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KONGRESSJOURNAL 2015/Freitag-Ausgabe public

Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, Graz/27. November 2015 An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.

Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, Graz/27. November 2015
An drei Tagen wurden zwei Kongressjournale mit Live-Berichterstattungen, Vorschauen auf Vorträge und Seminare, Interviews und Rückblicke direkt am Kongress verteilt.

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Kongress<br />

journal<br />

Offizielle Kongresszeitung der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin Graz/27. November <strong>2015</strong><br />

46. Kongress für Allgemeinmedizin<br />

Der Mensch zwischen<br />

Naturwissenschaft<br />

und Heilkunst<br />

Hausarzt & Palliativmedizin<br />

Die letzten Wegbegleiter<br />

Auch wenn eine Heilung nicht mehr möglich<br />

ist, kann noch sehr viel für die betroffenen<br />

Menschen und ihre Angehörigen<br />

getan werden. Palliativbetreuung bedeutet<br />

jedoch, sich als Arzt mit den mit dem<br />

Sterben verbundenen Ängsten auseinanderzusetzen.<br />

Seite 8<br />

Das Wesen der Osteopathie<br />

Spürsinn entwickeln<br />

Beschwerden an der Wirbelsäule, den<br />

Gelenken oder Kopfschmerz belasten<br />

Lebensqualität und Leistungsfähigkeit<br />

besonders stark und haben zudem<br />

Auswirkungen auf den gesamten Körper.<br />

Oftmals kann dabei die Osteopathie<br />

Abhilfe schaffen. Seite 6<br />

Angst frisst Seele auf<br />

Bitte nicht füttern!<br />

Angst ist hilfreich und dient dem<br />

Selbstschutz. Erst wenn sie Monstergestalt<br />

annimmt, ist sie dem Menschen<br />

nicht mehr hilfreich. Verursachende<br />

Bedingungen sind nicht nur in der Vergangenheit<br />

zu suchen, sondern auch in<br />

gegenwärtigen Situationen. Seite 10


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

INHALT<br />

3 Der Kongress in Bildern<br />

4 Hilfe bei Sarkopenie<br />

6 Das Wesen der Osteopathie<br />

8 Palliativmedizin<br />

9 Strukturierte Versorgung<br />

10 Umgang mit Angst & Panik<br />

12 Traditionelle Europäische Medizin<br />

13 Erdstrahlen erkennen<br />

14 Psychoneuroimmunologie<br />

15 Experten-Tipps: Update Schmerz<br />

18 Institut für Allgemeinmedizin<br />

IMPRESSUM<br />

Medieneigentümer & Herausgeber:<br />

Crisafulli & Stodulka<br />

Unlimited Media GmbH<br />

Unlimited Media<br />

video . web . print & more ...<br />

Verlag & Redaktion:<br />

Salierigasse 26/4, 1180 Wien<br />

Kontakt:<br />

office@unlimitedmedia.at,<br />

unlimitedmedia.at, zoe.imwebtv.at<br />

Chefredaktion:<br />

Thomas Stodulka<br />

Lektorat: Alexandra Lechner<br />

Art Direktion & Layout:<br />

Unlimited Media<br />

Druck:<br />

Universitätsdruckerei Klampfer GmbH<br />

Barbara-Klampfer-Straße 347<br />

8181 St. Ruprecht/Raab<br />

Aus Gründen der Lesbarkeit wird auf eine<br />

geschlechtsspezifische Differenzierung<br />

verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten<br />

im Sinne der Gleichbehandlung für beide<br />

Geschlechter.<br />

Offizielle Kongresszeitung der<br />

Steirischen Akademie für<br />

Allgemeinmedizin<br />

Kongressleiter Dr. med. Walter Fiala bei der Eröffnungsrede<br />

Kongresseröffnung<br />

„Keine seelenlose<br />

Apparatemedizin“<br />

In seiner Eröffnungsrede erklärte gestern Kongressleiter Dr. Walter<br />

Fiala, warum Naturwissenschaften und Heilkunst zum Thema des<br />

diesjährigen Kongresses gewählt wurde. Man wollte darauf hinweisen,<br />

dass der Mensch in seiner Gesamtheit nicht ausschließlich<br />

naturwissenschaftlich zu erkennen und zu behandeln ist.<br />

In der täglichen Praxis gibt es immer<br />

wieder Beispiele, die darauf hinweisen,<br />

dass Heilung nicht nur rein<br />

auf EBM und Schulmedizin basiert.<br />

Walter Fiala: „Wer von Ihnen hat<br />

nicht auch solche Phänomene erlebt,<br />

für die es keine Erklärung gibt,<br />

außer, dass sie gewirkt haben.“ Gerade<br />

der Allgemeinmediziner ist bei<br />

seiner Arbeit oftmals mit den Grenzen<br />

der Schulmedizin konfrontiert.<br />

Aber es geht darum, dieses Feld<br />

nicht Heilpraktikern oder anderen<br />

parawissenschaftlichen Berufsgruppen<br />

zu überlassen.<br />

Vor einigen Jahren forderten Heilpraktiker<br />

ganz vehement die Zulassung in<br />

Österreich, unterstützt von der Kammer<br />

für freie Berufe, die sehr gerne<br />

mehr zahlende Mitglieder gehabt<br />

hätte. Der Ärztekammer ist es gelungen,<br />

dies in Österreich zu verhindern,<br />

indem sie meinte, dass in Österreich<br />

Fotos: Unlimited Media<br />

komplementäre Methoden von Ärzten<br />

auf der Basis ihrer schulmedizinischen,<br />

naturwissenschaftlichen<br />

Kenntnisse ausgeübt werden sollten.<br />

Ärzte sollten in diesem Zusammenhang<br />

auch den Patienten beistehen<br />

und bei der Suche behilflich sein,<br />

was es zusätzlich zur Schulmedizin<br />

an Möglichkeiten gibt oder was man<br />

selbst zur Heilung beitragen kann.<br />

Walter Fiala: „Dieser Kongress soll<br />

zeigen, dass die Schulmedizin keine<br />

seelenlose Apparatemedizin ist<br />

und nicht noch kränker macht und<br />

dass komplementäre Methoden keine<br />

Scheinmedizin sind, sondern sich<br />

diese Methoden im Laufe von oft<br />

langer Zeit durch gute Beobachtung<br />

entwickelt und bewährt haben und<br />

immer komplementär und nie alternativ<br />

sind. Beide sollten zum Wohle<br />

der Patienten aufeinander zugehen<br />

und Vorurteile über Bord werfen.“<br />

2 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Graz/27. November <strong>2015</strong> <strong>KONGRESSJOURNAL</strong> 3


