Döbelner Allgemeine SINDELFINGER ZEITUNG BÖBLINGER - BDZV
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Massenarbeitslosigkeit<br />
Herausforderung<br />
des 21.<br />
Jahrhunderts<br />
Bereits 1997 stellte der Vorsitzende der Foundation<br />
of Economic Trends in Washington, Jeremy Rifkin,<br />
in der Wochenzeitung „Die Zeit” die These auf, das<br />
Informationszeitalter rotte die Arbeit aus.<br />
(...) Weltweit wandelt sich die Arbeit – und zwar so<br />
grundlegend, dass dieser Prozess im 21. Jahrhundert<br />
auch die Zivilisation verändern wird. In allen Wirtschaftszweigen<br />
werden raffinierte Computer, Telekommunikation,<br />
Roboter und andere Technologien<br />
des Informationszeitalters mit rasender Geschwindigkeit<br />
menschliche Arbeitskraft ersetzen. (...)<br />
Früher ersetzten industrielle Technologien die körperliche<br />
Arbeit: Maschinen- statt Muskelkraft. Die<br />
neuen computerisierten Technologien ermöglichen<br />
einen Ersatz für den menschlichen Geist – in allen<br />
Bereichen des wirtschaftlichen Lebens werden<br />
Menschen durch denkende Maschinen verdrängt.<br />
Dies hat weitreichende Folgen. Der Wirtschaftswissenschaftler<br />
und Nobelpreisträger Wassily<br />
Leontief warnt, dass durch die Einführung immer<br />
leistungsfähigerer Computer „die Bedeutung des<br />
Menschen als des wichtigsten Produktionsfaktors in<br />
der gleichen Weise schwinden wird, wie die<br />
Bedeutung des Pferdes für die landwirtschaftliche<br />
Produktion durch die Einführung von Traktoren<br />
zunächst abnahm und schließlich völlig eliminiert<br />
wurde”.<br />
Der Wandel der Arbeit ist in der Produktion am<br />
offensichtlichsten. In den Vereinigten Staaten sank<br />
der Anteil der Fabrikarbeiter an den Erwerbstätigen<br />
Klassenstufe 11-13<br />
1.<br />
2.<br />
ARBEIT<br />
2020<br />
in den vergangenen dreißig Jahren von 33 Prozent<br />
auf unter 17 Prozent, obwohl die Industrieproduktion<br />
kräftig stieg. In zehn Jahren werden weniger als<br />
zwölf Prozent der arbeitenden Bevölkerung<br />
Amerikas in Fabriken beschäftigt sein, im Jahre 2020<br />
werden es weniger als zwei Prozent der arbeitenden<br />
Weltbevölkerung sein. Im Laufe des nächsten Vierteljahrhunderts<br />
werden wir die praktische Abschaffung<br />
des Fließbandarbeiters im Produktionsprozess<br />
erleben. (...)<br />
Deshalb setzen Ökonomen und Politiker ihre<br />
Hoffnungen nun auf neue Arbeitsplätze entlang der<br />
Datenautobahnen und im Cyberspace. Der Informationsbereich<br />
wird gewiss einige neue Arbeitsplätze<br />
schaffen, doch es werden zu wenige sein, um<br />
die Millionen von Angestellten und Arbeitern aufzunehmen,<br />
die von den neuen Technologien verdrängt<br />
wurden. Der Grund: Dieser Bereich bietet schon seinem<br />
Wesen nach nur einer Elite, nicht aber den<br />
Massen Arbeit. Ingenieure, hochspezialisierte Techniker,<br />
Programmierer, Wissenschaftler, Ausbilder<br />
und Fachleute werden nie massenhaft gebraucht werden,<br />
um Güter und Dienstleistungen für das Informationszeitalter<br />
zu produzieren. Dies aber unterscheidet<br />
das Informations- vom Industriezeitalter. Das<br />
Industriezeitalter beendete die Sklavenarbeit, das<br />
Informationszeitalter wird die Massenbeschäftigung<br />
abschaffen. Die neuen Technologien verheißen für<br />
das 21. Jahrhundert einen enormen Anstieg der<br />
Produktion von Gütern und Dienstleistungen – doch<br />
dafür wird nur ein Bruchteil der heute beschäftigten<br />
Arbeitskräfte gebraucht werden. Da nahezu menschenleere<br />
Fabriken und virtuelle Firmen die<br />
Zukunft prägen werden, muss sich jede Nation mit<br />
der Frage befassen, was mit den Millionen von<br />
Menschen, deren Arbeitskraft immer weniger oder<br />
überhaupt nicht mehr benötigt wird, anzufangen ist.<br />
(...)<br />
aus: Die Zeit, Nr. 19 vom 2. Mai 1997<br />
Wie begründet Rifkin seine These?<br />
Entwickeln Sie anhand von Rifkins These ein<br />
Arbeitsform- und -zeit-Modell als Projektion<br />
für das Jahr 2020.<br />
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