Alpenüberquerung auf dem E5 - Alpinschule OASE-Alpin
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<strong>Alpenüberquerung</strong> <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> <strong>E5</strong><br />
Von Oberstdorf nach Meran<br />
3.September bis 9.September 2006<br />
Jörg Petereit<br />
Wir, das sind Burkhard, Reiner, Michael und ich, meldeten uns an zur Überquerung der Alpen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong><br />
<strong>E5</strong>. Die Motivation war einfach. Urlaub einmal anders, aktiv sein, wandern, eventuell einmal an die<br />
eigenen körperlichen Grenzen zu gelangen. Den täglichen Stress und der Anspannung entfliehen, in<br />
Ruhe mit Gleichgesinnten die Alpen überqueren, die Aussichten genießen, an den Abenden bei<br />
erfrischenden Getränken die Eindrücke zu verarbeiten und <strong>auf</strong> die neuen Aufgaben vorzubereiten.<br />
Nach Abschluss der Reise kann ich sagen, dass diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern bei<br />
weitem übertroffen wurden. Bei bestem Wetter wurden wir an 6 perfekt organisierten Tagen von<br />
Christian und Klaus über die Alpen geführt, schliefen in Gemeinschaftslagern und lernten, dass man<br />
auch mit 4°C kaltem Wasser duschen kann.<br />
Unsere Vorbereitungen begannen ca. 1 Jahr vor Reisebeginn. In Unkenntnis von <strong>dem</strong> was uns<br />
erwartete, lasen wir Reiseberichte, suchten im Internet nach Informationen und unterhielten uns mit<br />
erfahrenen Bergwanderern. Wir gelangten zu der Erkenntnis, dass es zuerst die Schuhe sein müssten<br />
die wir k<strong>auf</strong>en und einl<strong>auf</strong>en sollen. Durch Harz und Meissner ging es dann, teilweise mit<br />
schmerzenden Blasen, der Wanderung über die Alpen entgegen. Es wurde gel<strong>auf</strong>en und Rad<br />
gefahren um die allgemeine Kondition zu stärken, denn 12Stunden Wandern ist ungeübt nur sehr<br />
schwer zu absolvieren. Wir wollten die Tour so gut wie möglich überstehen denn wir wussten nach<br />
unseren ersten Erfahrungen: Blasen an den Füßen sind <strong>dem</strong> Wandergenuss nicht förderlich.<br />
Nach einem halben Jahr intensiver Vorbereitung war es dann soweit. Am 2.September 2006 reisten<br />
wir nach Oberstdorf, um am nächsten Tag unsere <strong>Alpenüberquerung</strong> zu beginnen. Nach der<br />
Registrierung wurden die Rucksäcke gewogen. 8kg waren empfohlen, nicht mehr als 10kg sollten es<br />
sein. 8kg erschien uns zunächst recht viel, aber mit Jacke, Fliespullover und Regenbekleidung bleibt<br />
nicht mehr viel übrig für Unterwäsche und Waschzeug. Also hieß es schon im Vorfeld: einschränken.<br />
Wir gingen dann mit ca. 10kg Gepäck an den Start, inklusive gefüllter Trinkflasche. Wie es unsere<br />
Wanderführer schafften alles in einem 8kg Rucksack mit Seil und Eispickel zu packen bleibt mir bis<br />
heute ein Rätsel.<br />
1.Tag<br />
Doch dann ging es los. Mit zwei Gruppen à 12 Personen, unseren Bergführern Christian und Klaus<br />
fuhren wir mit Bussen in die Spielmannsau. Der Himmel war wolkenverhangen. Doch wir hofften <strong>auf</strong><br />
