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Schlesischer Gottesfreund

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102<br />

men, nicht einmal die Jesuiten, belassen” 8 . Am 29. Oktober<br />

1741 ließ Friedrich den Fürstbischof von Breslau,<br />

Kardinal Philipp Ludwig Graf von Sinzendorf (1699-<br />

1747), wissen: „Da die Ungestörtheit der freien Religionsausübung<br />

nach Meinung der Menschen einen Teil ihres<br />

Glücks ausmacht, werde ich niemals von dem festen<br />

Entschluß abgehen, den ich gefaßt habe, jede Religion bei<br />

ihren Rechten und Freiheiten zu belassen” 9 .<br />

Bei den Vorverhandlungen zu den Friedensverträgen<br />

zur Beendigung des Ersten Schlesischen Krieges im<br />

Sommer 1742 in Breslau war die österreichische Seite<br />

erwartungsgemäß bestrebt, sich als Schutzmacht der katholischen<br />

Kirche zu positionieren, um sich auf diesem Wege<br />

auch für die Zukunft ein Recht zur Mitsprache in Schlesien<br />

zu sichern. Genau das wollte Friedrich nicht. Ihm ging es<br />

um die uneingeschränkte Souveränität in der eroberten<br />

Provinz, vertraglich abgesichert und verbrieft. Eine ganz<br />

andere Frage war dann allerdings, ob das beim Einmarsch<br />

veröffentliche Patent als selbst verursachte Fesselung der<br />

eigenen Souveränität und als Ermöglichung von unerwünschten<br />

Einsprüchen Dritter angesehen werden könnte.<br />

In den Präliminarverhandlungen zum Friedenvertrag<br />

bestätigte der preußische Geschäftsträger, Heinrich v.<br />

Podewils, die Gültigkeit des Patentes bezogen auf den beim<br />

Einmarsch im Jahr 1740 vorgefundenen status quo. Eine<br />

Verpflichtung über die Rechtsverbindlichkeit wie über die<br />

* Vortrag auf der Tagung des Oberschlesischen Landesmuseums<br />

in Ratingen-Hösel „Säkularisation 1810. Die<br />

Entwicklung der schlesischen Klöster vom Mittelalter bis<br />

zur Gegenwart” am 15. Mai 2009<br />

1 Anton Schindling, Friedrichs des Großen Toleranz und<br />

seine katholischen Untertanen, in: Peter Baumgart (Hg.),<br />

Kontinuität und Wandel. Schlesien zwischen Österreich<br />

und Preußen, Sigmaringen 1990 S. 257-272, hier S. 258<br />

2 Peter Baumgart, Schlesien als eigenständige Provinz im<br />

altpreußischen Staat (1740-1806) In: Norbert Conrads<br />

(Hg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas -Schlesien,<br />

Berlin 1994 S. 346-454, hier S. 346<br />

3 Carl Weigelt, Die evangelische Kirche in Schlesien zur<br />

Zeit der preußischen Besitzergreifung und ihre Entwicklung<br />

von 1740-1756, in: ZVGS 23, 1989 S. 60-144, hier S. 95-98<br />

4 Christian-Erdmann Schott, Die evangelische Kirche unter<br />

Friedrich dem Großen und Friedrich Wilhelm II. (1740-<br />

1797). In: Geschichte Schlesiens Bd. 3: Preußisch-Schlesien<br />

1740-1945, Österreichisch-Schlesien 1740-1918/45;<br />

hg. im Auftrag der Historischen Kommission für Schlesien<br />

von Josef Joachim Menzel, Stuttgart 1999 S. 252-270, hier<br />

S. 254 f.<br />

5 Friedrich Bernhard Werner, Schlesische Bethäuser, 1748-<br />

1752. Reprint Hildesheim 1989 S. 460 - Werner Bellardi,<br />

Die Bittgesuche evangelischer Gemeinden Schlesiens an<br />

Friedrich den Großen. In: JSKuKG 33/1954 S. 64-83 -<br />

Dietmar Neß, „…ob er`s habe hinauszuführen?” Vom Geld<br />

