Götz und Christine ziehen um: Zimmer frei! - WDR.de

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DIALOG print: Können Sie in zwei Sätzen die Vorteile des neuen Finanzierungsmodells nennen? Färber: Auslöser für die Suche nach einem neuen Finanzierungsmodell war die fortschreitende Konvergenz der elektronischen Medien. Man kann ja heute fast mit jedem Handy Fernsehbilder empfangen. Die zunehmende Schwierigkeit, ein „Empfangsgerät“ überhaupt zu bestimmen, resultierte in einem Akzeptanzverlust des bisherigen G ebü h ren model ls und somit letztlich in stetig sinkenden Gebühreneinnahmen. Das hatten auch die Ministerpräsidenten so gesehen und den Auftrag erteilt, die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks grundlegend neu zu ordnen. Jetzt haben wir einen Beitrag pro Wohnung und Betriebsstätte. Einfacher geht‘s nicht. print: Haben die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten das Modell entwickelt, oder die Politik? Färber: Das war ein klarer Auftrag der Politik an uns. Dabei haben wir anfangs eine Reihe von Modellen diskutiert. Den Durchbruch hat letztendlich das Gutachten des ehemaligen Verfassungsrich- ters Prof. Paul Kirchhoff gebracht. Er hat das Beitragsmodell klar favorisiert mit dem Argument: Wir Öffentlich-Rechtlichen stellen ein Angebot allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung und dafür ist ein Solidarbeitrag zu zahlen. print: Erwarten Sie bei der Durchsetzung der neuen Rundfunkfinanzierung auch die Hilfe der Ministerpräsidenten? Färber: Die Politik hat uns unterstützt, die Mitarbeiter in den Staatskanzleien und vor allem Kurt Beck, der für Rundfunkfragen zuständige Ministerpräsident. Unterstützung haben wir aber auch von allen Länderparlamenten bekommen, sie haben alle den 15. Rundfunkänderungsstaatsvertrag unterzeichnet. Wir sind vom neuen Beitragsmodell überzeugt, es gibt dazu keine Alternative. Deshalb glauben wir, dass wir mit diesem Modell eine bessere Gerechtigkeit bekommen, es einfacher und verständlicher ist. Zudem können wir dadurch voraussichtlich auch eine gewisse Ertragsstabilität erreichen. Dass wir im Gegenzug unserem Publikum ein nach wie vor gutes, hochwertiges Qualitätsprogramm liefern, versteht sich von selbst. print: Was muss der Radiohörer, 4 März 2012 · WDRPRINT Das Ziel ist mehr Gerechtigkeit wdr-Verwaltungsdirektor Hans W. Färber ist nicht nur im wdr für die Finanzen verantwortlich, er ist auch als Verwaltungsratsvorsitzender der gez an den Fragen der Rundfunkfinanzierung maßgeblich beteiligt. Im Interview mit Heinz-Josef Hubert betont er: „Wie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten fällt mir insbesondere die Aufgabe zu, für den neuen Rundfunkbeitrag zu werben.“ „ Wir sind vom neuen Beitragsmodell überzeugt, es gibt dazu keine Alternative.“ was der Fernsehzuschauer nun tun? Färber: Er sollte sich kundig machen, welche Auswirkungen das neue Modell für ihn hat. Dabei hilft ihm das neue Internet- Portal „Rundfunkbeitrag.de“. Für 90 Prozent der Gebührenteilnehmer ändert sich gar nichts. Die Teilnehmer, bei denen sich künftig, ab 2013, was ändert, werden von uns angeschrieben, und zwar unter dem Absender „ard zdf und deutschlandradio. Als erstes werden in diesen Wochen alle Bürger angeschrieben, die bisher nur die Grundgebühr für ein Radio zahlen, und alle Firmen, denn deren Rundfunkbeitrag richtet sich zukünftig u. a. nach der Anzahl der Beschäftigten, der Betriebsstätten und Kraftfahrzeuge. print: Haben Sie die Verbraucherberatungsstellen im Boot? Färber: Alle werden mitmachen und den Bürgern, die sich dort beraten lassen wollen, helfen. In NRW sind die Mitarbeiter der Verbraucherzentralen sehr gut geschult, so dass sie zu diesem Modell gut Auskünfte geben können. Dort liegt auch Informationsmaterial aus. print: Mit welchen Reaktionen rechnen Sie von Seiten der Nur- „ Für den Beitrag kann unser Publikum gutes, hochwertiges Programm erwarten.