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Ihr wart Spitze - Alpinschule OASE-Alpin

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Mythos<br />

und mein Lebenstraum, einmal<br />

„Zu Fuß über die Alpen!“<br />

über den europäischen Fernwanderweg 5<br />

So unglaublich, so beeindruckend, für viele so verrückt ...<br />

Erlebnisbericht von Bernd Przygoda<br />

11.07. - 17.07.2009<br />

Informatives über die Wanderroute.<br />

Der europäische Fernwanderweg 5 (Kurz „E5“)<br />

ist einer von insgesamt elf europäischen Fernwanderwegen. Der bereits am 2. Juli 1972 als<br />

Fernwanderweg Bodensee-Adria eröffnet und von der europäischen Wandervereinigung initiiert<br />

worden ist.<br />

Mittlerweile wurde er erweitert<br />

und führt von der Atlantikküste<br />

Frankreichs in der Bretagne<br />

(Pointe du Raz) über die Alpen<br />

nach Verona in Italien und<br />

weiter zur Lagunenstadt<br />

Venedig in der Adria. Das<br />

offizielle Ende des „E5“ ist aber<br />

die Arena in Verona, da es von<br />

Verona bis Venedig keinen<br />

reizvollen Wanderweg gibt.<br />

Der Teil von Oberstdorf bis Italien zählt<br />

sozusagen als „Schmuckstück“ des<br />

insgesamt 3200 km langen<br />

Fernwanderweges.<br />

Für viele Wanderer schon so etwas wie<br />

die „Route 66“, verläuft er immer auf<br />

bereits bestandenen, teilweise <strong>Alpin</strong>en,<br />

Wanderwegen.<br />

Von Oberstdorf (Spielmannsau) heißt es<br />

auf ca. 100km ca. 6200 Höhenmeter<br />

bergauf und ca. 6800 Höhenmeter bergab<br />

zu bewältigen, bis man über die<br />

Panoramaroute den Vernagtsee im<br />

Schnalstal erreicht.


1. Tag, Samstag<br />

Busfahrt von Oberstdorf in die Spielmannsau (1.002 m) und Aufstieg durch den Sperrbachtobel zur<br />

Kemptner Hütte (1.846m).<br />

Gehzeit ca. 3 Stunden, Aufstieg 850 m.<br />

2. Tag, Sonntag<br />

Von der Kemptner Hütte über das Mädelejoch (1.974 m) nach Holzgau. Bustransfer zur Materialseilbahn der<br />

Memminger Hütte. Von hier aus, zu Fuß weiter zur Memminger Hütte (2.242 m).<br />

Gehzeit ca. 6 Stunden, Aufstieg 950 m, Abstieg 850 m.


3. Tag, Montag<br />

Nach sehr zeitigem Aufbruch zur Seescharte (2.664 m). Weiter nach Zams (800 m) im Inntal und mit der<br />

Venetbahn auf den Krahberg (2.208 m). Gemütlich weiter auf dem Venet-Panoramaweg zur Galflun- oder<br />

Larcheralm (1.860 m).<br />

Gehzeit ca. 9 Stunden, Aufstieg 450 m, Abstieg 2.100 m.<br />

4. Tag, Dienstag<br />

Von der Alm nach Wenns im Pitztal (976 m) und mit dem Postbus durch das Pitztal nach<br />

Mittelberg (1.734 m). An der Gletscherstube, einem großartigen Wasserfall und der beeindruckenden<br />

Gletscherzunge des Mittelbergferners führt der Aufstieg zur Braunschweiger Hütte (2.760 m).<br />

Gehzeit ca. 5 Stunden, Aufstieg 1.000 m, Abstieg 900 m.


5. Tag, Mittwoch<br />

Von der Braunschweiger Hütte über das Rettenbachjoch (2.988 m) zum Rettenbachferner. Mit dem Bus auf<br />

die Tiefenbachseite. Und zu Fuß weiter auf dem Panorama-Höhenweg nach Vent (1.896 m).<br />

Gehzeit ca. 6 Stunden, Aufstieg 300 m, Abstieg 1.100 m.<br />

6. Tag, Donnerstag<br />

Von Vent durch das Niedertal zur Martin-Busch-Hütte (2.527 m) und dann weiter über die Similaun-Hütte<br />

(3.019 m), durch das Tiesental nach Obervernagt im Schnalstal (1.690 m). Anschließend Bustransfer nach<br />

Meran.<br />

Gehzeit ca. 7 Stunden, Aufstieg 1.100 m, Abstieg 1.200 m.<br />

7. Tag, Freitag<br />

Heimreise nach Oberstdorf.


Die berühmtesten Alpenüberquerer sind:<br />

Auch heute noch sind die Alpen sehr gefährlich,<br />

wie man immer wieder in vielen Statistiken liest.<br />

Selbst im Hochsommer muss man am Alpen-<br />

Hauptkamm jederzeit mit Neuschnee rechnen.<br />

Viele der in den Alpen lebenden Tiere haben<br />

nach der der Eiszeit hier einen vergleichbaren<br />

Lebensraum gefunden.<br />

In meiner eineinhalb jährigen Trainings- und<br />

Vorbereitungszeit für den E5 in Rheinland-Pfalz,<br />

war ich zwar schon mit jeglichen<br />

Wettervarianten in Berührung gekommen, aber<br />

Alpenwetter wusste ich, ist was ganz anderes<br />

und kann sich innerhalb kürzester Zeit ändern.<br />

„Der Ötzi“ (der ca. vor 5300 Jahren, vermutlich<br />

über die Panoramaroute nach Vent wollte) und<br />

Hannibal mit seinen Elefanten (der 218 v. Chr., gar<br />

nicht auf dem E5 oder der Panoramaroute<br />

unterwegs war, sondern durch die französischen<br />

Alpen sehr verlustreich marschiert ist).<br />

Also viele Gründe sprechen dafür, sich von den Besten mit der meisten Erfahrung über die Alpen<br />

führen zulassen!!!<br />

Schließlich war es mein Debüt als Alpenwanderer und nicht mehr als Alpen-Turnschuhtourist,<br />

sondern sogar in der Wander-Königsdisziplin „Fernwandern“.<br />

So sollte ich am Samstag den<br />

11.07. 2009 um 11 Uhr, zum Bahnhof<br />

nach Oberstdorf an Gleis 1 zur<br />

<strong>OASE</strong>-<strong><strong>Alpin</strong>schule</strong> kommen, um mich<br />

mit anderen Wanderern zu treffen, die<br />

von nah und fern kamen, die auch von<br />

diesem Mythos gehört haben und sich<br />

diesen Traum „zu Fuß über die Alpen“<br />

erfüllen wollten.


Samstag, den 11.07.2009 gegen 10 Uhr.<br />

Einen schönen Parkplatz hatte ich weit hinter der Nebelhorn-Talstation gefunden und ging<br />

gemütlich Richtung Bahnhof. Nach ¾ des Weges vor dem Bahnhof ist mir eingefallen, dass ich<br />

mein Handy im Auto vergessen hatte. Also nochmal zurück zum Parkplatz und wieder zurück zum<br />

Bahnhof. Hektisches Treiben war schon im Gange, als ich für meine Verhältnisse viel zu spät und<br />

abgehetzt um zehn vor 11 Uhr ankam.<br />

Schnell jemand vom Oase-Team suchen und wurde kurz und bündig mit den Worten:<br />

„Hi, ich bin die Geli. Den Rucksack für Meran stellste hier ab und dann gehst da rein, meldst Dich<br />

bei Steffi, bekommst da was und dann wird der Rucksack gewogen!“ begrüßt.<br />

Hey, so wurde ich zum letzten Mal zu der Grundausbildung während meiner Bundeswehrzeit<br />

begrüßt. Ob ich richtig gebucht hatte? Von „militärische Durchlageübung“, stand nichts in der<br />

