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05/2015 Berufswahlspezial

Fritz + Fränzi

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Sonderbeilage Juni <strong>2015</strong><br />

Berufswahl-Spezial<br />

Was will ich<br />

werden?<br />

Alles Wissenswerte zur<br />

Berufswahl – auf 52 Seiten!


Coop erhielt den<br />

Grossen Preis der<br />

Berufsbildung 2013<br />

der Hans Huber Stiftung zur Förderung der<br />

beruflichen Ausbildung.<br />

Chantal W. (19), Lernende Kauffrau<br />

Für eine Ausbildung bei Coop<br />

gibts für mich 3 gute Gründe.<br />

• Coop bietet Abwechslung in einem spannenden Arbeitsumfeld<br />

• Ich werde während der Grundbildung sehr gut betreut<br />

• Coop bietet verschiedene Personalangebote und Vergünstigungen<br />

Finde deine Gründe unter www.coop.ch/grundbildung<br />

Für eine Zukunft mit mehr Chancen.


Editorial<br />

Unsere Autoren<br />

… am besten du hast Lust!<br />

Foto: Vera Hartmann / 13 Photo<br />

Nik Niethammer<br />

Chefredaktor<br />

«Ein verfehlter Beruf<br />

verfolgt uns durch<br />

das ganze Leben.»<br />

Honoré de Balzac<br />

Ich war 14, ein durchschnittlicher Schüler mit ein paar Flausen<br />

im Kopf. Und noch ohne Plan, was einmal aus mir werden<br />

sollte. Ein Besuch beim Berufsberater würde Klarheit<br />

schaffen, glaubten meine Eltern. «So, junger Mann, dann<br />

erzähl mal von dir», tönte es hinter dem Schreibtisch hervor.<br />

«Ich bin ganz geschickt mit den Händen», sagte ich.<br />

«Ich bin schwindelfrei. Und gerne an der frischen Luft.» Der<br />

Berufsberater wühlte in seinen Unterlagen, streckte<br />

schliesslich triumphierend ein Papier in die Luft: «Da haben<br />

wirs. In Rorschacherberg sucht ein Dachdecker einen Lehrling.<br />

Du kannst im Herbst beginnen.»<br />

Heute bin ich Journalist. Und ich bin es wahnsinnig gerne.<br />

Für mich ist es der schönste Beruf der Welt. Vielleicht wäre<br />

ich als Dachdecker genauso glücklich. Wenn ich mit meinem<br />

Sohn an unserer Waldhütte arbeite, empfinde ich<br />

Glück. Etwas mit den eigenen<br />

Händen zu erschaffen, ist wunderbar.<br />

Am Abend auf das Tageswerk<br />

blicken zu können, ein<br />

grossartiges Gefühl.<br />

Die Arbeitswelt wird immer<br />

komplexer, das Angebot grösser<br />

und die Möglichkeiten vielfältiger.<br />

Berufe verschwinden, neue<br />

entstehen. Traditionsberufe wie der des Schuhmachers liegen<br />

plötzlich wieder im Trend.<br />

Stefan Michel<br />

42, träumte als Kind davon, Delfine<br />

zu trainieren. Später studierte<br />

er Geschichte und Politikwissenschaft,<br />

wurde Journalist. Mit<br />

Interesse verfolgt er heute die<br />

Entwicklung des Berufswunsches<br />

seiner Tochter (4) von Bauarbeiterin<br />

zu Feuerwehrfrau zu Mama.<br />

Amir Ali<br />

34, ist Redaktor beim Strassenmagazin<br />

Surprise. Als er kürzlich<br />

einen 20 Jahre alten Zettel seines<br />

Berufsberaters fand, der ihm den<br />

Einstieg in den Journalismus<br />

empfahl, wunderte er sich wieder<br />

einmal über die Wendungen, die<br />

das Leben so nimmt.<br />

Das Berufswahl-Spezial<br />

ist auch gratis im<br />

App-Store erhältlich.<br />

Mit unserem Berufswahl-Spezial wollen wir Sie, liebe Jugendliche,<br />

auf 52 Seiten fit machen für die Wahl Ihres<br />

Traumberufes. Möge Sie unser Sonderheft auf dem Weg in<br />

die Berufswelt begleiten. Und der Rat meines Physiklehrers:<br />

Du kannst. Du sollst. Du musst – am besten du hast<br />

Lust!<br />

Herzlichst, Ihr Nik Niethammer<br />

Fotos: ZVG<br />

Adrian Soller<br />

34, verdiente sein erstes Sackgeld<br />

bei einem Apfelbauern. Als Jugendlicher<br />

versuchte er sich an der<br />

Buchhaltung eines Gemüseproduzenten.<br />

Heute beschäftigt sich der<br />

gebürtige Thurgauer mit<br />

Buchstabensalat, arbeitet als<br />

Journalist.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 3


Sonderbeilage Juni <strong>2015</strong><br />

11<br />

Inhalt<br />

Ausgabe 5/15 Berufswahl-Spezial<br />

06 Ein Beruf – früher und heute<br />

08 Ende der obligatorischen<br />

Schulzeit – wie weiter?<br />

10 Was will ich aus meinem<br />

Leben machen?<br />

14 Berufslehre, höhere Schule –<br />

oder eine Alternative?<br />

19 Das rät der Berufsberater<br />

20 Ich will ans Gymi<br />

24 Berufslehre – erfolgreiche<br />

Ausbildung in Theorie und<br />

Praxis<br />

28 Wenn nichts mehr geht<br />

32 Königsweg Berufslehre –<br />

alle Türen stehen offen<br />

38 Karriere in der Nische<br />

40 Aussterbende und neue Berufe<br />

21<br />

Karahan Cem Acku<br />

wusste sehr früh, dass<br />

er Informatiker werden<br />

wollte. Nach mehr als 40<br />

Bewerbungen fand er<br />

endlich eine Lehrstelle.<br />

42 Berufswelten – drei Porträts<br />

48 Wie finde ich eine Lehrstelle –<br />

Tipps, Tricks, Adressen<br />

Julie Baumann besucht<br />

die 2. Klasse des Wirtschaftsgymnasiums<br />

in<br />

Zürich. Sie fand keine<br />

Lehrstelle, die sie<br />

wirklich interessierte.<br />

36<br />

Foto: Ornella Cacace / 13Photo<br />

Berufswahl-Spezial<br />

Was will ich<br />

werden?<br />

Alles Wissenswerte zur<br />

Berufswahl – auf 52 Seiten!<br />

Cover<br />

Schiff ahoi! Marvin<br />

Gutjahr, 20, aus Basel<br />

lässt sich zum<br />

Matrosen ausbilden.<br />

Warum ihn lange<br />

Arbeitstage nicht<br />

stören – Seite 44.<br />

Ramona Hug hat eine Lehre als Multimedia-<br />

Elektronikerin absolviert. Jetzt will sie<br />

Kindergärtnerin werden.<br />

Fotos: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

4 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


F R Ü H E R<br />

Foto: AKG – Images / Imagno<br />

1904<br />

Lackiererei der Daimler-Motoren-Gesellschaft in Untertürkheim bei Stuttgart<br />

6 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


H E U T E<br />

Foto: Jochen Zick / Keystone<br />

20<strong>05</strong><br />

Endmontage des Porsche Carrera GT bei der Porsche AG in Leipzig<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 7


Suchen und finden<br />

Eine eindrückliche Zahl junger Menschen findet jedes Jahr den Weg<br />

von der Schule in die Berufsausbildung. Nach einer beruflichen<br />

Grundbildung wird die Auswahl sogar noch grösser. Ein Grund mehr,<br />

die Berufswahl unverkrampft anzugehen.<br />

Text: Stefan Michel<br />

Das Open Air Frauenfeld ist eines der grössten der<br />

Schweiz. Gegen 150 000 meist junge Menschen<br />

strömen auf die Allmend und wippen im Takt der<br />

Hip-Hop-Beats. Ungefähr gleich viele Jugendliche<br />

schliessen jedes Jahr ihre obligatorische Schulzeit ab<br />

und machen sich auf den Weg ins Berufsleben. Würden<br />

sie alle zusammen eine Stadt bewohnen, wäre es die<br />

viertgrösste der Schweiz. Das Eindrückliche dabei: Für<br />

alle ist Platz.<br />

Zum Glück wollen nicht alle 150 000 das Gleiche:<br />

Die einen Festivalbesucher wollen bei OutKast möglichst<br />

weit vorne stehen, andere sind wegen Cro hier.<br />

Ähnlich ist es in der Berufswahl. Die einen wollen mit<br />

Autos arbeiten, andere am Computer, wieder andere<br />

mit Menschen. Und so wie in Frauenfeld schliesslich<br />

alle ihr persönliches Highlight erleben, so finden auch<br />

in der Berufswahl praktisch alle ihren Platz. Vielleicht<br />

nicht immer den, den sie sich erhofft haben, aber einen<br />

Einstieg ins Berufsleben oder in die höhere Ausbildung,<br />

der ihnen alle Möglichkeiten offenlässt.<br />

Gefunden haben die Jugendlichen ihren Platz in den<br />

Monaten vor dem Ende der Schulzeit. Sie haben sich<br />

informiert, geschnuppert, gelernt. Sie haben verglichen,<br />

abgewogen und erste Entscheidungen getroffen.<br />

8 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Foto: Markus Mallaun<br />

150 000 Jugendliche<br />

in der Schweiz machen<br />

sich jährlich auf den<br />

Weg ins Berufsleben.<br />

Jene, die sich für eine Berufslehre entschieden haben,<br />

schrieben Bewerbungen, stellten sich vor und unterschrieben<br />

schliesslich den ersten Vertrag ihres Lebens.<br />

Jene, die eine weiterführende Schule wählten, mussten<br />

dazu vielleicht eine Aufnahmeprüfung bestehen. Und<br />

andere entschlossen sich, ein zehntes Schuljahr anzuhängen,<br />

um in dieser Zeit die passende Ausbildung zu<br />

finden.<br />

Die Auswahl wird noch grösser<br />

Es mag für die Einzelnen kein Trost sein, dass mit ihnen<br />

zusammen 150 000 Altersgenossen die schwierige<br />

Aufgabe der Berufswahl in Angriff nehmen. Die Konkurrenz<br />

um die beliebtesten Lehrstellen oder bei Aufnahmeprüfungen<br />

kann verunsichern. Die Geschichte<br />

zeigt jedoch, dass praktisch niemand nach der dritten<br />

Sekundarschulklasse auf der Strecke bleibt. Einzelne<br />

brauchen etwas länger, legen Umwege ein oder brechen<br />

gar eine erste Lehre oder Schule ab. Auch für sie<br />

gibt es genügend Möglichkeiten, den Einstieg zu finden.<br />

Eines ist für alle gleich: Es braucht Engagement<br />

und etwas Mut, sich für einen Weg zu entscheiden und<br />

diesen zu gehen.<br />

Rund zwei Drittel aller Jugendlichen, die ihre neun<br />

Schuljahre absolviert haben, beginnen eine Berufslehre.<br />

Drei bis vier Tage in der Woche arbeiten sie in einem<br />

Betrieb mit, einen oder zwei Tage besuchen sie eine Berufsschule.<br />

Sie verdienen bereits ihr eigenes Geld und<br />

sammeln praktische Erfahrungen im Beruf. Weiterhin<br />

auf Taschengeld angewiesen sind jene, die ihre Schulzeit<br />

fortsetzen, sei es in der Mittelschule, einem Berufswahljahr<br />

oder einem beruflichen Vorbereitungskurs.<br />

Die wichtigste Botschaft an all jene, die mit der Entscheidung<br />

ringen oder die Ausbildung, die sie am meisten<br />

interessiert, nicht beginnen können: Die ersten Jahre<br />

nach der Sekundarschule sind nur der Anfang. Nach<br />

der Lehre ist die Auswahl sogar noch grösser als davor.<br />

Unzählige Weiterbildungen ermöglichen es, sich seinem<br />

Traumjob anzunähern oder auch den Beruf zu wechseln.<br />

Wer neugierig genug ist und seine Wünsche konsequent<br />

verfolgt, wird staunen, welche Abenteuer das<br />

Berufsleben bereit hält.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 9


Die grosse<br />

Entscheidung<br />

Die meisten Jugendlichen sind recht vielseitig orientiert. Und dann<br />

müssen sie sich gegen Ende der obligatorischen Schulzeit plötzlich<br />

auf einen Beruf festlegen. Dabei können Traum und Wirklichkeit<br />

auch mal hart aufeinandertreffen. Text: Stefan Michel Fotos: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

