenweg - Alpinschule OASE-Alpin
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Sûdliche Sûdliche Kontraste Kontraste zwischen zwischen Palmen Palmen Palmen und und Firn<br />
Firn<br />
5. 5. bis bis 10. 10. 10. August August 2007<br />
2007
Die Vorgeschichte:<br />
Wer weiß schon wirklich, was ihn erwartet, wenn er eine Wanderwoche bucht. Zwar waren wir schon<br />
zweimal mit <strong>OASE</strong> unterwegs und fûhlen uns damit durchaus schon etwas erfahren; wegen einer<br />
Knieverletzung im letzten Winter war ich diesmal aber besonders daran interessiert, wie die Wege wohl<br />
beschaffen sind. Die Tourenberichte bei <strong>OASE</strong> machten zwar viel Lust auf die Tour, beantworteten meine<br />
Frage aber nicht wirklich. Auch google ließ mich leider im Stich. Höhenmeter sind abhängig von der Art der<br />
Wege leider nur bedingt aussagefähig und Gehzeiten sind – wie unser Wanderfûhrer Richard so schön sagte<br />
– immer eine Frage der Geschwindigkeit. Letztlich wählten wir den <strong>Meraner</strong> <strong>Höhenweg</strong> dann wegen der<br />
relativ geringen Höhenunterschiede und in der Hoffnung, in Sûdtirol endlich einmal ohne viel Regen zu<br />
wandern. Wir lagen goldrichtig. Trotzdem möchte ich mit diesem Bericht versuchen, die oben beschriebene<br />
Internetlûcke zu schließen.<br />
Tag 1:<br />
Auf dem Parkplatz der Seilbahn Hochmuth erkennen<br />
wir unsere Mitwanderer sofort am wartenden Blick<br />
und den großen Rucksäcken. Mit der letzten Bahn vor<br />
der Mittagspause geht es hinauf zum Hochmuth und<br />
hier lernen wir mit der Aussage „Der Einstieg ist immer<br />
am schwersten.“ gleich unsere erste Bergweisheit.<br />
Diese Erkenntnis beschert uns aber auch erste<br />
wunderbare Ausblicke, von denen wir in der<br />
kommenden Woche noch viele genießen werden.
Unsere erste Etappe fûhrt uns ûber einen recht<br />
gemûtlichen Weg, der teilweise mit Steinen und<br />
Wurzeln durchsetzt ist. An etwas steileren<br />
Abschnitten, die bei Nässe durchaus rutschig sein<br />
könnten, sind Seile angebracht. Wir dûrfen aber zum<br />
Glûck bei strahlendem Sonnenschein laufen.<br />
Zur Freude einiger Teilnehmer finden wir eine<br />
Einkehrmöglichkeit, in der es frische Buttermilch<br />
gibt. Um 17.00 Uhr erreichen wir den Gasthof<br />
Brunner, wo wir uns im Garten mit fantastischer<br />
Aussicht bei kûhlen Getränken erholen. Wir<br />
verteilen uns auf ein Einzel-, drei Doppel- und ein<br />
Dreierzimmer, alle mit eigenem Bad – Luxus pur also.
Tag 2:<br />
Zunächst fûhrt uns unser Weg immer leicht auf<br />
und ab ûber schöne Waldwege, leider aber immer<br />
mal wieder ûber allerdings kaum befahrene<br />
Asphaltstraßen. Auf einem längeren steilen<br />
Abstieg sind wir uns noch alle einig: rauf ist<br />
besser. Nach einer ausgiebigen Rast an einem<br />
etwas angestauten Bach, den einige zum Baden<br />
nutzen, wird dieser Wunsch erfûllt. In der<br />
Mittagshitze geht es jetzt ziemlich andauernd<br />
hinauf. Jedes Waldstûck wird freudig begrûßt, da<br />
der Aufstieg in den Wiesen noch anstrengender<br />
ist. Vielleicht ist bergab doch besser…?<br />
Unser Tagesziel, den Valtelehof, erreichen wir schon<br />
gegen 14.00 Uhr. Die mûden Beine können sich<br />
ausdauernd erholen und Schweiß und Dreck werden<br />
in einer der zwei Duschen abwaschen. Wer mag<br />
probiert am Abend Ziegenbraten, fûr weniger<br />
Mutige gibt es aber auch Alternativgerichte.<br />
Übernachtet wird heute in einem gemeinsamen<br />
Zimmer mit sechs Doppelstockbetten.
Tag 3:<br />
Heute erwartet uns unsere erste Etappe<br />
mit einer Gehzeit von 7 Stunden. Der Weg<br />
ist sehr abwechslungsreich und nicht<br />
besonders anspruchsvoll: im bunten<br />
Wechsel geht es ûber Wald-, Forst-,<br />
Asphalt- und Wiesenwege.<br />
Steilere An- und Abstiege sind selten und dann immer<br />
nur kurz, richtig zum Genießen. Einen Fehler begehen<br />
wir in Ulfas: eine Einkehrmöglichkeit ist ausgeschildert,<br />
wir wollen uns aber die 10 Minuten Umweg sparen. Die<br />
nächste Verpflegungsstelle liegt schließlich direkt auf<br />
dem Weg - leider ist sie aber deutlich weiter entfernt<br />
und der Empfang ist alles andere als freundlich. Nach<br />
inzwischen fûnf Stunden Gehzeit schmeckt die<br />
Apfelschorle aber trotzdem gut.
