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Denkmalpflegepreis 2014

Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bern und der Zeitschrift UMBAUEN+RENOVIEREN, Archithema Verlag

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Sonderdruck der Denkmalpflege des Kantons Bernund der Zeitschrift umbauen+renovieren, Archithema Verlagwww.be.ch/denkmalpflege und www.archithema.chDenkmalpflege des Kantons Bern <strong>2014</strong>AusgezeichnetEleganz der 1950er-JahreRepariert und aufgefrischt statt ersetzt – im Wohnhaus inMuri bei Bern überzeugt die Qualität des Originals.1 20.03.14 15:02


Original FiftiesDie Eigentümer eines typischen Wohnhauses aus den1950er-Jahren haben sich zum Ziel gesetzt, das Bauwerkmöglichst unverändert zu erhalten. Der <strong>Denkmalpflegepreis</strong>des Kantons Bern würdigt ihr konsequentes Vorgehen:Wo immer möglich haben sie die originalen Bauteile repariertund aufgefrischt statt ersetzt. Die energetische Aufrüstungerfolgte mit wenigen, aber präzisen Eingriffen.Text: Elisabeth Schneeberger, Denkmalpflege des Kantons Bern,Fotos: Alexander Gempeler, Willi Althaus, Redaktion: Silvia Steidinger11 20.03.14 15:08


1 Architektonisches Kernthema desHauses ist die Verbindung von InnenundAussenraum. So gehen etwa dieFussböden nahtlos ineinander über.2 Die raumhohen Fenster lassen denWohn- und Essbereich zu eigentlichenGartenzimmern werden.22 20.03.14 15:08


3An diesem Haus hänge ich sehr»,sagt der Bauherr Ueli Krauss,«hier war ich als Kind jede Wochebei meinen Gross eltern zuBesuch, jedes Detail ist mir vertraut.»Sein Grossvater, der Architekt WilliAlthaus, hatte das Wohnhaus in Muri bei Bern1953/54 für sich und seine Familie errichtet.Der filigrane Bau verkörpert die Eleganz der1950er-Jahre. Geschmeidig fügt er sich an densteilen Hang. Die Verbindung von Innen- undAussenraum ist das architektonische Kernthema:Das Wohngeschoss öffnet sich weit zumGarten hin, im Pflanzentrog wächst die Naturin den Innenraum ein. Bis zum Türgriff durchgestaltetist das Haus ein Gesamtkunstwerkund es ist fast vollständig original erhalten.Das Grosselternhaus ▪ Krauss und sein LebenspartnerAlexander Gempeler fühlten sichwohl in ihrer Stadtwohnung. Nach dem Wegzugvon Krauss’ Grossmutter Charlotte Althausentschieden sie sich 2009 aber trotzdem zumUmzug in das erinnerungsträchtige Haus ›343 20.03.14 15:08


3 Stilistische Elemente wiehier der Pflanzentrog schaffenden Bezug zum Aussenraum.4 Auch im Terrazzoboden mit demSeerosenteich-Motiv zeigt sich dieNaturverbundenheit des Architekten.5 Haus und Garten bilden wiein vielen von Willi Althaus’ Werkeneine gestalterische Einheit.«Hier war ich alsKind oft bei meinenGrosseltern zuBesuch.»Ueli Krauss, Bauherr54 20.03.14 15:08


66 Die Warmluftheizung aus derBauzeit ist weiterhin in Betrieb. DieLüftungskanäle verlaufen hinter derWölbung der Wohnzimmerdecke, dieÖffnungen befinden sich in derLochdecke.7 Die Aufnahme von 1954 machtdeutlich: Viel hat sich nicht verändert.Selbst die Holzfigur «Genius» vonMarcel Perincioli hängt noch an ihremangestammten Platz.8 Hinter dem Einbaumöbelbefand sich ehemals das Heimbürovon Willi Althaus.575 20.03.14 15:08


