stadt blatt

dien vereinnahmt wurde und sich mit Ex-Kanzlern
und blondierten Event-Movie-Darstellerinnen fotografi
eren ließ. Er war kein Mainstreamkünstler,
auf den sich alle einigen konnten, sondern
Bürgerschreck, Bohemien und, natürlich, einer
der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler.
Man braucht eine Weile, bis man sich in Immendorffs
Bildwelt „eingesehen“ hat. Seine Bilder
sind monumental, voller Symbolik und von hinreißender,
selbstironischer
Ich-Bezogenheit. Da dachte
einer weiter, öffnete
mit seinen Bildern gleich
Foto : Volker K. Belghaus
mehrere Ebenen im Kopf des Betrachters und
mischte sich mit seiner Kunst in Politik und Gesellschaft
ein. In Duisburg zeigt man sein Werk
ab den sechziger Jahren: Albern-bunte, lachende
Babys („Hapmi lieb“, 1966), die verrätselten
„Lidl“-Entwürfe („Die Lidl-Stadt nimmt Gestalt
an“, 1968), dann landet man ziemlich schnell im
typischen Immendorff-Kosmos der von Menschen
und Symbolen wimmelnden Großformate. „Painter
as canvas“ (1991) ist so ein Fall und kommt
stilistisch seinem „Café Deutschland“ sehr nah.
Man entdeckt im Bild andere Künstlerkollegen:
Lüpertz, Beuys und natürlich Immendorff selbst;
auf diesem Bild in erkennbarer Darstellung, sonst
als sein Alter Ego, dem Mal-Affen. Eine ähnliche
Künstlerrunde hat er auch in der grob-holzigen
Skulptur und Installation „Der Bildhauer im
Maler ist sein bester Feind“ (1986) verewigt. Die
Skulptur zeigt schelmisch den damaligen Kunstbetrieb,
die Herren Immendorff (als Affe), Penck,
Baselitz, Lüpertz und der Galerist Werner bilden
eine Tischgemeinschaft voller Symbolik.
Bedrückend und beeindruckend ist das Spätwerk
Immendorffs, dessen Bilder er aufgrund
seiner Krankheit nicht mehr selbst malen konnte
und deshalb einem Assistenten vom Rollstuhl aus
Anweisungen gab. Selbst seine Signatur musste
am Ende mit einer Schablone aufgetragen werden.
Diese Bilder wirken collagenhaft, den Hintergrund
bilden an alte Stiche erinnernde Szenerien,
bedeckt von dunklen Flächen. Sein Alter Ego,
der Affe, erscheint als schemenhafter, schwarzer
Schatten, der am Ende mit einem Besen die alten
Rechts: Jörg Immendorff „Der Bildhauer im Maler ist sein bester Feind“
Bilder auskehrt. Davon ist man im Museum Küppersmühle
gottlob weit entfernt. Hier in Duisburg,
wo die Kunst einen Hafen gefunden hat, kann man
auf weitere, kluge Ausstellungen hoffen. (vkb) �
Akademos
Jörg Immendorff
bis 2. März
MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst
Innenhafen Duisburg
Philosophenweg 55, 47051 Duisburg
Tel. 0203.301 948-11
Öff. mi 14-18 Uhr, do 11-18 Uhr, fr nach
Vereinbarung, sa+so+feiertags 11-18 Uhr,
mo+di geschlossen
jeden Sonntag 15 Uhr kostenlose Führungen
�www.museum-kueppersmuehle.de
§§
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stadtblatt: 1 | 2008 Februar - März 25