distriktpost - Old-Tablers Deutschland

VOrZüGE UnD GEFaHrEn DES intErnEtS UnD DaS PrOblEM DEr StEUErnUMMEr
Den Vortrag des abends hielt Egbert Heinrichs über die Vorzüge und Gefahren der neuen Medien. Er wollte uns zeigen, was mit
den Daten, die wir aussenden, angestellt werden kann.
Zugrunde legte er zunächst einen artikel des Physikers und wissenschaftsjournalisten ranga Yogeshwar (reader´s Digest Okt.
2009) mit dem titel „Digitaler Fußabdruck – warum Sie im internet oft weit mehr von sich preisgeben, als ihnen lieb ist“.
George Orwell zeichnete in seinem buch 1984 die Vision eines totalen überwachungsstaates mit dem Verlust der Privatsphäre
auf, so wie wir heute totalitäre Staaten verstehen. in Demokratien werden den Menschen mehr Freiräume zugestanden, aber
auch wir gewöhnen uns mehr und mehr an überwachungssysteme (Kameras an bahnhöfen und Flugsteigen, Erfassen von
autokennzeichen, von Kaufgewohnheiten durch Kredit- oder Paybackkarten …) und Eingriffe in unsere Privatsphäre durch das
internet. Foren und Chatrooms, kostenlose benutzerkonten, die das briefgeheimnis durchlöchern, und Google machen es möglich
und gestatten Einblicke in unser leben und das der anderen. „Die moderne technik ist zwar ungemein praktisch, doch wir bemerken
nicht, welchen Preis wir dafür zahlen. Schleichend etabliert sich eine Kultur der Kontrolle und Transparenz. Jeder von uns
wird dabei gleichermaßen zum täter und zum Opfer“ (Yogeswar). Die zunehmende Kontrollsucht der Staaten könnte langfristig
zur Gefahr für die Demokratie werden.
weiter berichtete Egbert, dass seit anfang 2008 eine neue lebenslang gültige und bundeseinheitlich gleiche Steuer-
Identifikationsnummer eingeführt wurde, die für alle Verwaltungsvorgänge innerhalb der Steuerbehörden von zentraler
bedeutung ist und auf die nur die Finanzämter zugreifen sollten. inzwischen wurde bekannt, dass im zusätzlich geplanten zentralen
bundesmelderegister neben vielen persönlichen Daten auch die Steuer-iD gespeichert werden soll und dass darauf auch
Strafverfolgungsbehörden und sogar die GEZ und inkassounternehmen Zugriff haben sollen. Durch die Speicherung der eindeutigen
und lebenslangen Steuernummern im bundesmelderegister wird es auch ohne zentrale Datenbank möglich, alle bürger zu
verwalten und ihre dezentral gespeicherten Daten zentral abzurufen. Das bundesinnenministerium plant auf lange Sicht ein zentrales
Melderegister mit vorerst 27, später bis zu über 60 angaben zur Person. auch die umsatzsteuer-Identifikationsnummer und
die Europäische artikelnummer (der maschinenlesbare Strichcode auf den warenpackungen) geben weitreichende informationen.
Der Skandal um die Enthüllungen von wikileads hat wieder einmal verdeutlicht, dass der Datenaustausch im internet nicht vor
übergriffen geschützt werden kann.
Vortrag von Egbert Heinrichs,
zusammengefasst von Sekretärin Marianne Picciolo
OT 71 Bielefeld
46 Halbjahrestreffen in Speyer, 14. bis 16. Oktober 2011
Depesche 127