f - Gaia Festival
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1.Kammermusik<br />
f estival<br />
Hohenstaufen<br />
29.9.–1.10.2006
Mit freundlicher<br />
Unterstützung von<br />
Ev. Kirchengemeinde<br />
Hohenstaufen<br />
Kreissparkasse<br />
Göppingen<br />
Lions Club Göppingen<br />
Dr.med. Gerhard<br />
Müller-Schwefe<br />
Roland Schoetz<br />
Fa. Leonhard Weiss<br />
GmbH & Co KG<br />
u2<br />
1. Kammermusik<br />
f estival<br />
Hohenstaufen<br />
29. 9. – 1. 10. 2006<br />
INHALT<br />
Grußworte Seite 1<br />
Konzerteinführungen<br />
Eröffnungskonzert 29. 9. 20 Uhr Seite 3<br />
Matineekonzert 30. 9. 11 Uhr Seite 9<br />
Benefizkonzert 30. 9. 20 Uhr Seite 15<br />
Matineekonzert 1. 10. 11 Uhr Seite 21<br />
Abschlusskonzert 1. 10. 20 Uhr Seite 27<br />
Mitwirkende Seite 33<br />
Impressum Seite 48<br />
DER EINTRITT IST FREI –<br />
Diesen Satz, liebe Besucherinnen und Besucher, haben Sie<br />
sicherlich mit Freude zur Kenntnis genommen – er gilt für<br />
alle 5 Konzerte unseres <strong>Festival</strong>s. Wir sind zuversichtlich,<br />
diese Grundstimmung der Freude musikalisch befördern zu<br />
können und wünschen uns von Herzen, nach den Konzerten<br />
als Ausdruck Ihrer Freude reich gefüllte Schalen vorzufinden.<br />
Denn erst mit Hilfe Ihrer finanziellen Unterstützung<br />
wird dies ein gelungenes, freudvolles <strong>Festival</strong>!<br />
Mit Dank und in Vorfreude auf das<br />
nächste <strong>Festival</strong> im kommenden Jahr<br />
Die 15 Musikerinnen und Musiker<br />
und alle <strong>Festival</strong>mitarbeiter<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Freunde der Kammermusik,<br />
Kammerkonzerte in der schönen Umgebung des Hohenstaufen<br />
sind nicht alltäglich. Um so mehr Dank und Anerkennung<br />
verdient die Initiative engagierter Bürgerinnen und Bürger,<br />
die gemeinsam mit musikalischen Nachwuchskünstlern die<br />
erste Konzertreihe ins Leben gerufen haben. Gerne übernehme<br />
ich dafür die Schirmherrschaft.<br />
Das musikalisch anspruchsvolle Programm, das hier<br />
dargeboten wird, ist ein weiterer kultureller Höhepunkt im<br />
Kreis Göppingen mit Ausstrahlung in die gesamte Region.<br />
Dafür spreche ich den Initiatoren Gwendolyn Masin, Rahel<br />
Maria Rilling und Dr. Ulrich Grill meine Anerkennung aus.<br />
Den beteiligten Musikerinnen und Musikern danke ich für<br />
Ihre engagierte Mitwirkung.<br />
Dem kleinen aber feinen <strong>Festival</strong> an diesem geschichts trächtigen<br />
Ort, das sich nicht zuletzt durch eine ganz besondere<br />
Atmosphäre auszeichnet, wünsche ich einen guten Start und<br />
würde mich gemeinsam mit hoffentlich vielen begeisterten<br />
Konzertbesuchern über eine erfolgreiche Fortsetzung in der<br />
Zukunft freuen.<br />
Dr. Dietrich Birk MdL<br />
Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft,<br />
Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg<br />
1
Danke an:<br />
Martina und<br />
Helmuth Rilling<br />
Maria Kelemen Masin und<br />
Ronald Masin<br />
Barbara und Ulrich Grill<br />
Holger Schneider<br />
Benjamin Fay<br />
Jürgen Hennig<br />
Renate Ziegler<br />
Familie Schiessl-Maier<br />
Autohaus Ratzel Zell<br />
Kelsang Wangmo<br />
Kasia Ozmin<br />
Caroline Scholz<br />
Martin Wagner<br />
Franziska Friederich<br />
2<br />
An einem Winterabend sitzen zwei gute<br />
Freundinnen am Küchentisch, trinken<br />
zusammen Tee und sprechen darüber,<br />
was sie an ihrer ganz persönlichen Welt<br />
des Musizierens am meisten fasziniert:<br />
„Stell’ dir ein <strong>Festival</strong> vor, das von jungen<br />
Musikern organisiert wird und bei dem<br />
Freunde zusammen spielen – die Konzerte<br />
würden allen die Freude vermitteln, in einer<br />
schönen Landschaft von guter Laune und<br />
wundervoller Musik umgeben zu sein.“<br />
Elf Monate nach dem Entstehen unserer<br />
Vision freuen wir uns außerordentlich,<br />
Ihnen unseren wahr gewordenen Traum<br />
präsentieren zu können.<br />
Herzlich willkommen zum ersten Kammer -<br />
musikfestival Hohenstaufen. Wir wünschen<br />
Ihnen ein anregendes und genussreiches<br />
Hörerlebnis!<br />
Gwendolyn und Rahel<br />
Eröffnungskonzert<br />
Freitag 29. September, 20 Uhr Evangelische Kirche<br />
Johannes Brahms (1833–1897)<br />
2. Streichsextett G-Dur op. 36<br />
Allegro non troppo<br />
Scherzo. Allegro non troppo – Presto giocoso<br />
Adagio<br />
Poco Allegro<br />
PAUSE<br />
Rahel Maria Rilling, Violine<br />
Daniel Garlitsky, Violine<br />
Isabel Charisius, Viola<br />
Sara Maria Rilling, Viola<br />
Antoaneta Emanuilova, Violoncello<br />
Christopher Jepson, Violoncello<br />
Pjotr Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893)<br />
„Souvenir de Florence” Streichsextett op. 70<br />
Allegro con spirito<br />
Adagio cantabile e con moto<br />
Allegretto moderato<br />
Allegro vivace<br />
Gwendolyn Masin, Violine<br />
Hovhannes Baghdasaryan, Violine<br />
Aline Saniter, Viola<br />
Jan Grüning, Viola<br />
Christopher Franzius, Violoncello<br />
Pavel Gomziakov, Violoncello<br />
3
4<br />
„das ist’s,<br />
was so warm<br />
macht“<br />
Johannes Brahms<br />
1864<br />
Brahms’ 2. Streichsextett<br />
Dabei hatte doch alles so schön begonnen! Als es dann<br />
allerdings ums Heiraten ging, machte Brahms einen Rückzieher.<br />
Die Angebetete, Professorentochter Agathe von<br />
Siebold, hatte er als 25jähriger in Göttingen kennengelernt,<br />
war alsbald in Liebe entfacht und schrieb Briefe an seine<br />
„Gathe“, die diese als „Quellen des tiefsten, reinsten<br />
Glücks“ empfand. Sein Freund Julius Otto Grimm drängte<br />
ihn zur offiziellen Erklärung, geriet jedoch damit bei Brahms<br />
an den Falschen. Unmissverständlich seine Worte im Brief<br />
an Agathe: „Ich liebe Dich, ich muß Dich wiedersehen! Aber<br />
Fesseln tragen kann ich nicht! Schreibe mir, ob ich wieder -<br />
kommen soll, Dich in meine Arme schließen, Dich zu küssen,<br />
Dir zu sagen, daß ich Dich liebe.“ – Johannes sah<br />
Agathe niemals wieder.<br />
Sechs Jahre später, in Lichtenthal bei Baden-Baden, muss<br />
eine Reminiszenz dieser Liebe Brahms’ Innerstes bewegt<br />
haben. Er schrieb an seinem zweiten Streichsextett in<br />
G-Dur, nach dem Opus 18 in B-Dur eine weitere Auseinandersetzung<br />
mit einer Gattung, die – von wenigen<br />
Ausnahmen (bei Luigi Boccherini und Louis<br />
Spohr) abgesehen – vor Brahms noch gar<br />
nicht existierte. Interessant ist auch, dass<br />
sich die beiden Sextette zu einer ganzen<br />
Reihe von Geschwister-Stücken in<br />
Brahms’ Schaffen gesellen: die Serenaden-Schwestern,<br />
die zwei Klavierquartette<br />
op. 25 und 26, der Quartett-<br />
Doppelpack op. 51 und die beiden<br />
Sammlungen der Liebeslieder-Walzer gehören<br />
dazu. Dabei ist das neue Sextett<br />
durchaus ein Zwilling des früheren, ist es<br />
doch von „demselben heiteren Charakter“,<br />
wie Brahms es einmal geschildert hat.<br />
Anfang 1865 waren die ersten drei Sätze vollendet;<br />
Clara Schumann bedankt sich für deren<br />
Über sendung und rühmt ganz besonders die Durchführungen:<br />
„ ... sie sind nicht wie bei anderen das Resultat geistreicher<br />
Kombinationen, bei denen mehr oder weniger das<br />
eigentliche Empfinden in den Hintergrund gedrängt wird,<br />
sondern es ist immer, als ob erst da bei Dir alle Motive zur<br />
innersten wärmsten Aussprache kämen, und das ist dann<br />
so ganz entzückend.“<br />
Hören wir auf die erste Geige im ersten Satz. Da erklingt,<br />
klar und vernehmlich, die Tonfolge A-G-A-(D)-H-E mit dem D<br />
statt T in der zweiten Violine: AGATHE. Es sei dahingestellt,<br />
ob und inwieweit die Aussage gegenüber dem Sänger<br />
Joseph Gänsbacher: „Da habe ich mich von meiner letzten<br />
Liebe frei gemacht“ als wahr gelten darf. Mit diesem schönen<br />
„soggeto cavato“ aber hat Brahms seine Beziehung zu<br />
Agathe von Siebold auf immer verewigt. Und auch sie hat<br />
sich 50 Jahre später mit den Worten verabschiedet: „Besser,<br />
weit besser ist Verlieren als nie besessen zu haben!“<br />
Echte Verlierer waren die Herren Verleger: Sein damaliger<br />
Partner Rieter-Biedermann reagierte nicht einmal auf die<br />
Ankündigung, deshalb bot Brahms das Manuskript Fritz<br />
Simrock an, der bereits das erste Sextett verlegt hatte. Der<br />
wiederum gab zu verstehen, dass er sich jederzeit über<br />
neue Werke von Brahms freue, die Herausgabe eines weiteren<br />
Sextetts aber nicht riskieren wolle, da dergleichen wohl<br />
nicht gefragt sei. Brahms fühlte sich vor den Kopf gestoßen:<br />
„Mag ich doch gestehen, daß es mir einigermaßen befremdend,<br />
ja empfindlich war, von Ihnen ein neues Sextett nicht<br />
angenommen zu sehen, hat sich doch das erste recht gut<br />
aufgeführt, und konnten Sie denken, ich werde Ihnen kein<br />
schwächeres nachschicken.“ Brahms wandte sich an Breitkopf<br />
& Härtel in Leipzig, die erfreut, wenngleich mit ähnlichen<br />
Bedenken, annahmen und die Hoffnung äußerten,<br />
recht bald auch ein Klavierstück veröffentlichen zu dürfen.<br />
Eine Woche später, als Folge einer kleinen Intrige, baten die<br />
Verlagsherrn um Entbindung von der Verlagsübernahme und<br />
Lösung des Vertrages – mit der Konsequenz, dass Brahms<br />
5
„Schrecklich, wie<br />
zufrieden ich<br />
über mich bin“<br />
6<br />
den „Feiglingen“ nie wieder ein Werk anbot. Sie hatten sich<br />
vom damaligen Gewandhauskapellmeister Carl Reinecke<br />
(der zeitlebens ausschließlich vom „Herrn Brahms“ sprach)<br />
und Selmar Bagge, Herausgeber der von B&H verlegten Allgemeinen<br />
musikalischen Zeitung, einreden lassen, dass<br />
das Werk für eine Ausgabe nicht tauglich sei. Schließlich<br />
erklärte Simrock sich doch noch bereit, das Sextett herauszugeben<br />
und bezahlte Brahms das von ihm geforderte<br />
Honorar in Höhe von 20 Friedrichsdor (nach heutiger Kaufkraft<br />
etwa 4.000 €).<br />
Die Uraufführung des vollständigen Werkes fand am 11.<br />
Oktober 1866 in Boston statt, bevor es am 3. Februar 1867<br />
von Joseph Hellmesbergers erweitertem Quartett im Wiener<br />
Musikvereinssaal und am 25. Februar desselben Jahres von<br />
Joseph Joachim und dessen Musikerkollegen in London gespielt<br />
