Fight Back #2 - Nazis auf die Pelle rücken
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FIGHT BACK MAI/03 PANKOW �<br />
Imke Barnstedt<br />
im Ungeist reichen zurück bis ins Nazi-Deutschland<br />
vor 1945. Als treuester Verbündeter Hitlers im Orient<br />
galt nach Ansicht des Publizisten Anton Maegerle der<br />
Großmufti von Jerusalem, Mohamed Amin al-Husseini<br />
(1895-1974). Auf einem Empfang bei Hitler am<br />
30. November 1941 bezeichnete der Großmufti <strong>die</strong><br />
Araber als „<strong>die</strong> natürlichen Freunde Deutschlands“,<br />
weil sie <strong>die</strong> gleichen Feinde hätten, „nämlich <strong>die</strong> Engländer,<br />
<strong>die</strong> Juden und <strong>die</strong> Kommunisten“. Später fanden<br />
SS-Bonzen wie Alois Brunner im syrischen Damaskus<br />
Asyl. Aktuelle Aufnahmen aus der irakischen<br />
Botschaft belegen <strong>die</strong> Besuche des KDS in <strong>die</strong>sem<br />
Jahr: Selbstdarstellung vor dem Konterfei des Diktators.<br />
Auf den Gruppenbildern <strong>die</strong> Führungsriege des<br />
Kampfbundes im freundlichen Plausch mit den Repräsentanten<br />
der irakischen Republik. Die KDSler<br />
sind voll des Lobes. Peter Habermann berichtet von<br />
den Besuchen in der Botschaft: „Wir werden ja relativ<br />
selten empfangen und wenn wir empfangen wurden,<br />
in den letzten Jahren war das ablehnende Haltung.<br />
Aber da bei den Irakern war es absolut herzlich.“<br />
Hauptträger der Aktivitäten des KDS im Nordosten<br />
ist der „Gauleiter Berlin-Brandenburg“ und in<br />
Weißensee wohnhafte Michael Koth. Er ist Gründungsmitglied<br />
des Kampfbundes. In seiner Funktion<br />
als Mitglied der Organisationsleitung des Kampfbundes<br />
Deutscher Sozialisten ist er hauptsächlich<br />
über <strong>die</strong> Grenzen Berlins hinaus aktiv. Auf einer im<br />
März 2001 in der Nähe von Oranienburg durch <strong>die</strong><br />
Berliner Gruppe der Deutschland-Bewegung (DB),<br />
dem lokalen Nationalen Widerstand sowie dem<br />
KDS veranstalteten „Feierlichkeit“ überreichte er der<br />
„Interpretin des Kulturprogramms“, Imke Barnstedt<br />
<strong>die</strong> KDS-Ehrenauszeichnung „Ver<strong>die</strong>nte Kulturschaffende“.<br />
Sie sprach zum Thema: „Bedeutende<br />
Frauen in der Geschichte Deutschlands, von Magda<br />
Goebbels bis Clara Zetkin“.<br />
Imke Barnstedt ist Schauspielerin, z.B. in der RTL-<br />
Serie „Hinter Gittern“, aber auch aktiv in der<br />
Deutschland-Bewegung und ehemaliges Mitglied des<br />
Bund freier Bürger (BFB). Sie spielte Theater in Oldenburg,<br />
Iserlohn, Berlin und am Niederrhein sowie<br />
diverse Hauptrollen in TV-Produktionen: u.a. „Utopia“<br />
(ZDF), „Liebling - Kreuzberg“ (ARD) und „Unser<br />
Lehrer Dr. Specht“ (ZDF). Der Kampfbund deutscher<br />
Sozialisten ist nicht unbedingt wegen seiner<br />
„Kulturveranstaltungen“ gefährlich, aber <strong>die</strong>se konkrete<br />
Veranstaltung zeigt deutlich, dass das Bündnisspektrum<br />
des KDS nicht nur <strong>auf</strong> einige Teile der neonazistischen<br />
Szene beschränkt ist. Neben der Kameradin<br />
Barnstedt trat auch der Genosse Peter L. aus<br />
der PDS <strong>auf</strong>. Dieser hatte sich nicht aus Versehen in<br />
<strong>die</strong> Veranstaltung verirrt, sondern war ein wichtiger<br />
Bestandteil <strong>die</strong>ser. Peter L. hielt ein Referat über <strong>die</strong><br />
preußischen Tugenden in der NVA.<br />
Logisch, denn das programmatische Ziel des KDS ist<br />
<strong>die</strong> Zusammenführung von „rechten und linken Sozialisten“<br />
um gemeinsam gegen den „Zionismus“,<br />
wahlweise auch <strong>die</strong> „Verschwörung aus Politik und<br />
Kapital“ genannt, zu kämpfen. Parolen wie „Freiheit<br />
für Egon Krenz“ oder Agitation gegen das „teuflische<br />
Amerika“ sind dabei nur einige Schnittmengen zu<br />
