Fight Back #2 - Nazis auf die Pelle rücken
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FIGHT BACK MAI/03 TREPTOW �<br />
Markus Louczinski<br />
kassierte auch der FAP-<strong>Nazis</strong>kin Marco Spottek ,<br />
nachdem er 1998 am S-Bahnhof Schöneweide einen<br />
Stand der Jungen Union gewalttätig angriff.<br />
Mittlerweile betreibt er Nazi-Computersiele im Internet.<br />
So hat er <strong>die</strong> Internetseite www.kgb-clan.com angemeldet.<br />
Henryk Wurzel und Lutz Schillok wurden<br />
im Knast offiziell von der Nazi-Gefangenenhilfe<br />
HNG betreut. Schillok sorgte kürzlich erst für Heiterkeit,<br />
als er in der Gefängniszeitung „der lichtblick“<br />
(Schwerpunkt: „Fremdenfeindlichkeit in der JVA Tegel<br />
?“) einen Nachruf in Gedichtform veröffentlichte<br />
(„Deine Sehnsucht war das mystische Nordland (...)<br />
Du bist frei und Odins Raben wachen über deine Taten<br />
!“). Zuvor hatte er schon <strong>auf</strong> der Nazi-Internetseite<br />
„Der Weisse Wolf“ einen Schreckensbericht über<br />
<strong>die</strong> „Inquisationsgelüste“ der Anstaltskirche der JVA-<br />
Tegel publiziert.<br />
DIE DRITTE GENERATION:<br />
Nazi Steve Bäumler<br />
Die dritte Generation Treptower <strong>Nazis</strong> entsteht gerade<br />
aus den minderjährigen Nachwuchsnazis der<br />
„zweiten Generation“. Sie wollen <strong>die</strong> Lücke jener Naziaktivisten<br />
füllen, <strong>die</strong> im Knast sitzen oder sich zurückgezogen<br />
haben. Hauptsächlich handelt es sich<br />
um rechte Jugendcliquen <strong>die</strong> an den S-Bahnöfen Grünau<br />
und Schöneweide, im Johannisthaler Park abhängen<br />
und in dem Jugendclub „JuJo“ verkehren. Allein<br />
in Grünau gibt es nach offiziellen Angaben eines<br />
Bezirkamtsberichtes „zwei rechtsorientierte bzw.<br />
rechtsradikale Gruppen“ von rund 60 Jugendlichen.<br />
In der Köllnischen Vorstadt wurden „zehn rechtsorientierte<br />
Jugendliche im Alter von 17 bis 19 Jahren“<br />
ausgemacht. Besonders in den Sommermonaten versammeln<br />
sich junge <strong>Nazis</strong> an den Badestellen in Grünau<br />
und terrorisieren dort alternative Jugendliche.<br />
Fast schon legendär ist hierbei <strong>die</strong> Familie Mauersberger<br />
mit insgesamt elf Brüdern. Die Brüder aus Johannisthal<br />
machen an der Hans-Grade-Schule und<br />
<strong>auf</strong> diversen Schüler-Partys als aggressive <strong>Nazis</strong>chläger<br />
von sich reden. Der Kontakt zu organisierten <strong>Nazis</strong><br />
besteht bereits, wie ihre Teilnahme an Aktionen<br />
der NPD beweist. Auf den Partys im Come In treffen<br />
sich der jüngere Bruder von Marco Oemus, Ronald<br />
Schmidt und Aktivisten der „Gruppe 9“ zum gemeinsamen<br />
S<strong>auf</strong>en, während ihr Nachwuchs um <strong>die</strong><br />
Mauersberger-Brüder und Sebastian Krämer am nahegelegenen<br />
S-Bahn Adlershof an Angriffen <strong>auf</strong> alternative<br />
Jugendliche beteiligt sind. Auch an den<br />
Schulen etablieren sich bereits neue Nazi-Cliquen.<br />
Am Philippe Cousteau Gymnasium bedroht Seba-<br />
stian Krämer alternative Schüler. Er wird auch mit<br />
antisemitischen und rassistischen Schmierereien in der<br />
Schule in Verbindung gebracht. Sein Mitschüler Marcel<br />
Schulze hält sich gar für einen Anti-Antifa-Aktivisten.<br />
