Döbelner Allgemeine SINDELFINGER ZEITUNG BÖBLINGER - BDZV
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Zukunft<br />
mit Zeitung<br />
(...)Wie wird das Abendblatt in 50 Jahren aussehen?<br />
(...)<br />
Wird es 100 Jahre nach der acht Seiten dünnen,<br />
kaum bebilderten und in schlichtem Schwarzweiß<br />
gehaltenen Erstausgabe des Abendblattes nur noch<br />
einen lichtschnellen Strom von Bits und Bytes geben?<br />
Vielleicht halten Sie ein wenige Millimeter dickes elektronisches<br />
Papier in den Händen. Ein Farbdisplay mit<br />
integriertem Minicomputer, das Sie per Infrarot-Übertragung<br />
an der U-Bahn-Station oder an der Bushaltestelle<br />
mit der neuesten Ausgabe aufladen können.<br />
Vielleicht springt aber auch Ihr Drucker zu Hause<br />
frühmorgens an und spuckt die in Sekundenschnelle<br />
aus der Redaktion übertragenen Zeitungsseiten in<br />
Farbe aus. Doch höchstwahrscheinlich können Sie<br />
sich, wenn Ihr Paper-Windows wieder einmal abgestürzt<br />
ist, die gedruckte Zeitung auch im Oktober<br />
2048 noch am Kiosk für ein paar Euro holen und sie<br />
raschelnd in der U-Bahn lesen. (...)<br />
Im renommierten Media Lab des Massachusetts<br />
Institute of Technology in Boston wird längst an der<br />
Entwicklung eines elektrotechnischen Papiers gearbeitet.<br />
[...] Vielleicht werden unsere Enkel statt<br />
Regale voller Bücher und Zeitungsstapeln nur noch<br />
ein einziges Blatt besitzen?<br />
Auch per Software individuell zusammengestellte<br />
elektronische Zeitungen gibt es bereits in Ansätzen.<br />
(...)<br />
Das Prinzip der im Englischen ”Daily Me” genannten<br />
Zeitungen ist einfach: Der Leser bekommt nur noch<br />
das zu lesen, was ihn interessiert. Entweder wird dies<br />
durch eine Auswahl von Themengebieten oder aber<br />
durch intelligente Software erreicht, die registriert,<br />
welche Texte der Leser aufruft und welche nicht. (...)<br />
So wird es in Zukunft vielleicht gang und gäbe sein,<br />
beim beabsichtigten Autokauf oder beim geplanten<br />
Umzug den digitalen Assistenten der Online-Ausgabe<br />
der Tageszeitung damit zu beauftragen, die Anzeigen<br />
Klassenstufe 8-10<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
KOMMUNIKATION &<br />
INFORMATION 2020<br />
ständig nach dem Traumauto oder der Wunschwohnung<br />
zu durchsuchen und beim Treffer gleich per<br />
E-Mail, Fax oder Handy Bescheid zu geben.<br />
Bei der Frage nach der Zukunft der Zeitung kann es<br />
nicht nur darum gehen, ob „Worte auf tote Bäume”<br />
gequetscht werden, wie Nicholas Negroponte einmal<br />
meinte. Es geht vielmehr um ein grundsätzliches<br />
Konzept.<br />
Seit der Erfindung des Radios ist die Zeitung in der<br />
möglichen Aktualität, der Schnelligkeit der Nachrichtenübermittlung<br />
zum Empfänger prinzipiell unterlegen.<br />
Der Tod der Zeitung, ja überhaupt des gedruckten<br />
Buches, ist in all den Jahren mit jedem neuen<br />
elektronischen Medium aufs neue verkündet worden.<br />
Schließlich muss eine Nachricht bei einer Tageszeitung<br />
vergleichsweise lange darauf warten, ehe sie<br />
veröffentlicht wird (im schlimmsten Fall einen<br />
ganzen Tag). (...)<br />
Doch bei aller Konkurrenz, bei allen Vor- und Nachteilen:<br />
Die alten und die neuen Medien haben sich<br />
immer ergänzt. (...)<br />
Die Zeitung der Zukunft wird – ebenso wie heute zum<br />
Teil schon – mehrere Gesichter haben. Sie wird mit<br />
Druckerschwärze auf recyceltes Altpapier gepresst<br />
sein, digital durchs Netz strömen oder vielseitig auf<br />
einem elektronischen Papierbogen flimmern; sie wird<br />
uns vielleicht zu Hause ausgedruckt oder uns, wo<br />
immer wir sind, übers Handy informieren. Doch ganz<br />
gleich, in welcher Erscheinung sie uns gegenübertreten<br />
wird: Dahinter wird immer das gleiche Prinzip<br />
stehen. Ein Führer durch eine immer komplizierter<br />
werdende Welt. Ein kompetenter Filter, der uns die<br />
lebenswichtigen Inhalte aus dem Strudel der täglichen<br />
Nachrichten herausfiltert und neben den Schlagzeilen<br />
auch das Warum und das Wozu liefert.<br />
Auszüge aus: Hamburger Abendblatt,<br />
Jubiläumsausgabe zum 14. Oktober 1998<br />
Teil 5, Thema: Die Zukunft S. 192<br />
Was spricht nach Meinung des Autors dafür,<br />
dass es auch 2020 noch Zeitungen geben<br />
wird?<br />
Was meint er mit der Aussage:<br />
Die Zeitung bleibt „ein Führer durch eine<br />
immer komplizierter werdende Welt”?<br />
Wie würdest du dich gerne im Jahr 2020<br />
informieren? Notiere deine Vorstellungen!<br />
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