Nehme ich die grauen oder die<br />

schwarzen Jeans? Gehen wir<br />

ins Kino oder ans Konzert?<br />

Trifft man sich in Laax oder Davos?<br />

Das Leben der Jugendlichen ist voller<br />

Entscheidungen. Doch nun<br />

kommt eine, die für das weitere Leben<br />

richtungsweisend ist: Was mache<br />

ich nach der 3. Sekundarklasse?<br />

Welchen Beruf will ich einmal<br />

ausüben? Was will ich eigentlich<br />

aus meinem Leben machen?<br />

«Mein Traum wäre es, Meeresbiologin<br />

zu sein. Aber das werde ich<br />

nie schaffen», sagt die vierzehnjährige<br />

Sek-B-Schülerin. In der Berufswahl<br />

öffnet sich den jungen Menschen<br />

eine enorme Auswahl an<br />

Möglichkeiten. Es ist die Zeit, um<br />

nach den Sternen zu greifen. Aber<br />

auch die Zeit, in der die Realität des<br />

Arbeitsmarkts ein erstes Mal zuschlägt.<br />

Manche merken, wenn sie<br />

die Anforderungen der Lehrstellenanbieter<br />

lesen, dass ihre Schulleistungen<br />

nicht genügen. Andere<br />

verabschieden sich erst nach Dutzenden<br />

von Absagen von ihrem<br />

Traum. Vom Aufbruch in eine neue<br />

Welt bis zur harten Landung ist alles<br />

drin in dem Jahr, in dem sich die<br />

meisten für ihre erste Berufsausbildung<br />

entscheiden.<br />

Berufsberaterin Monika Baertsch<br />

fasst ihre Beobachtungen zusammen:<br />

«Für viele ist die Berufswahl<br />

sehr spannend, mal etwas völlig anderes<br />

als die Schule. Manche entdecken<br />

dabei ganz andere, bisher<br />

verborgene Fähigkeiten und freuen<br />

sich darauf, alles auszuprobieren<br />

und kennenzulernen. Für andere<br />

wiederum ist die Berufswahl mit<br />

grossem Stress verbunden, vor allem<br />

dann, wenn sie noch sehr unsicher<br />

sind, was sie wirklich interessiert.»<br />

Die Berufsberaterin, die in<br />

Uster und Umgebung arbeitet, fährt<br />

fort, dass die Berufswahl gerade für<br />

jene Jugendlichen belastend sei,<br />

die sie sehr ernst nehmen. «Sie setzen<br />

sich selber unter Druck, dass<br />

ihre Entscheidung richtig, gar perfekt<br />

sein muss.»<br />

Nichts ist für immer<br />

Aber was ist die richtige Entscheidung?<br />

Gibt es sie überhaupt? Die<br />

wichtigste Information erhalten die<br />

Heranwachsenden praktisch in der<br />

ersten Berufskunde-Lektion in der<br />

Sekundarschule, und sie hören sie<br />

immer wieder: Keine Berufsausbildung<br />

ist eine Entscheidung für immer.<br />

Nach jeder beruflichen Grundbildung<br />

gibt es Möglichkeiten, >>><br />

10 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Karahan Cem Acku<br />

16, Informatiker Systemtechnik, 1. Lehrjahr,<br />

Wetzikon<br />

Ich wollte nie etwas anderes als<br />

eine Informatiklehre machen. Mein<br />

fünf Jahre älterer Bruder hat auch<br />

Informatiker gelernt und mich inspiriert.<br />

Ich wusste, dass es nicht<br />

einfach werden würde, aber ich<br />

wollte es unbedingt schaffen. Deshalb<br />

informierte ich mich früh. Ich<br />

schrieb eine Bewerbung und<br />

schickte sie an 40 Betriebe. Leider<br />

erhielt ich keine einzige Zusage, oft<br />

auch nicht einmal eine Rückmel-<br />

dung. Mehrere Betriebe schrieben,<br />

sie nähmen nur gute Sek-A-Schüler.<br />

Dass ich als Sek-B-Schüler nicht die<br />

besten Aussichten hatte, war mir<br />

klar. Dies schwarz auf weiss zu lesen,<br />

war trotzdem nicht angenehm.<br />

Aus Verzweiflung bewarb ich<br />

mich für eine Logistiklehrstelle und<br />

– weil meine Mutter es sich wünschte<br />

– als Koch. Doch für beides war<br />

ich nicht motiviert. Auch mein Bruder<br />

meinte, ich müsse mir etwas<br />

anderes suchen, wenn ich nach so<br />

vielen Bewerbungen noch keine<br />

Lehrstelle gefunden habe. Aber ich<br />

gab nicht auf. Schliesslich stiess ich<br />

auf die Firma EcoLogic. Die Zuständigen<br />

luden mich ein und liessen<br />

mich schnuppern – und boten mir<br />

schliesslich eine Lehre als Informatiker<br />

Systemtechnik an.<br />

Jetzt beschäftige ich mich mit<br />

Servern, bin im Support, ich war<br />

auch schon am Helpdesk, oder ich<br />

gehe zu Kunden. Dort installieren<br />

wir Computer und vernetzen sie.<br />

Ich habe mir die Arbeit allerdings<br />

einfacher vorgestellt. Aber weil es<br />

mich interessiert, lerne ich auch<br />

gern. Ich will verstehen, wie die Dinge<br />

funktionieren. Meine Lehre gefällt<br />

mir megagut.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 11


seine Fähigkeiten zu vertiefen<br />

oder in einen anderen Bereich zu<br />

wechseln. Kein Abschluss ohne Anschluss<br />

heisst die Losung. Nur, für<br />

die meisten Fünfzehnjährigen sind<br />

drei oder vier Jahre eine extrem lange<br />

Zeit. Sie mit einer Berufsausbildung<br />

zu verbringen, die nicht dem<br />

entspricht, was sie tun wollen, ist<br />

eine Horrorvorstellung. Da können<br />

ihnen ihre Eltern und Lehrpersonen<br />

lange erzählen, ein paar Jahre später<br />

spiele das keine Rolle mehr.<br />

Jugendliche wollen jetzt ein gutes<br />

Leben – gerade in der Zeit, in der sie<br />

allmählich die Kontrolle über ihr<br />

Leben erlangen.<br />

Am Anfang steht das Interesse<br />

und erst an zweiter Stelle die Fähigkeiten.<br />

Darin sind sich die Berufsberater<br />

einig. Die Auswahl einschränken<br />

können die Jugendlichen<br />

später immer noch. Es empfiehlt<br />

sich, die grosse Entscheidung mit<br />

breitem Horizont anzugehen. Mit<br />

der Zeit wird die Auswahl kleiner,<br />

entweder weil man sich und seine<br />

Interessen besser kennt oder weil<br />

man gewisse Anforderungen nicht<br />

erfüllt. Wer sich vom Traumberuf<br />

verabschiedet, denke daran: Die<br />

Entscheidung für die berufliche<br />

Grundbildung ist erst der Anfang,<br />

und die nächste Chance kommt –<br />

sofern man sich darum bemüht.<br />

Wer heute ans Konzert geht, erhält<br />

sich die Vorfreude auf den Kinofilm.<br />

>>><br />

12 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Stefan Gloor<br />

17, Elektroniker EFZ mit Berufsmatura,<br />

Zürich<br />

Ich baute schon lange vor der Lehre<br />

elektronische Geräte, darum war<br />

für mich klar, dass ich Elektroniker<br />

lernen will. Die ETH sei eine der besten<br />

Hochschulen der Welt, heisst<br />

es. Da wollte ich meine Lehre machen.<br />

Ich besuchte Info- und<br />

Schnupperveranstaltungen und<br />

machte eine Schnupperlehre.<br />

Schliesslich bewarb ich mich,<br />

musste einen Eignungstest bestehen<br />

und erhielt die Lehrstelle am<br />

Departement für Physik. Es hat mir<br />

sicher geholfen, dass mich meine<br />

Lehrmeister schon kannten, weil<br />

ich am Schnuppertag Fragen stellte<br />

und Interesse zeigte.<br />

Ich denke, es ist ein Vorteil, dass<br />

die ETH kein produzierender Betrieb<br />

ist. In anderen Firmen kommt<br />

es vor, dass man in der Produktion<br />

mitarbeitet und deshalb weniger<br />

Zeit für individuelle Arbeiten hat.<br />

Wir können eigene Projekte umsetzen<br />

– ich habe vor Kurzem ein einfaches<br />

Videogame entwickelt, gebaut<br />

und programmiert. Zudem<br />

kommen immer wieder Wissenschaftler<br />

zu uns, die für ein Experiment<br />

ein bestimmtes Gerät brauchen.<br />

Sie erklären uns, was es<br />

können muss, wir finden die technische<br />

Lösung und bauen es.<br />

Ich mache die Lehre mit Berufsmatura.<br />

Nach der Lehre kann ich<br />

entweder direkt an eine Fachhochschule<br />

oder nach einem Jahr Passerelle<br />

an der Universität oder der<br />

ETH studieren. Ich möchte Hardund<br />

Software-Entwickler werden.<br />

Es fasziniert mich, wie elektronische<br />

Geräte funktionieren. Neue<br />

Apparate zu entwickeln und herstellen<br />

zu lassen, das möchte ich<br />

beruflich machen.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 13


Kann ich, was ich will?<br />

Zur Berufswahl gehört, dass man seine Fähigkeiten mit den Anforderungen<br />

des Arbeitslebens vergleicht. Die Schulnoten spielen darin eine wichtige Rolle,<br />

entscheiden aber bei Weitem nicht allein. Text: Stefan Michel<br />

Herauszufinden, was man will, ist schwer genug.<br />

Und schon kommt die nächste Herausforderung:<br />

Genüge ich den Anforderungen? Bin ich gut genug<br />

für meinen Traumberuf? Eine Studie mit 514 Jugendlichen<br />

* kommt zu einem erfreulichen Resultat: Der<br />

Aussage «Ich habe die Ausbildung gewählt, die mich<br />

am meisten interessiert hat» stimmen 58 Prozent voll<br />

und ganz zu, weitere 33 Prozent geben an, sie treffe für<br />

sie eher zu. Nur gerade 9 Prozent sehen ihre Interessen<br />

in ihrer aktuellen Berufsausbildung eher nicht oder gar<br />

nicht repräsentiert. Die grosse Mehrheit der Jugendlichen<br />

hat eine Lehrstelle gefunden, die sie interessiert<br />

und deren Anforderungen sie erfüllen – sonst hätten<br />

sie die Stelle ja nicht erhalten.<br />

Sekundarschulabschluss und Bildungsweg<br />

Grundsätzlich: Nichts ist unmöglich und jede Lehre<br />

bietet die Möglichkeit, sich weiterzubilden.<br />

Sekundarstufe A: 4-jährige Berufslehren mit<br />

Eidgenössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ)<br />

Sekundarstufe B (Realschule): 3-jährige<br />

Berufs lehren EFZ<br />

Sekundarstufe C (Oberschule): 2-jährige<br />

Berufs lehren mit Berufsattest (EBA)<br />

Rating der intellektuellen Anforderungen der Lehrberufe:<br />

Stalder, B. E. (2011). Das intellektuelle Anforderungsniveau<br />

beruflicher Grundbildungen in der Schweiz. Ratings der Jahre<br />

1999–20<strong>05</strong>. Basel: Institut für Soziologie der Universität<br />

Basel/TREE. S. 8 (Dokument Stalder_2011_Intellektuelles_<br />

Anforderungsniveau.pdf)<br />

Für die Jugendlichen, die ihre Berufsbildung erst noch<br />

finden müssen, macht das die Suche natürlich nicht<br />

einfacher. In Berufsbeschrieben, wie sie beispiels weise<br />

auf www.berufsberatung.ch angeboten werden, ist<br />

zwar angegeben, welche Fertigkeiten und Fähig keiten<br />

gefragt sind: von geschickten Händen bis zum freundlichen<br />

Umgang für die Lehre zum Hauswirtschaftspraktiker;<br />

oder gute Feinmotorik, räumliches Vorstellungsvermögen<br />

und mehr für die Architekturmodellbaulehre.<br />

Angaben, nach welchen Kriterien selektiert wird und<br />

welche Rolle die Schulnoten spielen, sucht man meist<br />

vergebens. Dahinter steckt wohl Absicht, denn man will<br />

ja niemandem die Motivation nehmen.<br />

Per Notenschnitt zur Lehrstelle?<br />

Die nächste Frage ist dann, wie man die eigenen Fähigkeiten<br />

beweist und gut darstellt. Hier bietet sich die<br />

Schnupperlehre im Wunschberuf an. Ein positiver<br />

Schnupperlehrbericht ist für die Bewerbung fast schon<br />

Pflicht. Wer eine Lehre im Bereich Betreuung sucht und<br />

auf seine Erfahrung als Pfadileiter oder Babysitter verweisen<br />

kann, steht ebenfalls besser da als jemand, der<br />

nur seinen Wunsch, zu betreuen, anführen kann. Schulnoten<br />

können ergänzt werden mit Resultaten von Eignungstests<br />

wie «Multicheck», «Basic-Check» oder<br />

«Kompass». Sie sind genauer auf die Anforderungen in<br />

den verschiedenen Berufsgruppen zugeschnitten und<br />

bringen teilweise auch Qualitäten zum Vorschein, die<br />

im Schulzeugnis kaum abgebildet werden.<br />

Nach einer Liste gefragt, die zeigt, welche Sekundarschulstufe<br />

welche Berufslehre ermöglicht, antwortet<br />

Berufsberater Bruno Ruoss: «Eine solche Liste existiert<br />

nicht. Aber ich bin sicher, jede Berufsberaterin und<br />

jeder Berufsberater hat seine Erfahrungswerte im<br />

Kopf.» Und auch Jugendliche, die sich mit der Lehrstel-<br />

14 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Grundsätzlich bietet jede Lehre die<br />

Möglichkeit, sich weiterzubilden.<br />

lensuche auseinandergesetzt haben, entwickeln ein<br />

Gespür für die Anforderungen, auch wenn man diese<br />

nicht so gerne wahrhaben mag. Zu Besuch in einer<br />

Schule im Zürcher Stadtteil Oerlikon zeigt sich: Während<br />

sich in der Sek-A-Klasse viele nach einer KV-,<br />

Zeichner- oder Informatiklehrstelle umsehen, sind in<br />

der Sek-B-Klasse auch handwerkliche Berufe und Detailhandel<br />

gefragt.<br />

Es spricht nichts dagegen, sich für Lehrstellen zu<br />

bewerben, deren Voraussetzungen man beispielsweise<br />

bezüglich Schulleistungen nicht ganz erfüllt. Auch verbaut<br />

man sich nichts, wenn man eine Berufslehre<br />

macht, selbst wenn man in ein Gymnasium aufgenommen<br />

wäre. Wichtig ist, dass man rechtzeitig der Realität<br />

in die Augen blickt, das heisst, nach sehr vielen Absagen<br />

auch andere Berufe als nur den Wunschberuf ins<br />

Auge zu fassen.<br />

* Juvenir-Studie 2.0. Die erste grosse Entscheidung.<br />

Wie Schweizer Jugendliche eine (Berufs-)Ausbildung wählen.<br />

2013. Studie durchgeführt von Prognos AG im Auftrag der<br />

Jacobs Foundation. Download der Studie auf www.juvenir.ch<br />

Die Zukunft gestalten<br />

Eine Lehre in der<br />

faszinierenden Welt der Technik<br />

Berufsporträt<br />

Wie nutzen wir neue Energiequellen? Wie bauen wir sparsamere<br />

Autos? Was braucht eine moderne Stadt? Technische<br />

Berufsleute suchen ständig nach kreativen Wegen, um<br />

Antworten auf aktuelle Fragen zu finden. Eine Lehre in der<br />

Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie (MEM-Industrie)<br />

bietet Jugendlichen ein sehr gutes Rüstzeug, um die Zukunft<br />

mitzugestalten.<br />

Lernende in technischen Berufen sind ständig mit anderen<br />

Berufsleuten in Kontakt. Denn neue Lösungen müssen nicht<br />

nur in der Theorie entworfen werden, es gilt auch, sie auf den<br />

Kunden abzustimmen und im Team umzusetzen.<br />

Welches sind die geeigneten Materialien, welche Form wählen<br />

wir? Das Wissen der MEM-Berufe ist gefragt. Und bildet die<br />

Grundlage für vielfältige Karrieremöglichkeiten.<br />

TECMANIA<br />

eine Welt voller Möglichkeiten<br />

News aus der Welt der Technik, Ausbildungsbetriebe, Karrierewege,<br />

offene Lehrstellen, Schnupperlehren<br />

www.tecmania.ch<br />

Berufe in der MEM-Industrie – Ausbildungen mit Perspektiven<br />

• Anlagen- und Apparatebauer/in EFZ<br />

• Automatiker/in EFZ<br />

• Automatikmonteur/in EFZ<br />

• Elektroniker/in EFZ<br />

• Informatiker/in EFZ<br />

• Kauffrau/Kaufmann EFZ<br />

• Konstrukteurin / Konstrukteur EFZ<br />

• Polymechanikerin / Polymechaniker EFZ<br />

• Produktionsmechanikerin / Produktionsmechaniker EFZ<br />

• Mechanikpraktikerin / Mechanikpraktiker EBA


Alternativen zu Lehre<br />

und Gymnasium<br />

Die grosse Mehrheit der Jugendlichen entscheidet sich für eine Lehre oder<br />

die Mittelschule. Es gibt aber noch weitere Bildungsangebote, die man kennen<br />