Beschreibung, hatte ich was überlesen? Aber keine Fragen blieben offen, ich wusste, was ich<br />

machen sollte und dachte mir: „Oh, ich bekomme was geschenkt“ und schwups war ich schon im<br />

Büro von Steffi, die mir ja schon mehrmals per E-Mail auf all meine unwissenden Fragen<br />

geantwortet hatte.<br />

Nach kurzem Feststellen der Personalien und Überreichen der Geschenke bin ich schnell wieder<br />

raus zu Geli zum Rucksackwiegen.<br />

„Waaaaaaaaas, 12 Kilo? Da rein und auspacken!“ Ob sie beim Militär gedient hatte?<br />

Eigentlich fand ich es lustig und hab innerlich sehr darüber geschmunzelt.<br />

Nein, ich war nicht in einer zweiten Grundausbildung! Das war der Klang der Berg- bzw.<br />

Wanderführerin, wie ich später erfahren durfte.<br />

Na ja, ich hatte eine lange Zeit vorher immer wieder den Wetterbericht gelesen und zu Hause war<br />

der Rucksack auch nur 9kg schwer.<br />

So kalt, wie der Wetterbericht es sagt, wird es schon nicht werden und außerdem gilt ja auch das<br />

Sprichwort „Wenn Englein reisen!“, deshalb wird es sicherlich auch nicht so dolle regnen, hab ich<br />

mir gedacht. „Eine Garnitur zum Wandern und eine Garnitur für abends auf der Hütte!“ so sagte es<br />

Geli.<br />

Ich betrat einen Raum, wo wildfremde Menschen mit einem anderen Oase-Mitarbeiter ihren<br />

Rucksack auspackten. Ich hab nicht genau mitbekommen, ob sie um jedes Gramm feilschten, aber<br />

dauernd hörte ich: „Das braucht ihr nicht!“ Gut, war ich wenigstens nicht der Einzige, der einen zu<br />

schweren Rucksack dabei hatte.<br />

Also auspacken! Raus mit dem unnötigen Kram. Ich packte mein Regenschutz für leichte und die<br />

für mittlere Schauer aus, genauso wie meine Winterbekleidung. Ich hatte ja noch die Bekleidung für<br />

die Hütte, die ich im Kältefall drüber ziehen könnte, außerdem wird einem ja auch nicht so schnell<br />

kalt, wenn man wandert. Wenn es regnen sollte, hätte ich ja auch noch den Regenschutz für<br />

Unwetter dabei und die Jacke für schattige Tage, die aber auch bei leichtem Regen reicht. Den<br />

Reiseproviant hab ich auf drei Notfall-Müsliriegel pro Woche und nicht mehr pro Tag begrenzt und<br />

schon hatte ich ohne Getränkeflasche genau 8kg zusammen. In meiner Trainingsphase für die Alpen<br />

bei mir zu Hause wäre ich nie auf die Idee gekommen, soviel mitzunehmen. Aber wie gesagt, es<br />

war mein Alpendebüt und mein erstes Mal, dass ich auf einer Hütte schlafen sollte. Was weiß man<br />

schon beim ersten Mal?<br />

Nach dem einige „8kg Leute“ zusammen waren, wurden wir mit dem VW-Transporter zur<br />

Spielmannsau gefahren und versammelten uns vor dem Biergarten der Wirtschaft. Natürlich haben<br />

wir uns alle gegenseitig etwas gemustert und geschaut, was haben die anderen denn so dabei und<br />

an? Hab ich mich wirklich richtig entschieden, beim umpacken am Bahnhof? Oder hab ich was<br />

wichtiges vergessen?


Erst nach der Tour wurde mir gebeichtet, dass ich sehr lustig ausgesehen<br />

haben soll und das meine Mütze, eher wie ein Tropenhelm ausgesehen hat.<br />

Die hatte ich mir ganz kurz vor der Tour noch gekauft. Glücklich war ich<br />

auch nicht so über den Kauf, aber sie war wasserabweißend, atmungsaktiv,<br />

hatte UV 40+ Schutz und sie sollte die letzte Lücke in meinem<br />

Gesamtkonzept schließen. Den es könnte ja nicht nur kalt und regnerisch<br />

werden, sondern es könnte ja auch die Sonne scheinen.<br />

Ich war für alle Jahreszeiten ausgerüstet, auch nur mit dem 8-kg-Rucksack!<br />

Die letzten Tourteilnehmer und die zwei Gruppenführer trafen ein. Als sich Geli und Benni offiziell<br />

vorstellen wollten, begann es leicht zu regnen. Jeder zuppelte in seinem Rucksack herum und<br />

machte sich wetterfest. Oh je, „Frau Oberfeldwebel“ ist unsere Führerin, aber auf der gesamten<br />

Tour war keine Kommandosprache mehr zu hören. Schade, eigentlich! Wäre bestimmt lustig<br />

geworden.<br />

Ob es so etwas wie eine Zentrale Wandervorschrift (ZWv) gibt?<br />

ZWv 08/15 Verhalten im Gelände:<br />

„Der Wanderer hat eigenständig immer nach dem sicheren Tritt zu suchen!“,<br />

„Der Wanderer schaut egal bei welchem Wetter, ernst aber nicht unfroh!“,<br />

„Wenn das Regenwasser die Brusthöhe erreicht, beginnt der Wanderer selbstständig mit<br />

Schwimmbewegungen!“ oder<br />

„Wo kein Gletscher liegt, kann gelaufen werden!“<br />

Tropenhelm?<br />

Wir machten uns alle zusammen auf, zur Materialseilbahn der Kemptner Hütte. Von hier aus<br />

wurden die Rucksäcke zur Hütte befördert.<br />

Wir teilten die Gruppen in die ersten zwölf, die hinter Benni gingen und die anderen zwölf die<br />

hinter Geli her marschierten. Irgendwie bin ich per Zufall in Benni´s Gruppe geraten. ;-)


Bald kamen wir an einem Wasserfall vorbei<br />

und sahen auch schon die den Felsenkessel<br />

und die Weidegründe der Kemptner Hütte.<br />

Der Regen hatte mittlerweile auch wieder<br />

aufgehört.<br />

Ich konnte mich nicht zügeln und stupste die<br />

unbekannte Dame neben mir mit dem<br />

Ellenbogen an. „Guck mal Steinböcke!“<br />

sagte ich. 30 Sekunden erstauntes,<br />

suchendes Schweigen von den zwei<br />

Männern und der Dame, die neben mir<br />

standen. Danach folgte ein entsetztes „Das<br />

sind doch Kühe!!!“ der Dame.<br />

Meine Aktion hatte vollen Erfolg. Zwar<br />

waren wir platsch nass und matschig bis zu<br />

den Knien aber aufgemuntert und amüsiert<br />

gingen wir weiter und erreichten schon bald<br />

die Kemptner Hütte.<br />

Hinauf durch den Sperrbachtobel, wo immer<br />

noch Altschneefelder und auch teilweise<br />

unterspülte Lawinenreste lagen.<br />

Ich war verblüfft, so viel Altschnee, so viel<br />

Lawinenreste. Schon unglaublich. Wie mag es<br />

wohl im Winter in den Alpen aussehen? Wenn<br />

es bei uns mal schneien sollte, ist es meistens<br />

bis mittags wieder weg.<br />

Einige kleine Brücken und Altschneefelder<br />

mussten wir überwinden und es regnete stetig<br />

weiter. Zusätzlich wurde es auch noch nebelig.<br />

Ob die Wettervorhersage vielleicht doch nicht<br />

gelogen hat?<br />

Aber eigentlich ist genau das Wetter, mein<br />

Lieblingswetter. Nein, nicht unbedingt Regen<br />

aber mit dem Nebel sieht es schon sehr schön<br />

und etwas geheimnisvoll aus.<br />

Wir mussten alle die Schuhe putzen und ausziehen, bevor wir in den Gastraum der Hütte gehen<br />

durften, hingen die nassen Jacken im bereits überfüllten Trockenraum auf und wurden auf die<br />

Zimmer verteilt.