wurde. Der Rezensent Carl Grädener bewunderte die<br />
„Fülle und Mannigfaltigkeit der Instrumentalwirkung“, wobei<br />
nicht die einzelnen Momente, sondern „alles dieses zusammengenommen,<br />
wie es im steten Wechsel, bald<br />
kontrastirend, bald Bezug nehmend auf einander, sich manifestirt,<br />
das ist’s, was so warm macht und so einnimmt, ja<br />
fast gefangen hält.“<br />
Tschaikowskys „Souvenir de Florence“<br />
Dachten Sie nicht auch für einen Moment an die Grand<br />
Dame des falschen Tons, an jene verwegene alte Tante, deren<br />
wunderbar dreiste Auffassung von der Käuflichkeit der<br />
Kunst eine skurrile Kostbarkeit, ja eine Jahrhundert-Aufnahme<br />
bewahrt hat? Gemeint ist Miss Florence Foster Jenkins<br />
mit ihren ebenso vergeblichen wie frenetisch gefeierten<br />
Bemühungen, so etwas wie Gesang hervorzubringen, die,<br />
von ihrer betörenden Stimme gleichwohl überzeugt, kurzerhand<br />
die Wochen vorher restlos ausverkaufte Carnegie Hall<br />
mietete, um daselbst unter etlichen aufwendigen Umkostü-<br />
mierungen ihre rasenden Fans zu verzaubern. Auf einem der<br />
zahlreichen Höhepunkte des Abends schwebte (oder<br />
schwob) die Fregatte als „Engel der Inspiration“ mit Schwingen,<br />
in Flitter und Tüll gepackt, durch die riesigen Topfpalmen<br />
auf den wehrlosen Flügel zu…<br />
Bei Tschaikowskys „Souvenir de Florence“ handelt es<br />
sich allerdings um seriöse Kunst, dabei geht es nicht einmal<br />
um eine Frau, sondern um „ein Herz der Welt“ (José Saramago),<br />
die Schöne, die Blühende, Wiege der Renaissance,<br />
Perle der Toskana, es geht um Florenz: „Da liegt es vor uns<br />
in dem sonnendurchfluteten Tal, durchflossen von dem sich<br />
dahinwindenden leuchtenden Band des Arno und eingeschlossen<br />
von schwellenden Hügeln. Seine Kuppeln, Türme<br />
und Paläste erheben sich aus der üppigen<br />
Landschaft als eine riesige schimmernde<br />
Masse und glänzen in der<br />
Sonne wie Gold.“ (Charles Dickens,<br />
1845)<br />
Zweimal hielt sich Tschaikowski in<br />
der Stadt auf: „Mir scheint, in Rom<br />
könnte ich nicht für längere Zeit leben.<br />
Dort [...] gibt es keine Zeit zum Träumen,<br />
sich zu versenken. Wenn ich die<br />
Wahl hätte, ich würde Florenz bevorzugen<br />
[...] Florenz ist netter, graziöser.“<br />
1878 erlebte er hier – wie es die Biographen<br />
apostrophierten – sein „Florentiner Idyll“ als Gast seiner<br />
reichen Mäzenin und Brieffreundin Nadeshda von Meck.<br />
Der zweite Aufenthalt in Florenz im Winter und Frühling<br />
1890 sollte vor allem dazu dienen, die Komposition der<br />
„Pique Dame“ ungestört und in angenehmerem Klima voranzubringen.<br />
Dieser Aufenthalt gilt als Auslöser für Tschaikowskys<br />
Streichsextett, das im Juni in St. Petersburg<br />
begonnen wurde, und so heißt es denn etwa: „Da scheint er<br />
einmal glücklich gewesen zu sein, im sonnigen Italien“ –<br />
was angesichts einiger recht derber Tagebucheintragungen<br />
7<br />
Florenz 2005,<br />
Ausblick vom<br />
Giardino di Boboli
8<br />
vom Januar/Februar 1890 bezweifelt werden darf: „Ein Fettwanst.<br />
Zigarren. [...] Hundsfott von Dirigent. Grauenhafte<br />
Chöre. Überhaupt alles provinziell. [...] Chansonsängerinnen.<br />
Langeweile. [...] Die abscheuliche Kälte dauert an.<br />
Noch nie ist mir Florenz während dieses Aufenthaltes so zuwider<br />
gewesen wie heute. [...] Wie mir die hiesige Küche<br />
zum Halse heraushängt!“<br />
Er erscheint als folgerichtig, Tschaikowskys „Souvenir“<br />
nicht auf den Aufenthalt von 1890 festzulegen, sondern im<br />
mehrfachen Sinne zu verstehen: als Souvenir an den hübschen<br />
Sänger, dem er in Florenz wieder und wieder lauschte<br />
oder als Erinnerung an die schönen Tage von 1878, als Frau<br />
von Meck in seiner Nähe war. So gehört, klingt der zweite<br />
Satz mit seiner mandolinenartigen pizzicato-Begleitung wie<br />
eine Opernszene mit Ständchen unterm Balkon, das in ein<br />
Liebesduett mündet. Aber „Souvenir“ heißt auch, dass der<br />
Komponist in Florenz zuallererst an seine russische Heimat<br />
dachte; mit dem dritten Satz und einem Hauch Melancholie<br />
entführt er uns dorthin, bevor Tschaikowsky im Finale alle<br />
Erinnerungen in einen Rundtanz von Toskanern, Russen und<br />
sonstigem Volk zusammenzaubert.<br />
Zu Beginn der Niederschrift schrieb er noch an seinen<br />
Lieblingsbruder Modest: „Schreibe unter ungewöhnlichem<br />
Druck. Bin in Verlegenheit nicht wegen eines Mangels an<br />
Ideen, sondern infolge der mir neuen Form. Ich brauche<br />
sechs unabhängige und gleichzeitig ähnliche Stimmen. Das<br />
ist unglaublich schwierig.“ – Als das Sextett fertig war, bekannte<br />
er, die Komposition sei ihm so leicht gefallen, dass<br />
er sich gar keiner Anstrengung bewusst gewesen sei:<br />
„Schrecklich, wie zufrieden ich über mich bin ... Ich werde<br />
immer mehr davon gefesselt und bin ziemlich abgekühlt gegen<br />
Pique Dame.“ Doch erst im Dezember 1892, wenige<br />
Monate vor seinem Tod, wurde Tschaikowskys „Souvenir de<br />
Florence“ nach erheblicher Umarbeitung durch die Gesellschaft<br />
für Kammermusik St. Petersburg erstmals zum Besten<br />
gegeben.<br />
Matineekonzert<br />
Samstag 30. September, 11 Uhr Barbarossa-Kirche<br />
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791)<br />
Duo für Violine und Viola G-Dur KV 423<br />
Allegro<br />
Adagio<br />
Rondeau. Allegro<br />
Rahel Maria Rilling, Violine<br />
Sara Maria Rilling, Viola<br />
Johann Halvorsen (1864–1935)<br />
Passacaglia nach Georg Friedrich Händel<br />
für Violine und Viola<br />
Largamente – Con agilità<br />
Gwendolyn Masin, Violine<br />
Isabel Charisius, Viola<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Divertimento für Violine,<br />
Viola und Violoncello Es-Dur KV 563<br />
Allegro<br />
Adagio<br />
Menuetto. Allegro – Trio<br />
Andante<br />
Menuetto. Allegretto – Trio I – Trio II<br />
Allegro<br />
Anke Dill, Violine<br />
Isabel Charisius, Viola<br />
Christopher Franzius, Violoncello<br />
9
10<br />
„vortrefflich<br />
gerathenes<br />
Liebeswerk“<br />
Mozarts Duo für Violine und Viola<br />
Noch galten Streicherduette für Kenner und Liebhaber als<br />
Rarität oder wurden eher mit didaktischem Hintergrund geschrieben,<br />
üblicherweise in der Besetzung für 2 Violinen<br />
bzw. Violine und Cello. Schon Vater Leopold hatte der französischen<br />
Ausgabe seiner Violinschule 12 Geigenduette<br />
beigefügt. Mit einer Bratsche als Zweitstimme wurden die<br />
Duette der Haydn-Brüder bekannt, 6 von Joseph und 4 von<br />
Michael. Die Kompositionen Michael Haydns gelten auch<br />
als Auslöser für Mozarts Duette, wobei die Geschichte<br />
darum verdächtig nach „Verrührseligung“ klingt: Der böse<br />
Fürsterzbischof Colloredo hatte von Haydn sechs Duette verlangt,<br />
die jener aber krankheitshalber nicht abschließen<br />
konnte. Damit nun dem armen Michael nicht das Gehalt gekürzt<br />
würde, schrieb unser Wolferl in wenigen Tagen die<br />
noch fehlenden Teile und wars zufrieden, dass das „vortrefflich<br />
gerathene Liebeswerk“ (laut Constanzes späterem<br />
Mann Georg Nikolaus Nissen) unter Haydns Namen abgeliefert<br />
werden konnte.<br />
Abgesehen davon, dass Colloredo musikalischen Spürsinn<br />
genug hatte, um die stilistischen Brüche erkennen und<br />
nachfragen zu müssen, abgesehen auch davon, dass<br />
Mozart durchaus auf sein „Urheberrecht“ verzichten konnte<br />
(etwa als Ghostwriter galanter Lieder wie „Als Luise die<br />
Briefe ihres ungetreuen Liebhabers verbrannte“ KV 520<br />
oder „Traumbild“ KV 530, auch mit dem Duett „Nun, liebes<br />
Weibchen, ziehst mit mir“ KV 625, bei dem das Weibchen<br />
mit „Miau“ antwortet), bleiben die Fakten: Im Dezember<br />
1783 bat Mozart seinen Vater dringend um Zusendung<br />
seiner „2 Violin Duetten – und Seb: Bachs fugen“, die als<br />
Manuskripte wohl in Salzburg lagen und somit im Sommer<br />
1783 dort geschrieben wurden. Die Ankündigung des<br />
Kopien-Grossisten Traeg „Die 4 ersten sind von M. Haydn,<br />
das 5te und 6te von Mozart“ deutet tatsächlich auf eine<br />
Fortsetzungs-Arbeit hin, die beiden autographen Faszikeln<br />
Mozarts sind unbezeichnet.<br />
In Mozarts G-Dur-Duo ist somit ein schönes Zeugnis<br />
seiner schöpferischen Arbeit in jener Salzburger Zeit überliefert,<br />
in der bis auf einige Harmoniesätze zur Missa in c<br />
nichts vollendet wurde. Mit der Ausarbeitung der Duette<br />
reflektiert Mozart die beiden fertigen Haydn-Quartette und<br />
wirft gleichzeitig einen „chirurgischen“ Vorausblick auf die<br />
noch kommenden. Dieser äußert sich in hohen technischen<br />
Anforderungen an die Spieler, insbesondere dann, wenn ein<br />
Instrument die Linie des anderen nahtlos aufnehmen soll.<br />
Die Rilling-Schwestern werden beweisen, dass die Operation<br />
nicht weh tut...<br />
Johan Halvorsens Passacaglia<br />
Warum schreibt eigentlich heutzutage<br />
niemand mehr eine Follia,<br />
Foglia, Passacaglia? Wolle man der<br />
neu-ernsten Kammermusik eine<br />
Chance auf sicheren Erfolg einräumen,<br />
so läge sie doch hier – denn<br />
allesamt sind sie Ohrwürmer, Bravourstücke,<br />
je älter umso besser!<br />
Man muss nur eine schöne Bass-<br />
Skala in acht Takten sauber abkadenzieren<br />
und darüber unter<br />
Verwendung von mehr oder weniger Noten möglichst abwechslungsreiches<br />
Beiwerk aufs Papier werfen. Nein? Dann<br />
hören Sie zu und staunen Sie, wie wunderbar skrupellos<br />
man sich der alten Meister vor gut 100 Jahren anzunehmen<br />
wusste!<br />
Johan Halvorsen, im norwegischen Drammen als Sohn<br />
eines Polizeibeamten geboren, ließ sich in Oslo als Militärmusiker<br />
ausbilden und studierte später in Stockholm Geige.<br />
Nach Tingeltangel als Violinist in Café- und Theaterkapellen<br />
11<br />
„fritt etter<br />
Händel“<br />
Johan Halvorsen,<br />
Foto von Nyblin,<br />
Bergen
12<br />
„Mein<br />
Teuerster<br />
schreibt ohne<br />
Unterlaß“<br />
ging er ans Leipziger Konservatorium bei<br />
Adolph Brodsky in die Lehre und arbeitete<br />
nach Beendigung seiner Laufbahn als Geigenvirtuose<br />
als Kapellmeister in Bergen<br />
und Kristiana. Neben dem Reißer „Einzugsmarsch<br />