besseres Wetter. Der ganze August war verregnet und kalt. In der vergangenen Woche fiel bereits der<br />
erste Schnee, von <strong>dem</strong> noch ein paar Reste am Wegesrand lagen. Doch jetzt sollte ein<br />
Hochdruckgebiet die Wetterlage stabilisieren. Und die Meteorologen hatten recht: wir hatten eine<br />
Woche lang herrliches Wetter und Sonnenschein, so dass <strong>dem</strong> Wandergenuss nichts mehr im Wege<br />
1
stand. Wir gingen also von der Spielmannsau in Richtung Kemptner Hütte. Nur mit Trinkflasche und<br />
einer kleinen Stärkung machten wir uns <strong>auf</strong> den Weg, indessen die Rucksäcke mit der<br />
Materialseilbahn transportiert wurden. Beeindruckt von <strong>dem</strong> ersten Anblick der Berge gingen wir im<br />
Gänsemarsch berg<strong>auf</strong>. In lockerer Unterhaltung knüpften wir erste Kontakte zu unseren<br />
Gesinnungsgenossen, deren Alter sich von 29 bis 69 Jahren erstreckte. Ich als Enddreißiger hatte<br />
meine Zweifel ob 69 Jahre das richtige Alter ist die Alpen zu überqueren. Aber meine Bedenken legte<br />
ich schnell beiseite, denn mit 69 ist man wohl selbst in der Lage einschätzen zu können, ob man den<br />
Anstrengungen gewachsen ist oder nicht ... und sie waren es.<br />
2<br />
Es ging an kleinen Wasserfällen<br />
vorbei, die <strong>auf</strong>grund des<br />
geschmolzenen Schnees mehr<br />
Wasser führten als üblich, so<br />
dass die <strong>auf</strong>spritzende Gischt<br />
beim überqueren <strong>auf</strong> Kleidung,<br />
Kopf und Arme traf.<br />
Nach ca. 3 Stunden erreichten<br />
wir unserer erstes Tagesziel, die<br />
Kemptener Hütte. Ich bezog mit<br />
meinen drei Mitstreitern ein<br />
Vierbettzimmer mit<br />
Etagenbetten. Die ganze Hütte<br />
machte einen sehr sauberen und<br />
gepflegten Eindruck, wie auch<br />
alle weiteren Hütten die wir<br />
ansteuerten. Keine<br />
Schmierereien <strong>auf</strong> den Toiletten,<br />
keinen Hinweis dar<strong>auf</strong>, wer hier<br />
schon einmal war oder wer wen<br />
liebt, keine mutwillig zerstörten Gegenstände, kurz gesagt: einfach, sauber und gepflegt.<br />
Die abendliche Dusche mit kaltem Bergwasser war gewöhnungsbedürftig aber sehr erfrischend. Nach<br />
einer Diskussion einigten wir uns dar<strong>auf</strong>, dass das Wasser wohl eine Temperatur von ca. 4-5°C<br />
gehabt haben muss. Nach <strong>dem</strong> Abendessen gingen wir noch einmal nach draußen und beobachteten<br />
die Murmeltiere die uns stets sahen und bei <strong>dem</strong> geringsten Versuch der Annäherung verschwunden<br />
waren.<br />
Wir ließen den Abend gemütlich ausklingen, bevor<br />
um 10 Uhr der Diesel abgeschaltet wurde, und nur<br />
noch eine Notstromversorgung die Hütte erhellte.<br />
Ich viel in einen unruhigen Schlaf, weil unser<br />
Burkhard seine üblichen Laute von sich gab. Wie<br />
zwei kanadische Holzfäller, die mit einer stumpfen<br />
Schrotsäge im 4 Sekundentakt eine Schonung<br />
rodeten, in der Gewissheit, dass es noch viel zu<br />
tun gibt, schnarchte Burkhard im monotonen<br />
Rhythmus. Erst der Einsatz von Ohrenstöpseln<br />
brachte einen erholsameren Schlaf in dieser und<br />
den nächsten Nächten.