Ich bekam ein Zimmer mit Uli, Heinz und Leo. Heinz und Leo nahmen mir das nicht übel, dass ich<br />

sie mit den Steinböcken auf die Schippe nehmen wollte. Beide aus Aachen, hatten sie den gleichen<br />

Humor wie ich. Uli hab ich schon in der Spielmannsau kennen gelernt. Er stand<br />

generalfeldmarschallmäßig mit dem <strong>OASE</strong>-Kappy mitten auf dem Platz und es sah für mich so aus,<br />

als ob er einer der Gruppenführer wäre. Was ich ihm auch ohne weiteres zugetraut hätte.<br />

Jeder äußerte seinen Wunsch, wer wo in<br />

den zwei Etagenbetten schlafen wollte. Es<br />

war kein Problem, ich bekam meinen<br />

Lieblingsplatz, weit weg vom Fenster und<br />

unten durfte ich auch schlafen. Aus meiner<br />

Erfahrung heraus schläft man unten<br />

ruhiger. Schläft man oben, bekommt man<br />

jede Bewegung des Untermanns mit, auch<br />

wenn dieser sich nur umdrehen sollte.<br />

Ja, was macht man eigentlich den ganzen<br />

Abend auf so einer Hütte, wenn man<br />

nachmittags schon da ankommt und keinen<br />

kennt? Hatte ich mich zu Hause gefragt.<br />

Ganz einfach! Auf der ersten Hütte, kennen lernen!<br />

Danach kommt, rumblödeln und Spaß haben. Wenn es nicht regnen sollte, mal raus gehen,<br />

Hosenbeine oder Shirt auswaschen und mit der Hand trocken schleudern oder nur aufhängen.<br />

Dass man nicht jeden in einer so großen Gruppe am ersten Abend kennen lernen kann ist klar.<br />

Uli, Heinz, Leo und ich setzten uns an den Tisch, wo Reinhild, Anneliese und Monika saßen.<br />

Monika war die Dame mit den Steinböcken, aber ich glaub sie nahm es mir auch nicht krumm.<br />

Anneliese war die Einzige, die sogar von zu Hause bis zum Bahnhof in Oberstdorf zu Fuß gegangen<br />

ist. Unglaublich? Nein, sie wohnt in Oberstdorf.<br />

In weiteren Gesprächen kamen wir auf die Wetterlage und wie ich mir das kommende Wetter<br />

verstellen würde. Also ich hatte wochenlang vorher immer wieder die Wetterberichte der gesamten<br />

Wanderroute beobachtet.<br />

Am Mittwoch in dieser Woche hatten wir auf 3000 Höhenmeter -4°C, seit Wochen hat es auf der<br />

gesamten Route immer wieder, fast täglich geregnet oder gewittert und aus dem Grund hatte ich<br />

auch soviel Regensachen und Wintersachen<br />

in Oberstdorf dabei. Dass es bei -4°C nicht<br />

mehr regnet, sondern schneit, war allen<br />

bewusst. Die tiefste Temperatur an diesem<br />

Abend, am Thermometer vor der Kemptner<br />

Hütte zeigte +6°C.<br />

Ich werde nieeeeeeee den Blick von Reinhild<br />

vergessen, als ich meine Prognose in der<br />

Runde abgab. Es war so ein hoffnungsloser<br />

kreidebleicher Blick: „Oh mein Gott, worauf<br />

hab ich mich hier bloß eingelassen?“ Aber<br />

lustig wurde der Abend trotzdem noch. An<br />

den Tisch von uns kamen später noch Hans<br />

und seine Frau Renate, Betti und ihre Mutter<br />

Marianne, Jutta und ihre Freundin Daniela. Andrea haben wir draußen beim Beine vertreten kennen<br />

gelernt, während ich Wäscheschleuder gespielt habe.


Ob Alpen-Luftdruck einen Rucksack schwerer macht oder die Waage manipuliert war, konnte nach<br />

vielen hitzigen Diskussionen der Tourteilnehmer untereinander auf der Kemptner Hütte nicht<br />

geklärt werden, jeder hatte sich am nächsten Tag auch schon damit abgefunden, mit dem was er<br />

jetzt nur noch dabei hatte und war innerlich schon froh, dass er all das unnötige Zeug nicht mehr<br />

dabei hatte. Aber fast jeder Rucksack hatte zu Hause weniger gewogen als in Oberstdorf.<br />

Oder wenn man ein Stückchen<br />

von der Hütte weg geht, den<br />

Sonnenuntergang.<br />

Ein ganz guter Schnitt, bei 15 von<br />

insgesamt 26 Menschen kennen<br />

wir schon den Namen und woher<br />

er ungefähr herkommt. Kurz vor<br />

Hüttenruhe gingen wir ins Bett.<br />

Ob ich wohl „Schnarcher“ auf<br />

dem Zimmer habe?<br />

Ach ja außerdem kann man<br />

abends noch das Alpenglühen<br />

sehen.


Impressionen erster Tag<br />

Spielmannsau – Sperrbachtobel – Kemptner Hütte


Sonntag, den 12.07.2009<br />

„Früh aufstehen heißt, früh fröhlich sein!“ war das Motto von Heinz. So standen wir zeitig auf,<br />

um nicht in das Gedrängel im Waschraum morgens zu kommen und auch vor dem Frühstück schon<br />

abmarschbereit zu sein. Es gab da wohl ein Absprache-Missverständnis bezüglich der Weckzeit bei<br />

einem der Mädels-Zimmer. Sozusagen war hungrige, gereizte Gewitterstimmung in der Luft, als wir<br />

vier an den Frühstückstisch kamen.<br />

Nach dem Frühstück ging es los. Um welche Uhrzeit weiß ich leider nicht mehr genau, den außer<br />

um den Wecker für morgens zu stellen und abends pünktlich zum Abendessen zu kommen, wurde<br />

Zeit in dieser Woche völlig unbedeutend. Genauso wie Kilometer, es ist nichts im Alpenraum mit<br />

Kilometer-Angaben ausgeschildert, denn man kann es nicht mit dem Flachland vergleichen.<br />

Die Gruppeneinteilung des Vortages haben wir weiter Einbehalten. So war in Geli´s Gruppe Andrea,<br />

Reinhild, Anneliese, Christiane, Claudia mit Elmar und Jesko, Marie-Luise mit Lisa-Marie und<br />

Clara-Sophie, Uli, und Siegi. Benni´s Gruppe bestand aus Barbara und Katharina, Heinz und Leo,<br />

Hans und Renate, Betti und Marianne, Jutta und Daniela, Monika und mir.<br />

Meine Jacke von gestern war noch lange nicht wieder trocken. Aber zu mindestens hatte sie sich<br />

nicht mehr wie ein voll gesaugtes Vileda-Tuch angefühlt. War doch wohl etwas zu viel gestern, für<br />

die laut Beschreibung atmungsaktive und wasserabeisende Softshelljacke.<br />

Der morgen war etwas schattig, aber trocken und der Fleecepulli hatte gereicht.<br />

Wir gingen Richtung Mädelejoch. Auf dem Weg haben wir ein pfeifendes, Männchen machendes<br />

Murmeltier gesehen. Vor lauter Attraktion dies so nah zu sehen und den anderen es zu zeigen, hab<br />

ich vergessen ein Foto zu machen. Ärgerlich, den so nah hab ich keines mehr sehen können.<br />