“ Radiohörer? Färber: Ich hoffe, dass wir überzeugendargumentieren. Wir wollen darüber aufklären, dass auch die Radiohörer durch die medienbedingte oder mediengestützteInformationskultur mit begünstigt sind. Ich glaube, dass wir die Nur-Radio-Hörer – es sind nach meiner Erfahrung meist die vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk überzeugten Bürger – auch davon überzeugen können, für unser komplettes öffentlichrechtliches Angebot ab 2013 einen Beitrag zu entrichten. Man muss ihnen vielleicht auch klar machen, dass die hochwertigen Programme, zu deren Hörern sie meist zählen, mit der alten Gebühr allein nicht zu finanzieren sind. print: Gibt es noch offene Fragen bei der Beitragsregelung? Färber: Wir sind momentan dabei, auf der Basis des Staatsvertrags eine einheitliche Bearbeitung und Abwicklung des Rundfunkbeitrags von Flensburg bis Rosenheim sicher zu stellen. print: Können Sie ein Beispiel nennen? Färber: Für uns ist unter anderem noch unklar, ob eine Familie, die in einem Mietshaus in zwei nebeneinander, aber nicht verbundenen Wohnungen leben, zwei Beiträge zahlen muss oder nicht. Manche sagen: zwei Wohnungen – zwei Beiträge; andere sagen, es müsse nur ein Beitrag entrichtet werden – ein etwas schwieriger Fall. Solche und ähnliche Fälle müssen wir in der ard zusammen mit dem zdf und dem deutschlandradio noch klären. print: Für die neue Rundfunkgebühr haben sich viele Bürger schon deshalb erwärmen können, weil – wie man vielfach hören kann – „das Schnüffeln“ in den Wohnungen ein Ende gefunden hat. Müssen ard und zdf jetzt bei Firmen, Gaststätten, Hotels und ähnlichen Einrichtungen mit dem Besuch des Außendienstes rechnen? Färber: „Geschnüffelt“ haben wir nie, sondern versucht zu beraten und, falls erforderlich, die Verhältnisse im Gespräch mit den Teilnehmern zu klären. Künftig schicken wir in der Regel keine Beauftragten mehr zu Privatpersonen. Die Unternehmen, Institutionen wdr-Verwaltungsdirektor Hans W. Färber Foto: wdr/Sachs und Einrichtungen werden wir jetzt erst einmal anschreiben. Wenn sie nicht reagieren, dann werden wird die Unternehmen an ihrem Standort beraten, welche Angaben für einen dann nachher richtigen Beitragsbescheid notwendig sind. print: Das alles ist für die jetzige gez eine Riesenaufgabe. Wie schafft die gez, deren Verwaltungsratsvorsitzender Sie auch sind, diese erwartbare Spitzenbelastung? Färber: Wir rechnen in der Tat mit einem sehr hohen Umstellungsaufwand. Denn die gez hat rund 42 Millionen Teilnehmerkonten, die alle umgestellt werden müssen. Anschreiben müssen wir 2,7 Millionen Hörfunkteilnehmer und knapp drei Mil- „ Wir werden voraussichtlich nicht mehr, aber auch nicht weniger Geld bekommen.“ lionen Betriebe und dann die Rückläufe bearbeiten. Aber auch die Rechner müssen umgestellt werden, interne Abläufe und vor allem: Alle Mitarbeiter, die in diesem Umstellungsteil tätig sind, werden entsprechend ausgebildet und geschult. Das ist schon ein enormer Aufwand. print: Die für mich spannendste Frage: ard und zdf rechnen nicht mit mehr Einnahmen. Bestenfalls käme nach der Umstellung von der Rundfunkgebühr auf den Rundfunkbeitrag ein Plus-Minus Null heraus. Können Sie andeuten, wie man so etwas kalkuliert? Färber: Unsere Berechnungen basieren bisher auf statistischen Werten und Erfahrungswerten, die wir bei der Planung fortschreiben konnten. Bei dem neuen Modell kommen viele Parameter hinzu, bei denen wir Annahmen treffen mussten wie z. B. bei der Höhe der KfZ-Bestände oder der Zahl der Betriebsstätten. Es gibt dazu keine konkreten Angaben – in keiner Bundesbehörde. print: Jetzt sprechen Sie aber nur die rund acht Prozent des geschätzten Gesamtaufkommens an. Wie haben Sie die 92 Prozent der Privathaushalte hochgerechnet? Färber: Da verändert sich ja relativ wenig. Im privaten Bereich sind unsere Annahmen schon relativ sicher. Im nichtprivaten ist es etwas schwieriger, aber in allen Gutachten ist uns bestätigt worden, dass wir mit dem neuen Modell voraussichtlich nicht mehr, aber auch nicht weniger Geld für unsere Rundfunkprogramme bekommen werden: Zum einen werden die entlastet, die bisher eine mehrfache Gebühr zahlen mussten, und zum an- deren wird das in etwa ausgeglichen durch die Rundfunkteilnehmer, die bislang nur die Grundgebühr oder gar nur die deutlich geringere Gebühr für neuartige Empfangsgeräte gezahlt haben. print: Was erwarten Sie sich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des wdr in dieser Debatte? Färber: Ich würde es sehr begrüßen, wenn sie hinter unserem neuen Beitragsmodell stehen und dafür auch werben. print: Meines Erachten sollten ard und zdf deutlicher machen, dass mit dem Rundfunkbeitrag eine Rundfunkordnung finanziert werden kann, die frei ist von allen politischen und wirtschaftlichen Interessen – so wie es die Gründergeneration des öffentlichrechtlichen Rundfunks immer betont hat. Warum hört man das Argument so selten? Färber: Ich glaube, dass wir besser überzeugen mit guten Programmen, die von vielen Bürgern gerne gehört und gesehen werden.
