Gruß aus Lomnitz Sommer 2011 - Verein zur Pflege schlesischer ...
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und die Zahl der Todesopfer auf ca.<br />
100.000 geschätzt. Beim Besuch solcher<br />
Gedenkstätten erfasst mich immer<br />
wieder großer Schmerz, Trauer und<br />
Zorn. Was hat unsere Eltern- oder<br />
Großelterngeneration – beteiligt oder<br />
nicht – hier getan oder zugelassen?<br />
Was haben sie gewusst? Wie konnten<br />
Menschen so unmenschlich handeln?<br />
Die Aufarbeitung der Historie und eine<br />
ständige Ausstellung an solchen Orten<br />
und deren Besuch, auch durch nächste<br />
Generationen, ist und bleibt nötig und<br />
wichtig und eine dauernde Aufgabe.<br />
Gleichzeitig bin ich aber in solchen Augenblicken<br />
so dankbar, dass wir jetzt –<br />
zumindest in Europa - in einer Zeit des<br />
KZ-Gross Rosen<br />
Aufeinanderzugehens leben dürfen und<br />
dass die deutsche Geschichte in Schlesiens<br />
sich nicht auf 12 Jahre Terrorherrschaft beschränkt sondern auch auf<br />
viele Jahrhunderte positiven Gestaltens verwiesen werden kann.<br />
Weiter radle ich am späten Nachmittag durch die Striegauer Hügellandschaft,<br />
vorbei an zahlreichen Granitsteinbrüchen, in denen wieder das begehrte Baumaterial<br />
gewonnen wird. In den Dörfern und auch in Striegau haben sich viele<br />
kleine Bearbeitungsbetriebe aufgetan, welche die großen Granitquader zu<br />
handlichen Stücken verarbeiten. Die Nachfrage scheint groß zu sein. Mir wird<br />
klar, dass ich mein eigentliches Ziel, ein Dorf am Zobtenberg, wegen Wetter<br />
und Gegenwind wohl nicht erreichen werde und entschließe mich, Schloss<br />
Muhrau / Morawa anzufahren. An diesem Spätnachmittag wird es deutlich,<br />
dass der Herbst herannaht. Gerade gepflügte Äcker am Wegesrand verströmen<br />
den angenehmen Geruch frischer Erde und die Kartoffelernte ist in<br />
vollem Gange. Stare versammeln sich in großen Schwärmen in den Kronen<br />
der großen Dorflinden und Eichen, während die prallen Fahrradreifen über<br />
die Granitkopfsteine der Dorfstraßen dahinhoppeln. Kurz vor Beginn der Dämmerung<br />
biege ich auf den Kiesweg in den Schlosspark von Muhrau ein. Jacek<br />
Dąbrowski, den ich durch verschiedene Kontakte in Zusammenhang mit der<br />
Ausstellung „Reisetipp Niederschlesien“ kenne, treffe ich gerade noch rechtzeitig<br />
vor seiner Abfahrt nach Breslau und er gibt mir den Schlüssel für ein<br />
schönes, helles Zimmer im 1. Obergeschoss.<br />
Einer ruhigen Nacht folgt morgens ein Erwachen durch lautes Regengeplät-