stadt blatt
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uhrkultur:<br />
Ein Hafen für die Kunst<br />
Das MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst<br />
am Duisburger Innenhafen zeigt Jörg Immendorff und<br />
andere Werke deutscher Nachkriegskunst.<br />
Man kann sich heute nicht<br />
mehr vorstellen, dass dieser<br />
Hafen mal jenes verrottete<br />
Dreckloch war, aus dem<br />
Kommissar Schimanski seine<br />
Leichen fi schte. Eigentlich<br />
hatten die Duisburger Stadtplaner<br />
ihren alten Kornhafen<br />
schon aufgegeben, die<br />
Speicher sollten abgerissen<br />
und das Hafenbecken zugeschüttet<br />
werden. Mit der IBA<br />
Emscher Park wurde zwischen<br />
1989 und 1999 eifrig Struktur<br />
gewandelt, die Häuser wurden<br />
saniert und der Hafen zu<br />
einem modernen Stadtquartier<br />
umgebaut. 1999 eröffnete<br />
das Museum Küppersmühle in<br />
einem alten Getreidespeicher<br />
und bot zuerst Raum für die<br />
Sammlung Grothe, die moderne<br />
Kunst von 1960 bis heute<br />
zeigte. Diese Kollektion wurde<br />
mittlerweile von der Neuen<br />
Sammlung Ströher übernom- Links: Schön nach oben: Das Treppenhaus in der Küppersmühle Mitte: Jörg Immendorff “Painter as canvas”, 1991 Öl auf<br />
men und durch zahlreiche Informel-Werke<br />
(ab 1946) er-<br />
Leinwand, 300 x 400 cm Oben: Nah am Wasser gebaut: Das Museum Küppersmühle am Duisburger Innenhafen<br />
gänzt. Die Liste der Künstler liest sich wie das penhaus, das selbst schon mehr Skulptur als Auf- imaginären Abgrund entgegentaumelt. Sehens-<br />
Who’s who der deutschen Nachkriegskunst: stiegshilfe ist. Wie ein Schneckenhaus winden wert ist auch die neuerworbene Foto-Serie von<br />
Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Hanne Darboven, sich die Stufen aus terrakottafarbenem, durchge- Candida Höfer, deren präzis-scharfe Innenräume<br />
Joseph Beuys, Markus Lüpertz, Jörg Immendorff färbtem Beton organisch nach oben. Auch wenn von Bibliotheken und Kirchen in Zentralperspekti-<br />
und viele andere. Der klugen Sammelstrategie es sich eckenfrei-waldorfhaft anhört – von so ve wie Öffnungen in weitere Räume erscheinen.<br />
der Familie Grothe ist es zu verdanken, dass das einer Haltung ist die Architektur meilenweit ent-<br />
MKM heute viele Bild-Serien präsentieren kann. fernt. Es ist der spürbare Kontrast zwischen der Jörg Immendorff<br />
wärmenden Atmosphäre des Treppenhauses In diesem Frühjahr prunkt das MKM in seiner<br />
Schneckenhaus als Treppenhaus und der weiten Kühle der Ausstellungsräume. Ausstellungsreihe „Akademos“, die die Profes-<br />
Auch architektonisch überzeugt das Museum. Äusoren<br />
der Düsseldorfer Kunstakademie vorstellt,<br />
ßerlich fügt es sich mit seiner Ziegelfassade naht- Beim Betreten dieser Räume tritt nicht selten ein mit einem großen Namen: Jörg Immendorff. Der<br />
los in die umgebende Speicherbebauung ein, Überwältigungseffekt ein – im Obergeschoss Gang durch die rund neunzig Kunstwerke ist ein<br />
innen entfesselt das Architekten-Duo Herzog & wuchtet sich Anselm Kiefers erdig-schrundiges Gang durch vierzig Jahre Bundesrepublik. Die<br />
de Meuron eine weiß-reduzierte Raumfl ucht, die Werk „Sternenlager IV“ ins Blickfeld; der streng- Ausstellung wurde noch vor seinem Tod im Jahr<br />
wie geschaffen ist für Großformate. Da das Geserielle „Westwall“ von Markus Lüpertz wird 2007 mit ihm besprochen und zeigt den Maler<br />
bäude komplett entkernt wurde, konnte jede eindrucksvoll von zwei riesigen Bildern von A.R. in seiner ganzen, saftigen Bandbreite: Links, po-<br />
zweite Etage entfernt werden und es entstan- Penk fl ankiert. Etwas kleiner ist der stürzende lemisch, selbstironisch, anspielungsreich, unanden<br />
hohe helle Räume. Schmale Fensterschlitze Bundesadler von Georg Baselitz, der seinerzeit gepasst. Man muss das immer wieder betonen,<br />
binden die äußere Welt in diese Innenwelt der hinter Gerhard Schröders Schreibtisch im Kanz- damit nicht der Eindruck der letzten Jahre beste-<br />
Kunst ein. Ähnlich spektakulär ist das neue Trepleramt hing und nun wieder in Duisburg einem hen bleibt, als Immendorff von den Boulevardme-<br />
Foto: Anton-Ludwig Thomas, Duisburg<br />
24 <strong>stadt</strong><strong>blatt</strong>: 1 | 2008 Februar - März<br />
© courtesy Galerie Michael Werner, Köln & New York<br />
Foto: MKM Museum Küppersmühle