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Hilfe bei Sarkopenie<br />

Wenn der Muskel schwindet<br />

Sarkopenie ist ein durch Alter,<br />

Krankheit oder inadäquate<br />

Lebens- und Ernährungsgewohnheiten<br />

verursachtes<br />

Syndrom, das im Abbau von<br />

skelettaler Muskelmasse in<br />

kritischem Ausmaß und kritisch<br />

abgesenkter Muskelkraft und<br />

Muskelfunktionalität besteht.<br />

Der beste Tipp gegen die Erkrankung<br />

ist frühzeitige Vorbeugung.<br />

Im Vortragssaal: Prim. Dr. Ewald Boschitsch und Prim. Dr. Klaus Hohenstein<br />

Foto: Unlimited Media<br />

Die Häufigkeit der Sarkopenie liegt<br />

in der Gruppe der 60- bis 70-<br />

Jährigen bei etwa 13 Prozent. Ab<br />

dem 50. Lebensjahr nimmt die<br />

Muskelkraft um 15 Prozent pro<br />

Jahrzehnt ab, ab dem 70. Lebensjahr<br />

sogar um 30 Prozent. Die<br />

Häufig keit steigt mit zunehmendem<br />

Alter an, bei den Über-<br />

80-Jährigen ist bereits die Hälfte<br />

betroffen. „Sarkopenie bedeutet<br />

letztlich erhöhte Krankheitshäufigkeit,<br />

erhöhtes Sturz- und Knochenbruch-Risiko,<br />

Invalidität und vor<br />

allem einen Verlust an Lebensqualität<br />

und eine Einschränkung der<br />

selbstbestimmten Lebensführung.<br />

Auch die Sterblichkeit wird natürlich<br />

erhöht”, erklärt Prim. Dr. Klaus<br />

Hohenstein, Wien, gestern beim<br />

Kongress in Graz.<br />

Auf erste Anzeichen achten<br />

Andererseits ist die Erkrankung aber<br />

gut diagnostizierbar und vor allem<br />

in frühen Stadien beeinflussbar. Bewegungs-<br />

und Ernährungstherapie,<br />

insbesondere mit der essentiellen<br />

Aminosäure Leucin, stehen dabei<br />

im Mittelpunkt. Leider ist die erst<br />

seit rund 25 Jahren so bezeichnete<br />

Krankheit noch recht unbekannt und<br />

wird zu selten diagnostiziert. Es beginnt<br />

meist harmlos mit Problemen<br />

beim Gehen. Die Wegstrecken werden<br />

kürzer, die benötigten Pausen<br />

immer länger. Die Einkaufstasche<br />

wird zu schwer und sogar das Stehen<br />

wird mühsam, wenn es länger als<br />

zehn oder 15 Minuten dauert. „Das<br />

können durchaus erste Anzeichen<br />

einer Sarkopenie sein“, warnt Prim.<br />

Hohenstein.<br />

Multifaktorelles Geschehen<br />

Typisch für eine Sarkopenie ist ein<br />

multifaktorielles Geschehen, das<br />

durch genetische, aber durchaus reversible<br />

Alterungsprozesse ausgelöst<br />

und durch zusätzliche Faktoren verstärkt<br />

werden kann. Meist handelt es<br />

sich dabei um zu wenig Bewegung,<br />

verschiedene Krankheiten und Defizite<br />

in der Ernährung, insbesondere die<br />

zu geringe Aufnahme von Proteinen.<br />

Voraussetzung einer kompetenten<br />

Behandlung ist eine möglichst frühzeitige<br />

und exakte Diagnose.<br />

Ein erster Check der Ganggeschwindigkeit<br />

und der Handkraft kann in jeder<br />

Ordination durchgeführt werden<br />

und gibt erste Hinweise auf eine Sarkopenie.<br />

Ab dem 65. Lebensjahr, bei<br />

speziellen Risikofaktoren auch schon<br />

früher, sollten diese Tests durchgeführt<br />

werden. Klaus Hohenstein: „Bei<br />

einer Ganggeschwindigkeit unter 0,8<br />

Metern pro Sekunde oder wenn die<br />

Handkraft vermindert ist, besteht<br />

ein starker Verdacht auf Sarkopenie.“<br />

Dann sollte zur exakten Sicherung<br />

der Diagnose eine Muskelmasse-<br />

Messung mittels Absorptiometrie<br />

oder eine Bioelektrische Impedanzanalyse<br />

vorgenommen werden.<br />

Normaler Muskelabbau im Alter<br />

Vor allem die Schnell-Kraft geht im<br />

Alter verloren. „Schuld daran sind<br />

Fehlfunktionen zellulärer Prozesse<br />

in den Muskelfasern, das altersbedingte<br />

Übergewicht, aber auch<br />

muskelabbauende Prozesse und<br />

die Verringerung muskelaufbauender<br />

Vorgänge”, so Klaus Hohenstein.<br />

Die Muskeln sprechen auf anabole<br />

Stimuli immer weniger an. „Wichtig<br />

ist, die Sarkopenie als gefährliche<br />

Krankheit ernst zu nehmen. Vor allem<br />

Risikopersonen oder Menschen<br />

mit den typischen Beschwerden<br />

benötigen eine kompetente, frühzeitige<br />

Diagnose. Bei Vorliegen einer<br />

Sarkopenie muss diese angemessen<br />

behandelt werden”, erklärt Prim.<br />

Hohenstein.<br />

4 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Das Wesen der Osteopathie<br />

