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III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt

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<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong>


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

476 ANTES, Horst, geb. 1936. E. Br. m. U. (Karlsruhe) 4.VII.1986. 1 S. gr.-folio. Auf einer<br />

mit Bleistiftstrichen ergänzten ganzseitigen Druckgraphik (liegender Kopffüßler) als Schreibgrund.<br />

Transparentes Zeichenpapier. Mit Umschlag. (600.—)<br />

An einen Verehrer.<br />

„... die beiden Öffnungen bei meinen Gesichtern sind nicht zufällig. Ich will damit zeigen, daß der Kopf<br />

keine in sich abgeschlossene Sache ist, daß was hinein und heraus kann, daß er begehbar ist.<br />

1.) der Kinderschädel schließt sich sehr langsam.<br />

2) bei prekolumbianischen Skulpturen ist deshalb stets eine Öffnung oben im Kopf.<br />

3.) Die Töpfer, Weber und Korbmacher im Südwesten der USA schließen niemals einen Teppich, einen<br />

Korb, eine Schale mit der Einfaßungslinie ganz zu, sondern lassen ein kleines Stückchen offen – ‘The<br />

weaver’s path!’ ...“<br />

„Du sollst nicht unnötig Energie vergeuden!“<br />

477* BAADER, Johannes, der „Oberdada“, 1875 – 1955. E. Br. m. U. Hamburg 6.I.1942.<br />

Titelblatt und 23 S. kl.-folio (auf der Rückseite von Blättern eines NS-Kalenders des Jahres<br />

1941). Geklammert. Etwas gebräunt, letzte Seite defekt, Rand mit Klebestreifen verstärkt.<br />

(1.200.—)<br />

Langer Brief an den Architekten und Maler Gustav Schleicher (1887– 1973), geschrieben als „Nachtrag<br />

zu meinem Schreiben von der ‘Wasserkante’“.<br />

„... Die folgenden Preisaufgaben für die Theologen, die Juristen, die Philosophen und die Künstler<br />

Schwabens, niedergeschrieben – heute früh zwischen 3 Uhr 45 und 4 Uhr 10, Deutscher Sommerzeit, oder<br />

besser: ‘Deutscher Kriegszeit ...’, verdanken ihre Niederschrift der Notwendigkeit, der Kritik des Gebots:<br />

/ ‘Du sollst nicht töten’ / in meinem absichtlich geschachtelten, und geschachtelt gebliebenen Schachtelsatz<br />

vom 4.1.42 / die allgemeine, allgültige neue Maxime folgen zu lassen, die ich vor viel Jahren schon<br />

aus der etwas spießigen Maxime Ostwalds von der Energie, die man nicht vergeuden solle, herauslöste.<br />

Wilhelm Ostwald schlug vor, anstelle des Wortes: / ‘Du sollst nicht töten!’ / zu sagen: / ‘Du sollst keine<br />

Energie vergeuden!’<br />

Dieser Satz ist unhaltbar. Er muß lauten: / ‘Du sollst nicht unnötig Energie vergeuden!’ ...<br />

Wissen Sie, was Kerrl ... s. Zt. im Preußischen Landtag über Hitler sagte? – Sie können esim ‘Berliner<br />

Tageblatt’ nachlesen, das sich damals darüber mokierte: ‘Hitler ist für uns der Heilige Geist!’ ...<br />

Das eingangs erwähnte ‘Politische Schnadahüpfl’ entstand, als Macdonald, Herriot, Papen, Neurath und<br />

Mussolini die Geldzahlungen nach Versailles eliminiert hatten und Franklin Delano Roosevelt Praesident<br />

der USA geworden war ...“<br />

Es folgen die erwähnten „Preisaufgaben“: „I / Es ist darzustellen die wahre Absicht der Ewigkeit bei der<br />

Aufstellung der Zehn Gebote ...“ (für „die Schwäbischen Theologen“); „I / Was ist Recht? / II / Was ist<br />

Unrecht? ...“ (für „die Schwäbischen Rechtskundigen“); „I / Was ist Geist, Seele, Koerper und Leib? ...“<br />

(für „die Schwäbischen Philosophen“); „Darstellung des Weltbaums“ (für „die Schwäbischen Künstler“).<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m. U. Baaders an Schleicher, Stuttgart 28.I.1948 (Bleistift). Als „Oberdada“<br />

hatte Baader mit Raoul Hausmann und Richard Huelsenbeck Dada-Tourneen veranstaltet und 1921 die<br />

Erste Intertellurische Akademie gegründet.<br />

262


Nr. 477 Johannes Baader<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

263


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

478 BAUDRY, Paul Jacques Aimé, 1828 – 1886. 1 e Br. m. U., o.O.u.D., 2 ⁄3 S. 8 o , und 1 e.<br />

Rohrpostkarte m. U., Stempel: Paris, Montparnasse 8.V.1882. Mit 1 Umschlag. Der Brief mit<br />

schwachem Lichtrand; die Karte etwas knittrig (ein Eckchen fehlt). (300.—)<br />

An den Bankier und Kunstsammler Charles E p h r u s s i , einer der frühesten Förderer des Impressionismus.<br />

Die Karte. „Cher ami, je vous ai envoyé hier un avis pour la visite d’aujourd’hui chez Mr. Stewart qui<br />

sera charmé de vous recevoir avec votre ami. Allez y vers 2 h.<br />

Cette carte vous informe en meme temps que rendez vous est pris avec Guillaume“ (der Bildhauer Eugène<br />

G.?) „et tous nos hommes demain mardi à 2 heures Pavillon Mollien ...“<br />

Der Brief. „... Vous êtes vraiment très aimable et bien que je soie le dernier des sauvages / j’accepte votre<br />

rendez vous chez Madame votre mére ... et je vous remercie affectueusement ...“<br />

479 BAYROS, Franz von, 1866 – 1924. E. Br. m. U. O.O.u.D. 4 S. kl.-4 o . Wappenprägung am<br />

Kopf. Schwach gebräunt. (400.—)<br />

Wohl an die Witwe eines Künstlers, der er zum Tod ihres Mannes kondoliert.<br />

„... nur die den verewigten Meister so geliebt und verehrt haben ... können mit Ihnen den grossen Schmerz<br />

so aufrichtig mit empfinden wie wir es thun ... – mir war ja der seelige Meister leider nur kurze Zeit, aber<br />

ein so lieber, hochverehrter gütiger Freund – so müssten Sie darin auch im festen Vertrauen in den allgütigen<br />

Gott der in seiner Barmherzigkeit auch Ihnen, hochverehrte Frau die Zeit und das Bewusstsein<br />

Ihrer aufrichtigen Liebe – ein Heilmittel wird sein lassen – einen erhebenden Trost finden ...“<br />

480 BECKMANN, Max, 1884 – 1950. E. Nachschrift m. U. unter einem Brief seiner Frau<br />

Mathilde („Quappi“), (St. Louis) 27.I.1949, 2 S. kl.-folio. Kleine Einrisse am Oberrand.<br />

(400.—)<br />

An den Regisseur und Schriftsteller Ludwig Berger (1892 – 1969), den Beckmann 1945 portraitiert hatte.<br />

Aus dem Brief von Quappi Beckmann: „... Max bat mich Ihnen 2 Kataloge von seiner großen Ausstellung<br />

zu schicken ... Leider haben wir keine farbigen Reproduktionen von dem Tryptichon ‘The Actors’ (König<br />

Nicolo) ich schicke einige andere farbige Reproduktionen mit von Bildern die sich bei Franke in München<br />

befinden ...<br />

... Über Ihre Idee der Beckmann Wandmalereien müssen wir sehen wie alles wird und abwarten.<br />

Im Sommer gehen wir nach Boulder - Colorado und im Herbst siedeln wir nach New York über, Max hat<br />

eine Berufung an die Brooklyn Museums Art-School ...“<br />

Max Beckmanns Nachschrift: „Viele Grüße lieber Berger, bin neugierig ob sich die Sache entwickeln wird.<br />

Alles Gute und auf bald / Ihr Beckmann“.<br />

Mit der „großen Ausstellung“ ist die 1948 in mehreren amerikanischen Städten gezeigte große Beckmann-<br />

Retrospektive gemeint. – „Franke in München“: sein Galerist Günther F.<br />

481 BONNARD, Pierre, 1867– 1947. E. Br. m. U. Paris o.D. 1 S. gr.-8 o . (800.—)<br />

An eine Dame, mit der Bitte um Verschiebung gemeinsamer Projekte.<br />

„J’ai bien recu la lettre de votre mari qui me donnait de vos bonnes nouvelles du sejour à New York. Je ne<br />

suis plus que pour quelques jours à Paris aussi je vous propose de remettre nos projets au mois d’Octobre<br />

epoque à la quelle je ferai encore un sejour à Paris[.] Je vous souhaits de bonnes vacances[.] Ma femme<br />

me prie de vous remercier de l’interet que vous portez a sa santé qui est bien meilleur maintenant ...“<br />

264


Bramante beim Neubau der Peterskirche<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

482* BRAMANTE „da Urbino“, Donato, eigentlich Donato d’Angelo, italienischer Baumeister<br />

und Maler, Begründer der Architektur der italienischen Hochrenaissance; seit 1504 im<br />

Dienst von Papst Julius II., begann er 1506 den Neubau der Peterskirche, 1444 – 1514. E. Quittung<br />

mit Namen „Bramante d’Urbino“ am Kopf, unter einem Schriftstück im Namen des päpstlichen<br />

General-Thesaurarius O r l a n d o d e Rovere, Bischofs von Tarent, (Rom) 28.<strong>III</strong>.<br />

1512, 1 S. quer-gr.-8 o . Ränder minimal braunfleckig, kleines (Heft-)Loch; verso geringe Montagespuren.<br />

(20.000.—)<br />

„Orlandus de Ruvere Electus Zarentis Servus Domini Nostri“ weist dem „magistro Bramante de Urbino<br />

architecto Sanctissimi domini nostri“ (Papst Julius II.) „et ejus fabrica sancti petri“ein Monatsgehalt<br />

von zwanzig Dukaten zur Auszahlung an. – Mit einem kurzen Sichtvermerk von dritter Hand.<br />

Darunter quittiert Bramante eigenhändig: „Io Bramante d’Urbino ·o· recieuti li duch[ati] venti di mia<br />

prouuigione et mano propria ·o· sotto scritto“.<br />

Die Grundsteinlegung der Peterskirche war am 18. April 1506 erfolgt; bei Bramantes Tod am 11. März<br />

1514 waren die vier Kuppelpfeiler mit den sie verbindenden Gurtbögen und Zwickeln sowie ein Teil des<br />

südlichen Kreuzarmes fertiggestellt.<br />

Aus der Sammlung Geigy (Sammlungskatalog Nr. 2079, „Unikum“, Verst.-Katalog <strong>Stargardt</strong> 552 Nr. 987).<br />

– Von Autographen Bramantes sind nach unseren Aufzeichnungen sonst nur zwei – ganz entsprechende<br />

– Quittungen vom 26.V.1512 (aus den Sammlungen v. Koenig-Warthausen, <strong>Stargardt</strong> Kat. 497, Robert<br />

Ammann, <strong>Stargardt</strong> Kat. 559, und Walter Schwarz, <strong>Stargardt</strong> Kat. 634) sowie vom 23.XII.1512 (Sammlung<br />

Angelini-Rossi; Versteigerung V<strong>III</strong> von Gilhofer & Ranschburg, Wien 1901, Nr. 960; „höchst seltenes<br />

Stück, das noch nie im Handel vorkam“) in Autographenkatalogen aufgetaucht.<br />

Von größter Seltenheit.<br />

265


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„mon cubisme est un moyen que j’ai créé à mon usage”<br />

483 BRAQUE, Georges, 1882 – 1963. E. Br. m. U. (Paris) 2.X.1924. 2 S. kl.-4 o . Auf seinem<br />

Briefpapier. Minimal gebräunt. (2.000.—)<br />

An den Kunstkritiker Félix F é n é o n über den von ihm und Picasso begründeten K ubismus.<br />

„... Voici le petit mot que vous me demandez pour votre enquête sur le Cubisme, il est court, mais quoi dire<br />

de plus sur une question que la personnalité peut seule justifier.<br />

‘Pour moi le cubisme ou plutôt mon cubisme est un moyen que j’ai créé à mon usage et dont le but fut surtout<br />

de mettre la peinture à la portée de mes dons’<br />

Lors cette raison le cubisme ne m’interesse guère, j’aime surtout la peinture – Je vous remercie pour le<br />

Bulletin que j’ai reçu avec la reproduction du petit nu. J’ai trouvé la photo très reussie et je serais heureux<br />

si vous vouliez bien me réserver une epreuve ...“<br />

„Lapidi del Vaticano“<br />

484 CANOVA, Antonio, 1757– 1822. E. Br. m. U. Rom („Casa“) 19.I.1819. 1 S. kl.-folio.<br />

Etwas feuchtfleckig. (600.—)<br />

Als Oberaufseher der Kunstschätze des Kirchenstaates an einen Gelehrten, der um Zutritt zu den Antikensammlungen<br />

des Vatikans gebeten hatte, um Epigraphe abzuschreiben.<br />

„Signore / Le compiego nel presente la permissione, ch’Ella mi chiedeva, per trascrivere alcune Lapidi<br />

del Vaticano. Desidero ch’Ella mi adoperi liberamente in cose di suo piacere, perché non potrebbe far più<br />

grande soddisfazione al mio animo, pieno di verace stima e rispetto per Lei ...“<br />

485 CHAGALL, Marc, 1887– 1985. E. Br. m. U. Paris (15.)XI.1934 (Eingangsvermerk:<br />

18.XII.1934). 1 1 ⁄3 S. gr.-4 o . Jiddisch, in hebräischer Schrift. Kleine Faltenrisse. Mit Um -<br />

schlag. (1.600.—)<br />

An seinen Freund, den Maler und Radierer Hermann S t r u c k in Haifa.<br />

„... Wir bedauern sehr, Sie nicht in Paris gesehen zu haben. Wir sind nämlich in Spanien gewesen. Dieser<br />

Tage habe ich Ihr Paket mit Ihren Arbeiten dem Spediteur Mr. Robinot übergeben, damit es nach London<br />

abgeschickt werde ...<br />

Wie geht es Ihnen? Sind Sie jetzt zufrieden damit, daß die Zahl der deutschen Juden im Lande größer<br />

geworden ist? Ist der Geist dadurch nicht schlechter geworden? Und was arbeiten Sie? Ich, abgesehen<br />

von verschiedenen Sorgen, arbeite auch, aber ich leide, – da ich nicht die Luft vom eigenen Land und<br />

Menschen atmen kann ... Es fehlt ein bißchen Achtung. Ich rede nicht von Russen ... ich rede von Juden.<br />

Ich denke, wir sind zu spät geboren worden; früher hätten sich wahrscheinlich große Juden gefunden,<br />

die mir ‘Wände’ gegeben hätten, darauf künstlerische Gefühle zu zeigen. Aber umsonst warten wir ...“<br />

(Übersetzung).<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 269.<br />

266


Nr. 483 Georges Braque<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

267


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

486 CHODOWIECKI, Daniel, 1726 – 1801. E. Br. m. U. Berlin 6.IV.1800. 1 S. 4 o . Etwas<br />

gebräunt. (600.—)<br />

An den Sohn eines verstorbenen Geschäftspartners.<br />

„... Es wundert mich sehr daß Ihr Seel. Herr Vater da er schon A o 1792 das quaest. Werk an Herrn Rottmann<br />

verkaufft hatt sich unserm gemachten Contract gemäß nach einer jeden Leipziger Meße das Verkauffte<br />

zu bezahlen sich nicht damahls mit H. Pajon und mir abgefunden hatt und erwarte ... daß Sie<br />

mir den Betrag der 2/5 nebst den Zinsen aus der Masse seines nachlasses Bezahlen werden“.<br />

„H. Pajon“: vermutlich der Theologe und Übersetzer Ludwig Elias Pajon de Moncets (1725 – 1796).<br />

487 CORINTH, Lovis, 1858 – 1925. E. Br. m. U. München 9.IV.1901. 3 S. 8 o . Kleinere Randund<br />

Faltenrisse. (300.—)<br />

An den Kaufmann Theodor Griesebock (in Berlin), der ihn eingeladen hatte.<br />

„... Ich konnte leider von Ihrer freundlichen Einladung – Sie zu besuchen – vorläufig keinen Gebrauch<br />

machen, da ich zuerst mit meinen Bildern für die Ausstellungen vollauf zu thun hatte und dann wieder<br />

durch den Umzug nach hier zu sehr beschäftigt war.<br />

Ich hoffe aber zur Eröffnung der Secession wieder in Berlin zu sein und dann ziehe ich ja vor October<br />

ganz dorthin und zwar nehme ich die jetzige Wohnung des L e i s tikow. Alsdann werde ich Sie ganz<br />

bestimmt heimsuchen und Ihre berühmte Sammlung von Büchern und Ihr einziges Bild von mir zu bewundern<br />

...“<br />

Beiliegend ein frankierter Umschlag Corinths an den schleswig-holsteinischen Kunstverein in Kiel.<br />

488 CORNELIUS, Peter von, 1783– 1867. Schriftstück m.U. München 4.<strong>III</strong>.1832. 1 S. 4 o .<br />

Etwas gebräunt, kleine Randläsuren. (200.–)<br />

„Bekanntmachung“. – Aufruf an die bildenden Künstler zur Beteiligung an der Münchner Kunstausstellung.<br />

„Die königliche Akademie der bildenden Künste in / München / wird im Oktober des laufenden Jahres<br />

abermals eine Kunstausstellung veranstalten. Diese Ausstellung wird, gleich den früheren, alle Fächer<br />

der bildenden Kunst umfassen. Die Akademie giebt sich daher die Ehre, sämmtliche Künstler des In- und<br />

Auslandes einzuladen, Ihre Werke zu derselben einzusenden. Da die Eröffnung am 12 n Oktober geschieht,<br />

so ist der letzte Einsendungstermin der 12 te September laufenden Jahres; später einkommende Werke<br />

würde man nicht mehr in die Ausstellung aufnehmen können ...“<br />

Aus der Sammlung von König-Warthausen.<br />

489 COROT, Camille, 1796 – 1875. E. Br. m. U. Ville-d’Avray 6.VII.1850. 1 S. gr.- 8 o . Mit Siegelrest<br />

und Adresse. Leicht gebräunt, etwas fleckig. Obere linke Seite der Adresse ausgerissen.<br />

