pwc: Wissen 32 pwc: | april 2008
E<strong>in</strong> Gehen und Kommen Mitarbeiterentsendungen <strong>in</strong>s Ausland kosten Unternehmen e<strong>in</strong>e Menge Geld. Deshalb sollte man sich im Vorh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> Gedanken über den Mehrwert machen. Von Mart<strong>in</strong> Reischke Sie verlassen Deutschland, um <strong>in</strong> der Frem- de zu arbeiten – und bleiben der e<strong>in</strong>hei- mischen Wirtschaft trotzdem erhalten: Mit dem wachsenden E<strong>in</strong>fluss von Export und Globalisierung auf die wirtschaftliche Entwicklung wird es für viele Unterneh- men immer wichtiger, eigene Fach- und Führungskräfte <strong>in</strong>s Ausland zu senden. Für kapital<strong>in</strong>tensive Branchen wie etwa die Automobil<strong>in</strong>dustrie geht es zunächst um die Erschließung neuer Märkte. Aber auch um firmenspezifisches Wissen, das weiter- gegeben werden muss – etwa nach Fusio- nen oder Firmenzukäufen im Ausland. „Das fördert das Zusammenwachsen der beiden Unternehmen und zahlt sich langfristig aus“, ist Monika Gläser überzeugt. Sie muss es wissen, sie ist beim Optik-Konzern Carl Zeiss für <strong>in</strong>ternationale Transfers zuständig. Aber Mitarbeiter im Ausland kosten e<strong>in</strong>e Menge Geld. Brechen sie den Aufenthalt <strong>in</strong> der Ferne vorzeitig ab, kommt das die Unternehmen teuer zu stehen. Deshalb sollte e<strong>in</strong> solcher Schritt gut vorbereitet werden. Carl Zeiss hat e<strong>in</strong> Programm ent- wickelt, das den Umgang mit Expatriates konzernweit vere<strong>in</strong>heitlichen soll. 70 Mitar- beiter s<strong>in</strong>d derzeit <strong>in</strong> 18 Ländern unterwegs, vor allem <strong>in</strong> Asien und den USA. Bevor der Mitarbeiter sich für oder gegen e<strong>in</strong>en Aus- landsaufenthalt entscheidet, kann er auf e<strong>in</strong>er Orientierungsreise geme<strong>in</strong>sam mit se<strong>in</strong>er Familie se<strong>in</strong>en potenziellen neuen Arbeitsort kennenlernen. Beschließt er, <strong>in</strong>s Ausland zu gehen, wird er auf se<strong>in</strong> neues Umfeld vorbereitet. „Selbst <strong>in</strong> verme<strong>in</strong>tlich vertrauten Ländern wie den USA kann der kulturelle Umgang im Arbeitsalltag schwie- rig se<strong>in</strong>“, sagt Carl-Zeiss-Personalreferen- t<strong>in</strong> Gläser. „Deshalb bieten wir das Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g für jedes Land an und legen Wert darauf, dass der Mitarbeiter daran teilnimmt.“ Um auch dem Rest der Familie den Weggang schmackhaft zu machen, f<strong>in</strong>anziert Carl Zeiss etwa die berufliche Weiterbildung des mitreisenden Partners im Ausland. <strong>Die</strong>ter Endres ist Vorstandsmitglied bei <strong>PricewaterhouseCoopers</strong> und Leiter des Steuerbereichs. <strong>Die</strong> Entlohnung des Expatriates orientiert sich an se<strong>in</strong>em Gehalt <strong>in</strong> Deutschland, hö- here Lebenshaltungskosten werden durch Extrazahlungen ausgeglichen. Für die Fir- men wird es fast immer teurer, denn die Steuerniveauunterschiede <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zel- nen Ländern werden <strong>in</strong> die Gehaltsver- handlungen mit e<strong>in</strong>bezogen. „Da der Ver- gütung von Expatriates typischerweise Nettolohnvere<strong>in</strong>barungen zugrunde liegen, ist die zusätzliche Steuerbelastung von den Unternehmen zu tragen“, sagt Prof. Dr. <strong>Die</strong>ter Endres, Vorstandsmitglied bei <strong>PricewaterhouseCoopers</strong> (PwC) und Leiter des Steuerbereichs. In diesem Fall wird das deutsche Nettogehalt als Grundlage zur Berechnung des ausländischen Bruttolohns herangezogen. Der Mitarbeiter verdient daher netto so viel wie <strong>in</strong> Deutschland – auch wenn die Steuern im Ausland höher s<strong>in</strong>d. Was die Kosten für die Unternehmen <strong>in</strong> die Höhe treibt, s<strong>in</strong>d die zusätzlichen Aufwendungen: Umzugs- und Mietkosten, regelmäßige Heimflüge oder das Schulgeld für die mitreisenden K<strong>in</strong>der. „Schon für die Vorbereitung mit mehrtägigem <strong>in</strong>terkulturellem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Orientierungsreise mit dem Partner nach Asien kann man schnell auf e<strong>in</strong> paar 10.000 Euro kommen“, rechnet Andreas Bittner, Geschäftsführer des Instituts für Interkulturelles Management (IFIM). „Und im Vergleich zu den Gesamtkosten der Entsendung ist das noch wenig.“ Mit dem Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung <strong>in</strong> Mannheim (ZEW) hat PwC im Jahr 2005 die Entsendungskosten für Expatriates <strong>in</strong> 20 Ländern untersucht. Unter der Annahme e<strong>in</strong>es verfügbaren Jahrese<strong>in</strong>kommens von 75.000 Euro und zusätzlichen Aufwendungen <strong>in</strong> Höhe von 30.000 Euro kamen durchschnittliche Entsendungskosten von rund 167.000 Euro zusammen – für e<strong>in</strong>en alle<strong>in</strong>stehenden Arbeitnehmer. Dabei waren die länderspe- zifischen Unterschiede durchaus eklatant: In Belgien kostete e<strong>in</strong> Mitarbeiter knapp 194.000 Euro, <strong>in</strong> Slowenien rund 215.000 Euro. In Russland und <strong>in</strong> der Schweiz h<strong>in</strong>- gegen beliefen sich die Kosten nur auf rund 147.000 Euro – bei gleichem Netto- lohn. „<strong>Die</strong> Entsendung e<strong>in</strong>es Mitarbeiters <strong>in</strong>s Ausland ist unter Umständen sogar bil- liger als se<strong>in</strong>e Beschäftigung <strong>in</strong> Deutsch- land“, so <strong>Die</strong>ter Endres. Viele Länder versuchen, Expatriates auch mit Steueranreizen zu locken: So stellen etwa die Schweiz und Frankreich zusätz- liche Aufwendungen für die Expatriates steuerfrei, <strong>in</strong> Ländern wie den Niederlan- den oder Schweden bleibt e<strong>in</strong> Teil des Ge- halts unbesteuert. In F<strong>in</strong>nland und Spanien h<strong>in</strong>gegen s<strong>in</strong>d die Steuersätze für Expatriates ab e<strong>in</strong>er bestimmten E<strong>in</strong>kommenshöhe günstiger als für e<strong>in</strong>heimische Arbeitnehmer. Dennoch waren die Kosten für die Auslandsentsendung laut PwC-Studie im Durchschnitt deutlich höher als bei e<strong>in</strong>er vergleichbaren Beschäftigung <strong>in</strong> Deutschland – vor allem aufgrund der zusätzlichen Aufwendungen, die die Mitarbeiter erhalten. pwc: | april 2008 33