Spüren durch das Innerste<br />

Beschwerden an der Wirbelsäule,<br />

den Gelenken oder Kopfschmerz<br />

belasten die Lebensqualität<br />

und Leistungsfähigkeit<br />

besonders stark und haben<br />

zudem Auswirkungen auf den<br />

gesamten Körper. Oftmals<br />

kann dabei die Osteopathie<br />

Abhilfe schaffen.<br />

Bei der Osteopathie handelt es sich<br />

um eine ganzheitliche Methode, die<br />

sich zur Diagnose und Behandlung<br />

ausschließlich der Hände bedient.<br />

Walter Krasser, Msc, betreibt selbst<br />

eine Praxis für Osteopathie in Graz:<br />

„Die Zielsetzung der Osteopathie ist<br />

es, unterstützt durch eine genaue<br />

Anamnese und eine Reihe von Beweglichkeitstests,<br />

die Ursache für Beschwerden<br />

aufzuspüren und durch<br />

eine adäquate Anwendung von<br />

Techniken die Bewegungseinschränkungen<br />

zu lösen und die Mobilität<br />

des Körpers wiederherzustellen.“<br />

Der Begriff selbst setzt sich aus den<br />

beiden Wörtern Osteon (Knochen,<br />

das Innerste) und Pathos (Leidenschaft,<br />

Erfahrung) zusammen. Osteopathie<br />

kann daher mit „Spüren<br />

durch das Innerste“ übersetzt werden.<br />

Ursprung und Geschichte<br />

Begründer der Osteopathie war der<br />

amerikanische Arzt Dr. Andrew T. Still<br />

in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts.<br />

Er bemerkte, dass eine Dysharmonie<br />

in der Körpermechanik, sowohl<br />

die betroffene Gewebsstruktur selbst<br />

beeinträchtigt, als auch Funktionen<br />

entfernter Strukturen, wie innere Organe,<br />

stören kann. Durch das Lösen<br />

von Gelenksblockaden können nicht<br />

nur lokale Beschwerden, sondern<br />

auch Funktionsstörungen in anderen<br />

Teilen des Körpers behandelt werden.<br />

Aufgrund dieser Erfahrungen entwickelte<br />

Andrew Still die Osteopathie. Zu<br />

Beginn des 20. Jahrhunderts brachte<br />

Dr. Martin Littlejohn die Osteopathie<br />

nach England und damit nach Europa.<br />

Später entwickelten sich daraus<br />

auch andere Methoden wie Chirotherapie,<br />

Manuelle Therapie, Rolfing oder<br />

Cranio-Sacral-Therapie.<br />

Osteopathische Behandlung<br />

Walter Krasser: „Wichtig sind das<br />

Funktionieren des menschlichen<br />

Körpers als Einheit, seine Fähigkeit<br />

zur Selbstregulation und Selbstheilung<br />

sowie auch das Wechselspiel<br />

von Struktur und Funktion. Die osteopathische<br />

Behandlung hat letztlich<br />

das Ziel, Einschränkungen der<br />

Beweglichkeit von Strukturen und<br />

Geweben zu korrigieren, um dadurch<br />

das körperliche und seelische<br />

Wohlbefinden wiederherzustellen.“<br />

Die Osteopathie erreicht dies durch<br />

eine sehr differenzierte Diagnose<br />

struktureller Störungen und Mobilitätseinschränkungen<br />

sowie ihrer<br />

Auswirkungen mittels klinischer und<br />

osteopathischer Untersuchungsmethoden.<br />

„Am Beginn steht immer<br />

eine ausführliche Anamnese,<br />

dann folgen Tests der einzelnen<br />

Foto: privat<br />

Arbeitsebenen, um herauszufinden,<br />

in welcher Ebene der Behandlungsschwerpunkt<br />

letztendlich zu<br />

setzen ist“, erklärt Walter Krasser.<br />

Der nächste Schritt ist das Zusammenführen<br />

von Anamnese und<br />

palpatorischen Ergebnissen. Wichtig<br />

ist dabei das Erkennen des Dysfunktions-Musters.<br />

Dann kann eine<br />

Korrektur mithilfe sanfter manueller<br />

Techniken erfolgen, entsprechend<br />

den individuellen Bedürfnissen des<br />

Patienten.<br />

Der Anwendungsbereich der Osteopathie<br />

erstreckt sich von der Behandlung<br />

von Neugeborenen nach einer<br />

schweren Geburt über Kinder mit<br />

Verdauungsstörungen, Schlaf - und<br />

Lernschwierigkeiten oder Haltungsschäden<br />

bis zum Erwachsenen nach<br />

Unfällen, Operationen oder mit degenerativen<br />

Erkrankungen.<br />

VORTRAG FÜR ÄRZTE:<br />

Das Wesen der Osteopathie<br />

Fr., 27. 11., 11.40 – 12.00 Uhr<br />

Walter Krasser,<br />

Msc<br />

6 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Palliativmedizin<br />

Hausarzt in den letzten Tagen<br />

Häufig beginnt die palliativmedizinische<br />

Betreuung durch<br />

den Hausarzt erst dann, wenn<br />

dem Patienten im Krankenhaus<br />

oder von fachärztlicher Seite<br />

gesagt wird: „Wir können nichts<br />

mehr für Sie tun“. Laut WHO<br />

sollte die Palliativmedizin<br />

aber frühzeitig eingebunden<br />

werden, um vorbeugend Leiden<br />

zu lindern.<br />

„Wichtig ist, dem Patienten und seinen<br />

Angehörigen zu vermitteln, dass<br />

sehr wohl noch sehr viel getan werden<br />

kann, auch wenn eine Heilung<br />

nicht mehr möglich ist, erklärte MR<br />

Dr. Wolfgang W. Wiesmayr, Arzt für<br />

Allgemeinmedizin, Vöcklabruck, gestern<br />

bei einem Seminar. Besondere<br />

Bedeutung erhält das Gespräch mit<br />

dem Patienten und den Angehörigen.<br />

Dies erfordert vom Hausarzt<br />

entsprechende Kenntnisse und Fertigkeiten<br />

in der Gesprächsführung.<br />

Emotional überfordert<br />

Es müssen die richtigen Worte zur<br />

richtigen Zeit gefunden werden.<br />

Die psychosozialen Probleme von<br />

Patient und Angehörigen müssen<br />

berücksichtigt werden. Palliativbetreuung<br />

bedeutet, sich als Arzt mit<br />

den mit dem Sterben verbundenen<br />

Ängsten auseinanderzusetzen. Diese<br />

Ängste beim Patienten und den<br />

Angehörigen können vielfältig sein:<br />

vor dem Sterben, vor Tod und Trauer,<br />

vor Nebenwirkungen oder dem<br />

Alleinsein. Der Hausarzt ist Drehund<br />

Angelpunkt zwischen stationärer<br />

und ambulanter Betreuung.<br />

Wolfgang Wiesmayr: „Als Hausärzte<br />

fühlen wir uns von den Patienten<br />

und Angehörigen oftmals zeitlich<br />

und emotional überfordert. Hier ist<br />

es hilfreich, Netzwerke mit Kollegen,<br />

Pflegeteams, Seelsorgern, Physiotherapeuten,<br />

Psychotherapeuten<br />

oder Hospizdiensten zu bilden.“<br />

Der Hausarzt sollte seine integrierende<br />

Funktion wahrnehmen, also bei<br />

Bedarf koordinieren und kooperieren.<br />

Wichtig ist, die palliativmedizinische<br />

Basisversorgung zu gewährleisten. Es<br />

bestehen gegenwärtig Defizite in der<br />

Umsetzung einer palliativen Betreuung,<br />

d.h. im Umgang mit Problemen<br />

wie bei der Nahrungsaufnahme, bei<br />

Unruhe, Atmennot oder mit Schmerzen.<br />

Es besteht die Gefahr, dass<br />

quälende Symptome nicht effektiv<br />

beseitigt werden, es zu unnötigen<br />

Krankenhauseinweisungen kommt<br />

und medizinische Maßnahmen ergriffen<br />

werden, die das Sterben des<br />

Patienten unnötig verlängern.<br />

Die häusliche Versorgung schwerstkranker<br />

Sterbender wird heute in<br />

erster Linie von Hausärzten, zusammen<br />

mit Angehörigen, Bekannten,<br />

privaten Pflegediensten und anderen<br />

sozialen Diensten geleistet. Der<br />

Hausarzt muss die in seiner Region<br />

bestehenden Angebote kennen<br />

und mit ihnen kooperieren. Nicht<br />

Foto: privat<br />

Dr. Wolfgang W.<br />

Wiesmayr<br />

selten sind die Beteiligten mit der<br />

Rund-um-die-Uhr-Versorgung der<br />

Schwerstkranken fachlich und zeitlich<br />

überfordert. Wolfgang Wiesmayr:<br />

„Aus diesem Grund sind<br />

flächendeckend spezialisierte ambulante<br />

Palliativversorgungen einzurichten,<br />

die über festzuschreibende<br />

Qualifikationen verfügen.“<br />

Kommunikation<br />

Wolfgang Wiesmayr: „Gespräche<br />

mit Sterbenden sollten auch vor<br />

dem Hintergrund einer verkürzten<br />

verbleibenden Lebenszeit Hoffnung<br />

transportieren. Es geht nicht darum,<br />

unrealistische Hoffnung auf Heilung<br />

zu wecken, sondern beispielsweise<br />

Hoffnung auf ein selbstbestimmtes<br />

Leben bis zum Tod, Hoffnung auf<br />

liebevolle Fürsorge oder Hoffnung<br />

auf Linderung von Symptomen zu<br />

unterstützen.“<br />

8 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Strukturierte Versorgung im Netzwerk<br />

