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Nadine Kabuth - Freiherr-vom-Stein-Schule

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verkehrt das junge Ehepaar in den höchsten Kreisen der Woldensteiner Gesellschaft.<br />

Diese Tatsache, ihr neuer Titel als „Frau Burgemeister“ und das damit verbundene<br />

soziale Prestige führen dazu, dass Mathilde sich am Ziel ihrer Träume und Bemühungen<br />

sieht und endlich glücklich und zufrieden mit Hugo zusammenlebt.<br />

Dieses harmonische Glück findet jedoch ein jähes Ende, als Hugo plötzlich an einer<br />

schweren Lungenentzündung erkrankt und schließlich stirbt, obwohl Mathilde ihn<br />

abermals aufopferungs- und liebevoll gepflegt hat.<br />

Von 0 auf 100 und zurück – Unabhängigkeit und Emanzipation als endgültige Lösung<br />

des Problems?<br />

Plötzlich steht Mathilde also wieder allein da. Sie steht von einer Sekunde auf die<br />

andere wieder vor dem Nichts – dem sozialen und dem materiellen Aus.<br />

Mathilde lehnt die zweifelhafte Stelle als bezahlte Hausdame bei einem reichen Grafen<br />

ab und kehrt nach Hause zu ihrer Mutter zurück. Wieder dort, wird sie als<br />

„frischgebackene“ Witwe ebenso abschätzig von den Nachbarn beäugt wie damals als<br />

frischgebackene Braut. Aus diesem Grund drängt ihre Mutter zunächst auch auf eine<br />

baldige Wiederverheiratung ihrer Tochter. Dies lehnt Mathilde jedoch ebenso<br />

kategorisch ab wie die Wiederannahme ihres Mädchennamens mit der Begründung,<br />

dass dies „Ableugnung des Tatsächlichen“ 23 wäre.<br />

Aber Mathilde wäre nicht Mathilde, wenn sie sich nicht schon längst etwas Neues<br />

überlegt hätte. Resultierend aus der Erkenntnis, dass selbst ein gesellschaftlich höher<br />

gestellter Mann ihr nicht langfristig den von ihr so heiß ersehnten sozialen Aufstieg und<br />

die so beruhigende materielle Sicherheit bieten kann, wird Mathilde nun endlich klar,<br />

dass sie sich nur aus eigener Kraft einen neuen Lebensinhalt und den für sie<br />

angemessenen Platz im Leben schaffen kann. Mehr noch, sie gibt sogar zu, dass Hugo<br />

in ihren Augen wahrscheinlich „viel zu weich und schwach“ war und „besser nie<br />

geheiratet hätte“ 24 . Auch muss sie sich eingestehen, dass Hugo sie während ihrer Ehe<br />

viel stärker beeinflusst hat, als sie es bei ihm jemals vermocht hätte. Mathilde ist in ihrer<br />

Ehe mit Hugo gereift. Genau dieser Einfluss gibt ihr nun die Kraft und den Mut, sich<br />

mithilfe ihrer Zielstrebigkeit, ihrer Disziplin und ihrer Willensstärke endlich selbst zu<br />

verwirklichen und sich ihren lang gehegten, großen Traum zu erfüllen: Lehrerin zu<br />

werden. Mathilde lernt fleißig und besteht ihr Examen schließlich „viel glänzender als<br />

23 Th. Fontane „MM“: 17. Kapitel, S. 109, Z. 33f<br />

24 Th. Fontane „MM“: 17.Kapitel, S. 110<br />

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