Aus dem Gemeinderat - Gemeinde Radelfingen
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Radelfinger - Nr. 36 / Dezember 2011 Seite 17 / 32<br />
Jungvögel aus der früheren Brut desselben Jahres die Brutsteilwand besuchen, dort von den Altvögeln<br />
bisweilen nicht nur geduldet werden, sondern sich nachweislich zumindest teilweise, an der<br />
Fütterung der jüngeren Geschwister beteiligen.<br />
Es mag erstaunen, dass eine Art mit<br />
einem solch hohen Reproduktionspotential<br />
in weiten Teilen Europas im<br />
Rückgang begriffen und daher auf<br />
der Roten Liste mehrerer europäischer<br />
Länder aufgeführt ist. In der<br />
Schweiz schätzt man den Bestand<br />
nur auf etwa 300 bis 350 Brutpaare.<br />
Effektiv weist der Eisvogel eine hohe<br />
Sterblichkeitsrate auf: Ungefähr 80%<br />
der Jungvögel sterben zwischen <strong>dem</strong><br />
Verlassen der Bruthöhle und der folgenden<br />
Brutsaison und etwa 70%<br />
der Altvögel sterben im Verlauf eines<br />
Jahres. Die Gefahren lauern überall:<br />
Hochwasser oder starke Regenfälle können Bruthöhlen überfluten oder zum Einsturz bringen oder<br />
eine ungeschickt angelegte Nisthöhle kann von Füchsen, Wieseln, Ratten, Mäusen und Maulwürfen<br />
ausgeraubt werden. Nach <strong>dem</strong> <strong>Aus</strong>fliegen werden die Jungvögel oft eine Beute von Sperber<br />
und Habicht, eventuell auch vom Waldkautz. Wenn Gewässer nach Regenfällen stark getrübt und<br />
aufgewühlt sind, wird der Fischfang beträchtlich erschwert und Altvögel, aber auch die Brut können<br />
verhungern. Ähnlich gelagerte Probleme ergeben sich im Winter, wenn die Fischgewässer<br />
einfrieren oder an eisfreien Gewässern Eisperlen zum Verlust der Flugfähigkeit oder zum Anfrieren<br />
auf <strong>dem</strong> Ansitz führen. In der Tat können harte Winter mit länger andauernden Kälteeinbrüchen<br />
regional zu drastischen Bestandseinbrüchen<br />
führen<br />
(bis zu 90% Verlust). Früher<br />
wurde der Eisvogel zusätzlich<br />
auch von Binnenfischern<br />
stark bejagt. Im 19. Jahrhundert<br />
galten die Federn<br />
zu<strong>dem</strong> als begehrter<br />
Schmuck für Damenhüte<br />
und auch zur Herstellung<br />
von künstlichen Fliegen für<br />
Angler wurden tausende<br />
Vögel getötet. Heute ist er<br />
zwar vollständig geschützt<br />
aber diese Art, welche so<br />
sehr auf mässig schnell<br />
fliessende oder stehende,<br />
klare, ganzjährlich offene<br />
Gewässer mit Kleintierbestand angewiesen ist, wird durch die zunehmende Beeinträchtigung und<br />
Vernichtung ihres Lebensraumes bedrängt. Flüsse und Bäche wurden (und werden) ausgebaut,<br />
„reguliert“ oder verschmutzt, Tümpel zugeschüttet und Feuchtgebiete trocken gelegt. Für den<br />
Schutz und Erhalt des Eisvogels ist deshalb der Erhalt oder die Schaffung naturnaher, Fluss- und<br />
Bachlandschaften, von Altwässern, Tümpeln, Gräben und Kanälen mit einem ausreichenden Angebot<br />
an Sitzwarten und Brutplätzen (Steilufern, Gruben) von zentrales Bedeutung.