Pilotprojekt wäre startbereit<br />

Herzinsuffizienz (HI) ist eine sehr ernste Erkrankung und mit<br />

250.000 bis 300.000 Patienten eine der meist verbreiteten in<br />

Österreich. Leider ist oft die Compliance der Patienten sehr gering.<br />

Eine rasche Verschlechterung der Krankheit und ein unnötig früher<br />

Tod sind die Folgen, die jedoch vermieden werden könnten.<br />

Regelmäßige Arztkontakte und hohe<br />

Therapietreue bei den Medikamenten<br />

erhöhen signifikant die Überlebenschance.<br />

Deshalb hat ein Team<br />

rund um OA Dr. Christian Ebner,<br />

Kardiologe im KH der Elisabethinen,<br />

und Dr. Erwin Rebhandl,<br />

Arzt für Allgemeinmedizin in<br />

Haslach, OÖ, ein Pilotprojekt<br />

zur strukturierten, wohnortnahen<br />

Betreuung von HI-Patienten<br />

entwickelt. Angehörige, mobile Pflegedienste,<br />

Allgemeinmediziner, Facharzt<br />

und Krankenhaus sollen mit einer<br />

engmaschigeren Betreuung vor allem<br />

die Compliance verbessern. Ziel ist,<br />

dem Patienten rasch die optimale<br />

Versorgung zukommen zu lassen.<br />

Dies beeinflusst nicht nur maßgeblich<br />

Lebensqualität und Krankheitsverlauf,<br />

auch der intramurale, kostenintensive<br />

Bereich wird entlastet.<br />

Das Ziel: Strukturierte Versorgung im<br />

Netzwerk – Betreuung im Team<br />

Hausarzt als Koordinator<br />

Die Versorgungsstruktur hat grundsätzlich<br />

den Patienten als den wichtigsten<br />

Partner im Management<br />

seiner chronischen Erkrankung im<br />

Mittelpunkt. Erste Ansprechstelle<br />

und Koordinator in der Versorgungsstruktur<br />

ist der Hausarzt. Die Hauskrankenpflege<br />

ist der Schlüsselfaktor<br />

für die Patienten im häuslichen<br />

Umfeld. Daher sind die mobilen<br />

Pflegedienste ein wichtiger Hebel<br />

zur engmaschigen Betreuung von<br />

HI-Patienten. Die Befähigung der<br />

Patienten, mit ihrer Krankheit umzugehen<br />

und diese positiv zu beeinflussen,<br />

sind wesentliche Bausteine<br />

des Konzeptes. Die regelmäßigen<br />

Eintragungen des Patienten in sein<br />

Tagebuch setzt eine Auseinandersetzung<br />

mit seiner Erkrankung voraus<br />

und sensibilisiert den Patienten.<br />

Die zusätzliche Unterstützung<br />

oder Kontrolle der Aufzeichnungen<br />

seitens des privaten Umfeldes, der<br />

Pflege bzw. der Ärzteschaft erhöht<br />

zusätzlich die Compliance. Das Patiententagebuch<br />

unterstützt die Therapiertreue<br />

und soll Transparenz in<br />

Bezug auf Diagnosen, Medikamente,<br />

Vitalparameter und Betreuungsteam<br />

schaffen. Ziel der Patientenschulung<br />

ist das Selbstmanagement.<br />

Für eine funktionierende, nahtlose<br />

Versorgung ist die Transparenz in<br />

Sachen Kommunikation und Versorgungsstruktur<br />

sowie Vernetzung aller<br />

Versorgungspartner essentiell. Über<br />

die Guideline-konforme Behandlung<br />

hinweg unterstützen klar definierte<br />

Prozesse und Versorgungsschwerpunkte<br />

die Zusammenarbeit „im<br />

Team“. Der niedergelassene Bereich<br />

kann via Fachinfo-Telefon Rat bei<br />

den HI-Experten aus den Krankenhäusern<br />

beziehen. Wichtig ist auch,<br />

die Vernetzung und Kommunikation<br />

innerhalb aller Versorgungspartner<br />

zu stärken. Niederschwelliger<br />

Zugang zu allen aktuellen Informationen<br />

bietet die Projektwebsite,<br />

wo neben Informationen<br />

für Patienten auch alle<br />

teilnehmenden Versorgungspartner<br />

gelistet sind.<br />

Pilotprojekt in Schwebe<br />

Geplant ist, dieses Konzept im Rahmen<br />

eines Pilotprojektes auf Praxistauglichkeit<br />

und Akzeptanz zu<br />

testen. Das Projekt liegt derzeit mit<br />

einem Finanzierungsantrag bei der<br />

OÖ-GKK und beim Land OÖ. Erwin<br />

Rebhandl: „Durch die schleppende<br />

Bearbeitung bei den Entscheidungsträgern<br />

kommt es zu einer<br />

deutlichen Verzögerung. Wir wissen<br />

leider heute nicht, wann bzw. ob<br />

überhaupt mit dem Pilotversuch<br />

gestartet werden kann.“<br />

Dr. Erwin<br />

Rebhandl<br />

ÄRZTESEMINAR:<br />

Chronische Herzinsuffizienz –<br />

Diagnostik, Therapie und strukturierte<br />

Betreuung, Fr., 27. 11., 9.00 – 12.00 Uhr<br />

Graz/27. November <strong>2015</strong> <strong>KONGRESSJOURNAL</strong> 9<br />

Foto: Unlimited Media


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Umgang mit Angst und Panik<br />