An dem Mädelejoch (1973 m) ist die deutsch-österreichische Grenze. Wir<br />

legten eine Fotopause ein, um diesen denkwürdigen Moment festzuhalten.<br />

Wir waren in Österreich!<br />

Vor uns sah man<br />

schon das Lechtal.<br />

Wir stiegen herab<br />

durch das<br />

Höhenbachtal und<br />

kamen an vielen<br />

kleinen<br />

Wasserfällen<br />

vorbei, zur unteren<br />

Roßgumpenalm.<br />

(Kleine Pause)<br />

Von hier aus ging<br />

es weiter am<br />

Höhenbach und an<br />

dem<br />

beeindruckenden<br />

Simmswasserfall vorbei. In Holzgau im Lechtal machten wir mittags Pause.<br />

Von hier aus sollten wir ein Stück gefahren werden bis zur Materialseilbahn<br />

der Memminger Hütte. In meinem Rucksack hatte ich noch das Buch über den<br />

E5 drin. Da ich in Oberstdorf schon die 8-kg-Grenze erreicht hatte, habe ich es<br />

einfach drin gelassen und begann zu lesen was uns für heute noch er<strong>wart</strong>en<br />

sollte. Ronald, ein alter Seemann, fährt das Sammeltaxi von Holzgau zur<br />

Materialseilbahn. Er würde die Leute in seinem Taxi mit seinen Geschichten<br />

sehr unterhalten, aber er besteht darauf, dass seine Taxifahrt nicht die


gefährlichste Etappe des gesamten E5 wäre, obwohl Journalisten dies behaupten. So stand es in<br />

meinem Buch. Wie viel Glück muss man haben, um dieses von den vielen Taxis zu erwischen?<br />

Wie ein Taxi kam, war meine erste Frage, nach dem einladen des Rucksacks: „Ob er der Ronald<br />

ist?“ Wir hatten das Glück!<br />

Benni hat auch kurz nach dem Losfahren Barbara und Katharina angestachelt, nach dem<br />

„Taxlerfriedhof“ zu fragen. Wie ich dann auch noch anfing zu fragen, ob seine Fahrt wirklich die<br />

gefährlichste Etappe des E5 wäre, war er sehr verblüfft, dass es sich schon so weit<br />

herumgesprochen hätte. Aber wir hatten ihm ziemlich die Pointe versaut, eigentlich wollte er das<br />

alles selber erzählen. Also lasst euch überraschen ;-)<br />

Der schönste Platz während der Fahrt ist direkt hinter<br />

dem Fahrer. Man bekommt alles mit und kann jederzeit<br />

sehr schön tief ins Tal schauen. Für die Ängstlichen<br />

wäre die rechte Seite, hinten besser.<br />

Der Wirt vom Hotel in Holzgau und Ronald<br />

bezeichneten Geli als „E5-Hasen“. Sie muss wohl<br />

diese Strecke fast wöchentlich im Sommer gehen und<br />

ist bestimmt zigfache E5-Alpenüberquererin.<br />

Brutal, odr? Für uns eine Woche Urlaub und sie<br />

bekommt den ganzen Spaß noch bezahlt. Also wenn<br />

das kein Traumberuf ist.<br />

An der Materialseilbahn angekommen <strong>wart</strong>eten wir auf<br />

den Rest der Truppe, die im nächsten Taxi mitkommen<br />

sollten. Es fing leicht zu tröpfeln an und wir gingen<br />

den sehr matschigen Weg zur Memminger Hütte hoch.<br />

Auf halber Höhe des Weges haben wir uns wenigstens<br />

von dem größten Matsch befreit. So das unsere Stiefel<br />

wieder ein wenig Profil hatten.<br />

Wir machten eine kleine Pause unterhalb eines Bilderbuch-Wasserfalls, genossen die Aussicht und<br />

<strong>wart</strong>eten auf die letzten der Truppe, die im dritten Taxi viel später losgefahren sind.


Alle wieder beisammen, sind wir dann durch eine kleine Schlucht mit einem Altschneefeld<br />

gegangen. Kurz vor der Hochfläche hat es auch richtig angefangen zu regnen. Also im<br />

Schweinsgalopp (schnellste Gangart für Wanderer) zur Hütte. Die Haflinger waren gemütlich davor<br />

am Grasen.<br />

Es folgte das Beziehen des für 21<br />

Personen hergerichtete Zimmerchen.<br />

Eine „angenehme Kühle“ :o)<br />

Erfrischung in der Dusche (wo das<br />

Wasser herkommt, sah man am nächsten<br />

Tag) und das gemütliches beisammen<br />

sein und Festigung der Kameradschaft.<br />

Prost!<br />

Dabei haben wir auch die<br />

Besonderheiten der in dem Alpenraum<br />

beheimaten Bevölkerung durch<br />

genommen. Begriffe wie schön, nett,<br />

bezaubernd, wild romantisch, hochalpin,<br />

steinig, steil uvm. wird durch „Brutal“<br />

ersetzt. Einheimische setzten an das Ende jeden Satz, ein „odr?“. Bergführerdeutsch: „Morgen<br />

gehen wir einen brutal urigen Weg! Odr?“ Übersetzung in Flachlandtirolerisch: „Morgen wird es<br />

zwar steil und steinig, aber auf einem atemberaubenden Weg!“ Spätestens am dritten Tag, hat man<br />

selber diese „Sprachbesonderheit“, odr?


Abends kann man an der Memminger<br />

Hütte auch noch eine Menge „richtige“<br />

Steinböcke sehen. Insgesamt haben wir<br />

ca. 65 Steinböcke gezählt, die auf den<br />

Almwiesen der Hochfläche grasten, wo<br />

nachmittags noch die Haflinger waren.<br />

Ein paar stattliche Kerlchen waren<br />

dabei. Einige Jungtiere spielten und<br />

stießen mit den Hörnern zusammen. Das<br />

Krachen hat man bis zur Hütte sehr gut<br />

hören können.<br />

Nachts gab es mehrere Vorfälle mit<br />

angeblichen Schnarchern. Da möchte<br />

ich aber nicht ins Detail gehen, weil ich<br />

angeblich einer der vielen Beteiligten war. Ich hörte nachts nur: „Tipp mal den Bernd an, der<br />

schnauft! Mach mal was, dass er aufhört zu atmen!“ Also das Atmen konnte ich nicht die ganze<br />

Nacht einhalten. Aber nur soviel dazu, wer mehrere Leute nachts weckt, um auf dieses<br />

Fehlverhalten hinzuweisen, sollte wenigsten solange ab<strong>wart</strong>en, das die anderen auch wieder<br />

eingeschlafen sind, bis er selber anfängt zu schnarchen, odr? ;-)


Impressionen zweiter Tag<br />

Kemptner Hütte – Mädelejoch – Simmswasserfall - Holzgau – Memminger Hütte


Montag, den 13.07.2009.<br />

Tag 3 sollte die weiteste und die schwierigste Etappe sein. So standen wir, für einige extrem früh<br />

auf. 2100 Höhenmeter sollte es ab der Seescharte hinunter gehen. Ich beschloss heute mal meine<br />

Wanderstöcke auszupacken. Bisher hatte ich noch nicht das Gefühl, das ich sie<br />

gebraucht hätte. Sie ließen sich zwar ausziehen aber sie wollten sich nicht mehr<br />

fixieren lassen. Es machte kurz „blooop“ und ich hatte nach kurzer Zeit zwei<br />

Teile in der Hand. Stock Zwei hatte nach der Seescharte, das gleiche Problem.<br />

Reparieren war unmöglich. So hab ich die Stöcke einmal umsonst zu Fuß über<br />

die Alpen getragen. Was hätte man für 800g (beim Wiegen waren sie am<br />

Rucksack) besseres mitnehmen können? Vielleicht ein zweites T-Shirt oder eine<br />

zweite Wanderhose?<br />

Abends hatte ich meinen leicht feuchten Fleecepulli in den Trockenraum<br />

gehängt. Morgens war er dann nass. Ist ein Trockenraum dafür da, dass sich die<br />

Feuchtigkeit den andren Sachen die da patschnass herumhängen, anpasst? Dafür war die Jacke vom<br />

ersten Tag wieder trocken. Die hatte ich die Nacht über im Rucksack vergessen.<br />