der Bojaren“ bekannt geworden ist<br />
seine 1894 entstandene Bearbeitung der<br />
Passacaglia („frei nach Händel“) aus der siebenten Cembalosuite<br />
in g-Moll – ein herrliches Virtuosenstück, das vor<br />
Pizzicato, Ricochet, Spiccato, Martelé und sonstigen<br />
Finessen nur so überschäumt und dem dicken Sachsen mit<br />
Sicherheit gefallen hätte.<br />
Mozarts Divertimento<br />
Vor kurzer Zeit erst fanden die Mozartforscher heraus, dass<br />
sich all die schönen Briefstellen, in denen von einem für<br />
den Logenbruder Puchberg geschriebenen Trio die Rede ist,<br />
nicht – wie weiterhin hartnäckig behauptet – auf unser Trio<br />
KV 563 beziehen, sondern auf ein Klaviertrio (vermutlich KV<br />
542). Auch bei der „kleinen Musik“ am 13. April 1789 bei<br />
seinem Aufenthalt in Dresden im dortigen Hotel de Pologne<br />
hat Mozart nicht etwa Bratsche gespielt, sondern mit Anton<br />
Teyber an der Geige und Anton Kraft am Cello den Klavierpart<br />
übernommen. Leider sieht es nun so aus, dass lediglich<br />
der Eintrag in Mozarts Werkkatalog vom 27. September<br />
1788: „Ein Divertimento à 1 violino, 1 viola, e violoncello; di<br />
sei pezzi“, nicht aber der kleinste Hinweis auf einen Entstehungsanlass<br />
oder eine Aufführung existiert. Dabei hätten<br />
wir gar zu gern gewusst, welcher Cellist damals die aberwitzig<br />
hohen Passagen in Imitation der Geige zu spielen imstande<br />
gewesen ist. Das Autograf bleibt verschwunden, die<br />
einzige Quelle ist ein posthum erschienener Stich Artarias,<br />
der das Werk 1792 als „Gran Trio“ herausgab und als notorisch<br />
unzuverlässige Quelle gilt.<br />
Aber das Entstehungsjahr 1788! Wir lesen in Constanzes<br />
Tagebuch vom Frühjahr: „Wer will noch über unsere<br />
Schwelle treten [...] Ja, doch, ein paar Freimaurerbrüder. Die<br />
meiden unsere Wohnung nicht. Aber ihr anderen alle, die<br />
ihr Mozarts Musik so liebtet, wo seid ihr jetzt“ — „Wir haben<br />
tausend Gulden vom Bruder Puchberg geliehen. Gott segne<br />
diesen heiligen Mann, der sich unseres Unglücks anzunehmen<br />
weiß!“ — „Ich bete jeden Tag darum, daß meinen Mann<br />
niemals die Inspiration verlassen möge, daß die Subskribenten<br />
in Scharen herbeiströmen mögen und daß die Zeit<br />
der Zunge in Soße, des Maronenkonfekts und der bitteren<br />
Schokolade, der Seidenstoffe und der Kerzenleuchter im<br />
Garten wiederkehren möge...“ — Töchterchen Theresia stirbt<br />
am 29. Juni 1788: „Trauern wir, mein Liebster, aber hoffen<br />
13<br />
Erstdruck zu<br />
KV 563
14<br />
wir auch.“ — Sommer 1788: „Mein Teuerster schreibt ohne<br />
Unterlaß, aber was nützt es, wenn niemand mehr die Notenblätter<br />
kauft und auch nicht die Subskriptionsbillets?“<br />
Es ist eine schwer nachvollziehbare Tatsache, dass<br />
Mozart in dieser Situation Musik schreiben konnte, die nach<br />
unserem Ermessen gänzlich losgelöst scheint von all den<br />
Schicksalsschlägen und alltäglichen Sorgen. Nun ist das Trio<br />
kein Gelegenheitsstück unterhaltender Gesellschaftskunst,<br />
wie man aus der Wahl des Namens Divertimento hätte<br />
schließen können, sondern eine exzellente Studie des dreistimmigen<br />
Satzes mit seiner glasklaren Durchhörbarkeit,<br />
gleichzeitig an die Grenzen des Machbaren gehend – eine<br />
gute Dreiviertelstunde, bei der sich keines der drei Instrumente<br />
auch nur für einen Augenblick ausruhen darf!<br />
Das hat mit „Zerstreuung“ nichts mehr zu tun, aber es ist<br />
wunderbar.<br />
Abendständchen<br />
im Freien, Anfang<br />
des 19. Jahrhunderts.Grafitzeichnung<br />
von Franz<br />
Gerhard von<br />
Kügelgen<br />
(Kupferstichkabinett<br />
Dresden)<br />
Benefizkonzert<br />
Samstag 30. September, 20 Uhr Evangelische Kirche<br />
Zugunsten von<br />
Maurice Ravel (1875–1937)<br />
Streichquartett F-Dur<br />
Allegro moderato – Très doux<br />
Assez vif. Très rythmé<br />
Très lent<br />
Vif et agité<br />
PAUSE<br />
Hovhannes Baghdasaryan, Violine<br />
Yun-Jin Cho, Violine<br />
Jan Grüning, Viola<br />
Christopher Jepson, Violoncello<br />
Franz Schubert (1797–1828)<br />
Streichquintett C-Dur D 956 op. post. 163<br />
Allegro ma non troppo<br />
Adagio<br />
Presto – Trio. Andante sostenuto<br />
Allegretto<br />
Daniel Garlitsky, Violine<br />
Barbara Gruszczynska, Violine<br />
Aline Saniter, Viola<br />
Pavel Gomziakov, Violoncello<br />
Antoaneta Emanuilova, Violoncello<br />
15
16<br />
„Tasten Sie<br />
keine<br />
einzige Note<br />
mehr an!“<br />
Ravels Streichquartett<br />
Längst hatte sich Maurice Ravel einen Namen als Komponist<br />
gemacht, da ging er im Oktober 1896 nochmals als Schüler<br />
ans Conservatoire de Paris. Gabriel Fauré war dem aus<br />
Altersgründen zurückgetretenen Massenet als Kompositionslehrer<br />
gefolgt. Doch war es letztlich nicht Fauré, sondern<br />
André Gédalge, bei dem Ravel wirklich etwas dazulernen<br />
konnte. „In diesen Tagen hatten wir Fortschritte gemacht“,<br />
so resümierte Ravels Freund Georges Enescu die Zeit bei<br />
Fauré einigermaßen sarkastisch; Gédalge aber galt unser<br />
seinen Schülern als Koryphäe in Sachen Kontrapunkt und<br />
Orchestrierung (Enescu widmete ihm sein Oktett – vgl. Text<br />
zum Abschlusskonzert). Ravel schrieb 1928 in seiner Esquisse<br />
biographique: „Ich bin glücklich zu sagen, daß ich<br />
die kostbarsten Elemente meines Metiers André Gédalge<br />
verdanke.“ – und Fauré?: „Er erschien in der Klasse mit Dreiviertelstunden<br />
Verspätung, und er wußte nicht recht, was er<br />
seinen Jüngern erzählen sollte“, so überliefert es uns eine<br />
mündliche Äußerung eines einstigen Schülers.<br />
Maurice Ravel am<br />
Ufer der Nivelle in<br />
den Pyrenäen,<br />
Fotografie um 1901<br />
(Paris, Bibliothèque<br />
Nationale)<br />
Nichtsdestotrotz: Ravel widmete seinem Lehrer neben<br />
seinem berühmten Klavierstück „Jeu d’eau“ auch sein einziges<br />
Streichquartett („à mon cher maître Gabriel Fauré“) – er<br />
selbst empfand das Werk als Abschluss seiner Studienzeit.<br />
Die ersten beiden Sätze waren im Dezember 1902, die beiden<br />
anderen im April 1903 vollendet. Roland-Manuel, belgischer<br />
Musikwissenschaftler, Schüler und enger Freund<br />
Ravels, beschreibt das Werk auch im Bezug auf Äußerungen<br />
Ravels, nach denen dieser daran zweifelte, dass ihm das<br />
Experiment wirklich geglückt sei, folgendermaßen scharfsinnig:<br />
„Diese ernste und zugleich jugendliche Musik erscheint<br />
in ihrer eindringlichen Lieblichkeit als die spontanste,<br />
die Ravel je geschaffen hat. Die mächtigen lyrischen<br />
Aufwallungen durchbrechen aber den unverrückbar klassizistischen<br />
Rahmen nicht; sie bewegen sich dennoch mit<br />
einer so großen Freiheit, daß der Komponist mitunter an<br />
dem Gelingen des Werkes zweifelte. Je stärker ihn diese verborgenen<br />
Kräfte, die ihn unbewußt beherrschten, anzogen,<br />
desto mehr mißtraute er ihnen.“<br />
Die Uraufführung durch das Heyman-Quartett (Heyman,<br />
De Bruyne, Marchet, De Bruyn) fand in einem Konzert der<br />
Pariser Societé Nationale im Saal der Schola Cantorum am<br />
5. März 1904 statt. Die Klassizisten, die den Rom-Preis zu<br />
vergeben hatten (Ravel hatte sich mehrfach vergeblich um<br />
die attraktive Auszeichnung bemüht), konnten gar nichts<br />
damit anfangen, der Widmungsträger Fauré „sparte nicht<br />
mit Kritik. Er hielt den vierten Satz für verkümmert, unausgewogen<br />
– kurz, für mißlungen. Schließlich wurde Debussy<br />
um seine Meinung gebeten. Er beruhigte und beglückwünschte<br />
den Jüngeren und schrieb ihm feierlich beschwörend:<br />
»Im Namen der Götter der Musik und in dem<br />
meinigen, tasten Sie keine einzige Note, die Sie in diesem<br />
Quartett geschrieben haben, mehr an!«“ (Roland-Manuel)<br />
17
„Es ist rätselhaft,<br />
und es ist<br />
vollendet“<br />
18<br />
Ganz im Sinne Debussys schrieb der Musikwissenschaftler<br />
Armand Machabey zu Ravels Quartett: „Was an diesem<br />
Werk besticht, ist nicht die Originalität der Form, sondern<br />
die vollendete Ausführung: da stört keine Banalität, da gibt<br />
es keinen Leerlauf; vielmehr herrscht überall Phantasie und<br />
Ideenreichtum, vollendete Ausgewogenheit der Proportionen<br />
und dazu eine solche reine und transparente Klanglichkeit,<br />
die Ravel nur mehr in seinem Klavierwerk Jeux d’eau<br />
erreicht hat.“<br />
Schuberts Streichquintett<br />
Es ist sein einziges Streichquintett und sein letztes Kammermusikwerk...<br />
Was haben wir bei Franz Schubert nicht alles<br />
schon gehört und gelesen von „Reife“ und „Vollendung“ unter<br />
den Rubriken „Spätwerk“ und „Todesahnung“ – was bei<br />
einem gerade Dreißigjährigen ohnehin fragwürdig erscheint.<br />
Hätte er denn danach nichts mehr geschrieben, aber vor<br />
allem: mit welchen Begriffen würden wir sein Werk neu zu<br />
kategorisieren suchen? Letztlich sind wir es, die diese<br />
ebenso bedeutungsschweren wie selten der Musik selbst<br />
innewohnenden Stigmata offenbar benötigen, um halbwegs<br />
sicher durch die Musik aus längst vergangenen Zeiten zu<br />
navigieren. Schuberts Quintett ist ein Solitär insofern, als<br />
man ihm beinahe die Rolle eines ästhetischen Experiments<br />
zuschreiben möchte, bei dem Schubert die Entwicklungslinien<br />
seiner Kammermusik gebündelt und weitergeführt hat.<br />
Besonders auffällig erscheint der bereits im Kopfsatz auftretende<br />
„Schlüsselakkord“, ein aus der Tonika hervortretender<br />
und wieder in sie „zusammenfallender“ verminderter<br />
Septakkord, dem man auch im Streichquartett d-Moll und in<br />
zwei Heine-Vertonungen Schuberts etwa aus derselben Zeit<br />
wiederbegegnet.<br />
Die vier Sätze des Quintetts „verjüngen“ sich nach hinten<br />
in ihrer Dauer; das abschließende Allegretto ist der<br />
kürzeste Satz und wirkt – etwa im Vergleich zum erschüttern<br />
den Ausbruch des halbtönig verschobenen Adagio-Mittelteils<br />
– zunächst unproblematisch und heiter. Doch in<br />
diesem Satz, der in einer „leeren“ Oktave ausklingt, wird<br />
nochmals die ganze Fülle der zuvor verwendeten Ausdrucksmöglichkeiten<br />
konzentriert und reflektiert, zwar im Gewand<br />