Nicht das Monster füttern<br />

Die Angst sucht das Gesicherte,<br />

das Geprüfte und Beständige<br />

und ist ein Lösungsversuch, wo<br />

gedanklich bereits ein Weiterentwicklungsschritt<br />

im Leben<br />

ansteht. Angst wirkt aber auch<br />

beziehungsgestaltend.<br />

Geschichten und Symptome, die uns<br />

oftmals angstvoll erzählt werden und<br />

das jeweilige Handeln danach, gestalten<br />

letztlich auch die Beziehung<br />

zu Helfern und Angehörigen. In ihrem<br />

Vortrag behandelt Dr. Barbara Hasiba-Cortolezis,<br />

Ärztin für Allgemeinmedizin<br />

und Psychotherapeutin,<br />

Graz, alle Aspekte von Angst, auch<br />

die positiven. Denn betrachtet man<br />

die hilfreichen Aspekte der Angst, so<br />

dient sie dem Selbstschutz. Barbara<br />

Hasiba-Cortolezis: „Man wird vorsichtig,<br />

vermeidet Situationen oder<br />

stellt sich durch beschleunigtes Verhalten<br />

auf Kampf oder Flucht ein.“<br />

Störend oder hilfreich<br />

Erst durch unsere Fragen unterscheiden<br />

wir, wann Angst hilfreich ist oder<br />

sie als Störung erlebt wird. Im besten<br />

Fall wird in weiterer Folge klar, wofür<br />

die Angst steht. Wenn die Angst<br />

unerträglich scheint, ist meist schon<br />

eine Selbsttherapie vorhergegangen,<br />

die sich eventuell in Komorbiditäten<br />

zeigt: Lebensbereiche werden vermieden,<br />

Alkohol oder Beruhigungstabletten<br />

werden verwendet oder<br />

Ersatzhandlungen wie Rauchen,<br />

Essen oder Zwangsrituale kommen<br />

zum Zuge. Manchmal wird auch Ablenkung<br />

durch etwas Exzessiveres<br />

gesucht – wie z.B. riskanter Sport.<br />

Barbara Hasiba-Cortolezis: „Angst<br />

manifestiert sich auf drei Ebenen, im<br />

Fühlen, Denken und Handeln. Dieses<br />

Zusammenspiel gilt es auch, wieder<br />

in Bewegung zu bringen.“<br />

Die Angst hinterfragen<br />

Fragen wie „Wie viel Ihrer Tageszeit<br />

beanspruchen die ängstlichen Gedanken?“<br />

oder „Was würden Sie mit<br />

der Zeit tun, wenn Sie sich nicht mit<br />

Angst beschäftigen würden?“ geben<br />

oft Hinweise auf den hohen Stellenwert<br />

von Leistung, die zurückgestellten<br />

Beziehungen mit Freunden oder<br />

endenwollendes Verständnis von<br />

anderen Familienmitgliedern. Furcht,<br />

Angst und Panik können gemeinsam<br />

auftreten oder alleine, mit oder ohne<br />

anderen körperlichen und psychischen<br />

Erkrankungen. Es gibt jedoch<br />

nicht nur verursachende Bedingungen<br />

in der Vergangenheit für Angststörungen<br />

und Panikattacken, sondern immer<br />

auch aufrechterhaltende Bedingungen<br />

in der Gegenwart. Durch die<br />

Angst wird die Wahrnehmung während<br />

dieser Zeit fokussiert, hierarchisiert<br />

und die Aufmerksamkeit von der<br />

Außen- auf die Innenwelt gerichtet.<br />

„Kleine Körperübungen können unterstützen,<br />

den Fokus der Aufmerksamkeit<br />

selbstwirksam zu nützen“, rät<br />

Foto: privat<br />

Barbara Hasiba-Cortolezis.<br />

Implizite Einladungen<br />

an die Helferinnen<br />

„Hilf mir“ oder<br />

„Alleine schaffe ich<br />

es nicht“ können zu<br />

Fallen werden, die zu<br />

unpassenden Hilfsangeboten<br />

führen und<br />

zur Aufrechterhaltung<br />

beitragen. Nützlicher<br />

sind klärende Fragen.<br />

Dabei geht es um das<br />

Abwägen von Vor- und<br />

Nachteilen der Ängste<br />

in den einzelnen Situationen.<br />

Dies ermöglicht<br />

den Betroffenen, eine Expertenhaltung<br />

zu sich selbst einzunehmen.<br />

Dies betrifft auch eine mögliche medikamentöse<br />

Therapie.<br />

Bewährt hat sich aus Sicht von Hasiba-Cortolezis,<br />

nach Erfahrung im<br />

Bereich der Musik zu suchen, die das<br />

Problem verdeutlichen sowie die<br />

Lösung erlebbar ausdrücken. Drei<br />

zusammenfassende Tipps bietet<br />

sie zum Abschluss: die Freiheit von<br />

einengenden Gewohnheiten zu ermöglichen,<br />

die Fesseln der Angst zu<br />

entknoten und vor alllem die Angst<br />

zum hilfreichen Diener zu machen<br />

statt zum Monster, das gefüttert<br />

werden will.<br />

Dr. Barbara<br />

Hasiba-Cortolezis<br />

VORTRAG FÜR MITARBEITER:<br />

Damit nicht Angst und Panik herrschen<br />

Fr., 27. 11., 11.00 – 12.30 Uhr<br />

10 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


FORTBILDUNG<br />

Unlimited media<br />

video • web • print & more<br />

Fortbildung: Rauchstopp<br />

Österreich ist Europameister, leider nur beim Konsum von Zigaretten.<br />

Dennoch wollen viele Raucherinnen und Raucher einen Rauchstopp<br />

versuchen – oftmals mit Hilfe oder auf Anraten des Arztes oder der Ärztin.<br />

In dieser DFP-Fortbildung werden die Standards der Raucherentwöhnung<br />

zusammengefasst und wichtige Tipps für die ärztliche Beratung gegeben.<br />

THEMENÜBERSICHT<br />

• Zahlen und Fakten<br />

Prim. Dr. Alfred Lichtenschopf gibt einen Überblick über<br />

die Raucherentwöhnung, betont aber auch die Aufgabe der<br />

Ärzte zum Aufhören zu drängen und Hilfe anzubieten.<br />

• Rauchen und COPD<br />

Für OÄ Dr. Irmgard Homeier ist Tabakentwöhnung<br />

die wirksamste Einzelmaßnahme, um das Risiko der<br />

COPD-Entstehung herabzusetzen und das Voranschreiten<br />

zu stoppen.<br />

• Diabetes und CVD<br />

Rauchen erhöht die Diabetesinzidenz um das zweibis<br />

dreifache, erklärt OA Dr. Helmut Brath. Neueste<br />

Studien belegen, dass auch das Passivrauchen nicht viel<br />

besser abschneidet.<br />

• Rauchfrei guter Stimmung<br />

Nikotinabhängigkeit ist eine schwere chronische Erkrankung.<br />

Zudem hängen Rauchen und psychiatrische Erkrankungen<br />

zusammen, ein Rauchstopp ist dann noch<br />

schwieriger, erläutert Univ.-Prof. Dr. Gabriele Fischer.<br />

• Urologie und Krankmacher<br />

Rauchen wirkt sich nicht nur negativ auf das Herz-<br />

Kreislauf-System und die Lunge aus, es fördert auch die<br />

Entstehung von etwa 18 Karzinomen, warnt Univ.-Prof.<br />

Dr. Shahrokh Shariat.<br />

LITERATUR<br />

2 DFP-Punkte<br />

Artikel zum Thema Rauchstopp auf meindfp.at:<br />

www.unlimitedmedia.at/rauchstopp<br />

VIDEO<br />

Alle Videovorträge zum Thema Rauchstopp:<br />

www.unlimitedmedia.at/rauchstopp-video<br />

5 DFP-Punkte<br />

Pro Video-Vortrag<br />

1 Punkt<br />

Infos zu Vareniclin<br />

Im Vortrag erklärt OA Dr. Helmut Brath, Ge sundheitszentrum<br />

Süd Wien, welche Rolle Vareniclin bei<br />

der Tabakentwöhnung spielen kann, wie der Wirkmechanismus<br />

funktioniert und welche Dosierung sich bewährt<br />

hat. (Fachinformation)<br />

Mit freundlicher Unterstützung<br />

Pfizer Corporation Austria GmbH, Wien<br />

CHA-003-15/2/27.10.<strong>2015</strong><br />

IMPRESSUM<br />

Ärztlicher Fortbildungs an bieter:<br />

Zentrum für Allgemeinmedizin<br />

der ÄK für Wien. In Kooperation<br />

mit der Wiener Gesellschaft für<br />

Allgemeinmedizin<br />

Medieneigentümer & Herausgeber:<br />

Unlimited media<br />

video • web • print & more<br />

Crisafulli & Stodulka Unlimited Media GmbH<br />

Verlag & Redaktion: 18., Salierigasse 26/4,<br />

unlimitedmedia.at<br />

Fachkurzinformation auf Seite 16


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Traditionelle Europäische Medizin<br />

