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Miteinander<br />
Franz Klotz<br />
Am 31. August 2011 ist Franz Klotz, der „Vikter Franz“ unter<br />
großer Anteilnahme der Schludernser zu Grabe getragen<br />
worden. Für die vielen Worte und Zeichen des Mitgefühls<br />
möchten wir uns an dieser Stelle bedanken.<br />
Da er in seinem Leben immer auch in der Öffentlichkeit<br />
gestanden ist und für die Allgemeinheit Verantwortung<br />
übernommen hat, gebührt ihm auch ein kurzer Nachruf in<br />
der Dorfzeitung von Schluderns.<br />
„Franz Klotz wurde am 18.08.1918 in Schluderns geboren,<br />
noch als österreichischer Staatsbürger, was er zeit seines<br />
Lebens betonte. Er war das zweite von drei Kindern des<br />
Franz Klotz sen. und der Kreszenz Wallnöfer vom<br />
Schlorenthof. Er wuchs in einer politisch sehr bewegten Zeit<br />
auf. Südtirol wurde an Italien angeschlossen und wenige<br />
Jahre später begannen die Faschisten mit ihren<br />
Italianisierungsmaßnahmen. Diese musste Franz in seinen<br />
Schuljahren leidvoll erfahren. Streng und konsequent erzog<br />
ihn sein Vater, und er verlangte früh harte Arbeit in Hof und<br />
Feld; Güte und Nachsicht erfuhr er von seiner Mutter, aber<br />
auch kompromisslosen katholischen Glauben.<br />
Franz Klotz anlässlich seines 80. Geburtstages<br />
1939 wurde er zur italienischen Kavallerie einberufen und<br />
1940, nach der Option für Deutschland, zur deutschen<br />
Wehrmacht zum Kriegsdienst an die Eismeerfront<br />
Norwegens. Die Abgründe des Schreckens, die leidvollen<br />
Entbehrungen und die traurige Sinnlosigkeit des Krieges<br />
waren Wegbegleiter seines Lebens bis zu seinem<br />
friedlichen Ende. Unzählige Male wiederholte er den Satz:<br />
„Wir, die Soldatengeneration, wurden um unsere<br />
Jugend betrogen“. Nach sechs Jahren Krieg und<br />
Kriegsgefangenschaft kehrte er zurück, und er schätzte<br />
sich glücklich, überlebt und ein Dach über dem Kopf zu<br />
haben.<br />
1952 wählten ihn die Schludernser zum ersten<br />
demokratischen Bürgermeister nach dem Kriege. Es war für<br />
ihn ein Ehrenamt. Bis 1985 war er aktiv in der<br />
Die Woolschell - Seite 40<br />
Franz Klotz im Kreise einiger Mitglieder des Südtiroler<br />
Kriegsopfer- und Frontkämpferverbandes<br />
Gemeindepolitik tätig, davon 13 Jahre als Bürgermeister.<br />
Für seine Verdienste verlieh ihm die Gemeindeverwaltung<br />
1982 die Ehrenbürgerschaft.<br />
19<strong>60</strong> heiratete er die 14 Jahre jüngere Raedermocher<br />
Lidwina und wurde Vater von 5 Kindern. Neben seinem<br />
Verantwortungsgefühl um das Gemeinwohl trat nun<br />
verstärkt die Versorgung seiner Familie in den Vordergrund.<br />
Um diese abzusichern, übernahm er zu seiner Arbeit als<br />
Bauer auch die Gutsverwaltung der Grafen Trapp und er<br />
blieb Verwalter bis 1992, wobei die Verbundenheit mit der<br />
Familie Trapp weit über dieses Jahr hinausreicht.<br />
Vielfältig war sein Einsatz im reichen Vereinsleben von<br />
Schluderns. Freude und Abwechslung erfuhr er im<br />
Theaterspiel, während ihm die Schützenkompanie von<br />
Schluderns heimatverbundene Berufung war. Als ihr<br />
Gründungsmitglied und Ehrenoberleutnant stand er für ihre<br />
Ideale ein - selbst in der Zeit, als dies politisch nicht ratsam<br />
schien. Im Südtiroler Kriegs- und Frontkämpferverband<br />
fand er die Leidensgenossen, mit denen er das Trauma des<br />
Krieges aufzuarbeiten versuchte und eine Möglichkeit das<br />
Andenken an die sinnlosen Tode des Krieges zu bewahren.<br />
Später zog er sich mehr und mehr aus dem öffentlichen<br />
Leben zurück und wurde zum Familienmenschen. In den<br />
letzten Jahren wurde er liebevoll von seiner Frau versorgt<br />
und seine Kinder unterstützten sie dabei tatkräftig. Man<br />
sah, wie seine Lebenskraft schwand und erlebte, wie sein<br />
Gedächtnis nachließ. Wer ihn gut kannte, erfuhr aber auch,<br />
wie er, der oft mit seinem Schicksal stumm haderte, aus<br />
dem Kleinen Freude und Dankbarkeit schöpfen konnte, wie<br />
der Sonnenschein am Morgen ein glückliches Lächeln auf<br />
seine welken Lippen zauberte. Am 28. August, an einem<br />
Sonntagmorgen, ist er eingeschlafen in der Gewissheit von<br />
zu Hause nach Hause zu gehen.“<br />
Martin Klotz