sollte, bevor man seine Wahl trifft. Text: Stefan Michel<br />

Berufswahljahr/<br />

10. Schuljahr<br />

«Das Zehnte», wie es die Jugendlichen nennen, hat keinen<br />

guten Ruf, gilt vielen als Zeichen des Versagens in<br />

der Berufswahl. Und schliesslich wollte man ja die<br />

Schule endlich hinter sich lassen. Dabei bietet es gerade<br />

jenen, die keine Lehrstelle gefunden haben, Zeit, um<br />

aufzuarbeiten, woran es ihnen gefehlt hat. Das können<br />

schulische Defizite sein, der Auftritt im Bewerbungsprozess<br />

oder schlicht etwas mehr persönliche Reife,<br />

um sich seiner eigenen Interessen und Stärken bewusst<br />

zu werden.<br />

Sozialjahr<br />

Die Berufe Fachperson Betreuung und Fachperson Gesundheit<br />

sind beliebt, und lange nicht alle finden nach<br />

der 3. Sekundarklasse eine Lehre. Zugleich ist man mit<br />

15 Jahren noch sehr jung für diese psychisch anspruchsvolle<br />

Arbeit. Das Sozialjahr, bestehend aus zwei<br />

halbjährigen Praktika und einem Tag Schule pro Woche,<br />

bereitet junge Menschen auf die weitere Ausbildung<br />

und die Arbeit in der Pflege und Betreuung vor. Das Sozialjahr<br />

zeigt allen, die es absolvieren, ob sie wirklich in<br />

diesem Bereich arbeiten wollen und können. Die Chancen<br />

auf eine Lehrstelle stehen danach erheblich besser<br />

– denn man hat Erfahrung gewonnen und bewiesen,<br />

dass es einem ernst ist mit der Arbeit mit Menschen,<br />

die betreut oder gepflegt werden müssen.<br />

Ein Zwischenjahr<br />

als Au-pair – eine<br />

mögliche Station<br />

auf dem Weg zum<br />

Berufsentscheid.<br />

Foto: Louis-Paul St-Onge / iStockphoto


Drogistin<br />

Drogist<br />

Praktikum<br />

Praktika für Jugendliche nach der obligatorischen<br />

Schulzeit sind eine Möglichkeit, berufliche Erfahrung<br />

zu sammeln, wenn man sich entweder noch nicht sicher<br />

ist, in welche Richtung es weitergehen soll, oder<br />

man keine Lehrstelle im gewünschten Beruf gefunden<br />

hat. Fremdsprachige Jugendliche können dabei ihre für<br />

jede Lehre unabdingbaren Deutschkenntnisse verbessern<br />

und gleichzeitig ihr praktisches Geschick unter<br />

Beweis stellen. Praktikumsstellen – in handwerklichen<br />

wie nichthandwerklichen Berufen – findet man über<br />

Vermittlungsorganisationen oder direkt über die Einsatzbetriebe.<br />

Es lohnt sich, eine Lösung zu suchen, die<br />

jede Woche einige Lektionen Schule enthält: Der Einstieg<br />

in die Berufsschule fällt danach sehr viel leichter,<br />

als wenn man ein Jahr lang kein Schulzimmer mehr von<br />

innen gesehen hat.<br />

Gestalterischer<br />

Vorkurs<br />

Wer eine Lehrstelle im gestalterischen Bereich sucht,<br />

also beispielsweise Grafikerin, Polygraf, Werbetechnikerin<br />

oder 3-D-Designer werden will, tut gut daran,<br />

nach der 3. Sekundarklasse einen gestalterischen Vorkurs<br />

zu besuchen. Hier lernt man diverse Techniken,<br />

vom Handzeichnen über die Malerei bis zu Modellieren<br />

oder auch Fotografieren und Filmen, sowie den Umgang<br />

mit Grafik-Software. Gefördert werden auch<br />

Kreativität und die Fähigkeit, über kreative Arbeiten<br />

und Ideen zu reden. Der gestalterische Vorkurs ist zwar<br />

nicht obligatorisch, aber angesichts der Konkurrenz<br />

um Lehrstellen in diesem Bereich gilt es als praktisch<br />

aussichtslos, ohne diese Vorbildung eine solche Lehre<br />

antreten zu können. Üblicherweise muss man eine Aufnahmeprüfung<br />

bestehen, um die kreative Grundbildung<br />

absolvieren zu können. Auch für diese Prüfung<br />

gibt es Vorbereitungskurse. Eine spezielle Form ist das<br />

gestalterische Propädeutikum, das sich an jene richtet,<br />

die ein gestalterisches Hochschulstudium anstreben.<br />


Kunst- und<br />

Sportschule<br />

Sie sind die erste Wahl für jene, die nicht nur schulisch<br />

gut, sondern auch sportlich oder musisch besonders<br />

begabt sind. Kunst- und Sportschulen ermöglichen,<br />

Training oder Üben und die Schulstunden aufeinander<br />

abzustimmen, damit sich die jungen Talente in dieser<br />

entscheidenden Altersperiode optimal entwickeln können.<br />

Ob es dann mit der Sport-, Musik- oder Kunstkarriere<br />

klappt, steht auf einem anderen Blatt. Umso wichtiger<br />

ist es, dass die Talente in jedem Fall die Matur oder<br />

einen Sekundarschulabschluss in der Tasche haben.<br />

Sprachaufenthalt<br />

Als Au-pair, also Kindermädchen und Haushaltshilfe,<br />

ein Jahr im Welschland zu verbringen, ist seit Jahrzehnten<br />

ein Klassiker, besonders für junge Frauen. Die<br />

Sprachkenntnis wird dabei um ein Vielfaches verbessert.<br />

Die Zeit ausserhalb des Elternhauses und weit weg<br />

von allem Vertrauten ist für viele hart, aber lehrreich –<br />

eine Lektion fürs Leben. Mittlerweile werden verschiedenste<br />

Formen von Sprachaufenthalten angeboten,<br />

auch für junge Männer. Au-pairs werden von der Gastfamilie<br />

für ihre Mitarbeit entlöhnt. Wer in seinem<br />

Sprachaufenthalt ausschliesslich die Schule besuchen<br />

will, muss für die Kosten selber aufkommen.


Frag den Berufsberater!<br />

Bruno Ruoss begleitet seit zehn Jahren Jugendliche am Laufbahnzentrum Zürich durch die<br />

Berufswahl. Er weiss, worauf es bei der Berufsfindung ankommt. Interview: Stefan Michel<br />

Herr Ruoss, wann ist der richtige Zeitpunkt, um in<br />

die Berufsberatung zu gehen?<br />

Man sollte sich bereits ein wenig mit der Berufswelt<br />

auseinandergesetzt haben. Neugier und Offenheit<br />

helfen dabei. In der Regel kommen Schülerinnen und<br />

Schüler zum ersten Mal in der Schule mit der Berufsberatung<br />

in Kontakt.<br />

Wie bereitet man sich auf das Gespräch vor?<br />

Wer sich zu einem Einzelgespräch anmeldet, sollte<br />

konkrete Fragen haben. Man sollte sich im Klaren darüber<br />

sein, was man vom Berufsberater wissen will –<br />

warum man überhaupt dorthin geht.<br />

Was können die Jugendlichen denn erfahren in der<br />

Berufsberatung?<br />

Die einen brauchen Hilfe dabei, herauszufinden, was zu<br />

ihnen passt. Andere haben einen Beruf im Auge und<br />

wollen wissen, wie sie zum Beispiel Grafiker werden<br />

können. Oder es geht darum, die nächsten Schritte zu<br />

unternehmen, etwa wie man vorgeht, um im Wunschberuf<br />

eine Schnupperlehre machen zu können.<br />

Sollte man die Eltern mitbringen?<br />

Ich habe die Eltern gerne mit im Boot, besonders am<br />

Anfang. Ich schätze es, wenn sie aussprechen, was sie<br />

sich vorstellen für ihr Kind, welche Ausbildungen sie<br />

gut finden. Das ist mir lieber, als wenn die Eltern im Hintergrund<br />

bleiben, ich aber dem Jugendlichen anmerke,<br />

dass gewisse Ausbildungen zu Hause nicht akzeptiert<br />

werden. Ausserdem kommt sehr viel Information auf<br />

die jungen Menschen zu. Da ist es sinnvoll, wenn die Eltern<br />

auch auf dem neusten Stand sind. Ihre berufliche<br />

Grundbildung liegt ja einige Zeit zurück, und es hat sich<br />

viel verändert in den letzten Jahren.<br />

Was kann die Berufsberatung den Jugendlichen<br />

abnehmen, was müssen diese selber leisten?<br />

Ihre Ausbildung müssen sie selber finden und auch selber<br />

machen. Die Berufsberatung kann Anregungen liefern,<br />

Mut machen und sehr viele Türen öffnen. Die Jugendlichen<br />

müssen aber bereit sein, sich auf die<br />

Berufswelt einzulassen. Sie müssen weiterkommen<br />

wollen und sich auch mal trauen, ins kalte Wasser zu<br />

springen. Besonders schwierig ist für viele, sich von ih-<br />

ren gleichaltrigen Freunden abzugrenzen. Wenn alle<br />

das KV lässig finden, dann braucht es einiges, um sein<br />

eigenes Ding durchzuziehen. Vor allem braucht es Engagement<br />

– nicht weil die Eltern sagen: «du musst<br />

jetzt!», sondern aus eigenem Antrieb.<br />

Anzeige<br />

Bruno Ruoss<br />

hätte fast eine Schreinerlehre<br />

angefangen, wurde Primarlehrer und<br />

bildete sich zum Berufsberater weiter.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 19


Ich will ans Gymi<br />

Das Gymnasium ist mehr als eine Leistungsschule. Hier lernen<br />

Jugendliche in Zusammenhängen zu denken, kritisch<br />

zu hinter fragen und zu argumentieren. Wer die gymnasiale<br />

Mittelschule aber für den einzigen Weg zu Studium und Karriere<br />

hält, liegt falsch. Text: Stefan Michel Fotos: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

Ein ganz normaler Tag an der<br />

Mittelschule: am Morgen je<br />

eine Lektion Mathematik,<br />

Französisch, Geschichte und Chemie.<br />

Nach einer Stunde Mittagspause<br />

geht es weiter mit Italienisch,<br />

Geografie, Sport und Physik. Gut<br />

möglich, dass in einer oder mehreren<br />

Stunden eine Prüfung zu<br />

schreiben ist. Zu Hause halten einen<br />

Hausaufgaben und Lernen für<br />

weitere Prüfungen vom wohlverdienten<br />

Abhängen mit den Kollegen<br />

ab. Kein Zweifel, das Gymi, die Kanti<br />

oder wie die gymnasiale Mittelschule<br />

in der jeweiligen Region<br />

genannt wird, ist eine harte Zeit –<br />

ausser für ein paar Hochbegabte,<br />

die auch den breiten Fächerkatalog<br />

und das Lerntempo der Mittelschule<br />

spielend meistern.<br />

Das Gymnasium ist auch die<br />

Zeit, in der junge Menschen ihren<br />

Horizont enorm erweitern, in der<br />

sie über mehr Themen Bescheid<br />

wissen als davor und danach in ihrem<br />

Leben: vom Bohrschen Atommodell<br />

bis zur Rolle der Jakobiner<br />

während der Französischen Revolution<br />

und von der Integralrechnung<br />

bis zur lateinischen u-Deklination.<br />

Es ist eine Zeit, in der man sich eine<br />

Meinung zu vielem bildet, diskutiert,<br />

Pläne schmiedet, Wissen aufsaugt<br />

und auch gerne weitergibt.<br />

Und daneben immer wieder für<br />

Prüfungen lernt, ob einem das Fach<br />

liegt oder nicht, Hunderte Französisch-<br />

oder Lateinvokabeln paukt,<br />

eine Nacht durcharbeitet, weil man<br />

mit der Semesterarbeit zu spät begonnen<br />

hat.<br />

Denken in Zusammenhängen<br />

Danach gefragt, was man können<br />

müsse, um am Gymnasium zu bestehen,<br />

sagt die Winterthurer Gymnasiastin<br />

Julie Baumann: «Man<br />

muss Zusammenhänge verstehen.<br />

Auswendiglernen reicht nicht. Und<br />

man muss mit Druck umgehen können.»<br />

Immer Ende Semester nimmt<br />

dieser zu, eine Prüfung folgt auf die<br />

nächste. Wer den geforderten Notenschnitt<br />

nicht erreicht, besucht<br />

das nächste Semester provisorisch.<br />

Bleibt auch das nächste<br />

Zeugnis unter den Anforderungen,<br />

wird die Klasse wiederholt. Zweimaliges<br />

Wiederholen geht nicht. Dann<br />

ist die Gymizeit zu Ende.<br />

Und was sollen die Mittelschüler<br />

lernen? Gisela Meyer Stüssi, Lateinund<br />

Griechischlehrerin am Freien<br />

Gymnasium Bern, fasst zusammen:<br />

«Einerseits müssen die Schülerinnen<br />

und Schüler fachlich und auffassungsmässig<br />

reif für die Hochschule<br />

sein. Anderseits ist die<br />

vertiefte Gesellschaftsreife ein Ziel.<br />

Damit sind ein breites Wissen gemeint<br />

und die Grundlagen, um später<br />

einmal gesellschaftlich wichtige<br />

Aufgaben wahrnehmen zu können.<br />

Es geht nicht nur um Wissen, das<br />

Punkt für Punkt abgefragt werden<br />

kann.»<br />

Meyer Stüssi ist Vizepräsidentin<br />

des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen<br />

und Gymnasiallehrer<br />

und verfolgt die Entwicklung<br />

an den Mittelschulen. Dass auch<br />

angehende Primarlehrer, Kindergärtner<br />

oder Physiotherapeuten<br />

eine Matur brauchen, habe neue soziale<br />

Gruppen in die Mittelschulen<br />

gebracht. «Das hat dem Klima an<br />

den Mittelschulen gutgetan», sagt<br />

sie. Von einem generellen Run auf<br />

die Mittelschulen und einer Maturaum-jeden-Preis-Mentalität<br />

will<br />

Meyer Stüssi nichts wissen. Unter<br />

Verweis auf eine Studie des Bildungshistorikers<br />

Lucien Criblez<br />

sagt sie: «Den grössten Teil des Anstiegs<br />

der Maturitätsquote machen<br />

die jungen Frauen aus. Davor besuchten<br />

wenige von ihnen das<br />

Gymnasium, heute sind sie sogar<br />

leicht in der Überzahl. Und die jungen<br />

Menschen vom Land haben<br />

aufgeholt.»<br />

Fairer, als man meint<br />

Ein anderes viel diskutiertes Thema<br />

sind private Vorbereitungskurse für<br />

die Aufnahmeprüfung ans Gymnasium.<br />

«Ein reines Zürcher Problem»,<br />

sagt Meyer Stüssi. Dies vor<br />

allem, weil der Kanton Zürich als einer<br />

der wenigen Aufnahme- >>><br />

20


Julie Baumann<br />

18, Wirtschaftsgymnasium,<br />

2. Klasse, Winterberg ZH<br />

Ich bin ins Gymi, weil ich keine Lehre<br />

fand, die mich interessierte. Die<br />

Aufnahmeprüfung für das Wirtschaftsgymnasium<br />

schaffte ich<br />

ohne grosse Vorbereitung. Im Gymnasium<br />

wurde es dann einiges<br />

härter. Weil ich vorher nie lernen<br />

musste, musste ich mir erst Lerntechniken<br />

aneignen – oder erkennen,<br />

dass ich 600 Englischwörter<br />

für eine Wortschatzprüfung nicht in<br />

einer Stunde lernen kann. So<br />

schaffte ich die Probezeit nach der<br />

2. Sek nicht, machte dann erst die<br />

dritte Sek und versuchte es nochmals.<br />

Jetzt bin ich in der zweiten<br />

Klasse und habe noch etwas mehr<br />

als zwei Jahre vor mir bis zu den<br />

Maturprüfungen.<br />

Das Coolste am Gymi sind die<br />

vielen Ferien. Aber wir haben es<br />

auch in der Schule gut miteinander.<br />

Hart ist es schon. Zum Beispiel haben<br />

wir dieses Semester einen Tag<br />

mit je einer Doppelstunde Biologie,<br />

Mathematik, Wirtschaft, Geschichte<br />

und Sport. Von sieben Uhr morgens<br />

bis um sechs Uhr abends.<br />

Wenn man nach all dem noch lernen<br />

muss, weil am nächsten Tag<br />

eine Prüfung ansteht, sieht man alt<br />

aus. Da geht eigentlich nichts mehr<br />

hinein.<br />

Am Gymi muss man mit Druck<br />

umgehen können. Druck, den Stoff<br />

schnell zu lernen und die Noten zu<br />

liefern. Meine Taktik: Ich versuche<br />

jedes Semester in den zwei ersten<br />

Prüfungen in jedem Fach gut zu<br />

sein. Damit habe ich dann eine<br />

Sicherheit, die mir am Ende des<br />

Semesters hilft.<br />

Der Nachteil des Gymnasiums:<br />

Man hat kein Geld. Ferienjobs sind<br />

schwer zu kriegen. Gewisse Dinge,<br />

die meine Kollegen unternehmen,<br />

die eine Lehre machen, kann ich<br />

nicht mitmachen. Sie haben 1200<br />

Franken Lehrlingslohn. Ich habe<br />

200 Franken Sackgeld pro Monat.<br />

Da muss ich öfters passen. Aber<br />

auch die Gespräche mit ihnen sind<br />

nicht so spannend. Die finden dann:<br />

‹Julie, du sprichst so kompliziert.›<br />

Ich finde, diese Wörter müsste jeder<br />

kennen.<br />

Mit den Leuten vom Gymi hänge<br />

ich in Parks rum, wir spielen Frisbee<br />

oder Fussball. Wenn wir diskutieren,<br />

kann es passieren, dass es eskaliert<br />

und gewisse Leute zwei, drei Tage<br />

nicht mehr miteinander reden.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 21


