ZGF Gorilla | Dezember 2004 - Zoologische Gesellschaft Frankfurt
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keine wohlhabende Dame, die nach Ostafrika<br />
reiste, war vor ihm sicher. In einer Lodge<br />
stellen wir eine kleine Szene nach, in der<br />
Schauspieler Oliver Broumis, bekannt aus<br />
vielen Fernseh- und Kinofilmen, in die Rolle<br />
des Professors schlüpft. Und wieder ist sie<br />
da, jene Aura, die Grzimek umgeben haben<br />
muss. Als ihm eine reiche Amerikanerin einen<br />
Scheck über 10.000 Dollar überreichen<br />
wollte, hat er sie doch tatsächlich gefragt, ob<br />
sie nicht noch eine Null hinzufügen wolle.<br />
Wollte sie. Die Szene ist verbürgt.<br />
Immer ging Grzimek unkonventionelle<br />
Wege, wenn es seinen Zielen diente. In seiner<br />
Anfangszeit als Zoodirektor in <strong>Frankfurt</strong><br />
lockte er das Publikum mit einem seltenen,<br />
sagenumwobenen weißen Elefanten in den<br />
Tierpark. Was niemand ahnte: Er hatte einen<br />
gewöhnlichen Elefanten einfach weiß<br />
anmalen lassen. Auch persönliche Risi-<br />
ken scheute er nicht, wenn es um seine<br />
Neugier und Abenteuerlust ging. Im Zirkus<br />
Probst setzen wir eine der ersten Begegnungen<br />
Grzimeks mit wilden Tieren in Szene.<br />
Mit dabei: sechs Sibirische Tiger.<br />
1942, mitten im Krieg, Grzimek war gerade<br />
als Veterinäroffizier auf Heimaturlaub,<br />
wollte er herausfinden, ob er in die Rolle des<br />
Dompteurs schlüpfen könnte. Würden ihn<br />
die Tiere akzeptieren, wenn er sich genauso<br />
verhielte wie der eigentliche Tigerdompteur?<br />
Welchen Mut es erforderte, dieser<br />
Frage auf den Grund zu gehen, begreife ich,<br />
als wir mit Kameraausrüstung, Schauspieler<br />
und Komparsen vor einer Gruppe Zirkustiger<br />
stehen. Als unser Grzimek-Darsteller – nach<br />
langen Diskussionen und mit viel Vorsicht –<br />
tatsächlich mitsamt Dompteur zu einem Tiger<br />
in die Manege steigt, wird uns allen ganz<br />
mulmig. Grzimek hatte es sogar geschafft,<br />
mehrere Zirkusvorstellungen vor Publikum<br />
zu geben. Alleine, ohne Dompteur.<br />
Bernhard Grzimek hat<br />
im Verlauf seines Lebens immer wieder<br />
verrückte Versuche unternommen, um mehr<br />
über unsere Mitgeschöpfe zu erfahren. Um<br />
mit seinen Geschichten die Menschen für<br />
den Arten- und Naturschutz zu begeistern.<br />
Dafür gab er alles. Dabei erlitt er auch den<br />
größten Verlust.<br />
Bei den Dreharbeiten zum Serengeti Kinofilm<br />
verunglückte sein geliebter Sohn Michael<br />
mit dem Flugzeug tödlich. Ein<br />
Geier war in die Tragfläche geraten.<br />
Als wir für den Film über die Unglückstelle<br />
fliegen, müssen wir mehrfach<br />
Geiern ausweichen, damit uns nicht<br />
das Gleiche passiert.<br />
Es war vermutlich dieser Schicksalsschlag,<br />
der dazu führte, dass sich<br />
Grzimek noch mehr für seine Sache<br />
engagierte. Grzimek das Arbeitstier,<br />
das von morgens bis spät abends<br />
am Schreibtisch sitzt um zu schreiben<br />
und seine Reisen zu planen. Um<br />
den Schmerz zu verdrängen, um seinem<br />
Sohn ein Denkmal zu setzen. Damit er<br />
nicht umsonst gestorben ist.<br />
Heute liegen beide in einem Grab am<br />
Rande des Ngorongorokraters. Mit Blick in<br />
die Welt, die ihm so am Herzen lag. Nur wenige<br />
Touristen machen hier Halt. Doch regelmäßig<br />
kommen Joe ole Kuwai und die<br />
anderen Freunde und Weggefährten Bernhard<br />
Grzimeks vorbei, die weiterführen, was<br />
dieser ungewöhnliche Mensch begonnen<br />
hat. Unsere Dokumentation soll ihm ein filmisches<br />
Denkmal setzen.<br />
Thomas Weidenbach hat als Autor und<br />
Filmemacher bereits viele internationale<br />
Preise gewonnen. Mit der Kölner Produktionsfirma<br />
Gruppe 5 hat er mehrere große Dokumentationen<br />
für das deutsche Fernsehen<br />
umgesetzt. Grzimeks Leben im Film zu präsentieren<br />
war für ihn eine besondere Herausforderung.<br />
Links: <strong>ZGF</strong> Mitarbeiter Joe ole Kuwai<br />
erzählt Schülern von seinem alten<br />
Freund Bernhard Grzimek.<br />
Unten links: Regisseur Thomas<br />
Weidenbach korrigiert nochmals die<br />
Maske von Grzimek-Darsteller Oliver<br />
Broumis.<br />
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Erstausstrahlung<br />
Samstag, 1. Januar 2005<br />
um 20.45 Uhr auf Arte<br />
Die Dokumentation wird ebenfalls im ZDF<br />
ausgestrahlt werden, der Sendetermin für<br />
das ZDF steht jedoch noch nicht fest.<br />
Grzimek-Darsteller: Oliver Broumis<br />
Buch & Regie: Thomas Weidenbach<br />
Kamera: Harald Cremer<br />
Schnitt: Jens Greuner<br />
Produzent: Uwe Kersken<br />
Redaktion: Renate Marel, Martin Pieper.<br />
Eine Gruppe 5-Filmproduktion im Auftrag<br />
des ZDF und in Zusammenarbeit mit Arte.<br />
<strong>ZGF</strong> <strong>Gorilla</strong> 4/<strong>2004</strong><br />
Schwerpunkt<br />
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