2. Tag<br />
3<br />
Am nächsten Morgen ging<br />
es nach gemütlichem<br />
Frühstück einen kurzen<br />
Steig zum Mädelejoch. Auf<br />
<strong>dem</strong> Weg dort hin passierten<br />
wir die Deutschösterreichische<br />
Grenze. Am<br />
Mädelejoch hatten wir, wie<br />
von unseren Bergführern<br />
versprochen, einen<br />
herrlichen Blick <strong>auf</strong> die<br />
Lechtaler Alpen. Es war ein<br />
unbeschreiblicher Anblick<br />
die Berge in der<br />
<strong>auf</strong>gehenden Morgensonne<br />
zu sehen und von oben in<br />
das Tal hinabzuschauen, die<br />
Ruhe zu genießen und ab<br />
und zu den Ruf eines<br />
Murmeltieres zu hören.<br />
Anschließend ging es steil bergab zur Roßgumpenalm. Das Bergl<strong>auf</strong>en war eines der Dinge, die wir<br />
im Vorfeld nur schwer trainieren konnten. Kurze Abstiege in den Mittelgebirgen beanspruchen<br />
Schienbeinmuskeln und Kniegelenke nur ein Bruchteil von <strong>dem</strong>, eines mehrstündigen Abstiegs in<br />
steilem Gelände. Doch ich hatte zum Glück wenig Probleme. Anders erging es zwei unserer<br />
Mitwanderer, die nach diesem Tag den Urlaub abbrechen mussten.<br />
Angekommen <strong>auf</strong> der Roßgumpelalm<br />
gab es erst einmal ein Glas frische<br />
Kuhmilch, bevor es gestärkt hinab nach<br />
Holzgau ging. Parallel an einem Bach,<br />
der in seinem Verl<strong>auf</strong> zu einem lauten,<br />
tosen<strong>dem</strong> Fluss wurde gingen wir hinab.<br />
Dort angekommen aßen wir zu Mittag<br />
und warteten <strong>auf</strong> unseren Transport in<br />
das Madautal. Die Fahrt dorthin glich<br />
einem Höllentrip. Viel zu schnell und<br />
immer den Blick in den Abgrund wurde<br />
uns gezeigt, wie man möglichst viele<br />
Menschen von Punkt A nach Punkt B<br />
transportiert, ohne die geringste<br />
Möglichkeit den Anblick der Landschaft<br />
zu genießen. Mit schwitzigen Händen<br />
stieg ich aus <strong>dem</strong> Kleinbus, in der<br />
Gewissheit, dass ich ihn nicht mehr<br />
betreten musste.
4<br />
Noch geprägt von der Fahrt gingen wir<br />
dann ohne Rucksack zur Memminger<br />
Hütte. Nach kurzer Einweisung<br />
konnten wir den Weg in eigener<br />
Geschwindigkeit in Angriff nehmen. Es<br />
bildeten sich schnell kleinere Gruppen,<br />
die den Anstieg meisterten. Dieser war<br />
teilweise sehr steil und wir legten öfter<br />
kleine Pausen ein um uns zu erholen,<br />
die Aussicht zu genießen und etwas zu<br />
trinken. Nach ca. 2,5 Stunden Gehzeit<br />
erreichten wir schließlich die Hütte, die<br />
<strong>auf</strong> Ihrer sonnigen Terrasse zu einem<br />
kühlen Weizenbier einlud.<br />
Nach <strong>dem</strong> Abendessen stiegen einige von unserer Wandergruppe <strong>auf</strong> den nahegelegenen Seekogel<br />
<strong>auf</strong>, der ca. 200m oberhalb der Hütte liegt. Von dort hatten wir einen herrlichen Ausblick. Den<br />
Sonnenuntergang konnten wir leider nicht mehr sehen. Wir hatten zu lange und zu gut gegessen.<br />
Zurück in der Memminger Hütte wurde das Nachtlager vorbereitet. Diesmal waren wir im Bettenlager<br />
untergebracht und schliefen mit 19Personen in einem Zimmer. Doch Aufgrund des Einsatzes von<br />
Ohrenstöpseln schlief ich ein paar Stunden und fühlte mich am nächsten Morgen recht fitt.