eines „normalen“ Rondos, aber nicht als unbekümmertfröhlicher<br />
Kehraus. Andererseits können wir uns aber getrost<br />
an der heiteren Anmutung des Werkes, am Tänzeri -<br />
schen, an den Melodien erfreuen, ohne sogleich an die<br />
posthum verliehene Etikette „Todesahnungen“ erinnert werden<br />
zu müssen – oder doch nicht?<br />
Mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit entstand das Werk<br />
im September 1828 in Wien. Dem Kunsthändler „Probst<br />
Wohlgeboren in Leipzig“ kündigt er das Quintett neben an-<br />
19<br />
Schubert als<br />
Zuhörer bei einer<br />
Quartettaufführung<br />
im Musiksalon<br />
von Johann<br />
Steiger von<br />
Arnstein,<br />
Bleistiftskizze<br />
von Friedrich<br />
Gauermann<br />
(Linz, Oberösterr.<br />
Landesmusem)
Anonyme Karikatur<br />
in den Münchener<br />
Neuesten Nachrichten<br />
1928,<br />
angeblich nach<br />
einer Skizze von<br />
Moritz von Schwind<br />
20<br />
deren Werken am 2. Oktober an und<br />
ergänzt: „das Quintett aber wird dieser<br />
Tage erst probirt. Wenn Ihnen vielleicht<br />
etwas von diesen Compositionen conveniert,<br />
so lassen es wissen“. Die Erst -<br />
augabe erschien erst 25 Jahre später<br />
bei C. A. Spina in Wien als „Grand<br />
Quintour (en Ut) pour Deux Violons,<br />
Alto et 2 Violoncelles par François<br />
Schubert Oeuvre 163.“ Autograf: verschollen...<br />
Eine Aufführung auch nur im privaten<br />
Kreise ist zu Schuberts Lebzeiten<br />
nicht nachzuweisen. Die erste öffent -<br />
liche Aufführung fand am 17. November<br />
1850 im Wiener Musikverein statt,<br />
„Vor Franz Schuberts<br />
Streichquintett in C-<br />
Dur verneigen sich<br />
alle Menschen, denen<br />
Musik, Kammermusik<br />
gar, etwas bedeutet,<br />
glücklich bewundernd<br />
– oder sie<br />
schwärmen. [...]<br />
Es ist rätselhaft, und<br />
es ist vollendet [...]<br />
Mit Worten kann kein<br />
Mensch das tönende<br />
Mysterium dieses<br />
Werkes völlig enträtseln<br />
oder auf Begriffe<br />
bringen.“<br />
(Joachim Kaiser)<br />
es spielte das Quartett Josef Hellmesbergers mit Josef Stransky<br />
am Cello. Die Musikerinnen und Musiker des Kammermusikfestivals<br />
mögen es mir nicht verübeln, wenn ich eine<br />
Aufnahme aus dem mittlerweile vergangenen Jahrhundert<br />
erwähne: 1952 spielten Isaac Stern, Alexander Schneider,<br />
Milton Katims, Paul Tortelier und Pablo Casals das Quintett<br />
in Prades ein – eine Jahrhundertinterpretation!<br />
Matineekonzert<br />
Sonntag 1. Oktober, 11 Uhr Barbarossa-Kirche<br />
Ludwig van Beethoven (1770–1827)<br />
Trio für Violine, Viola und Violoncello c-Moll op. 9 Nr. 3<br />
Allegro con spirito<br />
Adagio con espressione<br />
Scherzo. Allegro molto e vivace<br />
Finale. Presto<br />
Yun-Jin Cho, Violine<br />
Jan Grüning, Viola<br />
Christopher Jepson, Violoncello<br />
Zoltán Kodály (1882–1967)<br />
Duo für Violine und Violoncello op. 7<br />
Allegro serioso, non troppo<br />
Adagio<br />
Maestoso e largamente, ma non troppo lento<br />
Daniel Garlitsky, Violine<br />
Pavel Gomziakov, Violoncello<br />
Antonín Dvorˇák (1841–1904)<br />
„Amerikanisches” Streichquartett F-Dur op. 96 (B 179)<br />
Allegro ma non troppo<br />
Lento<br />
Molto vivace<br />
Finale. Vivace ma non troppo<br />
Anke Dill, Violine<br />
Barbara Gruszczynska, Violine<br />
Sara Maria Rilling, Viola<br />
Christopher Franzius, Violoncello<br />
21
„Ich<br />
Endesgefertigter<br />
bekenne<br />
hiermit...“<br />
* Der Autor ist der<br />
Meinung, dass sie<br />
a) meist zu kompliziert<br />
ausfällt, um sich<br />
alles merken zu können<br />
und beim Hören<br />
das Gelesene bestenfallswohlwollend<br />
zu bestätigen;<br />
b) zu klein abgedruckt<br />
ist, um während<br />
des Hörens das<br />
Geschriebene im<br />
Dunkeln mitzuverfolgen,<br />
welches wiederum<br />
c) zu trocken verfasst<br />
ist, um daraus direkt<br />
Töne entnehmen zu<br />
können.<br />
22<br />
Beethovens Trio c-Moll<br />
Das ist erstaunlich: Bereits Ende der 1790er Jahre schien<br />
Beethovens Ruf als Komponist so gefestigt, dass sein Verleger<br />
Traeg ihm schon vor Beginn der Komposition der Trios<br />
Opus 9 die stolze Summe von 50 Dukaten als Honorar zusicherte.<br />
Die heute lächerlich dünkende Summe als „bedungenes<br />
Honorarium“ entsprach immerhin dem Wert eines<br />
anständigen Flügels! Der Verlagsvertrag wurde am 16. März<br />
1798 unterzeichnet: „Ich Endesgefertigter bekenne hiermit,<br />
dass ich Herrn Johann Traeg, privilegirten Kunst- und Musikalien-Händler,<br />
die von mir verfertigten und Herrn Grafen<br />
Browne, Brigadier im Dienste seiner Kays. Mays. aller Reussen<br />
decidirten 3 Trios für eine Violin, Alto und Violonzello<br />
[...] zu dem Ende verhandelt und gänzlich als sein Eigenthum<br />
überlassen habe, dass er sie für seine Rechnung und<br />
Vortheil stechen lassen und auf was sonst immer für eine<br />
ihm beliebige Weise benutzen möge [...]“ Auf einem Zusatz<br />
unterschrieb er: „Mit grossen Vergnügen Ludwig van Beethoven“<br />
– die Dukaten klingelten schon erreichbar nah...<br />
Widmungsträger war Reichsgraf Johann Georg von<br />
Browne-Camus, bei dem Beethoven in dieser Zeit regelmäßig<br />
als Pianist auftrat. Der Graf hatte zwar den Rang eines<br />
hohen russischen Offiziers, lebte aber in Wien und war<br />
mehr an schönen Künsten denn militärischem Gehabe interessiert.<br />
Ein Zeitgenosse beschreibt ihn als einen „der sonderbarsten<br />
Menschen, voll trefflicher Anlagen und schöner<br />
Eigenschaften auf der einen, voll Schwächen und Verderbtheit<br />
auf der anderen Seite.“ Seine Großzügigkeit, die Beethoven<br />
in der Widmung blumig hervorhebt, hatte sich<br />
allerdings bald in einer Verschwendungssucht forciert, die<br />
ihm 1805 für einige Tage „Sicherheitsverwahrung“ einbrachte.<br />
Erste Aufführungen der Trios fanden bei Privatsoireen<br />
des Wiener Adels mit Mitgliedern des Lichnowsky-Quartetts<br />
statt, dessen Mitglied damals auch Beethovens Freund<br />
Ignaz Schuppanzigh war. Dass sich die Stücke anhaltend<br />
großer Beliebtheit erfreuten, zeigt beispielsweise die Stati-<br />
stik der Londoner „Mondy Popular Concerts“<br />
1859 bis 1896, wonach 16 Aufführungen des<br />
Trios op. 9 Nr. 3 (Nr. 2 erklang nur einmal, Nr. 1<br />
hingegen 20mal) verzeichnet wurden. Bis<br />
heute und wohl noch für eine weitere geraume<br />
Weile zählen sie – gemeinsam mit Mozarts Divertimento<br />
– zum Kernbestand des Repertoires<br />
für Streichtrio.<br />
Anstelle einer Werk-Beschreibung* sei auf<br />
eine Eigenart des markanten Viertonmotivs des<br />
ersten Satzes hingewiesen, das versteckt am<br />
Ende des Werks zurückkehrt. Dieses Motiv hat Beethoven in<br />
einem seiner komplexesten späten Quartette zitiert, was<br />
erst dann als bemerkenswert erscheint, wenn wir es als Indiz<br />
dafür werten können, dass er die Komposition dieses<br />
Trios als wertvoll genug erachtete, im Finale des berühmten<br />
Opus 131 in cis-Moll als Erinnerung an das Frühwerk zu erscheinen.<br />
Kodálys Duo für Violine und Violoncello<br />
„Ich bin überzeugt, dass ich nicht so weit in der Musik gekommen<br />
wäre, wie ich es bin, wenn nicht mein Vater gerade<br />
die neun Monate vor meiner Geburt regelmäßig Quartett gespielt<br />
hätte in seinem Haus in Kecskemét und meine Mutter<br />
das also täglich gehört hat.“ – Wo gibt es das noch? Ein<br />
Bahnhofsvorsteher (Frigyes Kodály), der sich täglich Zeit<br />
nimmt, nicht zum Karten- sondern zum Quartettspiel, während<br />
seine schwangere Frau (Paulina Jaloveczky) zuhört...<br />
Und der dankbare Sohn schreibt später alles auf, so dass<br />
man ihm gern auch weiterhin das Wort überlässt: „Nun, und<br />
dann haben wir aus den Noten meines Vaters Quartette gespielt.<br />
Ich hatte zwar vom zehnten Jahr an etwas Violine gelernt,<br />
musste dann aber zum Cello greifen, weil kein anderer<br />
für das Cello da war, und zum Quartett gehört doch ein<br />
Cello. Von den Quartettstimmen, die noch mein Vater be-<br />
23<br />
Quittung Beethovens<br />
über den Erhalt von 50<br />
Dukaten für die Übertragung<br />
des Verlagsrechts<br />
der 3 Streichtrios op. 9<br />
an den Wiener Verleger<br />
Jean Træg (Kungl. Musikaliska<br />
Akademiens Bibliotek<br />
Stockholm)<br />
„Da kam mir<br />
urplötzlich die<br />
Vision“
Die letzten<br />
Friedenstage 1914<br />
im schweizerischen<br />
Gland<br />
„Beethoven… Es gibt<br />
wohl kaum einen anderen<br />
Komponisten,<br />
in dessen gesamtem<br />
Lebenswerk der Protest<br />
gegen die Tyrannei,<br />
die Sehnsucht<br />
nach der Weltfreiheit<br />
und der Brüderlichkeit<br />
so gewaltig zum<br />
Ausdruck kommt.“<br />
(Zoltán Kodály,<br />
An Beethovens<br />
Todestag, Eröffnungsrede<br />
zum Festkonzert<br />
an der<br />
Budapester Musikakademie,<br />
1952)<br />
24<br />
nutzte, waren aber eben die Cellostimmen<br />
bei den vielen Umzügen verloren gegangen.<br />
Und das waren nun meine ersten Versuche,<br />
diese Cellostimmen zu ersetzen.<br />
Ich legte die drei anderen Stimmen vor<br />
mich hin und versuchte, dazu eine Cellostimme<br />
zu schreiben. Es ging eine Weile,<br />
aber dann habe ich doch das Original erwerben<br />
können, und ich habe durch den<br />
Vergleich viel gelernt.“<br />
Schweiz, im Juli 1914. Auf die Nachricht<br />
von der Kriegserklärung unterbricht das Ehepaar Kodály<br />
seine Schweizer Wanderschaft und begibt sich auf den<br />
Heimweg. Über die Reise und die Entstehung seines Duos<br />
für Violine und Violoncello schreibt Kodály später (um 1922)<br />
an Jen Léner, den Primgeiger des berühmten Streichquartetts,<br />
und seine Frau: „Den letzten Abschnitt unseres Weges<br />
bis zur Grenze hier mussten wir per Lastkraftwagen zurücklegen,<br />
denn auch in der Schweiz wurde bereits mobilgemacht.<br />
Tagelang saßen wir in einem entlegenen Tiroler<br />
Grenzort. Da kam mir urplötzlich die Vision dieses Duos.<br />
Es war mir zuvor nie eingefallen, für eine solche Besetzung<br />
schreiben zu wollen... Notenpapier gab es in Feldkirch keines<br />
zu kaufen, somit brachte ich den ersten Satz, den ich<br />
gleich an Ort und Stelle schrieb, fast vom Anfang<br />
bis zum Ende auf den Seiten eines Notenschulheftes<br />
