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Gruß aus Lomnitz Sommer 2011 - Verein zur Pflege schlesischer ...

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furchtsvoll „den großen Kirchenpatron“. Stadtchronist David Zeller spricht von<br />

ihm noch zu seinen Lebzeiten als „dem große Wohlthäter”. Auf Grund seines<br />

Vermögens, das eine großzügige Unterstützung vieler Vorhaben ermöglichte,<br />

wählte man Christian Mentzel zum Ober-Kirchenvorsteher an der Gnadenkirche.<br />

Schon dem ersten wiederbegründeten evangelischen Kirchen-Collegium<br />

hatte er 1709 als Kirchenvorsteher angehört. Zum Bau der Orgel in der<br />

Gnadenkirche von 1725-29 stellte Mentzel eine Summe von 30.000 Talern<br />

<strong>zur</strong> Verfügung. Seine Freigiebigkeit und sein Engagement riefen aber nicht<br />

nur Dankbarkeit, sondern auch Kritik hervor, die mit Sicherheit auch von Neid<br />

und Missgunst genährt wurde. So erhob sich gegen seine vor allem mangelnden<br />

räumlichen Alternativen geschuldeten Pläne, die neue Orgel mit dem<br />

Altar zu verbinden, lauter Protest. Für die Pfarrer und den Kirchenvorstand der<br />

Gnadenkirche sowie einen Teil der Bürgerschaft waren Mentzel Vorstellungen<br />

anmaßend und untragbar, da zum Einbau der neuen Orgel Änderungen<br />

am Altar und dessen Umfeld vorgenommen werden mussten. Einerseits<br />

wurden praktische Gründe ins Feld geführt, andererseits unterstellte man,<br />

dass sich der „große Kirchenpatron“ auf diese Weise an exponierter Stelle<br />

ein ungehöriges Denkmal setzen wolle. Die Emotionen kochten gar so hoch,<br />

dass man an Mentzels Wohnungstür Schmähschriften anheftete. Die Geistlichkeit<br />

der Gnadenkirche ließ sich gegen Mentzels Orgelprojekt folgendermaßen<br />

verlauten: „So einfältig werden Unsere hochgeehrtesten Herren<br />

Patroni hoffentlich nicht seyn, daß Sie sich einbilden sollten, als ob mit einem<br />

bloßen Gethöne unvernumftiger Pfeiffen an sich selbst Gott dem Herrn ein<br />

mehreres solte gedienet seyn.“ Mentzel ließ sich durch diesen heftigen<br />

Widerstand jedoch nicht beirren und setzte mit kaufmännischer Entschlossenheit<br />

seine ungewöhnlichen Vorstellungen von einer um den Altar gruppierten<br />

Orgel durch. So können wir noch heute in der Gnadenkirche diesem<br />

wunderbaren Instrument l<strong>aus</strong>chen – so erschaffen, wie es sein Spender ursprünglich<br />

beabsichtigt hatte. Die Hirschberger Orgel galt damals wie auch<br />

heute als „eine der vorzüglichsten in Schlesien“.<br />

Trotz seines ungeheuren Reichtums lebte Christian Mentzel in seinem H<strong>aus</strong><br />

vergleichsweise bescheiden. Ein „dankbarer Kenner der Familie“ berichtete,<br />

dass der reiche Kaufmann mit seiner Familie mit Zinnlöffeln von tönernem<br />

Geschirr aß und es als Verschwendung abtat, als seine erwachsene Tochter<br />

ein Kleid <strong>aus</strong> Seide kaufen wollte. Erst im Alter erlaubte er sich die Bequemlichkeit,<br />

im Wagen zu reisen. Nur einmal in seinem Leben ist eine Vergnügungsfahrt<br />

bezeugt, als er am 21. Juli 1711 die Schneekoppe bestieg. – Wer<br />

weiß, vielleicht war ihm der alles überragende Gipfel der Schneekoppe, den<br />

er ja beinahe täglich vor Augen hatte, Ansporn auf in seinem Leben und Streben<br />

die höchsten Ansprüche zu verwirklichen.<br />

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