prüfungen durchführt und<br />

nicht einfach den Notenschnitt<br />

oder die Empfehlung der davor besuchten<br />

Schule entscheiden lässt.<br />

An den Vorbereitungskursen stört<br />

sie nur, dass viele Volksschulen privaten<br />

Institutionen das Feld überlassen.<br />

«Dabei ist Üben das, was<br />

heute an der Schule zu kurz<br />

kommt.» Nichts anderes werde in<br />

den Kursen gemacht. «Man lernt<br />

dort nicht zusätzlichen Stoff, sondern<br />

wie man technisch an die Prüfung<br />

herangeht.»<br />

Während einiger Jahre führte<br />

man in Zürich zusätzlich zu den<br />

Aufnahmeprüfungen einen Test der<br />

allgemeinen kognitiven Fähigkeiten<br />

durch («AKF-Test»). Man wollte herausfinden,<br />

ob Kinder aus bildungsfernen<br />

Haushalten in den Prüfungen<br />

schlechter abschnitten, als sie<br />

es von ihrer Intelligenz her vermöchten.<br />

Die Resultate von Aufnahmeprüfung<br />

und AKF-Test waren<br />

weitgehend deckungsgleich. Einzige<br />

Ausnahme: Unter jenen, deren<br />

Prüfungsleistung hinter ihren kognitiven<br />

Fähigkeiten zurückblieb, waren<br />

die Jungen übervertreten. Dieses<br />

Phänomen ist aus vielen<br />

Schulen bekannt. Männliche Teenager<br />

neigen eher dazu als weibliche,<br />

zu wenig zu lernen und deshalb ihr<br />

geistiges Potenzial nicht auszuschöpfen.<br />

Generell bestanden die<br />

Intelligentesten die Gymiprüfung.<br />

Gut für alle ist, dass das Gymnasium<br />

längst nicht mehr der einzige<br />

Weg zu Matur und Studium ist. Berufs-<br />

und Fachmittelschulen sind<br />

eine Alternative, Maturitätsschulen<br />

für Erwachsene eine weitere Möglichkeit.<br />

Wer bereit ist, einige Stunden<br />

zusätzlich zu lernen und die nötige<br />

Intelligenz besitzt, hat auch<br />

nach einer Berufslehre alle Chancen<br />

auf ein Hochschulstudium. Ein<br />

interessantes Berufsleben lässt<br />

sich im Übrigen auch ohne Studium<br />

erreichen.<br />

>>><br />

22 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Jérémy Donath<br />

18, Kantonsschule Enge, 2. Klasse,<br />

Zürich<br />

Für mich war immer klar, dass ich<br />

ins Gymnasium will. Mein Vater hat<br />

studiert, und viele meiner Kollegen<br />

gehen auch ins Gymi. Ich bin nicht<br />

der Typ, der nach der Sek arbeiten<br />

geht. Ich will weiter zur Schule, will<br />

mehr lernen. Nach der 2. Sek bestand<br />

ich die Aufnahmeprüfung<br />

nicht, nach der 3. klappte es. Die<br />

1. Klasse musste ich wiederholen.<br />

Mein Bruder erkrankte an Leukämie,<br />

und ich konnte mich ein Jahr<br />

lang kaum mehr konzentrieren.<br />

Für einen Schüler, der nicht so<br />

stark ist, der immer ein wenig<br />

kämpfen muss, um den geforderten<br />

Notenschnitt zu halten, ist es stressig,<br />

der Druck ist enorm. Es gibt<br />

eine App, in die man seine Prüfungsnoten<br />

eingeben kann und die<br />

einem sofort sagt, ob der Gesamtschnitt<br />

genügend ist oder nicht und<br />

welche Note man in der nächsten<br />

Prüfung erreichen muss. Die letzten<br />

Wochen des Semesters sind<br />

sehr unangenehm, etwa 16 Prüfungen<br />

in drei Wochen. Man presst so<br />

viel ins Kurzzeitgedächtnis, wie<br />

man kann, mehr ist nicht möglich.<br />

Nach diesen drei Wochen bin ich<br />

immer total erschöpft.<br />

Trotz des Notendrucks habe ich<br />

relativ viel Zeit für meine Hobbys,<br />

kann sie zum Teil auch in der Schule<br />

ausüben. Ich nehme an der Schule<br />

Gesangsstunden und spiele<br />

Theater. Im Moment proben wir jeden<br />

Tag, denn nächste Woche ist<br />

Premiere. Wir spielen eine Dialektbearbeitung<br />

von «Romeo und Julia».<br />

Ich war auch schon Statist in<br />

Filmen, gehe an viele Castings und<br />

modle gelegentlich. Beim «Bestatter»<br />

war ich lange im Rennen für<br />

eine grosse Rolle. Mein Traum ist es,<br />

Schauspieler zu werden, in Filmen<br />

oder Musicals mitzuspielen. Wenn<br />

das nicht klappt, kann ich mir auch<br />

gut vorstellen, in Genf Internationale<br />

Beziehungen zu studieren.<br />

Ich engagiere mich in der SO, der<br />

Schülerorganisation. Unter anderem<br />

vertrete ich die Schüler am<br />

Lehrerkonvent. Dort habe ich das<br />

gleiche Stimmrecht wie die Lehrer.<br />

Davon profitiert auch mein Auftritt,<br />

meine Präsenz, da ich regelmässig<br />

mit Lehrern diskutiere. Zurzeit organisieren<br />

wir gerade das Hausfest<br />

unserer Schule, das alle vier Jahre<br />

stattfindet. Da wollen wir etwas bieten,<br />

von dem man noch lange<br />

spricht.<br />

Das Tolle am Gymi und speziell<br />

hier an der Kantonsschule Enge ist,<br />

dass man schon in der 2. Klasse so<br />

viele Freifächer wählen kann. Man<br />

bildet sich da weiter, wo es einen interessiert.<br />

Das breite Wissen, das<br />

ich erhalte, die Sprachen, die ich<br />

lerne, das ist toll. Man muss aber<br />

auch bereit sein dafür, offen und<br />

motiviert für das Lernen. Wer den<br />

Anschiss hat, für den ist das Gymi<br />

eine Qual. Auch wenn ich viele andere<br />

Interessen habe, ist es für<br />

mich ein Geschenk, hier zur Schule<br />

zu gehen.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 23


Die Berufslehre –<br />

ein Erfolgsmodell<br />

Die duale Berufslehre im Betrieb und in der Berufsschule gilt als<br />

Schweizer Erfolgsmodell schlechthin. In keinem anderen Land in<br />

Europa sind auch nur annähernd so wenige Jugendliche arbeitslos.<br />

Das liegt zwar nicht allein an der Lehre, es lohnt sich aber dennoch,<br />

an dieser Ausbildungsform festzuhalten. Text: Stefan Michel<br />

24 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


In den USA wird ein Bäcker in<br />

drei Monaten ausgebildet.<br />

Foto: Stefan Kiefer / Keystone<br />

An einem Berufsbildungskongress<br />

in Bern wunderte sich<br />

ein amerikanischer Bildungsexperte,<br />

dass man in der Schweiz<br />

drei Jahre brauche, um einen Bäcker<br />

auszubilden. In den USA genügten<br />

dafür drei Monate, sagte er. *<br />

Das merkt man dem amerikanischen<br />

Brot an, könnte man dem<br />

Herrn ebenso oberflächlich entgegenhalten.<br />

Die Berufslehre im Betrieb<br />

ist aus der Tradition der Zünfte<br />

hervorgegangen. Mit dem für die<br />

Schweiz typischen Perfektionismus<br />

wurde sie zu der fundierten Grundbildung<br />

ausgebaut, die sie seit Jahrzehnten<br />

ist. Bäcker können am<br />

Ende ihrer Lehrzeit eben nicht nur<br />

Brot backen, sondern auch eine<br />

Buchhaltung führen und einen Kunden<br />

in Englisch oder Französisch<br />

bedienen.<br />

Die duale Berufsbildung steht,<br />

wie der Name sagt, auf zwei Pfeilern:<br />

der praktischen Ausbildung im<br />

Betrieb und dem theoretischen und<br />

allgemeinbildenden Unterricht in<br />

der Berufsschule. In Betrieben, die<br />

am Markt bestehen, erwerben die<br />

Schweizer Lernenden jene Fertigkeiten,<br />

die in der Berufswelt gefragt<br />

sind. Die Berufsschule vertieft das<br />

berufliche Wissen und hält ihnen<br />

nach der Lehre die Türen zur Weiterbildung<br />

offen.<br />

Da sich die Betriebe laufend der<br />

technischen und wirtschaftlichen<br />

Entwicklung anpassen müssen, um<br />

profitabel zu bleiben, sind auch die<br />

meisten Lernenden auf der Höhe<br />

der Zeit, wenn sie die Lehre abgeschlossen<br />

haben. Untersuchungen<br />

zeigen zudem, dass sie ihre Sache<br />

schon während der Ausbildung so<br />

gut machen, dass sich ihre Mitarbeit<br />

für den Lehrbetrieb lohnt, dass<br />

sie also schon als Stifte mehr leisten,<br />

als sie kosten. Auch die integrative<br />

Wirkung der Lehre ist nicht zu<br />

unterschätzen – anders als in manchen<br />

anderen Ländern Europas machen<br />

in der Schweiz auch viele<br />

Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

eine Berufsausbildung.<br />

Es gilt als sicher, dass die duale<br />

Berufsbildung ein wichtiger Grund<br />

ist für die tiefe Jugendarbeitslosigkeit.<br />

3,4 Prozent Menschen zwischen<br />

15 und 24, die weder in Ausbildung<br />

noch berufstätig sind, sind<br />

europaweit einzigartig. Deutschland<br />

und Österreich sind die nächsten<br />

in der Rangliste der tiefen Jugendarbeitslosigkeit,<br />

und auch sie<br />

pflegen ein duales Berufsbildungssystem.<br />

Natürlich hängt Jugendarbeitslosigkeit<br />

nicht nur von der<br />

Art der Ausbildung ab. Es braucht<br />

auch Betriebe und Nachfrage, um<br />

die frisch Ausgebildeten zu beschäftigen.<br />

Die Berufslehre wird sich den<br />

veränderten Anforderungen der Arbeitswelt<br />

anpassen müssen, um erfolgreich<br />

zu bleiben. Solange die<br />

Unternehmen und die Jugendlichen<br />

an das Modell glauben und helfen,<br />

es aktuell zu halten, so lange stehen<br />

die Zeichen gut. Es wäre wünschenswert<br />

– nicht nur um weiterhin<br />

gutes Brot essen zu können.<br />

>> Siehe auch Box auf Seite 26<br />

* Erwähnt in einem Artikel von Patrik<br />

Schellenbauer (Avenir Suisse) im<br />

«Schweizer Monat», September 2014.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 25


Die Schweizer<br />

Text: Stefan Michel<br />

Foto: Keystone<br />

Seit über fünfzig Jahren fördert die Organisation<br />

Swisscontact in Ländern des Südens und<br />

Ostens die Berufsbildung. In den ersten Jahrzehnten<br />

baute die Organisation, die sich über ihre<br />

Nähe zu den Schweizer Unternehmen definiert,<br />

grosse technische Berufsschulen auf. Später gingen<br />

die Entwicklungsexperten dazu über, in einigen Ländern<br />

ganze Berufsbildungssysteme aufzubauen.<br />

Die in der Schweiz so erfolgreiche duale Berufslehre<br />

sollte sich auch in Westafrika mit seiner langen<br />

handwerklichen Tradition einen festen Platz schaffen.<br />

Die Praxis lernt man im Betrieb, die Theorie in<br />

der Schule. So bildet sich eine neue Schicht gut ausgebildeter<br />

Berufsleute heraus, die für ihre Familien<br />

Lehrstellen mit filmreifen Momenten<br />

Automatiker/in · Automatikmonteur/in · Fachfrau/Fachmann Betriebsunterhalt<br />

Fachfrau/Fachmann öffentlicher Verkehr · Gebäudereiniger/in · Gleisbauer/in<br />

Informatiker/in · Kauffrau/Kaufmann · Logistiker/in · Netzelektriker/in<br />

Polymechaniker/in · Produktionsmechaniker/in<br />

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Berufslehre als Exportprodukt<br />

