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Götz und Christine ziehen um: Zimmer frei! - WDR.de

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Gerd Depenbrock hat die Leitung <strong>de</strong>s Berliner wdr-Studios Katrin Brand übergeben<br />

Am Puls <strong>de</strong>r Politik<br />

Gerd Depenbrock hat<br />

En<strong>de</strong> Januar die Leitung<br />

<strong>de</strong>s wdr-Hauptstadtstudios<br />

an Katrin Brand<br />

übergeben. 29 Jahre lang<br />

sorgte das Urgestein <strong>de</strong>s<br />

„Radioberichts aus Bonn<br />

<strong>und</strong> Berlin“ als Journalist<br />

<strong>und</strong> Teamleiter <strong>de</strong>r<br />

Hauptstadtkorrespon<strong>de</strong>nten<br />

dafür, dass wdr-<br />

Hörerinnen <strong>und</strong> -Hörer<br />

politisch am Ball bleiben<br />

konnten.<br />

An einem seiner ersten Tage<br />

als passiver Altersteilzeiter<br />

kommt Gerd Depenbrock<br />

gegen 10:30 ins ard-Hauptstadtstudio.<br />

Sein Büro im zweiten Stock hat<br />

schon Katrin Brand bezogen, aber<br />

ein Büro nebenan ist heute <strong>frei</strong>.<br />

„Dass ich nun nicht immer auf die<br />

Uhr schauen <strong>und</strong> so früh aufstehen<br />

muss, daran wer<strong>de</strong> ich mich ganz<br />

schnell gewöhnen!“ 1998 ist er vom<br />

Rhein an die Spree gezogen, ein<br />

Jahr bevor B<strong>und</strong>estag<br />

<strong>und</strong> Regierung<br />

folgten.<br />

Da hatte er das<br />

Spannendste seiner<br />

Berufszeit als<br />

Foto: wdr/Ernst<br />

Journalist schon<br />

miterlebt: „In <strong>de</strong>r<br />

Zeit zwischen 1983<br />

<strong>und</strong> heute ist zwar<br />

wahnsinnig viel passiert, aber das<br />

Herausragendste war <strong>und</strong> bleibt die<br />

Deutsche Einheit.“ Zusammen mit<br />

Ulrike Wöhning, Wolfgang Schütte<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m damaligen Bonner Studioleiter<br />

Erwin Behrens berichtete<br />

Depenbrock von <strong>de</strong>r Nacht <strong>de</strong>r<br />

Einheit am Bran<strong>de</strong>nburger Tor<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>m Staatsakt am 3. Oktober<br />

1990. Auch an <strong>de</strong>n Abend <strong>de</strong>s 9.<br />

November 1989, als die Mauer fiel,<br />

erinnert sich Depenbrock – damals<br />

Chef vom Dienst in Bonn – noch<br />

genau: „Wir haben <strong>de</strong>n Spätdienst<br />

aktiviert, Gerd Schinkel musste<br />

aus Köln wie<strong>de</strong>r nach Bonn <strong>und</strong><br />

dann gab’s im alten Wasserwerk<br />

die berühmte Szene, als die anwesen<strong>de</strong>n<br />

Abgeordneten spontan die<br />

Nationalhymne anstimmten. Und<br />

dann war auch klar, dass wir am<br />

nächsten Morgen in aller Frühe<br />

wie<strong>de</strong>r im Studio sein mussten,<br />

weil es Son<strong>de</strong>rsitzungen gab <strong>und</strong><br />

wir noch mal alle Ereignisse <strong>de</strong>r<br />

Nacht zu würdigen hatten.“<br />

Auch wenn dies mehr als 20 Jahre<br />

her ist, spürt man im Gespräch mit<br />

Gerd Depenbrock schnell, dass er<br />

alles bestens gespeichert hat. Fast ist<br />

man geneigt, ihn für das wan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong><br />