3.Tag<br />
Nach <strong>dem</strong> Frühstück ging es um 6.30Uhr in Richtung Seescharte. Die kalte Muskulatur wurde durch<br />
den Aufstieg sehr schnell warm. Direkt hinter Christian l<strong>auf</strong>end bewunderte ich seinen gleichmäßigen,<br />
langsamen Tritt, mit <strong>dem</strong> er ohne Anstrengung scheinbar bewegungslosen den Anstieg hin<strong>auf</strong>ging. In<br />
gleichmäßiger Schrittlänge suchte er trittsicher seinen Weg, ohne dabei seinen Rhythmus zu<br />
verlieren. Teilweise die Hände in den Taschen glitt er mühelos den Berg hin<strong>auf</strong>. Ich dagegen stampfte<br />
eher unbeholfen wie eines von Hannibals Elefanten den Berg hin<strong>auf</strong>, mit den Wanderstöcken bemüht<br />
nicht gänzlich das Gleichgewicht zu verlieren und an Christians Versen zu bleiben. Ich hatte mir<br />
dar<strong>auf</strong>hin für den weiteren Verl<strong>auf</strong> der Wanderung vorgenommen meinen L<strong>auf</strong>stiel zu verbessern,<br />
was mir, denke ich, auch gelungen ist. Aber das mühelose Dahingleiten von Christian und Klaus blieb<br />
unerreicht.<br />
Auf der Seescharte angekommen<br />
eröffnete sich uns abermals ein<br />
atemberaubender Anblick.<br />
Ebengerade noch der Aufstieg im<br />
Schatten des Bergrückens scheint<br />
uns jetzt die Morgensonne entgegen<br />
und erleuchtet das Lochbachtal.<br />
Wir gehen den Weg in<br />
Einzelgruppen hinab und versuchen<br />
einen Rhythmus zu finden, was aber<br />
bergab noch schwieriger ist als<br />
berg<strong>auf</strong> und erreichen das<br />
hochgelegene Lochbachtal. Durch<br />
den langen und steilen Abstieg<br />
schmerzen die Knie ein wenig, die<br />
sich aber nach einer kurzen Pause<br />
wieder erholen.<br />
Nach ein paar Metern änderte sich die Vegetation und<br />
wir befinden uns in einem Hochtal mit grüner Wiese<br />
und vereinzelten Tannen, dass von Reiner sofort mit<br />
„Klein Kanada“ beschrieben wird.<br />
Nach kurzer Diskussion sind wir uns einig, dass die<br />
Beschreibung voll zutrifft. Ich war zwar noch nie in<br />
Kanada, aber so wie ich mir es vorstelle, ist es <strong>dem</strong><br />
was ich hier sehe sehr ähnlich. Also genießen wir die<br />
Wanderung durch das Lochbachtal und gelangen bald<br />
zum Zammer Loch.<br />
Hier ändert sich die Landschaft wieder und wir<br />
befinden uns <strong>auf</strong> einem ca.1,5 Meter breiten Weg im<br />
Fels, rechts geht es mehrere hundert Meter nach<br />
unten, links ragt der Fels genauso weit nach oben. Auf<br />
der gegenüberliegenden Seite des Tals ist der Berg<br />
genauso steil und hoch. Unten im Tal fließt der Bach,<br />
der uns schon vorher begleitet hat. Mit etwas<br />
wackeligen Knien gehen wir den Weg bergab immer<br />
nahe am Fels in Richtung Zams.<br />
5
Der Abstieg ist lang und die Füße fangen an zu schmerzen. Das ständige nach vorne Rutschen des<br />
Fußes im Schuh führt bei mir zu Scheuerstellen <strong>auf</strong> den Zehen. Sie sind beim Bergabl<strong>auf</strong>en recht<br />
unangenehm. Auf den nächsten Etappen werden sie mit Leucoplast umwickelt, damit sie sich nicht<br />
noch weiter <strong>auf</strong>scheuern und größere Schmerzen verursachen. Versehen mit diesem Schutz ist ein<br />
schmerzfreies L<strong>auf</strong>en wieder möglich.<br />
Angekommen in Zams hat uns die Zivilisation für kurze Zeit wieder. Wir müssen den Ort durchqueren<br />