heim. So war der Boden, dem<br />
dieses Duo entwuchs, bestellt. Ob mir nun jemand<br />
einst aus diesem Stück etwas von den<br />
unheimlichen Dimensionen jener wunderbaren<br />
Bergriesen oder den düsteren Ahnungen eines<br />
so jäh über uns hereingebrochenen Krieges<br />
nachempfinden wird, diese gewaltige Frage<br />
bleibt wohl offen.“<br />
Feldkirch 1914, mit der kleinen Adelheid aus dem Dorf<br />
Dvorˇáks ‚Amerikanisches’ Streichquartett<br />
Ein Ausruf der Erleichterung, notiert nach der letzten Seite<br />
der Skizze zu seinem zwölften Streichquartett: Nur drei Tage<br />
brauchte Dvorˇák für den Entwurf aller 4 Sätze (8.-10. Juni<br />
1893). Und es ging rekordverdächtig weiter, die fertige Partitur<br />
entstand ohne Unterbrechung bis zum 23. Juni. Ursprünglich<br />
hatten die Dvorˇáks vor, ihre Sommerferien 1893<br />
im Familienkreis in Böhmen zu verbringen, entschieden sich<br />
dann allerdings für die „Neue Welt“ und ließen die vier Kinder<br />
aus Prag nachkommen. Sie reisten ins 1300 Meilen von<br />
New York entfernte Dorf Spillville im Staat Iowa, in dem<br />
tschechische Einwanderer lebten. „Lehrer und Pfarrer, alles<br />
ist tschechisch und so werde ich unter den Meinen sein [...]<br />
Ich werde dort sogar Tauben haben und vielleicht werden<br />
wir auch Darda [tschech. Kartenspiel] spielen. Welch ein Vergnügen<br />
wird das sein!“ (Dvorˇák an Emil Kozánek, 12. April<br />
1893)<br />
Tatsächlich herrschte in der kleinen tschechischen Enklave<br />
eine Unbeschwertheit, die die Familie wie das „Erwachen<br />
heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande“ in<br />
Beethovens „Pastorale“ aufsog. Der Jubel in Dvorˇáks Quartett<br />
beginnt nicht zufällig mit seinem eigenen Instrument,<br />
der Bratsche; bei den ersten Aufführungen in Spillville<br />
führte der Komponist hingegen das Dorfquartett als Primarius<br />
an. „Als ich dieses Quartett [...] schrieb, wollte ich einmal<br />
etwas ganz Melodisches und Einfaches niederschreiben,<br />
und immerfort hatte ich Väterchen Haydn vor Augen, und<br />
deshalb ist es im Geist so einheitlich, wie aus einer Seele<br />
ausgefallen.“ (Brief vom März 1895) Ist also das ‚Amerikanische’<br />
Streichquartett ein Werk für den Hausgebrauch, quasi<br />
zur Entspannung? Es sieht ganz danach aus – und auch der<br />
Höreindruck spricht nicht dagegen.<br />
Aber wie ‚amerikanisch’ ist nun die Musik (eine Frage<br />
übrigens, die nicht unbedingt unter den Nägeln brennt)?<br />
Dvorˇáks Sohn Otakar erzählte später, sein Vater sei mit Indianern<br />
in Kontakt gekommen, die im Dorf Kräuter verkauften<br />
und auf seine Bitte hin gemäß ihrer Stammesbräuche<br />
25<br />
„Gott sei Dank.<br />
Ich bin<br />
zufrieden. Es<br />
ging schnell...“<br />
Antonin Dvorˇák<br />
1901, Kohle-/Kreidezeichnung<br />
von Max<br />
Svabinský, Maler und<br />
Grafiker in Prag
Dvorˇák spielt in<br />
der Dorfkirche von<br />
Spillville Orgel,<br />
Abbildung im New<br />
York Herald,<br />
19.11.1893<br />
scarlet tanager<br />
26<br />
musizierten und tanzten. Aber bei allen Bemühungen um<br />
das Aufdecken verborgener multikultureller Einflüsse hören<br />
wir etwas spezifisch ‚Indianisches’ aus dem F-Dur-Quartett<br />
nicht wirklich heraus. Freilich: die Pentatonik als Gouvernante<br />
für jedwede Art von Folklore spielt eine zentrale Rolle,<br />
aber die Pastoral-Tonart F-Dur und die bukolische Stimmung<br />
des Sommers deuten vielmehr auf die Natur als Quelle der<br />
Themen.<br />
„Früh stand er um vier auf [!] und ging spazieren – zum<br />
Bach oder zum Fluß – und um fünf kehrte er zurück. Nach<br />
dem Spaziergang arbeitete er, um sieben saß<br />
er in der Kirche bei der Orgel, dann plauderte<br />
er ein wenig, kehrte heim, arbeitete [...],<br />
dann ging er wieder spazieren.“ Auf die Frage<br />
seiner Hauswirtin, was geschehen sei, dass<br />
er so zeitig schon aus den Federn kam, antwortete<br />
er: „Aber nichts ist geschehen – und<br />
doch recht viel. Stellen Sie sich vor, ich ging<br />
dort im Wald den Bach entlang und habe<br />
nach acht Monaten die Vögel wieder singen<br />
gehört! Und hier gibt es andere Vögel als bei<br />
uns, sie haben viel bunteres Gefieder und singen auch anders!“<br />
(Josef Jan Kovarˇík, Erinnerungen)<br />
Tatsächlich: Ein Motiv im Scherzo, das Dvorˇák „auf seinem<br />
Spaziergang durch die Umgebung von Spillville dem Zwitschern<br />
eines ganz merkwürdigen Vögleins“ ablauschte, entspricht<br />
ziemlich genau demjenigen, das von Kovarˇík aus der<br />
Original-Vogelmelodie, die Dvorˇák ihm vorsang oder –pfiff,<br />
transkribiert wurde. Daraus wiederum konnte der Dvorˇák-<br />
Forscher John Clapham mittels ornithologischen Seitensprungs<br />
eindeutig die Scharlachrote Prachtmeise (scarlet<br />
tanager) identifizieren, die just in Nordost-Iowa heimisch<br />
ist! – Musikwissenschaft kann richtig Spaß machen. Drum<br />
sei nur noch die Uraufführung vor großem Publikum erwähnt:<br />
Neujahr 1894 in Boston mit dem Kneisel-Quartett<br />
(Frank Kneisel, Otto Roth, Louis Svěcenski, Alwin Schroeder),<br />
in derselben Besetzung am 12. Januar in der New Yorker<br />
Carnegie Hall.<br />
Abschlusskonzert<br />
Sonntag 1. Oktober, 20 Uhr Evangelische Kirche<br />
George Enescu (1881–1955)<br />
Oktett C-Dur op. 7<br />
Très modéré<br />
Très fougoueux<br />
Lentement<br />
Mouvement de valse bien rhythmée<br />
PAUSE<br />
Gwendolyn Masin, Violine<br />
Yun-Jin Cho, Violine<br />
Daniel Garlitsky, Violine<br />
Hovhannes Baghdasaryan, Violine<br />
Isabel Charisius, Viola<br />
Jan Grüning, Viola<br />
Pavel Gomziakov, Violoncello<br />
Christopher Jepson, Violoncello<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847)<br />
Oktett Es-Dur op. 20<br />
Allegro moderato ma con fuoco<br />
Andante<br />
Scherzo. Allegro leggierissimo<br />
Presto<br />
Rahel Maria Rilling, Violine<br />
Anke Dill, Violine<br />
Barbara Gruszczynska, Violine<br />
Hovhannes Baghdasaryan, Violine<br />
Aline Saniter, Viola<br />
Sara Maria Rilling, Viola<br />
Christopher Franzius, Violoncello<br />
Antoaneta Emanuilova, Violoncello<br />
27
„gemacht aus<br />
Himmel und<br />
Unendlichkeit“<br />
28<br />
George Enescus Oktett C-Dur<br />
Um eine mitunter aufkommende kleine Verwirrung zu beseitigen:<br />
auch „Enesco“ wäre richtig, denn der im rumänischen<br />
Liveni (heute Enescu!) geborene George nannte sich aus<br />
phonetisch naheliegenden Gründen in Paris nicht mehr original<br />
„Enescu“ („Enescü“), ein Name, der „Sohn des Enea“<br />
bedeutete (ein Vorfahre Enescus hieß so), sondern änderte<br />
ihn durch Austausch des Endbuchstabens.<br />
Erste musikalische Eindrücke erhielt er im Elternhaus;<br />
der Vater spielte Geige, die Mutter Gitarre. Abends lauschte<br />
er den Gesängen der Dorfmusikanten, die ihn so aufregten,<br />
dass er sich aus einem Holzstück und einem Faden eine<br />
Geige baute. George war damals 3 Jahre alt. Die Geige, die<br />
man ihm daraufhin schenkte, hatte nur drei Saiten – er warf<br />
sie beleidigt ins Feuer. Als Vierjähriger, mittlerweile im Besitz<br />
einer „richtigen“ Geige, konnte er die Melodien bereits<br />
erstaunlich genau nachspielen. 1888 spielte er einem Professor<br />
vor, der dem Vater riet, den Jungen zur Ausbildung<br />
nach Wien zu schicken. Beim ersten Auftritt vor Bukarester<br />
Publikum spielte er unter anderem Mendelssohns Violinkonzert...<br />
Es folgten Studien in Paris. Als Virtuose, mit Beethovens<br />
Violinkonzert 1900 in Paris berühmt geworden, ist er bald<br />
darauf in allen europäischen Konzertsälen zu hören. 1902<br />
Gründung eines Trios (mit Alfredo Casella und Louis Fournier),<br />
zwei Jahre später des „Enescu-Quartetts“ (mit Henri<br />
Casadesus, Louis Fournier, Fritz Schneider), Erfolge als Komponist,<br />
Tourneen... Schließlich wird George Enescu als Komponist,<br />
als Dirigent und große musikalische Persönlichkeit<br />
in ganz Europa, besonders aber in seinem Heimatland verehrt.<br />
Bei allem Erfolg verließ ihn nie die etwas wehmütige<br />
Erinnerung an glückliche Kindertage „im Norden der Moldau,<br />
dort, wo sich die endlosen Auen des Siret bis zu den<br />
sanften Anhöhen am Fuße der Karpaten erstrecken, mit ihren<br />
wogenden Gerste- und Maisfeldern, ihren alten Wäldern<br />
am Horizont und den zwischen Weiden<br />
und Birken verlorenen alten Dörfern“.<br />
(Enescu in einem Interview)<br />
Nach einem Fragment gebliebenen<br />
Versuch in D-Dur von 1898 entstand<br />
1899/1900 in Paris und Moldavien sein<br />
Oktett, von dem er erklärte, er habe damit<br />
weniger die Persönlichkeit des Stils,<br />
als mehr das „Gleichgewicht der Architektur“<br />
im Blick gehabt, für die er eine<br />
durchaus neuartige Lösung fand: „Vier<br />
miteinander verbundene Sätze, die einen<br />
einzigen großen, extrem ausgeweiteten Sonatensatz bilden,<br />
aber gleichzeitig die Autonomie jedes Teiles respektieren.“<br />
Damit wird das Oktett zum Urbild für spätere Formgebungen<br />
Enescus, wo sich aus kleinen Intervall-Zellen durch Variation<br />
und Kombination größere bilden und daraus die Thematik<br />
des ganzen Werkes erwächst. Die Chromatik jener Zeit<br />
scheint im Oktett vorzuherrschen, aber sie wird nicht „per<br />
se“ als stilistisches Mittel verwendet, sondern bildet sich<br />
aus mobilen Stufen diatonischer Skalen, bei denen sich einige<br />
Töne „statisch-konform“ verhalten, während andere<br />
den melodischen Ausweg suchen. Manch eine harmonische<br />
Wendungen erinnert an Schönbergs „Verklärte Nacht“, ein<br />
„Gewisse Personen haben sich beun ruhigt und<br />
gelangweilt gezeigt, weil sie mich nicht in gewöhnlicher<br />
Art katalogisieren und klassifizieren<br />
konnten.<br />
Das wäre keine französische Musik in der Art<br />
Debussys, das wäre auch keine deutsche Musik,<br />
die ich schriebe, erklärten sie. Kurz, ohne<br />
fremd zu erscheinen, ähnelte sie kaum einer<br />
bekannten Sache, aber gerade das langweilt<br />
die Leute, wenn sie einen nicht klassifizieren<br />
können.“<br />
29<br />
Georg Enescu,<br />
1903<br />
(Musica, Januar<br />
1904)
30<br />
Werk, das Enescu nicht gekannt haben kann, da es zur selben<br />