Wir gingen am See vorbei, der hinter der Memminger Hütte lag. Von hier aus konnte man auch<br />

noch mal die Steinböcke fotografieren.<br />

Wir gingen einen<br />

„Brutal urigen Weg“<br />

hoch am mittleren<br />

Seewisee vorbei,<br />

woraus anscheinend<br />

das Wasch- und<br />

Duschwasser der<br />

Memminger Hütte<br />

entnommen wurde.<br />

So fühlte sich es<br />

jedenfalls an.<br />

Auf dem Bild ganz<br />

links, mit dem<br />

merkwürdigen weißen<br />

Zeug drin ;-)


Und weiter auf die 2599 Meter hoch gelegene Seescharte. Ein wirklich grandioser Blick ins<br />

Patroltal, zu den Lechtaler Alpen und zu der Silberspitze. Von hier aus hieß nur noch absteigen. Die<br />

Höhenmeter nach oben, waren für heute erledigt.<br />

Die Oberlochalm wurde vor kurzer Zeit von einer Schneelawine davon gerissen. Einige Männer<br />

waren mit dem Wiederaufbau beschäftigt und ein Hubschrauber brachte ständig neues Material<br />

heran.<br />

Von hier aus ging es sanft über die Almwiesen über viele kleine Brücken und einem Weidezaun<br />

durch einen märchenhaften Tannenwald, weiter zur bewirtschaften Unterlochalm. So „brutal urig“<br />

wie es zur Seescharte hinauf ging, so grandios sollte es<br />

auch weiter am Zamerloch hinunter gehen.


Bald war Landeck und Zams im Inntal schon zu sehen.<br />

Den Krahberg vor uns, machten wir erst mal Pause.<br />

Am Anfang von Zams machten wir noch mal eine Trinkpause und gingen gemütlich durch das Dorf<br />

zur Venet(Seil)bahn. So ungewöhnlich sich die „Alpensprache“ für uns anhörte, so ungewöhnlich<br />

war es auch für Hans anzuhören, als ich meinte, dass wir mit dem „Bähnchen“ da auf den Berg<br />

hoch fahren. Ja, Wandern verbindet und überwindet manche Sprachbarrieren. Schließlich sind wir<br />

aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands zusammen gekommen. Wir haben uns aber<br />

super ergänzt und es gab immer eine Menge zu lachen.<br />

Oben mit dem „Bähnchen“ angekommen, blickten wir noch mal zurück. Zu den Lechtaler Alpen<br />

und dem Weg, den wir von der Seescharte hinunter gegangen sind.


Direkt hinter der Krahberg-Gipfelstation erblickten wir die beeindruckenden Berge der Ötztaler<br />

Alpen.<br />

Weiter gingen wir auf dem Venet-Panoramaweg. Auf besonderen Wunsch von Heinz sollte für uns<br />

nicht die Galfunalm unsere Unterkunft sein, sonder er wollte zur Anni auf der Larcheralm. Heinz<br />

war die Tour schon mal gegangen und wollte Anni ein Bild von damals schenken. Wir gingen an der<br />

Goglesalm und vielen Kühen vorbei. An unserer Seite immer ein fantastischer Blick zu den Ötztaler<br />

Alpen oder dem Inn unten im Tal.<br />

Schon bald erreichten wir die<br />

Galfunalm. Aber wir wollten zur Anni,<br />

deswegen gingen wir ohne große Rast<br />

weiter und kamen nach kurzer Zeit an<br />

der Larcheralm an. Wir bekamen kurze<br />

Alminstruktionen, setzten uns erstmal<br />

hin und banden die Stiefel auf. Da sagte<br />

Anni zu Heinz: „Dich kenn ich doch,<br />

Du warst doch schon mal hier!“<br />

Unglaublich, wie viele Wanderer<br />

kommen tagtäglich an dieser Alm<br />

vorbei? Wie viele Oase-Touren haben<br />

auf der Alm in der Zwischenzeit hier<br />

übernachtet? Anni hatte sich tatsächlich<br />

sofort an Heinz erinnert.<br />

Ein Großteil von uns hat vor dem Essen<br />

noch duschen können. Es war den<br />

ganzen Tag schön warm gewesen. Aber<br />

die erste heiße Dusche seit Tagen wollte<br />

sich keiner entgehen lassen. Bei dem<br />

mit Holzfeuer aufgeheiztem Wasser<br />

dachte, keiner an Duschen zum<br />

Erfrischen. Waschtag legten wir auch wieder ein. Mit Wäscheschleuder (Mir) und/oder dem<br />

Wäscheständer von Anni. Irgendwie war ich in Grillstimmung an diesem herrlichen Abend,<br />

nachdem ich die Ferkel hinten im Stall gesehen hatte.<br />

Auf der Larcheralm gibt es immer Käsespätzle, konnte man in jedem Tourbericht lesen und es<br />

waren die leckersten Käsespätzle, die ich je gegessen habe. Mit frischen Kräutern, Milch oder<br />

Rahm, gerösteten Zwiebeln und natürlich mit Almkäse.


Wir genossen den Abend auf der Terrasse, mit herrlichem Blick ins Inn- und dem Anfang ins Pitztal<br />

und sahen unser erstes Edelweiß !!!<br />

Sollte es das Letzte und Einzige auf der<br />

gesamten Tour sein?<br />

Sicherlich war der Abend auch schön<br />

und lustig geworden, keine Frage!!!<br />

Aber einige Fragen gingen mir nicht<br />

mehr aus dem Kopf. War der erste<br />

Abend auf der Kemptner Hütte so<br />

entscheiden, dass sich so wir am ersten<br />

Tisch gesessen hatten, auch die<br />

Grüppchen gebildet hatten? Es war egal,<br />

mit wem die Gruppen tagsüber<br />

gegangen ist, spätestens nach der<br />

Tagesetappe waren wir wieder beisammen.<br />

Heute leider nicht mehr! Aber die wichtigste Frage ...<br />

Wieso trennt man bloß so ein junges, bereits zusammengewachsen TEAM?<br />

Hätten wir nicht alle hier Platz gefunden, wenn jeder etwas zusammen gerückt wäre?<br />

Und was machen die Anderen so...?<br />

Na ja, der andere angebliche „Schnaufer“ war ja auf der Galfunalm. Da gibt es nachts bestimmt<br />

auch wieder was zu lachen und morgens eine lustige Anekdote zu erzählen. Nicht dass es sich jetzt<br />

anhört, dass auf der Galfunalm ein „Kriegsversehrten Lazarett“ errichtet worden ist. Aber unsere<br />

„Oberschwester“ hatte sich liebevoll um alle „Verwundeten“ gekümmert. Unsere Tour hatte<br />

wirklich die beste medizinische Versorgung! Außerdem hatten wir noch einen Notarzt dabei.<br />

Der Tag war wirklich die härteste Etappe und bei mir „Blödfuchs“ hat sich auch eine Blase gebildet,<br />

weil ich die Socken nicht gründlich genug angezogen hatte. Aber die erste Blase für 2009 auf dem<br />

europäischen Fernwanderweg 5 ist aber doch auch eine Ehre, odr?