Die heile Welt der Kräuter<br />

Warum in die Ferne schweifen,<br />

wenn das Gute ist so nah!<br />

Die Traditionelle Europäische<br />

Medizin und Heilkunde hat<br />

viel altes Wissen zu bieten –<br />

ein noch kaum entdeckter<br />

Schatz für Ärzte und<br />

Ordinationsgehilfen.<br />

Thymian (Thymus vulgare) - potenter Helfer bei winterlichen Infekten<br />

Fotos: Ulrike Köstler<br />

Das Interesse an Naturheilverfahren<br />

beschränkte sich bisher stark auf<br />

asiatische Methoden wie die Traditionelle<br />

Chinesische Medizin oder Ayurveda.<br />

Genauer betrachtet beruhen<br />

die asiatischen Philosophien jedoch<br />

auf der Kenntnis, dass die in der Region<br />

vorkommenden Krankheiten<br />

mit Heilpflanzen aus dem eigenen<br />

Lebensraum am wirkungsvollsten zu<br />

behandeln sind. „Paracelsus sagte<br />

bereits, dass alle Heilmittel, die wir für<br />

unsere gesundheitlichen Probleme<br />

benötigen, in unserer eigenen Umgebung<br />

zu finden sind“, erklärt die zertifizierte<br />

Kräuterfachfrau Ulrike Köstler<br />

und dipl. Traditionelle Europäische<br />

Heilkunde-Praktikerin (TEH), Naturakademie<br />

St. Gilgen am Wolfgangsee.<br />

Sie betont die unterschiedlichen<br />

Lebensbedingungen der verschiedenen<br />

Lebensräume. „Wir haben eine<br />

andere Genetik, ein anderes Klima<br />

und andere körperliche, seelische und<br />

geistige Probleme als Asiaten, Amerikaner<br />

oder Afrikaner. Alpine Heilpflanzen<br />

haben zum Beispiel ganz<br />

besondere Wirkstoffe, die für uns hier<br />

sehr wertvoll sind“, verdeutlicht die<br />

Expertin und weiß zudem die noch<br />

reine Natur Österreichs zu schätzen.<br />

„Unsere Natur ist im Vergleich zu<br />

anderen Gebieten immer noch eine<br />

heile Welt. Wir haben eine gute Luft<br />

und gutes Wasser. Verglichen mit<br />

importierten Kräutern haben unsere<br />

naturheilkundlichen Mittel eine ganz<br />

andere Vitalität, Qualität und andere<br />

Wirkstoffe. Abgesehen davon, dass<br />

bei uns andere Kontrollmöglichkeiten<br />

zur Qualitätssicherung gegeben sind“,<br />

so Expertin Ulrike Köstler.<br />

Hilfe zur Selbsthilfe<br />

Viele naturheilkundliche Maßnahmen<br />

finden heute noch Anwendung und<br />

die Nachfrage danach wird immer<br />

größer. Die Ärzteschaft hat das Potential,<br />

ihr schulmedizinisches Wissen mit<br />

Volksmedizin zu erweitern, allerdings<br />

noch zu wenig erkannt. „Deshalb sind<br />

immer mehr neue Berufsgruppen in<br />

diesem Bereich entstanden. Dabei<br />

wären Ärzte die idealen Ansprechpartner“,<br />

so Ulrike Köstler.<br />

Leider bestehen gewisse Hemmschwellen<br />

bezüglich der Anwendungen.<br />

So sind z.B. Essigpatscherl jedem<br />

ein Begriff, doch wenige wissen<br />

wirklich, wie und wann man diese<br />

richtig einsetzt. „Es wäre gut, wenn in<br />

der Ordination jemand darüber Bescheid<br />

wüsste“, so Ulrike Köstler. „Mit<br />

Fußbädern kann man Infekte, Schlafstörungen<br />

oder Stressprobleme wirkungsvoll<br />

in den Griff bekommen.<br />

Auf der Fußsohle sind alle Reflexzonen<br />

und die Haut ist sehr empfänglich<br />

an dieser Stelle. Der ganze Körper<br />

reagiert mit ganz simplen Zutaten wie<br />

Salz oder Senf“, so die Kräuterfachfrau.<br />

Das Prinzip aller naturheilkundlichen<br />

Methoden ist die Stärkung der<br />

Regulationsfähigkeit des Körpers und<br />

die Anregung der Selbstheilungskräfte.<br />

„Ärztliche Therapien können nur<br />

Unterstützung der Regulation und<br />

der Stärkung der Selbstheilungskräfte<br />

des Menschen sein“, so Ulrike Köstler.<br />

„Heilung passiert immer aus dem<br />

Menschen heraus. Ein Arzt kann die<br />

Wunde nähen, aber die Heilung muss<br />

trotzdem durch das Immunsystem<br />

von innen funktionieren. Aber der<br />

Arzt kann es mit naturheilkundlichen<br />

Mitteln unterstützen, so eine allopathische<br />

Therapie nicht notwendig ist.“<br />

MITARBEITERSEMINARE:<br />

Ulrike Köstler<br />

Die Kunst, mit Kräutern zu heilen<br />

Fr., 27. 11., 9.00 - 10.30 Uhr<br />

Naturheilkunde<br />

Fr., 27. 11., 14.30 - 17.30 Uhr<br />

Bewährte Hausmittel zeitgemäß<br />

einsetzen<br />

Sa., 28. 11., 14.30 - 16.00 Uhr<br />

12 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Erdstrahlen erkennen, meiden, nützen<br />

