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ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt

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corder mit Stabilisator-Optik auf der Schulter<br />

und so angeschnallt, dass er bestimmt<br />

nicht hinausfallen wird.<br />

Der erste Flug dient eigentlich eher der<br />

Übung. Das Kameraflugzeug fliegt gerade,<br />

Borner nähert sich mit seinem Zebraflieger<br />

so, dass wir ihn gut im Blick haben. 500 Fuß<br />

tiefer zieht die Serengeti vorbei. Beim zweiten<br />

Flug läuft dann alles schon viel flüssiger.<br />

Borners 5H-<strong>ZGF</strong> zementiert sich auf der 5-<br />

Uhr-Position ein; die Sonne glitzert auf den<br />

Tragflächen. Wir bekommen es sogar hin,<br />

Start und Landung im Parallelflug zu drehen.<br />

Beim Rollen zurück zum Hangar sehen<br />

wir, dass man in Europa während der Pilotenausbildung<br />

zwar so mancherlei über die Gefahren<br />

der Luftfahrt lernt – aber doch nicht<br />

alles, was in Afrika vorkommen kann. Unvermittelt<br />

werden wir daran erinnert, dass rund<br />

um diesen Landeplatz ja die tiefste Wildnis<br />

ist. Einige Impalas wollen den Schotterweg<br />

überqueren, der hier den Taxiway darstellt.<br />

Am nächsten Tag sind es Giraffen.<br />

Gut geklebt ist halb gefilmt<br />

Während der Dreharbeiten werden wir<br />

von Flug zu Flug mutiger. Zum Glück haben<br />

8.000 Flugstunden unter Afrikas Himmel<br />

Markus Borner zu einem ziemlich gelassenen<br />

Piloten gemacht: „Solange ihr keine Kamera<br />

an den Propeller klebt, ist mir alles egal.“<br />

Diese Freigabe nutzen wir konsequent. In der<br />

Folge findet sich ein kleiner Camcorder auf<br />

dem Höhenleitwerk der Cessna wieder, befestigt<br />

mit viel Gaffer-Tape. Zuvor war er oben<br />

am Seitenleitwerk und an der Flächenstrebe<br />

- und ist nicht in die Steppe gestürzt!<br />

Es war sicher von Vorteil, dass der<br />

nächste „Beauftragte für Luftaufsicht“ 300<br />

km entfernt in Arusha seinen Dienst tat,<br />

denn so konnten Dreharbeiten stattfinden,<br />

die jener wohl sofort von Amts wegen untersagt<br />

hätte. Der Himmel über der Serengeti<br />

ist natürlich kein rechtsfreier Raum,<br />

auch Markus Borner muss sich an Regeln<br />

halten. Die offizielle Mindestflughöhe über<br />

dem Nationalpark beträgt 1500 Fuß. Da Borner<br />

aber für den Nationalpark unterwegs ist,<br />

darf er diese Höhe unterschreiten, und sei<br />

es auch mal für Dreharbeiten...<br />

Fliegeralltag in Afrika<br />

Am nächsten Morgen gehen wir auf Löwenjagd.<br />

Borner muss einige Tiere aufspü-<br />

ren, deren Senderhalsband erneuert werden<br />

soll. Wir beginnen die Suche in 2.000 Fuß<br />

Höhe, weil dann die Reichweite der Sender<br />

größer ist. Auf das, was dann folgt, sind<br />

wir nicht so recht vorbereitet. Plötzlich lässt<br />

Borner die Cessna in die Tiefe sausen, fängt<br />

sie in geschätzten 50 Fuß ab und zieht das<br />

Flugzeug in eine Rechtskurve. Beim Blick<br />

aus dem Seitenfenster sehe ich direkt unter<br />

mir das Gras. Markus Borner steuert ganz<br />

entspannt: „Habt ihr sie gesehen?“ „Wen -<br />

die Löwin? - Nein!“<br />

Drei Löwen später lege ich mir dann<br />

doch mal den Hygienebeutel zurecht. Die<br />

physiologischen Effekte dieser Achterbahnfahrt<br />

sind ohnehin stark genug, hinzu<br />

kommt, dass wir beide hinten sitzen und<br />

durch den Sucher unserer Camcorder blicken.<br />

Aber Glück gehabt – die Suche ist vorbei.<br />

Nach der Landung müssen wir uns erst<br />

einmal niedersetzen und in kleinen Schlucken<br />

kaltes Wasser trinken. „Wer bei so einem<br />

Flug nicht kotzen muss, der muss es<br />

nie“, tröstet uns der Stuntpilot.<br />

Abends sitzen wir auf den Felsen, die<br />

noch warm von der Sonne sind, und schauen<br />

ins Lagerfeuer. „Als ich ein Junge war und<br />

im Fernsehen die Filme von Grzimek gesehen<br />

habe, dachte ich ja nie, dass ich einmal<br />

selber über die Serengeti fliegen würde.<br />

Aber dass so ein Bubentraum dann Realität<br />

wird, und dass es auch eine Arbeit ist, mit<br />

der ich dazu beitragen kann, die Serengeti<br />

zu erhalten, das ist wirklich die Erfüllung des<br />

Traums, den ich damals als Bub hatte“, sagt<br />

Markus Borner. Wir glauben ihm aufs Wort.<br />

Lagebesprechung mit Pilot Markus Borner.<br />

Kamera mann Bernd Siering steht ein<br />

zugiger und Schwindel erregender Flug<br />

ohne Tür bevor.<br />

<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Fotos: B. Siering<br />

Schwerpunkt<br />

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