› der Grosseltern. Ihr erklärtes Ziel: das Bauwerkmöglichst authentisch zu belassen. EinVorfall bestärkte sie noch in diesem Entschluss.«Beim Einbau eines neuen Türschlossesersetzte die beauftragte Firma unaufgefordertauch den Türgriff», erzählen sie. Dasneue, funktionelle Modell war ein störenderFremdkörper. Im Wissen darum, wie leicht diecharakteristischen Bau- und Ausstattungsdetailsverlorengehen können, nahmen sie sichvor, bei der Restaurierung des Gebäudes alleEingriffe genau zu planen und zu begleiten.Krauss, der das Architekturbüro seinesGrossvaters und seines Onkels Jürg Althausweiterführt, beschäftigt sich oft mit denkmalpflegerischenAufgaben, Gempeler ist Architekturfotograf.Das Wohnen in einem Baudenkmalist für beide auch ein Selbstversuch,als Bauherr und als Architekt exemplarischeLösungen zu finden. Bei jeder Massnahme fragensie sich: Müssen wir überhaupt eingreifen?Reicht es, wenn wir auffrischen, reparieren?Welche Methode ist am schonendsten?Die Qualität des Originals ▪ Ein gutes Beispielfür den Erfolg dieses Prinzips ist die Behandlungdes Terrazzobodens im Entree: Der vonWilli Althaus entworfene «Seerosenteich» verdanktseinen heutigen Glanz einzig einergründlichen Reinigung.Noch vor dem Einzug liessen die Bauherrenim ganzen Gebäude die Oberflächen auffrischen,die abgenutzt oder ausgebleicht waren.Eine gewisse Patina blieb erhalten. «Wir müssenuns in den Räumen wohlfühlen», sagtGempeler. «Darum ist die Farbgestaltung jetztetwas wärmer als vorher.» Im Wohnzimmerhätten die Bauherren den Spannteppich gernedurch einen anderen Belag ersetzt, kamen aberwieder auf das ursprüngliche Konzept mit Teppichzurück. «Ob uns eine Neuerung gefällt, istnicht alleine massgebend. Sie muss auch zurGesamtstimmung des Hauses passen», erläutertKrauss den Entscheid. In diesem Sinnhaben die Bauherren auch den Garten, der mitdem Haus eine äusserst gelungene gestalterischeEinheit bildet, weiterentwickelt.Die Restaurierung der originalen Materialienerwies sich zuweilen als Herausforderung. EinBeispiel dafür sind die Linoleumböden imObergeschoss: Die verschiedenfarbigen Mustersind mit heutigen Methoden nicht mehrherstellbar. Glücklicherweise genügte es, dieBöden abzuschleifen und neu zu versiegeln. Sopräsentieren sie sich heute als originellerStreifzug durch eine Musterkollektion der1950er-Jahre. Viel Fingerspitzengefühl erfordertendie technischen Installationen. ImBadezimmer wurden die originalen Armaturenrepariert und neu verchromt. Was an Ausstattungfehlte, wurde neu beschafft, selbstverständlichoriginal Fifties.Ökologie am Baudenkmal ▪ Den Bauherren istes ein grosses Anliegen, so ökologisch wie möglichzu handeln. «Indem wir möglichst vieleBauteile beibehalten, sparen wir graue Energie»,erklärt Gempeler. Um die wirkungsvollstenund für das Baudenkmal schonendsten energetischenVerbesserungen zu bestimmen, ›86 20.03.14 15:08


«Neuerungenmüssenzur Gesamtstimmungdes Hausespassen.»Ueli Krauss, Bauherr97 20.03.14 15:08


10 11 129 Den Backstein als Gestaltungs -element entdeckte Willi Althaus aufeiner Amerikareise.10 Das Haus ist ein Gesamtkunstwerk,das Willi Althaus bis ins Detail durchgestaltethat.11 Der geschliffene und neu versiegelteLinoleumboden wird wie seit eh und jevon der «Margritli-Lampe» beleuchtet.12 Nach wie vor sind im Bad dieoriginalen Armaturen in Gebrauch – siewurden repariert und neu verchromt.Obergeschossplan von 1953wczimmerzimmerbadErdgeschossplan von 1953entreeküchegeräteschlafzimmeressenterrassebadzimmerzimmerzimmerwohnenN0 5› wurde das Gebäude analysiert. Dabei zeigtesich, dass die Fenster für einen Grossteil desEnergieverlustes verantwortlich waren.«Vor einem Eingriff an den Fenstern hattenwir grossen Respekt. Dies ist die sichtbarsteVeränderung am Haus», sagt Krauss. Die Bauherrensuchten deshalb Rat bei der kantonalenDenkmalpflege. Gemeinsam mit dem BauberaterHanspeter Ruch evaluierten sie möglicheMassnahmen und entschieden sich für die Aufrüstungder Fenster mit neuen Gläsern undeiner zusätzlichen Dichtung. Für das Erscheinungsbildunproblematisch, aber effektiv warausserdem die Dämmung der Kellerdecke unddes Estrichbodens.Bauberater Ruch bezeichnet das Vorgehenvon Krauss und Gempeler als mustergültig:«Sie respektieren das Bauwerk in seinerGrundkonzeption. Mit relativ geringen Anpassungenhaben sie viel erreicht. WeitergehendeEingriffe würden unverhältnismässig grossenSchaden verursachen. Die genaue Abklärungschont nicht nur das Gebäude, sondern spartauch Kosten.» Seine Erfahrung: «Längerfristigbewährt sich oft das Bestehende, weil hier allesaufeinander abgestimmt ist.» So bleibt auchdie bewährte Warmluftheizung weiterhin inBetrieb. Willi Althaus hatte das damals neuartigeSystem 1952 in den USA studiert. Die Lüftungskanäleverlaufen hinter der Wölbung derWohnzimmerdecke, die Öffnungen befindensich hinter der Lochdecke.›8N8 20.03.14 15:08