„Archiv <strong>de</strong>r Gegenwart“ zu halten.<br />

1973 hatte er erstmals seinen Fuß in<br />

die Tür <strong>de</strong>s wdr gesetzt – als Hospi-<br />

Foto: wdr/Ernst<br />

Gerd Depenbrock – 29 Jahre in Bonn<br />

<strong>und</strong> Berlin Zeitzeuge <strong>de</strong>r Politik.<br />

Am „Platz <strong>de</strong>r Republik“, <strong>de</strong>m <strong>frei</strong>täglichen „Bericht aus Berlin“, waren schon viele Politiker – auch B<strong>und</strong>eskanzlerin Angela Merkel<br />

hat hier schon <strong>de</strong>m nun ausgeschie<strong>de</strong>nen Leiter <strong>de</strong>s wdr-Hauptstadtstudios, Gerd Depenbrock, Re<strong>de</strong> <strong>und</strong> Antwort gestan<strong>de</strong>n.<br />

tant beim Mittagsmagazin (MiMa).<br />

Noch im gleichen Jahr engagierte<br />

ihn Hellmut Prinz, <strong>de</strong>r damalige<br />

Leiter <strong>de</strong>s MiMa, als <strong>frei</strong>en Redakteur<br />

für die Samstagssendung; 1975<br />

wur<strong>de</strong> Depenbrock als Redakteur<br />

fest angestellt <strong>und</strong> ist seit<strong>de</strong>m <strong>de</strong>r<br />

Aktualität treu geblieben. Fast<br />

zehn Jahre lang war er Redakteur<br />

<strong>de</strong>s Mittagsmagazins, zehn Jahre<br />

von 1983 bis 1993 gehörte er zu <strong>de</strong>n<br />

MiMa-Mo<strong>de</strong>ratoren. Im Februar<br />

1983, einen Monat<br />

vor <strong>de</strong>r vorgezogenen<br />

B<strong>und</strong>estagswahl nach<br />

<strong>de</strong>m Koalitionswechsel<br />

<strong>de</strong>r FDP von Helmut<br />

Schmidt zu Helmut<br />

Kohl, konnte er<br />

ins Bonner Studio<br />

wechseln, wo er <strong>de</strong>n<br />

schon früher ausgeübten<br />

Job als Wahlreporter beibehalten<br />

konnte, sich aber in erster<br />

Linie <strong>um</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Finanzen<br />

zu kümmern hatte. „Und <strong>um</strong> Energie-<br />

<strong>und</strong> Umweltpolitik, für die es<br />

in Bonn erst ab 1986 – nach Tschernobyl<br />

– ein Ministeri<strong>um</strong> gab.“<br />

Dass Depenbrock ein „alter Hase“<br />

ist, <strong>de</strong>n so gut wie nichts aus <strong>de</strong>r<br />

Fassung bringen kann, haben seine<br />

Kollegen beim Abschied ausdrücklich<br />

bew<strong>und</strong>ert, sie haben es<br />

manchmal aber auch gefürchtet:<br />

„Ich habe immer versucht, <strong>de</strong>n Kollegen<br />

zu vermitteln, dass nicht je<strong>de</strong>r<br />

Streit ein neuer Streit ist. Meist haben<br />

sich die Parteien in ihren Positionen<br />

gar nicht bewegt, auch wenn<br />

ein Politiker sich zu provokanten<br />

Äußerungen in einem Interview<br />

hatte hinreißen lassen.“<br />

Berlin, die Weltstadt<br />

Berlin habe <strong>de</strong>n politischen Journalismus<br />

gegenüber Bonn verän<strong>de</strong>rt:<br />

„Berlin ist eine Weltstadt, hier ist<br />

ein wesentlich höheres Medienaufkommen.<br />

Hier sind drei mal so viele<br />

Journalisten wie in Bonn akkreditiert.<br />

Wir haben einen Riesenzuwachs<br />

an neuen Medien erlebt. In<br />

Bonn gab es nicht so viele Fernsehsen<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> von Onlinemedien hat<br />