Impressionen dritter Tag<br />

Memminger Hütte – Seescharte – Zammer Loch – Zams – Krahberg – Lacher Alm


Dienstag, den 14.07.2009.<br />

Ein dringendes Bedürfnis hatte mich frühzeitig nach draußen geführt. Nur nicht gegen die<br />

Larcheralm-Regeln verstoßen und Anni vor 6:30 Uhr ansprechen, ging mir durch den Kopf. Schnell<br />

durch die Küche hechten, winken und ein fröhliches „Moooorgen! :-D“ ist hoffentlich kein<br />

Ansprechen? Auf der Terrasse angekommen wusste ich nicht, was ich zu erst machen sollte.<br />

Sonnenaufgang gucken, war mir dringenderes Bedürfnis geworden!<br />

Dieser Moment war einmalig und<br />

bestimmt auch gleich wieder nicht mehr<br />

so schön. Das andere Bedürfnis hätte<br />

ich bestimmt auch noch eine viertel<br />

Stunde später.<br />

Nach dem Essen machten wir uns fertig<br />

und da kamen auch endlich unsere<br />

Vermissten von der Galfunalm. Wir<br />

hatten uns so viel zu erzählen, das wir<br />

als eine große Gruppe herunter nach<br />

Wenns im Pitztal gingen. Schließlich<br />

mussten wir uns ja noch von dem<br />

Vortag berichten und von den „kühlen“<br />

Fenster-Erlebnissen am Morgen der<br />

Galfunalm. Man sollte den<br />

europäischen Fernwanderweg 5<br />

wirklich umbenennen, als Spaß-<br />

Erlebnis- und Erzählweg.<br />

Wir waren schon etwas Besonderes!<br />

So durften wir als erste Tour diesen<br />

Jahres, draußen Frühstücken, bei<br />

wunderschöner warmer Morgensonne.<br />

Es war das beste Frühstück der<br />

gesamten Woche! Besonders die selber<br />

gemachten Frischkäsevariationen,<br />

hatten es uns angetan. Wir hatten uns<br />

fast darum geschlagen, so lecker waren<br />

sie. Aber auch die süße Nachspeise war<br />

super lecker.<br />

In Wenns hatten wir ca. eine viertel<br />

Stunde Zeit, bis der Bus kommen sollte, der uns nach Mittelberg fahren würde.<br />

Also ab rein ins Outdoor-Geschäft, nach neuen Wanderstöcken schauen. Ich habe mir aber überlegt:<br />

„Wozu eigentlich?“ Ich bin so weit, auch ohne sie<br />

gekommen und die schlimmste Etappe haben wir hinter<br />

uns.<br />

Wir haben uns dann alle im Lebensmittellädchen wieder<br />

getroffen und „Naschwerk“ oder sonst etwas wichtiges<br />

gekauft. Nach einer Stunde Fahrzeit sind wir in<br />

Mittelberg angekommen und haben erstmal Sonnencreme<br />

aufgelegt. Es war ein richtig heißer Tag geworden.<br />

Nach der Mittagspause in der Gletschstube, hatten wir die<br />

Wahl, ob wir am Wasserfall oder einem anderen Weg<br />

gehen wollten.


Ausgesetzt? Ich hab schon davon gehört das Tiere in<br />

den Sommerferien an der Autobahn ausgesetzt<br />

werden. Aber wer bitte, setzt den einen Wanderweg<br />

aus? Und welche Versicherung sollte es dafür geben?<br />

Aber bei der Hitze, wollte ich nicht herausfinden was<br />

das wirklich ist, sonder lieber mit dem Großteil der<br />

Gruppe an diesem riesigen Wasserfall vorbei gehen.<br />

Wohl auch ein „Brutal uriger Weg“ mit<br />

ausgesetzten aber versicherten Stellen.<br />

Der Weg war auch sehr schön und auch sehr erfrischend, wenn die Gischt von dem Wasserfall uns<br />

erreichte. Ich fand ihn auch sehr „brutal urig“!<br />

Wir querten kurz die Notabfahrtpiste des Gletscherskigebiets und gingen einen schönen Weg, mit<br />

ständigen Panoramablick über das Pitztal in Richtung des Kaunergrat und dem Riffelsee,<br />

oder über den Mittelbergferners zur Wild <strong>Spitze</strong>.<br />

Oben an der Braunschweiger Hütte angekommen, hatten wir einen wunderschönen Blick über alles!


Wir waren in den beeindruckenden Ötztaler Alpen. Auf der höchst gelegenen Unterkunft des<br />

gesamten europäischen Fernwanderweg 5, ist dann die Wasserversorgung zusammengebrochen.<br />

Gut, was zu trinken hab ich gehabt, duschen wollte ich jetzt auch noch nicht. Wozu braucht man<br />

noch Wasserversorgung? Da war doch noch was...?<br />

Ach ja, einige mussten mal – auf das Winterklo, was auch ohne Wasser funktioniert.<br />

Nach einer Pause und beziehen der Unterkunft, wollten einige von uns aber noch höher. Da liegt<br />

doch eine Gipfelbesteigung des Karles Kopf sehr nahe.<br />

Da sind wir dann noch schnell vor dem Abendessen hoch. Von hier hatte man noch eine schönere<br />

Aussicht auf die Ötztaler Alpen. Allerdings auch auf die näher rückenden, grummelten<br />

Wolkenmassen. Nach vielen Gipfelfotos und der Verewigung im Gipfelbuch sind wir dann lieber<br />

zügig abgestiegen. Wer weiß wie es sich entwickelt, Blitzableiter wollten wir nicht spielen. Aber<br />

geblitzt oder geregnet hatte es dann doch nicht, nur mal kurz gegrummelt. Ob es unser Magen war?<br />

Nach dem Abendessen haben wir den schönsten Sonnenuntergang bewundert.


Impressionen vierter Tag<br />

Lacher Alm – Wenns – Pitztal – Braunschweiger Hütte – Karles Kopf – Braunschweiger Hütte


Mittwoch, den 15.07.2009<br />

Ab heute hieß es „Tschüß“ original E5 und wir nahmen die E5-Panoramavariante über das<br />

Rettenbachjoch nach Vent. Es war ein schöner Morgen,<br />

zwar etwas schattig durch die Gletscherregion, aber als<br />

kalt habe ich es nicht empfunden. Wir gingen durch die<br />

Steinwüste hinter der Braunschweiger Hütte und<br />

einigen Schneefeldern, bis uns ein brutal uriger Weg<br />

hinauf zu dem, auf 2990 Meter hoch gelegenen<br />

Rettenbachjoch führte. Ein wirklich atemberaubender<br />

Weg mit wunderschönem Blick auf die Gletscherkante<br />

des Rettenbachferners, zurück zur Braunschweiger<br />

Hütte, den Karles- und dem Mittelbergferner und den<br />

vielen Gipfeln die weit über 3000 Meter waren. Einige<br />

Stücke des Weges hatten Ketten zum Festhalten. Aha,<br />

also abends noch was gelernt, der Weg war<br />

„versichert“. Keiner setzt einen Weg aus! Die Aufgabe<br />

der Bergwacht ist es auch nicht, ausgesetzte<br />

Wegabschnitte zu retten. (Da haben die Tiere an der<br />

Autobahn mit der Tierrettung mehr Glück.) Sondern<br />

„ausgesetzte Wege“ sind Passagen, die bei mangelnder<br />

Trittsicherheit oder geringer Schwindelfreiheit zu<br />

„Angstpassagen“ werden können. Was Angstpassagen<br />

sind, empfindet jeder anders. Auch wenn man<br />

trittsicher und schwindelfrei ist, können viele Umstände trotzdem dazu führen, dass man so einen<br />

Weg als ausgesetzt empfindet. Als ausgesetzten Weg würde ich ihn nicht bezeichnen! Aber wirklich<br />

spektakulär. Oben in mitten des Skigebietes angekommen hatten wir einen sehr schönen Blick über<br />

den Rettenbachferner, ins Rettenbachtal bis hinunter ins Ötztal.<br />

Benni gab uns Instruktionen für unseren Abstieg über den Gletscher. Irgendwie hab ich mich bei<br />

dem Gedanken daran unwohl gefühlt. „Wie viel höher war noch mal das Unfallrisiko, beim


wandern im Schnee? 7,5 Mal höher, oder so?“ ging mir durch den Kopf. Also extrem<br />

aufpassen!!! Nach einigen Metern hinunter ist das Unwohl sein sehr schnell verflogen<br />

und der Spaß kam auf. Kontrollierte Rutsch- Gleit- bzw. Skibewegungen hatten uns<br />

schnell herunter gebracht. Bis plötzlich einige Steine vom Gipfel den Berg herunter, in<br />

unsere Richtung fielen. Von jetzt auf gleich Totenstille, jeder beobachte die Steine,<br />

keiner ging weiter, keiner hat ein Foto gemacht. Sind wir in Gefahr? Entsteht eine<br />