sorgen können und weiteren Menschen Arbeit und<br />

Einkommen bieten – dies das Ziel. Dazu gehörte die<br />

Ausbildung von Berufsbildnern und die Qualitätssicherung<br />

in der Ausbildung. Doch wie andere im<br />

Kleinen erfolgreiche Initiativen der Entwicklungszusammenarbeit<br />

bewirkte auch die neue Berufslehre<br />

nicht den angestrebten Aufschwung bitterarmer<br />

Staaten – was freilich kein einzelnes Entwicklungsprojekt<br />

schafft.<br />

Mit der Formulierung der Millennium-Entwicklungsziele<br />

der UNO wurde die Linderung der Armut<br />

zum Hauptziel der Entwicklungszusammenarbeit.<br />

Swisscontact verlegte sich deshalb verstärkt darauf,<br />

in kurzen, einfach zugänglichen Kursen berufliche<br />

Grundfertigkeiten zu vermitteln. So sollen junge Berufsleute<br />

fähig werden, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen<br />

oder ihren eigenen Kleinbetrieb aufzubauen.<br />

Was die Projekte von Swisscontact seit den Sechzigerjahren<br />

bis heute zeigen, gilt auch in der Schweiz:<br />

Eine solide Ausbildung ist zwar noch keine Garantie<br />

für ein gutes Einkommen. Aber sie verbessert die<br />

Chancen deutlich, ein Leben lang für sich und seine<br />

Nächsten sorgen zu können.<br />

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Früh geknickt<br />

Es könnte so einfach sein: Auf die Schule folgt die Lehre, gekrönt vom<br />

Berufsabschluss. Doch viele Jugendliche kommen auf diesem Weg<br />

ins Rutschen. Für sie gibt es verschiedene Angebote – die wichtigsten<br />

im Überblick. Text: Amir Ali<br />

Zum Beispiel Kevin: Mit seinen<br />

schlechten Schulleistungen<br />

findet er keine Lehrstelle. Er<br />

verliert den letzten Rest an Motivation,<br />

seinen Eltern zuliebe besucht<br />

er das 10. Schuljahr, obwohl er keine<br />

Lust auf Unterricht hat. Bald<br />

wird Kevin zum Problemschüler, hat<br />

grosse disziplinarische Schwierigkeiten,<br />

stört den Schulbetrieb.<br />

Nach wenigen Monaten will ihn<br />

der Lehrer nicht mehr in der Klasse.<br />

Kevin hat an diesem heiklen Punkt<br />

Glück: Die Schulsozialarbeiterin<br />

wird eingeschaltet und sucht mit<br />

ihm einen Betrieb, in dem er ein<br />

Praktikum machen kann. Kevin<br />

blüht in der konkreten Arbeit plötzlich<br />

auf, zeigt gute Leistungen – und<br />

kann schliesslich die zweijährige<br />

Grundausbildung mit eidgenössischem<br />

Berufsattest (EBA) machen.<br />

Rund drei Viertel aller Jugendlichen<br />

in der Schweiz treten nach der<br />

obligatorischen Schulzeit direkt<br />

eine schulische oder berufliche<br />

Ausbildung an. Dies hält eine Studie<br />

im Auftrag des Bundesamts für Berufsbildung<br />

und Technologie von<br />

2007 fest. Der Grossteil der übrigen<br />

25 Prozent nimmt eine Zwischenlösung<br />

in Angriff, mehrheitlich in<br />

der Berufsbildung.<br />

In den meisten Kantonen existieren<br />

Brückenangebote. Diese können<br />

stärker schulischen Charakter<br />

haben oder eher praxisorientiert<br />

sein. Im Kanton Zürich gibt es beispielsweise<br />

das Berufsvorbereitungsjahr<br />

(BVJ). Es richtet sich an<br />

Jugendliche, die grundsätzlich eine<br />

Lehre machen können und wollen.<br />

Vier Profile sollen den verschiedenen<br />

Ursachen für die Probleme<br />

beim Übertritt Rechnung tragen:<br />

Eines fokussiert auf Lücken beim<br />

Schulstoff, ein anderes auf den Erwerb<br />

praktischer Fertigkeiten. Für<br />

Ausländer mit schlechten Sprachkenntnissen<br />

und für schulmüde<br />

Jugendliche gibt es spezielle Profile.<br />

Die Kosten für diese Brückenangebote<br />

variieren von Kanton zu<br />

Kanton, in der Regel können aber<br />

Stipendien beantragt werden.<br />

Auch die Arbeitslosenversicherung<br />

bietet mit den Motivationssemestern<br />

eine Zwischenlösung<br />

28 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


eim Übertritt von der Schule ins<br />

Berufsleben an. Sie sind hauptsächlich<br />

für Jugendliche gedacht,<br />

die schon länger als ein Jahr aus<br />

der Schule sind, wobei auch dies jeder<br />

Kanton leicht anders handhabt.<br />

Die sechs Monate bestehen aus Bildung,<br />

praktischer Arbeit und Bewerbungstraining.<br />

Am nächsten bei der Berufsbildung<br />

ist die Zwischenlösung der<br />

Vorlehre. Sie ist ideal für junge Leute,<br />

die zwar schon wissen, in welche<br />

Branche sie wollen, aber noch keine<br />

Stelle haben. Sie schliessen einen<br />

Vertrag mit dem Betrieb ab, in dem<br />

sie arbeiten. Daneben gehen sie in<br />

die Berufsfachschule. Das Ziel: die<br />

praktische Seite des künftigen Berufs<br />

kennenlernen, sich schulisch<br />

verbessern – und sich profilieren<br />

können, was die Chancen auf eine<br />

Lehrstelle steigert.<br />

Es gibt auch jene Jugendlichen,<br />

die während der Schulzeit derart<br />

Schwierigkeiten bekommen, dass<br />

sie die Schule aussetzen müssen.<br />

Gründe gibt es viele: Mobbing,<br />

Schulunlust, psychische Probleme,<br />

Stören in der Klasse. Der vorübergehende<br />

Schulausschluss wird oft<br />

durch ein sogenanntes Time-out-<br />

Programm aufgefangen. Dieses<br />

wird vom Amt verordnet oder kann<br />

auch freiwillig in Anspruch genommen<br />

werden. Oberstes Ziel: Die<br />

Schüler sollen zurück in die Regelklasse<br />

gehen können. Sie werden<br />

dazu anhand des regulären Lehrplans<br />

unterrichtet, sind jedoch individuell<br />

betreut.<br />

Fotos: Anthony Lee / Plainpicture, Ennio Leanza / Keystone<br />

Anzeige<br />

15 Berufe<br />

über 800 Lehrstellen<br />

Lehrbeginn 2016<br />

Ein gefährdetes Handwerk –<br />

schweizweit gibt es noch<br />

vier Schuhmacherlehrlinge.<br />

0848 85 8000<br />

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postjob@post.ch<br />

Erkunden, schnuppern, bewerben<br />

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JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 29


Rock Your Life<br />

Mentor Gabriel und<br />

sein Mentee Anojh<br />

aus Bern arbeiten<br />

mit den Rock-Your-<br />

Life-Unterlagen an<br />

der Zielbestimmung<br />

ihrer Mentoring-<br />

Beziehung.<br />

Foto: ZVG<br />

Text: Amir Ali<br />

Jugendliche sollen «nach den<br />

Sternen greifen», so die Vision<br />

von Rock Your Life. Die Organisation<br />

hat sich Bildungsgerechtigkeit,<br />

Chancengleichheit und den gesellschaftlichen<br />

Zusammenhalt auf<br />

die Fahne geschrieben – und will<br />

dies erreichen, indem sie beispielsweise<br />

den begabten Migrantenjungen<br />

mit dem BWL-Studenten zusammenbringt.<br />

Der Student wird<br />

zum Mentor, welcher hilft, die Berufswahl<br />

zu bewältigen und den<br />

Einstieg ins Berufsleben zu finden.<br />

Auf der anderen Seite erhält der<br />

BWL-Student einen Einblick in eine<br />

Welt, die ihm sonst verborgen bliebe.<br />

Studenten, die einen Schüler<br />

(Mentee) betreuen möchten, erhalten<br />

eine dreiwöchige Ausbildung<br />

zum Mentor. Die Zusammenarbeit<br />

des Schülers und des Studenten<br />

läuft dann über zwei Jahre. Die beiden<br />

Partner treffen sich alle ein bis<br />

zwei Wochen. Während des Mentorings<br />

werden die Mentoren von der<br />

Organisation betreut.<br />

Die Fachrichtungen der engagierten<br />

Studierenden sind gemischt,<br />

am besten ist Psychologie<br />

vertreten, in St. Gallen sind besonders<br />

viele Wirtschaftsstudierende<br />

mit von der Partie. Die ersten Mentorings<br />

fanden 2013 statt, inzwischen<br />

haben rund 100 Partnerschaften<br />

begonnen oder sind<br />

bereits abgeschlossen. 100 weitere<br />

werden im Herbst dieses Jahres<br />

starten. Rock Your Life arbeitet mit<br />

Partnerschulen in Brennpunkt-<br />

Quartieren zusammen, aktuell in<br />

Freiburg, Bern, Zürich und St. Gallen,<br />

im Aufbau sind Standortbüros<br />

in Winterthur und Basel. Wer mitmachen<br />

möchte – ob als Mentor<br />

oder als Schülerin oder Schüler –,<br />

findet auf der Website den Kontakt<br />

zum nächsten Rock-Your-Life-Büro.<br />

schweiz.rockyourlife.org<br />

30 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Das Bildungssystem der Schweiz<br />

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNG<br />

Eidg. Diplom<br />

Eidg. Fachausweis<br />

BERUFS- UND<br />

HÖHERE FACHPRÜFUNGEN<br />

Eidg. Berufsattest<br />

BETRIEBE,<br />

BERUFSFACHSCHULEN,<br />

ÜBERBETRIEBLICHE KURSE<br />

HÖHERE BERUFSBILDUNG<br />

Diplom HF<br />

HÖHERE FACHSCHULEN<br />

Eidg. Fähigkeitszeugnis<br />

BETRIEBE, BERUFSFACHSCHULEN,<br />

ÜBERBETRIEBLICHE KURSE<br />

Master<br />

Bachelor<br />

FACHHOCHSCHULEN<br />

Berufsmaturität<br />

HOCHSCHULEN<br />

Master<br />

Bachelor<br />

PÄDAGOGISCHE<br />

HOCHSCHULEN<br />

Fachmaturität<br />

FMS Ausweis<br />

FACHMITTELSCHULEN<br />

PhD/Doktorat<br />

Master<br />

Bachelor<br />

UNIVERSITÄTEN<br />

ETH<br />

Gymnasiale Maturität<br />

GYMNASIEN<br />

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNG<br />

TERTIÄRSTUFE<br />

SEKUNDARSTUFE II<br />

BERUFLICHE GRUNDBILDUNG<br />

ALLGEMEIN BILDENDE SCHULEN<br />

BRÜCKENANGEBOTE<br />

OBLIGATORISCHE SCHULE<br />

Quelle: SBFI <strong>2015</strong>


Die Lehre<br />

ist erst<br />

der Anfang<br />

Die Lehre ist längst mehr als eine Berufsausbildung.<br />

Sie ist auch Startrampe zur höheren Berufsbildung<br />

und zum Studium an der Fachhochschule.<br />

Text: Stefan Michel Fotos: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

Ich will arbeiten», ist das Argument<br />

vieler, die sich für eine Berufslehre<br />

und gegen eine Mittelschule<br />

entscheiden. Die Arbeit in<br />

einem Betrieb, der Kontakt mit der<br />

Erwachsenenwelt, der Lehrlingslohn,<br />

sie machen die Lehre für viele<br />

attraktiv. Und es ist längst nicht<br />

mehr so, dass man sich mit der<br />

Lehre gegen ein Studium entscheidet.<br />

Mit dem Besuch des Gymnasiums<br />

halte man sich alle Möglichkeiten<br />

offen, heisst es seit Langem.<br />

Dabei trifft das auf die Berufslehre<br />

mit Berufsmaturität noch<br />

mehr zu. Man kann nach dem Lehrabschluss<br />

auf seinem erlernten Beruf<br />

arbeiten oder an einer Fachhochschule<br />

studieren. So wird aus<br />

der Gärtnerin eine Landschaftsarchitektin,<br />

aus dem Kaufmann ein<br />

diplomierter Fachmann für Kommunikation<br />

und aus einer Elektronikerin<br />

eine Kindergärtnerin, wie die<br />

Beispiele zeigen. >>><br />

Von der Gärtnerin zur<br />

Landschaftsarchitektin<br />

Yvonne Keller<br />

33, Zürich<br />

Für mich war immer klar, dass ich<br />

im «grünen Bereich», das heisst mit<br />

Pflanzen, arbeiten wollte. Also<br />

machte ich in einer grossen Gärtnerei<br />

eine Lehre zur Topfpflanzen- und<br />

Schnittblumengärtnerin. Die Lehre<br />

war eine super Zeit, aber extrem anstrengend.<br />

Weil wir unsere Pflanzenerde<br />

selber mischten, schaufel-<br />

32 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


te ich manchmal tagelang Erde.<br />

Und in der Hochsaison im Frühling<br />

machten auch wir Lernenden viele<br />

Überstunden, dafür hatte ich jedes<br />

Jahr acht Wochen Ferien.<br />

Nach der Lehre arbeitete ich<br />

fünf Jahre im gleichen Bereich.<br />

Aber ich fühlte mich geistig unterfordert.<br />

Ich verspürte keine Lust,<br />

mein ganzes Berufsleben im Gewächshaus<br />

oder auf der Baustelle<br />

zu verbringen. Ich holte in zwei Jahren<br />

berufsbegleitend die technische<br />

Berufsmatur nach und studierte<br />

dann an der Hochschule für<br />

Technik Rapperswil Landschafts-<br />

architektur. Das Studium war spannend,<br />

und ich profitierte von meiner<br />

Berufserfahrung in der Pflanzenzucht.<br />

Zudem war ein Teil des Stoffs<br />

für mich Wiederholung.<br />

Ich war im ersten Jahrgang, der<br />

nach Master-Bachelor-System<br />

Landschaftsarchitektur studierte.<br />

Im Vergleich zum alten Studiengang<br />

dauerte es bis zum Bachelor<br />

ein halbes Jahr weniger lang. Darum<br />

hiess es damals, ich mache besser<br />

den Master, wenn ich als Landschaftsarchitektin<br />

ernst genommen<br />

werden wolle. Heute weiss ich, dass<br />

das nicht unbedingt nötig ist.<br />

Ich würde auf jeden Fall wieder über<br />

die Lehre in den Beruf einsteigen,<br />

doch würde ich die BMS während<br />

der Lehre machen. Damit wäre ich<br />

schneller an der Hochschule gewesen<br />

und hätte meine Ausbildung<br />

nicht erst mit 29 abgeschlossen.<br />

Denn für mich war immer klar, dass<br />

ich noch einige Jahre im Beruf arbeiten<br />

möchte, bevor die Familie<br />

kommt. Gut war für mich, dass ich<br />

schon im Praktikum während des<br />

Studiums zu der Firma stiess, für<br />

die ich auch heute, nach dem Master-Abschluss<br />

und einer einjährigen<br />

Weltreise, wieder arbeite.<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 33


