Gruß aus Lomnitz Sommer 2011 - Verein zur Pflege schlesischer ...

40
Spargelstechen und Erdbeerernten im Umland von München sowie seinen
jetzigen Beruf als Maschinist im Kupferbergbau von Lubin. Ein sympathischer
Mensch, der sich hier für die Wochenenden und als späteren Alterssitz aus
einem alten Haus ein kleines Paradies geschaffen hat. Adressenaustausch
(zwecks späterer Zusendung eines
Fotos), eine kleine Schokolade als
Dankeschön und weiter rollt das Rad.
Nach 10 km erreiche ich Neumarkt, wo
ich kurz die Innenstadt mit ihrem langgestreckten
Marktplatz, das Rathaus
und davor die kleine Rolandstatue bestaune.
Neumarkt wurde bereits um
1220 als eine der ersten Stadtsiedlungen
Schlesiens nach deutschem Recht
ausgesetzt. Ab 1235 gilt auf Veranlassung
des Herzogs das sog. „Neumarkter
Recht“, ein für schlesische
Verhältnisse umgebildetes Hallesches
Recht, das für über 500 Städte bis an
den Bug und in die Ukraine maßgebend
wurde. Auch hier scheint das Interesse
an der Historie des Ortes gewachsen
zu sein. An langen Zäunen hängen in Plakatformat Reproduktionen alter Ansichten
der Stadt Neumarkt und dazu vergleichend aktuelle Fotos mit den
gleichen Motiven.
Die Bahnstation liegt einige Kilometer nördlich des Stadtkerns Richtung
Stephansdorf / Szczepanów. Rechtzeitig erreiche ich den Haltepunkt und
habe noch etwas Zeit bis zur Ankunft des vorgesehenen Zuges. Plötzlich ein
Fahrgeräusch und ein erstauntes Erschrecken - der Zug mit der Zielankündigung
„Dresden“ an der Front fährt ohne Halt mit unverminderter Geschwindigkeit
durch den Bahnhof. Ich brauche einen kurzen Moment um die Lage zu
erfassen: Der Regionalexpress Breslau – Dresden hält vor Görlitz auf polnischer
Seite nur in Liegnitz, Bunzlau und Kohlfurth.
Aber ich warte ja nicht allein auf dem Bahnsteig. Die nächste Regionalbahn
kommt bestimmt bald.