Zeit anderswo entstand. Die Liste der Techniken, die<br />
der junge Komponist in diesem für ihn wegweisenden Frühwerk<br />
anwendet, ließe sich fortsetzen. Dabei ist Enescu weniger<br />
Dramatiker als Epiker, er liebt, wie er selbst sagte,<br />
„weit ausgedehnte Werke, in denen der Geist sich ein fernes<br />
Ziel steckt, [...] Werke im Ausmaß der Landschaften »von da<br />
unten« [Moldavien], gemacht aus Himmel und Unendlichkeit.“<br />
Das Oktett ist Enescus Lehrer André Gédalge gewidmet<br />
(Gédalge wiederum veröffentlichte einige Monate später<br />
eine Violinsonate mit Widmung an Enescu!), der „seine<br />
Schüler auf ihre geheimsten Tendenzen [stieß]. Aber vor allem<br />
lehrte er sie die Musik“ (Darius Milhaud, Revue Musicale,<br />
1926). In den Gesprächen mit Bernard Gavoty<br />
bekannte Enescu, dass er Gédalges Schüler war, ist und immer<br />
bleiben werde; er habe ihn auf den Weg gebracht, seine<br />
eigenen musikalischen Bestrebungen zu erkennen und zu<br />
entwickeln. Bereits 1905 gedruckt, fand die Premiere erst<br />
am 18. Dezember 1909 in Paris in der Reihe „Soirées d’art“<br />
der Concerts-Barrau in der Salle des Agriculteurs statt. Es<br />
musizierten die Quartette Geloso (mit dessen Leiter Pierre<br />
Monteux) und Marcel Chailley (mit Louis Gavrand, Philippe<br />
Jurgensen und René Schidenhelm).<br />
Felix Mendelssohn Bartholdys Oktett Es-Dur<br />
Am 6. November 1825 schreibt Carl Friedrich Zelter, der seinen<br />
Kompositionsschüler im Jahr zuvor „im Namen Mozarts,<br />
im Namen Haydns und im Namen des alten Bach“ zum Gesellen<br />
ernannt hatte, an Johann Wolfgang von Goethe, dass<br />
der junge Mendelssohn, an dessen Entwicklung der Geheime<br />
Rat in Weimar seit dessen erstem Besuch 1821 regen<br />
Anteil nimmt, gerade ein Oktett vollendet habe, „das Hand<br />
und Fuß hat.“ Bei diesem außergewöhnlichen Werk (bereits<br />
in seiner Besetzung: kein antiphonal angelegtes Doppelquartett<br />
wie etwa zur gleichen Zeit bei Louis Spohr, sondern<br />
mit der Achtstimmigkeit als Ausgangspunkt für immer neue<br />
Klangkonstellationen), noch vor der Ouvertüre zum „Sommernachtstraum“<br />
abgeschlossen, können wir getrost von<br />
der ersten Genietat des 16jährigen Mendelssohn sprechen;<br />
selbst Mozart komponierte in diesem Alter nichts Vergleichbares.<br />
Komponiert zum 23. Geburtstag seines Freundes Eduard<br />
Rietz, Geiger und Bruder des später berühmten Dirigenten<br />
Julius Rietz, laut Manuskript beendet am<br />
15. Oktober 1825, wurde das Oktett erstmals<br />
im privaten Kreise im Oktober 1825 in Mendelssohns<br />
Elternhaus aufgeführt; weitere Konzerte<br />
vor geladenen Gästen folgten 1832 in<br />
Paris (u.a. während einer Gedenkfeier für<br />
Beethoven); erste öffentliche Aufführung am<br />
30. Januar 1836 im Leipziger Gewandhaus<br />
(mit Mendelssohn an der zweiten Viola), am<br />
selben Ort am 18. November 1843 in folgen -<br />
der Besetzung: Ferdinand David, Moritz Gotthold<br />
Klengel, Thomaskantor Moritz Hauptmann,<br />
Theater-Musikdirektor Carl Bach (Violine);<br />
Mendelssohn und Niels Wilhelm Gade (Viola);<br />
Friedrich Wilhelm Grenser, Carl Wittmann<br />
(Violoncello).<br />
31<br />
„alles ist neu,<br />
fremd und doch<br />
so ansprechend“<br />
Ölgemälde 1829,<br />
verschollen<br />
(Foto: Courtauld<br />
Institute London)
32<br />
Zum Scherzo des Oktetts – als „kleinem Bruder“ der<br />
Mendelssohnschen Elfenmusik – hatte die große Schwester<br />
Fanny eine besonders enge Beziehung. Sie berichtet, Felix<br />
seien dabei die Schlussverse aus Goethes Walpurgisnacht<br />
durch den Kopf geschossen: „Wolkenflug und Nebelflor / Erhellen<br />
sich von oben. Luft im Laub und Wind im Rohr / Und<br />
Alles ist zerstoben.“<br />
Fanny an Felix, Berlin, 4. Juni 1829: „Ja, Du bist der<br />
Klügste, ich setzte mich nämlich ans Klavier, u. spielte das<br />
Ottettscherzo durch, u. ver-<br />
suchte mir vorzustellen, wo wol<br />
die luftigen u. Trompeten kommen<br />
möchten, oh erzähle uns<br />
noch etwas vom lieben Scherzo,<br />
u. wie Du’s ausgeputzt hast?“<br />
Und in ihr Tagebuch notiert sie<br />
liebevoll: „Mir allein sagt er, was<br />
ihm vorgeschwebt. Das ganze<br />
Stück wird in staccato und pianissimo<br />
vorgetragen, die einzel-<br />
„Dieses Oktett muß von allen<br />
Instrumenten im Style eines<br />
symphonischen Orchesterwerkes<br />
gespielt werden. Pianos<br />
und Fortes müssen genau eingehalten<br />
und schärfer betont<br />
werden, als gewöhnlich in Werken<br />
dieses Charakters.“ (Anweisung<br />
Mendelssohns im<br />
Manuskript)<br />
nen Tremolando-Schauer, die leicht aufblitzenden Prall triller;<br />
alles ist neu, fremd und doch so ansprechend, so befreundet,<br />
man fühlt sich so nahe der Geisterwelt, so leicht in die<br />
Lüfte gehoben, ja man möchte selbst einen Besenstiel zur<br />
Hand nehmen, der luftigen Schar besser zu folgen. Am<br />
Schlusse flattert die erste Geige federleicht auf – und alles<br />
ist zerstoben.“<br />
Hovhannes Baghdasaryan<br />
ist 1980 in Eriwan (Armenien) geboren.<br />
Von 1996 bis 2001 studierte er<br />
Violine in der Klasse von S. Hacknasaryan<br />
am Komitas-Staatskonservatorium<br />
in Eriwan. Seit 2001 studiert er<br />
an der Musikhochschule Lübeck in der<br />
Klasse von Prof. Maria Egelhof.<br />
Hovhannes Baghdasaryan hat zahl reiche Konzerte mit verschiedenen<br />
Orchestern und Kammer orchestern, aber auch Solokonzerte gespielt.<br />
Von 2000 bis 2003 war er Mitglied des internationalen Festspiel orchesters<br />
von Verbier (Schweiz).<br />
Hovhannes hat an verschiedenen Meisterkursen teilgenommen,<br />
darunter bei Tibor Varga (Schweiz), dem Oberlin Trio (USA), Vladimir<br />
Spivakov (Russland) und anderen.<br />
Seit Oktober 2004 hat er einen Lehrauftrag in der Klasse von Prof.<br />
Egelhof an der Musikhochschule Lübeck. In der Saison 2004/05 war er<br />
Praktikant im Orchester der Deutschen Oper Berlin. Seit 2005 ist er<br />
Praktikant im Orchester des NDR Hamburg.<br />
Seit 2006 studiert Hovhannes als Mitglied des Bonnard Trios<br />
Kammermusik beim Alban-Berg-Quartett in Köln. Er ist Stipendiat der<br />
Vladimir Spivakov-Stiftung, der Marie-Luise Imbusch-Stiftung sowie<br />
des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und Preisträger<br />
nationaler und internationaler Wettbewerbe, darunter der<br />
3. Preis des 8. Internationalen Yfrah-Neaman-Wettbewerbs in Mainz<br />
2001 sowie die Sonderauszeichnung beim Internationalen Georg-<br />
Kulenkampff-Wettbewerb in Köln 2003.<br />
33
34<br />
Isabel Charisius<br />
studierte Violine in Karlsruhe und Tel Aviv. Durch ein DAAD-Stipendium<br />
kam sie nach Wien. Dort entdeckte sie durch ihren Meister, Thomas<br />
Kakuska, die Liebe zur Viola.<br />
Als Solobratschistin war sie engagiert beim Wiener Kammerorchester,<br />
dem Radiosinfonieorchester Wien und bei den Münchner Philharmonikern.<br />
Nachdem sie in verschiedenen Ensembles kammermusikalisch<br />
tätig war, ist sie nun Mitglied des Alban Berg Quartetts.<br />
Isabel Charisius unterrichtet Kammermusik an der Musikhochschule<br />
Köln und gibt Meisterkurse an Hochschulen sowie bei <strong>Festival</strong>s.<br />
Yun-Jin Cho<br />
geboren 1983 in Seoul, Korea, erhielt ab dem 6. Lebensjahr Geigen unterricht.<br />
Von 1998 bis 2001 studierte sie bei Lee Mi-Kyung, Professor an der<br />
Münchner Musikhochschule. Seit 2001 wird sie an der Hanns Eisler<br />
Hochschule für Musik von Prof. Ulf Wallin unterrichtet, wo sie ab 2006<br />
ein Zusatzstudium zum Konzertexamen absolviert.<br />
Von ihrem 9. Lebensjahr an gewann Yun-Jin Cho in Korea und<br />
Europa zahlreiche 1. Preise und Sonderpreise, darunter Preise der Seoul<br />
Monthly Magazin Competition, Seoul Sae Kye Ilbo Music Competition,<br />
Seoul Junior Chamber Music Competition und der Rodolfo Lipizer Competition<br />
in Italien. Ab Herbst 2006 ist sie Ferenc-Friscay-Stipendiatin<br />
beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Sie konzertiert als<br />
Solistin mit verschiedenen Orches tern wie New Seoul Philharmonie<br />
Orchester, Seoul National Orchester, Seoul Art Orchester, Seoul Yewon<br />
Junior Orchester, Neubrandenburger Philharmonie, Brandenburger<br />
Symphoniker und Echo Ensemble für Neue Musik Berlin unter der Leitung<br />
von Prof. Konstantia Gourzi.<br />
Von 2000 bis 2006 trat Yun-Jin Cho als Kammermusikpartnerin von<br />
Alexander Baillie, Robert Cohen und Friedemann Weigle (Petersen Quartett)<br />
auf. Cho spielt als Solistin und Kammermusikerin u.a. in der<br />
Sommerakademie Mozarteum Salzburg, beim Schleswig-Holstein Musik<br />
<strong>Festival</strong>, beim Kuhmo Kammermusik <strong>Festival</strong> in Finnland, beim Hadanger<br />
Music <strong>Festival</strong> in Norwegen, beim Gotland Kammermusik <strong>Festival</strong> in<br />
Schweden und an der Komischen Oper Berlin.<br />
Sie war als Konzertmeisterin und Stimmführerin im Yewon Junior<br />
Orchester in Korea sowie im Hochschulorchester Hanns Eisler Berlin<br />
unter der Leitung von Nikolaus Harnoncourt, Seiji Ozawa und Christian<br />
Thielemann aktiv.<br />
Yun-Jin Cho belegte Meisterkurse bei Raphael Oleg, Pavel Vernikov,<br />
Igor Oistrakh, Ana Chumachenko, András Schiff und Gidon Kremer.<br />
35
36<br />
Anke Dill<br />
in Stuttgart geboren, studierte bei Nora Chastain,<br />
Shmuel Ashkenasi, Yair Kless und Donald Weilerstein.<br />
Als Mitglied des Barrault Quartetts erhielt sie Kammermusikunterricht<br />
von Walter Levin (LaSalle Quartett),<br />
Mitgliedern des Alban Berg-Quartetts und anderen und<br />
nahm am Center for Advanced Quartet Studies des<br />
Aspen Music <strong>Festival</strong>s teil.<br />
Die Geigerin konzertiert als Solistin und Kammermusikerin<br />
in ganz Europa, Japan und Amerika. So ist sie auf<br />
<strong>Festival</strong>s wie dem Schleswig-Holstein <strong>Festival</strong>, dem<br />
Brahms <strong>Festival</strong>, den Salzburger Festspielen und in den<br />
USA z. B. beim Aspen Music <strong>Festival</strong> in Colorado sowie in<br />
großen Konzertsälen wie der Hamburger Musikhalle<br />
oder der Liederhalle Stuttgart zu Gast.<br />
Konzerte mit namhaften Solisten wie Shmuel Ashkenasi, Nora<br />