Gestärkt geht es zûgig weiter, da wir eigentlich noch vor dem angekûndigten Regen unser<br />
Tagesziel erreichen wollen. Das schaffen wir zwar nicht ganz, dafûr bietet Pfelders kurz vorm<br />
Ziel noch genau die richtigen Shoppingmöglichkeiten (Obst, Kaminwurzen, Regencape etc.).<br />
Um 16.30 Uhr sind wir am Gasthof Zeppichl, beziehen ein Doppel- und zwei Vierbettzimmer und<br />
können wieder eine Dusche genießen. Das Abendessen ist noch besser als sonst, Willis und<br />
Rotwein runden das Ganze ab und wir feiern den zwanzigsten Hochzeitstag von zwei<br />
Teilnehmern.
Tag 4:<br />
Es geht ins Hochgebirge. Mit entsprechendem<br />
Respekt starten wir relativ frûh am Morgen. Die<br />
Sonne hat sich verzogen, die Berge liegen in<br />
Wolken und es regnet leicht. Glûcklicherweise<br />
merke ich aber den Alkohol vom Vorabend nicht –<br />
muss wohl an der Höhenluft liegen.<br />
Zunächst geht es erstmal ca. 45 Minuten auf<br />
einem breiten Weg relativ sacht bergan. Dann wird<br />
der Weg steiler und schmaler, trotzdem aber gut<br />
begehbar.<br />
Da der Weg nicht zu verfehlen ist, geht jeder sein<br />
eigenes Tempo. Mit Stefanie erreiche ich nach gut<br />
vier Stunden die Stettiner Hûtte, wir liegen damit im<br />
Mittelfeld der Gruppe. Relativ nass und durchgefroren<br />
(hier oben sind nur noch vier Grad) erobern wir<br />
die Hûtte fûr eine lange Pause. Danach geht es noch<br />
einmal kurz bergauf, bis zum höchsten Punkt dieser<br />
Woche, dem Eisjöchl. Die erhoffte Fernsicht bleibt<br />
uns leider verwehrt.
Hier oben ist es ganz schön karg und verbunden mit dem nebligen Wetter irgendwie ungastlich.<br />
Ab jetzt geht es genauso stetig bergab wie am Vormittag berauf. 900 Höhenmeter am Stûck sind<br />
fûr die Knie sicher anstrengend. Der Weg ist aber weiterhin sehr gut angelegt und viel leichter zu<br />
laufen, als ich es mir von einer Hochgebirgstour vorgestellt hatte. Nach und nach laufen wir am<br />
Eishof ein. Zum Glûck noch vor dem großen Regen, den wir die ganze Nacht prasseln hören. Auf<br />
uns warten ein Sechser- und ein Viererzimmer. Die Almhûtte ist voll belegt. Ob fûr die vielen<br />
Übernachtungsgäste zwei Toiletten ausreichend sind, ist in unserer Gruppe recht umstritten.<br />
Dafûr fehlt auch heute die Dusche nicht.
Tag 5:<br />
Es scheint wieder die Sonne und wir<br />
stellen ûberrascht fest, dass der viele<br />
Regen in nur etwas höheren Lagen als<br />
Schnee gefallen ist. Unsere gestrige Tour<br />
wäre heute eine Schneetour gewesen –<br />
dann hätte ich meine Handschuhe also<br />
doch nicht umsonst mitgenommen…<br />
Der Eishof sieht heute Morgen auf jeden<br />
Fall so aus, wie man sich eine Alm in<br />
Sûdtirol vorstellt.<br />
Wieder beginnt unsere Tagesetappe mit<br />
einem Forstweg. Nach ca. einer Stunde<br />
wechseln wir auf einen schönen Waldweg,<br />
der mal mehr mal weniger mit Steinen und<br />
Wurzeln durchsetzt und wegen des<br />
nächtlichen Regens manchmal etwas glitschig<br />
ist. Es geht bergab, bergab, bergab - ich bin<br />
richtig froh, wenn der Weg zwischenzeitlich<br />
mal ansteigt. Als kleinere „highlights“<br />
mûssen wir heute auch mal einen Bach oder<br />
ein Steinfeld durchqueren. Richard leistet<br />
begeistert Hilfestellung.