(600.—)<br />

Kondolenzbrief an den Bildhauer Antoine (auch: Jean Antoine) Etex, dem er u. a. von einem Aufenthalt<br />

in seinem Studio in Versailles berichtet. – Seine Eltern, erfolgreiche Pariser Geschäftsleute, hatten Corot<br />

bereits in jungen Jahren ein Atelier in ihrem Landhaus in Versailles eingerichtet.<br />

„... J’ai reçu une lettre de faire part de la perte que vous avez fait: J’ai bien pris part au chagrin que vous<br />

deviez en ressentir. J’ai retardé parceque je vous croyais en voyage. Je suis allé à Versailles & J’ai vu ma<br />

Jeune dame au portrait. elle a fait un voyage & à son retour elle a été très malade.<br />

Venez donc nous voir quand vous auriez un moment ...“<br />

268


Nr. 485 Marc Chagall<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

269


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

490 DALÍ, Salvador, 1904 – 1989. E. Billett m. U. Paris 1.VI.1933. 1 ⁄2 S. folio (untere Blatthälfte<br />

abgerissen). Kunstdruckpapier. Kleine Randläsuren (Oberrand beschnitten). Leicht<br />

angestaubt. (1.200.—)<br />

„Cher Breton: l’exposition de mes peintures de l’ane coincide avec“ – es folgt eine unausgefüllte Notenzeile<br />

(Bleistift) und im Anschluß, eine Zeile tiefer, die Grußformel „de mon inconditionalite surrealiste /<br />

votre / Salvador Dalí“.<br />

491 — E. Namenszug „Dalí“ in einem broschierten Ausstellungsprospekt: „The 3 rd Dimension:<br />

The 1 st World Exposition of Holograms conceived by Dali“, New York und London 7.IV.–<br />

13.V.1972, M. Knoedler & Co., Inc. 4 o . (350.—)<br />

Beiliegend ein e. Namenszug auf einer Kunstpostkarte seines Gemäldes „Forgotten Horizon“.<br />

270


Nr. 494 Edgar Degas<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

271


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„son buste en marbre des Pyrennees“<br />

492 DAVID D’ANGERS, Pierre Jean, 1788 – 1856. E. Br. m. U. Paris 6.II.1841. 3 S. gr.-8 o .<br />

Mit Adresse. Minimal fleckig. Kleine Montagereste am Oberrand der 2. Seite. (800.—)<br />

Beileidsschreiben an „Monsieur Le Fauconnier“ in Tarbes, die Hinterlassenschaft seines Freundes, des<br />

in Tarbes gebürtigen Politikers und Journalisten Bertrand Barère de Vieuzac betreffend, der am 13. Januar<br />

gestorben war. – Barère de Vieuzac war das letzte noch lebende Mitglied des Wohlfahrtsausschusses<br />

gewesen.<br />

„... Quoique l’age avancé et l’etat maladif de Mr Barrère [sic] ayant depuis longtems donnés de graves<br />

inquietudes à ses [?] amis cependant la nouvelle de sa mort nous a été bien penible et comme vous devez<br />

la comprendre facilement ce coup a été profondement senti par moi qui lui avais voué une amitie et un<br />

dévouement sans bornes et a qui il avait donné tant et si souvent des preuves de sa bienveillance ...<br />

Actuellement il nous reste à accomplir un devoir sacré pour la mémoire de Mr Barrère, et l’on peut être<br />

sur que vous vous en acquitterez dignement, de mon coté aussi vous pouvez être sur que je m’occupe activement<br />

des moyens de réaliser ses volontés ...“<br />

In einem Nachsatz heißt es: „... selon le voeu exprimé par Mr Barrère je donnerai son buste en marbre<br />

des Pyrennees à la mairie de la ville de Tarbes, c’est un de ses desirs qu’il me sera agréable de realiser...“<br />

493 DEGAS, Edgar, 1834 – 1917. E. Br. m. U. „Degas“. O.O.u.D. 1 2 ⁄3 S. 8 o . Rechts schwacher<br />

Lichtrand. (1.200.—)<br />

Wohl an den Bankier und Kunstsammler Charles E p h r u s s i , einen frühen Förderer des Impressionismus.<br />

„... Je ne croyais pas que l’art attendait une réponse. – Il avait par votre aimable entremise fait connaitre<br />

ses conditions et ses dispositions. – C’est vous que j’avais à remercier, pas lui – J’irai tout de même causer<br />

un jour avec lui.<br />

Merci pour le fauteuil. J’irai quoique je suis bien fatigué de mes damnés yeux ...“<br />

In einem Nachsatz fügt er hinzu: „Nous avons dû reculer notre parution parceque Salmon“ (die Pariser<br />

Druckerei A. Salmon) „... n’avait pas la plus petite presse pour nous.“<br />

494* — E. Br. m. U. „Degas“. O.O. „Mercredi matin. 10 Jiullet“ o. J.1 2 ⁄3 S. 8 o . Tinte auf der<br />

2. Seite leicht verblaßt. Schwach gebräunt. Kleine Randläsuren (Montagereste am rechter<br />

Rand). (800.—)<br />

Wohl an den Galeristen (Charles) Deschamps in London, in einer unklaren Zahlungsangelegenheit. –<br />

Deschamps leitete in London die Galerie von Paul Durand-Ruel, der während des deutsch-französischen<br />

Krieges von 1870/71 von Paris nach London geflohen war.<br />

„... Je ne comprends pas non plus la valeur du chèque de Mr Galloway“ (Charles G., ein Ingenieur aus<br />

Manchester und Kunstsammler). „Vous devez avoir un reçu de moi des 2000 frcs qu’il m’avait envoyés<br />

d’avance et dans lequel il est mis que c’est un àcompte sur 150 livres sterling, c’est à dire 3750 frcs / c’était<br />

donc 1750 frcs qu’il restait mon devoir.<br />

Je ne reçois que 1604. 80 c. Dites lui qu’il s’est trompé, mais faites lui aussi tous mes remerciements ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 271.<br />

272


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

495* DORÉ, Gustave, 1832 – 1883. Signierte Portraitphotographie „G. Doré“. Kabinettformat.<br />

Aufnahme: Ch. Reutlinger, Paris. Minimal fleckig. (300.—)<br />

Brustbild nach rechts, wohl aus den 1870er Jahren.<br />

496 DUBUFFET, Jean, 1901 – 1985. Br. m. U. Vence 22.V.1967. 1 S. gr.-4 o . (400.—)<br />

An den Kunstverlag „Editions Alecto“ in London wegen des Drucks seines Mappenwerks „Banque de<br />

l’Hourloupe“.<br />

„... J’ai reçu aujourd’hui le specimen du dos des cartes conforme à la maquette que je vous avais envoyée.<br />

Je trouve cela excellent et je suis d’accord pour que le tirage soit fait ainsi.<br />

Dans le specimen en question il y a une feuille collé sur le dos propre de la carte, et le collage n’est pas bon<br />

... Il est évidemment important que les cartes soient parfaitement planes, bien exempte de courbure ...“<br />

Mit einer Nachschrift m. U. „J.D.“: „... Monsieur Jaeger (de la Galerie Jeanne Bucher) me dit qu’il a<br />

chargé récemment Mr Peter Cochrane (de la Galerie Arthur Tooth) de soumettre à Mr Alan Bowness la<br />

traduction en anglais de mon petit texte constituant le ‘mode d’emploi’.“<br />

497 ENSOR, James, 1860 – 1949. E. Br. m. U. Ostende 23.I.1899. 3 S. gr.-8 o . Schwach ge -<br />

bräunt. Kleiner Faltenriß. (1.200.—)<br />

An Léon Deschamps in Paris, den Herausgeber der „Plume“, der eine Ausstellung von Werken Ensors in<br />

Paris organisiert, jedoch nichts verkauft hatte.<br />

„... vous avez reçu mon envoi de deux cents eaux-fortes. Je vous enverrai dans quelques jours soixante<br />

dix eaux-fortes les seules que je possède en ce moment. Vous recevez un peu plus tard les trente dernières<br />

eaux-fortes ...<br />

Vous m’écrivez que la vente ne marche pas / C’est bien facheux et cela m’etonne un peu / quand j’expose<br />

des eaux-fortes en Belgique je vends quelquefois.<br />

... Il me serait agréable de vendre quelques eaux-forts. Je compte sur vous et vous prie de faire un effort<br />

pour me faire vendre quelques eaux-fortes. Cela ne doit pas être très difficile cependant de vendre<br />

quelques epreuves à Paris.<br />

J’espère que vous trouverez la planche ‘Squelettes voulant se chauffer’ en tous cas je ne l’ai pas reçu ...“<br />

Auf der dritten Seite folgt eine umfangreiche „Liste des collaborateurs“ (Namen und Adressen), die zum<br />

größten Teil belgische Schriftsteller, bildende Künstler und Kunstkritiker umfaßt, darunter Edmond<br />

Picard, Emile Verhaeren, Camille Mauclair, Theo Hannon, Max Elskamp, Maurice Desonbiaux, Octave<br />

Maus, Blanche Belval, Constantin Meunier, Georges Lemmen, Maurice M a e t e r l i n c k , Edgar Baes,<br />

André Fontainas und Pol de Mont; ihre Mitarbeit bezieht sich wohl auf die von Deschamps gegründete<br />

Kunstzeitschrift „La Plume“.<br />

498 ERHARD, Johann Christoph, Maler und Radierer, 1795 – 1822. 2 e. Stammbuchblätter<br />

m. U. Nürnberg 26.IX.1813. 2 S. quer-(kl.-)8 o . Ein Blatt mit Schmuckbordüre. Leicht gebräunt<br />

und fleckig. (200.—)<br />

I) „Samle dir Schäze, – Schäze der Weisheit u. Tugend, von welchen Du, wenn die vornehmste Zeit der<br />

Sammeler vorbey ist, leben, u. wohl leben kannst.“<br />

II) „Natur führt unsern Geist zur Tugend, / Und Tugend führt ihn zur Natur.“<br />

Sehr selten.<br />

273


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(J.Chr. Erhard)<br />

„es ist herrlich in Italien!“<br />

499 — E. Br. m. U. Rom 12.V<strong>III</strong>.1820. 1¾ S. 4 o . Etwas fleckig. (400.—)<br />

An seinen Freund, den Maler Ernst Welker (1788 – 1857), dem er über das Künstlerleben in Rom berichtet.<br />

„... Daß wir es recht sehr bedauerten, Dich fröhlichen Gefährten nicht bey uns zu haben kannst Du Dir<br />

denken, da es Gelegenheiten genug gab wo uns ein Dritter zur Mittheilung unseres Vergnügens sowohl als<br />

zur Verjagung der Langeweile ... recht am Plaz gewesen wäre ... Wir genoßen manches unvergeßlichen<br />

Tages auf unserer leider nur zu eiligen Reise, u. jezt weiß ich nicht wo die Zeit hinkommt so gefällt es mir<br />

u. so möcht’ ich immer überall seyn, es ist herrlich in Italien! ... Unsern R e inhold“ (den Maler und<br />

Kupferstecher Heinrich R., 1790 – 1825) „hab ich nun gegen 4 Monate schon entbehren müßen, da er mit<br />

dem Fürsten Lobkowitz nach Sizilien gegangen ist u. nun mit einem Engländer von Neapel aus nach<br />

Livorno u. Florenz geht u. erst im September zurükkommen wird. K l e i n “ (der Maler Johann Adam K.,<br />

1792 – 1875) „hat sich auch nach Neapel verfügt um der Fönzeit auszuweichen die einen hier so anfällt<br />

wenn der leidige Scirocco weht. Ich wills aber aushalten. Das Leben unter den hiesigen Künstlern finde<br />

ich recht angenehm, vor etlichen Jahren soll es aber gar übertrieben zugegangen haben. Die Mahler im<br />

niederländischen Styl nämlich im Neuen, oder im französischen kurz alle die der Farbe u. der Effekte halber<br />

nicht der Zeichnung nach mahlten waren verachtet ... Nun ist es milder geworden. Es geht alles<br />

freundl. mit einander um ... K o c h “ (der Maler Joseph Anton K., 1768 – 1839) „ist ein närrischer, närrischer<br />

Kumpan aber ein tüchtiger Künstler ... S c h n orr“(der Maler Julius Sch. von Carolsfeld, 1794<br />

– 1872) „ist ebenfalls ein großes Genie ...“<br />

Erwähnt ferner den Kupferstecher Georg Christoph Wilder, „meinen Landsmann“.<br />

500 ERNST, Max, 1891 – 1976. E. Albumblatt mit Widmung und zweimaliger Unterschrift.<br />

Paris 29.V.1959. 1 S. gr.-4 o (Luftpostpapier). Minimale Randläsuren. (350.—)<br />

„und wenn sie’s dann wieder regnen lassen über Europa / über Kafkasien und Kafkamerika / nach verbrachtem<br />

Hass in taubheit und trübsal und ganzer Gewalt / statt fröhlicher Gesellen und Liebe und Weisheit<br />

....<br />

Sehr geehrter Herr Schweighofer: / hier eine kleine Schriftprobe und freundliche Grüße ...“ – Darunter<br />

die zweimalige Unterschrift (in Schreibschrift und in Druckbuchstaben).<br />

274


Nr. 503 Paul Gauguin an Camille Pissarro<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

275


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Solche Arbeiten sind die Pforte“<br />

501* FEININGER, Lyonel, 1871 – 1956. E. Br. m. U. Zehlendorf-Mitte 31.I.1918. 2 1 ⁄3 S. gr.-8 o .<br />

Rautiertes Papier. (4.000.—)<br />

Prachtvoller, inhaltsreicher Brief an (die Kunstsammlerin Elisabeth Mayer), der er eine Sendung mit seinen<br />

Arbeiten ankündigt. Elisabeth Mayer und ihr Mann Wilhelm waren auch mit Erich Heckel und dessen<br />

Frau Sidi befreundet.<br />

„... Daraus ist eine Masse Blätter geworden, und ich habe dabei noch viele weglassen müssen, von denen,<br />

die ich Ihnen zeigen wollte: nämlich die Naturzeichnungen und Bilderzeichnungen aus früheren Jahren.<br />

Zur ‘Brücke I’ habe ich die ursprüngliche Naturnotiz und die Kompositionsskizze nach dieser Notiz, hervorgesucht<br />

und beigelegt. Dann die Kohlenkomposition zu ‘Brücke <strong>III</strong>’. Ferner: 2 Kohlen-Federkompositionen<br />

nach dem gleichen Motif (‘Oberweimar II’ und ‘IV’), die jedoch einstweilen unverkäuflich bleiben<br />

müssen, da ich sie noch brauche.<br />

Die ‘9 Kinderzeichnungen’ sind für – Kinder gestaltet. Ich weiss nicht, warum man nicht für Kinder auch<br />

Bilder machen sollte; ich befasse mich seit über 20 Jahren mit solchen Versuchen; immer wieder kommen<br />

diese Gestaltungen, in meinem Schaffen, periodenweise zum Vorschein! Ich habe sogar Gemälde in dieser<br />

Art gemalt. Diese Neigung werden Sie gewiss verstehen? Solche Arbeiten sind die Pforte, durch die ich<br />

in die goldene Kindheit hindurchschlüpfe. Gewisse Sehnsüchte lassen sich nur so ausdrücken.<br />

Die ‘6 farbigen Zeichnungen’ der Liste stellen eine Verbindung zwischen ‘Kindheit’ und ‘Kubistisch-<br />

Expressionistischer Ausdrucksweise’ dar. Sie sind formal gedacht, sonst aber im Ausdruck kindlich fröhlich.<br />

‘Fröhlich’ kann man, in diesen Jahren, nur sein, wenn man es für die Kinder wird ...“<br />

Beiliegend die erwähnte eigenhändige „Liste“ Feiningers (2 S. gr.-8 o ) mit seinen Arbeiten und ihren Preisen<br />

zwischen 50 und 150 Mark; auf der Rückseite ein Vermerk der Adressatin: „Behalten: / Der Teich ...<br />

/ Naturzeichnung aus / Braunlage ‘Waldweg’ ... / 2 Kinderblätter / Schlangenjagd ... / Mondnacht ... /<br />

Naturskizze zu Brücke I / Oberweimar ... / Arbeitskomposition zu ‘Brücke I.’ ...“<br />

„die einzige Rettung aus allem Elend“<br />

502* — E. Br. m. U. Zehlendorf-Mitte 31.<strong>III</strong>./12.IV.1918. 2 S. gr.-4 o . Winzige Randläsuren.<br />

(4.000.—)<br />

Wohl an dieselbe Adressatin, ausführlich über die schwierige Lebenslage unter den Bedingungen des<br />

Ersten Weltkrieges.<br />

„... Wirklich, es ist sehr schade, dass Sie Ihre geplante Reise aufgeben mussten; und uns Allen eine grosse<br />

Enttäuschung: wir hatten uns so darauf gefreut, Sie Beide kennen zu lernen; und ich habe in diesen<br />

letzten Tagen mir recht oft den ‘Buxtehude’ vorgenommen! Aber, wenn wir bedenken, wie schwierig, jetzt,<br />

(ja, fast unmöglich!) die Reiseverhältnisse sich zuspitzen, können wir uns gut vorstellen, dass Sie ... doch<br />

lieber auf bessere Zeiten mit Ihrer Reise warten ... Uns allen ist es nicht sehr gut gegangen. Meine Frau<br />

ist auch sehr herunter ... Die Anstrengungen sind für Hausmütter ganz schrecklich; das bischen tägliche<br />

Leben! die Sorgen um zureichende Ernährung für die Lieben! ...<br />

Frau Sidi H e c k e l hatte uns von Ihnen Bilder zu zeigen versprochen, aber hat sie, als sie uns besuchte,<br />

zu Hause liegen lassen und nun will sie nach Tübingen fahren; wir werden sie wohl nicht so bald zu<br />

sehen bekommen. Es war sehr lieb, von Ihnen erzählen zu hören und von Ihrem schönen, anregenden<br />

Leben. In Gedanken, sind wir oft bei Ihnen zu Gast.<br />

Ich glaube gewiss, dass Tübingen uns gefallen würde! Wir kennen, von kleineren Städten, nur We imar;<br />

dort haben wir wiederholt eine Reihe von Monaten verbracht, und es giebt keine Stadt die wir so lieb hätten.<br />

Wir möchten am liebsten ganz von Berlin fort; überhaupt fern von der Grossstadt sein und mitten<br />

auf dem Lande, von Hügeln und Dörfern umgeben; wie’s so schön in Weimar ist. Unsere Jungens sind<br />

auch richtige Landkinder, so fein und zart sie auch organisiert sind. Sind grosse und eifrige Naturforscher!<br />