Chastain, Adrian Cox und Barbara Westphal, um nur einige zu nennen,<br />
Auftritte mit dem Stuttgarter Kammerorchester oder den Winterthur-<br />
Solisten sowie CD-Produktionen mit den Violinkonzerten von Beethoven<br />
und Brahms, den Kontrasten von Bartók, Mozarts Sinfonia Concertante<br />
u.a. dokumentieren ihre künstlerische Vielseitigkeit.<br />
Mit Jacob Leuschner spielte Anke Dill die Zyklen sämtlicher Mozartund<br />
Beethovensonaten für Klavier und Violine und gewann den Wettbewerb<br />
um den Possehl-Musikpreis 2000. Zudem erhielt sie Preise von der<br />
Hermann-Ehlers-Akademie (Kiel) und dem Lions Club Lübeck Liubice.<br />
Nach ihrer ersten Japanreise 2005 folgen 2006 Auftritte mit dem<br />
Stuttgarter Kammerorchester sowie Einspielungen für arte/ZDF, SWR<br />
und eine Konzertreise nach Taiwan und Hongkong, wo sie auch Meisterkurse<br />
geben wird.<br />
Ihre Lehrtätigkeit begann Anke Dill 2001 an der Musikhochschule<br />
Lübeck. Seitdem unterrichtet sie auch als Dozentin bei den Meisterkursen<br />
der Internationalen Sommerakademie in Lenk (Schweiz) und seit<br />
2004 bei Meisterkursen in Murrhardt.<br />
2004 wurde sie auf eine Professur für Violine an die Staatliche Hochschule<br />
für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart berufen. 2006 wird<br />
sie erstmals in Belgien an den Internationalen Meisterkursen von Brügge<br />
unterrichten.<br />
Antoaneta Emanuilova<br />
wurde 1980 in Sofia in Bulgarien<br />
geboren und begann im Alter von<br />
fünf Jahren mit dem Klavierspiel.<br />
1987 zog sie nach Stuttgart um,<br />
wo sie mit zehn Jahren ihren ersten<br />
Cellounterricht bei Pilvi<br />
Heinonen erhielt.<br />
1992 bis 1996 war Antoaneta<br />
Emanuilova Vorstudentin an der<br />
Musikhochschule Stuttgart bei<br />
Prof. Peter Buck und wurde in<br />
dieser Zeit dreifache erste Bundespreisträgerin<br />
bei „Jugend<br />
musiziert“.<br />
Von 1996 bis zu ihrem Abitur 1999 war sie Schülerin von Wen-Sinn<br />
Yang. Sie besuchte zahlreiche Meisterkurse (u. a. bei Frans Helmerson,<br />
Boris Pergamenschikow, Martin Ostertag und Hans-Christian Schweiker).<br />
Außerdem trat Antoaneta Emanuilova oft solistisch auf, u. a. mit<br />
den Baden-Badener Philharmonikern, den Sofioter Solisten und der<br />
Sinfonietta Sofia.<br />
1999 begann sie ihr Studium bei Prof. Wolfgang Boettcher an der<br />
UdK Berlin, wo sie 2001 einen ersten Preis beim Domenico-Gabrielli-<br />
Cellowettbewerb gewann. Seit 2002 ist Antoaneta Emanuilova Stipendiatin<br />
der „Villa Musica“.<br />
2003/2004 studierte sie für ein Jahr an der Juilliard School in New<br />
York bei Prof. Joel Krosnick und Prof. Bonnie Hampton, dort erhielt sie<br />
das Graduate Diploma. In Verbindung mit diesem Auslandsstudium<br />
wurde sie Stipendiatin der ZEIT-Stiftung in der Deutschen Stiftung<br />
Musikleben und der Selbach-Stiftung.<br />
Seit Herbst 2004 studierte Antoaneta Emanuilova bei Prof. Jens<br />
Peter Maintz an der UdK Berlin, wo sie im Februar 2006 ihr Diplom<br />
erhielt. Seitdem studiert sie dort im Konzertexamen.<br />
Im April 2005 gewann sie den Grand Prix des internationalen Wettbewerbs<br />
„Musik und Erde“ in Sofia, Bulgarien. Im Januar 2007 wird<br />
Antoaneta Emanuilova die Stelle als Solocellistin im Gürzenich-Orchester<br />
Köln antreten.<br />
37
38<br />
Christopher Franzius<br />
begann seine musikalische Ausbildung mit fünf Jahren, studierte an der<br />
Hochschule für Musik und Theater in Hannover bei Prof. Klaus Storck<br />
sowie beim russischen Cellisten Daniel Chafran, Moskau. In internationalen<br />
Meisterkursen lernte er großartige Solisten wie Radu Aldulescu,<br />
Heinrich Schiff und David Geringas kennen.<br />
Christopher Franzius gewann zahlreiche Preise bei renommierten<br />
Wettbewerben und erhielt sein erstes Engagement als Solocellist an der<br />
Deutschen Oper am Rhein. Später spielte er beim Radiosinfonieorchester<br />
des WDR (Westdeutscher Rundfunk) in Köln und war Mitglied des<br />
Bayreuther Festspielorchesters.<br />
Er konzertierte unter berühmten Dirigenten wie Daniel Barenboim,<br />
Giuseppe Sinopoli, James Levine, Christoph Eschenbach, Esa Pekka<br />
Salonen und Christoph von Dohnányi.<br />
Neben seiner Tätigkeit als Kammer- und Solomusiker ist Franzius<br />
als Komponist aktiv. Seine Diskografie umfasst, unter anderem, 5 Werke<br />
für Solocello und wurde bei Wega veröffentlicht. Seit 2005 ist er Solocellist<br />
des international bekannten Radiosinfonieorchesters des NDR<br />
(Norddeutscher Rundfunk) in Hamburg.<br />
Er spielt auf einem 1701 in Mailand gebauten Instrument des alten<br />
italienischen Meisters Giovanni Grancino.<br />
Daniel Garlitsky<br />
wurde 1982 in Moskau geboren und steht in dritter Generation einer bekannten<br />
Familie von Geigern und Musikpädagogen.<br />
Seinen ersten Geigenunterricht erhielt er an der Moskauer Gnessin-<br />
Musikakademie in der Klasse seines Vaters Boris Garlitsky. Nach seinem<br />
Umzug nach Frankreich setzte er seine Ausbildung am Konservatorium in<br />
Lyon sowie in verschiedenen Musikakademien und Meisterkursen fort.<br />
Am Conservatoire National Supérieur de Musique in Paris studierte<br />
Daniel Garlitsky Violine bei Boris Garlitsky und Igor Volochine sowie Kammermusik<br />
bei Pierre Laurent Aimard. Nach drei Jahren Studium erhielt er einen<br />
ersten Preis sowie einen Sonderpreis.<br />
Daniel Garlitsky absolvierte Solo- und Kammermusikauftritte in Europa<br />
und Asien. Als Gast bei zahlreichen renommierten <strong>Festival</strong>s (Radio France –<br />
Montpellier, Folle Journée de Nantes, Estate Musicale a Portogruaro) trat er<br />
zusammen mit bekannten Künstlern wie Augustin Dumay, Bruno Giuranna,<br />
Charles Neidich und Oleg Maisenberg auf.<br />
2003 wurde er von Gidon Kremer zum 22. Lockenhaus-<strong>Festival</strong> (Österreich)<br />
eingeladen. Daniel Garlitsky ist als Solist mit bekannten Orchestern in<br />
Europa und Japan, u.a. unter der Leitung von Michiyoshi Inoue und Vladimir<br />
Jurowski aktiv. Kürzlich debütierte er in London mit dem Orchestra of the Age<br />
of Enlightenment.<br />
Zusammen mit dem Pianisten Jong Hwa Park bereitet Daniel Garlitsky<br />
derzeit die Aufnahme von französischer Musik aus dem 20. Jahrhundert vor.<br />
Dafür möchte er unter anderem die Originalfassung von Ravels Tzigane für<br />
Violine und Luthéal auf dem einzigen Exemplar dieses Instrumententyps aufnehmen.<br />
39
40<br />
Pavel Gomziakov<br />
wurde 1975 in Tschaikowsky (Russland) geboren. Seine musikalische<br />
Laufbahn begann, als er im Alter von neun Jahren von Elena Kopilova unterrichtet<br />
wurde. Mit dreizehn Jahren gewann er den großen Preis des<br />
russischen Nationalwettbewerbes für musikalisch begabte Kinder. 1990<br />
trat er in die Gnessin Musikschule in Moskau ein, wo er bei Prof. David<br />
Grigoryan studierte. Ab 1995 studierte er am Moskauer Staatskonservatorium<br />
bei Prof. Dmitry Miller, wo er 2000 den Abschluss seines Cello-<br />
Masterstudiums mit Auszeichnung feierte. Derzeit setzt er sein Studium<br />
am Conservatoire National de Paris bei Prof. Phillipe Muller fort.<br />
Darüber hinaus hat er Meisterklassen bei David Geringas, Boris<br />
Pergamenschikov, Lynn Harrell, Frans Helmerson and Natalia Gutman<br />
besucht.<br />
Pavel konzertiert regelmäßig als Solist und als Kammermusiker.<br />
Als Solist hat er mit dem Orchester des Staatskonservatoriums Moskau<br />
und dem Reina Sofia Kammerorchester unter Dirigenten wie Leonid<br />
Nikolajew, Jesús Lópes Cobos und Antoni Ros Marba gespielt. Mit dem<br />
Reina Sofia Kammerorchester hat er Einspielungen des Cellokonzerts<br />
von Schumann sowie Beethovens Tripelkonzert vorgenommen. Seine<br />
Kammermusikpartner sind neben anderen bekannten Künstlern Zakhar<br />
Bron, Gérard Caussé, José Luis García-Asensio and Eldar Nebolsin.<br />
Pavel Gomziakov ist bei verschiedenen internationalen Cello-Wettbewerben<br />
mit Preisen ausgezeichnet worden. 2001 gewann er den<br />
Jean-Nicola-Fermenich Preis des renommierten internationalen <strong>Festival</strong>s<br />
in Verbier (Schweiz). Im darauf folgenden Jahr erhielt er den Sonderpreis<br />
beim internationalen Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau. Im Jahre<br />
2003 gewann er den ersten Preis beim internationalen Wettbewerb Julia<br />
Cardona in Portugal.<br />
In der Saison 2003/04 hatte er Gastverträge als Solocellist im<br />
Teatro Real in Madrid und am Theater La Monnaie Brüssel.<br />
Jan Grüning<br />
wurde 1984 in München geboren und erhielt seinen ersten Geigenunterricht<br />
im Alter von 6 Jahren bei Gerd Michael Herbig an der örtlichen<br />
Musikschule. 1997 wechselte er zur Viola.<br />
Er ist mehrfacher erster Preisträger des Jugendwettbewerbes<br />
„Jugend musiziert“ in den Kategorien Violine solo, Viola solo und<br />
Streichquartett.<br />
2001 wurde er Mitglied im Bundesjugendorchester und nahm an<br />
Arbeitsphasen bis 2003 teil. Ebenfalls 2001 wechselte er zu Prof. Jürgen<br />
Weber von der Hochschule für Musik in München.<br />
2003 folgte eine Einladung zum Bowdoin Summer Musical <strong>Festival</strong>,<br />
außerdem war er Teilnehmer an Meisterkursen von Prof. Conrad von der<br />
Goltz, Prof. Friedemann Berger, Helena Bondarenko, Prof. Emile Cantor,<br />
Prof. Jean Sulem und Prof. Barbara Westphal, bei der er seit September<br />
2003 an der Musikhochschule Lübeck studiert. Mit ihr trat er auch als<br />
Duo beim Oberstdorfer Musiksommer und beim Bratschenfest in Lübeck<br />
auf.<br />
Die Teilnahme an Projekten des „Klangforum Mitte Europa” führte<br />
ihn unter anderem auf eine ausführliche Japan-Tournee mit Konzerten in<br />
allen wichtigen Konzerthäusern wie z. B. der Suntory Hall in Tokyo. 2005<br />
wurde Jan Grüning ein Förderpreis der Marie-Luise-Imbusch- Stiftung zuerkannt.<br />
Er spielt auf dem Original-Nachbau eines Gasparo-da-Salo-<br />
Instruments aus dem Ende des sechzehnten Jahrhunderts.<br />
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42<br />
Barbara Grusczcynska<br />
wurde 1978 in Bydgoszcz in Polen geboren. Ihren ersten Geigenunterricht<br />
erhielt sie im Alter von 6 Jahren.<br />
