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FachDienst - Aufklären und Beraten

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schwulen IdentiUiten Jugendliche wahrnehmen <strong>und</strong> vermittelt<br />

bekommen. Hier bietet der authentische Ansatz<br />

der schwul-lesbischen Aufklarungsprojekte optimale<br />

Mtiglichkeiten. Doch wird es weder genUgend SchLAue<br />

Projekte geben, um flachendeckend alle Jugendlichen<br />

in ihren Schulen zu besuchen, noch wird ein in der<br />

Regel einmaliger Besuch einen dauerhaften Gegenpol<br />

zur Heteronormativitat <strong>und</strong> Homophobie der meisten<br />

anderen Sozialisationsinstanzen (Lehrerlnnen, Peers,<br />

Medien, etc.) leisten konnen. Daher muss das Thema<br />

sexuelle Orientierung (nicht nur Lesbisch- oder Schwulsein)<br />

in vielerlei Kontexten auf vielfaltigste Arten <strong>und</strong><br />

Weisen thematisiert <strong>und</strong> eine breite Allianz gegen Tendenzen<br />

der Normierung <strong>und</strong> Ausgrenzung geschmiedet<br />

werden. Hier mUssen auch die schwul-lesbischen Aufklarungsprojekte<br />

auf andere Institutionen <strong>und</strong> Gruppen<br />

zugehen, die nicht im schwul-lesbischen Bereich tatig<br />

sind, aber ahnliche oder verwandte Ziele anstreben<br />

(Peer Projekte, sexualpadagogisch Tatige, Lehrerlnnen,<br />

Jugendarbeiterlnnen, etc.). Die Zukunft der SchLAuen<br />

Projekte liegt in ihrer Offnung gegenUber diesen ,VerbUndeten'<br />

<strong>und</strong> der Kooperation mit ihnen.<br />

Schlussbetrachtungen<br />

Die Arbeit der Aufklarungsprojekte leistet einen wichtigen<br />

Beitrag zur Identitatsentwicklung aller Jugendlicher<br />

- gleich welcher sexueller Orientierung. Die Erziehung<br />

zu Toleranz <strong>und</strong> Respekt im Umgang miteinander<br />

gelingt<br />

nur in der Auseinandersetzung sowohl mit sich <strong>und</strong><br />

dem Fremden in sich selbst, als auch mit anderen Menschen.<br />

Eine Beschaftigung mit dem Anderssein in Form<br />

der sexuellen Identitat <strong>und</strong> Orientierung kann durch<br />

r-------------'" eine Begegnung mit<br />

Die AufkUirung tiber Hornose- Lesben <strong>und</strong> Schwulen<br />

xualitat allein reicht nicht aus, in Gang gebracht<br />

urn an der Diskrirninierungvon werden. Dabei bietet<br />

lesben <strong>und</strong> Schwulen etwas zu besonders die person-<br />

\.. andern ~ liche Begegnung eine<br />

------------ viel grofSere Chance<br />

auf Entwicklung als z. B. kognitive Sachinformation,<br />

weil die Angst vor dem Fremden auf ihrer ursprUnglichen,<br />

emotionalen Ebene, erreicht werden kann. Damit<br />

wird jedoch auch klar, dass die Aufklarung Uber Homosexualitat<br />

allein nicht ausreicht, um an der Diskriminierung<br />

von Lesben <strong>und</strong> Schwulen etwas zu andern. Es<br />

ist die Diskriminierung aller Madchen, Frauen, Jungen<br />

<strong>und</strong> Manner, die den gesellschaftlichen Erwartungen an<br />

ihr Ge-schlechtsrollenverhalten nicht entsprechen, die<br />

bekampft werden muss. Hierzu braucht es im Bereich<br />

der Schule <strong>und</strong> Jugendarbeit m. E. eine reflektierte<br />

Koedukation, die Phasen der Jungen- <strong>und</strong> Madchenarbeit<br />

integriert. Vor allem aber ist eine normenkritische<br />

Erziehung hilfreich, die sich mit Geschlechtsrollenerwartungen<br />

<strong>und</strong> Heteronormativitat auseinandersetzt. Um<br />

Menschen die Suche nach ihrer Identitat <strong>und</strong> Orientierung<br />

zu erleich-tern, dUrfen ,weibliche' Eigenschaften<br />

bei Jungen <strong>und</strong> Mannern sowie ,mannliche' Eigenschaf-<br />

ten bei Madchen <strong>und</strong> Frauen nicht weiter diskrimi-niert<br />

werden. Eine solche Veranderung wUrde es vor allem<br />

jungen Menschen erleichtern, eine grofSere Zahl von<br />

Eigenschaften in ihre Perstinlichkeit zu integrie-ren,<br />

ohne dabei Opfer von Diskriminierung <strong>und</strong> Ausgrenzung<br />

zu werden. Vor allem lesbische, schwule, bi- <strong>und</strong><br />

transsexuelle Frauen <strong>und</strong> Manner konnen Jugendlichen<br />

aufzeigen, dass es Alternativen zu den traditionellen<br />

Geschlechtsrollen gibt <strong>und</strong> sie bei ihrer Personlichkeitsentwicklung<br />

unterstUtzen. Die SchLAuen Projektgruppen<br />

in NRW leisten hierzu einen wichtigen <strong>und</strong><br />

unersetzlichen Beitrag. Eine Auseinandersetzung mit<br />

der Vielfalt an real gelebten Lebensformen sollte das<br />

Ziel haben, jungen Menschen eigene Lebensgestaltungsmoglichkeiten<br />

aufzuzeigen <strong>und</strong> zu ermoglichen.<br />

WeiterfUhrende<br />

Literatur:<br />

HARTMANN,Jutta (2001):<br />

Bewegungsraume zwischen kritischer Theorie <strong>und</strong> Poststrukturalismus.<br />

Eine ,Padagogik vielfaltiger Lebensweisen' als Herausforderung<br />

fUr die Erziehungswissenschaft.<br />

in:<br />

Dekonstruktive padagogik. Erziehungswissenschaftliche Debatten<br />

unter poststrukturalistischen Perspektiven, hg. v. B. Fritsche/<br />

J. Hartmann/ A. Schmidt/ A. Tervooren,<br />

Opladen, 2001,65-84.<br />

SIELERT,Uwe (2001):<br />

Gender Mainstreaming im Kontext einer Sexualpadagogik der<br />

Vielfalt.<br />

in:<br />

Forum Sexualaufklarung <strong>und</strong> Familienplanung,<br />

4/2001,18-24.<br />

WANZECK-51ELERT,Christa (2002):<br />

Sexualpadagogische Hypothesen im Kontext von Jugendkulturen<br />

<strong>und</strong> Sexualforschung.<br />

in:<br />

Forum Sexualaufklarung <strong>und</strong> Familienplanung,<br />

1/2002,26-31.<br />

8 )<br />

(SCHWULES~NETZWERKNRW ")

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