um <strong>auf</strong> der anderen Seite mit der Seilbahn <strong>auf</strong> den Krahberg zu fahren. Unmengen von Autos fahren<br />
durch die Straßen, dröhnen dicht hintereinander um die Kurven, so dass das Überqueren <strong>auf</strong> die<br />
andere Straßenseite einer der größeren Herausforderungen des Tages war. Bei der Seilbahnstation<br />
schlägt jetzt Reiners große Stunde. Schon bei Planung der Reise bereitete ihm der Gedanke an die<br />
Seilbahnfahrt Bauchschmerzen. Aber er überstand sie ohne ein Wort des Klagens.<br />
Oben angekommen gingen wir nach kurzer Pause zur Larcher-Alm. Nach 2 Stunden Gehzeit waren<br />
wir am Ziel. Der Weg führte durch ein Hochmoor mit herrlichem Blick <strong>auf</strong> die Alpen.<br />
6<br />
Grasstauden ragten wie kleine<br />
Inseln im Meer aus <strong>dem</strong> Boden,<br />
die es galt zu treffen oder<br />
abzurutschen und schuhtief im<br />
Morast zu versinken. Wir alle<br />
überstanden diese Passage und<br />
kamen schließlich an der<br />
Larcheralm an. Und dort gab es<br />
zum Abendessen leckere<br />
Kässpätzle. Auch sonst hatte die<br />
Larcher-Alm einiges zu bieten:<br />
Eine warme Dusche, ein<br />
gemütliches Lager und am<br />
nächsten Morgen einen herrlichen<br />
Sonnen<strong>auf</strong>gang.
4. Tag<br />
Nach <strong>dem</strong> Frühstück ging es herunter nach Wenns ins Pitztal. Wir wanderten in einem gemütlichen<br />
Tempo <strong>auf</strong> einem befestigten Waldweg in den Ort und fahren dann mit <strong>dem</strong> Linienbus durch das<br />
Pitztal nach Mittelberg. Die Füße fühlen sich gut an und ich habe keine Probleme mit der Muskulatur.<br />
Lediglich ein wenig Kopfschmerzen, die ich durch den Verzehr von ein paar Bonbons in den Griff<br />
bekommen habe.<br />
7<br />
Nach der Ankunft in Mittelberg l<strong>auf</strong>en wir eine<br />
halbe Stunde bis zur Gletscherstube. Nach der<br />
Pause geht es in Richtung Braunschweiger<br />
Hütte. Der Anblick eines Gletscherbaches ist<br />
wiedereinmal atemberaubend. Mit tosen<strong>dem</strong><br />
Gebrüll bahnen sich die Wassermassen ihren<br />
Weg ins Tal, <strong>auf</strong>spritzenden Wassertropfen<br />
bilden einen herrlichen Regenbogen, der in<br />
allen Farben schimmert.<br />
Nach ein paar weiteren Metern entfernen wir<br />
uns vom Wasserfall und steigen steil zur<br />
Braunschweiger Hütte <strong>auf</strong>. Im L<strong>auf</strong>e des<br />
Aufstiegs merke ich die dünner werdende Luft,<br />
die langsames und gleichmäßiges Tempo<br />
verlangt. Ich vermeide jedes ruckartige<br />
Abstoßen beim Klettern und drücke mich bei<br />
jeder einzelnen Stufe mit den Oberschenkeln<br />
nach oben. Nach 2,5 Stunden und einigen<br />
Pausen erreichen wir erschöpft aber glücklich<br />
die Braunschweiger Hütte. Ein kühles Radler<br />
brachte innere und eine eiskalte Dusche<br />
äußere Abkühlung. Pellkartoffeln, gebratener<br />
Speck und verschiedene Soßen gaben uns<br />
wieder Kraft. Ich ließ es mir schmecken und<br />
fiel nach einem gemütlichen Beisammensein<br />
um 10Uhr in mein zugewiesenes Lager. Ein<br />
kleines Gewitter und Regen um kurz nach<br />
Zehn habe ich schon nicht mehr mitbekommen. Tief und fest war der Schlaf, bis wir am nächsten<br />
Morgen um 6:00 wieder <strong>auf</strong>stehen mussten.