Das neue 1live-Haus: Modernes Werkbank- System und bunte Kommunikations-Inseln im Großraumbüro. Fotos: wdr/Dahmen Ein 1live-Haus für 1live Vor 17 Jahren war es ein Experiment mit ungewissem Ausgang: Der neue wdr- Spross 1live machte sich auf, fernab von der alteingesessenen Senderfamilie und unter anderem Namen die Radiowelt zu erobern. Aus dem Abenteuer wurde eine Erfolgsstory. Dem jungen wdr-Programm gelang es sozusagen inkognito mit inzwischen 3,5 Millionen Hörern die erfolgreichste Radiomarke in Westeuropa aufzubauen und wieder viele junge Menschen an die ard zu binden. Während 1live an seiner Karriere bastelte, wohnte der Sender zur Untermiete: zunächst im Blau-Gold-Haus am Dom, seit 1996 im Kölner Mediapark, wo der Zahn der Zeit nicht nur heftig an den Teppichböden nagt, sondern der Studiotechnik immer öfter den Garaus macht. So heißt es nun: Karriere gemacht, zurück ins Mutterhaus. Denn 1live zieht in ein wdr-Haus neben dem Vierscheibenhaus am Appellhofplatz. ist der Trendsetter im wdr „Der wdr möchte sich durch die neue räumliche Nähe zu 1live inspirieren und bereichern lassen“, sagt Uli Krapp, stellvertretender Programmchef von 1live sowie Leiter der Kommunikation und Unterhaltung. Denn 1live steht für ständige Bewegung, Entwicklung und Zukunft, wie der Sender immer wieder erfolgreich unter Beweis stellt. Das ist die eine Seite der Medaille. Dreht man sie um, kommt ein Megaprojekt zum Vorschein. Denn der wdr verfolgt mit „Radio 2020“ den Plan, alle Radiosender fit für die Zukunft zu machen mit einheitlicher, leicht zu handhabender ITgestützter Technik, einem neuen Programmplanungs- und Informationstool sowie Räumlichkeiten, die Flexi- bilität und Kreativität befördern. In den Kölner wdr-Arkaden beispielsweise entsteht zurzeit das News-Haus für wdr 2 und wdr 5. Und 1live, im wdr Trendsetter, was Technik, Produktionsweise und redaktionelle Workflows betrifft, spielt einmal mehr eine Vorreiterrolle. Krapp: „Solche Räumlichkeiten, wie wir sie jetzt im neuen 1live-Haus beziehen, gibt es im wdr noch nicht. Wir werden einen Radiosender haben, der von den Gebäudeelementen und von der Technik her multimedial eingerichtet wird.“ Die meisten Pläne, die in der 1live-Redaktion entstanden und mit Fachleuten weiterentwickelt und umgesetzt wurden, konnten laut Krapp verwirklicht werden. „Unser wichtigstes Ziel war es, das Senden auch räumlich in den Mittelpunkt zu stellen.“ Egal, wo man sich auf den beiden Etagen im 1live-Haus befindet, das gläserne Sendezentrum hat man stets im Blick. Für das Herzstück des 1live- Hauses wurde ein neuer Raum geschaffen: Mitten im Gebäude teilt er den Innenhof nun in zwei Freilichtzonen. Krapp: „Mit diesem neuen Raum und unserer sehr radikalen ,Open-office-Lösung‘ ist es uns gelungen, alle aktuell arbeitenden Kollegen aus der Wortredaktion und der Onlineredakti- Rückzugsort für kleine Kreativ-Teams: die bunten tonnenförmigen Togunas. 1live zieht um. Am 22. März sendet die junge wdr-Welle zum ersten Mal aus dem 1live-Haus in Köln. on direkt vor dem Sendezentrum unterzubringen. Das ist neu und ein großer Vorteil für eine Marke wie 1live, die sich noch stärker als bisher multimedial aufstellen möchte.