Umwelt- und Erlebnispädagogik: Im Hörsaal und unterwegs
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Interview August<br />
„Wir haben eine Bewusstseinsänderung erwirkt!“<br />
2012<br />
Wie können Fixierungen von Patienten <strong>und</strong> freiheitsentziehende Maßnahmen in Einrichtungen vermieden<br />
werden? Mit dieser Frage befassten sich Josef Wassermann, Leiter der Betreuungsstelle des Landratsamtes<br />
Garmisch-Partenkirchen, <strong>und</strong> Dr. Sebastian Kirsch, Amtsrichter, <strong>und</strong> entwickelten mit dem „Werdenfelser Weg“<br />
einen verfahrensrechtlichen Ansatz zur Vermeidung von Fixierungen. Seit circa einem Jahr bieten sie gemeinsam<br />
mit dem IF der Katholischen Stiftungsfachhochschule München Fortbildungen zum „Werdenfelser Weg“<br />
an. <strong>Im</strong> Interview erläutern die beiden Initiatoren, was sie mit ihrer Idee bereits erreicht haben <strong>und</strong> weshalb die<br />
Kooperation mit einer Hochschule nun so wichtig ist.<br />
Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen,<br />
einen verfahrensrechtlichen<br />
Ansatz zu entwickeln?<br />
Wassermann: Sebastian Kirsch <strong>und</strong><br />
ich arbeiten bereits seit vielen Jahren<br />
zusammen. Uns fi el auf, dass<br />
in vielen Genehmigungsverfahren<br />
für Fixierungen im Rahmen rechtlicher<br />
Betreuungsverfahren etwas<br />
nicht gepasst hat. In diesen Verfahren<br />
verließ sich einer auf die Sachk<strong>und</strong>e<br />
des anderen <strong>und</strong> es waren<br />
freiheitsentziehende Automatismen<br />
eingetreten.<br />
Wie sind Sie auf den Gedanken gekommen,<br />
einen verfahrensrechtlichen<br />
Ansatz zu entwickeln?<br />
Wassermann: Sebastian Kirsch <strong>und</strong><br />
ich arbeiten bereits seit vielen Jahren<br />
zusammen. Uns fi el auf, dass<br />
in vielen Genehmigungsverfahren<br />
für Fixierungen im Rahmen rechtlicher<br />
Betreuungsverfahren etwas<br />
nicht gepasst hat. In diesen Verfahren<br />
verließ sich einer auf die Sachk<strong>und</strong>e<br />
des anderen <strong>und</strong> es waren<br />
freiheitsentziehende Automatismen<br />
eingetreten.<br />
Kirsch: Das heißt, dass viele Fixierungsanträge<br />
aus Einrichtungen<br />
ohne inhaltliche Überprüfung durch<br />
das Gericht liefen <strong>und</strong> vom Gericht<br />
ohne ausreichende inhaltliche Prüfung<br />
bestätigt wurden. Die vom Gericht<br />
eingesetzten Verfahrenspfl eger<br />
waren zumeist Juristen, die von<br />
der Pfl ege kaum eine Ahnung hatten.<br />
Dazu kam, dass die Pfl egenden<br />
in den Einrichtungen ihre Empfehlungen<br />
für eine Fixierung des Bewohners<br />
oftmals unter Haftungsängsten<br />
ausgesprochen haben.<br />
Die Begründer des Werdenfelser Weges (von links): Josef Wassermann, Leiter der Betreuungsstelle<br />
des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen, <strong>und</strong> Dr. Sebastian Kirsch, Amtsrichter.<br />
Weshalb Haftungsängste?<br />
Kirsch: Beim Sturz eines Patienten<br />
forscht die Krankenkasse nach möglichen<br />
Schuldigen <strong>und</strong> kann bei Pfl egefehlern<br />
Regressansprüche für die<br />
entstandenen Behandlungskosten<br />
stellen. Die Angst, dass ein Patient<br />
stürzen <strong>und</strong> sich verletzen könnte,<br />
prägt daher viele Entscheidungen.<br />
Wassermann: Dabei bedeutet die<br />
Fixierung von Patienten nicht nur<br />
eine Reduzierung der Lebensqualität,<br />
sondern stellt auch eine physische<br />
<strong>und</strong> psychische Gefahr für<br />
den Betroff enen dar.<br />
Eines Ihrer Ziele war es dann auch,<br />
diese Ängste zu mindern?<br />
Wassermann: Uns war es vor allem<br />
wichtig, die Verfahren in eine andere<br />
Richtung zu lenken <strong>und</strong> durch<br />
die Betonung einer gemeinsamen<br />
Verantwortungsübernahme die Haltung<br />
<strong>und</strong> Blickwinkel der Beteiligten<br />
zu verändern. 2007 wurde dann<br />
von uns die Idee des „Werdenfelser<br />
Weg“ geboren.<br />
Was sind die Kernpunkte des Werdenfelser<br />
Wegs?<br />
Kirsch: Ein Verfahrenspfl eger nach<br />
dem Werdenfelser Weg muss über<br />
drei Kompetenzen verfügen. Er<br />
muss pfl egefachlich auf Augenhöhe<br />
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