Sammeln Schmetterlinge, Raupen, Käfer – wollen sich jetzt mit der höheren Zoologie befassen und<br />

276


Nr. 501 Lyonel Feininger<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

277


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Feininger)<br />

Kröten und Blindschleichen ins Haus bringen – sprechen sogar von ‘Ringelnattern!’ Das ist freilich eine<br />

Abteilung der Schöpfung, für die ich wenig Behagen empfinde! Mir genügt die blosse Landschaft! und<br />

wenn ich weiss, dass irgendwo Schlangen verborgen sich aufhalten, kann mir dieses Bewusstsein die<br />

Landschaft verleiden. Wir haben die grosse ‘Brehm’ Ausgabe, in ca. 12 Bänden, und dort sind die Jungens<br />

vollkommen zuhause; wissen Bescheid über alle noch so grosse oder kleine Tiere, Vögel, Reptilien<br />

und Insekten, aus allen Gegenden dieser Erde. d. 12. April 1918. Liebe gnädige Frau! Seit 12 Tagen habe<br />

ich an einem schweren Schnupfen zu Bette gelegen, und sehe ein, heute, wo ich zum ersten Male aufstehe,<br />

dass ich noch einige Tage lang zu keiner Arbeit taugen werde. Ich beschliesse daher diesen Brief, mit<br />

dem Bedauern, ihn unvollendet lassen zu müssen ... Nach 3 3 ⁄4 Kriegsjahren sind wir garnicht mehr so<br />

widerstandsfähig wie früher, auch wenn wir weit davon entfernt sind, verhungert zu sein! Tag und Nacht<br />

haben wir nur den einen Wunsch, dass nun endlich die Geschichte zu einem kraftvollen Abschluss geführt<br />

wird. Die Anzeichen dafür sind günstig! ...“<br />

Am Ende des Ersten Weltkrieges zog Feininger mit seiner Familie nach Braunlage im Harz.<br />

Gauguin an Pissarro<br />

503 GAUGUIN, Paul, 1848 – 1903. E. Br. m. U. O.O.u.D. (April 1886). 1 S. 8 o . Etwas ge -<br />

bräunt. – Verso ganzseitige Notizen von C a mille Pissarro. (6.000.—)<br />

An seinen Freund und Mentor Camille Pissarro, die gemeinsame Auswahl von Werken für die achte<br />

Impressionistenausstellung betreffend.<br />

„Mon cher Pissarro / Vous serez bien aimable quand vous enverrez vos tableaux à l’Exposition d’y ajouter<br />

le petit bas relief en bois que vous avez de moi – Je désire l’exposer à moins que vous n’y trouviez inconvénient<br />

– Bien à vous / P Gauguin“ Gauguin stellte insgesamt 19 Gemälde und das erwähnte Holzrelief auf<br />

dieser letzten gemeinsamen Gruppenausstellung der Impressionisten aus. Am Ende des Jahres brach er<br />

mit Pissarro, mit dem er seit 1875 befreundet war.<br />

Pissaro verwendete die Rückseite des Briefes für tagespolitische Notizen. Nachdem es im Städtchen Decazeville<br />

zu einem Minenarbeiterstreik gekommen und der zuständige Abgeordnete des Departements abgesetzt<br />

worden war, weil er sich mit den Streikenden solidarisiert hatte, siegte bei Neuwahlen der radikale<br />

Kandidat:<br />

„le candidat Oportunisto Radical n’a obtenu que 145.000 voix c’est une pitieuse victoire! Conclusion: il<br />

a suffit de cette Grève de Decazeville pour:<br />

1 o Montrer que tous les légitimistes, orléanistes, bonapartistes, opportunistes, et Radicaux de la Chambre<br />

sont tous des Bourgeois – par consequent des Reac – 2 o Cela nous fait voir la vitesse à laquelle se forme<br />

l’armée qui fera la Revolution – il y a quelque mois il y avait une avant garde de 25.000 hommes<br />

aujourd’hui il y a une Armée de 100.000 –<br />

Je lis qu’il y a des troubles à Milwaukee et à Chicago cela se rapproche sensiblement de l’endroit où tu te<br />

trouves“.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 275.<br />

504 GRIS, Juan, 1887– 1927. E. Ansichtskarte m. U. Beaulieu-lès-Loches (2.X.1916).<br />

(600.—)<br />

An den Kunstkritiker und Galeristen André Level in Paris, der ihm ein Bild des Landschaftsmalers Camille<br />

Corot gesandt hatte.<br />

„... Merci du beau Corot que vous m’avez envoyé. J’essai bien à faire du paysage mais ça me semble mauvais.<br />

On verra bien au bout de quelques tentatives.<br />

Je ne travaille pas beaucoup. Je joue à la balle et j’ai construit un cerf-volant qui ne veut pas voler. Tous<br />

les jours je le perfeccione sans obtenir un resultat ...“<br />

278


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

505 GROMAIRE, Marcel, 1892 – 1971. E. Br. m. U. (Paris) 29.IV.1958. 2 S. gr.-8 o . Mit<br />

Umschlag. (400.—)<br />

An Maurice Gieure von der Galerie Mariac in Paris, der ihn nach unbekannten begabten Malern („encore<br />

inconnus mais doués“) gefragt hatte.<br />

„... Quatre de mes anciens des Arts Déco, qui ont deja exposé en divers endroits, certains ayant eu des<br />

prix ... Artozoul, Béraud, Bertrand, Lucien Fleury. Enfin, plus agée, mais de qualité, Hélène Madelin.<br />

Aucun n’est atteint de l’épidémie de facilité et d’artifice qui ronge actuellement la peinture ...“<br />

506* GULBRANSSON, Olaf, 1873 – 1958. E. Br. m. U. und einer Z e i c hnung am Kopf.<br />

Tegernsee 28.X.1935 (Poststempel). 3 ⁄4 S. gr.-4 o , in Versalien geschrieben. Bleistift. Winziges<br />

Loch. Mit Umschlag. (400.—)<br />

An cand. med. Werner Hermann in München, der ein Bild erwerben wollte. „… Dieses Bild wollte das<br />

Städtische Galerie in München auch kaufen und konnte es nicht – weil es meine Frau gehört.<br />

Also hilft es uns alle nichts – denn es gehört mir ja nicht einmal selber ...“ – Am Kopf eine Selbstkar<br />

i k a t u r : der Künstler schreibend, von oben gesehen.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 283.<br />

507* HECKEL, Erich, 1883 – 1970. E. Br. m. U. und zusätzlichem Namenszug in der Absenderangabe.<br />

Karlsruhe 5.I.1952. 2 ⁄3 S. folio (Luftpostfaltbrief). Einrisse am Oberrand. (200.—)<br />

An den späteren Galeristen Joseph (Joe) Gropper in Boston, mit Dank für dessen „Bemühungen um das<br />

Zustandekommen der Ausstellung einiger meiner Arbeiten“.<br />

Er habe erfahren, „dass Sie Freude an dem farbigen Holzschnitt von 1919 haben und so sandte ich heute<br />

als Drucksache einen Abzug an Ihre Adresse zugleich mit 2 Drucken als Ersatz für die beiden ausgeschiedenen<br />

...“<br />

„Auch Mein Herzog Carl“<br />

508 HEIDELOFF, Viktor Wilhelm Peter, 1757– 1817. E. Br. m. U. Stuttgart 20.II.1796. 2 1 ⁄4 S.<br />

4 o . Mit Siegel und Adresse. Adreßblatt mit kleinen Falzresten, kleiner Ausriß an der Siegelstelle<br />

fachmännisch restauriert. (400.—)<br />

An den Kunstverleger Johann Friedrich F r a u e n h o l z in Nürnberg, bei dem seine „Ansichten des herzoglich<br />

württembergischen Landsitzes Hohenheim“ erschienen.<br />

„... ich würde viel Vergnügen haben, wenn der Fortgang unsres Werks mit grössern Schritten ginge; ich bin<br />

Voller erwardung bis ich einige Hefte meinem Bruder nach London schicken kann. Auch Mein Herzog Carl<br />

bleibt mir so lange aus – auch seine Hefte von dem Mode journal – ich werde Ihnen diese künftige woche<br />

die hefte wo ich besize abschicken – nebst dennen Illuminierte Prospecten, und original Zeichnungen.<br />

... Sie haben gut gethan, daß Sie der Jenaer litteratur zeitung es Empfohlen ... Herr Lang ist nicht der,<br />

der es macht, sondern der Herr A. Beyer, demselben habe ich geschrieben, und mich freilich nicht ganz<br />

gelint auß getrückt, wegen seinem Nach Pfuschen in aquatinta – wie er es heißt ...“ – Sein Bruder, der<br />

Kupferstecher Nikolaus (van) Heideloff, gab damals in London die „Gallery of Fashion“ heraus.<br />

Aus der Sammlung Heinrich Lempertz.<br />

Beiliegend je ein Brief seines Sohnes, des Architekten Carl Alexander von Heideloff (1826) und des Kupferstechers<br />

und Druckers Johann Gotthard von Müller (1818).<br />

279


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

509 ISRAELS, Jozef, 1824 – 1911. E. Br. m. U. Den Haag 26.II.1893. 2 S. gr.-8 o . Monogramm<br />

am Kopf. Etwas lichtrandig und leicht gebräunt. Rechter Rand minimal schadhaft (Einriß in<br />

der Mittelfalte). (500.—)<br />

An den Bankier und Kunstsammler Ignaz Ritter von E p h r u s s i in Wien, dem er die Übersendung von<br />

vier seiner Werke anzeigt.<br />

„... J’ai le plaisir de vous informer que je vous ai envoyé une caisse marqué J.I. avec votre adresse contenant<br />

les quatre tableaux que vous avez bien voulu me commandez savoir 1 o les pauvres du village / tableau<br />

que vous avez vu comme esquisse pour un grand et que vous m’avez demandé de finir ...<br />

2 o le vaisseau / une groupe d’enfants jouant avec un petit vaisseau sur la plage<br />

3 o Le soir / petit panneau representant une femme de pêcheur attendant son marie<br />

4 o La nourrice / petit panneau representant une petite fille qui donne à manger à sa chèvre<br />

Je crois n’être pas mal réussi et les amis les trouvent bien de leur gout ...“<br />

„lassen Sie sich nicht unterkriegen“<br />

510 KANDINSKY, Wassili, 1866 – 1944. E. Br. m. U. Dessau 19.IV.1929. 3 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Russisch.<br />

Mit gestempeltem Briefkopf. Gelocht, kleine Randeinrisse. (3.000.—)<br />

An Alexej Jawlensky in Wiesbaden.<br />

„... Ich hatte großes Bedauern mit Ihnen, als ich von den Herzattacken las, an denen Sie litten. Gott gebe,<br />

daß sie sich nicht wiederholen. Wissen Sie, in unserem Alter muß man mit Änderungen der Lebensweise<br />

vorsichtig sein. Vielleicht aber hat Ihre Rohkost auch nichts damit zu tun. Sie haben ja, soviel ich weiß,<br />

ein nervöses, aber organisch gesundes Herz. Die Hauptsache ist, lassen Sie sich nicht unterkriegen.<br />

Die Amerikanerin, von der Sie schreiben, ist wahrscheinlich Miss Katherine S. Dreier. Wir haben sehr<br />

gute Beziehungen zu ihr und ich glaube, daß meine Empfehlung nicht erfolglos sein wird. Sie schrieb mir,<br />

daß sie im Mai hier sein wird. Ich werde ihr ausführlich über Sie berichten und ihr nahelegen, Sie in Wiesbaden<br />

zu besuchen ... Schon seit Jahren arbeitet sie für die neue Kunst (sie ist Präsidentin einer ‘Société<br />

anonyme’ in New York), aber der Kampf ist sehr schwer: die Amerikaner messen alles nach dem Geldwert<br />

(vor kurzem haben sie angefangen, P i c a sso zu kaufen, weil er sehr teuer geworden ist; früher<br />

wollten sie nichts von ihm wissen). Mme. Galka E. S c h eyer sagt, daß,wenn ihre Schüler erwachsen<br />

werden und heiraten, sie ihre Neuvermählten-Wohnungen mit unseren Bildern schmücken werden. Somit<br />

muß noch 10 – 15 Jahre gewartet werden – nicht länger! Wir beide werden dann ca. 80 Jahre alt sein, aber<br />

dem Erfolg ist ‘jedes Alter ergeben’, und Künstler sind ein geduldiges Volk ...“ (Übersetzung). – Eine vollständige<br />

Übersetzung liegt bei.<br />

511* — Br. m. U. Berlin-Südende 17.VII.1933. 1 S. quer-gr.-8 o . Kleine Randschäden, leicht<br />

gebräunt. (1.200.—)<br />

An (André) de Ridder, das in diesem Jahr in Anvers erschienene Heft „Kandinsky“ (Selection. Chronique<br />

de la Vie artistique. XIV) betreffend, in dem de Ridder mit einem Beitrag vertreten war.<br />

„... The Mayor Gallery à Londres m’écrit, qu’une librairie prendra ferme 20 exemplaires du Cahier ‘Kandinsky’.<br />

L’adresse de cette librairie est: Mr. A. Zwemmer, 76 Charing Cross, London W.C. La Galerie elle<br />

même ne vend pas des livres, mais voudrait avoir un exempla[i]re pour son usage. L’adresse de la Galerie<br />

est: The Mayor Gallery Ltd., 18 Cork Street, London W.I.<br />

Je ne me souviens plus, si je vous ai communiqué qu’une Galerie de Berlin veut prendre 10 exemplaires<br />

ferme. L’adresse est: Galerie Ferdinand Möller, Berlin W 10, Lützow Ufer 3. La crise est grave et personne<br />

n’a le courage de prendre plus. L’amérique c’est toujours un pays ou on vend encore des tableaux. J’ai prié<br />

de me communiquer des adresses des librairies américaines, mais je crois que vous les connaissez assez ...“<br />

280


Nr. 510 Wassili Kandinsky an Alexej Jawlensky<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

281


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

512 KANOLDT, Alexander, 1881 – 1939. 1 Br. m. U. (Farbstift) und 1 e. Postkarte m. U. (Bleistift).<br />

(Berlin) und Krün a.d. Isar o.D. (wohl 1935). 1 1 ⁄2 S. folio und die Karte. (200.—)<br />

An den Kunsthistoriker Ottmar Endres in Lübeck, der ihn um einen Text für eine Ausstellung gebeten<br />

hatte.<br />

(Berlin.) „... Wissen Sie: schreiben tue ich nicht gern – am wenigsten einen Sums über mich selbst! ... Sonst<br />

gibt’s natürlich Viele, die es möchten. Darunter Manche, denen ich es auch gern wünschte, daß sie dazukämen.<br />

Aber für mich selbst bin ich kein guter Propagandist ...“<br />

Krün. „... Meine Graphik bitte ... gleich an den Kölnischen Kunstverein ... schicken lassen. – Bayern wieder<br />

einzig herrlich noch in winterlicher Pracht ...“<br />

Beiliegend ein Br. o. U. (Fragment), Berlin 1935, u. a. mit biographischen Angaben. – Ferner beiliegend<br />

je ein Autograph von Oskar Kokoschka (1971) und Anton Müller-Wischin (1935).<br />

513* KAULBACH, Friedrich August von, 1850 – 1920. E. Br. m. U. München 14.V<strong>III</strong>.1886.<br />

2 1 ⁄2 S. 8 o . Leicht gebräunt. (150.—)<br />

An eine Exzellenz (den Kultusminister Johann Frhrn. von Lutz?), der er für seine Ernennung zum Direktor<br />

der Münchner Akademie der Bildenden Künste dankt.<br />

„... Das so liebenswürdige Telegramm Ew Excellenz sowie das Decret meiner Ernennung zum königl. Akademie<br />

Director erhielt ich vorgestern spät Abends auf meiner Jagdhütte im Gebirge. Ich bin sofort hierher<br />

geeilt um Ew Excellenz persönlich aufzusuchen, hatte aber leider nicht das Glück Sie zu treffen, und<br />

erlaube mir daher schriftlich Ew Excellenz meinen tiefgefühltesten Dank für das große und ehrende Vertrauen<br />

welches mir durch diese Ernennung zu Theil wurde auszudrücken. –<br />

Möge es mir gelingen den verantwortungsvollen Platz an welchen Sie mich berufen haben, voll und ganz<br />

auszufüllen, an den ehrlichsten Bestrebungen meinerseits soll es nicht fehlen ...“<br />

514 KETTERLINUS, Christian Wilhelm, Kupferstecher, 1766 – 1803. E. Br. m. U. Stuttgart<br />

4.V.1799. 2 3 ⁄4 S. 4 o . Mit Siegelrest und Adresse. Schwach gebräunt, kleines Loch an der Siegelstelle<br />

unterlegt. (200.—)<br />

Kurz vor seiner Übersiedelung nach St. Petersburg an den Kunstverleger Johann Friedrich F r a u e n -<br />

h o l z in Nürnberg.<br />

„... ich bedaure unendlich daß die gegenwärtig kritische ZeitUmstände schuld seye, daß Sie in Ihren<br />

Kunst Operationen gestört werden. Es ist ein großer Verlust für das ganze Kunst Publicum, und für die<br />

schöne Künste selbst; denn, was Sie in so kurzer Zeit für dieselbe gethan, wird sich nicht leicht ein Kunst<br />

Verleger in Deutschland rühmen können ...“<br />

Im Folgenden berichtet er über eine „glükliche Veränderung“ in seinem Leben – „Se. Majestaet der Kayser<br />

von Rußland hat mich bey Seiner Accademie der schönen Künste in St. Petersburg als ordentliches<br />

Mitglied mit 1200 Rouble Gehalt angestellt. Mein Engagement ist ganz des so verdienstvollen Herr Klaubers<br />

gleich ...“ (gemeint ist der Kupferstecher Ignaz Sebastian Klauber, 1753 – 1817). – Ferner in geschäftlichen<br />

Angelegenheiten sowie über seine geplante Reiseroute, die ihn über Nürnberg führen werde.<br />

Aus der Sammlung Künzel.<br />

282


Nr. 506 Olaf Gulbransson<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

283


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

515 KLEIN, Johann Adam, 1792 – 1875. E. Br. m. U. Nürnberg 5.VII.1819. 1 1 ⁄4 S. gr.-4 o . Mit<br />

Papiersiegel und Adresse. Leicht gebräunt. (300.—)<br />

An seinen Freund, den Maler und Radierer Johann Christoph E r h a r d (1795 – 1822) in Wien.<br />