man damals gar nicht gesprochen.“<br />

Und Berlin – so sieht es Depenbrock<br />

– sei schon immer ein Boulevardplatz<br />

gewesen. Das habe sich<br />

auf die Berichterstattung ausgewirkt.<br />

„Hier wird viel öfter die berühmte<br />

Sau durchs Dorf getrieben.<br />

Die Halbwertzeit von für wichtig<br />

gehaltenen Nachrichten reicht oft<br />

nur vom Frühdienst bis z<strong>um</strong> Mittagessen.“<br />

Außer Hektik sei dadurch<br />

aber auch mehr Vor<strong>de</strong>rgründigkeit<br />

ins Spiel gekommen. Selbstkritisch<br />

fügt er hinzu: „Nach <strong>de</strong>m Motto<br />

‚Mitgehangen, mitgefangen’ steigen<br />

auch wir schon mal im Frühdienst<br />

mit Nachrichten ein, die wir mittags<br />

wie<strong>de</strong>r relativieren müssen.“<br />

In <strong>de</strong>r täglichen Arbeit im Hauptstadtstudio<br />

sei die reine Chronistenpflicht<br />

in all <strong>de</strong>n Jahren<br />

immer mehr in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong><br />

getreten: „Für die aktuellen Radio-<br />

programme müssen Beiträge in<br />

verschie<strong>de</strong>nen Versionen ange-<br />

Katrin Brand hat am 1. Februar die Leitung <strong>de</strong>s wdr-Hauptstadtstudios von Gerd<br />

Depenbrock übernommen. Foto: ard-Hauptstadtstudio/Thevenet<br />

boten wer<strong>de</strong>n: Der Dreiminüter,<br />

<strong>de</strong>r An<strong>de</strong>rthalbminüter <strong>und</strong> die<br />

Nachrichtenminuten – das sind<br />

unsere Formen. Und beim „Klartext“,<br />

<strong>de</strong>m Kurzkommentar, müssen<br />

wir viel prägnanter sein als in<br />

einem Text von zwei o<strong>de</strong>r drei Minuten.“<br />

Aber Depenbrock beklagt<br />

das nicht: „Unsere Hörer erwarten<br />

Erklärstücke, die ihnen die Auswirkungen<br />

von Gesetzen, die Umsetzung<br />

von Rentenbeschlüssen o<strong>de</strong>r<br />

– aktuell – die Eurokrise darlegen.“<br />

Und er gibt zu be<strong>de</strong>nken, dass Gesetzgebung<br />

ein langer Prozess von<br />

Wie<strong>de</strong>rholungen ist: Zwischen <strong>de</strong>r<br />

Einbringung eines Gesetzes, <strong>de</strong>n<br />

Ausschussberatungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>r<br />

dann abschließen<strong>de</strong>n Lesung liegen<br />

oft Monate. Dann falle es gelegentlich<br />

sehr schwer, die Frage<br />

unserer Kölner Kollegen zu beantworten:<br />

„Was ist da jetzt neu dran?“<br />

„Das Aushängeschild“<br />

Neu war 2004, dass sich die Berliner<br />

Radiomacher am Freitagabend<br />

mit <strong>de</strong>m Platz <strong>de</strong>r Republik – inzwischen<br />

25 Minuten – zu Wort<br />

mel<strong>de</strong>n. „Das ist unser Aushängeschild“,<br />

sagt Depenbrock: „Das ist<br />

für uns die Chance, das politische<br />

Geschehen in Berlin am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

Woche nachzuzeichnen <strong>und</strong> auch<br />

einen Blick in die nächste Woche<br />

zu werfen.“ Einmal im Monat<br />

gibt’s hier auch ein Interview mit<br />

führen<strong>de</strong>n Politikern, führen<strong>de</strong>n<br />

Köpfen aus <strong>de</strong>r Gewerkschaft,<br />

<strong>de</strong>r Wirtschaft o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Kirchen<br />