Strahlende Erkenntnisse<br />

Alle aus der Erde an deren<br />

Oberfläche gelangte Strahlung<br />

und Schwingungen werden als<br />

Erdstrahlung bezeichnet. Diesen<br />

Strahlen werden verschiedene<br />

gesundheitsschädigende<br />

Wirkungen auf den Menschen<br />

zugeschrieben.<br />

Im Seminar möchte Dr. Christoph<br />

Sippel, Arzt für Allgemeinmedizin,<br />

Pöls, den Teilnehmern die wichtigsten<br />

Erdstrahlen vorstellen: „Es geht<br />

um das Kennenlernen der wichtigsten<br />

Erdstrahlen, erste praktische<br />

Erfahrungen mit der Winkelrute zu<br />

sammeln und um das Erkennen von<br />

günstigen und ungünstigen Plätzen<br />

für Menschen, Tiere und Pflanzen.“<br />

Erdstrahlen bilden einen Teil jener äußeren<br />

Einflüsse, welche unser Leben<br />

in zunehmendem Maße beeinflussen.<br />

Sie werden oft auch als geopathische<br />

Störfelder oder Störzonen bezeichnet.<br />

Dabei kann es sich um unterirdische<br />

Wasseradern, Gesteinsbrüche,<br />

Verwerfungen aber auch Gitternetze<br />

handeln. Mit der Erdstrahlung beschäftigen<br />

sich die Menschen schon<br />

seit Jahrtausenden. Im alten Ägypten,<br />

aber auch im Mittelalter achteten die<br />

Baumeister auf die Auswirkungen der<br />

Erdstrahlen. Dann wurde das Wissen<br />

verdrängt und vergessen. Erst im 20.<br />

Jahrhundert beschäftigten sich die<br />

Ärzte Dr. Ernst Hartmann und Dr.<br />

Manfred Curry mit dem Phänomen<br />

natürlicher Störzonen. So kann sich<br />

etwa ein Schlafplatz auf einer Wasserader<br />

negativ auf die Gesundheit<br />

auswirken. Christoph Sippel: „Ein weiteres<br />

Thema ist die Inklination. Der<br />

Grazer Rechtsanwalt Dr. Heinz Eger<br />

erkannte, dass jede Pflanze, jedes<br />

Tier, jeder Mensch, jedes Nahrungsmittel,<br />

jeder Gegenstand, jeder Punkt<br />

auf der Erde und sogar alle abstrakten<br />

Begriffe eine für sie typische Rutenstellung<br />

haben; dies ist reproduzierbar<br />

Foto: Dr. Christoph Sippel<br />

und unabhängig vom Untersucher.“<br />

Im praktischen Teil des Seminars<br />

üben alle Teilnehmer unter Anleitung<br />

das Muten. Dabei kann der Anwender<br />

erkennen, welche Nahrungsmittel,<br />

Arzneien oder Schlafplätze positiv<br />

oder negativ sind.<br />

Dr. Christoph<br />

Sippel<br />

SEMINAR FÜR ÄRZTE/MITARBEITER:<br />

Erdstrahlen erkennen, meiden, nützen<br />

Fr., 27. 11., 14.30 – 17.30 Uhr<br />

Graz/27. November <strong>2015</strong> <strong>KONGRESSJOURNAL</strong> 13


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Psychoneuroimmunologie<br />

Körper und Seele sind eins<br />

Die moderne, medizinische<br />

Forschungsrichtung Psychoneuroimmunologie<br />

(PNI) sagt<br />

der Aufspaltung von Leib und<br />

Seele in der Biomedizin den<br />

Kampf an.<br />

Psychische und psychosoziale Faktoren<br />

haben Einfluss auf die Gesundheit.<br />

„Mit dem Wissen um eine gemeinsame<br />

biochemische Sprache, in der<br />

Nerven-, Hormon- und Immunsystem<br />

miteinander in komplexer Weise<br />

kommunizieren, ist dieser klinischen<br />

Intuition nun der empirische Rückhalt<br />

gegeben“, erklärt Univ.-Prof. DDr.<br />

Christian Schubert, Med. Universität<br />

Innsbruck. Psychoneuroimmunologie<br />

beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen<br />

zwischen psychischen sowie<br />

Nerven-, Hormon- und Immunfaktoren.<br />

Die PNI machte deutlich, dass<br />

die Psyche die Entstehung und Aufrechterhaltung<br />

von chronischen Entzündungserkrankungen<br />

und auch<br />

Autoimmunerkrankungen wesentlich<br />

beeinflussen kann. Umgekehrt kann<br />

aber auch Entzündungsaktivität Erleben<br />

und Verhalten derart verändern,<br />

dass Schwächegefühl, Erschöpfung<br />

und sogar Depression auftreten.<br />

„Dies ist eine klare Ansage an all jene,<br />

die immer noch meinen, Seele habe<br />

nichts mit dem Körper zu tun und<br />

medizinische Tatsachen ließen sich<br />

am besten durch Kenntnis kleinster<br />

molekularer Bausteine erklären“, so<br />

Christian Schubert.<br />

Der Mensch ist keine Maschine<br />

Der Mensch ist keine Maschine, die<br />

sich beliebig vermessen, durchleuchten<br />

und behandeln lässt, wie es die<br />

Biomedizin mit ihrem technischen<br />

Fortschritt propagierte. Der Leitspruch<br />

Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert, Med. Universität Innsbruck<br />