„... Für die überschickte Rechnung, danke ich Dir recht herzlich, da Du gewiß recht viele Plage dabei<br />

hattest. Ich fand alles in Ordnung und bewunderte Deine Geschicklichkeit in diesem Fache blos beim<br />

zusammen rechnen hast Du Dich ein wenig geirrt ... Die neueren überschickten Sachen welche ich an H.<br />

v. Roux adressirte wirst Du wohl von demselben erhalten haben ... Bei Graf Esterhazy entschuldige mich<br />

so gut Du kannst, schütze meine Reisen vor und sage daß nächstens ein kleines und ein grösseres Bild nach<br />

Wien abgehen werden. Unter uns gesagt, ich habe keine Lust mehr zu den seinigen, kannst Du ihm dieses<br />

auf eine gute Art beibringen so wäre es mir lieb, und noch lieber wenn er diese beiden kaufte. Das kleine<br />

ist eine Viehweide im Hintergrund Salzburgergebirg die Aussicht von Klesheim. Das Grössere ohngefähr<br />

dieselbe Grösse wie dem Grafen seine ist ein Reiter auf Pischingers Schimmel in einer Regenluft ein<br />

Mädchen die ein Kind auf dem Arm und eines an der Hand hat spricht mit demselben, die Gruppe steht<br />

an einem Weidenbaum und hinter ist Streitdorf. Ich werde diese Bilder an Artaria“ (den Wiener Kunsthändler<br />

Matthias A., 1793 – 1835) „schicken ... Es freut mich daß es Freund Wi l d e r n , so wohl gefällt<br />

und daß es ihm gut geht ...“<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. des Kupferstechers Georg Christoph Wilder an den Maler und Radierer Johann<br />

Christoph Erhard in Rom (Wien 1821).<br />

516* KOKOSCHKA, Oskar, 1886 – 1980. E. Br. m. U. „OKokoschka“. O.O. 1.XI.1917. 1 S.<br />

quer-gr.-4 o . Leicht gebräunt, gelocht, kleine Läsuren. (800.—)<br />

An den Kunsthistoriker Julius M e i e r- Graefe in Dresden, dem er eine Lithographie – „über Verlag<br />

Piper“ – gesandt hatte.<br />

„... Wenn die Sendung rechtzeitig ankommt, so werden Sie sicher die Freundlichkeit haben, die langen<br />

Verzögerungen mit meiner durch Krankheit erzwungenen Apathie und mit den Reiseunannehmlichkeiten<br />

zu entschuldigen.<br />

Ich war natürlich gezwungen, die Zeichnung auf Umdruckpapier zu machen, obwohl es mir wie Ihnen<br />

lieber auf Stein gewesen wäre. Die Ätzung soll so vorgenommen werden, daß die Striche und Flecken kräftiger<br />

ausfallen, es ist natürlich zu vermeiden, daß die ungeätzten Stege dabei ganz verschwinden und der<br />

Druck unklar, schmierig wird. Ein guter Drucker wie Herr Hoberg (Panpresse) weiß, wie es zu machen<br />

ist. Ich bitte vielleicht nochmals bei C a s s i rer freundlichst Mittheilung zu machen, daß der Druck mit<br />

seiner früher gegebenen Einwilligung geschähe ...“<br />

„nur von der Stehgalerie“<br />

517 — E. Br. m. U. Villeneuve 18.<strong>III</strong>.1967. 1 1 ⁄4 S. gr.-8 o . Braunroter Stift auf bläulichem<br />

Papier. Ein Eckchen abgerissen. Mit eigenh. adressiertem Umschlag. (400.—)<br />

An den Generalsekretär der Gustav-Mahler-Gesellschaft in Berlin wegen eines Portraits des Komponisten.<br />

„... Von einer längeren Reise zurückgekehrt, finde ich Ihren freundlichen Brief vor. Ich bedauere aber<br />

Ihren Wunsch leider nicht erfüllen zu können weil ich Portraits nur nach dem lebenden Modell zu malen<br />

284


Nr. 516 Oskar Kokoschka<br />

________________________________________<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

imstande bin. Ich habe Gustav Mahler nie gekannt, ihn beim Dirigieren in der Wiener Oper nur von der<br />

Stehgalerie, also kaum wahrnehmbar gelauscht obwohl auch trotz dieser Behinderung mein Eindruck<br />

denkbar stark von seiner hinreißenden Persönlichkeit geblieben ist ...“<br />

518 — E. Br. m. U. O.O.u.D. 1 3 ⁄4 S. gr.-quer-4 o . Rautiertes Papier. Gelocht. (1.200.—)<br />

An den Verlagsbuchhändler Georg Heinrich M eyer im Kurt Wolff-Verlag, zunächst mit der Bitte, ihm<br />

den „wirklich wunderschönen Band Feulner Bayrisches Rokoko“ (1923) schicken zu lassen – „und zwar<br />

will ich keinen Ausnahmepreis od. dergleich. sondern nur schnell, damit der Index nicht wie ein Gecko<br />

klettert“.<br />

Ferner „lasse ich K.W. vorschlagen, ob er nicht von mir Aquarelle lebensgroß und zwar die besten aus<br />

meiner ganzen Leistung producieren möchte. Ich bin ganz verwirrt geworden wie ich die schönen Farbdrucke<br />

gesehen habe ...<br />

Ich denke an etwa 6 ... Tafeln, die ich gerne für meine Einführung in England gedruckt sehen möchte ...<br />

Ich erwarte Ihre Nachricht darüber und das Buch Rokoko tatsächlich fieberhaft, so daß ich nicht schlafen<br />

kann, seitdem ich es ... sah. Wie geht es Herrn Kurt Wolff, den ich schon so lange nicht mehr gesehen<br />

habe, daß ich glaube er hätte mich ganz vergessen ...“<br />

Mit Erwähnung Julius Meier-Graefes.<br />

285


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„In dem Sturm der Erlebnisse“<br />

519 KOLLWITZ, Käthe, 1867– 1945. E. Br. m. U. (Berlin) 8.XI.1918. 1 S. gr.-8 o . (200.—)<br />

Aus den Revolutionstagen an den Schriftsteller Max Jungnickel (1890 – 1945), der ihr sein Werk<br />

„Die Mütter“ (München, Wiechmann 1918) zugeschickt hatte.<br />

„... In dem Sturm der Erlebnisse hab ich bis jetzt versäumt Ihnen zu danken. Ich habe mich sehr darüber<br />

gefreut, daß Sie mir Ihr schönes Buch [‘]die Mütter’ schenken ...“<br />

Am nächsten Tag stürzte das Kaiserreich. – Mit dem Thema „Mütter“ beschäftigte sich Käthe Kollwitz ihr<br />

Leben lang.<br />

„auch unser Sohn“<br />

520 — E. Br. m. U. O.O. 12.II.1937. 1 S. gr.-4 o . In der Mittelfalte durchgeschnitten (mit Klebefilm<br />

ausgebessert). (200.—)<br />

An eine Verehrerin, die ihr das Gedicht einer Bekannten – über ihre zwei Skulpturen „Das trauernde<br />

Elternpaar“ – übersandt hatte.<br />

„... Sie sind für den Soldatenfriedhof Roggeveld bei Eessen [Esen] in Belgien gemacht. Dort liegt unter<br />

den zweitausend Toten auch unser Sohn“ (ihr Sohn Peter, 1914 in Flandern gefallen), „der damals 18<br />

Jahre war.<br />

... Ja, es ist eine große Freude zu wissen, daß die Arbeit in Anderen Widerhall weckt u. nachklingt. Und<br />

hier in diesem Gedicht ist das nach u. mitklingen so stark, so verwandt dem, was ich selbst empfand als<br />

ich die Arbeiten machte. Ja – dafür bin ich dankbar ...“<br />

Das Gedicht sowie Photographien der beiden Skulpturen liegen bei.<br />

521 KUBIN, Alfred, 1877– 1959. 1 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. „Kubin“ und „AK.“<br />

Zwickledt 5.XII.1943 und 14.IV.1944. 2 S. gr.-8 o und die Karte. Der Brief stellenweise leicht<br />

gebräunt. Mit (defektem) Umschlag. (350.—)<br />

An den Obergefreiten Edgar Schley in Wien, der ihn besuchen wollte.<br />

5.XII.1943. „... ich empfange Sie gerne für ein paar Stunden im Januar ... nach genauer Abmachung ...<br />

Also geben Sie – kommt die Zeit – auch Ihre Abfahrtsstunde von Wernstein a/Inn an (ich wohne ja 1 ⁄2 St.<br />

die Strasse bergauf in Zwickledt ... Jedenfalls bitte keinen Samstag oder Sonntag! ...“<br />

14.IV.1944. „... Bitte den Besuch jedenfalls noch hinaus zu schieben. Es sind allzu viele berufliche wie<br />

familiäre Konferenzen in diesem Monat wie im I Drittel des Mai eingefallen wozu noch eine verdammte<br />

Herrenlast tritt welche seit ich die Schwelle zum 68ger überschritt verstärkt sich merkbar macht ...“<br />

522 MALER, GRAPHIKER und andere Bildende Künstler. – 36 Autographen, meist e. Br.<br />

m. U. 19. Jahrhundert. (1.200.—)<br />

Georg Bleibtreu, Eugen Bracht, Franz Defregger (Fragment), Konrad Dielitz (Billett), Eduard v. Grützner<br />

(1886 an Franz Lipperheide), Ferdinand Hartzer, Rudolf Henneberg, Paul Hoecker, Leopold Kalckreuth<br />

(1905 an Andreas Dirks), Max Kuschel (Postkarte 1892, an Ismail Gentz), F.A. Kaulbach (2), Max<br />

Klein, Ludwig Knaus, Ernst Körner, F.v. Lenbach (Namenszug), Hans Makart (ebenso), Adolph v. Menzel<br />

(e. Nachschrift m. U. zu einem Brief, 1859), J.G. Meyer von Bremen, Otto Modersohn (Worpswede<br />

1898), Paul Meyerheim (mit Zeichnung), Friedrich Preller, Heinrich Rettig (1897 an Otto Heichert, dazu<br />

286


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

ein mehrseit. Fragment), Christian Rohlfs (Postkarte 1906, an Anton Dirks), Carl Röchling (Postkarte<br />

1888, an Ismael Gentz), Fritz Schaper, Teutwart Schmitson, Georg Schoebel, Franz Skarbina, Paul Thumann<br />

(1883 an Franz Lipperheide), Hugo Vogel, Heinrich Vogeler (Dresden 1899), Anton v. Werner (2; 1<br />

e. Br. m. U., o. J., und e. Billett auf s. Visitenkarte) und Oskar Wisnieski.<br />

523* — Über 30 Autographen, meist e. Br. m. U. 20. Jahrhundert. (1.200.—)<br />

Darunter Ottohans Beier (München 1947), Hans Brandstetter (e. Albumblatt m. U., Graz 1909), Franz<br />

Christophe (Berlin 1922), Ernst Desgasperi (Wien 1990), Wilhelm Füssli (Karlsruhe 1872), Eduard von<br />

Gebhardt (e. Albumblatt m. U., Düsseldorf 1879), Kurt Heiligenstaedt (2, Berlin 1922/23), Rudolf Koch<br />

(2 sign. Graphiken), Hermann Emil Pohle (16, Düsseldorf und Locarno 1904 – 1908) und Hans Thoma<br />

(2, Frankfurt a.M. 1891 und Marxzell 1919).<br />

524 — 25 Autographen, meist e. Br. m. U., teilweise gelocht. (800.—)<br />

Friedrich Ahlers-Hestermann (2, Hamburg 1918 und Bad Oldesloe 1945), Marianne Breslauer (2 e. Kunstpostkarten<br />

m. U., 1996 und 1999), Leopold von Kalckreuth (e. Namenszug), Wilhelm von Kügelgen (e.<br />

„Feldpostbrief“-Umschlag), Walter Leistikow (o. J.), Alfred Mahlau (3, 1921, 1948 und 1951), Gerhard<br />

Marcks (2, 1920 und o.D.), Franz Masereel (2, 1950 und 1958), Ernst Wilhelm Nay (e. Albumblatt m. U.,<br />

1947), Emil Praetorius (Berlin 1941), Hans Purrmann (e. Bild-Postkarte m. U., Karlsbad 1934), Albert<br />

Renger-Patzsch (2, ein e. Billett m. U., o.D., und ein e. Albumblatt m. U., 1928), Clara Rilke (Fischerhude<br />

1937), Karl Schmidt-Rottluff (2, Berlin 1921 und Chemnitz 1946), Horst Skodlerrak (Federzeichnung<br />

„Kleine ostpreußische Landschaft“, 1917), Wilhelm Trübner (Frankfurt a. M. 1900) und Emil Rudolf<br />

Weiß (Baden-Baden 1901). – Vielfach an den Kunsthistoriker Carl Georg H e i s e gerichtet.<br />

Beiliegend 2 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte m. U. von Carl Georg Heise (Hamburg 1947,1955 und 1968).<br />

525 — 22 Autographen der Düsseldorfer Malerschule, meist e. Br. m. U. (800.—)<br />

Wilhelm Camphausen (an K.F. Lessing, betr. Malkasten), Max Clarenbach, Andreas Dirks (an Otto Heichert),<br />

Eduard v. Gebhard (4, darunter 1 e. Br. m. U. und 2 e. Postkarten m. U. an Dirks; Montageschäden),<br />

Carl Gehrts (Albumblatt m. Zeichung), Carl Hoff (1873 an K.F. Lessing, betr. Malkasten), Franz<br />

Ittenbach (1861; 5 S. gr.-4 o , mit Bleistiftzeichnung), Peter Janssen (Billett auf Visitenkarte), Olaf Jernberg<br />

(Postkarte mit Orig.-Radierung, an Otto Heichert), Rudolf Jordan (1851; beschnitten), Andreas Müller,<br />

Georg Oeder (Albumblatt), Fritz Overbeck, Theodor Rocholl (1916), Hubert Salentin, Heinrich Schwiering<br />

(Bleistiftzeichnung: Portrait e. jungen Frau), Heinrich Johann Sinkel (Billett auf Schmuckkärtchen),<br />

Carl Maria Seyppel (Albumblatt auf Grafik) und K.F. Sohn.<br />

526* — Über 20 Autographen, meist e. Br. m. U. 19. Jahrhundert. (400.—)<br />

Darunter Lorenz Clasen (Leipzig 1877), Johann Gottfried Flegel (Leipzig 1863), Willi Geiger (2, Berlin<br />

1913 und München 1928), Bernhard Grueber (Prag 1848), Karl von Häberlin (Stuttgart 1880), Friedrich<br />

August von Kaulbach (2, davon 1 Visitenkarte mit e. Zusatz), Eduard Kurzbauer (4, München 1870 –<br />

1878), Karl Friedrich Lessing (Düsseldorf 1839), Adolf von Meckel (Karlsruhe 1890), Karl Müller (Düsseldorf<br />

1857), Bruno Piglheim, Gustav Richter, Karl Scherres (Danzig 1865), Philipp von Stubenrauch<br />

(e. Schriftstück m. U., 1822), Max Weber (2, Dresden und Wien 1865 und 1877) und Rudolf von Weyr (2).<br />

287


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Maler und Graphiker)<br />

527 — 19 Autographen. (500.—)<br />

Darunter Gustinus Ambrosi (7; davon 5 e. Namenzüge auf gedruckten „Neujahrsblättern“), Georges Braque<br />

(e. Namenzug auf einer Zeitschriften-Portraitphotograhie, 1962), Juan Gris (e. Schriftstück m. U.),<br />

Oskar Kokoschka (3 sign. Portrait- bzw. Kunstpostkarten), Marie Laurencin (e. adressierter Briefumschlag<br />

mit Namenszug in der Absenderangabe, 1950), Peter Martin Lampel (2; davon 1 e. Br. m. U. auf der<br />

Textseite einer Kunstpostkarte, Hamburg 1961), Giorgio Morandi (e. Br. m. U., Bologna 1959), Günther<br />

Uecker (e. Billett m. U., 1975), Diego Rivera (e. Billet m. U., Mexico City 1935) und Ignacio Zuologa (e.<br />

Billet m. U., o.O.u.D.).<br />

528 — 16 Autographen, meist e. Br. m. U. (300.—)<br />

Darunter Franz Adam (2 Bleistiftzeichnungen, defekt), Hermann Baisch (München 1872), Wilhelm Diez<br />

(sign. Bleistiftzeichnung), Eduard Grützner (München 1889), Edmund Harburger, Thomas Theodor Heine<br />

(e. Postkarte m. U.), Heinrich Maria von Heß (München 1850), Franz von Lenbach (Friedrichsruh 1894),<br />

Richard Riemerschmid (1945), Fritz Schönpflug (2), Franz von Stuck (3 e. Postkarten m. U.) und Fritz<br />

von Uhde (München 1890, an Adolph Menzel). – Beiliegend ein e. Br. m. U. von Adolf Friedrich von Schack<br />

(München 1887).<br />

529* —12 Autographen, meist e. Br. m. U. (250.—)<br />

Eduard Aigner (1954, mit Zeichnung: Selbstkarikatur), Konrad Ahrendts (Weimar 1881), Jacobus Theodorus<br />

Abels (Den Haag 1840), Ferdinando Albertolli (3; 1825/26, leicht feuchtfleckig), Giocondo Albertolli<br />

(2; Mailand 1799 und 1814; etwas feuchtfleckig), Michele Bisi (3; 1 e. Br. m. U., 1 e. Wechsel, Mailand<br />

1824, und 1 gedr. Einladung zur Subskription m. U.) und J.G.A. Frenzel (Dresden 1841).<br />

Beiliegend je ein e. Br. m. U. des Restaurators Andreas Eigner (Augsburg 1867) und von Amalie Adelheid<br />

Lauchert geb. Prinzessin von Hohenlohe-Schillingsfürst sowie eine Portraitpostkarte m. U. des Architekten<br />

Otto Wagner.<br />

530 — 11 Autographen, meist e. Br. m. U. (150.—)<br />

Jacob Alberts (Westerhever o.D.), Dörte Baum (Scherenschnitt), Karl Hänsel (Radebeul 1946, an Schreitmüller),<br />

Georg Plischke (sign. Kunstpostkarte), August Riedel (Rom 1855), August Schreitmüller (4, Dresden<br />

1944 – 1948; dazu etliche an ihn gerichtete Briefe), Ferdinand Staeger (München 1916) und August<br />

Wilckens (1931, an Schreitmüller). – Beiliegend ein Br. m. U. des Verlegers Rudolf Schneider (Markersdorf<br />

1930).<br />

531 — 8 Autographen, meist Briefe englischer Maler. 19. Jahrhundert. (300.—)<br />

Ford Madox Brown (Manchester 1884), Randolph Caldecott (e. Namenszug, 1881), Sir Edwin Landseer<br />