13 Ueli Krauss und AlexanderGempeler (Mitte) im Kreis der Familie.Gempelers Fotoarbeit im Hintergrundist eine Hommage an die florale Tapete,die ursprünglich die Wand schmückte.14 + 15 Zwischen den beidenAufnahmen liegen über fünfzig Jahre:Die Qualitäten des Hauses überzeugenbis heute.KontaktadressenPlanung und AusführungAlthaus Architekten AGUeli KraussMottastrasse 1, 3005 BernT 031 350 14 60www.althaus-architekten.ch13Bauberatung DenkmalpflegeDenkmalpflege des Kantons BernHanspeter RuchMünstergasse 32, 3011 BernT 031 633 40 30www.be.ch/denkmalpflege«Wir möchten als Bauherr undals Architekt exemplarischeLösungen finden.»Ueli Krauss und Alexander Gempeler, BauherrenHLK-BeratungRoschi + Partner AGSägestrasse 73, 3098 KönizT 031 917 20 20www.roschipartner.chBauphysikGrolimund + Partner AGThunstrasse 101a, 3006 BernT 031 356 20 00www.gundp.ch› Im Geist des Erbauers ▪ «Der <strong>Denkmalpflegepreis</strong>ist eine Anerkennung für die ganzeFamilie», finden die Preisträger, «alle habenSorge getragen.» Willi Althaus entwickelte sichin seinem Schaffen stetig weiter, verzichteteaber bewusst darauf, sein Haus auf das jeweilsNeuste umzurüsten. Genauso zurückhaltendhandelte später sein Sohn Jürg Althaus bei derSanierung des Dachs. Die originalen, grün engobiertenZiegel sind eine Spezialanfertigung.Die heutigen Eigentümer pflegen und bewohnendas Haus im gleichen Geist wie dieErbauergeneration – trotzdem ist es kein Museum.Es steht für die Familie und für Freundeaus aller Welt offen. Den Weg zu den Gästezimmernbeleuchtet seit 60 Jahren die Lampe,die als «Margritli» einen festen Platz in Krauss’Kindheitserinnerungen einnimmt.An der Haustür ist unterdessen wieder einstilistisch passender Griff montiert. Die Suchenach dem Original, wohl einem Entwurf vonEero Saarinen, läuft indes noch …‹1415FensterKilchenmann & CoEnggisteinstrasse 30, 3076 WorbT 031 839 23 79www.schreiner-kilchenmann.chMalerarbeitenRettenmund Ulrich AGWaffenweg 5, 3014 BernT 031 331 06 05Elektrische InstallationenNyffeler-Kästli Elektro AGBreitenrainplatz 42, 3014 BernT 031 331 98 55www.nyffeler-kaestli.chDachdeckerFranz Etter BedachungenFelshaldenweg 18, 3004 BernT 031 301 43 67Gartenplanungbbz LandschaftsarchitektenBern GmbHWasserwerkgasse 20, 3011 BernT 031 312 71 43www.bbz.laGartenleuchtenLichtbau GmbHSeidenweg 20, 3012 BernT 031 839 98 91www.lichtbau.ch99 20.03.14 15:08