beim Bethaus-Bauen, in: JSKG 76/77 1997/98 S.253-282 -<br />

Albrecht Bayer, Die evangelische Gemeinde Tschepplau,<br />

Kreis Glogau, 1741-1768. Eine Erinnerung aus Anlass der<br />

BEITRÄGE<br />

zeitliche Gültigkeit des Patentes wollte er aber nicht abgeben.<br />

Ebenso vermied er eine ausdrückliche Erklärung über<br />

den Schutz katholischer Stiftungen und Klöster. Der Schutz<br />

der Besitzungen, Freiheiten und Privilegien der Landeseinwohner,<br />

„die ihnen rechtmäßig zustehen”, sollte auf den<br />

je Einzelnen beschränkt sein; der Religionsartikel (Artikel<br />

6) insgesamt aber auch nur gelten „unbeschadet der Rechte<br />

des Souveräns”. Das heißt, die Wahrung der Rechte des<br />

Souveräns hat Vorrang vor allen anderen Rechten und<br />

Bestimmungen 10 .<br />

Die Kaiserin verlangte Nachbesserungen, über die<br />

abschließend in Berlin verhandelt wurde. Die für unseren<br />

Zusammenhang wichtigste Ergänzung war, daß der<br />

Souveränitätsvorbehalt Friedrichs im Blick auf die Kirchenfrage<br />

eingeschränkt wurde: „derart, daß Seine Majestät<br />

der König von Preußen sich der Souveränitätsrechte<br />

nicht zum Nachteil der katholischen Religion in Schlesien<br />

bedienen wird” 11 . Mit diesem Zusatz hat Artikel 6 Aufnahme<br />

gefunden in den Berliner Friedensvertrag vom 28. Juli<br />

1742, der den Ersten Schlesischen Krieg beendete. Im<br />

Dresdener Friedensvertrag vom 25. Dezember 1745, der<br />

den Zweiten Schlesischen Krieg abschloß, wurde die Kirchenfrage<br />

nicht noch einmal behandelt, die fortdauernde<br />

Gültigkeit des Friedensvertrages von 1742 und damit eingeschlossen<br />

auch des Artikels 6 aber bestätigt. �<br />

Wiedereinführung evangelischer Gottesdienste vor 250<br />

Jahren, in: JSKG 72/1993 S. 109-119<br />

6 Joachim Köhler, Die katholische Kirche. In: Geschichte<br />

Schlesiens Bd. 3: Preußisch-Schlesien 1740-1945, Österreichisch-Schlesien<br />

1740-1918/45; hg. im Auftrag der<br />

Historischen Kommission für Schlesien von Josef Joachim<br />

Menzel, Stuttgart 1999 S. 165-251<br />

7 Preußische Staatsschriften aus der Regierungszeit König<br />

Friedrichs II., 3 Bde. , hier Bd. 1 hg. von Johann Gustav<br />

Droysen und Max Duncker, bearb. von Reinhold Koser,<br />

Berlin 1877-1892, S. 67-71, hier S. 70 - Zitiert: Hans-<br />

Wolfgang Bergerhausen, Friedensrecht und Toleranz. Zur<br />

Politik des preußischen Staates gegenüber der katholischen<br />

Kirche in Schlesien 1740-1806, (Quellen und Forschungen<br />

zur Brandenburgischen und Preußischen Geschichte 18),<br />

Berlin 1999 S. 52<br />

8 Max Lehmann (Bearb.), Preußen und die katholische<br />

Kirche seit 1640, 7 Bde. (Publikationen aus den Kgl.<br />

Preußischen Staatsarchiven) Leipzig 1878-1894. Hier Bd. 2<br />

Nr. 21, vgl. auch Nr. 22, 24 - vgl. Hans-Wolfgang<br />

Bergerhausen - wie Anm. 7 - S. 53<br />

9 ebd. Nr. 51; vgl. Hans-Wolfgang Bergerhausen - wie Anm.<br />

7 - S. 53<br />

10 Bergerhausen ebd. S. 65-70<br />

11 ebd. S. 72 Anm. 124<br />

Abbildungen: Friedrich der Große hält Einzug in Breslau;<br />

Friedrich der Große empfängt eine Abordnung der Jesuiten;<br />

In: Geschichte Friedrichs des Großen. Geschrieben von Franz<br />

Kugler. Gezeichnet von Adolph Menzel. Neue durchges. Aufl.<br />

Leipzig, 1856

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