05/2015 Berufswahlspezial
Fritz + Fränzi
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Jérémy Donath<br />
18, Kantonsschule Enge, 2. Klasse,<br />
Zürich<br />
Für mich war immer klar, dass ich<br />
ins Gymnasium will. Mein Vater hat<br />
studiert, und viele meiner Kollegen<br />
gehen auch ins Gymi. Ich bin nicht<br />
der Typ, der nach der Sek arbeiten<br />
geht. Ich will weiter zur Schule, will<br />
mehr lernen. Nach der 2. Sek bestand<br />
ich die Aufnahmeprüfung<br />
nicht, nach der 3. klappte es. Die<br />
1. Klasse musste ich wiederholen.<br />
Mein Bruder erkrankte an Leukämie,<br />
und ich konnte mich ein Jahr<br />
lang kaum mehr konzentrieren.<br />
Für einen Schüler, der nicht so<br />
stark ist, der immer ein wenig<br />
kämpfen muss, um den geforderten<br />
Notenschnitt zu halten, ist es stressig,<br />
der Druck ist enorm. Es gibt<br />
eine App, in die man seine Prüfungsnoten<br />
eingeben kann und die<br />
einem sofort sagt, ob der Gesamtschnitt<br />
genügend ist oder nicht und<br />
welche Note man in der nächsten<br />
Prüfung erreichen muss. Die letzten<br />
Wochen des Semesters sind<br />
sehr unangenehm, etwa 16 Prüfungen<br />
in drei Wochen. Man presst so<br />
viel ins Kurzzeitgedächtnis, wie<br />
man kann, mehr ist nicht möglich.<br />
Nach diesen drei Wochen bin ich<br />
immer total erschöpft.<br />
Trotz des Notendrucks habe ich<br />
relativ viel Zeit für meine Hobbys,<br />
kann sie zum Teil auch in der Schule<br />
ausüben. Ich nehme an der Schule<br />
Gesangsstunden und spiele<br />
Theater. Im Moment proben wir jeden<br />
Tag, denn nächste Woche ist<br />
Premiere. Wir spielen eine Dialektbearbeitung<br />
von «Romeo und Julia».<br />
Ich war auch schon Statist in<br />
Filmen, gehe an viele Castings und<br />
modle gelegentlich. Beim «Bestatter»<br />
war ich lange im Rennen für<br />
eine grosse Rolle. Mein Traum ist es,<br />
Schauspieler zu werden, in Filmen<br />
oder Musicals mitzuspielen. Wenn<br />
das nicht klappt, kann ich mir auch<br />
gut vorstellen, in Genf Internationale<br />
Beziehungen zu studieren.<br />
Ich engagiere mich in der SO, der<br />
Schülerorganisation. Unter anderem<br />
vertrete ich die Schüler am<br />
Lehrerkonvent. Dort habe ich das<br />
gleiche Stimmrecht wie die Lehrer.<br />
Davon profitiert auch mein Auftritt,<br />
meine Präsenz, da ich regelmässig<br />
mit Lehrern diskutiere. Zurzeit organisieren<br />
wir gerade das Hausfest<br />
unserer Schule, das alle vier Jahre<br />
stattfindet. Da wollen wir etwas bieten,<br />
von dem man noch lange<br />
spricht.<br />
Das Tolle am Gymi und speziell<br />
hier an der Kantonsschule Enge ist,<br />
dass man schon in der 2. Klasse so<br />
viele Freifächer wählen kann. Man<br />
bildet sich da weiter, wo es einen interessiert.<br />
Das breite Wissen, das<br />
ich erhalte, die Sprachen, die ich<br />
lerne, das ist toll. Man muss aber<br />
auch bereit sein dafür, offen und<br />
motiviert für das Lernen. Wer den<br />
Anschiss hat, für den ist das Gymi<br />
eine Qual. Auch wenn ich viele andere<br />
Interessen habe, ist es für<br />
mich ein Geschenk, hier zur Schule<br />
zu gehen.<br />
JUNI <strong>2015</strong> BERUFSWAHL-SPEZIAL 23