– „natürlich mit <strong>de</strong>r Absicht, dass<br />

diese Interviews auch Nachrichten<br />

mit unserer Quelle generieren,<br />

aber auch, <strong>um</strong> als Radiomacher<br />

in Berlin Flagge zu zeigen“. Diese<br />

„Kür“ wird neben <strong>de</strong>m täglichen<br />

Pflichtprogramm erbracht; dafür<br />

gibt es keine eigene Redaktion.<br />

„Das ist schon eine gewaltige<br />

Leistung“, sagt Depen-brock. Das<br />

Lob gilt seinen sieben Kolleginnen<br />

<strong>und</strong> Kollegen, aber auch ihm, <strong>de</strong>r<br />

sich 29 Jahre in Bonn <strong>und</strong> Berlin<br />

dafür eingesetzt hat, dass solche<br />

Leistungen im Radio zu hören<br />

sind. Heinz-Josef Hubert<br />

PERSONEN & PROGRAMME<br />

MANFRED LINZ WIRD 85<br />

Der tapfere Sisyphos<br />

Manfred Linz, <strong>de</strong>r ehemalige<br />

Leiter <strong>de</strong>r Programmgruppe<br />

„Familie <strong>und</strong> Gesellschaft“ <strong>und</strong><br />

spätere Leiter <strong>de</strong>s Redaktionskollegi<strong>um</strong>s<br />

für wdr 3, wird am<br />

13. März 85 Jahre alt.<br />

Schier unermüdlich rollt er <strong>de</strong>n<br />

Stein wie<strong>de</strong>r nach oben, <strong>de</strong>r da<br />

nicht bleibt. Der tapfere Sisyphos.<br />

Der Aufklärer <strong>und</strong> Doktor<br />

<strong>de</strong>r Theologie Manfred Linz<br />

wollte nie so einsam sein. Er hat<br />

seine journalistische Aufgabe<br />

immer darin gesehen, die Welt<br />

in ihrer Komplexität zu verstehen<br />

<strong>und</strong> darzustellen. Und, genauso<br />

wichtig, er wollte <strong>und</strong> will sich mit<br />

möglichst vielen darüber verständigen,<br />

wie lebenswertes Leben<br />

für alle auf diesem Planeten möglich<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Was ist zu tun?<br />

Wie öffnet man Ohren <strong>und</strong> Augen,<br />

wie Köpfe <strong>und</strong> Herzen für die notwendigen<br />

Einsichten? Wie kann<br />

Aufklärung wirksam wer<strong>de</strong>n?<br />

Wir in <strong>de</strong>r Programmgruppe „Familie<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft“ im Hörfunk,<br />

<strong>de</strong>ren Chef Manfred Linz<br />

von 1981 bis 1987 war, haben mit<br />

ihm viel über Vermittlung <strong>und</strong> Akzeptanz<br />

gelernt. Die Vormittags-<br />

Sendungen in Daheim <strong>und</strong> unterwegs<br />

mit ihren alltagsnahen<br />

Manfred Linz wird am 13. März 85<br />

Jahre alt. Foto: wdr/Keseberg<br />

Themen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n damals noch ungewohnten<br />

täglichen Gesprächen<br />

mit Hörerinnen <strong>und</strong> Hörern haben<br />

sehr davon profitiert.<br />

Manfred Linz war uns ein feiner<br />

Chef – teilnehmend, anregend<br />

<strong>und</strong> einfühlsam als Zuhörer, ein<br />

kluger Kritiker, ein För<strong>de</strong>rer. Aber<br />

es zog ihn doch zu eigenem journalistischen<br />

Tun.<br />

Bis zu seiner Pensionierung 1992<br />

war Manfred Linz im „wdr-Kollegi<strong>um</strong>“,<br />

das sich <strong>de</strong>r relevanten<br />

Gesellschafts-Debatte in vertiefen<strong>de</strong>n<br />

Sendungen annahm.<br />

Ein tätiger Intellektueller <strong>und</strong><br />

mit <strong>de</strong>n Worten <strong>de</strong>s damaligen<br />

Intendanten Fritz Pleitgen „eine<br />

Instanz, <strong>de</strong>ren Stimme gehört<br />

<strong>und</strong> geschätzt wur<strong>de</strong>.“ Seine<br />

Aufmerksamkeit galt vor allem<br />

<strong>de</strong>r Umwelt, <strong>de</strong>m globalen ökonomischen<br />

<strong>und</strong> ökologischen Ungleichgewicht<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n Möglichkeiten,<br />

zu einer gerechteren <strong>und</strong><br />

für alle besseren Entwicklung zu<br />

kommen.<br />

So war es nur konsequent, dass<br />

Manfred Linz sich nach <strong>de</strong>n wdr-<br />

Jahren einen Platz suchte <strong>und</strong><br />

fand, an <strong>de</strong>m er seine Lebensthemen<br />

weiter entwickeln konnte –<br />

als One-Dollar-Man beim Wuppertalinstitut<br />

für Klima, Umwelt,<br />

Energie, jetzt im Berliner Büro.<br />

Zwanzig Jahre schon. Manfred<br />

Linz – schier unermüdlich.<br />

Von Gerda Holl<strong>und</strong>er*<br />

* ehemalige Programmdirektorin<br />

beim <strong>de</strong>utschland radio, folgte<br />

als Leiterin <strong>de</strong>r wdr-Programmgruppe<br />

„Familie <strong>und</strong> Gesellschaft“<br />

En<strong>de</strong> 1987 Manfred Linz.<br />

<strong>WDR</strong>PRINT · März 2012 13

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