(2; 1841 und 1865), Sir Thomas Lawrence (2; London o. J. und o.O.u.D.), David Maclise (o.O.u.D.) und<br />

Sir Alfred Munnings (e. Namenszug).<br />

288


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

532 — 9 Zeichnungen (Feder, Bleistift und Rötel). (1.000.—)<br />

Hans Arp, A. Chasemore (Federzeichnungen auf einem Brief, 1881), J. Gillray (Landschaft mit Pferd und<br />

Reiter, ca. 9×21 cm), E. de Martino (Federzeichnung in einem Brief, 1899), William Orpen (Selbstportrait,<br />

1919), Bernard Picart zugeschrieben (Rötel), Remnon Rubin (Karikatur, 1941), Moses Soyer (Zeichnung<br />

auf einem Albumblatt, 1957) und eine nicht identifizierte Bleistift-Zeichnung.<br />

533 LANGHANS, Carl Gotthard, Architekt; Berliner Baumeister, 1733 – 1808. Schriftstück<br />

m. U., Berlin 17.VII.1793, unter einem gedruckten Schriftstück König Friedrich Wilhelms II.,<br />

Frankfurt a.M. 28.II.1793, 1 S. gr.-folio. Mit großem Lacksiegel des Oberhofbauamts.<br />

(1.200.—)<br />

Unter dem „Accise-Zoll- und Schleuse-freyen Paß, für Sr. Königl. Majestät von Preußen Ober-Hof-Bau-<br />

Amt zu Berlin, wegen Anschaffung aller zu Höchst Dero sämmtlichen Bauten erforderliche Materialien“<br />

bescheinigt Langhans als Direktor des Oberhofbauamtes: „Funfzig Tausend große Mauersteine werden<br />

behufs der hiesigen Königl. immediat-Bauten und zwar zum Bau des Maison d’Orange hierauf anhero<br />

transportiret.“<br />

Mit Gegenzeichnung der Bauinspektoren Georg Christian Unger und Heinrich Friedrich Becherer. – Bei<br />

der „Maison d’Orange“ handelt es sich um das 1705 gegründete Armenhaus für die französische Gemeinde.<br />

– Langhans’ bedeutendstes Bauwerk in Berlin ist das 1788 – 1791 errichtete Brandenburger Tor.<br />

Sehr selten.<br />

534 LÉGER, Fernand, 1881 – 1955. E. Br. m. U. (Paris) 8.II.1929. 2 1 ⁄2 S. gr.-8 o . Leicht tintenfleckig,<br />

Oberrand perforiert. (800.—)<br />

An André de Ridder, Herausgeber der Zeitschrift „Selection“, dem er den Korrekturabzug eines Artikels<br />

zurücksendet.<br />

„... 1 o Il faudrait mieux un dessin de debut et en supprimer un à la fin – Ne vous ai je pas donné un cliché<br />

de dessin? 1907? ...<br />

2 o il y a un photo qui n’est pas a sa place ...<br />

3 o faites vos tirages le plus noir et blanc possible – très vigoureux ...<br />

Mr. Zervos devait vous écrire pour vous prier d’accepter de mettre dans chacun de vos numéros une feuille<br />

de souscription pour le Livre de Tériade? Est-ce possible?“ – Gemeint ist die in diesem Jahr erscheinende<br />

Léger-Monographie von E. Tériade. – Erwähnt Carl Einstein.<br />

535 LENBACH, Franz von, 1836 – 1904. E. Br. m. U. München 26.IX.1897. 1 S. gr.-8 o . Mit<br />

Umschlag (Briefmarke ausgerissen). (250.—)<br />

An seinen „Gönner“ Hermann Rosenberg, den Direktor der Berliner Handelsgesellschaft. „... Dienstag<br />

oder Mittwoch schicke ich Ihnen das gewünschte kleine Fräulein. Haben Sie lieber Gold- oder schwarzen<br />

Rahmen? ...“<br />

Beiliegend ein e. Faltbrief m. U. von Franz von Defregger (München 1890).<br />

289


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

536 LIEBERMANN, Max, 1847– 1935. E. Br. m. U. Berlin, „7 Pariserplatz“ 20.X.1915. 3 ⁄4 S.<br />

gr.-8 o . Schwach gebräunt. (120.—)<br />

An einen Herrn, der sich nach dem Verfasser einer Liebermann-Biographie erkundigt hatte.<br />

„... zu meinem Bedauern kann ich Ihnen über den Schriftsteller Rudolf Klein-Diepold nur mittheilen, daß<br />

er der Bruder des Malers Leo K.-D. ist u. daß er das bei Bart, Marquart & Co. über mich erschienene<br />

Buch geschrieben hat. Ich habe weiter keine Verbindung mit ihm gehabt ...“<br />

537 MAGRITTE, René, 1898 – 1967. E. Br. m. U. Jette 15.II.1945. 1 S. gr.-4 o . Mit Um schlag.<br />

(2.000.—)<br />

An den belgischen Schriftsteller und Kritiker Franz H e l l e n s (Pseudonym für Frédéric van Ermengem),<br />

der ihn um graphische Beiträge zu verschiedenen seiner Werke gebeten hatte.<br />

„... C’est bien volontiers que je verrais reproduits dans votre livre ‘ L e s C o mpagnons de la Peur’<br />

et ‘l’Ile au Trésor’, mais il sera peut-être compliqué de se procurer maintenant des photographies.<br />

J’ai chez moi des tableaux que vous pourriez peut être venir voir et je crois que l’on pourrait en choisir<br />

deux qui conviendraient d’avantage pour illustrer un livre sur le rêve. Il suffirait ensuite d’en faire prendre<br />

des photos pour servir à la confection des chlichés – Mêmes remarques pour ‘la Revolution’ dont je<br />

n’ai aucune photo.<br />

Pour les droits d’édition, je les céderais à l’éditeur pour 250 frs. par tableau ...“<br />

538 MAILLOL, Aristide, 1861 – 1944. E. Br. m. U. Banyuls-sur-mer 8.I.1918. 4 S. 8 o . Etwas<br />

gebräunt. Seite 4 leicht verwischt. (1.200.—)<br />

Väterlicher, etwas barscher Brief an einen Neffen („Mon cher Gaspard“), der ihm wohl von einer unglücklichen<br />

Liebe berichtet hatte.<br />

„... Tu dois enfin te figurer que je ne veux pas t’écrire – aussi je fais un effort pour te sortir cette idée si<br />

elle t’est venue.<br />

Lorsque tu m’as écrit la premire fois au sujet de Lucien“ (sein einziger Sohn) „j’etais tellement occupé<br />

par mes travaux et par Lucien lui même qui est venu en permission que je n’avais guère le desir d’écrire<br />

– ensuite il a fallu terminer mes travaux pour pouvoir venir à Banyuls et jusqua la derniere minute j’ai<br />

été pour ainsi dire accablé de travail.<br />

Maintenant que je suis un peu reposé ici que je n’ai plus rien à faire – je puis te répondre car je n’ai plus<br />

de raison d’attendre – je ne puis alléguer que ma paresse qui au sujet du style epistolaire est insurmontable<br />

... je te remercie de tes lettres – car je suis heureux de te voir revenir un peu de mon coté.<br />

Je ne suis pas étonné de l’abandon de la Duchesse – je ne me trompe guère dans mes apréciations, elle<br />

voulait tout simplement te rouler. il est impossible de former des projets pendant la guerre ...<br />

... Lucien est entré dans l’aviation – il est ... élève pilote. il commence dejà à voler tout seul ...“<br />

290


Nr. 537 René Magritte<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

291


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„sonst alles wohlauf; ich kloppe Stein“<br />

539 MARCKS, Gerhard, 1889 – 1981. 36 Autographen: 24 e Br. m. U. und 12 e. (Bild-)Postkarten<br />

m. U. Berlin, Niehagen, Hamburg und Tutzing 24.X.1942 bis 20.IX.1948. 37 S. folio bis<br />

quer-8 o . Zum Teil leicht gebräunt und fleckig. (2.500.—)<br />

Umfangreiche Brieffolge an den Verwaltungsjuristen Fritz von Borries (1892 – 1975) in Bad Schwartau, mit<br />

Berichten über sein künstlerisches Schaffen sowie über die Ereignisse der Kriegs- und Nachkriegszeit.<br />

Berlin 24.X.1942. „... Die fragliche Figur (Untersberger Marmor) sitzt geduldig vor meiner Ateliertür,<br />

und wenn sie in einen Garten, noch dazu in die Lübecker Gegend versetzt wird, bedeutet das eine große<br />

Verbesserung ihres Looses.<br />

Wenn Sie nach Berlin kommen, werde ich mich sehr freuen sie Ihnen zu zeigen. Hoffentlich wird es auch<br />

möglich sein sie zu transportieren. (sie wiegt cca 4 - 5 Centner) Heutigentags ist alles Politik, auch in der<br />

Kunst giebt es nichts als Politik. Und aus Politik wird die Kunst unterdrückt. Doch nach dieser Zeit<br />

kommt eine andre ...“<br />

Berlin 2.IX.1943. „... Augenblicklich gehts in Berlin hoch her, meine beiden Gießer sind schwer getroffen.<br />

Auf der Rehwiese liegt ein abgeschossener Bomber. Wir kochen im Garten. Aber sonst alles wohlauf;<br />

ich kloppe Stein ...“<br />

Niehagen 4.<strong>III</strong>.1945. „... Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Bereitwilligkeit, einen Teil von uns<br />

auf der Flucht nach Westen bei sich aufzunehmen ... Nach sachlichen Schilderungen aus Pommern und<br />

Preußen ist es unmöglich bei einem Russeneinfall Frauen und Mädchen aufs Spiel zu setzen. Und man soll<br />

nicht bis zum letzten Augenblick warten, denn dann ist alles verstopft ... Ich werde wohl hierbleiben,<br />

zunächst, oder als Volkssturmmann irgendwo eingesetzt werden. Das Haus mit Inhalt und meine Arbeiten<br />

müßte ich preisgeben. Schwerer Entschluß ...“<br />

Niehagen 15.V<strong>III</strong>.1945. „... Es ist schwer zu schreiben! – Wir denken träumen und hoffen. Und letzteres<br />

bezieht sich nun wieder auf unser Volk, nachdem wir andre kennen lernen mußten. (Sie besinnen sich<br />

wohl auf Jim Pongo, Strindberg, Blaubuch?) ... Unsere Träume beziehen sich auf ein geistiges Europa,<br />

daß man täglich mehr würdigen lernt ... In diesem Europa noch einmal mitzuwirken, Tr aum der<br />

Träume ...In Rostock will sich eine Art Kulturverein gründen und ich soll Referent in Kunstsachen werden.<br />

Mecklenburg hat nicht viel Künstler ... Aber das russisch-besetzte Deutschland scheint mir wenig<br />

Platz für Kunst zu haben ...“<br />

Niehagen 2.X.1945. „... Solche Zeiten wie jetzt sind ja phant[as]ieanregend. Das langweilig ordentliche<br />

Mitteleuropa zeigt wieder ein elementares Gesicht, hier wahrscheinlich viel mehr als bei Ihnen, da die Not<br />

und das Elend viel krasser sind. Nur leider sind die Menschen, die Deutschen, nicht alle so der Heimkehr<br />

zur Liebe und zum Geiste zugewandt wie Hermann H esse ...“<br />

Niehagen 16.II.1946. „... Ich gratuliere zur bevorstehenden Ausstellung der B a r l a c h -Figuren. Populär<br />

werden sie nicht werden, denn man liebt heute im großen Ganzen den süßen Kitsch, hat ihn vielleicht<br />

immer geliebt, aber jetzt ist er hoffähig ...“<br />

Niehagen 19.IV.1946. „... Der Besuch der Lübecker Ausstellung zeigt doch, daß jenseits der Elbe ein andrer<br />

Geist zu herrschen scheint – hier geht dergleichen ganz im Sinne des <strong>III</strong>. Reichs vor sich. Mecklenburg<br />

war allerdings nie ein Refugium der Musen, und kann sich Barlach nicht zum eignen Verdienst rechnen.<br />

Indessen daß kein Nachwuchs da zu sein scheint, giebt doch sehr zu denken, da Mataré aus<br />

Düsseldorf und H o f e r aus Berlin über dieselbe Erscheinung klagen ...“<br />

Hamburg 20.IX.1948. „... Ich wende mich an Sie als den Vorsitzenden des Kunstvereins: Die Figuren für<br />

St. Katharinen sind einmal gebrannt und alle gut geworden, jedoch gefällt mir die Oberfläche noch nicht<br />

und diese Serie soll als ‘Probebrand’ gehn ...<br />

Ich habe bereits aus eigner Tasche 1000 DM vorgestreckt, außer den erheblichen Kosten, die die Herstellung<br />

des Gipsmodells mir verursacht hat. / Wissen Sie nicht einen Fond zum Fließen zu bringen? Ich<br />

stecke z. Z. leider tief in Schulden, durch rücksichtslose Steuernachforderungen und tückisch verspätete<br />

Rechnungen, bin also garnicht im Stande die Handwerker zu bezahlen. Heist ist in Stockholm, er war<br />

meine ultima ratio ...“<br />

Beiliegend ein Blatt mit Bleistift-Skizzen (gr.-8 o ), 2 e. Albumblätter m. U. (1945 und 1948) und ein Telegramm<br />

(1946). Ferner beiliegend 4 e Br. m. U. von Maria Marcks, 1945/46, an denselben Adressaten.<br />

292


Aus Nr. 539 Gerhard Marcks<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

293


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

540 MATISSE, Henri, 1869 – 1954. E. Br. m. U. Nizza, „le Régina-Cimiez“ 2.IV.1949. 1 1 ⁄3 S.<br />

gr.-4 o . Minimal fleckig. Kleine Faltenrisse. (1.600.—)<br />

An einen Herrn, der ihm mitgeteilt hatte, daß die Stadt Fontenay-aux-Roses eine Rose nach ihm benannt<br />

habe.<br />

„... Je suis très honoré par l’attribution de la Rose dont vous me croyez digne. Je ne pourrai malheureusement<br />

pas me rendre à la Cérémonie de Fontenay aux Roses – le 12 juin – car ma situation de santé<br />

m’empêche de me déplacer – et m’oblige à garder le lit presque toute la journée –<br />

Je suis peiné de ne pouvoir repondre à l’honneur qui me vient des Septentionaux, j’espere qu’ils les comprendront<br />

– Ils voudront bien accepter mes excuses, et croire à mes vifs regrets ...“<br />

„Was sagen Sie dazu?“<br />

541 MENZEL, Adolph von, 1815 – 1905. E. Br. m. U. „Menzel“. Berlin 22.IV.1868. 4 S. kl.-<br />

4 o . Mit Umschlag. (500.—)<br />

An den Berliner Maler August von H e y d e n über seine Vorbereitungen für den Pariser Salon, auf dem<br />

er drei seiner Werke ausstellte.<br />

„Hiebei nun das Blatt für Gérome“ (gemeint ist wohl der Maler Jean Léon Gérôme). „Sollte es noch Zeit<br />

sein wo Sie ihn sehen ihm mit meinem Gruß etwa mit beizufügen, daß ich ihn bäte auf der Hängebehörde<br />

der Ausstellung ein Fürwort für mein K r ö n u n g s b i l d einzulegen, daß ihm kein ungünstiger Platz<br />

und namentlich kein hoher gegeben wird ... Möglichst in der Augenhöhe der Besucher, und der Rahmen<br />

etwas vorgeneigt befestigt. Sehen Sie ... M e i ssonier“(Ernest M., damals der bekannteste Maler Frankreichs)<br />

„so lassen Sie Sich für mich eine Visitenkarte von ihm geben. Ich habe noch keine neue von ihm.<br />

Ich zweifle allerdings auch übrigens, ob er schon zurück sein wird. Er ist nähmlich ... mit Mann und<br />

Maus: Familie, Schülern Dienstboten u. sämtlichen Pferden nach Antibes gegangen um dort im Winter<br />

im Freien zu malen! Was sagen Sie dazu? ...“<br />

542 — E. Br. m. U. „Menzel“. B(erlin) 18.II.1894. 2 S. 8 o . Faltenrisse. Mit eigenh. adressiertem<br />

Umschlag (Briefmarke ausgerissen). (300.—)<br />

An Gustav Schenck, „Bes[itzer] d[er] Firma R. v Deckers Verlag“ in der „Jerusalemer Str: 56“.<br />

„... Soviel mir über diese Shakespeare-Frage noch bekannt, hatte die Firma Lipperheide das Objekt in<br />

Rede von der Wittwe Unzelmann’s erworben. Dahin also dürften Sie in der Angelegenheit sich zu wenden<br />

haben. Oder wohl richtiger das bibliogr: Institut dahin zu weisen sein.<br />

Daß das Gesetz mir noch sollte einen Rechtszusammenhang mit der Sache zusprechen glaube ich nicht ...“<br />

294


Nr. 540 Henri Matisse<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

295


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Menzel)<br />

543 — E. Br. m. U. „Menzel“. O.O.u.D. 4 S. kl.-8 o . Minimale Faltenrisse. (400.—)<br />

An „Geehrter Herr u. Freund“, dem er eine Photographie seiner Gouache „Der Elefant Nestor im Jardin<br />

des Plantes“ sendet.<br />

„... Gleich nachdem Sie wie ich hörte fort waren kam ich, war aber nicht glücklicher. Die Olympier sind<br />

unnahbar! und wie sie behaupten ausnahmslos. Ich werde mir aber nach der Eröffnung Ihre Wünsche<br />

à coeur nehmen. Inzwischen wollen Sie sich ein paar Minuten Zeit mit Beschauung des beifolgenden<br />

Nestor des Jardin des plantes verkürzen. Es ist eine photogr[aphische] Copie eines Aquarell-Blattes in<br />

der Gallerie Ihres Collegen des Hr: Behrends in Hamburg; und gehört zur Ausbeute meiner Pariser Studien<br />

von 1867 u. 68 ...“<br />

Menzels Gouachen „Im Jardin des Plantes“ waren 1869 entstanden. – „Hr: Behrends“: Der Hamburger<br />

Bankier Eduard L. Behrens (1824 – 1895); er besaß eine große Menzel-Sammlung. Beiliegend Autographen<br />

der Maler Oswald Achenbach (e. Billett m. U., Düsseldorf 1879), Wilhelm Camphausen (e.Gedicht m. U.),<br />

Paul Meyerheim (e Br. m. U.) und Benjamin Vautier (e. Albumblatt m. U., Bleistift).<br />