Lawine? Wohin flüchten? Wir waren ja mitten auf dem Gletscher. Aber Entwarnung,<br />

die Steine sind kurz vor dem Gletscher liegen geblieben. Ich weiß nicht, welche Steine<br />

größer waren, die den Berg herunter kamen oder die, die von unseren Herzen fielen.<br />

Boah, da haben wir wirklich Glück gehabt!<br />

Einige Male hatte danach auch mein Hosenboden zum Herunterkommen ausgeholfen. Am Ende des<br />

Gletschers wollte ich schon<br />

fragen, ob wir noch mal hoch<br />

dürfen, so viel Spaß hatte es<br />

letztendlich doch gemacht.<br />

An der Skistation<br />

Rettenbachferner haben wir eine<br />

kurze Pause gemacht und sind<br />

dann mit dem Bus ein Stückchen<br />

weiter durch einen Tunnel zum<br />

Parkplatz des Tiefenbachferners<br />

gefahren. Direkt nach dem<br />

Aussteigen begann es zu regnen.<br />

Also wetterfest machen, keine<br />

halben Kompromisse eingehen<br />

und den Regenponcho für<br />

Unwetter drüber ziehen. „Spaß ist, wenn man trotzdem lacht!“ oder eines meiner Mottos<br />

„Du darfst alles verlieren, nur nie die gute Laune!“<br />

Während einem kräftigen Schauer auf dem Panoramaweg nach Vent, haben wir so ziemlichen jeden<br />

Regen gehabt, den es gibt. Regen von<br />

oben, Regen der von der Seite kam,<br />

Regen mit kleine prasselnden Tropfen,<br />

richtig schönen dicken Tropfen,<br />

Sprühregen, und manchmal sogar<br />

Regen, der von unten nach oben zu<br />

kommen schien.<br />

Durch Nebel- und Wolkenschwaden<br />

ging es über und durch kleine Bäche mit<br />

und ohne Brücke und über Schneefelder.


Kurz vor Vent konnte man tatsächlich das Panorama sehen<br />

und bis wir in Vent ankamen, lachte auch schon fast wieder die Sonne.<br />

Am Hotel Post angekommen, machten<br />

wir uns erstmal vertraut mit der<br />

automatischen<br />

Wanderstiefeltrockenmaschine, die<br />

unsere Schuhe mit warmer Luft<br />

trocknen sollte. So was hatte noch<br />

keiner von uns gesehen.<br />

Es war früher Nachmittag, als wir<br />

unsere Zimmer bezogen haben. Heißes<br />

Wasser, riesige Whirlpool-Badewanne<br />

mit Duschkopf, Toilette, gepolsterte<br />

Rundsitzecke, Sofa, ein richtiges Bett<br />

mit Nachttischkästchen und Lampe,<br />

Satelliten-Fernseher, Telefon, Radio,<br />

Zentralheizung, Kaminofen, Leihbademantel, Föhn und das alles im ca. 28 qm² großen Zimmer,<br />

ganz für uns alleine. Wir waren dann schwimmen, im 24°C warmen Wasser des<br />

Panoramahallenbades, haben uns mal kurz die Sauna, das Dampfbad, den Frischwasserwhirlpool<br />

und das Solarium angeschaut. Völliges Kontrastprogramm, aber besseres? Im Hotel hatte ja<br />

sicherlich jeder schon mal geschlafen. Ob die Elektroartikel im Zimmer funktioniert haben, weiß<br />

ich gar nicht, wir haben sie überhaupt nicht angemacht.<br />

Aber im Geschäft gegenüber waren wir mehrmals: Duschgel, Almdudler, 300g Nuss-Nougat-<br />

Schokolade und Prinzenrolle kaufen.<br />

Das Hotel ist wohl nicht auf nasse Wanderer eingestellt, bzw. auf die, die heute Waschtag machen<br />

wollten. Wäscheleine oder Ähnliches<br />

gab es keine (im Geschäft hab ich auch<br />

keine gefunden). Die Kleiderhaken im<br />

Schrank sind wohl auch nicht dafür<br />

vorgesehen, dass man sie woanders hin<br />

hängen sollte, weil die spezielle<br />

Vorrichtung zum aufhängen nur in die<br />

Kleiderstange im Schrank passte. Nasse<br />

Sachen in den Schrank hängen? Wohl<br />

kaum! Aber einen Trick gab es ;-)<br />

Nach dem 4-Gänge-Menü wurde es, wie<br />

jeden Abend sehr lustig.<br />

Mensch, was hatte ich Muskelkater in<br />

der Lachmuskulatur.


Impressionen fünfter Tag<br />

Braunschweiger Hütte – Rettenbachjoch – Rettenbachferner – Vent-Panoramaweg – Vent


Donnerstag, den 16.07.2009.<br />

Es war schon morgens richtig warm und kein Wölkchen am Himmel zu sehen, als wir uns zu<br />

unserer letzten Etappe aufmachten. Letzte Etappe? Wir waren doch erst gefühlte zwei Tage<br />

unterwegs, so kam es mir vor. Die Zeit ist wirklich wie im Flug vorüber gegangen.<br />

Wir gingen in der offenen Formation über einen breiten<br />

Weg, durch das Niedertal in Richtung Martin-Busch-<br />

Hütte. Nicht mehr wie eine Karawane hintereinander,<br />

sondern jeder meist in Minigrüppchen zum Plaudern<br />

weiter. Es glich schon fast einer lustigen „1. Mai-<br />

Wanderung“ allerdings ohne Bollerwagen und ohne<br />

Alkohol.<br />

An Heidelbeersträuchern und Zirben vorbei, passierten<br />

wir den „Kaser“ und später die „Schäferhütte“ und<br />

blickten herunter ins Bachtal, wo der Bach sich<br />

rauschend und murmelnd, tief eingegraben hat. Der<br />

Mutmalkamm kam immer näher.<br />

Viele Liter reinstes Gebirgswasser habe ich an diesen<br />

immer heißer werdenden Tag zur Martin-Busch-Hütte<br />

benötigt.<br />

Oben an der Hütte angekommen haben wir auf der<br />

Terrasse ein Päuschen gemacht. Wir konnten es nicht<br />

glauben, es war 36°C warm.<br />

Da unsere Rucksäcke mit dem Geländewagen den Weg hier hergefunden hatten, legten wir erstmal<br />

dick Sonnencreme auf.<br />

Kurz vor dem weiter gehen sagte Monika, dass sie diese Etappe abbrechen muss. Einige von uns<br />

mussten die Woche über auch mal die Strecke verkürzen, aber das war kein Problem, denn wir<br />

wussten, sie werden abends auf der Hütte oder im Hotel wieder bei uns sein. Trotzdem machten wir<br />

uns unterwegs Sorgen und hatten diejenigen beim wandern auch vermisst. Schließlich hatte ein<br />

Bestandteil des Teams gefehlt.<br />

Wir waren hier oben fernab und inmitten von Nichts. Erstmal zu irgendeiner Bushaltestelle und<br />

dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Meran kommen, wäre ja schon eine logistische<br />

Meisterleistung, aber sicherlich auch eine Mehrtagesreise. Schließlich war es jetzt schon kurz vor<br />

Mittag. Monika tat mir so unendlich leid! Ob wir Sie je wieder sehen würden?<br />

Wir verabschiedeten uns auch von <strong>Ihr</strong>, als ob wir uns nicht mehr wieder sehen würden und gingen<br />

ohne diesen wichtigen Bestandteil der Gruppe weiter. Eine wunderbare Gesprächspartnerin, eben<br />

noch mitten unter uns und jetzt ist sie weg ...