Technische Berufslehren sind<br />

eine wertvolle Vorbereitung auf ein<br />

Ingenieurstudium – etwa vom Maurer<br />

zum Bauingenieur. Wer während<br />

oder nach der Lehre neue Interessen<br />

entwickelt, kann das Fach<br />

wechseln oder den Vorbereitungskurs<br />

für die Aufnahmeprüfung an<br />

einer Uni oder der ETH absolvieren,<br />

die sogenannte Passerelle. Wer die<br />

Aufnahmeprüfung besteht, kann an<br />

jeder Schweizer Uni oder ETH studieren.<br />

Eine Möglichkeit zwischen<br />

Berufsmatur und Gymnasium ist<br />

die Fachmittelschule, die es an verschiedenen<br />

Orten und in verschiedenen<br />

Richtungen gibt: Gesundheit,<br />

Soziale Arbeit, Pädagogik,<br />

Kommunikation und Information<br />

(Angewandte Linguistik), Gestaltung<br />

und Kunst, Musik und Theater,<br />

Angewandte Psychologie.<br />

Immer mehr Wege führen zur<br />

Matur, aber auch für mehr Berufe<br />

als früher wird die Matur verlangt.<br />

Etwa für die Ausbildung zum Kindergärtner<br />

oder zur Physiotherapeutin.<br />

Es lohnt sich also in jedem<br />

Fall, sich frühzeitig Gedanken über<br />

eine Maturitätsschule zu machen.<br />

Die Matur erst nach dem Lehrabschluss<br />

nachzuholen, ist ebenfalls<br />

kein Problem – sofern man fähig ist,<br />

effizient zu lernen und das Gelernte<br />

in der Prüfungssituation wiederzugeben.<br />

Eines haben jedoch alle<br />

Wege zur höheren Bildung gemeinsam:<br />

Sie führen über den erhöhten<br />

Lerneinsatz.<br />

>>><br />

Vom Versicherungskaufmann<br />

zum Chefredaktor<br />

Romeo Hutter<br />

38, Rüschlikon ZH<br />

Eigentlich wollte ich eine handwerkliche<br />

Lehre machen. Ich schnupperte<br />

als Schreiner, Maurer, Zeichner<br />

und noch mehr. Aber alle diese<br />

Berufe waren mir zu einseitig.<br />

Schliesslich machte ich das KV bei<br />

einer Versicherung. Nach der Lehre<br />

arbeitete ich Teilzeit in einem Jugendtreff<br />

und jobbte daneben auf<br />

meinem Beruf als Versicherungskaufmann.<br />

Immer noch einen handwerklichen<br />

Beruf vor Augen, wollte<br />

ich eine Zweitausbildung zum<br />

Bootsbauer machen, der Betrieb<br />

zog sich jedoch im letzten Moment<br />

vom Versprechen eines Lehrvertrags<br />

zurück.<br />

Durch meine Tätigkeit in der Jugendarbeit<br />

kam ich auf die Idee, soziokulturelle<br />

Animation zu studieren.<br />

Da wäre ich wohl sogar ohne<br />

Matur aufgenommen worden, war<br />

aber mit 22 Jahren noch zu jung. Da<br />

entschied ich mich, die technische<br />

Berufsmaturität nachzuholen, um<br />

mir die Möglichkeit eines Fachhochschulstudiums<br />

zu eröffnen. An<br />

vier Tagen ging ich zur Schule, dreimal<br />

wöchentlich war ich abends im<br />

Jugendtreff. Lernen fällt mir leicht,<br />

darum war das Jahr an der Berufsmittelschule<br />

(BMS) ziemlich locker.<br />

Weil ich in der Jugendarbeit die<br />

Öffentlichkeitsarbeit kennen- und<br />

schätzen gelernt hatte, entschied<br />

ich mich für das damals neue Stu-<br />

Inserat-Fritz-Fraenzi.indd 1 04.<strong>05</strong>.15 13:49


dium Journalismus und Kommunikation<br />

an der ZHAW Winterthur. Zudem<br />

war ich sicher, dass mir das<br />

mehr Arbeitsmöglichkeiten offenlässt<br />

als eine Ausbildung in sozialer<br />

Arbeit. Das Studium war einiges intensiver<br />

als die BMS. Technik und<br />

Wissenschaft interessieren mich<br />

seit je, weshalb ich mich für die<br />

Fachrichtung Technik entschieden<br />

hatte und so neben den Kommunikationsfächern<br />

auch Lektionen<br />

etwa in Physik besuchen konnte.<br />

Besonders Ende Semester war es<br />

oft heftig, mit vielen Prüfungen und<br />

Arbeiten. Es gab aber auch lockere<br />

Zeiten, und das Ende des dreijährigen<br />

Studiums war stets absehbar.<br />

Mit dem Diplom als Kommunikator<br />

FH schloss ich das Studium ab.<br />

Zum Studium gehörten zwei<br />

Praktika, ein kurzes von einem Monat<br />

und ein langes von drei Monaten.<br />

Das lange absolvierte ich bei<br />

«Publisher», der Schweizer Fachzeitschrift<br />

für Publishing und Digitaldruck.<br />

Ich blieb mit dem Verleger<br />

in Kontakt und ein halbes Jahr<br />

nach meinem Abschluss bot er mir<br />

eine Stelle auf der Redaktion an. Inzwischen<br />

bin ich Chefredaktor und<br />

habe die Vielseitigkeit im Job, die<br />

ich immer wollte: Ich schreibe selber<br />

Artikel, koordiniere die Arbeit<br />

der anderen Redaktoren und freien<br />

Mitarbeiter und entwickle das Magazin<br />

inhaltlich weiter. Ich bin frei in<br />

meinen Arbeitszeiten, kann auch zu<br />

Hause arbeiten, was für mich als<br />

Vater von zwei Kindern ein grosser<br />

Vorteil ist.<br />

DIE KV-LEHRE<br />

Kontaktadresse:<br />

Personalamt Kanton Zürich<br />

Kaufmännische Berufsbildung<br />

Walcheplatz 1, Postfach<br />

8090 Zürich<br />

Telefon 043 259 33 58<br />

kvlernende@pa.zh.ch<br />

lehrlinge.zh.ch<br />

Bei uns sind folgende Ausbildungstypen<br />

möglich:<br />

3 Jahre Kauffrau/Kaufmann<br />

– Profil B (Basis)<br />

– Profil E (Erweitert)<br />

– Profil M (Berufsmatura)<br />

Für die Profile E und M erwarten wir<br />

Sekundar-schule A.<br />

Das Profil B erfordert gute<br />

Leistungen in der Sekundarschule B.<br />

Während deiner Ausbildungszeit bei<br />

der kantonalen Verwaltung<br />

durchläufst du verschiedene Organisationseinheiten<br />

wie z.B.:<br />

– Gerichte<br />

– Berufsschulen<br />

– Universität und Fachhochschulen<br />

– Sozialstellen<br />

– Staatsanwaltschaften<br />

– Strassenverkehrsamt<br />

– Finanzabteilungen<br />

Wir bieten dir während der<br />

Ausbildung zusätzlich:<br />

– Einführungskurs<br />

– Lehrlings-Events<br />

– lndividuelle Standortbestimmungen<br />

– Sprachaufenthalt<br />

– lnterne und überbetriebliche<br />

Kurse<br />

– Projekttage<br />

– Lehrabschluss-Vorbereitung<br />

Wenn dich eine breite, individuelle und vielseitige Ausbildung interessiert, bewerbe dich auf dem Postweg mit<br />

folgenden Unterlagen:<br />

Bewerbungsschreiben Lebenslauf mit Foto Alle Zeugniskopien der Oberstufe Multicheck/Stellwerk


36 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Von der Multimedia- Elektronikerin zur<br />

Studentin Kindergarten/Unterstufe<br />

Ramona Hug<br />

22, Russikon ZH<br />

Ich wollte unbedingt eine Lehre mit<br />

Berufsmaturität machen, um danach<br />

nicht an einen einzigen Beruf<br />

gebunden zu sein. Ich hatte zwar<br />

die Aufnahmeprüfung für das Gymnasium<br />

bestanden, entschied mich<br />

aber für die Lehre als Multimedia-<br />

Elektronikerin, weil ich sie beim tpc,<br />

einer Tochtergesellschaft der SRG,<br />

machen konnte. Zu Technik hatte<br />

ich keinen besonderen Bezug, aber<br />

Radio und Fernsehen faszinierten<br />

mich schon als Kind. Die Lehre war<br />

eine coole Zeit. Manchmal dachte<br />

ich zwar: Die Lehrabschlussprüfung<br />

schaffe ich nie, warum bin ich nicht<br />

ans Gymnasium? Aber schliesslich<br />

ging es gut, und auch die Berufsmatur<br />

schaffte ich problemlos.<br />

Das tpc führt eine Lehrwerkstatt.<br />

Ausser dem Chef arbeiten da<br />

nur Lernende. Wenn irgendwo ein<br />

Computer oder ein Gerät der Unterhaltungselektronik<br />

nicht funktionierte<br />

oder installiert werden musste,<br />

waren wir zuständig. Wir hatten<br />

auch individuelle Projekte: Einmal<br />

montierte ich Dutzende LED-Lämpchen<br />

in ein Kostüm und programmierte<br />

sie so, dass sie blinkten.<br />

Nach der Lehre bot mir das tpc<br />

eine Stelle als Bildtechnikerin an.<br />

Ich war verantwortlich dafür, dass<br />

in Sendungen alle Kameras und TV-<br />

Monitore richtig eingestellt waren.<br />

Doch schon da war mir klar, dass<br />

ich studieren wollte. Tiefer in die<br />

Technik wollte ich nicht, weshalb<br />

Elektrotechnik wegfiel, und nur ein<br />

Thema, zum Beispiel Biologie, war<br />

mir zu einseitig.<br />

Weil ich gerne mit Kindern arbeite,<br />

etwa als Jungscharleiterin und<br />

Babysitterin, machte ich die Aufnahmeprüfung<br />

der Pädagogischen<br />

Hochschule Zürich. Seit einem Jahr<br />

bin ich im Studiengang Kindergarten/Unterstufe.<br />

Von Sport über<br />

Bildnerisches Gestalten bis Mathe<br />

und Didaktik habe ich einen breiten<br />

Fächerkatalog. Das gefällt mir, weil<br />

mich vieles interessiert. Im Moment<br />

finde ich es extrem anstrengend,<br />

viel härter als Schule und Lehre.<br />

Aber ich bin sicher, dass ich auf<br />

dem richtigen Weg bin, und freue<br />

mich auf das Unterrichten.<br />

Berufsporträt<br />

FaBe Kinderbetreuung:<br />

gesuchte Fachpersonen<br />

Kinderbetreuung gehört zu den beliebtesten Berufs zielen<br />

junger Frauen. Seit der Einführung des Berufs Fachfrau/Fach -<br />

mann Betreuung und dem Ausbau von Betreuungsangeboten<br />

hat die Nachfrage nach ausgebildeten FaBe enorm zugenommen.<br />

Der Beruf Fabe wird in einer von drei Richtungen<br />

abgeschlossen: Fachrichtung Kinder, Behinderte, Betagte.<br />

FaBe (Kinderbetreuung) werden überall in der professionellen<br />

familienergänzenden Kinderbetreuung eingesetzt. Sie arbeiten in<br />

Einrichtungen für Kinder, vorwiegend für Kinder im Vorschulalter.<br />

Zunehmend werden auch Arbeitsplätze im schulergänzenden<br />

Betreuungsbereich geschaffen.<br />

Das Kind im Fokus<br />

Im Zentrum des Berufsauftrags stehen das Kind und die Kindergruppe.<br />

FaBe gestalten mit ihnen den Tagesablauf, leiten Einzelund<br />

Gruppenaktivitäten und richten eine anregende Umgebung<br />

ein. Kinder sollen möglichst selbstständig tätig werden können.<br />

Bei allen Aktivitäten achten FaBe auf die entwicklungsbedingten<br />

und individuellen Eigenschaften der Kinder und Kindergruppe.<br />

und Beziehungsfähigkeit gefragt. In der Arbeit mit den Kindern<br />

wie auch in der Team- und Elternarbeit spielen Belastbarkeit und<br />

Reflexionsfähigkeit eine wichtige Rolle.<br />

Berufliche Weiterentwicklung<br />

Mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ stehen die Türen<br />

für die berufliche Weiterentwicklung offen. Höhere Fachschulen<br />

eröffnen Berufskarrieren im Sozial-, Erziehungs- und Beratungsbereich,<br />

in der höheren Berufsbildung sowie in angrenzenden<br />

Berufsfeldern.<br />

Persönliche Kompetenzen sind der Schlüssel<br />

bke Bildungszentrum Kinderbetreuung<br />

Wie in allen sozialen Berufen sind grosse Sozialkompetenzen, Siewerdtstr. 7, 8<strong>05</strong>0 Zürich, info@bke.ch<br />

fachspezifisches JUNI Wissen <strong>2015</strong> und BERUFSWAHL-SPEZIAL eine differenzierte Wahrnehmungs- FaBe allgemein: www.savoirsocial.ch<br />

