Wer die Natur schützt, lebt gefährlich
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Die revolutionären FührerInnen<br />
Lateinamerikas auf einem Gemälde<br />
in Granada, Nicaragua. Während<br />
das Land schläft, tritt eine junge<br />
Anwältin in deren Fußstapfen.<br />
FOTO: CENIDH, JAMES RODRÍGUEZ (MIMUNDO.ORG)<br />
NICARAGUAS<br />
DORNRÖSCHENSCHLAF<br />
Wie eine Anwältin das Land wachrütteln will<br />
Die chinesische Hong Kong Nicaragua Canal Development Group (HKND) teilt<br />
Nicaragua entzwei. Nicht nur im wörtlichen Sinne mit dem im Bau befindlichen 278<br />
Kilometer langen transatlantischen Kanal durch <strong>Natur</strong>schutzgebiete, Süßwasserseen<br />
und indigene Gebiete. Auch <strong>die</strong> Bevölkerung ist gespalten. Die einen lassen sich von<br />
der Marketing-Pille von Präsident Ortega ruhig stellen, <strong>die</strong> dem Volk des zweitärmsten<br />
Landes Lateinamerikas Arbeitsplätze und Wohlstand verspricht. Andere sind empört<br />
und versuchen, ihre MitbürgerInnen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken.<br />
TEXT: STELLA WENDLANDT (CIR)<br />
Die junge Anwältin Mónica López Baltodano<br />
hat geahnt, dass an den verheißungsvollen<br />
Versprechungen um den Nicaragua-Kanal<br />
etwas faul ist. 2013 hatte <strong>die</strong> Anwältin<br />
und Umweltaktivistin einen umfassenden<br />
Bericht zu den vertraglichen Bedingungen<br />
des Megaprojekts verfasst. Sie stellte<br />
fest, dass <strong>die</strong> Vereinbarungen mehrfach gegen<br />
nicaraguanisches Recht verstoßen und<br />
verfassungswidrig sind.<br />
25 Wahrheiten über den Kanal<br />
So wurde <strong>die</strong> nicaraguanische Bevölkerung,<br />
insbesondere <strong>die</strong> AnwohnerInnen in den betroffenen<br />
Gebieten, überhaupt nicht zu dem<br />
Vorhaben befragt. Für 116 Jahre hat der chinesische<br />
Investor Jing Wang freie Hand: Im<br />
Grunde hat ihm <strong>die</strong> nicaraguanische Regierung<br />
uneingeschränkte Verfügung über das<br />
gesamte Territorium Nicaraguas übertragen,<br />
eingeschlossen das Recht auf Enteignung,<br />
Ressourcenraub und Umweltverschmutzung.<br />
Das sind nur einige der 25 Gesetzeswidrigkeiten,<br />
<strong>die</strong> Mónica López Baltodano aus den<br />
Vereinbarungen zum Kanalbau herausgearbeitet<br />
hat.<br />
Die Mär vom großen Profit<br />
Und als ob das nicht schon genug wäre, ist<br />
Jing Wangs HKND von jeglichen Steuern und<br />
der nicaraguanischen Rechtsprechung befreit.<br />
Sollte es zu Streitfällen zwischen Staat und<br />
HKND kommen, werden <strong>die</strong>se vor einem internationalen<br />
Schiedsgericht ausgehandelt. ><br />
presente 3/2015 13