01.09.2015 Aufrufe

Die Wirtschaft August 2015

  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

14 BRANCHEN & BETRIEBE<br />

Seife für die Semper-Oper<br />

ulticom aus Ahaus engagiert sich seit vielen Jahren auf dem Hygienemarkt. <strong>Die</strong> Inhaber sind<br />

überzeugt: Gute Ausstattung wirkt sich positiv auf den Krankenstand einer Firma aus.<br />

„Viele Unternehmen setzen heute<br />

auf Hightech. Das aber vor allen in<br />

Büros. Da gibt es die modernsten<br />

Ausstattungen, mit Flachbildschirmen<br />

und allem, was das Herz begehrt.<br />

Nur Waschraum und Toilette,<br />

die sehen oft noch grausam aus. Pflege<br />

und Hygiene im Mitarbeiter-Bereich<br />

ist für einige Unternehmen mitunter<br />

noch ein Fremdwort.“ Andreas<br />

Kosmann (50) und Christian Coché<br />

(35) wollen gerade in diesem Sektor<br />

mit ihrer Firma ulticom ein Stück<br />

Missionarsarbeit leisten.<br />

Mit einem Eigenprodukt im Hygienemarkt erfolgreich: <strong>Die</strong> ulticom-Geschäftsführer Christian Coché (l.) und Andreas Kosmann bekennen sich zum Standort<br />

