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Nadine Kabuth - Freiherr-vom-Stein-Schule

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Die Familie – wirtschaftliche Institution statt biblischem Gebot?<br />

Die Familie fungierte demnach als „Versorgungsinstitut“ 10 für alle Familienmitglieder,<br />

was die ambivalente Einstellung zur Liebesheirat erklärt. Aus der Funktion als Trägerin<br />

von Vermögen und/oder einem wirtschaftlichen Unternehmen resultierte nun auch die<br />

Pflicht eines jeden Familienmitglieds, Rücksicht auf den Erhalt und aktiv Einfluss auf<br />

die Mehrung des Kapitals zu nehmen – eben auch durch eine vorteilhafte<br />

Eheschließung.<br />

Berechnung und Wirtschaftlichkeit statt Zuneigung und Liebe<br />

Eine Eheschließung beruhte also in den seltensten Fällen auf dem „biblischen Gebot<br />

von der Liebe“ zwischen den Ehepartnern. Liebe zwischen diesen spielte nur eine<br />

untergeordnete Rolle, das eheliche Bündnis fußte nicht auf Leidenschaft, sondern auf<br />

Zuverlässigkeit, Nüchternheit und Achtung des Partners.<br />

Das bedeutendste Kriterium für die Partnerwahl in vermögenden Familien war die<br />

Mitgift der Braut – schließlich ging diese nach der Eheschließung in den Besitz der<br />

Familie des Ehemannes über. Ferner waren auch die Arbeitskraft und vor allem die<br />

Gesundheit ausschlaggebende Faktoren für eine Hochzeit, gleichermaßen in<br />

vermögenden wie in nicht-vermögenden Familien. 11 Die Wahl des Ehepartners wurde<br />

zudem – insbesondere bei Frauen – im Wesentlichen auch durch die eigene Familie<br />

bzw. den eigenen Vater in seiner Funktion als Familienoberhaupt beeinflusst und<br />

(mit-)bestimmt, da die Wahl des Ehepartners – wie oben beschrieben – nicht nur<br />

Veränderungen für die beiden Ehepartner selbst mit sich brachte, sondern ebenfalls für<br />

deren Familien Auswirkungen hatte (siehe z.B. Mitgift). 12<br />

Die Funktionen einer Ehe<br />

Die wichtigste Funktion war, ist und bleibt die Reproduktionsfunktion, die sich in zwei<br />

weitere Teilbereiche gliedern lässt: die biologische und die soziale<br />

Reproduktionsfunktion. Da eine Ehe häufig nur eine Durchgangstür zur Familie ist, ist<br />

die biologische Reproduktionsfunktion ein fester Bestandteil der Ehe. Sie erfüllt das<br />

Streben nach einem Erben, der einmal den Namen, das Vermögen, den Besitz und die<br />

Firma übernimmt und weiterführt.<br />

Aus der sozialen Reproduktionsfunktion, auch physisch-psychische<br />

Reproduktionsfunktion genannt, leiten sich auch die Freizeit- und<br />

10 „Buddenbrooks-Handbuch“: S. 216<br />

11 Vgl. Nave-Herz „Ehe- und Familiensoziologie“: S. 41<br />

12 Vgl. hierzu auch: Nave-Herz „Ehe- und Familiensoziologie“: S. 44<br />

10

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