Willi Althaus, ArchitektInnovative Bautypologien und differenzierteLösungen prägen das Werk des bedeutendenBerner Architekten. Text: Johanna Strübin, ArchitekturhistorikerinWilli Althaus hat in Bern und Umgebung zahlreicheWohnhäuser und Wohnquartiere gebaut,die durch ihre gestalteten Aussenräumeüberzeugen. Nach dem Studium bei ProfessorOtto Rudolf Salvisberg an der ETH in Zürich,noch mitten in der Weltwirtschaftskrise, bearbeiteteer erste Aufträge. Es sind moderneHolzhäuser, die herkömmliche Dächer tragen.Die Architektur der Landesausstellung 1939unter Chefarchitekt Hans Hofmann löste einenUmbruch in Althaus’ Werk aus. Schon seinewenigen Wohnhäuser aus der Kriegszeit folgtenneuen Vorbildern, und das Kriegsendebrachte eine komplette Wende. Die Beschränkungender Kriegswirtschaft waren vorbei,doch die Konstruktionen blieben sparsam undleicht, die Häuser wurden heiter und elegant.Von einer Amerikareise im Jahr 1952 brachteAlthaus Haustechniken, Materialien und dieFarbe mit nach Hause, mit denen er an seinenBauten experimentierte. So stattete er dasEigenheim in Muri mit roten Backsteinwändenaus, die er sichtbar liess. Die steile Hanglageseines Hauses nutzte er für unterschiedlicheGartenbereiche und Hauszugänge auf mehrerenNiveaus. Die Landschaft fing er mit einerfächerförmigen Anordnung der Zimmer ein.Den offenen Wohnraum im Erdgeschoss liesser mit wandgrossen Fenstern zum vorgelagertenGartenraum übergehen.Willis Sohn Jürg Althaus (1941–2007) erkannteden architekturhistorischen Wert desElternhauses und trug mit adäquaten Unterhaltsarbeitenzu dessen Erhaltung bei. Auchliess er das architektonische und städtebaulicheWerk seines Vaters in einem Buch darstellen.Jürg Althaus hätte an der respektvollenRestaurierung des Hauses durch seinen NeffenUeli Krauss (*1971) seine Freude – wie zweifellosauch Willi Althaus, der Erbauer.Willi Althaus (1912–1996),Architekt und Bauherr.LiteraturhinweisJohanna Strübin Rindisbacher,Willi Althaus, Architekt, hrsg. von Jürg Althaus,Thun 2006, ISBN 978-3-9522959-2-2Energetische Ertüchtigungeines 1950er-Jahre-BausPräzise Massnahmen schonen die originaleBausubstanz. Text: Ueli Krauss, ArchitektIm Spannungsfeld zwischen qualitätvollemBestand, wünschbarer technischer Aufrüstungund finanziellen Möglichkeiten suchten wir fürdas Haus eine optimale Lösung. Als gutes Arbeitsinstrumenterwiesen sich dabei die Wärmebilder.Die Bestandsaufnahme zeigte, dassneben den zeittypisch nur spärlich gedämmtenFassaden primär die Fenster für einen Grossteildes Energieverlustes verantwortlich waren.Das Nachdämmen des Estrichbodens undder Kellerdecke ist für das Erscheinungsbildunproblematisch und brachte neben der Energieeinsparungauch eine verbesserte Behaglichkeitim Innern. Auf eine Isolierung derFassaden wurde jedoch aus architektonischenund finanziellen Gründen verzichtet. Da dieoriginalen, grossflächigen Doppelverglasungenmit ihrem geringen Dämmwert die Energiebilanzstark belasteten, wurden diese durchIsolierglas ersetzt. Die Holzfenster konntendabei integral wiederverwendet werden, dieFensterdichtungen wurden neu eingefräst.Dank der Kittmontage der Gläser sehen dieFenster heute noch fast unverändert aus. Dasgezogene Weissglas ermöglicht dem Betrachtereinen farblich unveränderten Ausblick, zudemzeittypisch leicht verzerrt. Auch die strukturierteSpiegelung der Landschaft auf denAussenscheiben bleibt erhalten und belässt derFassade so ihren lebendigen Charakter.Die hier ausgeführten Massnahmen halbiertenden Energieverlust der gesamtenGebäudehülle. Die Energieeffizienzklasse imGebäudeausweis der Kantone (GEAK) wurdevon F nach C, also um drei Stufen, verbessert.Dabei zeigt sich, dass es möglich ist, den heutigenAnforderungen an Energieeffizienz undNachhaltigkeit zu genügen und gleichzeitig dieoriginale Bausubstanz und die Gesamtstimmungzu erhalten.Neu erhielten die Fenster anstelleder Doppelverglasung Isolierglas undeine zusätzliche Dichtung.Fenster altholzrahmenkittfasefensterglasfensterglasFenster neuholzrahmendichtungkittfaseisolierglas 0 5 10 CMdichtungausseninnenausseninnen10 20.03.14 15:08