die Similaunhütte. Wir<br />

machten eine kurze Pause<br />

am Niederjochbach und<br />

kämpften uns über Fels,<br />

Schnee uns Eis immer<br />

weiter nach oben.<br />

Es gab für uns kein halten<br />

mehr und so spurteten wir<br />

zur Hütte. Nicht, dass<br />

Benni uns hier hoch<br />

getrieben hätte, nein, wir<br />

legten aus eigenem<br />

Antrieb ein gewaltiges<br />

Tempo ein.<br />

Vor der Hütte machte ich noch einige Fotos, hinunter ins Niederjochtal.<br />

Ich habe sogar ein 360°-Panoramabild hin bekommen.<br />

Wir gingen am Niederjochbach weiter.<br />

Eine ziemlich felsige, karge Landschaft<br />

und trotzdem weideten hier viele<br />

Schafe.<br />

Die Schafe hatten sozusagen schon die<br />

italienische Staatsbürgerschaft. Denn<br />

jedes Jahr werden im Sommer in einer<br />

der größten und berühmtesten<br />

Schaftriebe der Alpen über 2000 Tiere<br />

vom Vernagtsee im Schnalstal über das<br />

Niederjoch an der Similaunhütte hier<br />

herüber zur Schäferhütte getrieben.<br />

Wir überquerten viele Bäche. Vor uns<br />

sah man schon den Niedertalferner und


Aber wie ich dann oben auf der Hütte ankam, war es für mich überwältigend. ITALIEN! WIR<br />

SIND IN ITALIEN! WIR haben es geschafft, dachte ich. Einen Moment, den man nicht<br />

beschreiben kann, so überglücklich war ich und brauchte erst einmal einen ruhigen Platz nur für<br />

mich ganz alleine. Von hier aus sah ich die italienischen Berge und den Vernagtstausee, der türkisblau<br />

in der Sonne schimmerte.<br />

Wir machten Mittagspause, wieder einmal mit einem leckeren Kaiserschmarrn. Egal wie viele<br />

Kalorien man am Tag verbrauchte, damit waren sie sicherlich alle wieder drauf. Endlich schafften<br />

wir auch mal ein gemeinsames Gruppenfoto. Leider ohne Monika!<br />

Danach gingen wir erst auf einem „brutal urigen Weg“, dann aber flacher werdenden herunter. Das<br />

Etappenziel ständig vor Augen, der Vernagtsee im Schnalstal.


Vorbei an dem Schnalskamm im<br />

Nationalpark der Texelgruppe. Irgendwo<br />

da oben wurde 1991 der „Ötzi“<br />

gefunden. Weiter unten war an den<br />

Schildern auch schon zu erkennen, dass<br />

man in Italien war. „Provincia<br />

Autonoma Bolzano. Parco Naturale<br />

Gruppo di Tessa“ stand darauf.<br />

Wir machten noch mal Pause an einigen<br />

Steinpyramiden. Von hier aus wurde die<br />

Landschaft immer grüner. Wir waren<br />

wieder in der Vegetationszone<br />

angekommen. An plätschernden Bächen<br />

ging es über Almwiesen sehr gemütlich<br />

herunter.<br />

Ein sehr schöner Nachmittag neigte sich viel zu schnell dem Ende zu. An dem Gatter der<br />

Jausenstation Tisenhof begrüßten uns Heinz und Leo. Wir gratulierten uns zu dieser hervorragenden<br />

Leistung. Wir waren zu Fuß über die Alpen<br />

gegangen. Nach einer wunderschönen, aber<br />

viel zu kurzen Woche, an unserem Ziel<br />

angekommen.<br />

Na, das begießen wir erst mal. Trittsicherheit<br />

und Schwindelfreiheit wird ja ab jetzt nicht<br />

mehr von uns verlangt.<br />

Also ab mit dem Bus nach Meran zum Feiern!<br />

Wir stiegen in Meran aus und wären fast vor<br />

Hitze eingegangen. Auf der Similaunhütte war<br />

es so angenehm und dann hat man das Gefühl,<br />

man ist in einer Sauna.


Impressionen sechster Tag<br />

Vent – Martin-Busch-Hütte – Similaun-Hütte – Vernagt-Stausee


Nach dem Abendessen wurde es auch noch sehr feierlich. Aber die größte Überraschung war, dass<br />

es Monika tatsächlich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Vent über Sölden und über das<br />

Timmelsjoch nach Meran geschafft hat. Wir waren alle wieder zusammen. :-D<br />

Dann folgte erst einmal der offizielle Teil. Wir wurden mit Urkunden geehrt und sind offiziell zu<br />

„zertifizierte Alpenüberquerer“ ernannt worden.<br />

Den Abend haben wir dann lustig ausklingen lassen. Meran wollten wir uns noch kurz anschauen,<br />

aber jemand hat die Karte nicht lesen können und wir sind durch das Industriegebiet und an der<br />

Kasernenmauer herum geirrt. Asche auf mein Haupt!<br />

Aber ein zertifizierter Alpenüberquerer verläuft sich nicht, sondern entdeckt Neues!<br />

Freitag, den 17.07.2009.<br />

Nach dem zeitigen Frühstück hieß es: „Ab nach Oberstdorf!“ Eine sehr schöne Alpen-Kreuzfahrt<br />

mit Allgäu Durchquerung, sozusagen die romantische Route, bei regnerischem Wetter. Um 14 Uhr<br />

sind wir endlich in Oberstdorf angekommen und haben uns leider verabschieden müssen.<br />

„Nichts ist leichter als der gestrige Tag!“<br />

Der ist vorbei da kommt nichts mehr - was Morgen kommt, ist ungewiss.<br />

Wenn ihr zurück denkt, war es doch nur ein lockerer Spaziergang, wie Bergführer es meinen.<br />

Vergessen sind die Anstrengungen und es bleiben nur noch die schönen Erinnerungen an die<br />

atemberaubenden Wege, an die herrlichen Aussichten, an die wunderschönen Momente, an die<br />

fantastischen Sonnenauf- und Sonnenuntergänge, an die märchenhafte Landschaft, an die lustigen<br />

Anekdoten und an den hervorragenden Teamgeist. Innerhalb kürzester Zeit hielten wir zusammen<br />

wie Pech und Schwefel, machten uns mehr Sorgen um ein Gruppenmitglied, als um uns selbst.<br />

Keiner hat gejammert oder sich beklagt, egal wie das Wetter war, egal wie sehr es hoch oder runter<br />

ging, egal auf welche Umstände wir trafen, egal welche Prüfung auf uns zu kam, wir haben es<br />

gemeistert. Jeder hat tagtäglich gekämpft, tagtäglich sein bestes gegeben, tagtäglich an sich<br />

gearbeitet, tagtäglich sich selber motiviert und tagtäglich an sich geglaubt.<br />

<strong>Ihr</strong> <strong>wart</strong> <strong>Spitze</strong> !!!<br />

Obwohl ein Teammitglied mir gesagt hat, das für Ihn der „E5“ in Meran zu Ende ist, geht der<br />

europäische Fernwanderweg 5 „E5“ weiter, viel weiter und das Team der Oase <strong>Alpin</strong>center in<br />

Oberstdorf hat das Stück von Bozen bis Verona in zwei fantastische Teile unterteilt. Welche auch<br />

wirkliche „Schmuckstücke“ sind. Ich weiß es, denn ich durfte weiter träumen ...<br />

Höre nie auf Deinen Traum zu träumen, kämpfe darum, glaub an Dich, vertrau auf Dich,<br />

verfolge Dein Ziel, lass Dich nicht beirren, arbeite darauf hin, lass ihn Dir nicht schlecht reden.<br />

Es ist DEIN Traum!!!<br />

Auf Träume! Auf die, die vor uns liegen und auf die, die wir uns schon erfüllen durften!<br />

Ein Lebenstraum einmal „Zu Fuß über die Alpen!“<br />

so faszinierend, so unglaublich, so beeindruckend, so lustig aber doch<br />

nicht so verrückt und schon lange kein Mythos mehr !!!

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