autoritär-linken Zusammenhängen.<br />
In letzter Zeit häufen sich <strong>die</strong> Versuche, vor allem bei<br />
öffentlichen Veranstaltungen im Haus der Demokratie,<br />
von Seiten der extremen Rechten an <strong>die</strong>sen teilzunehmen.<br />
Nicht nur bei den Veranstaltungen der<br />
globalisierungskritischen Initiativen tauchen hier organisierte<br />
Neonazis <strong>auf</strong>. Auch bei antifaschistischen<br />
und antimilitaristischen Themen sitzen immer wieder<br />
mal welche in den Zuschauerreihen.<br />
Zu Beginn <strong>die</strong>ses Jahres trafen sich engagierte AntifaschistInnen<br />
und <strong>die</strong> Combo Koth & Schneider vor<br />
dem Gericht in Moabit wieder. Anlaß war eine von<br />
überwiegend bürgerlichem Publikum besuchte Veranstaltung<br />
im Haus der Demokratie zum 20. Juli<br />
1944. Bei <strong>die</strong>ser war auch Gerd Schneider zugegen.<br />
Ein aktiver Antifaschist bezeichnete Schneider <strong>auf</strong><br />
<strong>die</strong>ser Veranstaltung als „Faschist“ und outete ihn somit<br />
in der unwissenden Runde der ZuschauerInnen.<br />
Zum Prozeß war auch Michael Koth gekommen,<br />
aber nicht als Zeuge sondern als Zuschauer. Gerd<br />
Schneider arbeitet mit ihm als Berliner Regionalbe<strong>auf</strong>tragter<br />
der Deutschland-Bewegung zusammen,<br />
<strong>die</strong> als Netzwerk für <strong>die</strong> organisierte Rechte <strong>die</strong> „nationale<br />
Erneuerung von unten“ propagiert. „Wir wollen<br />
<strong>die</strong> Bevölkerung <strong>auf</strong>klären über <strong>die</strong> Politik fremder<br />
Mächte, <strong>die</strong> alles, was deutsch ist, demontieren<br />
wollen“, schreibt Alfred Mechtersheimer, der Gründer<br />
und Sprecher der DB. Wer <strong>die</strong>se Mächte sind,<br />
machte Schneider <strong>auf</strong> der oben schon erwähnten Veranstaltung<br />
des KDS deutlich. Er identifizierte als<br />
„Hauptfeind des deutschen Volkes - damals wie heute<br />
- das Kapital der amerikanischen Ostküste“.<br />
Am 20. März 2003 trat Imke Barnstedt in der „Gedenkbibliothek<br />
zu Ehren der Opfer des Stalinismus<br />
e.V“ am Nikolaikirchplatz in Mitte <strong>auf</strong>. Dort<br />
führte sie ihr Kabarettprogramm „Lieb Vaterland,<br />
magst ruhig sein“ vor. Im Ankündigungstext hieß es<br />
„Imke Barnstedt, Schauspielerin und Sängerin in Berlin,<br />
trägt patriotische Lieder und Texte von Heine,<br />
Fallersleben, Tucholsky, Graßhoff und Wolf Martin<br />
(Wien) vor.“.<br />
Michael Koth erschien am 22. März 2003 wieder mal<br />
<strong>auf</strong> der Bildfläche. Pünktlich zu den neonazistischen<br />
Aktivitäten gegen den „Angriffskrieg der USA“ meldete<br />
<strong>die</strong> NPD eine Demonstration in Berlin-Köpenick<br />
an. Da trotz der Mobilisierung durch NPD, Nationalem<br />
Widerstand Berlin-Brandenburg und KDS<br />
aber nur rund 30 Personen aus dem extrem rechten<br />
Spektrum zusammenkamen, mußte <strong>die</strong> nationale<br />
Friedensdemonstration wegen der geringen Beteiligung<br />
abgesagt werden. Außer einer Kundgebung <strong>auf</strong><br />
der der Bundesvorsitzende der NPD, Udo Voigt, und<br />
der Europabe<strong>auf</strong>tragten der NPD, Peter Marx, sprachen<br />
kam nichts weiter bei raus. Dabei wurden mehrere<br />
Transparente gezeigt: „Bush nach Den Haag“<br />
und „Schluß mit der Kriegstreiberei – Kein Blut für<br />
US-Tyrannei“. Neben den bisher schon erwähnten<br />
Kadern waren weiterhin Oliver Schweigert, Jörg<br />
Hähnel und Rene Bethage anwesend.<br />
ZUZÜGE, UMZÜGE UND WEGZÜGE!<br />
Die Fluktuation der „nationalen Aktisten“ im Nordosten<br />
ist in letzter Zeit wieder mal größer geworden.<br />
Oft wird mit Veränderung des Wohnortes auch der<br />
Aktionsraum der jeweiligen Aktivisten verändert. In<br />
einigen Fällen sogar das gesamte politische und orga-<br />
Querfront: Antikriegsproteste von Rechts.