Ahaus.<br />

Seit 1997 stattet das Ahauser<br />

Unternehmen öffentliche Sanitärräume<br />

mit Desinfektions-,<br />

Handreinigungs-, Pflege-<br />

und Trocknungsprodukten<br />

aus. Zunächst in der Gastronomie, inzwischen<br />

aber auch in der Industrie ebenso<br />

wie im Handel, Verwaltungs- und Veranstaltungsbereich.<br />

Zum Kundenstamm<br />

zählen neben den Flughäfen Dortmund<br />

und Münster-Osnabrück auch die Semperoper<br />

in Dresden, Zentis in Aachen,<br />

ebenso Tankstellen, Kinos oder Lebensmittelbetriebe.<br />

Eines ist allen gemein:<br />

Sauberkeit und Pflege bei Mitarbeiterhänden<br />

gehört dort zum Standard.<br />

„Manch ein Arbeitgeber ist zwar heute<br />

immer noch der Meinung: Zum Klo gehen<br />

sollten die Angestellten zu Hause“,<br />

schüttelt Andreas Kosmann über diese<br />

Einstellung den Kopf, aber „viele haben<br />

inzwischen erkannt, dass sich durch ein<br />

hohes Maß an Hygiene auch der Krankenstand<br />

senken lässt. Und schon alleine<br />

aus diesem Grund wird das Thema Toilette<br />

und Waschraum nicht mehr tabuisiert,<br />

sondern stärker in den Fokus gerückt.<br />

Mitarbeiter verbringen so viel Zeit am<br />

Arbeitsplatz, da kann es an ein paar Cent<br />

für Reinigung und Pflege nicht scheitern.<br />

An der Außen-Wirkung der Unternehmen<br />

wird ja auch nicht gespart.“<br />

Als positives Beispiel nennt sein Partner<br />

Christian Coché Daimler in Sindelfingen:<br />

„<strong>Die</strong> haben von April bis September ganz<br />

normale Seife in ihren Spendern. Von Oktober<br />

bis März aber, während der Grippezeit,<br />

werden ruck, zuck 14 000 Kartuschen<br />

ausgetauscht und durch Desinfektionsseife<br />

ersetzt. <strong>Die</strong>se Kosten sind<br />

nichts gegen einen sonst erhöhten Krankenstand,<br />

verbunden mit Verzögerung<br />

bei der Produktion oder gar Produktionsausfall.“<br />

Bei etlichen anderen Unternehmen<br />

hätte während der letzten Grippewelle<br />

„der halbe Betrieb flach gelegen.<br />

Darauf hat man jetzt mit veränderten Hygienemaßnahmen<br />

reagiert“.<br />

Angefangen haben die beiden Geschäftsführer<br />

von ulticom übrigens in einer ganz<br />

anderen Branche: im Tabakgroßhandel.<br />

„Daran waren damals auch Handwaschautomaten<br />

gekoppelt“, erklärt Andreas<br />

Kosmann. Und so kam es zur Segmentumstellung.<br />

Christian Coché übernahm<br />

die ulticom West GmbH, Kosmann die ulticom<br />

Münsterland. „Zwei Betriebe, die<br />

wir aber als einen sehen“, erklären die Inhaber.<br />

Und: „Viele fragen, ob wir ein<br />

Franchise-Unternehmen seien. Dazu ein<br />

klares ‚Nein‘. Wir zwei sind Mitgesellschafter<br />

von ulticom Deutschland und<br />

aktiv im Geschäftsführungsbeirat. <strong>Die</strong> ulticom-Linie<br />

ist ein Eigenprodukt, da<br />

steckt unser Gehirnschmalz drin.“ Schon<br />

alleine dieser Entwicklungsschritt sei in<br />

der Branche recht ungewöhnlich. Christian<br />

Coché: „Wir lassen alle Kunststoffteile<br />

in Deutschland fertigen. Sicherlich ließen<br />

sie sich in Asien günstiger pressen,<br />

aber wir bieten ja keinen Abreißkasten<br />

an, sondern sensorgesteuerte, berührungsfreie<br />

Spender. Und die müssen fehlerfrei<br />

funktionieren.“<br />

Dabei setzen die Ahauser auf ein aufeinander<br />

abgestimmtes Hygienesystem<br />

von Desinfektion, Reinigung, Pflege und<br />

Trocknung. Ergänzt durch Raumduft und<br />

Damenhygiene. Andreas Kosmann: „Wir<br />

setzen seit vielen Jahren auf Produktverkauf<br />

und Service. Wir gewähren beispielsweise<br />

eine immer währende Funktionsgarantie.<br />

Wir wollen unsere Kunden<br />

ja nicht nur ein halbes Jahr, sondern auf<br />

Dauer an uns binden. Da ist dann zudem<br />

auch viel Aufklärungsarbeit gefragt.“ Wie<br />

etwa bei der Umstellung von luftbetriebenen<br />

Händetrocknern auf Handtuchspender.<br />

Kosmann erklärt: „Durch die<br />

Luftreinigung werden oftmals unendlich<br />

viele Bakterien hochgewirbelt. Das Wasser<br />

tropft unten auf den Boden oder in<br />

einen unter dem Gerät stehenden Eimer.<br />

Das ist wenig hygienisch.“<br />

Dass sich der Beruf inzwischen auch auf<br />

ihr Privatleben auswirkt, bestätigen die<br />

beiden Ahauser mit einem Lächeln:<br />

„Wenn wir in ein Restaurant gehen,<br />

schauen wir uns zuerst den Waschraum<br />

an. Das hat auch schon auf unsere Kinder<br />

abgefärbt.“ Und auf die festen Mitarbeiter<br />

am Standort Ahaus sowie die freien<br />

Handelsvertreter ebenso. Kosmann und<br />

Coché sind sich sicher: „Ab dem Tag, wo<br />

man hier anfängt, verändert sich der<br />

Blick auf das Klo.“<br />

Susanne Menzel<br />

<strong>Die</strong> Lagerkapazität des Unternehmens wurde in diesem Jahr auf<br />

1000 Quadratmeter erweitert, außerdem wurde eine Import- und<br />

Versandabteilung aufgebaut.<br />

Foto: Susanne Menzel<br />

WELTTAG DES HÄNDEWASCHENS<br />

Zugegeben, es gibt mitunter kuriose Welt- und Gedenktage,<br />

deren Sinn sich auch bei längerer Nachforschung<br />

nicht erschließt. Sie nicht zu kennen, wird garantiert<br />

nicht als Bildungslücke ausgelegt. Andere dagegen sind<br />

kaum präsent – bei genauerem Hinsehen aber durchaus<br />

plausibel. Zu Letzteren zählt sicherlich auch der Welttag<br />

des Händewaschens, 2008 ins Leben gerufen und seitdem<br />

rund um den Erdball auf den 15. Oktober festgesetzt.<br />

Zeigt her eure Hände: <strong>Die</strong> Weltgesundheitsorganisation<br />

(WHO) hat den Welttag des Händewaschens zusammen<br />

mit der Unicef, der Weltbank und den Centers for Disease<br />

Control and Prevention in den USA installiert, um dadurch<br />

ein größeres Bewusstsein für Hygiene durch das<br />

Reinigen der Hände zu schaffen. Laut aktueller Statistiken<br />

sterben auf der Erde jährlich 3,5 Millionen Kinder durch<br />

Infektionen, die durch mangelnde Handhygiene hervorgerufen<br />

wurden.<br />

Wissenschaftler sprechen davon, dass das Risiko einer<br />

Durchfallerkrankung durch regelmäßiges Händewaschen<br />

(mehr als eine halbe Minute einseifen, anschließend<br />

gründlich abspülen) um knapp 50 Prozent und das von<br />

Atemwegsinfektionen um etwa ein Viertel gesenkt werden<br />

könnte.<br />

In Krankenhäusern gibt es inzwischen eine bundesweite<br />

Kampagne „Aktion saubere Hände“, um so eine Verbreitung<br />

der gefürchteten Krankenhauskeime einzudämmen.<br />

Übrigens gibt es zur Handhygiene mit dem „Welthändehygienetag“<br />

am 5. Mai noch ein zweites Event. Auch hier<br />

verbunden mit der klaren Botschaft: Durchs Händewaschen<br />

und -desinfizieren schützt man sich und andere vor<br />

Infektionskrankheiten. Der 5.5. steht dabei als Synonym<br />

für die zwei Mal fünf Finger an jeder Hand.<br />

Susanne Menzel

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!