Aus dem Gemeinderat - Gemeinde Radelfingen
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Radelfinger - Nr. 36 / Dezember 2011 Seite 15 / 32<br />
Verschiedene Beiträge<br />
Auf Safari in der <strong>Gemeinde</strong> <strong>Radelfingen</strong> (29)<br />
An einem Morgen im Dezember. Die tief liegende<br />
Sonne bescheint von Rauhreif bedeckte Wiesen.<br />
Unterhalb des Niederried Stauwehrs fliesst<br />
die Aare träge dahin. Über <strong>dem</strong> fast schwarz<br />
scheinenden Wasser schweben leichte Nebelschwaden.<br />
Auf einem blattlosen Zweig am Ufer<br />
sitzt, fast unwirklich, ein unbewegliches, schillerndes<br />
blaues Juwel, das so gar nicht in das<br />
Bild zu passen scheint. Ob wohl jemand eine<br />
Weihnachtskugel aufgehängt hat ? Nein, es ist<br />
ein Eisvogel. Ruhig und konzentriert schaut er<br />
von seiner Sitzwarte ins Wasser. Plötzlich stürzt<br />
er sich kopfüber nach unten und durchstösst,<br />
wie ein Pfeil, mit angelegten Flügeln und gestrecktem<br />
Körper die Wasseroberfläche. Die Augen<br />
bleiben beim Eintauchen offen, werden aber durch das Vorziehen der Nickhaut geschützt.<br />
Kurz vor <strong>dem</strong> Ergreifen der Beute (Fische, Wasserinsekten, Kleinkrebse und – im Frühling – Kaulquappen)<br />
wird unter Wasser mit ausgebreiteten Flügeln und Beinen gebremst. Zur Wasseroberfläche<br />
steigt er zuerst mit <strong>dem</strong> Nacken, wobei er den Kopf an die Brust gepresst hält. Schliesslich<br />
wird der Schnabel mit einem Ruck aus <strong>dem</strong> Wasser gehoben und der Vogel kehrt mit der Beute<br />
rasch zu seinem Sitzplatz zurück. Das Ganze dauert nicht länger als etwa zwei bis drei Sekunden.<br />
Kleinere Beute wird mit kräftigem Schnabeldrücken sofort verschluckt. Grössere Fische werden tot<br />
geschüttelt oder auf den Ast geschlagen, im Schnabel gewendet und mit <strong>dem</strong> Kopf voran verschluckt.<br />
Dieser 16 bis 18 cm lange Vogel kann Fische bis neun Zentimeter Länge mit einer maximalen<br />
Rückenhöhe von zwei Zentimetern verschlingen. Der Vollständigkeit halber sei jedoch<br />
gesagt, dass längst nicht jeder Tauchgang erfolgreich ist und er oft daneben stösst.<br />
Die Farbenpracht des Eisvogels verrät es uns: Die<br />
meisten anderen Eisvogelarten, also seine „Verwandten“,<br />
leben in den Tropen Afrikas, Asiens und <strong>Aus</strong>traliens.<br />
„Unser“ Eisvogel ist effektiv die einzige in Mitteleuropa<br />
vorkommende Art. Nach einer französischen Sage<br />
kam er zu seiner Farbenpracht, weil sein damals noch<br />
grau gefärbter Ahne von Noah der Taube nachgeschickt<br />
worden sei. Er sollte ebenfalls erkunden, ob sich die<br />
Wasser der Sintflut zurückgezogen hatten. Da er auf<br />
seinem Flug einem Sturm ausweichen habe ausweichen<br />
müssen, sei er so hoch geflogen, dass die Oberseite<br />
die Farbe des Himmels annahm und die Unterseite<br />
von der Sonne rot gebrannt wurde. Als er Bericht erstatten<br />
wollte, habe er die Arche nicht mehr finden können,<br />
und streife deshalb noch heute, Noah suchend, den<br />
Gewässern entlang. In Tat und Wahrheit ist er jedoch<br />
recht standorttreu. Zu<strong>dem</strong> ist er ein territorialer Einzelgänger,<br />
was heisst, dass fremde Artgenossen bedroht oder kurz verfolgt werden. Solche „Drohduelle“<br />
können mehrere Stunden andauern. Wenn das Drohen nicht ausreicht kann es zum Kampf