5. Tag<br />
Nach <strong>dem</strong> Aufstehen war von Gewitter und Regen keine Spur mehr. Im Gegenteil: Es waren nur<br />
wenige Wolken am Himmel und wir sahen einen herrlicher Sonnen<strong>auf</strong>gang.<br />
180° Panorama von der Braunschweiger Hütte. Hinter <strong>dem</strong> Gletscher <strong>auf</strong> der linken Seite liegt das<br />
Skigebiet Sölden.<br />
Wir gingen hin<strong>auf</strong> zum Rettenbach Jöchl in das Skigebiet von Sölden. Liftstützen und Betonbauten<br />
ragen hier wie Pilze aus den Boden. Sektkorken und anderer Unrat liegen <strong>auf</strong> <strong>dem</strong> Gletscher. Kein<br />
wirklich schöner Anblick. Im Winter, wenn der Schnee <strong>auf</strong> den Bergen liegt wirkt es wahrscheinlich<br />
idyllisch, aber jetzt ist es unnatürlich und abstoßend. Wir machen an der Seilbahnstation eine Pause<br />
und fahren danach mit <strong>dem</strong> Taxi durch den Tunnel <strong>auf</strong> die andere Bergseite und setzen unsere<br />
Wanderung fort.<br />
Es geht abwärts in Richtung Vent.<br />
Der Höhenweg nähert sich langsam<br />
<strong>dem</strong> Tal. Aus der Ferne sehen wir<br />
bereits den Ort, es dauert aber noch<br />
gut eine Stunde bis wir dort<br />
angekommen sind. Wir wandern<br />
1100 Höhenmetern bergab bis wir<br />
endlich im Hotel mit Sauna,<br />
Schwimmbecken und Dampfbad<br />
sind, kurz eine Wellness –Oase für<br />
unsere müden Glieder. Nach einer<br />
kurzen Pause und der Zuweisung<br />
unserer Zimmer genießen wir das<br />
Angebot in vollen Zügen. Erst<br />
schwimmen, dann in die Sauna,<br />
entspannen noch einmal in die<br />
Sauna .... eine Wohltat für unsere<br />
geschundenen Knochen. Noch kurz<br />
die Wäsche waschen, dann gibt es<br />
bereits Abendbrot. Abends geht es noch zu Sabine in eine kleine Bar. Hier lassen wir den Tag bei<br />
einigen Bieren ausklingen.<br />
8
6. Tag<br />
Am nächsten Morgen brechen wir zu unserer letzten Etappe <strong>auf</strong>. Es geht noch einmal 1100m berg<strong>auf</strong><br />
und 1200m bergab. Bei einigen Teilnehmern haben die letzten Tage ihre Spuren hinterlassen. Drei<br />
von Ihnen fahren die Etappe mit <strong>dem</strong> Bus. Für die Übrigen heißt es jetzt über die Martin-Busch-Hütte<br />
zur Similaun-Hütte <strong>auf</strong>zusteigen. Bis zur Martin-Buschhütte ist der Weg für PKW befahrbar. In kleinen<br />
Gruppen und teilweise nebeneinander l<strong>auf</strong>end wandern wir los. In der letzten Nacht hat es ein wenig<br />
geregnet doch die Wolken<br />
verziehen sich allmählich. Auf<br />
der Martin-Busch Hütte sehen<br />
wir, wie die letzten Wolken<br />
von der Sonne <strong>auf</strong>gelöst<br />
werden und wieder einen<br />
strahlend blauen Himmel<br />
freigeben.<br />
Nach einer kurzen Pause<br />
geht es weiter zur Similaun-<br />
Hütte. Angeführt von Christian<br />
versuche ich wieder in<br />
meinen eigenen Rhythmus zu<br />
kommen. Teilweise müde,<br />
teilweise entspannt gelingt es<br />
mir in einen Tritt zu gelangen,<br />
in <strong>dem</strong> ich meinen Rucksack<br />
nicht mehr spüre, meine<br />