37


Unverhoffte Karrieren<br />

Es muss nicht das Gymi sein: Wer Ehrgeiz und Leidenschaft an den<br />

Tag legt, kommt in vermeintlich unattraktiven Berufen schnell weiter.<br />

Text: Amir Ali<br />

Du gehst ins Gymi», bekommen<br />

viele Teenager spätestens gegen<br />

Ende der obligatorischen<br />

Schulzeit von den Eltern zu hören.<br />

Das nimmt mittlerweile absurde<br />

Ausmasse an: «Es hat viele, die auf<br />

gerade einmal 10 oder 12 von maximal<br />

75 Punkten kommen», fasst<br />

eine Lehrerin zusammen, die diesen<br />

Frühling Eintrittsprüfungen ins<br />

Kurzzeitgymi korrigierte.<br />

Viele Eltern sehen den akademischen<br />

Weg nach wie vor als einzigen<br />

Weg zum Erfolg für ihre Sprösslinge.<br />

Dabei geht vergessen, dass die<br />

Schweizer Arbeitswelt heute durchlässiger<br />

ist denn je. Und während<br />

Akademiker häufig erst um die 30<br />

den eigentlichen Eintritt ins Berufsleben<br />

schaffen, können Absolventen<br />

einer Berufslehre schon früh an<br />

ihrer Karriere arbeiten. «Grundsätzlich<br />

ist es so, dass in Branchen,<br />

in denen ausgebildete Berufsleute<br />

selten sind, leichter Karriere zu machen<br />

ist», sagt Carla Mom, Leiterin<br />

des Berufsinformationszentrums<br />

Zürich Oerlikon.<br />

Zum Beispiel Werner. Er hat in einem<br />

Grossbetrieb die Lehre zum<br />

Strassentransportfachmann gemacht<br />

– so der offizielle Titel des<br />

Lastwagenchauffeurs. Werner stellte<br />

sich gut an und zeigte die Bereitschaft,<br />

sich weiterzubilden. Heute<br />

ist er 35, vor fünf Jahren hat er die<br />

Firma von seinem Lehrmeister<br />

übernommen.<br />

Durchstarten nach der Lehre<br />

Ehrgeiz und Leidenschaft: Wer diese<br />

Eigenschaften mitbringt, kann<br />

auch in scheinbar weniger attraktiven<br />

Branchen schnell zu einem gut<br />

bezahlten Job mit viel Verantwortung<br />

und Gestaltungsspielraum<br />

kommen. «Ein junger Mensch kann<br />

sich innert fünf Jahren im Detailhandel<br />

stark entwickeln», sagt Sven<br />

Sievi, Geschäftsführer von Bildung<br />

Detailhandel Schweiz, der Dachorganisation<br />

für die Grund- und Weiterbildung<br />

in der Branche.<br />

Sievi rechnet ein imaginäres und<br />

typisiertes Beispiel vor: Nach Abschluss<br />

der Lehre zum Detailhandelsfachmann<br />

kommt der Beispielfall<br />

auf ein Bruttojahresgehalt von<br />

52 000 Franken. In den folgenden<br />

zwei Jahren durchläuft er zwei interne<br />

Förderprogramme und wird<br />

stellvertretender Geschäftsführer<br />

einer grossen Verkaufsstelle, der<br />

Jahreslohn steigt auf 66 300 Franken.<br />

Nochmals zwei Jahre später<br />

hat er die aufwendige Weiterbildung<br />

zum Detailhandelsspezialisten<br />

mit eidgenössischer Berufsprüfung<br />

absolviert, übernimmt eine<br />

Verkaufsstelle, ist für zehn bis<br />

zwanzig Mitarbeitende verantwortlich<br />

und verdient 78 000 Franken<br />

oder mehr pro Jahr. Für die Zukunft<br />

bleibt die Höhere Fachprüfung Detailhandelsmanager,<br />

die finanziellen<br />

Aussichten steigen auf rund<br />

110 000 bis 130 000 Franken pro<br />

Jahr.<br />

Vom Gebäudereiniger<br />

zum Manager<br />

Es gibt weitere solche verkannte<br />

Berufszweige, die unverhoffte Karrieremöglichkeiten<br />

bergen. Allpura,<br />

der Verband Schweizerischer Reinigungsunternehmer,<br />

rechnet zum<br />

Beispiel vor: Nach dem Lehrabschluss<br />

mit 19 Jahren hält der Gebäudereiniger<br />

sein eidgenössisches<br />

Fähigkeitszeugnis in den<br />

Händen und verdient nach Deutschschweizer<br />

Gesamtarbeitsvertrag<br />

jährlich mindestens 54 536 Franken<br />

brutto. In der Reinigungsbranche<br />

werden ausgebildete Fachkräfte<br />

rasch mit Führungsaufgaben betraut,<br />

bald übernimmt unser Beispielfall<br />

die Verantwortung für einzelne<br />

Objekte und Gebäude oder<br />

eine Arbeitsgruppe mit durchschnittlich<br />

drei bis fünf Mitarbeitenden.<br />

Ein paar Jahre später, mit<br />

38 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


und Mitte zwanzig, wird er als<br />

Teamleiter eingesetzt. Er weist seine<br />

Leute am Arbeitsplatz an und ist<br />

für deren Arbeit bei den verschiedenen<br />

Auftraggebern verantwortlich.<br />

Dadurch angespornt, macht der<br />

Beispielfall die höhere Fachprüfung<br />

zum diplomierten Gebäudereiniger.<br />

Dies befähigt ihn, für seinen Betrieb<br />

eine Abteilung mit 20 bis 40 Kunden<br />

selbständig zu leiten – Jahreslohn<br />

85 000 Franken brutto. Er ist<br />

Ansprechpartner für die Kunden,<br />

kontrolliert die Arbeit seiner Teams<br />

am Gebäude und ist für die Einhaltung<br />

der Verträge verantwortlich.<br />

Zusätzlich führt er seine Mitarbeitenden<br />

ein und coacht sie in regelmässigen<br />

Abständen. Auch hier ist<br />

der weitere Weg nach oben offen.<br />

Wer sich entsprechend weiterbildet<br />

und das Flair hat, hat gute Chancen<br />

auf einen Platz im mittleren Kader<br />

und den entsprechenden Jahreslohn<br />

in der Grössenordnung von<br />

150 000 Franken.<br />

«Die Bereitschaft zur Weiterbildung<br />

ist zentral, um aus einer nicht<br />

allzu spezialisierten Grundbildung<br />

heraus Karriere machen zu können»,<br />

sagt Carla Mom. «Oft muss<br />

man sich auch besonders anstrengen.<br />

Man darf vor langen Arbeitszeiten<br />

nicht zurückschrecken und<br />

braucht Leidenschaft für das, was<br />

man tut.»<br />

Es muss also nicht immer das<br />

Gymi sein – wer seinen Begabungen<br />

folgt und nach oben will, der<br />

kann in einem vermeintlich unattraktiven<br />

Beruf unverhoffte Wege<br />

finden.<br />

Foto: ZVG<br />

Neue Berufslehre in der Welt des Verkehrs<br />

Die Ausbildung «Fachfrau/Fachmann öffentlicher<br />

Verkehr EFZ» ermöglicht angehenden<br />

Lernenden den ersten Schritt in<br />

den Bereich des öffentlichen Verkehrs.<br />

Viele interessante Arbeiten warten auf die angehenden<br />

Fachleute öV. Dazu gehören unter<br />

anderem den direkten Kundenkontakt im<br />

Zug und an den Haltestellen zu pfl egen, den<br />

Betriebsablauf vor Ort sicherzustellen sowie<br />

den Einsatz von Personal und Fahrzeugen zu<br />

planen und zu koordinieren. In dieser neuen<br />

dreijährigen Ausbildung lernen die Berufseinsteiger<br />

die praktischen Arbeiten im Betrieb<br />

von Bahn, Bus oder Tram kennen.<br />

Schwerpunkte setzen<br />

Für das letzte Lehrjahr können die Lernenden<br />

zwischen den Schwerpunkten Zugbegleitung<br />

und Planung wählen. Im Schwerpunkt<br />

Zugbegleitung lernen die angehenden<br />

Fachleute öV in Alltagssituationen und bei<br />

besonderen Ereignissen (etwa bei Events)<br />

professionell zu handeln und die Kundenbetreuung<br />

vor Ort sicherzustellen. Im Schwerpunkt<br />

Planung wird das Wissen in der Erstellung<br />

von Fahrplänen sowie der Einteilung<br />

von Personal und Fahrzeugen vertieft. Weiter<br />

werden die Lernenden in der Planung für<br />

anspruchsvolle Arbeiten in der Organisation<br />

von Betriebsänderungen (etwa bei Umleitungen)<br />

eingesetzt.<br />

Zusammenarbeit mit Partnerfirmen<br />

Der Ausbildungsverbund login Berufsbildung<br />

AG bietet diese abwechslungsreiche<br />

Ausbildung ab dem Sommer <strong>2015</strong> zum<br />

ersten Mal an. login schafft ein Gleichgewicht<br />

zwischen Theorie und Praxis in der Ausbildungswelt.<br />

Dies in enger Zusammenarbeit mit<br />

über 60 Firmen aus dem öffentlichen Verkehr.<br />

www.login.org/floev<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 39<br />

