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EWIGER WANDERER<br />

Geboren in Ulm, aufgewachsen<br />

in Bayern und der Schweiz, wichtige<br />

Lebensstationen in Zürich, Prag,<br />

Berlin und Princeton – Einsteins<br />

Lebensmittelpunkt änderte sich oft.<br />

Einsteins Wunderwelt<br />

Die wichtigsten Eckpfeiler der beiden Relativitätstheorien, wie<br />

sie sich herleiten und wie ihre zentralen Aussagen lauten.<br />

Das Äther-Rätsel<br />

ULLSTEIN BILD / PICTUREDESK.COM (2)<br />

SCIENCE PHOTO LIBRARY / PICTUREDESK.COM<br />

LASER UND SPIEGEL<br />

Beim Michelson-Morley-Experiment sucht man<br />

mit Lichtstrahlen nach dem mysteriösen Äther.<br />

Licht breitet sich als elektromagnetische<br />

Welle aus, und zwar mit<br />

knapp 300.000 Kilometern pro<br />

Sekunde. Doch was schlägt dabei<br />

eigentlich Wellen? Eine Schallwelle<br />

kann sich in der Luft ausbreiten,<br />

und wenn wir einen<br />

Stein in den Teich werfen, sehen<br />

wir eine Wasserwelle auf der<br />

Oberfläche. Daher ist es bei diesen<br />

Wellen einfach, eine Geschwindigkeit<br />

zu definieren: Die<br />

Schallgeschwindigkeit ist die Geschwindigkeit<br />

des Schallsignals<br />

relativ zur ruhenden Luft, die Geschwindigkeit<br />

der Wasserwelle<br />

misst man relativ zum Teich. Worauf<br />

bezieht man aber die Geschwindigkeit<br />

einer Lichtwelle?<br />

In den Weiten des Weltraums gibt<br />

es keine Materie, durch die sich<br />

das Licht ferner Sterne bis zu uns<br />

ausbreiten könnte.<br />

Man postulierte daher, quasi<br />

als eine Art Kopfgeburt, den<br />

„Äther“, ein geheimnisvolles, von<br />

uns nicht direkt wahrnehmbares<br />

Medium, in dem sich die Lichtwellen<br />

bewegen. Der Äther wäre<br />

dann ein eindeutig festgelegtes<br />

Bezugssystem, in dem man die<br />

„wahre“ Lichtgeschwindigkeit<br />

messen könnte. Wenn man sich<br />

relativ zum Äther bewegt, müsste<br />

man auch eine andere Lichtgeschwindigkeit<br />

wahrnehmen, so<br />

wie auch die Bewegung von Wasserwellen<br />

anders aussieht, wenn<br />

man ihnen in einem Boot davonfährt.<br />

Die Äther-Theorie brachte<br />

allerdings grobe Schwierigkeiten<br />

mit sich: Wenn sich die Erde auf<br />

ihrer Bahn um die Sonne durch<br />

einen ruhenden Äther hindurchpflügen<br />

muss, sollte sich ein<br />

„Äther-Wind“ messen lassen, ähnlich<br />

wie der Fahrtwind, wenn<br />

man den Kopf aus dem Zugfenster<br />

steckt.<br />

Sorgfältig wurde danach gesucht<br />

– etwa von Albert Michelson<br />

und Edward Morley, die mit<br />

einem ausgeklügelten System von<br />

Spiegeln und Lichtstrahlen die Relativbewegung<br />

der Erde zum<br />

Äther nachweisen wollten, doch<br />

der Effekt stellte sich nicht ein.<br />

Außerdem vertrug sich die<br />

Äther-Theorie nicht mit der erfolgreichen<br />

Theorie der Elektrodynamik,<br />

die James Clerk Maxwell im<br />

19. Jahrhundert formuliert hatte.<br />

Einstein löste das Problem radikal:<br />

Er schaffte den Äther einfach<br />

ab. Er war daher überzeugt, dass<br />

Lichtwellen keinen Äther brauchen,<br />

um sich auszubreiten. Und<br />

wenn das Licht kein Medium benötigt,<br />

kann jeder Beobachter,<br />

egal wie schnell er sich bewegt,<br />

mit demselben Anspruch auf<br />

Gültigkeit die Geschwindigkeit<br />

des Lichts messen.<br />

30. September 2015 • <strong>profil</strong><strong>wissen</strong> 3<br />

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