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ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt

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Schwerpunkt<br />

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Manchmal vermitteln die Dreharbeiten<br />

auch dem Regisseur ungeahnte Einsichten.<br />

Von Thomas Weidenbach.<br />

18 <strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />

Dreharbeiten<br />

am Original schauplatz:<br />

in Bernhard Grzimeks <strong>Frankfurt</strong>er<br />

Arbeitszimmer.<br />

�<br />

Ein Klassenzimmer in Tansania, westlich<br />

des Ngorongorokraters. Ein<br />

Rohbau, keine Fenster, roher Lehmfußboden.<br />

50 junge Massai hängen an den<br />

Lippen von Joe ole Kuwai. Der 61-jährige<br />

arbeitet für die <strong>Zoologische</strong> <strong>Gesellschaft</strong><br />

<strong>Frankfurt</strong>, ist selber Massai und erzählt den<br />

Grundschülern von seinem Freund und großen<br />

Vorbild, dessen Name an der Tafel steht:<br />

Prof. Bernhard Grzimek. Alle Kinder haben<br />

schon von ihren Eltern von dem „Professor“<br />

aus dem fernen Deutschland gehört.<br />

Jenem Mann, der die Serengeti rettete und<br />

die Touristen ins Land brachte. Den Nachnamen<br />

kann zwar keiner richtig aussprechen,<br />

aber wer kann das schon?<br />

Joe war so alt wie die Schüler vor ihm<br />

als er den berühmten Zoodirektor und Naturschützer<br />

zum ersten Mal traf.<br />

Anfangs keine angenehme<br />

Erfahrung, denn Grzimek<br />

hatte seine Eltern davon überzeugt, ihn in<br />

eine weit entfernte Schule zu schicken. Lesen<br />

und Schreiben seien auch wichtig für<br />

die Massai, da war der weiße<br />

Mann sich sicher. Also ging<br />

Joe zur Schule, dann zum<br />

Zoologiestudium auf die<br />

Universität in Daressalam,<br />

bekam ein Stipendium<br />

für die USA und kehrte<br />

schließlich als Wissenschaftler<br />

zurück, um für<br />

sein Volk, sein Land<br />

und seine Tiere zu arbeiten.<br />

Denn davon<br />

hatte ihn der Professor<br />

überzeugt:<br />

Die Tiere Afrikas<br />

waren der Schatz<br />

des Kontinents,<br />

der Reichtum der Afrikaner,<br />

den es ebenso zu bewahren<br />

galt wie den Louvre oder die Akropolis in<br />

Europa.<br />

Wie er so da steht, mit glänzenden Augen<br />

versucht, diese Botschaft den Jungen<br />

seines Volkes begreiflich zu machen und<br />

die Kinder an seinen Lippen hängen, da be-<br />

greife ich zum ersten Mal, was Bernhard<br />

Grzimek in Afrika wirklich geleistet hat. Er<br />

hat nicht nur dafür gesorgt, das einzigartige<br />

Gebiet der Serengeti und des Ngorongorokraters<br />

zu schützen. Nein, er hat vor allem<br />

die Herzen der Menschen gewonnen.<br />

Afrika war Grzimeks zweite Heimat, aber<br />

er kam nicht als Kolonialist, sondern er hat<br />

die Tansanier spüren lassen, dass sie etwas<br />

Einzigartiges besitzen, auf das sie stolz<br />

sein können. Etwas, das sie im Auftrag<br />

der Menschheit bewahren müssen. Bernhard<br />

Grzimek war ein Magier, der die Menschen<br />

verzaubern konnte, ganz gleich ob sie<br />

Deutsch oder Suaheli sprachen.<br />

In der kargen Schulklasse merke ich,<br />

wie wenig wir doch in Deutschland über<br />

jenen Menschen wissen, über den ich gemeinsam<br />

mit meinen Kollegen Harald Cremer<br />

(an der Kamera), Stefan Nowak (Ton),<br />

Jens Greuner (Schnitt), Renate Marel (Re-<br />

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daktion) und Uwe Kersken (Produzent) eine<br />

aufwändige Fernsehdokumentation für das<br />

ZDF und Arte drehen soll. Ohne die großartige<br />

Unterstützung der <strong>ZGF</strong>, deren Präsident<br />

Grzimek so viele Jahre war, wäre das<br />

Projekt kaum möglich gewesen. Vor allem<br />

Markus Borner, der Nachfolger Grzimeks in<br />

der Serengeti und seine Mitarbeiter, zu denen<br />

auch Joe Ole Kuwai gehört, haben uns<br />

tatkräftig geholfen.<br />

Als Fernsehonkel der Nation habe ich<br />

Grzimek kennen gelernt, wie so viele meiner<br />

Generation. Nach seinem oscarprämierten<br />

Meisterwerk „Serengeti darf nicht sterben“<br />

hat er dreißig Jahre lang die erfolgreichste<br />

Tiersendung aller Zeiten im Fernsehen präsentiert:<br />

„Ein Platz für Tiere“. Wie er so dasaß<br />

im Studio, immer einen kleinen <strong>Gorilla</strong>,<br />

einen schnurrenden Geparden oder ein chinesisches<br />

Huhn auf dem Tisch, das bleibt<br />

unvergesslich. Mit seinen Spendenaufrufen<br />

am Ende jeder Sendung hat er ein kleines<br />

Vermögen angehäuft, mit dem die <strong>Zoologische</strong><br />

<strong>Gesellschaft</strong> <strong>Frankfurt</strong> noch immer<br />

Projekte in der Serengeti und an vielen anderen<br />

Orten der Welt finanziert.<br />

Geld hat Grzimek aber auch auf andere<br />

Weise organisiert. Keine Touristengruppe,

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