Hochwild-Schutzpark Rothaargebirge - Sauerländer Heimatbund e.V.
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<strong>Sauerländer</strong> <strong>Heimatbund</strong> SAUERLAND<br />
Landwirt-<br />
schafts-<br />
minister<br />
Diether<br />
Deneke<br />
verteilte<br />
Praise<br />
in Brakel<br />
Nach Brakel kam<br />
der Minister<br />
1971 in der Halle Munsterland und In<br />
Attendorn 1973 war er verhindert;<br />
dies Jahr, nach Brakel, kam Minister<br />
Deneke personlich zum AbschluB des<br />
Landeswettbewerbs „Unser Dorf soil<br />
schoner werden", wo er den Vertretern<br />
von hunderttausend engagierten Land-<br />
bewohnern Dank sagte und Preise ver-<br />
teilte, von denen rd. 25% an Dorfer<br />
des Sauerlandes gingen. In seiner An-<br />
sprache machte der Minister zu dieser<br />
weitaus groBten BiJrgerinitiative<br />
Deutschlands einige beachtliche Aus<br />
fuhrungen. Er glaubt, sie in Gegensatz<br />
zu anderen BiJrgerinitiativen stellen zu<br />
konnen, die in der Regel einerti Protest<br />
entsprangen; ihre Ursache bilde ein<br />
Konflikt zwischen Burger und Staat<br />
Oder Gemeinde in einem konkreten<br />
Zielbereich der Politik, und nicht selten<br />
w/urden diese Initiativen von egoisti-<br />
schen Sonderinteressen Einzelner ge-<br />
genuber dem Interesse der groBeren<br />
Gemeinschaft getragen. Solchen Pro-<br />
testinitiativen stellte er die konstruk-<br />
tive BiJrgerinitiative der Dorfverbesse-<br />
rung entgegen. Man konnte da auch<br />
anderer Meinung sein.<br />
Der Minister hat ohne Zweifel Recht<br />
darin, dal5 die Quelle der Biirgerinitia-<br />
tiven regelmaBig in einem Unbehagen<br />
der Burger, im Protest zu suchen ist.<br />
Doch ist es letzten Endes mit „Unser<br />
Dorf soil schoner werden" wirklich an-<br />
SHB Meschede Sauerlaender <strong>Heimatbund</strong><br />
ders? Liegt der Grund des groBen In-<br />
teresses, das „Ankommen" dieser<br />
Burgerinltiative, nicht ebenfalls in<br />
einem Zielkonflikt zwischen Burgern<br />
und Regierenden? Liegt dieser Grund<br />
nicht in der von Jahr zu Jahr deutlicher<br />
werdenden Schlechterstellung des<br />
landlichen Raumes gegenijber Gro(5-<br />
stadt- und Ballungsgebieten? Das gro-<br />
Be Unbehagen entspringt zweifellos<br />
jener Haltung, fur die in einem einzel-<br />
nen Sektor des politischen Gesamt-<br />
konzepts, namlich in punktoBebauung,<br />
ein It. Baudirektor der Bezirksregie-<br />
rung Arnsberg vor dem Rat einer land-<br />
lichen Mehrortsgemeinde It. Presse-<br />
meldung die typischen Worte fand, daB<br />
„der Zug fur die kleineren Orte ...<br />
abgefahren" sei. In der betr. Gemein-<br />
de von mehr als 30 Wohnplatzen sollen<br />
nach dem Flachennutzungsplan kijnftig<br />
nur noch fiir 4 Dorfer Entwicklungs-<br />
moglichkeiten gegeben sein —.<br />
Auf anderen Sektoren des dorflichen<br />
Lebensbereichs ist die „Demontage<br />
von Amts wegen" nicht weniger deut-<br />
ich. Nicht so sehr der Zusammen-<br />
schluB mehrerer weit auseinander ge-<br />
legener Dorfer zu einer GroRgemein-<br />
de, aber ihre Deklassierung von Dor-<br />
fern, Orten, zu „Ortsteilen" (—welch<br />
eine torichte Wortbildung ubrigens!—)<br />
entwertet sie. Das Verschwinden der<br />
Schulen aus dem Dorf, die immer<br />
schlechter werdende Versorgung mit<br />
Arzten, die Verkehrskonzepte in Be-<br />
zug auf das sog. „Hinterland", ja die<br />
Aussiedlung der bauerlichen Betriebe<br />
© Copyright Sauerlander <strong>Heimatbund</strong><br />
im Dorf selbst, all das sind nur einige<br />
wenige der vielen Konfliktsituationen,<br />
in denen sich der Burger im landlichen<br />
Raum heute benachteiligt sieht. Die-<br />
sem Abbau von oben setzt die Burger-<br />
initiative „Unser Dorf" von unten den<br />
Oberlebenswillen der landlichen Be-<br />
volkerung entgegen. Den Vorstellun-<br />
gen der Regierenden treten in dieser<br />
Aktion mehr oder weniger deutlich er-<br />
kennbar die abweichenden Interessen<br />
der Betroffenen gegeniJber, und ganz<br />
ohne Zweifel geht es hier nicht urn die<br />
Interessen Einzelner, sondern um die<br />
einer groBen Masse, moglicherweise<br />
der Mehrheit der deutschen Burger. In<br />
einem allerdings ist diese BiJrgerinitia-<br />
tive von anderen Protestaktionen ver-<br />
schieden: es wird nicht mit Worten,<br />
Fahnen und manipulierten Parolen pro-<br />
testiert; es wird nach Art dieser Men-<br />
schen gehandelt, namlich im Eigenen<br />
gearbeitet. Gleichwohl sollte die sich<br />
immer noch ausweitende Aktion bei<br />
denen, die zu bestimmen haben, AnIaB<br />
zu Oberlegungen sein, ob nicht in ihrer<br />
Grundhaltung dem landlichen Bereich<br />
gegeniJber einiges einer Korrektur,<br />
und ob nicht insbesondere infrastruk-<br />
turell „das Dorf" — und die Kleinstadt<br />
nicht minder — erheblicher Aufbesse-<br />
rungen bedarf. Man sollte nicht nur<br />
solche Proteste ernst nehmen, die mit<br />
Pflastersteinen argumentieren, son-<br />
dern die Haltung, die die landliche Bijr-<br />
gerschaft beweist, mit mehr als Ehren-<br />
diplomen und einem kleinen Scheck<br />
honorieren.<br />
Ill