Beine sich von selbst bewegen und mein Kopf frei ist von lästigen Gedanken.... Vielleicht waren es bei<br />
Sabine doch ein paar Bier zu viel.<br />
Der Weg geht gleichmäßig steil nach oben. Kurz vor der Similaunhütte überqueren wir einen<br />
Gletscher und sind dann am Ziel. Hier wartet bereits Rudi, der am heutigen Morgen eine Stunde eher<br />
gestartet ist als der Rest der Gruppe. Weil Rudi nicht so schnell ist, wir aber in Obervernagt mit den<br />
Bus nach Meran fahren müssen, war Rudi damit einverstanden alleine vor uns zu starten. Es war<br />
geplant, dass wir ihn <strong>auf</strong> der Similaunhütte treffen. Hier, <strong>auf</strong> der höchstgelegenen Hütte unserer<br />
Wanderung machen wir das obligatorische Gruppenbild, bevor es <strong>auf</strong> der anderen Seite ca. 1200<br />
Höhenmeter hinab ins Tal geht.<br />
Hier oben treffen wir sogar <strong>auf</strong> eine Gruppe holländischer Mountainbike-Fahrer die den Auf- und<br />
Abstieg mit <strong>dem</strong> Rad wagen.<br />
9
180° Panorama von der Similaun-Hütte <strong>auf</strong> den Similaun<br />
Der Abstieg ins Tal ist zunächst steil, wird dann flacher und zum Schluss wieder steiler. Schon von<br />
Beginn an sieht man in der Ferne den Stausee, das Ziel unserer Wanderung. In scheinbar endlosen<br />
Schritten gehen wir ihm entgegen. Langsam macht sich Wehmut breit. Wir resümieren über die<br />
vergangenen Tage, über die Aufstiege, die Anstrengungen und die Schlaflager, die gemeinsamen<br />
Abende und die herrlichen Aussichten. Es ist kaum vorstellbar, dass die Woche so schnell vergangen<br />
ist. Und dann das Wetter: einfach himmlisch. Wir hätten unser Regenzeug zuhause lassen können. Es<br />
hätte einfach nicht besser sein können.<br />
10
7. Tag<br />
Am nächsten Morgen geht es mit <strong>dem</strong> Bus zurück nach<br />
Oberstdorf. Ein paar Worte von Christian und Klaus an<br />
uns, und unser Dank an unsere Wanderführer. Wir sind<br />
alle recht erschöpft. Die Anspannung der letzten Tage löst<br />
sich langsam. Es wird bestimmt noch einige Zeit dauern<br />
um alle Eindrücke zu verarbeiten. Aber eines ist jetzt<br />
schon klar: Der Urlaub war einfach super. Ich hatte viel<br />
Spaß, habe interessante Menschen kennen gelernt und<br />
neue Erfahrungen gesammelt. Sicher ist, dass ich eine<br />
Tour in dieser Form bald wiederholen werde. Aber jetzt<br />
freue ich mich <strong>auf</strong> meine Familie, meine Frau und meine<br />
beiden bezaubernden Töchter.<br />
Bleibt mir nur noch, mich mit den oft benutzten Ausspruch<br />
zu verabschieden und bei <strong>dem</strong> <strong>OASE</strong>-Team zu bedanken<br />
Bis zum nächsten Mal<br />
Euer Jörg<br />
Schee wars scho<br />
11<br />
Angekommen in Overnagt fahren wir<br />
nach Meran zu unserer letzten<br />
Übernachtung. Langsam holt uns die<br />
Realität wieder ein. In einem lauten<br />
Speisesaal bekommen wir unser<br />
Abendessen bevor wir gemeinsam in<br />
einem Biergarten unsere Wanderung<br />
beenden.<br />
PS.:<br />
Vielen Dank noch einmal an Simone von der <strong>OASE</strong>, die sich um unsere Rückfahrkarten gekümmert<br />
hat.