Nach ihrer Ausbildung an der Musikhochschule in Bydgoszcz<br />
beendete sie ihr Studium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von<br />
Weber“ in Dresden bei Prof. Heinz Rudolf und Jörg Fassmann.<br />
Sie war Mitglied der Jungen Österreichischen Philharmonie und<br />
des Gustav-Mahler-Jugendorchesters. Weitere Orchestererfahrung<br />
gewann sie in der Sächsischen Staatskapelle Dresden und der Dresdner<br />
Philharmonie.<br />
Sie war Stipendiatin der Gustav-Mahler-Akadmie in Bozen (Italien)<br />
und nahm an diversen Meisterkursen bei Antje Weithaas, Tomasz<br />
Tomaszewski, Andrzej Grudzien und Antonello Manacorda teil.<br />
Barbara Grusczcynska ist Preisträgerin verschiedener Kammermusikwettbewerbe<br />
in Polen und gab einen Meisterkurs in Havanna in<br />
Kuba.<br />
Solo- und Kammermusikkonzerte führten sie nach Polen, Frankreich,<br />
Israel, Libanon und nach Kuba. Seit August 2005 spielt Barbara<br />
erste Violine im Symphonieorchester des NDR in Hamburg.<br />
Christopher Jepson<br />
wurde 1982 in Guildford, England, geboren und begann im Alter von<br />
zehn Jahren mit dem Cellounterricht. Innerhalb von vier Jahren nach<br />
Beginn seines Unterrichts erhielt er ein Stipendium für ein Studium bei<br />
Leonid Gorokhov am Royal College of Music in London. Später setzte er<br />
seine Studien als Student des Royal College of Music bei Alexander<br />
Boyarsky fort, wo er seine Ausbildung mit Auszeichnung abschloss.<br />
Christopher setzte anschließend sein Studium bei Hans-Jakob Eschen -<br />
burg an der Hochschule für Musik Hanns Eisler Berlin fort.<br />
Er spielte nicht nur als Solocellist in den Orchestern des Royal<br />
College of Music, sondern auch als Stellvertretender Solocellist im<br />
<strong>Festival</strong>ensemble der Bachakademie Stuttgart der Jahre 2002/03, beim<br />
Europäischen Musikfestival und in Konzerten in ganz Deutschland. Derzeit<br />
spielt er für das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Er hat an<br />
Meisterklassen von Yfrah Neaman, Yehudi Menuhin, David Geringas und<br />
Natalia Gutman teilgenommen.<br />
Christopher ist mit dem Moskauer Virtuosi Ensemble aufgetreten<br />
und hat Konzerte in Spanien, Kroatien und Großbritannien gegeben.<br />
Zusammen mit dem Guildford Symphony Orchestra spielte er vor kurzem<br />
das Cellokonzert von Dvorˇák, mit dem Woking Symphony Orchestra<br />
das Doppelkonzert von Brahms.<br />
Christopher ist derzeit sowohl im London Symphony Orchestra im<br />
Probejahr als auch im Londoner Philharmonia Orchestra, hier allerdings<br />
als Stellvertretender Solocellist.<br />
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44<br />
Gwendolyn Masin<br />
wurde vor 27 Jahren in Amsterdam geboren und erhielt ihren ersten<br />
Geigenunterricht mit fünf Jahren. Bereits ein Jahr später gab sie ihr<br />
erstes Konzert an der Ferenc-Liszt-Akademie in Budapest. Im Alter von<br />
11 Jahren trat sie in der Late Late Show in Irland auf und ist seitdem<br />
regelmäßig in Fernseh- und Radiosendungen in verschiedenen Ländern<br />
zu Gast.<br />
Gwendolyn Masin erhielt ihre Ausbildung in den Klassen ihrer Mutter<br />
Maria Kelemen, ihres Vaters Ronald Masin, sowie bei Herman Krebbers,<br />
Igor Ozim, Ana Chumachenco, Zakhar Bron und Shmuel Ashkenasi.<br />
Sie gewann bei zahlreichen Wettbewerben in Südafrika, den Niederlanden,<br />
Irland und der Schweiz erste Preise, sowohl als Solistin wie auch<br />
als Kammermusikerin und wurde für Auszeichnungen wie den TOYP<br />
(The Outstanding Young Persons Award) der Schweiz nominiert.<br />
Gwendolyn Masin ist in Europa und Südafrika künstlerisch sehr<br />
aktiv und trat als Solistin unter anderm mit Orchestern wie dem Berner<br />
Symphonieorchester, dem National Symphony Orchestra of Ireland,<br />
dem Sankt-Petersburg-Akademie-Symphonieorchester, dem Musica<br />
Viva Kammerorchester Moskau oder dem ungarischen Savaria-Orchester<br />
auf.<br />
Sie war auf <strong>Festival</strong>s wie z. B. dem West Cork International Chamber<br />
Music <strong>Festival</strong> in Irland, dem Prussia Cove <strong>Festival</strong> in England oder dem<br />
Schiermonnikoog-<strong>Festival</strong> in den Niederlanden zu Gast.<br />
Gwendolyn Masin hat sich der Darbietung zeitgenössischer Musik<br />
verschrieben und mehrere Werke uraufgeführt. 2007 wird sie ein Violinkonzert<br />
von John Buckley erstmals zu Gehör bringen.<br />
Darüber hinaus ist sie Initiatorin und künstlerische Leiterin des interdisziplinären<br />
<strong>Festival</strong>s „In Search of Lost Time“ sowie Mitbegründerin<br />
und künstlerische Leiterin des Kammermusikfestivals Hohenstaufen bei<br />
Stuttgart.<br />
Das erste Buch von Gwendolyn Masin trägt den Titel „Michaela’s<br />
Music House“ und wird von Müller und Schade und der European String<br />
Teachers Association mit herausgegeben. Ab 2007 wird es in Europa<br />
und den USA erhältlich sein.<br />
Rahel Maria Rilling<br />
wurde in Stuttgart geboren und erhielt ihren ersten<br />
Unterricht mit 4 Jahren. Eine Unterrichtsmöglichkeit<br />
bei Yair Kless führte sie für einige Monate nach Tel Aviv.<br />
Sie studierte in Berlin und Zürich bei Michael Mücke<br />
und Nora Chastain. Zusätzliche musikalische Impulse<br />
erhielt sie bei Meisterkursen u. a. von Zakhar Bron,<br />
Joseph Silverstein, Mauritio Fuks und Christoph<br />
Poppen.<br />
Stipendien führten sie zu Kammermusikfestivals in die USA und<br />
quer durch Europa, wo sie u.a. zusammen mit Radovan Vlatkovic, Nora<br />
Chastain, Peter Frankl und Allan Vogel konzertierte. Darüber hinaus gibt<br />
sie regelmäßig Meisterklassen in Venezuela.<br />
Sie spielte im Gustav Mahler Jugendorchester, im <strong>Festival</strong>ensemble<br />
der Inter nationalen Bachakademie Stuttgart und war Konzertmeisterin<br />
beim RIAS-Jugendorchester Berlin. Als Konzertmeisterin ist sie ebenfalls<br />
beim Oregon Bach <strong>Festival</strong> sowie im Bach-Collegium Stuttgart tätig.<br />
Sie wird regelmäßig eingeladen, bei den Berliner Philharmonikern zu<br />
spielen, und ist stellvertretende Stimmführerin der 2. Violinen beim NDR<br />
Hamburg.<br />
Solistische wie kammermusikalische Auftritte führen sie ins In- und<br />
Ausland. Rahel ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin des Kammermusikfestivals<br />
Hohenstaufen bei Stuttgart.<br />
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46<br />
Sara Maria Rilling<br />
wurde in Stuttgart geboren. Ihre erste<br />
musikalische Ausbildung erhielt sie<br />
auf dem Klavier. Während der Schulzeit<br />
bekam sie Bratschenunterricht<br />
bei Friedrich Rüstig und Enrique San -<br />
tiago an der Hochschule in Stuttgart.<br />
Sara studierte in Salzburg bei<br />
Jürgen Geise, später in Berlin bei Erich Krüger und Stefan<br />
Fehlandt. Ihr Studium schloss sie mit Diplom in der Klasse von<br />
Erich Krüger in Weimar ab.<br />
Weitere musikalische Impulse erhielt sie in Meisterklassen<br />
mit Hariolf Schlichtig, Jürgen Kussmaul, Paul Coletti und Thomas<br />
Kakuska.<br />
Seit vielen Jahren ist sie Mitglied im Bach-Collegium Stuttgart<br />
unter Helmuth Rilling, gründete das Robert Kahn Trio und musiziert<br />
mit dem Orpheus Chamber Ensemble.<br />
Sie konzertierte im Israel Philharmonic Orchestra und spielte<br />
unter Dirigenten wie Claudio Abbado, Krzysztof Penderecki,<br />
Gustavo Dudamel und Zubin Mehta.<br />
Seit ein paar Jahren ist sie vermehrt im Ausland tätig, unterrichtet<br />
Kinder aus den Slums in Venezuela und spielt dort im<br />
Orchester, als Kammermusikerin und als Solistin. Solistische Auftritte<br />
führten sie auch nach Kolumbien, Israel und die Vereinigten<br />
Staaten.<br />
Aline Saniter<br />
1978 geboren, studierte Viola an der Robert-Schumann-Hochschule<br />
Düsseldorf bei Prof. Jürgen Kussmaul.<br />
Zwischen 2000–2004 war sie Solobratschistin beim Gustav-Mahler-<br />
Jugendorchester, mit dem sie unter Leitung von Claudio Abbado, Seiji<br />
Ozawa, Pierre Boulez, Mariss Jansons und Franz Welser-Möst konzertierte.<br />
Zu ihren Auszeichnungen gehören der 1.Preis beim „Internationalen<br />
Wettbewerb junger Bratschisten“ in Slowenien, der Förderpreis beim<br />
Felix-Mendelssohn Bartholdy Wettbewerb in Berlin sowie ein Preis beim<br />
Wettbewerb der Deutschen Violagesellschaft Trossingen.<br />
Aline Saniter erhielt ein Stipendium für das Sarasota Music <strong>Festival</strong><br />
in Florida, USA, und für die Gustav-Mahler Akademie in Bolzano, Italien.<br />
Außerdem ist sie seit Februar 2003 Stipendiatin der Stiftung Villa Musica.<br />
Neben ihrer Tätigkeit als Bratschistin im NDR-Sinfonieorchester<br />
Hamburg, dem sie seit August 2004 angehört, konzertiert Aline Saniter<br />
als Solistin und Kammermusikerin im In- und Ausland.<br />
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IMPRESSUM<br />
Programmheft zum<br />
1. Kammermusikfestival<br />
Hohenstaufen<br />
Leitung: Gwendolyn Masin, Rahel Maria Rilling<br />
Inhalt, Gestaltung, Redaktion<br />
Holger Schneider, Gwendolyn Masin,<br />
Rahel Maria Rilling<br />
Textnachweis<br />
Einführungstexte: Holger Schneider<br />
(Originalbeiträge, © beim Autor)<br />
Biografien: redaktionell überarbeitet<br />
von Gwendolyn Masin<br />
Layout, Herstellung<br />
Werner Böttler – Grafik Satz Bild Druck
2.Kammermusik<br />
f estival<br />
Hohenstaufen<br />
27.–30. 9. 2007<br />
Wir freuen uns,<br />
Ihnen schon einen kleinen Ausblick auf<br />
das kommende Jahr geben zu dürfen.<br />
Als Erweiterung werden neben den Streichern<br />
dann auch Pianisten vertreten sein.<br />
Geplanter Termin ist<br />
Donnerstag 27. bis Sonntag 30. September 2007<br />
Sehr gerne würden wir Sie wieder<br />
als Zuhörer begrüßen!<br />
www.hohenstaufen-festival.com
2.Kammermusik<br />
f estival<br />
Hohenstaufen<br />
27.–30. 9. 2007<br />
Wir freuen uns,<br />
Ihnen schon einen kleinen Ausblick auf<br />
das kommende Jahr geben zu dürfen.<br />
Als Erweiterung werden neben den Streichern<br />
dann auch Pianisten vertreten sein.<br />
Geplanter Termin ist<br />
Donnerstag 27. bis Sonntag 30. September 2007<br />
Sehr gerne würden wir Sie wieder<br />
als Zuhörer begrüßen!<br />
www.hohenstaufen-festival.com