HOMME MAGAZINE Ausgabe 05/2015

Auf den Spuren von König
Zunächst muss man einmal anmerken, dass dem alten König
Ludwig wohl zurecht eine gewisse geistige Umnachtung
nachgesagt worden ist. Welcher Mensch bitte läuft ansonsten
freiwillig 50 km um einen See, um sich danach selbst darin
zu ertränken? Obwohl ich gestehen muss, dass auch mir bei
dieser Wanderung das eine oder andere Mal ein solcher Gedanke
durch den Kopf geschossen ist..! Menschliche Füße
– zumindest die Füße des heutigen Menschen – sind für so
etwas einfach nicht konzipiert. Natürlich weiß ich, dass diese
Darstellung historisch nicht ganz korrekt
ist, denn soweit bekannt ist, hat König
Ludwig zwar einen Spaziergang vor
seinem Ertrinken getätigt, er ist jedoch
nicht komplett um den Starnberger See
gewandert. Auch wenn dies seinen Entschluss
in den Freitot zu schwimmen für
mich etwas nachvollziehbarer gemacht
hätte. Für uns aber eigentlich auch völlig
egal, denn viel Sehenswertes hat diese
Strecke um den Starnberger See definitiv
zu bieten und wer auf Herausforderungen steht, sollte
sich dieser unbedingt einmal stellen. Schaut man im Internet
nach dieser Route, so wird sie häufig als Tages-Rad-Tour für
den geübten Radfahrer mit mittelmäßiger Kondition angepriesen.
Aber mit dem richtigen Material an den Füßen ist sie auch
für den Nichtleistungssportler, also uns „normale“ Menschen,
zu Fuß zu bewältigen. Man sollte sich jedoch einen kompletten
Tag Zeit dafür nehmen und sich auf schmerzende Füße
„Verrückter
Ludwig“
einstellen. Diese lassen sich auch mit dem besten Schuhwerk
nicht komplett vermeiden.
Ausgangspunkte für die Umwanderung des Starnberger Sees gibt
es da natürlich viele, beliebtester Punkt ist sicherlich Starnberg
selbst, wir haben uns allerdings für einen Start direkt vor unseren
Redaktionsräumen in Seeshaupt entschieden. Dadurch wird die
Route zwar ein wenig länger, aber auf diese 2 km mehr kommt
es am Ende auch nicht mehr an. Seeshaupt ist ein kleiner, sehr
schöner Ort und liegt genau auf der gegenüberliegenden
Seeseite. Wir können
quasi unser Halbzeitziel vom Büro aus am
Horizont sehen, denn sobald wir Starnberg
erreichen, haben wir ziemlich genau
die Hälfte geschafft. Super, sind ja nur um
die 26 km bis dahin – ein Katzensprung!
Dann mal los...! Wir verlassen Seeshaupt
in Richtung Ambach, vorbei an der Anlegestelle
der Ausflugsdampfer, entlang eines
naturbelassenen Uferstücks. Bis hierher
hatten wir festen Boden unter den Füßen, welcher sich nun in
einen weichen und sehr angenehm anfühlenden Waldboden verwandelt.
Hier bietet sich auch die Möglichkeit nach den ersten Kilometern
eine kurze Pause zu machen, da direkt am Ende dieses
bewaldeten Abschnitts ein kleiner Kiosk auf einen wartet. Leider
ist der Kaffee etwas überteuert, aber der freundliche Besitzer lässt
darüber gerne hinwegsehen. Sollte man die Route noch nicht kennen,
gibt er gerne und bereitwillig Auskunft über die Dinge, welche
38 HOMME MAGAZINE // SEPTEMBER/OKTOBER 2015