“ wird noch multimedialer Wer sich Mitte Februar durch das 1live-Haus führen lässt, dem fallen als erstes tonnenförmige Iglus aus buntem Stoff auf. Sie heißen Toguna und dienen der Kommunikation im kleinen abgeschlossenen Kreis. Überall im Gebäude verteilt werden demnächst Kommunikationsinseln auftauchen, gekennzeichnet durch bunte Sofas und Teppiche in allen Tönen, die die Farbpalette hergibt. „Wir arbeiten gerne am Schreibtisch, aber genauso gerne in Miniteams, um gemeinsam Dinge zu entwickeln“, erklärt Krapp. Im neuen Haus gibt es wenige abgeschlossene Räume, aber viel Raum für Kommunikationszonen. Selbst die weißen Schreibtische, Bestandteil eines modernen Werkbanksystems, dienen vornehmlich der Teamarbeit. Im Februar stehen sie noch in Viererblocks ange- 1live-Umzugsteam: Sandra Zapke, Uli Krapp, Hans Winkels ordnet, sie können jedoch beliebig aneinandergebaut werden. Wer einen Monat vor Sendestart das Resultat der 1live-Pläne sieht, ist erstaunt, dass das Umzugs-Team von 1live nur drei Personen umfasst. Uli Krapp und Hans Winkels, der Technische Leiter von 1live aus der Hauptabteilung Radiobetrieb, betreuen seit einem Jahr den Prozess parallel zu ihrem Job. Seit der heißen Phase, in der sich Listen, Excel-Tabellen und Detailfragen potenzieren, unterstützt Redakteurin Sandra Zapke das Duo. Denn so langsam seien alle, die in das Projekt involviert sind, am Rande der Belastbarkeit angekommen. „Der Zeitdruck ist extrem hoch“, berichtet Hans Winkels, denn das Studio im Mediapark muss im März besenrein übergeben werden. Außerdem treibt Krapp die Sorge um, den Umzug so hinzukriegen, dass auf dem Sender niemand merkt, unter welchen Bedingungen das 1live- Team produziert. Schließlich müssen sich Moderatoren, Producer, Autoren und Redakteure an viele brandneue Prozesse gewöhnen. Was das angeht, hat Winkels beruhigende Nachrichten: „Ich komme gerade von der ersten Probesendung mit Tina Middendorf am Mikrofon und Markus Epping Schön bunt: Die Architekten Ursula Eckelmann und Bernd Obergfell haben auch die Möbel ausgesucht. DAS THEMA in den Nachrichten. Es gibt natürlich noch Unsicherheiten und die Entwickler schrauben noch, um die Anlagen zu verbessern. Aber immerhin: Es hat sich schon wie 1live angehört!“ Stehvermögen, Ausdauer, extrem viel Zeit sowie viele Kollegen und Fachleute – von der Tochterfirma gmg über das Infrastrukturmanagement und die Ausstattung bis hin zur Verwaltung – braucht, wer ein neues Radiohaus planen will. Darin ist sich das Trio einig. testet brandneue Arbeitsprozesse Zwei Fachleute sind die Architekten des neuen 1live-Hauses, Ursula Eckelmann und Bernd Obergfell (gmg). Wie der Bauherr 1live sind sie begeistert von der Zusammenarbeit: „Es hat großen Spaß gemacht! Es war bislang eines der größten und schönsten wdr- Projekte.“ Die spannende Herausforderung: aus einem Gebäude, das einst als Lagerhaus gebaut, dann in ein Bürogebäude verwandelt wurde, die Welt von 1live entstehen zu lassen. Und die ist städtisch. Krapp: „Wir verstehen uns als junges urbanes Radioprogramm für Menschen, die in Bewegung sind.“ Für die Architekten hieß das: die Struktur des Lagerhauses wieder offen zu legen. Besonders schön ist das in der ersten Etage gelungen. Eckelmann: „Hier konnten wir die alte Betonrippendecke freilegen.“ Was sie sich u. a. für den neuen Kultkomplex, den Veranstaltungsort von 1live, überlegt haben, wie die Möbel und Farben bei den Mitarbeitern ankommen und wie es sich im neuen Haus arbeiten lässt, lesen Sie nach dem Umzug. Denn dann heißt es: „Wir sind drin im neuen 1live-Haus!“ Maja Lendzian WDRPRINT · März 2012 5
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