Nadine Kabuth - Freiherr-vom-Stein-Schule
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gefallen lassen will. Nun hält sie absolut nichts mehr in München und sie kehrt wieder<br />
mit Erika nach Hause zurück.<br />
Indirekter Dienst an der Familienehre – Die Projektion der eigenen Wünsche auf<br />
andere Familienmitglieder<br />
Fortan konzentriert Tony sich nun nicht mehr darauf, durch eigene Taten die<br />
Familienehre zu bewahren und zu verteidigen, sondern unterstützt vor allem ihren<br />
Bruder Thomas nach Kräften, der schließlich sogar zum Senator gewählt wird.<br />
Auch könnte man behaupten, sie hätte noch eine „dritte Ehe“ 18 geführt, nämlich die<br />
ihrer Tochter Erika mit dem Unternehmer Hugo Weinschenk. Obwohl sie dieses Mal<br />
„nur“ die Brautmutter ist, geht Tony – die „eigentliche Braut“ 19 - wieder voll und ganz<br />
in dieser Hochzeit und Ehe auf, alles geschieht nach ihrem Willen und auch die<br />
häusliche Einrichtung der Frischvermählten ist ganz nach ihrem Geschmack. Allerdings<br />
soll auch diese Ehe nicht von Erfolg gekrönt sein, da Weinschenk schließlich wegen<br />
Veruntreuung zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wird.<br />
Die Aufgabe der einzig wahren Liebe – Ein Bann, der nicht zu brechen ist?<br />
Somit kann Tony auch mit dieser Ehe ihrer Familie keinen Vorteil verschaffen und<br />
muss nun damit leben, dass es ihr nicht vergönnt war, ihrer Bestimmung und Pflicht zu<br />
folgen und ihrer Familie durch eine vorteilhafte und vornehme Vernunftehe noch Glanz<br />
und Würde zu verleihen. Den einzigen Mann, den sie jemals wirklich geliebt hat, durfte<br />
sie aufgrund des Standesunterschiedes nicht heiraten: den Medizinstudenten Morten<br />
Schwarzkopf aus Travemünde. Dennoch hat sie ihn nie vergessen und spricht bis zu<br />
ihrem Lebensende immer mal wieder von ihm – meistens, indem sie eine Aussage von<br />
ihm zitiert.<br />
Eine Buddenbrook ist eine Buddenbrook – egal was passiert…<br />
Tony ist schon immer auf Äußerlichkeiten sehr fixiert und für diese empfänglich<br />
gewesen – schöne, große Anwesen, eine edle und stilvolle Einrichtung, geschmackvolle<br />
Kleider mit großen und zahlreichen Atlasschleifen, große Diners und Gesellschaften.<br />
Auch glaubt sie, dass das Repräsentieren ihres Familiennamens oberste Priorität<br />
verdient hat. So verlebt sie den Rest ihres Lebens – unglücklich und dennoch recht<br />
18 Th. Mann „BB“: 8/1, S. 447<br />
19 Th. Mann „BB“: 8/1, S. 445<br />
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