April 2012 - Gemeinde Eppendorf
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Zu welchem Zweck<br />
ward uns Musik gegeben?<br />
Ist´s nicht,<br />
des Menschen Seele zu erfrischen<br />
Nach ernsten Stunden<br />
und der Arbeit Müh´?<br />
William Shakespeare (1564 – 1616)<br />
Illustrationen zu Frühlingsliedern von<br />
Ludwig Richter (1803 – 1884)<br />
Nicht nur Dichter und Maler haben seit<br />
jeher die schönste aller Jahreszeiten gepriesen,<br />
auch die Komponisten spürten der<br />
Melodie des Frühlings nach. Sie taten es so<br />
fleißig und innig, dass es heute eine Fülle<br />
von Musik zu diesem Thema gibt. Die<br />
Nummer eins scheint noch immer Sindings<br />
„Frühlingsrauschen“ zu sein, das der bissige<br />
Alfred Polgar als „klavieristische Butterblume“<br />
bezeichnete. Gräbt man weiter im<br />
Frühlingsgarten der Musik, entdeckt man<br />
mit Antonin Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“<br />
einen kammermusikalischen Schatz.<br />
Joseph Haydn indessen verarbeitete dieses<br />
Thema zu einem Oratorium mit dem wun-<br />
31.03.<strong>2012</strong><br />
D E R L E NZ - T H EMA IN DER M U SIK<br />
derschönen Eingangschor „Komm, holder<br />
Lenz“. Der Frühling, dieser springlebendige<br />
Geselle, hat auch Mozart inspiriert, ob<br />
im schlichten Liedchen „Komm lieber Mai<br />
und mache“ oder mit seinem „Veilchen“.<br />
Beethoven komponierte mit der Sonate für<br />
Klavier und Violine in F-Dur ein Werk von<br />
melodischem Überschwang. Ob er sie deshalb<br />
„Frühlingssonate“ nannte? Robert<br />
Schuhmann handelte das Thema noch<br />
erschöpfender ab und legte 1841 eine komplette<br />
„Frühlingssinfonie“ vor. Überhaupt<br />
die Romantiker, sie schütteten ihre Liebe<br />
zum Frühling buchstäblich mit dem Füllhorn<br />
aus. Allüberall wehten und säuselten<br />
gar lieblich und lind die Frühlingslüfte.<br />
Schuhmann, Schubert und Mendelsohn hatten<br />
geradezu ein Abonnement auf den Frühling.<br />
Schon um 1600 dichtete Martin Behm<br />
„Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottesgüt,<br />
des sich die Menschen freuen, weil<br />
alles grünt und blüht“, und bei Benjamin<br />
Schmolck (1715) lesen wir: „Schmückt das<br />
Fest der Maien, lasset Blumen streuen . . .<br />
gib uns Kraft und Lebenssaft, laß uns deine<br />
teuren Gaben zur Genüge laben.“ Auch<br />
Johannes Brahms – obwohl in der Liebe ein<br />
Pechvogel – schwärmte „Es<br />
liebt sich so lieblich im Lenze“,<br />
und Hugo Wolf griff in<br />
Mörickes Gedichtsammlung<br />
und ließ „des Frühlings blaues<br />
Band wieder flattern<br />
durch die Lüfte“.<br />
Richard Strauss schließlich,<br />
der letzte große Romantiker<br />
an der Schwelle zur Neuzeit,<br />
bereicherte die intime Form<br />
des Liedgesanges auf beson-<br />
Frühlingsliedersingen der Thomaner<br />
Historie S. 8<br />
dere Art, wenn er verkündet: „Herr Lenz<br />
springt heut durch die Stadt in einer blauen<br />
Hose“. Der berühmte Wiener Walzerkomponist<br />
Johann Strauß (Sohn) hielt es meist<br />
mit dem Dreivierteltakt. Seinen ewig jungen<br />
„Frühlingsstimmenwalzer“ intonieren<br />
Kurkapellen, André Rieu und Koloratursoprane<br />
wie Eva Lind noch heute mit gleicher<br />
Inbrunst. Ein Melodienreigen ohnegleichen.<br />
Im Frühling hat die Musik Hochkonjunktur<br />
vom Konzertsaal bis zu den Volksund<br />
Kinderliedern wie „Der Mai ist gekommen“,<br />
„Alle Vögel sind schon da“,<br />
„Kuckuck, Kuckuck ruft´s aus dem Wald“<br />
u.a.m.<br />
Auch in den Kirchen unserer <strong>Gemeinde</strong><br />
erklangen u.a. meisterhaft vorgetragene<br />
Frühlingslieder vom ökomenischen Kirchenchor<br />
unter Leitung von Kantor Wolfgang<br />
Eger, vom Volkschor unter Leitung<br />
von Steffen Siebert und von Gesangs- und<br />
Instrumentalsolisten. Wir dürfen uns auch<br />
in Zukunft auf etwas gefasst machen.<br />
Manfred Wünsche<br />
Zuarbeit durch Robert Grunert,<br />
Musikhochschule Weimar<br />
Der Lenz steigt von den Tälern in die Berge