544 MILLET, Jean-François, 1814 – 1875. E. Br. m. U. Vichy 27.VI.1868. 2 S. gr.-8 o . Kleine<br />

Rand- und Faltenrisse. (800.—)<br />

An den mit ihm befreundeten Kunstkritiker Théophile S i l v e s t r e , den er von einem kürzlich angetretenen<br />

Kuraufenthalt unterrichtet.<br />

„... J’ai quitté Barbizon me trouvant en bien mauvais état. La route nous a accablée, & depuis deux jours<br />

que nous sommes ici, je suis torturé par la migraine. C’est à peine si je peux tenir ma plume, mais je ...<br />

voulais vous dire que nous sommes parties. Je tâche donc & seulement de vous donner notre adresse / bientôt<br />

je vous en dirai plus long.<br />

Chez Mademoiselle Servet / Maison meublée rue Lucas / Vichy les bains Je souffre comme une brute ...“<br />

„une chose émouvante“<br />

545 MIRÓ, Joan, 1893 – 1983. E. Br. m. U. „Miró“. Montroig 8.X.1957. 1 1 ⁄4 S. gr.-4 o . Auf seinem<br />

Briefpapier. Schwach gebräunt. Kleine Rand- und Faltenrisse. (1.200.—)<br />

Wohl an den Pariser Buchhändler Jacques Matarossa, der ihn gebeten hatte, „des textes de Rimbaud“<br />

zu illustrieren. – Aus Arbeitsgründen müsse Miró das Projekt um einige Zeit verschieben.<br />

„... Excusez-moi d’avoir tardé à vous écrire, mais j’ai été très pris en préparant de nouveaux travaux.<br />

Nous restrons dans quelques jours à Palma, où je vais me lancer à fond.<br />

Comme je vous l’ai déjà dit, illustrer des textes de Rimbaud serait pour moi une chose émouvante, mais,<br />

mon cher, d’une telle responsabilité!<br />

En ces moments, comme je vous l’ai dit aussi, je veux me débarrasser d’un tas de chose qui trainent depuis<br />

longtemps, pour commencer une nouvelle étape avec davantage de force et de vigueur et de fraîcheur.<br />

Pour mieux me concentrer, je ne peux pas pour le moment me distraire ni penser à d’autres choses, surtout<br />

si elles sont de l’envergure de ce que vous me proposez. Je ne peux pas prevoir le temps que cela va<br />

durer. Mais soyez persuadé, que quand le ciel sera degagé nous parlerons à fond de notre question, actuellement<br />

je me sens incapable.<br />

Je compte aller à Paris bientôt, je serai ravi de vous y rencontrer et vous previendrai à l’avance dès que<br />

je serai fixé ...“<br />

296


Nr. 545 Joan Miró<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

297


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Joan Miró)<br />

546 — E. Namenszug mit Datum, graphisch gestaltet. 1 S. quer-8 o (Briefkarte). Blauer Filzstift.<br />

(300.—)<br />

„Miró. / 28 / <strong>III</strong> / 59.“<br />

547 — E. Br. m. U. Calamajor 7.II.1960. 1 S. gr.-4 o . Luftpostpapier; kleine Randläsuren (2<br />

Einrisse fachgerecht restauriert). (600.—)<br />

An einen Herrn, wohl in Veröffentlichungsangelegenheiten.<br />

„... J’ai dû quitter Paris avant le vernissage de l’exposition chez Cordier à cause d’une forte grippe. En<br />

rentrant chez moi j’ai été contraint de me soigner pendant un certain temps, ce que a considérablement<br />

retardé mes travaux en cours. Je ne pense pas qu’il me soit guère possible de me rendre à Paris, contre<br />

ce que j’avais projette, avant le printemps.<br />

Vous pourriez donc me faire parvenir les listes, en m’expliquant avec précision comment faut-il les numéroter<br />

...“<br />

Manets „Olympia”<br />

548 MONET, Claude, 1840 – 1926. E. Br. m. U. Giverny 23.V.1889. 1 1 ⁄2 S. 8 o . Minimal gebräunt<br />

und fleckig. Kleiner Faltenriß. (2.000.—)<br />

An einen Herrn, den er für seine berühmte Spendenaktion für Manets Gemälde „Olympia“ zu gewinnen<br />

hofft.<br />

„Cher Monsieur Harrisson / Vous savez peut-être que je m’occupe d’une souscription que nous faisons<br />

entre amis et admirateurs de Manet pour acheter son Olympia ... C’est le plus bel hommage que des artistes<br />

puissent rendre à sa mémoire, aussi ai-je pensé que vous seriez sans doute heureuse de vous joindre<br />

à nous en prenant part à cette manifestation toute artistique.<br />

J’éspère donc que vous voudrez bien me repondre le plutot possible ... pour quelle somme je dois vous inscrire<br />

...“<br />

Das von Manet nie verkaufte Gemälde war auch nach seinem Tod im Besitz der Familie verblieben. Als<br />

1888 Manets Witwe Suzanne wegen Geldschwierigkeiten das Bild für 20.000 Francs an einen Amerikaner<br />

verkaufen wollte, beschloß Monet, eine Spendenaktion ins Leben zu rufen. Es gelang ihm, nahezu 20.000<br />

Francs zu sammeln und das Bild zu erwerben; anschließend schenkte er es dem französischen Staat.<br />

„für Kunst wird nichts gegeben“<br />

549* MUNCH, Edvard, 1863 – 1944. E. Br. m. U. „Dein E Munch“. O.O.u.D. 2 S. quer-kl.-8 o<br />

(Briefkarte). (600.—)<br />

An den Kunsthistoriker Julius M e i e r- Graefe, den Mitbegründer der Zeitschrift „Pan“.<br />

„Lieber Meier-Graefe / Ich bitte Dir mir die Preis des Magazin zu geben. Dazu wie es hier mit alle Unkosten<br />

kosten wird. / Hier ist allerdings auch sehr schlecht und für Kunst wird nichts gegeben ...“<br />

298


Nr. 548 Claude Monet<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

299


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

550* MÜNTER, Gabriele, 1877– 1962. E. Br. m. U. Murnau 25.VI.1952. 2 S. folio. Auf ihrem<br />

Briefpapier. Schwach gebräunt. Minimale Randläsuren. (300.—)<br />

An den Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, der ihr sein im selben Jahr erschienenes Werk<br />

„Geschichte der Modernen Malerei“ zugesandt hatte. Schmidt war von 1919 bis 1924 Direktor der Städtischen<br />

Sammlungen Dresden.<br />

„... Mit seinen vielen vorzüglichen Abbildungen ist es wirklich ein wertvolles Kompendium der modernen<br />

Kunst. Auch von mir hätten Sie Abbildungsmaterial bekommen können, sogar tadellose Clichees, wahrscheinlich<br />

kostenlos. Nach und nach werden wir“ (Münter lebte seit 1931 mit dem Kunsthistoriker Johannes<br />

Eichner zusammen) „Ihre Ausführungen auch richtig studieren. Jetzt sind wir noch ziemlich mit dem<br />

Ausklang meiner Münchner Ausstellung beschäftigt – es gibt eine Menge Korrespondenz mit Kunstfreunden<br />

u. auch Besuche von solchen, die etwas erwerben möchten. Für eine weitere Turnee interessieren<br />

sich eine ganze Reihe von Museen ... In diesem Sommer scheint es etwas Ebbe zu bleiben, aber dann<br />

drängen sich die Termine bis in den Sommer 53 ...“<br />

551* PECHSTEIN, Max, 1881 – 1955. E. Postkarte m. U. „MP“ und Namenszug „Prof. M.<br />

Pechstein“ in der Absenderangabe. Berlin 15.X.1952. Mit blattfüllender F e d erzeichnung<br />

auf der Textseite. Leicht gebräunt. (400.—)<br />

An denselben, ebenfalls mit Dank für Schmidts Werk – „Dein gutes Buch ... macht mir sehr viel Freude ...“<br />

Um ein Selbstportrait herum geschrieben (mit demselben Füller gezeichnet wie der Text): Pechstein im<br />

Profil mit Pfeife im Mund, in einem Buch blätternd.<br />

„il i a un dessein de moi”<br />

552 PICASSO, Pablo, 1881 – 1973. E. Br. m. U. Paris 19.V.1916. 1 S. kl.-4 o . (2.000.—)<br />

An seinen frühen Förderer, den Kunsthändler und -kritiker André L e v e l , den er auf den Verkauf von<br />

Werken zugunsten notleidender Künstler aufmerksam macht.<br />

„Mon cher ami Level / Rue la Boëtie à la Galerie Haussmann au 29 / Exposition-vente de Tableaux, desseins,<br />

Scultures, &. au profit des tenuees [de] la table familiale et la cantine D. de l’entr-aide Artistique<br />

Français (il i a un dessein de moi) J’espere que vous etes bien rentré ier soir. Bien à vous / Picasso“<br />

Picasso, der als Spanier keinen Kriegsdienst leisten mußte, war nach Ausbruch des Krieges in Paris geblieben.<br />

Im Juni 1916 wurden dort in der Galerie Barbazanges zum ersten Mal „Les Desmoiselles d’Avignon“<br />

ausgestellt.<br />

553 — Signierte Kunstpostkarte (Farbdruck). Blauer Filzstift. (350.—)<br />

Abgebildet ist Picassos Gemälde „Frau vor dem Spiel“, darunter sein Namenszug „Picasso“.<br />

300


Nr. 552 Pablo Picasso<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

301


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

554 PISSARRO, Lucien, 1863 – 1944. Portraitphotographie mit e. Widmung u.U. am Unterrand.<br />

1935. 6,1×8,8 cm. (400.—)<br />

„With Compliments / Lucien Pissarro. 1935“.<br />

Die Aufnahme zeigt den Maler im Freien vor einer Staffelei, eine Zigarette zwischen den Lippen. Pissarro<br />

steht auf einer Brücke, wendet dem Betrachter den Rücken zu und malt eine Flußlandschaft. Er trägt<br />

eine weiße Leinenjacke und einen Sommerhut.<br />

555 PUVIS DE CHAVANNES, Pierre, 1824 – 1898. E. Br. m. U. Paris 3.IV.1882, „minuit 1 ⁄2“.<br />

2 S. 8 o . Kleine Montagreste auf der 2. (unbeschriebenen) Seite. (500.—)<br />

Wohl an den Herausgeber einer Zeitschrift, einen Beitrag betreffend.<br />

„... Dans notre commun desir de donner à la Gazette une primeur de quelque înteret nous n’avons vraiment<br />

pas assez reflechi, à ce qu’est l’existence d’un juré qui veut rester humain et poli ... – c’est tout bouclement<br />

à crever et j’arriverais certainement à résultat si les choses devaient durer –<br />

Arrangez donc l’affaire avec Monsieur Gause [?] – un fois ce coup de feu passé, je ferai tout pour arriver<br />

au mieux – mais d’ici là je n’ai même pas le temps de prendre un bain – / Votre ami sur ses boulots<br />

(Style Hippique) P. Puvis de Chavannes“ Erwähnt in einem Nachsatz „le dessin pour Madame Machalin“.<br />

556* REINHART, Johann Christian, Maler; Freund Schillers und Carl Augusts, 1761 – 1847.<br />

E. Br. m. U. R o m 24.XII.1841. 1 S. 4 o . Mit Siegelrest und Adresse. Siegelschaden (geringer<br />

Buchstabenverlust) alt hinterlegt. (800.—)<br />

An den Maler Clemens von Zimmermann, „Secretair der Königl Bayrischen Academie der bildenden Künste“<br />

in München, bei Übersendung der „Quittung für den mir übersandten Wechsel meines Gehaltes für<br />

die Monate Oct. Nov u Dec.“<br />

„... Unser Freund Wagner“ (der Maler und Bildhauer Johann Martin W., 1777– 1858) „ist wolbehalten<br />

und froh in Rom angekommen. Bei ihm trifft das Sprüchwort ‘des Menschen Wille ist sein Himmelreich’<br />

wol ein, und er hat diesem Willen kein unbeträchtliches Opfer gebracht. Er hat mir den Brief den Overbeck<br />

als Erklärung seines Gemäldes geschrieben, mitgebracht. Was sagen Sie zu diesen Chinesischen<br />

Ansichten, das Studium der Antike so rüksichtlos zu verwerfen! Das heißt doch junge Künstler auf den<br />

Holzweg führen; und konnte nur aus den Kopf eines so christlichen Himmels Sohn wie Overbeck kommen.<br />

Indeßen sa[gte] mir T h o r w a l d s e n daß er jezt an einem Carton arbeitet, der ganz im antiken<br />

Styl gezeichnet seyn soll. Es scheint also, er macht’s wie die Priester die den Leuten einen Weg zeigen, den<br />

sie selbst nicht gehen ... Bei der Rükkehr S.K.H. des Prinzen Luitpold werde ich Ihnen die versprochenen<br />

radirten Blätter übermachen ...“<br />

„unser armer Erhard“<br />

557 REINHOLD, Heinrich, Maler und Kupferstecher, 1790 – 1825. 2 e Br. m. U. R o m 22.I.<br />

und 3.IV.1822. 9 S. 4 o und quer-kl.-8 o . Ein Brief mit Siegel und Adresse. Leicht fleckig, Wischspuren.<br />

(600.—)<br />

An seinen Freund, den Maler und Radierer Johann Adam K l e i n (1792 – 1875) in Nürnberg über den Tod<br />

ihres gemeinsamen Freundes, des Malers und Radierers Johann Christoph Erhard. Erhard war am 20.<br />

Januar an den Folgen eines Selbstmordversuchs gestorben.<br />

302


22. Januar. „... unser armer Erhard hat endlich seinen größten sehnlichsten Wunsch erreicht, seine<br />

unendlichen Seelenleiden von denen wir alle uns keinen hinreichenden Begriff machen können, sind Gott<br />

sey Dank, geendiget, heute wurde er begraben. Dieß das Tröstliche meiner Nachricht, was Dir ohne Zweifel<br />

eben so erscheinen wird, da Du seinen Zustand ganz kanntest ... Der Zustand seines Gemüths wurde<br />

immer beängstigender für uns ... schon mehrere Tage vor seinem Tod hatte er wenig oder nichts gearbeitet...<br />

Vergangenen Donnerstag ging er früh gegen 9 Uhr aus, um spazieren zu gehen; es war sehr kalt u. windig<br />

u. ich ... bat ihn nicht zu weit zu gehen ... Er ... kam erst gegen 6 Uhr nach Haus. Nach seiner Erzählung<br />

war er bey Ripa grande gewesen u. hatte ... spanischen Wein getrunken ... Er war sehr bewegt ...<br />

u. gieng dann, gegen 8 Uhr zu Bett. Als ich gegen 10 Uhr auch mich niederlegte, war er ganz ruhig ...<br />

Etwa gegen 4 Uhr früh kam er heraus um ein Glas Wasser zu holen ... Kurz nachher ... wurde ich plötzlich<br />

durch einen starken Schlag oder Knall aufgeweckt ... es wurde Licht gemacht, u. wir fanden ihn; stelle<br />

Dir den Anblik vor in seinem Blute schwimmen. Er lebte, hielt das Leinentuch vor den Mund u. röchelte<br />

stark; er hatte sich in den Mund geschoßen ... Er war ganz klar u. bey Bewußtsein, u. gab keinen<br />

Schmerzenslaut von sich ... Unsere Frage ob er gern sterbe bejahte er ...“<br />

3. April. „... Der verlangte Todenschein folgt inliegend; er ist von der Geistlichkeit des Spitals ausgestellt;<br />

die Gesandschaft hat dabey nichts zu thun. Von den Zeichnungen unsers seeligen Freundes haben wir<br />

mehrere zurükbehalten ... Die Hauptmasse indessen bekommt der Bruder“ (der Arzt Johann Benjamin<br />

Erhard, 1766 – 1827, in Berlin). „Wir werden ihm noch später selbst schreiben, jetzt ist mirs nicht möglich,<br />

die Fragen welche er, rüksichtlich des Verstorbenen an mich thut, alle zu beantworten ...<br />

Seine Krankheit war innere Gemüthszerknirschung Verachtung seiner selbst u. alles dessen was er hervorbrachte,<br />

weil er sich selbst aller Verbrechen zeihte die jammervollste Zerrüttung der edelsten geistigen<br />

Theile! Mich überfällt allemal Wehmuth wenn ich an dieses innige edle vortreffliche Gemüth, an diese<br />

Anlagen denke ...“<br />

„gern gesehen, aber nicht Bedingung“<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

558 RENGER-PATZSCH, Albert, 1897– 1966. Br. m. U. Wamel-Dorf 25.XI.1952. 1 S. gr.-4 o .<br />

Gedruckter Briefkopf. Mit 2 Z e i c hnungen auf der unteren Blatthälfte. Doppelt gelocht.<br />

(400.—)<br />

An einen Herrn, der ihm brieflich zwei Fragen gestellt hatte.<br />

„... Sie besitzen natuerlich das vollkommene Verwertungsrecht fuer die Aufnahmen. Sollte reproduziert<br />

werden, so sind die gelieferten Glanzabzuege die beste Grundlage. Nennung meines Namens bei evtl. Veröffentlichung<br />

gern gesehen, aber nicht Bedingung ...<br />

Sehr schöne Winterlandschaft. Herrliches Wetter. Die Hasen fressen hier fast aus der Hand ...“ Darunter<br />

die Zeichnung eines Fotografen mit Stativ, Kamera und Hase.<br />

Beiliegend eine Originalfotografie, verso bezeichnet „Winterlandschaft in Wamel-Dorf“ (Bleistift)<br />

und gestempelt „Renger-Patzsch Wamel-Dorf über Soest i.W.“, 28,2×38,4 cm.<br />

559* RENOIR, Auguste, 1841 – 1919. E. Br. m. U. Paris 4.XII.1904. 3 ⁄4 S. gr.-8 o . Etwas ge -<br />

bräunt, Respektblatt mit Montageresten. (800.—)<br />

An einen Herrn wegen einer Ehrung für den Maler Eugène Carrière.<br />

„... J’ai beaucoup d’admiration pour Carriere et suis très heureux de l’hommage qui va consacrer son<br />

grand talent, mais mon etat de sante me force à une retraite ... pour le moment et je ne puis qu’applaudir<br />

à cette excellente idée ...“<br />

303


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Renoir)<br />

560 — E. Br. m. U. O.O.u.D. 2 ⁄3 S. gr.-8 o . Schwach gebräunt, leicht fleckig. Kleine Randläsuren.<br />

(750.—)<br />

An seinen Freund, den Bankier Charles E p h r u s s i , einen frühen Förderer des Impressionismus.<br />