1 20.03.14 15:041


Standard Minergie für«béton-brut»-ArchitekturDas BWZ Berufs- und Weiterbildungszentrum in Lyss ist einParadebeispiel der «béton-brut»-Architektur der 1960er-Jahre.Der Spezialpreis der Fachkommission für Denkmalpflegedes Kantons Bern würdigt die vorbildliche Sanierung des Baus.Fotos: Christian Helmle, Text: Barbara Frutiger und Bernhard Furrer, Redaktion: Silvia Steidinger21 Das BWZ ist nachhaltig zukunftstauglich,erfüllt alle geltenden Normen underreicht den Standard Minergie ECO.2 Die charakteristischen Betonoberflächenim Innern und an den Aussenfassadenwurden sorgfältig instand gesetzt.Die Anlage des BWZ umfasst einenzwei- und einen viergeschossigenKlassentrakt, die zusammen mitden eingeschossigen Verbindungsgängeneinen geschlossenenPausenhof formen. Grosszügige Verglasungendurchbrechen die Betonfassaden. DieAnlage überzeugt durch ihre einfache undgleichzeitig spannungsvolle Architektur sowiedurch die räumliche Qualität.Hansruedi Lanz gewann 1965 den Wettbewerbfür das BWZ. Nach einer Lehre als Bauzeichnerhatte Lanz während 2½ Jahren beimBieler Architekten Max Schlup gearbeitet. 1954eröffnete Lanz in Lyss sein eigenes Architekturbüro.Das BWZ ist der erste Bau, den erkonsequent in Sichtbeton und in Glas gestaltete.Der «béton brut» blieb danach das Markenzeichenseiner Architektur.Nach 40 Jahren entsprach das Gebäude desBWZ baulich und betrieblich nicht mehr denheutigen Anforderungen und Vorschriften. DieFlachdächer waren undicht und die fehlendeDämmung führte in den Klassenzimmern zuextremen Raumtemperaturen. Das kantonaleAmt für Grundstücke und Gebäude nahm alsBauherrschaft – zusammen mit Suter + PartnerArchitekten – die Sanierung in Angriff, imAugust 2013 konnte der Bau schliesslich eingeweihtwerden. Heute erfüllt das BWZ allegeltenden Normen und erreicht den StandardMinergie ECO.Würdigung ▪ Bernhard Furrer von der Fachkommissionfür Denkmalpflege des KantonsBern begründet den Entscheid für die Verleihungdes Spezialpreises folgendermassen:«Bauten der Jahrzehnte nach dem ZweitenWeltkrieg sind besonders stark von entstellendenVeränderungen bedroht. Dies ist erklärbarmit ihrem spröden architektonischen Ausdruck,dem ungeliebten Material Beton, den ›22 20.03.14 15:04