314_7013_PR_fritz und fraenzi_190x123 mit filet_coated_RZ.indd 1 29.04.15 11:03


Berufe im Wandel<br />

Kaum einen Beruf, den es vor zehn Jahren gegeben hat,<br />

gibt es heute noch. Berufsberaterin Eva Holzmann weiss,<br />

welche Berufslehren Zukunft haben – und welche nicht.<br />

Text: Adrian Soller<br />

Wer Geigenbauer<br />

werden<br />

will, muss ein<br />

Streichinstrument<br />

spielen können.<br />

Foto: Martin Ruetschi / Keystone<br />

Unsere Gesellschaft verändert<br />

sich ständig – und mit ihr unsere<br />

Berufe», sagt Eva Holzmann<br />

vom Laufbahnzentrum der<br />

Stadt Zürich. Fast alle Bezeichnungen<br />

der Berufslehren mit eidgenössischem<br />

Fähigkeitsausweis (EFZ)<br />

hätten die Berufsverbände in den<br />

vergangenen zehn Jahren ausgetauscht,<br />

erklärt die Berufsberaterin.<br />

Mal bedeuten die Namensänderungen<br />

nur kleine Anpassungen des<br />

Berufsbildes, mal reflektieren sie<br />

tiefgreifende technische, soziale<br />

oder gesetzliche Entwicklungen.<br />

Ein Trend, der schon viele Berufe<br />

verschwinden und neue entstehen<br />

liess, ist die Fusion von Berufen. Die<br />

Ausbildungen etwa des Dachdeckers,<br />

Flachdachbauers, des Fassadenmonteurs,<br />

des Gerüstmonteurs<br />

sowie des Storenmonteurs sind zu<br />

jener des Polybauers oder des Polybaupraktikers<br />

verschmolzen. Die<br />

Berufe der Elektro- und Maschinenmechaniker<br />

sind im Beruf Polymechaniker<br />

aufgegangen, und der Bäcker-Konditor<br />

fusionierte mit dem<br />

Konditor-Confiseur zum Bäcker-<br />

Konditor-Confiseur. Eva Holzmann<br />

kann sich vorstellen, dass sich dieser<br />

Trend noch weiter fortsetzt.<br />

«Gut möglich», sagt sie, «dass die<br />

Pflästererlehre dereinst in einer<br />

Ausbildung des Bauhauptgewerbes<br />

aufgehen wird.»<br />

Trendwende bei Handarbeit?<br />

Nicht nur das Setzen von Pflastersteinen<br />

ist weniger gefragt als früher,<br />

auch andere traditionelle<br />

Handwerkskünste verschwinden<br />

allmählich. Gefährdet sind beispielsweise<br />

die Berufslehren des<br />

Geigenbauers, des Graveurs oder<br />

40 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


des Schuhmachers. Jene Lehren<br />

absolvieren schweizweit nur noch je<br />

drei bis vier Lernende. «Die Überlebenschancen<br />

dieser Berufe sind<br />

aber», ergänzt Holzmann, «schwer<br />

abzuschätzen.»<br />

Die Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin<br />

vermutet bei einigen<br />

Traditionsberufen schon bald einen<br />

Gegentrend. Gerade der Schuhmacher<br />

ist wohl in Zukunft wieder eher<br />

gefragt. Ob Massschuhe oder Spezialschuhe,<br />

ob Reparaturen oder<br />

kleinorthopädische Korrekturen:<br />

Das Bedürfnis nach qualitativ hochstehender<br />

Handarbeit dürfte eher<br />

wieder zunehmen.<br />

Ein anderer Megatrend, der immer<br />

noch anhält, ist die Digitalisierung.<br />

In den Neunzigern entstand<br />

wegen dieser Entwicklung nicht nur<br />

der Beruf des Informatikers. Die Digitalisierung<br />

hat fast alle Berufsbilder<br />

verändert. Seit vergangenem<br />

Jahr können Kreative zum Beispiel<br />

eine Lehre als Interactive Media Designer<br />

machen. Die technisch versierten<br />

Fachmänner und Fachfrauen<br />

planen Websites, Apps, soziale<br />

Foren, soziale Netze oder Benutzeroberflächen<br />

von Billettautomaten.<br />

Neue Ausbildungen in Sicht<br />

Auch der Professionalisierungstrend<br />

bei den Ausbildungen schafft<br />

neue Berufe. Von Systemgastronomiefachleuten<br />

über Fachangestellte<br />

im öffentlichen Verkehr bis hin zu<br />

Experten im Kundendialog oder<br />

Fachleuten in der Bewegungs- und<br />

Gesundheitsförderung: «Wir können<br />

heute Berufe erlernen, in denen<br />

es bis vor Kurzem keine Abschlüsse<br />

auf Stufe der Grundbildung gab»,<br />

erklärt Holzmann und ergänzt:<br />

«Diese eidgenössisch anerkannten<br />

Lehrabschlüsse sind auf dem Arbeitsmarkt<br />

oft sehr gefragt.»<br />

Berufe der Zukunft vermutet<br />

Holzmann unter anderem im<br />

Dienstleistungsbereich und in der<br />

Ökologie. «Gut möglich», sagt sie,<br />

«dass Jugendliche irgendwann<br />

Fachmann beziehungsweise Fachfrau<br />

Umwelt lernen können.» Für<br />

welchen Beruf sich die Jugendlichen<br />

von heute oder morgen auch<br />

immer entscheiden mögen, eines<br />

sei klar: «Lebenslanges Lernen ist<br />

mehr als ein Schlagwort.» Denn:<br />

Die Konstante bleibe der Wandel.<br />

So sehen heute<br />

Abschlussprüfungen aus.<br />

Werde Zimmermann!<br />

Eine Lehre als Zimmermann/Zimmerin bringt<br />

dich weiter. Und öffnet dir nach der Grundausbildung<br />

die Türe zu vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

und interessanten<br />

Spezialgebieten. Langweilig wird es dir nie:<br />

Technik, Kreativität, traditionelles Handwerk<br />

und ein natürlicher Baustoff sorgen für viel Abwechslung<br />

im Berufsalltag. Du arbeitest gerne<br />

im Freien, Teamwork macht dir Spass und du<br />

hast ein gutes Vorstellungsvermögen? Gute<br />

Aussichten, in dir steckt ein Zimmermann!<br />

www.lehre-holzbau.ch<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 41


Berufswelten<br />

Ob als Matrose, als Bestatter oder im Opernhaus:<br />

Weitblick in der Berufswahl lohnt sich.<br />

Drei Berufsporträts. Text: Adrian Soller Fotos: Ornella Cacace / 13 Photo<br />

42 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Marvin Gutjahr<br />

schwärmt von der<br />

Matrosen-Lehre:<br />

«Man kriegt Geld fürs<br />

Rummkommen.»<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 43


Jan Rossi<br />

21, KV-Lehrling im<br />

Opernhaus, Zürich<br />

Marvin Gutjahr<br />

20, Matrose, Basel<br />

«Einfach alles», antwortet Marvin<br />

Gutjahr auf die Frage, was ihm an<br />

seiner Lehre gefalle. Der 20-jährige<br />

Basler, der Wellen mit einem Urlaubsgefühl<br />

verbindet, lernt «Matrose<br />

der Binnenschifffahrt». Damit<br />

ist der Erstlehrjahrstift einer von<br />

sieben Schweizerinnen und Schweizern,<br />

die diese eidgenössisch anerkannte<br />

Berufslehre derzeit absolvieren.<br />

An Bord unterhält sich der Lehrling<br />

der Kreuzfahrtgesellschaft<br />

FleetPro River täglich mit Passagieren.<br />

Auch bindet er das Schiff fest,<br />

putzt oder belädt es. «Nicht immer<br />

macht es Spass, wenn einem der<br />

Regen auf den Nacken prasselt»,<br />

sagt Gutjahr. Doch wirklich schlimm<br />

sei selbst das nicht. Ihn stören nicht<br />

einmal die etwas langen Arbeitstage.<br />

«Schliesslich habe ich dafür<br />

alle sechs Wochen zwei Wochen Ferien»,<br />

erklärt er.<br />

Lieber, als in der Schule «Maschinenkunde»<br />

zu büffeln, fährt Gutjahr<br />

mit seiner «super Crew» von Nürnberg<br />

nach Budapest. «Man kriegt<br />

Geld fürs Rumkommen», schwärmt<br />

er. Klar: Hätte er eine Freundin,<br />

könnten sie sich nicht ständig sehen.<br />

«Selbst das wäre aber nicht nur<br />

schlecht», meint er lachend.<br />

Wer ans Zürcher Opernhaus denkt,<br />

denkt an üppige Inszenierungen,<br />

vielleicht auch an nicht enden wollende<br />

Ballettabende. Jan Rossi aber<br />

sieht im Opernhaus noch etwas anderes:<br />

einen Lehrbetrieb. Und nicht<br />

irgendeinen. Für den Drittlehrjahrstift<br />

ist es «der spannendste Lehrbetriebe<br />

überhaupt». Pures Glück<br />

sei es, dass er seine KV-Lehre dort<br />

machen könne.<br />

Während seiner Arbeit kommt<br />

der 21-Jährige mit Künstlern und<br />

Gästen in Kontakt. Von Personalüber<br />

IT-Administration bis hin zu Ticketreservation<br />

und Rechnungswesen<br />

durchläuft Rossi verschiedene<br />

Abteilungen. Besonders gut gefällt<br />

ihm die Arbeit am Ticketschalter.<br />

Rossi, der einst so gar nichts mit<br />

Ballett und Oper anfangen konnte,<br />

berät heute auch Freunde und Familie.<br />

Besonders gefalle ihm die<br />

Ballettaufführung «Leonce und<br />

Lena». Das Handlungsballett sei<br />

nicht allzu abstrakt. Zu abstrakt<br />

hingegen wäre Rossi die Arbeit in einem<br />

Treuhandbüro. Im Opernhaus<br />

weiss ich jeden Tag, wofür ich arbeite.<br />

Sieht sich Rossi eine Generalprobe<br />

an, ist ihm klar: «Ich bin ein<br />

kleiner Teil davon.»<br />

44 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 45


46 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Adrian Hauser<br />

44, Bestatter, Willisau<br />

«Die Leute schauen mir auf die<br />

Hände», erzählt Adrian Hauser. Das<br />

habe sich nicht geändert. Es sei<br />

zwar wirklich so: Dank der TV-Serie<br />

«Der Bestatter» sei sein Beruf eher<br />

akzeptiert. So erhält der selbständige<br />

Bestatter seit dem Sendebeginn<br />

wöchentlich Bewerbungen. Ein<br />

falsches Bild aber haben viele immer<br />

noch. «Die Sendung bildet die<br />

Realität nicht wirklich ab», sagt der<br />

44-Jährige mit einem Lachen.<br />

Ein Bestatter arbeitet grösstenteils<br />

im Büro, beantwortet Mails<br />

oder erhält Faxe. Selbst das Beratungsgespräch<br />

mit den Angehörigen<br />

findet meist im Büro statt.<br />

Traurig seien jene Gespräche übrigens<br />

auch nicht zwingend. Viele erinnern<br />

sich mit Heiterkeit an die<br />

Verstorbenen. «Wir lachen oft», erklärt<br />

das Vorstandsmitglied des Berufsverbandes.<br />

Den «schönen Beruf» kann man<br />

beim Schweizerischen Verband der<br />

Bestattungsdienste lernen. Der Verband<br />

bietet Vorbereitungskurse für<br />

die Berufsprüfung an. Die meisten<br />

machen die eidgenössisch anerkannte<br />

Berufsbildung als Zweitausbildung.<br />

Es braucht Lebenserfahrung,<br />

um sich mit dem Tod zu<br />

beschäftigen.<br />

Klar habe sein Beruf auch Schattenseiten.<br />

Feste Arbeitszeiten gebe<br />

es nicht. Wenn ein Mensch stirbt,<br />

fährt Hauser los, holt den Verstorbenen<br />

ab. Doch selbst das habe Vorteile:<br />

Hauser geniesst Leerzeiten.<br />

Immer wieder könne er am Nachmittag<br />

Zeit mit seiner Familie verbringen.<br />

Und das sei ihm wichtig.<br />

Auch setzt sich Hauser gerne mit<br />

verschiedenen Religionen und mit<br />

dem Thema Sterben auseinander.<br />

Denn wer sich mit dem Tod beschäftige,<br />

sagt er, beschäftige sich<br />

mit dem Leben. Hauser kennt auch<br />

keine Berührungsängste. Eine würdevolle<br />

Aufbahrung sei der Lohn<br />

seiner Arbeit.<br />

Anzeige<br />

<br />

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<br />

Berufsbildung in Zahlen<br />

Jugendliche am Ende<br />

der obligatorischen Schule: 147 500<br />

Jugendliche, die Interesse an<br />

beruflicher Grundbildung haben: 95 000<br />

Jugendliche, die tatsächlich<br />

eine Lehre beginnen: 76 000<br />

Vorbereitung auf berufliche Grundbildung<br />

(z. B. 10. Schuljahr): 13 000<br />

Allgemeinbildende Schule<br />

(Mittelschule): 11 500<br />

Ohne Lösung: 9000<br />

Anzahl Bewerbungen pro Jugendliche/r: 12<br />

Anzahl Bewerbungen pro Jugendliche/r,<br />

die/der eine Lehrstelle gefunden hat: 14<br />

Quelle: Lehrstellenbarometer 2014, bsf<br />

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Service<br />

Berufswahl<br />

in 7 Schritten<br />

1. Lerne deine Interessen und Stärken kennen.<br />

2. Lerne Berufe und Ausbildungen kennen.<br />

3. Vergleiche deine Interessen und Stärken<br />

mit Anforderungen der Berufe und Schulen.<br />

4. Sieh dir interessante Berufe genauer an, mache<br />

eine oder mehrere Schnupperlehren.<br />

5. Entscheide dich für einen Beruf oder eine Schule.<br />

6. Suche nach einer Lehrstelle oder melde dich bei<br />

der Schule (evtl. für die Aufnahmeprüfung) an.<br />

7. Bereite dich auf die Lehre oder Schule vor oder<br />

suche nach einer Alternative.<br />

Quelle: myBerufswahl.ch<br />

Berufsbildung in<br />

bewegten Bildern:<br />

SRF mySchool<br />

Sehenswerte und lehrreiche TV-Beiträge zu den Themen<br />

Berufswahl, Lehrstellensuche und Lehre bietet das Dossier<br />

Berufswahl auf der Website von Schweizer Radio und Fernsehen:<br />

www.srf.ch/sendungen/myschool/themen/berufswelt<br />

Fachmittelschulen<br />

Links und Adressen aller Fachmittelschulen<br />

der Schweiz: www.fms-ecg.ch > Schulen<br />

Broschüre «Fakten und Zahlen – Berufsbildung<br />

in der Schweiz» www.berufsbildung.ch<br />

Brückenangebote und Zwischenlösungen<br />

www.berufsberatung.ch > Brückenangebote<br />

Zukunftstag<br />

Einmal im Jahr blicken Jungen und Mädchen in die Zukunft.<br />

Am 12. November <strong>2015</strong> können sie ihre Mutter<br />

oder ihren Vater bei der Arbeit besuchen und sich vorstellen,<br />

wie es wäre, selber da zu arbeiten. Weitere Informationen:<br />

www.nationalerzukunftstag.ch<br />

Berufsinformationszentren<br />

Links und Adressen zu Berufsinformationszentren in<br />

allen Kantonen: www.adressen.sdbb.ch<br />

Lehrstellensuche online<br />

yousty.ch<br />

Die Website yousty.ch führt Jugendliche zielgenau zu der Lehre<br />

oder Schule, die zu ihnen passt. Das Berufswahl-Portal führt sie basierend<br />

auf ihren Interessen und Stärken zu möglichen Berufen,<br />

stellt Informationen zur Verfügung und unterstützt sie bei der Suche<br />

nach Schnupperlehren und einer Lehrstelle. Auch zu diversen<br />

schulischen Bildungsangeboten finden sich Informationen und<br />

Links. Auf www.yousty.ch können Jugendliche ein persönliches<br />

Such-Abo einrichten und sich per E-Mail oder WhatsApp informieren<br />

lassen, wo Lehrstellen im gewünschten Beruf frei sind.<br />

berufsberatung.ch<br />

Etwas weniger jugendlich im Stil, dafür noch etwas umfassender<br />

informiert berufsberatung.ch. Das Portal wird vom Zusammenschluss<br />

der Schweizer Berufs- und Laufbahnberater betrieben.<br />

Auch findet man von seinen Interessen und Stärken zu passenden<br />

Berufsfeldern und zu Listen mit offenen Lehrstellen.<br />

48 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Das sagt Berufsberater Ruoss zu:<br />

Absagen auf Bewerbungen<br />

Die sind leider nicht zu vermeiden. Man muss lernen, diesen<br />

Frust zu bewältigen. Helfen können Gespräche mit Freunden,<br />

tröstende Eltern, die eigenen starken Schultern oder was einem<br />

sonst guttut – und nicht der Gesundheit schadet.<br />

Stapelweise Absagen<br />

Spätestens ab zehn Absagen sollte man mit einer Fachperson<br />

klären, woran es liegen könnte. Firmen geben selten Auskunft.<br />

So bedarf die Berufswahl einer Anpassung. Vielleicht muss<br />

man das Dossier oder die Bewerbungsstrategie überarbeiten<br />

oder die Wahl des Berufs überdenken.<br />

Das 10. Schuljahr und sein schlechter Ruf bei Teenagern<br />

Negativ äussern sich meist jene Schüler, die ins 10. Schuljahr<br />

müssen, weil sie nichts anderes gefunden haben. Oft sind diese<br />

sehr wenig motiviert und verstehen den Sinn dieses Zwischenjahres<br />

nicht. Doch jene Schüler, welche sich bewusst für<br />

ein 10. Schuljahr entscheiden, profitieren und haben oft früh<br />

eine Lehrstelle. Auch jene, die sich in dieser Zeit noch orientieren<br />

müssen, reüssieren meist unterm Jahr. Diese äussern<br />

sich meist positiv. Das öffentliche Schuljahr in Zürich etwa<br />

bietet mit den verschiedenen Fachklassen, zum Teil mit Schule<br />

und Praxiseinsatz kombiniert, eine gute Möglichkeit, sich<br />

schulisch und berufsspezifisch einen Vorteil zu verschaffen.<br />

Jobbende Teenager<br />

Finanziell unabhängig und später existenzsichernd zu leben,<br />

wird ohne Berufsausbildung eher schwierig. Die Folge: niedrige<br />

Löhne, wenig qualifizierte Tätigkeit, kein Zugang zu Weiterbildung.<br />

Bleibt eine Berufsausbildung in Sichtweite und ist<br />

Unterstützung vorhanden, ist es weniger problematisch. Nur,<br />

es wird nicht einfacher nach einem oder zwei Jahren Jobben.<br />

Unsäglich sind hier unnötige Praktika. Zu oft werden damit<br />

günstige Arbeitskräfte mit einer «Vielleicht-später-Lehrstelle»<br />

geködert und damit an der Berufsausbildung gehindert.<br />

Fachfrau/Fachmann Gesundheit –<br />

ein Beruf mit Zukunftsperspektive<br />

Seit 2003 kann der Beruf Fachfrau/Fachmann Gesundheit mit<br />

eidgenössischem Fähigkeitszeugnis – kurz FaGe – erlernt<br />

werden. Die FaGe-Ausbildung hat sich in diesen zwölf Jahren<br />

zu einer der beliebtesten Grundausbildungen entwickelt.<br />

Fachfrauen und Fachmänner Gesundheit<br />

pflegen und betreuen<br />

Klientinnen und Klienten in Institutionen<br />

des Gesundheits- und<br />

Sozialwesens im stationären und<br />

im ambulanten Bereich.<br />

Sie erbringen administrative<br />

und logistische Dienstleistungen,<br />

führen medizinaltechnische Verrichtungen<br />

aus und unterstützen<br />

das körperliche, soziale und psychische<br />

Wohlbefinden von Personen<br />

jeden Alters. Dabei pflegen<br />

sie eine respektvolle berufliche<br />

Beziehung zu den Klientinnen und<br />

Klienten, richten das Handeln an<br />

deren Bedürfnissen aus und gestalten<br />

mit ihnen den Alltag.<br />

Eine Ausbildung, die Türen öffnet<br />

Die Ausbildung zur Fachfrau / zum<br />

Fachmann Gesundheit dauert drei<br />

Jahre und schliesst mit dem Eidgenössischen<br />

Fähigkeitszeugnis<br />

(EFZ) ab. Nach der Ausbildung besteht<br />

die Möglichkeit, einzelne<br />

Fachbereiche zu vertiefen, HF-Diplomausbildungen<br />

im Gesundheitswesen<br />

zu absolvieren oder<br />

nach bestandener Berufsmatura<br />

ein Studium an der Fachhochschule<br />

zu besuchen.<br />

Aus- und Weiterbildung am ZAG<br />

Berufliche Grundbildung<br />

• Fachfrau/Fachmann Gesundheit (FaGe) EFZ<br />

• Ergänzende Bildung FaGe EFZ<br />

• Assistentin/Assistent Gesundheit und Soziales (AGS) EBA<br />

Höhere Berufsbildung<br />

• Pflegefachfrau/-fachmann Höhere Fachschule HF<br />

• Berufsbegleitender Bildungsgang Pflege Höhere Fachschule HF<br />

• Aktivierungsfachfrau/-fachmann Höhere Fachschule HF<br />

• Orthoptistin/Orthoptist Höhere Fachschule HF<br />

Weiterbildung<br />

Für Personen aus dem Gesundheits- und Sozialwesen führt das<br />

ZAG ein vielfältiges Kursangebot, das sich an den Bedürfnissen<br />

der Praxis orientiert.<br />

ZAG, Zentrum für Ausbildung im Gesundheitswesen Kanton Zürich<br />

Turbinenstrasse 5, 8400 Winterthur, info@zag.zh.ch, www.zag.zh.ch<br />

JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 49


Von der Freude an Menschen<br />

Der Tourismus ist für die Schweiz ein bedeutender Wirtschaftszweig.<br />

Das Angebot an Stellen ist entsprechend gross und breit gefächert.<br />

Text: Jürg Schmid<br />

Jürg Schmid<br />

Was ist Tourismus? Souvenirshops und Reisecars,<br />

knipsende Asiaten und Flughafentaxen –<br />

das kommt wohl vielen spontan in den Sinn.<br />

Das trifft sicher alles zu, greift aber zu kurz. Denn Tourismus<br />

steht auch für den viertwichtigsten Exportwirtschaftszweig<br />

der Schweiz, gleich nach der Chemie-,<br />

Maschinen- und Uhrenindustrie.<br />

Tourismus bedeutet 165 000 Arbeitsstellen und<br />

jährlich 16 Milliarden Franken Bruttowertschöpfung<br />

alleine in der Schweiz. Tourismus, das meint Ferienreisen<br />

ins Ausland, gleichzeitig auch den Empfang ausländischer<br />

Gäste im eigenen Land. Hauptsächlich aber ist<br />

Tourismus – und das dünkt mich der zentrale Aspekt<br />

– im Grunde nichts anderes als ein Synonym für die<br />

Freude am Menschen. Ihn willkommen zu heissen und<br />

in bester, herzlicher Gastgebermanier zu begleiten,<br />

während er von zu Hause weg ist.<br />

Beste Basis dafür bietet eine fundierte Ausbildung.<br />

Ob Tourismusfachschulen, Fachhochschulen und Universitäten<br />

mit Vertiefungsrichtung Tourismus, Hotelfachschulen<br />

oder eine Lehre bei starken touristischen<br />

Partnern wie SBB oder Swiss: Das Grundverständnis<br />

des Einmaleins im beherzten, umfassenden Service für<br />

den Gast ist allen gemeinsam.<br />

Die Berufswahl ist eine der wohl wichtigsten Weichenstellungen<br />

im Leben. Gerade in der Schweiz stehen<br />

einem so viele Türen offen wie kaum anderswo.<br />

52, Ökonom, ist seit 15 Jahren Direktor<br />

von Schweiz Tourismus. Er ist Vater von<br />

drei Kindern.<br />

Sich hier zu entscheiden, mag nicht einfach sein. Obwohl:<br />

So reizvoll jeder Beruf ist – bei allen facettenreichen<br />

Tätigkeiten im Tourismus schwingt etwas ganz<br />

Spezielles mit. Etwas, das die Berufswahl in meinen Augen<br />

eigentlich erheblich erleichtert. Also: auf in den<br />

Tourismus!<br />

Viele Schweizer Touristiker sprechen vom «Virus»,<br />

der einen befällt und nicht mehr loslässt. Für einmal ist<br />

Virus hier ausschliesslich positiv besetzt: Sehr rasch<br />

greift ein Feuer um sich. Jenes, das die Franzosen mit<br />

«feu sacré» recht gut auf den Punkt bringen. Ich übersetze<br />

das mit Leidenschaft – die Lust und fast schon<br />

Berufung, dem Gast jenen Service, jenes Erlebnis und<br />

jene Infrastruktur zu bieten, damit der Schweiz-Aufenthalt<br />

in unvergesslich guter Erinnerung bleibt. Von Hüttenferien<br />

über Städtetrips bis zur Kongressteilnahme:<br />

Die Schweiz bleibt eines der begehrtesten Reiseziele<br />

dieser Welt.<br />

Sich dabei treu bleiben und authentisch geben ist<br />

das Erfolgsrezept, das am Schluss auch den Gast restlos<br />

vom Schweiz-Erlebnis überzeugt.<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Stiftung Elternsein,<br />

Seehofstrasse 6, 8008 Zürich<br />

www.elternsein.ch<br />

Verlag<br />

Fritz+Fränzi,<br />

Dufourstrasse 97, 8008 Zürich,<br />

Tel. 044 277 72 62,<br />

info@fritzundfraenzi.ch,<br />

verlag@fritzundfraenzi.ch,<br />

www.fritzundfraenzi.ch<br />

Redaktion<br />

Chefredaktor: Nik Niethammer,<br />

n.niethammer@fritzundfraenzi.ch<br />

Verantwortlich für diese Ausgabe:<br />

Stefan Michel<br />

Mitarbeit: Adrian Soller, Amir Ali, Monika<br />

Baertsch, Jürg Schmid<br />

Art Direction/Produktion<br />

Partner & Partner, Winterthur,<br />

www.partner-partner.ch<br />

Bildredaktion<br />

13 Photo AG, Zürich, www.13photo.ch<br />

Korrektorat<br />

Brunner AG, Kriens, www.bag.ch<br />

Anzeigen<br />

Anzeigenverkauf: Brigitte Killias,<br />

b.killias@fritzundfraenzi.ch,<br />

Tel. 044 277 72 60 (vormittags erreichbar)<br />

Jacqueline Zygmont,<br />

j.zygmont@fritzundfraenzi.ch,<br />

Tel. 044 277 72 65<br />

Bettina Müller,<br />

b.mueller@fritzundfraenzi.ch,<br />

Tel. 044 577 06 88<br />

Anzeigenadministration: Dominique Binder,<br />

d.binder@fritzundfraenzi.ch,<br />

Tel. 044 277 72 62<br />

Druck<br />

Oberndorfer Druckerei, Circle Printers,<br />

www.oberndorfer-druckerei.com,<br />

www.circleprinters.eu<br />

Auflage: 103 381<br />

50 BERUFSWAHL-SPEZIAL JUNI <strong>2015</strong>


Komm, wir trinken<br />

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