„natura sanat, medicus curat“ bekommt<br />

mit der PNI eine neue Bedeutung.<br />

Denn es ist nicht damit getan,<br />

vom Arzt eine Wunde mechanisch<br />

schließen zu lassen. Beim Wundheilen<br />

sind zwei Arbeiter nacheinander<br />

tätig: der Arzt mit seinem Nähen und<br />

die Heilkraft der Wunde, die von der<br />

psychischen Ausgangssituation der<br />

verletzten Person abhängt. Dabei<br />

zeigte die PNI eindrucksvoll, dass sowohl<br />

Stress zu einer Verzögerung der<br />

Wundheilungsgeschwindigkeit führt<br />

und auch positiv Erlebtes zu deren<br />

Beschleunigung.<br />

Neuer Forschungsansatz<br />

Christian Schubert: „Mit der Einbeziehung<br />

der psychischen Wirkkraft und<br />

der damit verbundenen Individualisierung<br />

des Menschen in die Medizin<br />

stößt die Evidenz-basierte Medizin an<br />

ihre Grenzen. Denn Selbstheilungskräfte<br />

und Placebo lassen sich nicht<br />

verschreiben und schon gar nicht in<br />

Gebrauchsanweisungen formulieren!“<br />

Zudem sollte auch die Forschung kritisch<br />

hinterfragt werden, die Erkenntnisse<br />

aus der statistischen Analyse<br />

von Gruppenmittelwerten erzielt.<br />

Berücksichtigt wird dabei weder die<br />

Dynamik von psychischem Erleben<br />

noch die subjektive Bedeutung des<br />

Erlebten. Mithilfe eines neuen Forschungsansatzes<br />

in der Medizin, den<br />

sogenannten „integrativen Einzelfallstudien“,<br />

wurden in den letzten<br />

Jahren neue Ergebnisse möglich, die<br />

sich von den herkömmlichen Resultaten<br />

fundamental unterscheiden.<br />

Mit Interview- und Zeitreihenanalysen<br />

wird die Lebensrealität von Personen<br />

untersucht. So ließ sich zeigen, dass<br />

der Stressreaktionsprozess einerseits<br />

von Person zu Person einem gleichen<br />

Muster folgt. Andererseits wurde<br />

deutlich, dass die zeitliche Verzögerung<br />

zwischen dem Auftreten von<br />

Stressoren und der Stresssystemreaktion<br />

(z.B. Cortisol) von Person zu Person<br />

sehr unterschiedlich ist. Christian<br />

Schubert: „Durch die erweiterte Sicht<br />

der PNI konnte in der Medizin ein<br />

Quantensprung an neuen Erkenntnissen<br />

erzielt werden. Möge die PNI<br />

daher die öffentliche Unterstützung<br />

erhalten, die sie für ihren Aufbruch zu<br />

einer neuen Medizin verdient!“<br />

HAUPTVORTRAG:<br />

Wie Psychisches die Aktivität des<br />

Immunsystems verändert<br />

Fr., 27. 11., 16.55 – 17.35 Uhr<br />

Foto: Univ.-Prof. DDr. Christian Schubert<br />

14 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Experten-Tipps<br />

Update Schmerz<br />

Der Schmerzspezialist<br />

Grünenthal lädt zum Expertentalk.<br />

Prim. Univ.-Prof. Dr. Rudolf<br />

Likar gibt Tipps rund um die<br />

Diagnostik und Therapie bei<br />

neuropathischen Schmerzen<br />

sowie über die Opioidtherapie<br />

beim geriatrischen Patienten.<br />

Neuropathische Schmerzen gehören<br />

zu den häufigsten neurologischen<br />

Erkrankungen überhaupt.<br />

Viele Patienten sind aber leider<br />

nicht korrekt diagnostiziert, weil es<br />

Defizite in Diagnostik und Behandlung<br />

gibt. Oft vergehen drei bis fünf<br />

Jahre, bevor eine korrekte Diagnose<br />

neuropathischer Schmerz gestellt<br />

wird, im Durchschnitt werden sechs<br />

bis sieben Ärzte aufgesucht.<br />

Die schmerzmedizinische Behandlung<br />

alter und damit meist multimorbider<br />

Menschen ist sehr komplex und<br />

sollte immer multimodal geschehen.<br />

Nutzen und Risiko einer medikamentösen<br />

Therapie müssen noch<br />

sorgfältiger abgewogen werden.<br />

Die tägliche Einnahme einer Tablette<br />

überfordert viele ältere Menschen. Sie<br />

profitieren daher von einer transdermalen<br />

Applikation. Der einfache Anwendungsplan<br />

der fixen Wechseltage<br />

und die unkomplizierte Handhabung<br />

von transdermalem Buprenorphin<br />

Foto: Kabag<br />

(Transtec®) entlastet Patienten und<br />

pflegende Angehörige.<br />

Prim. Univ.-Prof.<br />

Dr. Rudolf Likar<br />

MEET THE EXPERT AM<br />

GRÜNENTHAL-STAND:<br />

Update Neuropathischer Schmerz<br />

Fr., 27. 11., 10.15 – 11.15 Uhr<br />

Update Opioidtherapie beim<br />

geriatrischen Patienten<br />

Fr., 27. 11., 15.45 – 16.30 Uhr<br />

Endlich richtig gut schlafen…<br />

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Ut.Nr.: 2-1101 / 30.4.<strong>2015</strong>


KONGRESS<br />

JOURNAL<br />

Institut für Allgemeinmedizin an der Grazer Med-Uni<br />

Endlich ein Lehrstuhl<br />

für Hausärzte<br />

Seit Anfang des heurigen Jahres<br />

gibt es endlich ein Institut für Allgemeinmedizin<br />

an der Med-Uni<br />

Graz. Zentrale Aufgaben sind<br />

die Aus- und Weiterbildung von<br />

Allgemeinmedizinern, um dem<br />

drohenden Ärztemangel in der<br />

hausärztlichen Versorgung gegenzusteuern.<br />

Zudem soll mehr<br />

Forschung für und mit Allgemeinmedizinern<br />

initiiert werden.<br />

Univ.-Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch<br />

Foto: Unlimited Media<br />

Am 1. Jänner <strong>2015</strong> wurde das Institut<br />

für Allgemeinmedizin und evidenzbasierte<br />

Versorgungsforschung<br />

(IAMEV) an der Med-Uni Graz mit<br />

tatkräftiger Unterstützung der Steirischen<br />

Akademie für Allgemeinmedizin<br />

(STAFAM) eröffnet – das ist<br />

in Österreich bisher einzigartig. Die<br />

Leiterin Univ.-Prof. Dr. Andrea Siebenhofer-Kroitzsch<br />

erklärte gestern<br />

beim Kongress, dass man vor allem<br />

ein Bindeglied zwischen hausärztlicher<br />

Praxis und medizinischer Wissenschaft<br />

sein möchte.<br />

Gefahr Hausarztmangel<br />

Das Ziel ist, mit den seit Jahren aktiv<br />

tätigen Lehrenden der Allgemeinmedizin<br />

eine qualitativ hochwertige<br />

Aus- und Weiterbildung für eine<br />

bestmögliche Patientenbetreuung in<br />

hausärztlichen Praxen zu gewähren.<br />

Jahrelang habe man sich darum bemüht,<br />

die Allgemeinmedizin auch an<br />

der Universität zu verankern, das sei<br />

nun gelungen. Die Allgemeinmedizin<br />

bekommt dadurch einen gleichen<br />

Stellenwert wie andere medizinische<br />

Fachrichtungen. „Die hausärztliche<br />

Grundversorgung ist wegen des<br />

Nachwuchsmangels in Gefahr und<br />

wird sich in den nächsten Jahren zu<br />

einem akuten Versorgungsproblem<br />

auswachsen”, warnt Siebenhofer-<br />

Kroitzsch. Daher gilt es, die Studierenden<br />

von Anfang an für das Fach<br />

Allgemeinmedizin zu begeistern und<br />

in der Lehre die dafür notwendigen<br />

Kompetenzen zu vermitteln. Erreichen<br />

will man das mit einer Kombination<br />

aus Studium und Praxis.<br />

Dadurch soll es gelingen, dass die<br />

Allgemeinmedizin ein hochinteressantes<br />

Fach bleibt, das die gesamte<br />

Palette der Medizin umfasst und den<br />

Menschen im Mittelpunkt hat.<br />

An der Med-Uni Graz verbringen<br />

Studierende der Humanmedizin verpflichtend<br />

einen Teil ihres sechsten<br />

Studienjahres in einer Allgemeinmedizinischen<br />

Praxis. Die Stafam,<br />

die schon bisher für die Weiterbildung<br />

der Hausärzte verantwortlich<br />

war, wird auch weiterhin eng mit<br />

dem neuen Institut kooperieren.<br />

„Um zu lernen, müssen Studenten<br />

in die Hausarztpraxen gehen”, sagt<br />

Siebenhofer-Kroitzsch. Der Hausarzt<br />

hat viel Wissen und Erfahrung, das<br />

verloren geht, wenn es in Lehre und<br />

Forschung nicht weitergegeben wird.<br />

Gemeinsam forschen<br />

Ein weiteres Anliegen ist ein Forschungsnetzwerk<br />

zu initiieren, in dem<br />

gemeinsam mit Hausärzten Themen<br />

aus der Praxis beforscht werden.<br />

„Bisher ist die Allgemeinmedizin für<br />

die Forschung ein braches Land”,<br />

sagt Siebenhofer-Kroitzsch. Ein klarer<br />

Schwerpunkt wird die Evidenzbasierte<br />

Versorgungsforschung sein:<br />

So will man Umstrukturierungsmaßnahmen<br />

in der Erstversorgung in<br />

Kooperation mit Partnern wie dem<br />

Land Steiermark und den Krankenkassen<br />

mitentwickeln bzw. wissenschaftlich<br />

begleiten. Letztlich geht es<br />

um die Entwicklung und Umsetzung<br />

wissenschaftlich fundierter Versorgungskonzepte<br />

besonders für den<br />

Primärbereich und einer Evaluierung<br />

hinsichtlich ihrer Wirksamkeit unter<br />

Alltagsbedingungen.<br />

18 <strong>KONGRESSJOURNAL</strong>Graz/27. November <strong>2015</strong>


Unlimited Media<br />

alles in allem:<br />

konzeption • kreation • redaktion & produktion<br />

for video • web • print & more ...<br />

unlimitedmedia.at<br />

zoe.imwebtv.at

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