Wieder dauert es fûnf Stunden, bis wir einen Berggasthof erreichen.<br />
Terrasse mit Aussicht, leckerer Kuchen, kûhle Getränke und sogar<br />
einige Liegestûhle – uns geht es gut. Die letzten zwei Stunden des<br />
Tages bis zum Pircherhof schaffen wir dann auch noch. Und gut<br />
getimt erreichen wir unsere Unterkunft auch heute pûnktlich zum<br />
einsetzenden Regen. Unser letzter gemeinsamer Abend wird feucht<br />
fröhlich genossen, bevor wir uns ins gemeinsame Matratzenlager,<br />
einem großen, gemûtlichen Raum direkt unterm Dach, begeben.<br />
Erstmals haben wir nun das Erlebnis, in unseren Hûttenschlafsäcken<br />
zu schlafen. Duschen und Toiletten sind zwei Etagen tiefer. Alles im<br />
Picherhof ist sehr neu und schön.
Tag 6:<br />
Unser Abschiedstag ist angebrochen.<br />
Einige Gruppenmitglieder verlassen uns<br />
schon vormittags. Zu sechst machen wir<br />
uns auf die letzte Etappe, die sich laut<br />
Ausschreibung „auf fast gleich bleibender<br />
Höhe von Hof zu Hof schlängelt“. Na ja,<br />
die Höfe liegen tatsächlich fast alle auf<br />
einer Höhe. Allerdings mûssen in den ersten<br />
ca. 80 Minuten zwei Tobel und eine Mure<br />
durchquert werden, d.h. es geht ziemlich<br />
steil auf und ab.<br />
Der Weg ist aber an allen wichtigen Stellen mit<br />
Seilen gesichert, die beim Aufstieg helfen und beim<br />
Abstieg Sicherheit bieten. An sehr steilen Passagen<br />
sind sogar Metalltreppen aufgebaut. Unterwegs<br />
merken wir, wie sorgsam der <strong>Meraner</strong> <strong>Höhenweg</strong> in<br />
Ordnung gehalten wird. In der Nacht, die wir auf<br />
dem Eishof verbracht hatten, gab es einen<br />
Erdrutsch, den wir heute durchqueren mûssen.<br />
Hier wurden bereits schon wieder Steinstufen<br />
angelegt, so dass wir keine Probleme haben.
Nach den besagten 80 Minuten wird es ebener, es geht eher<br />
gemûtlich auf und ab. Mittags erreichen wir die Nassereith<br />
Hûtte, wo wir uns fûr den letzten längeren Aufstieg stärken.<br />
Eine Stunde brauchen wir bis zu einer viel besuchten Alm, eine<br />
weitere bis zum nicht weniger bevölkerten Hochganghaus. Der<br />
Weg bleibt steinig und mit vielen Wurzeln durchsetzt.<br />
Konzentration und Trittsicherheit sind gefragt. Und alle, die<br />
nicht täglich in den Bergen unterwegs sind, brauchen sicher<br />
(und nicht erst hier!) gutes Schuhwerk.
Nach dem Hochganghaus beginnt der letzte längere Abstieg. Richard treibt uns mit der Sorge, dass<br />
die Hochmuthbahn vielleicht schon frûh Feierabend mache, und die Vorstellung auch noch bis Dorf<br />
Tirol abzusteigen, gefällt uns nicht wirklich. Mittlerweile sind meine Beine ganz schön schwer und<br />
die Oberschenkelmuskulatur mag auch keine größeren Abwärtsschritte mehr abfangen: das<br />
Aufsetzen wird plumper. Aber auch dieser Teil ist irgendwann geschafft. Der abschließende Hans-<br />
Friedens-Weg ist herrlich eben und bietet wunderbare Ausblicke auf Meran.<br />
Warum ausgerechnet hier betont wird, dass der Weg seilgesichert ist (was er auch nur an einer<br />
kûrzeren Stelle ist) erschließt sich uns nicht. O.k. rechts geht es relativ steil bergab, wer aber<br />
schwindelfrei ist (und das sollte man bei einer Bergtour sicher immer sein), dûrfte hier keine<br />
Probleme haben.
Fazit:<br />
Die Woche war fantastisch. Der <strong>Meraner</strong> <strong>Höhenweg</strong> ist ein sehr gut angelegter und gepflegter<br />
Rundweg. Konditionell war es zwar durchaus anstrengend, technisch ist der Weg aber eher einfach und<br />
mit normaler Trittsicherheit gut schaffbar. Die Allgäurunde mit dem Heilbronner <strong>Höhenweg</strong> fand ich<br />
schwieriger. Der <strong>Meraner</strong> <strong>Höhenweg</strong> ist bestimmt eine gute Einstiegstour, fûr alle die mal eine<br />
Wanderwoche mit Gepäck und Übernachtungen ausprobieren wollen. Natûrlich auch fûr diejenigen, die<br />
Wert auf eine täglich Dusche und sehr gute Verpflegung legen. Und nicht zu vergessen fûr alle, die eine<br />
schöne Landschaft bei relativ sicherem Wetter erleben und wie ich allzu große tägliche Höhenmeter<br />
vermeiden wollen.<br />
Zum Abschluss auf diesem Weg viele Grûße an eine sehr nette Wandergruppe. Mit euch hat die Woche<br />
noch mehr Spaß gemacht!<br />
Andrea Menge