› kaum gegliederten Fassaden, den nüchternwirkenden Innenräumen. Zudem gelten dievor der Ölkrise entstandenen Bauten als Energiefresserund sind gewissermassen «politischunkorrekt» geworden. Bei solcher Kritik gehenhäufig ihre Qualitäten vergessen: die klarestädtebauliche Setzung, präzise Umsetzungbetrieblicher Anforderungen, beeindruckendeInnenräume und kluge Detaillierung. Vieleausgezeichnete Bauten dieser Epoche, privateWohn- und Geschäftshäuser wie auch öffentlicheBauten, sind in den letzten Jahren bis zurUnkenntlichkeit verändert worden – so auchim Kanton Bern. Aufstockungen, aussen aufgebrachteWärmedämmungen und innere Eingriffelassen heute ihre Qualitäten kaum mehrerahnen.Zu den wenigen Ausnahmen von solch unqualifiziertenVorgehensweisen gehört die Modernisierungdes Berufs- und Weiterbildungszentrumsin Lyss. Beispielhaft zeigt sie den Wegauf, einen Bau, der in seiner Gesamtdisposition,seiner architektonischen Erscheinung und seinenklaren, grosszügigen Innenräumen für die1960er-Jahre zeugnishaft ist, behutsam an heutigeVorstellungen anzupassen. Der Betriebwurde optimiert, die Energieeffizienz wesentlichverbessert, die Erdbebensicherheit erhöhtund der aufgelaufene Unterhalt nachgeholt,ohne dass die wesentlichen Charakteristika desBaus und damit der Denkmalwert beeinträchtigtworden wären. So wurden die Betonfassadenwiederhergestellt und innen gedämmt, undder filigrane Abschluss des Baukörpers bliebgewahrt, obwohl sich der Dachaufbau wegender neuen Wärmedämmung erhöhte.Ein solches Unterfangen kann nur gelingen,wenn sorgfältig und umsichtig arbeitende Architektinnenauf verständige Vertreter der Eigentümerschaftund eine flexibel denkendeNutzerschaft treffen. Der Spezialpreis würdigtdaher gleichermassen das hervorragende Resultatwie alle Beteiligten in ihrer verständnisvollenZusammenarbeit.»‹«Die wesentlichen Charakteristikades Baus und damit der Denkmalwertwurden nicht beeinträchtigt.»Bernhard Furrer, Fachkommission für Denkmalpflege des Kantons Bern3 Durch den teilweisen Einbezug desInnenhofs wurde ein zusätzlicherNutzungsraum geschaffen.4 Blick in den Innenhof: Der feingliedrigeAbschluss des Baukörpersblieb trotz Dachaufbaus durch dieneue Wärmedämmung erhalten.5 Die neuen Fenster orientieren sichoptisch an der Gestaltung der alten.36 Die Schulzimmer erhielten eine neuetechnische Ausrüstung, die Oberflächenwurden punktuell saniert.43 20.03.14 15:04


KontaktadressenBauherrschaftAmt für Grundstücke undGebäude des Kantons BernReiterstrasse 11, 3011 BernT 031 633 34 11www.bve.ch/aggArchitektur und BauleitungSuter + Partner ArchitektenThunstrasse 95, 3006 BernT 031 357 35 25www.suterpartner.ch5Bauberatung DenkmalpflegeDenkmalpflege des Kantons BernRolf WeberMünstergasse 32, 3011 BernT 031 633 40 30www.be.ch/denkmalpflegeBauingenieureHenauer Gugler AGHelvetiastrasse 17, 3000 Bern 6T 031 350 85 00www.henauer-gugler.chHaustechnik undElektroingenieureAmstein + Walthert Bern AGHodlerstrasse 5, 3000 Bern 7T 031 340 59 59www.amstein-walthert.chBauphysikGrolimund + Partner AGThunstrasse 101a, 3006 BernT 031 356 20 00www.gundp.ch6FassadenplanerFeroplan engineering AGMorgenstrasse 129, 3018 BernT 031 334 00 11www.feroplan.chFachkommission für DenkmalpflegeSpezialpreis <strong>2014</strong>Der Spezialpreis der Fachkommission für Denkmalpflege wird<strong>2014</strong> erstmals verliehen. Während die Denkmalpflege des KantonsBern mit dem jährlichen <strong>Denkmalpflegepreis</strong> eine Bauherrschaftauszeichnet, die ein – auf den ersten Blick – unspektakuläresBaudenkmal sorgfältig restauriert und weiterentwickelthat, richtet der Spezialpreis der Fachkommission für Denkmalpflegedas Augenmerk auf die Restaurierung eines aussergewöhnlichenBaudenkmals.Beim Spezialpreis geht es nicht um «Alltagsarchitektur» wiebeim Hauptpreis, sondern generell um eine beispielhafte Restaurierungoder um eine spektakuläre Einzelmassnahme. ZurAuswahl stehen dabei alle möglichen Bautypen wie Kirchen oderSchlösser, Gasthöfe oder Villen, Schulhäuser oder Scheunen. Diekantonale Fachkommission für Denkmalpflege ist als externe Juryfür die Wahl des Objekts für den Spezialpreis zuständig. Entscheidendsind dabei zum einen allgemeingültige Kriterien wie die unbestritteneQualität der Restaurierung, zum andern können auch innovativeLösungen und Nachhaltigkeit den Ausschlag geben.Der <strong>Denkmalpflegepreis</strong> und der Spezialpreis zeigen auf, überwelchen kulturellen Reichtum der Kanton Bern vom Jura bis insOberland verfügt und was im Bereich der Kulturpflege geleistetwird – insbesondere von privaten und öffentlichen Bauherrschaften,Architektinnen und Architekten und Bauschaffendenin Zusammenarbeit mit den Fachstellen.4 20.03.14 15:04

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