„Mon cher ami / Impossible de déjeuner / Je suis à Versailles / Mais comme je sais que vous ne partez que<br />

ce soir / Je voudrais vous serrer la main avant votre départ.<br />

Je viendrai à 5 h. et à 6 1 ⁄2 / amitiés et un excellent voyage / ARenoir“<br />

561* RODIN, Auguste, 1840 – 1917. Brief von der Hand Rainer Maria R ilkes m. U. „Aug<br />

Rodin“. (Paris) 27.XI.1905. 2 S. kl.-4 o . Graues Papier. Minimal braunfleckig und etwas<br />

unfrisch. (1.600.—)<br />

An die Ehefrau des Schriftstellers Gustave Kahn (1859 – 1936), die ihn eingeladen hatte. „Madame, / Monsieur<br />

Rodin était désolé de devoir prendre la belle jouissance à laquelle votre douce invitation venait l’appeler<br />

si aimablement.<br />

Ce n’est qu’hier soir qu’il est rentré d’un petit voyage, pour vous exprimer tous ses vifs regrets.<br />

Vous savez assez son grand estime pour l’oeuvre de son ami Kahn pour apprécier la joie qu’il aurait eu<br />

à assister à la matinée, qui certainement réunissait un grand nombre d’admirateurs du poète.<br />

M. Rodin vous remercie vivement, aussi de la part de Madame Rodin, de votre attention si amicale; il vous<br />

présente ses salutations cordiales pour M. Kahn en se recommandant respectueusement à votre très aimable<br />

souvenir.“<br />

Rilke war im August 1902 nach Paris gekommen, um eine Monographie über Rodin zu schreiben. Er war<br />

von dem Künstler derart eingenommen, daß er sein Sekretär wurde. Im folgenden Jahr kam es jedoch zum<br />

Bruch.<br />

„l’Ecrivain parisien Par excellence”<br />

562 — E. Br. m. U. „Rodin“. O.O.u.D. 1 1 ⁄2 S. 8 o . Leicht gebräunt. (600.—)<br />

An den ihm befreundeten Journalisten und Schriftsteller Émile Bergerat (1845 – 1923) wegen der Premiere<br />

eines seiner Theaterstücke, die er verpaßt hatte.<br />

„... Votre petite carte ne m’a pas trouvé à Paris et est venue aux Champs ou j’etais. Trop tard, sans cela<br />

j’aurais fait le voyage pour vous, et pas de quantième sur le billet de theâtre.<br />

304


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Comment a fini la bataille que vous gagnerez sûrement un jour ou l’autre (peut être est ce fait), vous êtes<br />

cher ami l’un des hommes qui sont le Cerveau de Paris, et qui Paris aime, vous etes donc à quelques annés<br />

près, a quelques semaines plus ou moins le dramaturge puisque vous le desirez, après en avoir été le poëte<br />

et l’Ecrivain parisien Par excellence ...“<br />

Erwähnt Bergerats Ehefrau Estelle B., eine Tochter Théophile Gautiers.<br />

563* — E.Br.m.U. O.O.u.D. 1 S. 8 o . Respektblatt abgetrennt. (400.–)<br />

An seinen Gönner (Charles) G o u n o d , wegen eines unklaren Termins.<br />

„... Je savais que c’etait pour le 20 et j’avais pris le 20 pour jeudi / amitié Rodin / je vous mets la carte si<br />

enclus pour prouver ma veracité“<br />

„les femmes peuvent se permettre des familiarités sur ma personne”<br />

564 ROPS, Félicien, 1833 – 1898. E. Br. m. U. „Félicien Rops / tailleur d’imaiges“. Paris o.D.<br />

1 S. kl.-4 o . Mit reizendem Monogramm (mit Feder überarbeitete Radierung, 5,7×3 cm).<br />

Schwach gebräunt, minimaler Lichtrand. (2.500.—)<br />

Launiger Brief an einen mit ihm befreundeten Herrn („Mon vieux Prunier“) mit einer Verabredung.<br />

„... Je travaille ... à un fichu dessin qui me fait transpirer comme la passion de Notre Seigneur Jesus<br />

Christ! – Je vais en Belgique Samedi. On veut me nommer Roi des Belges, mais je refuse! La couronne<br />

est en aluminium, & jamais les bons Juifs pour les quels nous faisons des belles actions ne preteraient un<br />

maravedis la dessus – Alors à quoi bon? La Reine est tellement froide qu’on s’enrhume quant on y entre<br />

et qu’on éternue pendant tout le temps que ça dure! Et elle répond: Dieu vous benisse! ce qui ôtérait mes<br />

illusions de pubert. Il est vrai qu’il y a une Constitution qu’on peut violer, mais encore faut-il que cela soit<br />

une belle Constitution: c’est qu’elle date de 1830!! Enfin! je verrai, j’accepterai peut être à cause des billets<br />

de banque que nous ferions! – à notre aise, avec une pension annuelle, en gardant des épreuves d’artistes!<br />

À Vous Mon Cher Ami, je passerai demain par la rue de Grenelle si mon dessin marche – vers 3<br />

heures ...“<br />

Die Zeichnung zeigt eine barfüßige junge Frau, in Mieder und Haube, auf seinen Initialen „FR“ sitzend.<br />

Daneben der e. Zusatz: „Cette vignette indique que les femmes – pas trop anciennement nubiles – peuvent<br />

se permettre des familiarités sur ma personne sans craindre mon indignation.“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 307.<br />

305


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

565 ROUAULT, Georges, 1871 – 1958. E. Br. m. U. „G.R“. Monfort l’Amaury 19.XI.1925 (Poststempel).<br />

2 S. gr.-4 o . Dünnes Papier, etwas gebräunt. Mit Umschlag. (1.600.—)<br />

An den Kunstwissenschaftler und -kritiker Armand D a y o t , in verschiedenen Angelegenheiten der von<br />

diesem herausgegebenen Zeitschrift „L’Art et les Artistes“. – Rouault ermahnt den offensichtlich überlasteten<br />

Dayot, mehr Arbeit auf seine Mitarbeiter zu übertragen; er selber sei leider auch mit Arbeit überhäuft.<br />

„... pour vous dire / 1 o que j’ai été désolé de vous savoir souffrant / 2 o pour M. Moullé il ne faudrait peut<br />

être pas avoir l’air d’être au courant par moi ... / 3 o Excusez-moi d’être bref[.] M.L.L. m’a communiqué<br />

votre lettre, il est en Sologne près de sa femme en ce moment / 4 o M.B. sera parfait mais voila il a parlé<br />

de la fin du mois ne craignez pas de lui récrire ... moi j’ai fait tout ce que je pouvais faire ... / 5 o Il m’est<br />

interdit ... de donner suite à une correspondence effarante car alors la tête travaille en proportion que<br />

je me sens peu disponible et que j’en souffre ... vu tout ce que J’ai sur les épaules ... musée, famille, travaux<br />

divers …”<br />

Erwähnt Georges Desvalleriès.<br />

566 ROUSSEAU, Théodore, 1812 – 1867. E. Br. m. U. O.O. (25.II.1886). 1 1 ⁄2 S. gr.-8 o . Adreßblatt<br />

auf die dritte Seite montiert. Vierte Seite mit größeren Montageresten. (1.200.—)<br />

An den Schriftsteller Alexandre Tardif, bei dem er sich für die verspätete Antwort auf eine Einladung entschuldigt.<br />

„... Vous avez causé une immense joie à ma femme en lui envoyant ces deux belles cravattes. Elle a mis<br />

l’une un dimanche pour aller à la messe et il lui en tardait d’être à l’autre pour mettre la seconde. Moi<br />

qui suis un peu plus raisonnable je ne désire pas que le tems passe plus vîte qu’il ne fait, c’est déjà bien<br />

gentil comme ça et je suis si accoutumé à avoir du retard en tout et particulièrement dans ma correspondance<br />

que je puis naïvement penser que je vous sers bien en vous répondant seulement aujourdhui[.]<br />

Si c’est mal, je me serais mis dans un bien plus mauvais cas encore en vous répondant de suite, ce que j’ai<br />

failli exécuter, parcequ’alors j’aurais accepté votre aimable invitation et comme il s’est trouvé que je n’ai<br />

pu venir, sans qu’il m’est été possible de vous en avertir à tems, vous voyez que c’est été encore bien plus<br />

pire. Je reviens à Paris à la fin du mois, nous allons vous voir en attendant / recevez nos amitiés. / Je vous<br />

serre la main / Th. Rousseau“.<br />

567 SCHADOW, Johann Gottfried, 1764 – 1850. E. Schriftstück m. U. Berlin 21.IV.1841. 1 S.<br />

8 o . Mit Adresse. Gebräunt und brüchig; kleine Fehlstelle am Unterrand. (250.—)<br />

Als Direktor der Berliner Akademie der Künste an den Maler Heinrich Anton Dähling. „Der Professor<br />

Berger sol zu seinem Vortrage der Proportionen 3 Blatt in vergrösserten Maasstabe übertragen ... Es<br />

müsten 6 solche Exemplare vorhanden sein, u könnte diese Arbeit unter den remunerirten Eleven vertheilt<br />

werden.<br />

Herr Professor Dähling leitet diese Abtheilung, u. wird hiemit ersucht, es anzuordnen ...“<br />

306


Nr. 564 Félicien Rops<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

307


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

568 SCHADOW, Wilhelm von, 1788 – 1862. E. Br. m. U. Düsseldorf 19.I.1841. 1 S. gr.-4 o . Mit<br />

Blindsiegel und Adresse (Poststempel und -vermerke). Wasserzeichen: der preußische Adler<br />

und Portrait König Friedrich Wilhelms <strong>III</strong>. Leicht gebräunt, kleiner Randeinriß. (300.—)<br />

An den Geologen und Mineralogen Johann Jakob Noeggerath in Bonn, der bei dem „in der Kunstwelt sehr<br />

ausgezeichneten“ Maler Eduard Wilhelm Pose ein „Landschafts-Gemälde“ in Auftrag geben wollte.<br />

„... Da er sehr mit Arbeiten überhäuft ist, auch übrigens wohlhabend, so setzt er nur zwei Bedingungen, erstlich,<br />

daß die geehrten Besteller nicht ausdrücklich darauf bestehen, daß es eine absolut strenge Vedute aus<br />

den Fenstern der ehemaligen Wohnung des Grafen Beust sey, und zweitens daß eine beßere Jahreszeit abgewartet<br />

werden müße, um auf zweckmäßige Weise die nothwendigen Vorstudien machen zu können ...“<br />

569* SCHMIDT-ROTTLUFF, Karl, 1884 – 1976. 2 e. Br. m. U. Berlin und Hofheim 26.VI.1952<br />

und 8.IV.1953. Zus. 3 1 ⁄2 S. gr.-8 o . Mit Absenderstempeln am Kopf. (400.—)<br />

An den Kunsthistoriker Paul Ferdinand Schmidt, der ihm sein im selben Jahr erschienenes Werk „Ge -<br />

schich te der Modernen Malerei“ übersandt hatte.<br />

1952. „... Ich freue mich ... sehr, dass es endlich vorliegt und hege Bewunderung für Ihre Arbeitskraft,<br />

die es Ihnen möglich gemacht, trotz der grossen Schwierigkeiten dieses Buch niederzuschreiben. / Vorläufig<br />

habe ich erst nur einige Kapitel gelesen, doch habe ich schon den Eindruck, dass Sie sich sehr<br />

bemüht haben, mit einem – wenn ich so sagen darf – objektivem Realismus die Aufgabe zu bewältigen ...“<br />

1953. „... eben lese ich hier in der Zeitung Sie feiern den 75ten Geburtstag. Es kommt mir zwar sehr<br />

unwahrscheinlich vor, aber man muss es wohl glauben ... Es hat mich sehr gefreut, dass Ihr Buch ... soviel<br />

Beachtung u. Anklang gefunden hat. Ich habe es in seiner sachlichen Objektivität inzwischen immer mehr<br />

schätzen müssen u. hoffe, es wird auch auf die weitere Kunstbetrachtung guten Einfluss haben, die ja leider<br />

in den letzten Jahren sehr ins Journalistische u. Phantastische abgerutscht war ...“<br />

Schmidt war von 1919 – 1924 Direktor der Städtischen Sammlungen Dresden.<br />

570* SCHWIMMER, Max, 1865 – 1960. E. Br. m. U. „Dein Max S.“ und großer aquarellierter<br />

Federzeichnung. O.O. 12.VII.1948. 1 S. gr.-8 o . (300.—)<br />

An seinen Freund, den Löbauer Maler Hans Lindner (1885 – 1965).<br />

„Lieber Hans, / da das mir zuerkannte Honorar mich nicht erreichte, bitte ich Dich, mir die 500 Mark<br />

anweisen zu lassen, da ich das Geld leider benötige. Für Deinen ministeriellen Brief und das leidige Beiblatt<br />

sei herzlichst bedankt ...“<br />

Die Federzeichnung: Selbstbildnis; der Künstler, auf einem Sofa ruhend, daneben Farben, Pinsel und<br />

Palette.<br />

Schwimmer war damals Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.<br />

571 SIGNAC, Paul, 1863 – 1935. E. Br. m. U. O.O., „3 rue des Ponchettes“. O.D. 1 S. 4 o .<br />

(600.—)<br />

An einen Herrn wegen einer Verabredung.<br />

„... Tout a votre disposition pour vous aider dans cette amiable entreprise. Mais il me faudrait quelques<br />

détails pour pouvoir vous donner satisfaction. Voulez vous que nous en causions à la maison, un soir de<br />

5 a 7h ...“<br />

308


Aus Nr. 573 Max Slevogt<br />

<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

309


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

572 SISLEY, Alfred, 1839 – 1899. E. Br. m. U. Moret-sur-Loing 11.VI.1884. 1 3 ⁄4 S. 8 o . Leicht<br />

gebräunt. Kleiner Faltenriß. (500.—)<br />

An einen Herrn („Monsieur Legrand“), wohl seinen Galeristen.<br />

„... J’avais trop compté sur mes forces. Je ne puis pas me mettre en route. Voici les 4 toiles, les 2 plus<br />

petites 250 f. chaque. / les autres 200 f. ...<br />

Je n’ai pas besoin de vous dire que je suis pressé et si vous pouvez faire affaire cela me tirera une épine<br />

du pied ...“<br />

„alte Kriegs- oder Kunstkameraden“<br />

573 SLEVOGT, Max, 1868 – 1932. 32 Autographen: 11 e. Br. m. U. und 21 e. Postkarten m.<br />

U. (u. a. „M. S.“). Berlin, Godramstein, Neukastel und Norderney 15.V.1908 bis (26.<strong>III</strong>.1932).<br />

17 S. gr.-4 o bis quer-8 o und die Karten, mit 6 F e d erzeichnungen. Mit 11 Umschlägen.<br />

(3.000.—)<br />

An den Kunstsammler Konrad Wrede, mit dem er befreundet war; meist den Ankauf von Bildern betreffend.<br />

Berlin 11.VII.(1911), bei Übersendung von drei Bildern. „... Den Löwenkäfig setze ich Ihnen mit 600 M.<br />

an. Ihren Vorschlag betreffs der beiden anderen Bilder nehme ich an, da die Differenz (1200) ja nicht<br />

gefährlich ist u. ich mich freue, wenn sich Ihre Sammlung rundet, – freilich setze ich voraus, daß Sie nicht<br />

über die Preise sprechen. Daß Sie ein größeres opus als Mittelpunkt Ihrer Erwerbungen von mir in’s Auge<br />

fassen wollen, freut mich. Es ist, glaube ich, auch praktisch gedacht ...“<br />

(Berlin 2.<strong>III</strong>.1912.) „... Die kleinen Bilder lasse ich Ihnen Anfang kommender Woche zugehen. Ich kam<br />

bis jetzt leider nicht dazu ... Den etwas voreiligen Verkauf des Portrait’s von Conrad konnte ich zwar<br />

rückgängig machen, aber mit Opfern, – u. so bitte ich auch Sie zurückzustehen, da ich für das Bild nun<br />

einen wesentlich höheren Preis verlangen müßte, was mir Ihnen gegenüber sehr peinlich wäre ...“<br />

Berlin (3.VII.1912). „... Eben erhalte ich von Bremen die Nachricht, daß Dr. Pauli’s Versuche, den<br />

‘ F r a u e n r a u b ’ in die Gallerie zu bringen, gescheitert sind u. das Bild, das vorübergehend als ‘Leihgabe’<br />

dort hing, nun frei ist. Wenn Sie sich zu einem größeren Erwerb entschließen wollen, komme ich<br />

Ihnen nun hierbei ... entgegen. Nur bitte ich Sie, sich die Sache rasch zu überlegen ...“<br />

(Berlin) 13.V.1917. „... Ich hätte mir denken können, daß Sie bei der Auktion in München waren, – u.<br />

ich freue mich für Sie darüber, das Sie dafür ein so starkes Intresse haben. Also auch als Käufer sind Sie<br />

energisch aufgetreten, – um so besser! – Daß Sie das alte Selbstbildnis im Münch. Kunsthandel vorgefunden<br />

haben, ist mir intressant. Wenn es nicht zu ‘haarig’ war, hätte ich Ihnen nicht abgeraten von der<br />

Erwerbung. Es war mir immer ein erfreuliches Stück in der Erinnerung, u. die etwas jugendliche Robustheit<br />

des Gegenstandes aufgehoben durch die kräftige Behandlung. Ob ein Bild dunkel oder hell ist, würde<br />

mich so wenig genieren, wie, ob ein holdes Mädchen schwarz oder blond! ...“<br />

310


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Neukastel 14.X.1917, Dank für „Ihre zartfühlenden Worte“. „... Im Leben ist wie in der Kunst alles Schatten<br />

u. Licht, u. vielleicht ist die besondere Aufgabe der Kunst, das Licht zu mehren, u. die Schatten<br />

zurückzudrängen. Ich habe gerade jetzt ... noch viel gearbeitet, wenn ich auch nicht mehr dazu komme,<br />

Ihren Neukasteler Hof im Herbstlaub zu malen. Doch werde ich Ihnen gern die Blumen als Erinnerung<br />

an diesen Sommerbesuch zurückstellen ...“<br />

Neukastel 19.IV.1918. „... Die Zauberflöte geht zunächst nur langsam vorwärts – es sind zu viel technische<br />

Fragen mit dem Druck u. den Kupferplatten zu lösen! – Sonst aber ist trotz sehr häufiger kleiner<br />