An der Levi-Strauss-Schule in Köpenick fiel<br />
Markus Louczinski als penetranter Nazi-Aktivist <strong>auf</strong>.<br />
Ihm werden intensive Kontakte zur NPD/JN nachgesagt.<br />
Im Jugendklub „Audio“ erhielt deshalb bereits<br />
Hausverbot, was ihn dazu brachte verstärkt in der<br />
„Rumbar“ zu agitieren. Als im „Audio“ eine Veranstaltung<br />
für ein „tolerantes Johannisthal“ stattfand,<br />
versuchten sich ca. 30 Nazi-Jugendliche um Luczinski,<br />
Mauersberger und Krämer, z.T. mit „Gruppe<br />
9 / Höllenjungs“-T-Shirts ausgestattet, Einlass zu verschaffen.<br />
Als ihnen <strong>die</strong>s nicht gelang riefen sie sich ältere<br />
Kameraden zur Hilfe, welche jedoch von der Polizei<br />
<strong>auf</strong>gehalten wurden. Anders in den Räumlichkeiten<br />
des „Brücke 7 e.V“ in Schöneweide. Der Betreiber<br />
Claus Bubolz bot hier NPD-Kadern wie Jörg<br />
Hähnel und Rene Bethage und ihren Jung-Nazi-Anhang<br />
mehrfach bewusst ein Forum <strong>auf</strong> Veranstaltungen.<br />
Besorgniserregend ist <strong>die</strong> pressewirksame Ankündigung<br />
eines Gespräches im Jugendamt, um etwa 15<br />
„Jugendlichen“, <strong>die</strong> ständig am Imbiss vor dem Bahnhof<br />
Grünau „Alkohol trinken und pöbeln“ würden,<br />
Angebote zu machen. Bei <strong>die</strong>sen „Jugendlichen“ handelt<br />
es sich um brutale <strong>Nazis</strong>chläger aus Treptow und<br />
Königs-Wusterhausen. Wenn unter „Angebote“ ein<br />
eigener Treffpunkt zählt, hätte <strong>die</strong>s fatale Folgen.<br />
Denn den jungen Nazi-Schlägern geht es um das Demonstrieren<br />
von Macht und Stärke. Sie versuchen,<br />
z.Z. am S-Bahnhof Grünau, ihre politischen Gegner<br />
(MigrantInnen, alternative Jugendliche, HipHopper)<br />
mit aller Gewalt zu vertreiben. Ein eigener Raum<br />
würde <strong>die</strong>se Tendenz nicht bekämpfen, sondern verschlimmern.<br />
Denn einen eigenen Raum erobert zu<br />
haben stärkt das Selbstbewusstsein der <strong>Nazis</strong> und<br />
strahlt „Stärke“ aus. Diese „Stärke“ und <strong>die</strong> Möglichkeiten<br />
eines eigenen Treffs würden positiv <strong>auf</strong> unpolitische<br />
und rechts anpolitisierte Jugendliche ausstrahlen.<br />
Die Erfahrung zeigt, dass sobald rechtsextreme<br />
Jugendliche einen öffentlichen Raum oder gar<br />
einen eigenen Treffpunkt besetzt haben, ein „Sog“<br />
entsteht für „normale“ Jugendliche, <strong>die</strong> sich der<br />
„stärksten“ Jugendszene anschliessen wollen. Die<br />
rechte Jugendszene würde mit den Möglichkeiten eines<br />
ständigen Treffpunktes wachsen, sich verfestigen<br />
und vernetzen.<br />
Die Erfahrungen in Treptow haben gezeigt, dass das<br />
beste Mittel gegen <strong>Nazis</strong> eine starke alternative Jugendkultur<br />
und eine offensive Antifa-Politik im Bezirk<br />
ist. Gerade <strong>die</strong>se benötigt ständige Hilfe und<br />
Unterstützung, um Treptow nicht zu einer „National<br />
Befreiten Zone“ oder zu einem Angstraum für MigrantInnen<br />
und alternative Jugendliche werden zu<br />
lassen.<br />
Dennis Brückner<br />
Nazinachwuchs Marcel Fischer mit „Landser“ Shirt<br />
Aktivist der Freien Kameradschaften aus Baumschulenwg<br />
Neonazi Roth aus Baumschulenweg bei NPD-Demo<br />
Vorne: Markus Stuhlmann „Keule“ (KW/ Adlershof) Aktivist der<br />
Freien Kameradschaften. Rechts dahinter Björn Wild. Foto AIB