Krankheitsanfälle allerlei entstanden ...“<br />

Neukastel 1.XI.1919, nach einem Besuch in Berlin. „... Ich war ... einige Tage in Berlin – als Vorläufer<br />

meines jetzt beabsichtigten u. gestatteten Domizilwechsels ... Als ich ankam, war gerade die Zauberflöte,<br />

die ich selbst noch nicht in Drucken gesehen hatte, ausgestellt, – die Auflage bereits vergriffen, u. 8<br />

Platten gestohlen! – Es sind Radierungen ...“<br />

(Berlin 19.IV.1920), Kondolenz zum Tode von Wredes Schwester. „... Ich kann mir vorstellen, was eine<br />

Natur wie die Ihrige an ihr verloren hat, u. auch mir ist es ein seltsamer Gedanke, der ich Ihre Frau<br />

Schwester aus Ihren Schilderungen kannte, daß aus dieser Welt wieder etwas von diesem geheimnisvollen<br />

Fluidum entschwunden ist ... Ein neues fremdes Publikum besetzt die Plätze des eingebildeten Hauses,<br />

die Mitspieler traten ab, u. man täte klug, nicht mehr selbst mitzuspielen ... Mein neues opus ... ist<br />

à la Sindbad aber reicher / Die Geschichte der Prinzessin von den Inseln Wak Wak! ...“<br />

(Berlin 2.<strong>III</strong>.1923), Dank für die „Überraschung“. „... Nun aber eine Überlegung, wie sie zwischen uns<br />

so alten Kriegs- oder Kunstkameraden schon möglich, im Gegenteile richtig ist. Es fällt mir nicht ein, Sie<br />

Ihres Exemplares zu berauben – dagegen schätze ich Ihre Findigkeit u. die Idee hoch ein. Daher Vorschlag:<br />

ich möchte etwas von Busch ... Bitte verschaffen Sie mir ‘Eduards Traum’ ...“ – Dazu eine Federzeichnung:<br />

„Ziethen mit dem Busch!“<br />

(Berlin 14.XII.1928), auf einer mit der Feder überarbeiteten Kunstpostkarte. „... Ich habe die Ausstellung<br />

... nicht mehr gesehen, bin nur für wenige Tage einer dekorativen Arbeit wegen pflichtgemäß hier,<br />

u. mit dieser u. Erkältung richtig geplagt ...“<br />

(Berlin 26.<strong>III</strong>.1932), mit einer Federzeichnung: Slevogt, mit einem Pony an der Leine, vor Wrede stehend.<br />

– Dazu der Text: „S: Herr Rittmeister befehlen!? / W.: Daß er mir zur Parade auch ordentlich antritt.“<br />

– In einem von Wrede beschrifteten Umschlag: „... von Max Slevogt ... aus Berlin, dem letzten Lebenszeichen<br />

des Künstlers an mich“.<br />

Beiliegend 4 Telegramme Slevogts an Wrede.<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 309.<br />

574* STRUCK, Hermann, 1876 – 1944. E. Br. m. U. Berlin 5.X.1909. 1 2 ⁄3 S. folio. Mit<br />

gedrucktem Briefkopf. Leicht gebräunt und fleckig. (150.—)<br />

An (den kunstinteressierten Warenhausbesitzer Georg) Wertheim, dem er einen Malerkollegen empfiehlt.<br />

„... Da ich weiss, dass Sie sich für Neumann’s Gemälde lebhaft interessiren, erlaube ich mir Ihnen die<br />

neueste Nummer von Ost und West zu übersenden.<br />

Ich würde mich freuen, wenn Sie Gelegenheit nehmen würden, seine Ausstellung recht bald zu besichtigen<br />

und vielleicht etwas von seinen Werken zu erwerben. Es dürfte Ihnen auch nicht schwer fallen, vielleicht<br />

Bekannte für den Besuch der Ausstellung zu interessiren ...“<br />

575 TESSENOW, Heinrich, Architekt, 1876 – 1950. E. Br. m. U. Siemitz bei Güstrow 20.V<strong>III</strong>.<br />

o. J. 1 1 ⁄3 S. gr.-4 o . Liniiertes Papier, leicht gebräunt. Mit Umschlag. (150.—)<br />

An den Diplom-Ingenieur Harten von der „Overbeck Gesellschaft“ in Lübeck wegen eines Auftrags.<br />

311


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Tessenow)<br />

„... könnten Sie es nicht einrichten, mir hier zusammen mit Freund Buttmann während einiger Tage zu<br />

helfen? Ich wäre Ihnen herzlich dankbar. Buttmann hat mir schon zugesagt, er kommt sobald ich ihm<br />

die entsprechende telegr[aphische] Nachricht gebe ...<br />

Als einen nötigen Ausweis für die Interzonenpaßbehörde gebe ich Ihnen hier gleich noch ein entsprechendes<br />

Schreiben, das ich in der üblichen Weise als Brief an Sie formuliere. Hoffentlich genügt das so...“<br />

Beiliegend eine e. Postkarte m. U. des Architekten Fritz Schumacher, Lüneburg 1942, an den Verwaltungsjuristen<br />

Fritz von Borries in Schwartau.<br />

576 TIECK, Friedrich, Bildhauer, 1776 – 1851. O.O.u.D. 2 S. 4 o . Schwach fleckig.<br />

(250.—)<br />

An einen Herrn bei der verspäteten Rücksendung von Leihgaben – „ein Bildhauer verliert den Kopf u.<br />

Gedächtniß“.<br />

„... Das geätzte Blatt war mir schon bekannt, nemlich aus jener Zeit als es gemacht ist, den neunziger<br />

Jahren ... So sahen diese Leute genau aus als sollche im ersten Kriege nach dem Rhein zogen ...“<br />

577 TOULOUSE-LAUTREC, Henri de, 1864 – 1901. E. Br. m. U. „H. de Toulouse Lautrec“.<br />

O.O. 19.VII.1898. 2 S. kl.-4 o . Mit gedruckter halbseitiger Vignette seines Druckers Henry Stern<br />

(Jugendstil-Mädchenbild in dunkelgrün) am Kopf. Leicht gebräunt. (1.600.—)<br />

Wohl an einen Galeristen, die Bezahlung von Graphiken betreffend.<br />

„... je vous pris d’etablir le compte des estampes que nous avons de moitié, avec. M. Stern“ (der Drucker<br />

Henry Stern arbeitete in dieser Zeit exklusiv für Toulouse-Lautrec) „et lui remettre l’argent dont il vous<br />

donnerez recu.<br />

J’ai donné un mot à M. Hessèlle ... pour vous demander comuniqué des dites estampes ...“<br />

312


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

578 TURNER, Joseph Mallord William, 1775 – 1851. E. Billett m. U. O.O. „Saturday Morning“<br />

(wohl um 1828). 1 S. 8 o . Schwach gebräunt. Drei Eckchen defekt. Verso Montagereste.<br />

(1.200.—)<br />

Wohl an Samuel Rogers („S Rogers Esq.“), dem er eine Verabredung absagen müsse. „My dear Sir / I<br />

am very sorry to be prevented of the pleasure of waiting upon you to morrow: Sunday / in my being obliged<br />

to go to Mortlake / Yours most truly / JMWTurner“.<br />

1827 war Turners Gemälde „Mortlake Terrace“ entstanden; 1830 erschienen seine Illustrationen zur zweiten<br />

Auflage von Samuel Rogers’ Gedichtband „Italy“. Aus der Sammlung Heinrich Lempertz.<br />

S e h r s e l t e n . – Siehe die Abbildung auf Seite 316.<br />

„idées fondamentales“<br />

579 VELDE, Henry van de, Architekt, 1863 – 1957. E. Br. m. U. „Henry“. Wassenaar 12.II.<br />

1926. 4 S. gr.-4 o . Mit zweifarbig gedrucktem Briefkopf. (400.—)<br />

An seine Tochter Helene („Puppie“) nach einem in der „Conférence à la Section d’art de la Maison du<br />

Peuple de Bruxelles“ gehaltenen Vortrag.<br />

„... En attendant le train sur le quai il m’était venu 2 ou 3 idées fondamentales que je devais introduire<br />

dans mon texte ...<br />

Et pourtant, lundi soir devant un public de choix j’ai donné une bonne conférence. Mémé“ (seine Frau<br />

Maria) „était venu à Bruxelles lundi soir. Nous sommes rentrés Mardi soir tous les deux enrhumés. Moi<br />

je suis resté debout et j’ai repris le travail ...“ – Im Folgenden mit Familiennachrichten und einer schwärmerischen<br />

Urlaubsempfehlung für einen Bekannten (Dr. Hahn): „l’île de Texel“. „... J’ai rarement été<br />

impressionné par le paysage autant que dans cette île ... L’île de Texel? on dirait l’Engadine descendue<br />

au niveau de la Mer! ...“<br />

580 VLAMINCK, Maurice de, 1876 – 1958. E. Br. m. U. „de Vlaminck“. (Rueil-la-Gadelière)<br />

o.D. 1 ⁄2 S. gr.-8 o . Rautiertes Papier. Leicht gebräunt, kleine Läsuren. Mit Bearbeitungsvermerk<br />

auf der unteren Hälfte des Blattes. (350.—)<br />

„Monsieur / Je recois votre lettre et je n’ai pas reçu l’envoi des six coupures. J’ai été à la poste de Rueil<br />

et on m’a dit n’avoir rien reçu ...“<br />

581 VOGELER, Heinrich, 1872 – 1942. E. Br. m. U. „Heinr. Vogeler“. Worpswede 10.VI.<br />

1900. 2 ⁄3 S. gr.-4 o . Mit „Barken-Hoff“-Vignette am Kopf. Kleine Einrisse, etwas gebräunt. Mit<br />

frankiertem Umschlag. (150.—)<br />

Nach der Kunstausstellung in Altenburg (vom 16. Mai bis 5. Juni) an den Verleger Alfred Tittel, den zweiten<br />

Vorsitzenden des dortigen Kunstvereins.<br />

„... Herzlichen Dank für Ihre Zeilen und für das humorvolle Lanzenbrechen. Vielen Dank allen meinen<br />

unbekannten Freunden, sie werden mehr von mir zu sehen bekommen, zwar kann man nicht alle Tage<br />

Bilder wie die ‘Heimkehr’ malen ...“<br />

Beiliegend ein handschriftlich ausgefüllter Vordruck m. U. Vogelers zur Anmeldung seiner Teilnahme mit<br />

dem Gemälde „Heimkehr“ („Verkaufspreis. 10000“) an der Kunstausstellung in Altenburg.<br />

313


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

582 ZILLE, Heinrich, 1858 – 1929. K o h l e z e i c h n u n g mit eigenh. Titel und Datum. 21.VI.<br />

1905. 14×12,8 cm. Am Oberrand montiert (am Unterrand kleine Montagereste). (600.—)<br />

Portrait seines Freundes Dr. Otto Rautenberg: Brustbild in mittleren Jahren mit Vollbart, sitzend im Profil<br />

nach rechts, bezeichnet: „Dr. Rautenberg in Andacht“.<br />

Rautenberg war Arzt der Familie und „Kegelbruder“ Zilles; Zille war Pate eines Sohnes Rautenbergs.<br />

„mir ist’s auch gleich!“<br />

583 — 8 e. Br. m. U. und 6 e. Postkarten m. U. (Berlin), Charlottenburg und o.O.<br />

10.XI.1907 bis 30.X.1925 (2 Briefe o.D.). 11 S. gr.-8 o bis 8 o und die Karten. 1 Brief mit kolorierter<br />

Graphik „Das Kriegsbrot“ am Kopf; 2 Briefe und 3 Karten auf Kunst(post)karten mit<br />

Zille-Motiven. Vielfach mit Montageresten am Rand. Mit 1 Umschlag. (2.000.—)<br />

Freundschaftliche Briefe an Sanitätsrat Otto Rautenberg.<br />

10.XI.1907. „... Da wir uns auf der Kegelbahn nicht sehen, muss ich schriftlich antreten. Die Tage werden<br />

immer kürzer u. die vorgenommenen Arbeiten erledigen sich schwerer, ich weiss gar nicht, wie ich<br />

den ganzen Kram bewältigen soll. Na, es wird mit dem Heimarbeiter Z. wohl immer so bleiben, hangen<br />

u. bangen ...“<br />

1.XII.1911. „... Habe mich jetzt in Asylfiguren vertieft, komme überhaupt aus dem ‘Dunklen’ gar nicht<br />

mehr heraus, d.h. trinken: Weissbier! / Der alte Kerl wird nicht mehr, aber ein ‘Älterer’ ...<br />

314


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Ich sitze manchmal recht spät auf um zu schaffen, (Tag dunkel) aber eines abends komme ich doch angewackelt;<br />

sind Sie mir meines Ausbleibens halber nicht böse ...“<br />

29.VI.1916 (Kunstpostkarte). „L. Dr.R.! Bin durch meine alten B. Gassen gegangen, wie schön war es<br />

Nachts in den Spessartstädtchen, kommt nich wieder, es kommt auch manches nich wieder ...“ Auf der<br />

Bildseite ein e. Zusatz, wohl eine Verabredung betreffend: „Wallner Theaterstr. Donnerstg. Abend (Wo<br />

ich als Junge, 10 Jahre alt, Theaterzettel verkaufte.)“<br />

7.V<strong>III</strong>.1916. „... Unser Walter ist seit einem Monat in Neu-Ruppin, auch schon krank geworden, jetzt wieder<br />

in der Kompagnie. / Von unserm alten ehemaligen Keglerfreund, Bildhauer Frydag, werden Sie wohl<br />

schon gehört haben, dass er in Frankreich gefallen ist ...“<br />

9.X.1919. „... Schon lange wollte ich Ihnen schreiben, aber je älter ich werde desto mehr muss ich arbeiten.<br />

– Meine Frau ist am Herzleiden gestorben, jedenfalls bedingt und beschleunigt durch Ueberarbeitung.<br />

Sie hat 2 Tage gelegen und was gut ist, ohne Wissen. Ich bin allein, die Kinder sind verheiratet. Habe viel<br />

gearbeitet u. noch manches vor, der Winter wird zeigen ob ich es schaffe. Jedenfalls ordne ich nächstes<br />

Jahr meine ‘Nachlässe’, um dann alles zu verkaufen, im Fall ich die Wohnung nicht halten kann oder ich<br />

schwächer werde. Dabei muss ich fragen, was ich Ihnen für die Behandlung meiner Frau schulde! ...“<br />

30.X.1925. „... da meine ‘Behendigkeit jetzt meist im Liegen aufgeht’ so bitte ich Sie Ihrer lieben Frau u.<br />

Töchtern zu sagen noch einige Wochen mit dem gedachten Besuch zu warten – ich lebe zu unordentlich,<br />

meine Stube muss sich nach mir richten – und das ist danach. Vielleicht bringt die Wintersonne Aenderung,<br />

die vom Sommer tut’s schon lange nicht – mir ist’s auch gleich! ...“<br />

Beiliegend ein e. Billett (1925) mit Wünschen „zum heutigen Festtag“ und ein Exlibris für einen Mediziner<br />

(„Dr. Alfred Harf“) mit e. Gruß u.U.; abgebildet ist Zille im Kreis von zahlreichen jungen Patienten.<br />

584 — Mit Buntstift kolorierte F e d erzeichnung mit eigenh. Text. „November 1909.“<br />

25,8×18,3 cm. (800.—)<br />

Das Blatt ist als Beitrag für die Rubrik „Fertige Bücher“ des „Börsenblatt[es] f. d. Buchhandel“ gestaltet<br />

und trägt die Überschrift: „Ein neuer Rautenberg!“<br />

Die Zeichnung (obere Hälfte des Blattes) zeigt einen zufrieden in seinem Nestchen liegenden Säugling, darunter<br />

der Text:<br />

„(Die ‘Woche’ schreibt:) Eine neue griechische Uebersetzung des Dr. O. Rautenberg. Ein stiller Gelehrter,<br />

der trotz seines ärztlichen Berufes immer noch Muse findet in das Land der Helenen zu steigen und<br />

seine Jugendträume neu erstehen lässt.<br />

Mit Spannung folgen wir der dramatischen Steigerung, angeregt und nachdenkend folgen wir auf seinen<br />

Pfaden usw. / (man überzeuge sich) / Verlag Pastalozzistiftung.“<br />

Autorisierte Fälschungen<br />

585* — E. Br. m. U. (Berlin) 24.XI.1926. 1 S. quer-gr.-8 o . Mit Umschlag. (150.—)<br />

An den Maler Willibald Krain (1886 – 1945) in Berlin-Friedenau mit der Bitte, Zeichnungen unter seinem<br />

Namen anzufertigen, da er den Auftrag krankheitshalber nicht selbst ausführen könne.<br />

„... Noch bin ich ungelenk, 2× täglich Insulin usw. Seit 2 Monaten nicht auf der Straße gewesen. Hab’<br />

‘ne Bitte u. Frage! Es will jemand von mir kleine Bilder (Sport, je Bild 2 Figuren, bunt.) Nach den Zeichg.<br />

soll gestickt werden, Taschentücher. Ich kann vor einigen Wochen nichts beginnen, möchte aber gern daß<br />

der Besteller das Geld los wird – wollen Sie es machen? Freilich unter dem Betrug meines Namens! ...“<br />

315


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Zille)<br />

586 — E. Br. m. U. O.O. 15.VII.(1928). 1 S. gr.-8 o (auf der Rückseite der Oberhälfte eines<br />

Werbeschreibens). (200.—)<br />

Wohl an seinen langjährigen Freund Adolf Heilbronn, über ein geplantes Zille-Buch sowie seinen Auftritt<br />

im Lunapark vom Vortag.<br />

„... Ich will mit H. Ostwald“ (der Journalist und Kulturhistoriker Hans O.) „nichts zu tun haben. Habe<br />

dem Verlag die Anzahlung zurückgegeben. Ich schreibe das Buch selber, mit Erinnerungen, ernst u. heiter.<br />

Bitte bemühe Dich nicht für Ihn. Er hat sich wohl auch hinter Walter“ (sein Sohn) „gesteckt, mir ist<br />

er zu bettelnd ... zu jammernd ... Alle Welt wird denken, da Lunapark, Zille is’ jesund! …“<br />

1929 erschien im Paul-Franke-Verlag „Das Zille-Buch“, von Hans Ostwald herausgegeben – und von Kurt<br />

Tucholsky verrissen.<br />

Beiliegend eine Ausstellungs-Anzeige seiner Werke in der „Neuen Kunststhandlung“ in Berlin (1925, 4 S.<br />

kl.-4 o , Karton) mit 4 e. Zeilen in Bleistift: „Die Ausstellung geht mir nicht an, will nur die Karten aus dem<br />

Haus haben.“<br />

Nr. 578<br />

William Turner<br />

316

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